Dom-Römer-Areal: die Planung

  • Heute abend war wieder Dom-Römer-Sonderausschuss – viel neues gab es nicht wirklich, das interessanteste war wie so häufig der „Bericht der DomRömer GmbH“, diesmal vom Projektmanager Herrn Brummermann, der sehr kompetent seinen krankheitsbedingt abwesenden Chef Herrn Guntersdorf vertrat, und daraus der Punkt „Überarbeitung Rekonstruktionen und Neubauten“.


    Von drei Gebäuden, allesamt Neubauten, wurden die Wettbewerbseinreichungen und der aktuelle Entwurfsstand visuell gegenüber gestellt, und es gab eine wirklich wunderbare Überraschung. Unter dem Einfluss der Gestaltungskommission, die sich im Gegensatz zu Dresden in Frankfurt am Main wohl wirklich so nenen darf, sind aus französischen Fenstern mittlerweile wieder klassische Sprossenfenster geworden, die frei gewordene Fläche darunter füllen feine Putzspiegel, Haus Braubachstraße 29 (?) ist nun fast schon eine Rekonstruktion, am Markt wurde an einem Entwurf aus unpassenden Fensterbändern Gruppen im Stil der Renaissance, im Giebel kam eine Frankfurter Nase hinzu und noch vieles mehr.


    Bezüglich dieser Überarbeitungen der Wettbewerbsergebnisse hat Herr Mäckler (ich meine, der hatte das irgendwo gesagt) wirklich nicht übertrieben, als er sagte, vieles werde im Bauantrag, der übrigens im September 2013 gestellt werden soll, nicht mehr wiederzuerkennen sein, und das durchweg im positiven Sinne. Ich hoffe, die heute gezeigten Gegenüberstellungen der drei Gebäude tauchen noch irgendwo in der Presse auf.


    Ziemlich breit getretetenes Thema war noch die aufgegebene Hotelplanung im Bereich dreier Gebäude an der Braubachstraße in Verbindung mit dem Goldenen Lämmchen, die vor allem aus logistischen Gründen nicht weiter verfolgt würde. Das geschah wohl sehr kurzfristig, denn auch der über den Stil des Umgangs mit ihm sehr verärgerte Investor (Name mir leider entfallen, kein Unbekannter) war persönlich da und hat die Ausschussmitglieder ziemlich ratlos dastehen lassen. Herr Brummermann führte aus, dass die Ver- und Entsorgung des Hotels über die Braubachstraße in zweiter Reihe (und das bei dort durchfahrenden Straßenbahnen) hätte erfolgen müssen, ebenso die An- und Abreise der Gäste, da man auf die dort ausgewiesenen Parkplätze nicht verzichten könne, und anbetrachts der Anforderungen an die detailgetreue Rekonstruktion des Goldenen Lämmchens wären bei einer Hotelnutzung zu viele Kompromisse zu machen gewesen. Dessen Innenhof wird übrigens, das wurde nochmal bestätigt, als öffentlicher Straßenraum ausgewiesen und damit unabhängig von welcher künftigen Nutzung auch immer zugänglich bleiben.


    Unter „ferner liefen“ wäre zu berichten:


    – Es wurden Bilder aus dem ersten, nun praktisch fertigen und künftig sehr schicken Teil der Tiefgarage gezeigt, die noch in diesem Frühjahr wieder eröffnen soll, auf explizite Nachfrage mit in der Breite gegenüber dem Vorzustand unveränderten Stellflächen, SUVs kämen, so der Ausschussvorsitzende, doch ohnehin überwiegend aus benachbarten Landkreisen [südöstlich von Frankfurt]*.


    – Herr Gerchow, Leiter des Historischen Museums Frankfurt, war da, und hat eine Menge über Spolien erzählt und wie diese in den Museumsneubau (!) integriert werden sollen, ebenso, wie wenig er davon hält, solche an die nördliche Brandwand des Untergeschosssaals des Stadthauses zu hängen, aber ingesamt wenig zum Thema beigetragen.


    – Interessantere Neuigkeiten gab es zu den künftigen Straßenbelägen der „Neuen Altstadt“, diese werden in engstmöglicher Anlehnung an das Vorkriegsraster, mit nur geringen Kompromissen bezüglich der Befahrbarkeit durch die Feuerwehr und Müllabfuhr sowie der Nutzbarkeit durch behinderte Menschen, wohl ein Kopfsteinpflaster aus „blauem, glatt geschnittenen Basalt“ (wenn ich mich recht erinnere) erhalten, das somit strukturell im Prinzip nur eine geglättete Version des Vorkriegszustandes darstellen wird. Das Gefälle zwischen Bürgersteig und Straße wird aber nicht mehr so groß sein wie früher, da dessen Funktion, die Häuser vor Fuhrwerken zu schützen, nicht mehr nötig sei.


    – Schließlich wurde noch ein nach kurzem Überfliegen offenbar sehr frühes und sehr technisches Konzept zur künftigen Präsentation des Archäologischen Gartens verteilt. Interessant wie erfreulich ist in diesem Zusammenhang nur, dass die kürzlich gemachten Funde unter den „Stufen“ vor dem Domturm erhalten bleiben und sichtbar gemacht werden sollen. Herr Wamers vom Archäologischen Museum war ebenfalls krankheitsbedingt entschuldigt, weswegen in Bezug auf diesen Punkt wohl erst im März mit besseren Informationen zu rechnen ist.


    Kurz nach 20 Uhr bin ich dann gegangen, die Veranstaltung ging angesichts der noch offenen TOPs sicher noch länger, dürfte ansonsten aber nur noch wenig mehr Neuigkeiten gestiftet haben.


    * in eckigen Klammern von mir ergänzt

  • In der FNP vom 13.02.2013 wird berichtet, dass Interessengruppen, die das Dom Roemer Projekt (SOS Dom Panorama; SPD) verhindern möchten, erneut über den Bürgerhaushalt versuchen einen Baustopp oder eine Verkleinerung des Bürgerhauses durchzusetzen. Auch bei den Rekonstruktionen steht die Gesellschaft unter Kostendruck. Es wird jetzt geprüft, ob einfachere Bausausführungen, wie Sandsteinverblendungen statt Sandsteinmauerwerk helfen können, die Kosten zu senken. Ich finde das gefährlich, weil dadurch wirklich eine Art Frankfurt Disneyland entstehen könnte, was wieder ein nues Gegenargument für die Gegner liefern würde.


    Ich frage mich, falls die Informationen der FNP stimmen, wie das Projekt, selbst nach Baubeginn, noch nicht auf einer gesicherten rechtlichen Grundlage stehen kann.

  • Hier der Link zum Artikel.


    Nichts kann falscher sein, als die Rekonstruktionen (und/oder die Neubauten) aus Kostengründen zusammenzusparen und auf irgendwelches Gebastel statt auf solide Handwerkskunst zu setzen. Zumal die erwartete Budgetüberschreitung gar nicht in steigenden Kosten für die Rekonstruktionen begründet ist, sondern in zeitlichem Verzug und hohen Baunebenkosten infolge übermäßig komplexer Projektsteuerung. Ich sehe auch nicht das von Michael Guntersdorf angeführte Argument, bei den Eigentumswohnungen ließe sich ein Verkaufspreis von mehr als 3.700 Euro pro Quadratmeter nicht erzielen. Derzeit wird in weniger zentralen Lagen mehr als das Doppelte verlangt und bezahlt. Für die Wohnungen existieren nach Aussage der DomRömer GmbH Wartelisten. Darunter werden genügend Interessenten sein, die bereit sind, für hochwertige Bauausführung einen angemessenen Preis zu bezahlen. Statt dessen soll nun minderwertig gebaut und die Billigausführungen dann, wie bereits in Aussicht gestellt, durch Verlosung zum Schnäppchenpreis verteilt werden? Grotesk.

    Wenn die FNP von kostengünstigeren "modernen Bauweisen" statt "historischer Handwerkstechnik" schreibt und von verleimtem Holz statt Massivholz stehen einem die Haare zu Berge. Damit wäre zum einen der Wert der Rekonstruktionen erheblich gemindert, was sich sicher in geringeren Verkaufspreisen auch der Häuser niederschlagen würde. Milchmädchen, ich hör' dich rechnen. Zum anderen würde die Gefahr für Bauschäden enorm steigen, würde man sich ohne Not auf bautechnisch unsicheres Terrain begeben. Und dann ist da noch die Sache mit Disneyland, frank353 hat sie bereits erwähnt.

  • ^ ... wenn schon sparen, dann richtig: Die historischen Fassaden aufmalen! Oder: Aufprojizieren, sodass man den Wandel der Fassade durch die Epochen darstellen kann. Daumenkino 1:1.


    Im Ernst: Die Rekonstruktionen werden nur dann etwas Besonderes sein, wenn sie glaubwürdig sind. Das muss wenigstens für die Fassaden gelten. Auch die Dresdner Frauenkirche ist kein völlig authentischer Wiederaufbau. Man hat sich aber Mühe gegeben, Materialien und alte Handwerkskunst einzubinden, wo immer das möglich und sinnvoll war.

  • So,


    Hab ich es nicht die ganze Zeit gesagt?


    Inkompetenter Wasserkopf Dom-Römer GmbH, schon vor über einem Jahr mindestens ein Jahr hinter Soll und dann auch noch fachlich so inkompetent, daß jetzt der Pfusch öffentlich angekündigt wird.
    :nono:

  • Man muss da schon differenzieren. „Natursteinfurnier“ über Bruchstein-, später Ziegel- und heute eben Betonkernen gab es nachweislich schon in der Gotik, um Kosten zu sparen. Gerade in den vor Naturstein nur so strotzenden Kirchen sind diese mehrschaligen Aufbauten nicht ungewöhnlich. Indiskutabel sind natürlich Einsparungen bei Rekonstruktionen, die den Fachwerkcharakter verwässern. Wie man überhaupt auf so eine hanebüchene Idee kommen kann, ist mir schleierhaft. Zu hinterfragen wäre eher, wo die Idee herkommt, bei einem solchen über Jahrzehnte stadtbildprägenden Prestigeobjekt, das zudem mitten in der Ausführung steckt, den Druck von Kosteneinsparungen herbeizuführen. Aufgrund der völligen Sachfremdheit kann man eigentlich nur auf Politikerhirne tippen, die wie immer kein Plan von der Sache haben. Insofern halte ich, nichts für ungut, Kardinal, den Vorwurf bezüglich Pfusch gegenüber der Dom-Römer GmbH an der falschen Stelle platziert.

  • Die Politiker sind Laien. Die müssen das nicht wissen. Aber ein wenig intensiver nachfragen (vor allem im Aufsichtsrat) würde nicht schaden!
    Ich glaube daher, daß der Vorwurf eben genau an die GmbH gerichtet werden muß, vor allem seitens der Politiker.
    Die GmbH arbeitet nun seit fast 4 Jahren an dem Projekt (inkl. Pfaff als Geschäftsführer). In jeder Sitzung wurde bisher gesagt, man sei absolut im Zeitplan. Es werden extra massiv höhere Kosten von den Rekonstruktionsinteressenten verlangt. Wie erklärt man diesen denn nun, daß sie für eine gezielt ausgewiesene Ausgabe eben nicht diese explizit ausgewiesene Leistung bekommen. Schon durch diese sehr zweifelhafte Preisbildung und-begründung sollten Abstriche an dieser Stelle schlicht unmöglich sein. Die GmbH bekommt diesen Mehraufwand doch (überteuert) bezahlt!
    Nachweis der Inkompetenz bei diesen, wirklich sehr teuer bezahlten Leuten, ist doch nach wie vor das Dreysse-Gutachten zu den Gebäuden "Hinter dem Lämmchen" und "Rotes Haus". Anhand des angeblichen Wissens dort und der Experten, dürften die Fehler gar nicht sein, die dort nach wie vor in die Öffentlichkeit gestellt sind. Es ist faktisch niemand in dort, der auch nur annähernd die Kompetenz hat, einfachste Zusammenhänge aus der Altbausanierung und historischen Bauweisen abzuleiten und somit die massenhaft erstellten Gutachten und ausgelagerten Sacharbeiten in ihrem Ergebnis auf Plausibilität zu kontrollieren.
    Den ausgebildeten und entsprechend bezahlten Ingenieuren dort mache ich jeden Vorwurf, wenn ein hoher Kostenfaktor angesetzt und trotzdem nicht eingehalten wird, immer behauptet wird im Zeitplan zu sein (obwohl schon für außenstehende Fachkundige das Gegenteil ersichtlich ist) und wenn man immer noch wiederholt fachliche Unsinnigkeiten äußert (zu niedrige Decken, nicht ausreichende Quellenlage, hast Du doch alles selbst immer noch im Ohr).


    Den Politiker kann man nur den Vorwurf machen, nicht ausreichend nachgefragt zu haben, selbst wenn die Unstimmigkeiten offensichtlich waren und sich von den zweifelhaften Ausreden der GmbH haben einseifen zu lassen. Aber diesen Vorwurf kann man mit Bestimmtheit vertreten.

  • Ich muss RMA ein stückweit rechtgeben.Kompositelemente und Vorblendungen
    waren durchaus keine Seltenheit.Die orginal Eckständer der goldenen Waage
    bestanden entgegen mancher Annahme auch aus einem Eichenkern mit vorgeblendetem Schnitzwerk,ebenfalls aus Eiche.Im Schnitt gesehen ergaben beide Seiten ein F-Profil das mittels Holzdübeln auf dem Kern befestigt wurde.
    Ich habe die Orginale vor 3 Jahren in der Hand gehabt.Auffallend war das enorme Gewicht.Bilder hab ich auch davon gemacht.Bei Interesse eurerseits kann ich ja mal eins hierein stellen,muss aber erst ein Paar Sachen unkenntlich machen.


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    Mod: Interesse haben epizentrum und viele andere.

  • Bürgerhaushalt - Bis Sonntag ist noch Zeit

    Der Bürgerhaushalt 2014 ist für das SOS Dompanorama der letzte Strohhalm um Einfluß zu nehmen, daher war die Schluß-Offensive wohl zu erwarten. Ich kann aber nicht bestätigen, dass sie damit offene Türen einrennen bzw. ihnen nicht Paroli geboten wird. Die "schweigende Mehrheit" hat sich schon vermehrt zu Wort gemeldet und einige Argumente der Einzel-Intetessenvertreter widerlegt. Man konnte zwar nur bis zum 10.2. eigene Vorschläge einbringen, aber bis zum Sonntag, den 17.2. kann man noch Favoriten wählen und Kommentare abgeben. Es ist also noch ausreichend Zeit seine/ihre Meinung kund zu tun.

  • Kompositelemente und Vorblendungen waren durchaus keine Seltenheit.Die ... (Mod: Zitat gekürzt. Für den gesamten Text das blaue Quadrat anklicken.)


    Das ist aber eine technisch verträgliche Methode (Eiche auf Eiche, mit Holzdübeln verbunden), wie bei einer fachlich richtig ausgeführten Sanierung. Das hat aber nichts mit dem Pfusch zu tun, der jetzt von der Dom-Römer GmbH vorgeschlagen wird.
    Und das es Pfusch ist, weiß ich ja nicht nur durch die von der FNP recherchierte Aussage. Die Investorenanforderungen, in denen die Rekosntruktionen technisch beschrieben wurden (habe ich hier auch schon angeprangert) enthielten schon die Anweisung (!), es sei eine moderne Holzrahmenbauweise mit vorgeblendeten Fachwerkbalken zu erstellen, innen mit Gipskarton zu verkleiden und - achtung, der Hammer und das ultimative Beispiel für die Inkompetenz der Dom-Römer GmbH - "Fensterbänke aus Naturstein gemäß historischem Vorbild". Wohlgemerkt: Es geht um Fachwerkhäuser!
    Wer so wenig Ahnung von der Materie hat, dann aber auch Investoren mit der entsprechenden unbegründbaren Selbstsicherheit so einen Schwachsinn vorschreibt, der kann auch nicht wissen, wo man mit Kosteneinsparung Pfusch betreibt.
    Und auch hier nochmal zur Erinnerung: Wir sprechen von der extra gegründeten stadteigenen Gesellschaft, deren Aufgabe seit nunmehr fast 4 Jahren nichts anderes als dieses Projekt ist. Da aber fast alle Projektleiter von WPV entliehen wurden (großes Unternehmen, hat schon riesige Projekte gemacht...:nono:), sagt keiner was, obwohl KEINER dieser Leute auch nur den Hauch von Erfahrung mit richtiger Altbausanierung, ganz zu schweigen von richtiger Rekonstruktion hat (in diesem Zusammenhang möchte ich das Thurn & Taxis-Palais, bei dem diese mit tätig waren, qualitativ eben nicht als Vorbild nehmen).
    Hier vielleicht nochmal einräumend, die Wahl von Werner Pfaff hätte seitens der Stadtverordneten hinterfragt werden müssen. Hat sich ja dann auch als massiver Missgriff herausgestellt, nur leider sind dessen Angestellten verblieben. Und die können das eben nicht!

  • Bizarr mutet eine Stellungnahme zu den am Dom-Römer-Projekt geplanten Sparmaßnahmen an, den man in der heutigen FAZ lesen kann. Laut Herrn Guntersdorf ist ein originalgetreuer Wiederaufbau „kein Thema mehr“, angeblich aufgrund von „Vorgaben zu Brand- und Schallschutz sowie zum Energieverbrauch“. Demnach sind gegenwärtig wohl konstruktive Fachwerkbauten, wie sie das spätere 18. und vor allem das 19. Jahrhundert kannte, geplant, die dann verputzt und an den entsprechenden Stellen dekoriert werden.


    Was mir daran nicht gefällt, noch ganz vom Fassadismuscharakter, den das Projekt gegenüber der 30 Jahre älteren Römerberg-Ostzeile damit erhält, abgesehen? Dass das Argument, sowas dürfe nicht sein, vor einigen Jahren angeführt wurde, als es darum ging, festzulegen, was rekonstruiert werden *kann*, und was nicht. So ist heute noch im Internetauftritt der Dom-Römer GmbH nachzulesen:



    Und weiter:


    In den meisten Fällen lässt zudem die unzureichende Dokumentation keine umfassende Rekonstruktion im Inneren zu. Teils sind lediglich Aufzeichnungen über einzelne Etagen vorhanden. Ausnahmen bilden die Gebäude „Goldene Waage“ und „Rotes Haus“, die so gut dokumentiert sind, dass eine vollständige Rekonstruktion möglich ist.


    Wie ist dieser Anspruch damit vereinbar, dass man Gebäude nun in Konstruktivfachwerk erstellt? Wie wir alle nicht aus dem Treunerschen Altstadtmodell, sondern auch aus Jörg Otts Altstadtmodell wissen, ist eine äußerliche Rekonstruktion sämtlicher Gebäude mit Hilfe der Treuner-Skizzen sowie den Methoden der Photogrammetrie problemlos möglich. Weiter muss man auch kein Fachwerkspezialist sein, um zu wissen, dass, wenn man den Anspruch an eine originalgetreue oder näherungsweise Rekonstruktion des historischen Fachwerkgerüsts aufgibt, auch die innere Struktur des Gebäudes nicht mehr originalgetreu wiederherzustellen ist.


    Ich frage mich nun also, wieso man überhaupt noch Gebäude auf dem Areal als nicht „rekonstruktionsfähig“ deklariert, wenn es sich, so muss man leider konstatieren, um nicht mehr als aufgeklebte Fassaden wie in der Gründerzeit handeln wird.


    Weitere Punkte des FAZ-Artikels sind das geplante Herunterschrauben des Einbaus von Originalspolien zur weiteren Kostenersparnis (anbetrachts der nun wohl folgenden Pseudoarchitektur ohnehin eher eine Beleidigung für die Spolien) sowie eine Bestätigung, dass viele Neubauten deutlich traditioneller werden als bisher gedacht. Soll uns wohl den Fassadenbeschiss versüßen.

    2 Mal editiert, zuletzt von RMA () aus folgendem Grund: Rächtschraipunk

  • Ich sehe keinen Widerspruch, wenn die DomRömer GmbH einerseits schreibt, es würden keine Fassaden verschoben und erfunden, andererseits der FAZ gegenüber sagt, das Fachwerk werde zwar von der historisch überlieferten Balkenlage abweichen, die (verputzten) Häuser würden aber äußerlich exakt so aussehen wie vor der Zerstörung.


    Der von RMA erwähnte FAZ-Artikel ist jetzt online.

  • Das ist ein ganz enormer Widerspruch zu der immer wieder bemühten Aussage man wolle nicht den Fehler wie in Dresden machen, sondern wenn schon Gebäude rekonstruiert würden, dann 1:1 so wie vor dem Krieg - und da sind Balkenlage (vor allem da diese von gewissen Fachleuten tatsächlich nahezu fehlerfrei ermittelt werden kann) und verwendetes Material, sowie auch die Raumaufteilung ganz essentielle Teilaspekte.
    Mal ganz abgesehen davon, dass damit das gern vorgebrachte Argument (das wie auch alle anderen "Argumente" schon von Anfang an nicht stichhaltig war) für die nicht-rekonstruierbarkeit sämtlicher anderer Gebäude vollkommen ad absurdum geführt wird.
    So wie sich das liest könnten diese Sparmaßnahmen letztlich tatsächlich sogar dazu führen, dass uns hier am Ende eine Art Disneyland droht.


    In dem Artikel steht auch nochmal dass die Neubau-Entwürfe sich immer mehr dem historischen Vorbild annäherten. Erkennbar zeitgenössische Ausnahmen sind wohl nur noch Markt 7, 8, 10, 30, 34 und 38.
    Im Fall von Markt 8 und 10 ist das nicht weiter dramatisch, da die Wettbewerbsergebnisse bereits durchaus sehr überzeugend waren (von den fehlenden Fenstersprossen abgesehen), und der Entwurf für Markt 8 sich sogar deutlich besser in die Altstadt einfügt als sein klassizistischer Vorgänger.
    Bei den anderen Entwürfen dagegen ist es mir völlig unverständlich, wie man da die "zeitgenössischen" Varianten tolerieren kann. Insbesondere Markt 7 und Markt 30 sind (neben Markt 32, zu dem ich mich aber erst äußern kann wenn ich die "lieblichere" Umplanung kenne) die sich abzeichnenden größten Bausünden auf dem Areal.
    Markt 7, der Weiße Bock als Nachbarhaus der Goldenen Waage, obwohl doch immer beteuert wurde, dass die Rekonstruktionen in Ensembles eingebettet werden sollen, wohingegen man ausgerechnet das mit Abstand meistverzierte Gebäude des Areals nunmehr zu allen Seiten mit unpassenden gesichtslosem Irgendwas 'einrahmen' will.
    Und Markt 30, das Alte Kaufhaus direkt neben dem ebenfalls zu rekonstruieren Würzgarten, mit seiner in allen Belangen unterirdischen Fenstergestaltung und der völlig unpassenden Holzverkleidung. Hier ist die Gestaltungssatzung schuld daran, denn die erlaubt unverständlicherweise tatsächlich Holz als Verkleidungsmaterial - mit eben dieser katastrophalen Auswirkung...

  • Wenn man einfach andere Aussagen gegenüberstellt als die beiden Vorschreiber, dann ist es natürlich leicht einen Widerspruch zu finden, Rohne.


    Die aufgekommene Diskussion um Sparmaßnahmen bei den Rekonstruktionen war laut heutiger FAZ-Printausgabe (S. 50) Gegenstand der Fragestunde im Römer. Planungsdezernat Cunitz antwortete auf die Fragen zweier Stadtverordneter nach dem angeblich bei den Rekonstruktionen aus Kostengründen geplanten Verzicht auf historische Baustoffe und Handwerkstechniken. Der Magistrat werde dafür sorgen, so Cunitz, dass "die Beschlüsse der Stadtverordneten dazu vollumfänglich umgesetzt würden". Die Altstadthäuser würden "so originalgetreu wie möglich rekonstruiert werden". Die Zeitung titelt entsprechend mit "Keine Abstriche beim Bau der Altstadthäuser".

  • ^ Erfreulich, dass wenigstens einer der Hauptverantwortlichen sich für die Umsetzung der ursprünglichen Vorgaben einsetzt. (Dass er ausgerechnet vom Lager derjenigen kommt, die vom Altstadt-Projekt nicht gerade begeistert waren, nenne ich Ironie des Schicksals.)


    An dieser Herausforderung wird sich die Durchsetzungsfähigkeit des noch relativ neuen Dezernenten zeigen; denn wieder einmal geht es um Geld. Wird man die Preise für die Dom-Römer-Wohnungen anheben? Wird die Stadt der DomRömer-GmbH Geld zuschießen müssen?

  • ^


    Das hat mMn nichts mit Ironie des Schicksals zu tun sondern mit persönlicher Integrität. Wenn ich dieses Projekt grundsätzlich abgelehnt habe und mich dann habe überzeugen lassen - wenn es also eine Ausführung des Ganzen gibt, die ich vielleicht nicht mag, aber deren rationale Grundlage soweit überzeugend ist, dass eben kein Mumpitz herauskommt - dann werde ich den Teufel tun, aus dem laufenden Projekt, das ich in der vereinbarten Ausführung bereit war, mit zu tragen, das was ich ursprünglich ablehnte werden zu lassen.
    Dieser Widerstand ist im Zweifel sogar stärker als der derjenigen, die das Projekt ursprünglich wollten, aber eventuell bereit wären, für den Erhalt des vereinbarten Erscheinungsbildes, irgendwelche Kompromisse der Umsetzung zuzulassen.


    Wenn jetzt Leute, die von vornherein mit Pseudofachwerk, am besten Styroporpressbalken auf Passivhausdämmung auf Beton, zufrieden gewesen wären, weil's halt nett aussieht und schee billisch ist, ans Ruder kommen, dann ist das nicht nur das Ende eines Projekts, dann braucht man nach Rekonstruktion oder Substanzerhalt in Frankfurt niemanden mehr zu fragen - man macht sich nur lächerlich. So wie z.B. hier.

  • Stadthaus und Archäologischer Garten

    Bei der Sitzung des Sonderausschuss Dom-Römer in der vergangenen Woche ging es u. a. um das Stadthaus. Einige Details der laufenden Planung gab Architekt Thomas Meurer bekannt:


    • es wird ein Fassadenmuster im Maßstab eins zu eins hergestellt
    • für die Fassade soll Eichenbühler Sandstein verwendet werden (Nachbarort von Miltenberg, es handelt sich also um Roten Mainsandstein)
    • die Fugen werden vermörtelt
    • ein Bauteil erhält eine "gekämmte" Putzfassade
    • ein weiterer Bauteil rautenförmige Schindeln


    Thema war laut FAZ vom Samstag auch der künftig überdachte Archäologischen Garten. Der Leiter des Archäologischen Museums kritisierte, dass das Grabungsareal später nur noch in Teilen, nicht mehr als Ganzes zu überblicken sein wird. Das liegt auch am Belvedere der Goldenen Waage, dessen Fuß die nördliche Mauer der Königshalle überragen wird.


    An die Rückseite der Häuser der Markt-Südseite sollen wechselnde Szenen aus dem frühen 9. Jahrhundert projiziert werden. Von der südwestlichen Ecke in Blickrichtung Nordosten soll es ungefähr so aussehen:



    Bild: DomRömer GmbH / HHVision

  • Eine Lanze für Meurer

    Ich muss hier einmal eine Lanze für die Architekten Meurer brechen, um in der Sprache des Mittelalters zu beginnen. Anfangs war ich von dem Entwurf nicht begeistert.


    Mittlerweile habe ich meine Meinung revidiert.


    Allein die Aufgabenstellung war schwierig: Überbau des archäologischen Gartens aus dem frühen Mittelalter, Integration der Goldenen Waage, des Roten Hauses, Übergang von Altstadt zu Schirn, Nähe zum Dom.


    Ich finde er hat das Gesamtpaket ganz gut geschnürt. Vor allem hat er sich sehr anpasungsfähig gezeigt und hat den Entwurf immer besser in die Gesamtsituation eingepasst.


    Ich denke auch, dass die Stärke des Stadthauses eindeutig Innen liegt. Der Architektonische Garten wird eingefasset wie ein Edelstein. Vorher sah es doch eher unspektakulär aus.


    Ich denke das Stadthaus wird ein Highlight in der Innenstadt werden und das Areal aufwerten.


    Über die Fassade lässt sich streiten, aber im Vergleich zur Schirn ist sie meiner Meinung nach besser gelungen.


    Ich hoffe noch auf eine möglichst weitgehende Wiederherstellung des Tuchgadens.

  • Ich denke auch, dass die Stärke des Stadthauses eindeutig Innen liegt. Der Architektonische Garten wird eingefasset wie ein Edelstein.


    Das sehe ich auch so. Der Archäologische Garten kommt so viel besser zur Geltung. Außerdem hat man so die Möglichkeit, ergänzende Informationen zu den Mauerresten zu präsentieren.