Der Altstadt-Salon

  • Die Neue Altstadt wird fünf Jahre alt. Um das zu feiern, gibt es am Montag, 2., und Dienstag, 3. Oktober ein umfangreiches Programm mit Jazz, Ausstellungen und Vorträgen. Für die Leser hier besonders interessant dürfte der Dienstag sein, denn dann öffnet das St. Katharinen- und Weißfrauenstift die sonst für die Öffentlichkeit verschlossenen Türen zum "Hof zum Rebstock", Braubachstraße 15. Kostenlose Führungen gibt es zwischen 11 und 18 Uhr.


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    Bild: Simsalabimbam (mit Lizenz CC BY-SA 4.0 @Wikimedia)

  • Ich war jetzt endlich mal In Frankfurt, konnte mir auch die Neue Altstadt ansehen, und bin doch ziemlich begeistert.


    Ich konnte kaum zwischen Altbestand und Rekos unterscheiden. Ausnahmen waren die Gebäude, die reduziert gestaltet wurden, die das Ensemble um eine sehr schöne zeitgenössische Note bereichern. Besonders spannend fand ich den Alt-Neu-Effekt direkt am Dom, wo die komplexe Turmfassade optisch direkt an die glatten Wände der Nachbargebäude stösst, aber der Farbton identisch ist.


    Ein berühmt-berüchtigtes Disneyland konnte ich nicht entdecken, auch wenn mir ein wesentlich größerer Anteil modernerer (wohlgemerkt: kleinteiliger, individueller, sich an der historischen Dichte orientierender) Bebauung vielleicht noch besser gefallen hätte. Stattdessen sehe ich hier einfach das Gestalten einer Stadt nach hauptsächlich ästhtetischen Gesichtspunkten – derzeit ungewohnt, und vielleicht daher oft mit mangelnder Authenzität verwechselt. Solche Beispiele urbaner Selbstfürsorge wünsche ich mir abseits von Fassadengeschmäckern viel mehr.


    Und all jenen, denen Reko-Architektur Ausdruck ihrer revisionistischen Weltanschauung ist, kann ich hiermit sagen: Pech gehabt. Ich bin bei meinen Gängen durch die neue Altstadt so sehr über 1933-1945 in Grübeln gekommen wie schon länger nicht mehr – das hat bei mir so noch kein Nachkriegs-Betonbau und "früher-waren-hier-mal-Häuser"-Parkplatz mit Gedenktafel geschafft.


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    Bilder: ©Ich

  • Hätten eher noch mehr Rekos sein müssen. Vor allem die Gotik ist bei dem Projekt leider viel zu kurz gekommen. Die meisten Rekos sind aus Barock, Renaissance und Klassizismus. Vor dem Krieg war das Quartier aber gut zur Hälfte mit gotischen Gebäuden bebaut die überhaupt erst diesen typischen Frankfurter Altstadt-Stil geprägt haben den man so fast nirgendwo sonst findet, allerhöchstens in Limburg noch ansatzweise erahnen kann - rekonstruiert wurden gerade mal zwei davon. Vor allem der Markt westlich des Hühnermarkts bestand fast ausschließlich aus gotischen Gebäuden. und jetzt tummeln sich dort die mit Abstand am wenigsten gelungenen Neubauten. Hoffnung ist, dass die irgendwann vor meinem Ableben vielleicht doch noch durch was vernünftiges ersetzt werden.

    Und von der Romanik wollen wir gar nicht sprechen. Am Tuchgaden hinter dem Haus auf den drei Säulen befand sich das Metzgerhöfchen mit dem wohl ältesten erhaltenen Wohngebäude der Stadt, noch aus romanischer Zeit. Generell waren die ganzen Gebäude dort inklusive jenen Hauses auf den drei Säulen praktisch ein zusammengehörender Häuserkomplex und trugen fast allesamt ebenfalls den Namen Rotes Haus. Da die dortigen Stadthaus-Annexe aber zu stark vom historischen Grundriss abweichen war auch dort keinerlei Rekonstruktion drin.

  • In der Neuen Altstadt bisher glücklos war der Laden im Erdgeschoss von Hinter dem Lämmchen 5. Das ist das Haus mit dem barocken Sandsteinportal, das zuvor im Garten des Liebieghauses stand. Seit Anfang des Monats ist dort die "Altstadtbäckerei". Sie gehört zum benachbarten Café Hoppenworth und Ploch. Sowohl die zugehörige Rösterei als auch die Bäckerei produzieren am Länderweg in Sachsenhausen (Q).


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    Bild: Schmittchen

  • Das Problem ist dass man den Laden einfach nicht sehen kann. Es würde viel helfen wenn man ein Schild (bei einem Bäcker vielleicht eine große Brezel oder sowas?) am Haus anbringen würde, aber ich weiß nicht in wieweit das in der Altstadt wegen Gestaltungsvorgaben erlaubt ist.