Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • Ja, dieses Nullargument, daß ein Haus auch irgendwo anders stehen könnte wird immer dann gebracht, wenn es den eigenen Vorstellungen nicht entspricht. Bis auf Rekonstruktionen (Obwohl es noch nicht mal da stimmt) trifft das auf so ziemlich jedes Gebäude, zumindestens in Deutschland, zu. Auch der Cube z.B. könnte genauso gut in Hamburg oder FFM stehen. Da hab ich diesen Vorwurf aber noch nicht gehört.

  • wird immer dann gebracht, wenn es den eigenen Vorstellungen nicht entspricht

    Geniale Analyse...


    Letztendlich verbergen sich dahinter doch Vergleiche und damit völlig alltägliche und legitime Methodik in der Diskussion um Architektur. Mich erinnert das vorliegende Objekt zumindest in der Außengestaltung an anspruchslose, günstige und zweckbezogene Architektur, wie man sie von Ämtern, Arzthäusern oder Airport-Hotels in irgendwelchen Subzentren kennt. Hier handelt es sich aber um ein Gebäude am Petriplatz, zwischen House of One und Gertraudenbrücke, in dem die archäologische Arbeit und die Berliner Geschichte präsentiert werden sollen. Dafür ist mir das entschieden zu wenig.


    Das ist meine subjektive Meinung. Du kannst uns gerne darlegen, warum du das anders siehst.

  • Was dir zu wenig ist, ist anderen zu viel. Ich bilde meine Meinung über dieses Haus erst wenn es fertig ist. Dazu gehören auch die Räumlichkeiten und ob der Anspruch des archälogischen Fensters geglückt ist. Diese unsinnigen Quervergleiche sind einfach für den Mülleimer. Das habe ich im 1. Semester meines Architekturstudiums gelernt. Jedes Haus muss individuell in Bezug zue Bauaufgabe und im Zusammenspiel mit dem Ort betrachtet werden. Ich kenne auch kein archäologische Fenster in Hohenschönhausen oder Marzahn.

  • Ach komm... wir sind hier in einem Onlineforum nicht im Proseminar. Das ganze Forum ist voll von Threads, in denen du dir in Entwurfs- Planungs- und Bauphasen von Objekten mehr oder weniger starke Meinungen gebildet hast, inklusive "unsinniger Quervergleiche". Wie alle anderen auch.


    Das man sich eine ganzheitliche, abschließende Meinung erst nach Fertigstellung bilden kann, da sind wir uns einig. Bei diesem Objekt muss die Innenarchitektur von einem anderen Stern sein, um den Karren noch aus dem Dreck zu ziehen. Ist nicht unmöglich, siehe Stabi Potsdamer Straße.

  • Dem in der Tat unterhaltsamen Bau in Bangkok fehlt natürlich der Berliner "Edel"-Putz. Was für ein Zynismus bei dem Anblick.

  • Sicher könnte der Cube in FFM oder Hamburg stehen aber auch dort nicht an jeder Stelle und in jedem Stadtteil.


    Da wo er jetzt steht ist er das einzige architektonische Highlight am Ort und er hat genug Raum um sich um seine Wirkung nach allen Seiten zu entfalten, einen funktionsdurchmischten Lebensraum würd ich die Ecke jetzt aber auch nicht gerade nennen.

    Eine zuvor völlig beräumte städtische Brache die nahezu komplett neu entwickelt worden ist, wie das Bahnhofsumfeld, ist halt was völlig anderes als wenn ich in einem bereits architektonisch kulturell und funktional belegtem Quartier, mit dem Anspruch auf die Historizität des Ortes eingehen zu wollen, etwas hineinbaue.


    Es ist auch grundsätzlich nicht egal was man wie in welcher Qualität für wen, wo baut.


    Wenn ich den Cube in irgendeine Häuserzeile presse oder in ein märkisches Dorf stelle hat er eine völlig andere Wirkung und erfährt entsprechende Rezeption. Wenn ich ihn als Bestand, unter dem propagierten Motto internationale Weltstadt anfange mit hässlichen styropor-Fassaden zu umzingeln, würde man zudem auch gegen diesen Bau und dessen räumliche Idee, gerichtet bauen.


    Ich hätte nichts gegen Stuck und Walmdach - das wollte und will man aber von Seiten der Planungs - und Gestaltungshoheiten nicht, also sollte man befähigt und gewillt sein etwas Innovatives, qualitativ hochwertiges, sensuell befriedigendes und auf mehreren Ebenen Kontextstimmiges zu integrieren - klappt für mich zumindest in den Stadthistorischen Repräsentationsräumen aber offenbar nicht - erst recht nicht wenn man sehr viel Wert auf Kostenreduktion legt - dann kriegt man auf der Fläche halt nur dröge gebaute Wirtschaftsbauten für die dann nachträglich nur noch eingekaufte Kunst am Bau für Individualtät und ein identifikationsangebot, Sorge tragen können.


    Kunst am Bau ist aber nicht mehr als der Katzenkalender in der Amtsstube- sie ist etwas nachträgliches Unkalkulierbares, spekulatives ein zeitgeistiges, von Gremien ausgesuchtes, im besten Fall auf die Architektur reagierendes, geschmäcklerisches Möbel.

    Sein Platz im und am Gebäude ist für den Architekten kaum vorhersehbar, und und damit leider nicht mehr Teil architektonischer Überlegungen und tektonischer Vorbereitungen.


    Son bischen der Pin oder Brosche der Architektur.


    Der Wettbewerb für die Eingeplante Kunst am Bau ist bereits entschieden „ the tale of the scale and the Scull“
    Ein morbides Bodenmosaik das die Fläche zwischen ABZ und House of one zieren wird. Also nichts was die Naglerarchitektur irgendwie interessanter machen könnte.


    Im Übrigen finde ich diese fast manische Abneigung unserer Zeit gegen das Dach - die hier eine sinnvolle Konstituente zwischen den Baudenkmalen und Neubauten hätte einnehmen können als völlig unnötig.


    Das 1. Foto Von Dropdeaded ist für mich erschreckend - das sieht lediglich auf die Wohntürme hin orientiert harmonisiert aus und das Juwelenhaus verschwindet geschickt völlig aus dieser Perspektive in einer für mich völlig Anonymisierten, durchrationalierten, trostlosen Stadtlandschaft. Eine städtische Schönheit ist diese Agglomeration aus nüchternen Rastern für mich eher nicht.


    Man wollte betont Zeitgenössisch Bauen - der Siegerentwurf wurde 2012 gekürt, wir haben 2022

    Welchen Wert hat diese Forderung hier überhaupt.
    Wenn die wechselnden Trends und Moden der architektonischen Gestaltung für Morgen, Heute schon von Gestern sind und deren einzige Konstante hier in ihrer gestalterischen Dürftigkeit liegt.


    Wir bauen derzeit motiviert, verstärkt wieder für ein Langlebig gedachtes Stadtbild.

    Will man n.M darauf überzeugend reagieren, sollte man Wert auf gesellschaftlich stabile, wiederstandsfähige Quartiere die sich durch Funktionale Vielfalt, kurze Wege, ausgewogene soz. Nachbarschaftliche Strukturen und Identifikationangebote legen.


    Da spricht nichts gegen eine wohlüberlegte, zeitlose, und wertbeständige Architektur.

    Da sind wir aber Eher Bei Sitte und Henrici als bei industriell und konsumbestimmten zweckreduzierten, Verbrauchsarchitektur der letzten 70 Jahre die schlecht altert und bei der man sich damit trösten konnte dass es absehbar wieder abgerissen wird.

  • Beim WBM/Blauraum Neubau sind die Gerüste gefallen. Das Ergebnis ist an Monotonie und Einfallslosigkeit nicht zu überbieten und würde so hervorragend nach Marzahn passen, aber nicht mitten in die City.

    Alle Bilder (c) Betonkopf

  • Schräg gegenüber, beim archäologischen Fenster, wurden ebenfalls die Gerüste abgebaut. Zur langweiligen Architektur kommt auch noch eine schlampige Ausführung.

    Alle Bilder (c) Betonkopf

  • schrecklich ... einfach nur schrecklich und unwürdig für die mitte berlins.

    ein hoch auf die moderne architektur, ein hoch auf lompscher & lüscher^^


    zu meiner schande muss ich gestehen, dass ich damals auch die linken gewählt habe und extrem erfreut war, als diese die senatsverwaltung für stadtentwicklung, bauen und wohnen übernommen hat. aber auch ein wähler lernt aus seinen fehlern ...


    ich hoffe, dass es in zukunft durch geisel & kahlfeldt besser gelingen wird

  • Beim WBM/Blauraum Neubau sind die Gerüste gefallen. Das Ergebnis ist an Monotonie und Einfallslosigkeit nicht zu überbieten und würde so hervorragend nach Marzahn passen, aber nicht mitten in die City

    Warum ist Monotonie in Marzahn besser aufgehoben als in Mitte? Auch in Randgebieten sollte anspruchsvolle Architektur nicht verboten, sondern Standard sein.


    Was ich in Strasbourg und anderen Teilen Frankreichs sehe an Neubauten, ist auch im Randbereich anspruchsvoll und abwechslungsreich. Vielleicht ist die Bauausführung nicht so 100 % wie in Deutschland, aber so langweilig wie hier ist es nicht.

  • Ich bin heute bei schönstem Herbstwetter dort vorbeigefahren und dachte spontan, dass der WBM Bau schon eine politische Provokation darstellt. Gemeinsam mit dem MotelOne und Alea steht er für mich für einen ästhetische Bankrotterklärung und eine Banalisierung und Verprollung Berlins. Das RTL2-Niveau hat hier vollends durchgeschlagen.


    Zurecht kann man mir bezüglich dieses Urteils elitäre Allüren vorwerfen, aber ich finds einfach nur schlimm.


    Irgendjemand muss das Klosterviertel und die Bauakademie vor dem Zugriff dieser grauen Seelen bewahren. Kahlfeld hat diesbezüglich das Zeug zur Lokalheiligen!

  • Der WBM/Blauraum Neubau ist ein absoluter Tiefpunkt, so ziemlich das Schlimmste seit dem Moxy Berlin am Ostbahnhof und das Meininger am Hauptbahnhof. Dabei ist das Licht auf den Fotos sogar noch günstig. Die Fischerinsel und die Gertraudenstraße sind natürlich kein tolles Umfeld, aber der Bau schafft es, dieses hässliche Umfeld noch zu unterbieten, was schon fast wieder eine Leistung ist. Und dabei befinden wir uns hier kaum 500 Meter von Humboldt Forum entfernt! Dass so etwas möglich war, ist deprimierend und ein Armutszeignis für die Verantwortlichen.

  • Das Archäologische Fenster versucht mit seiner Architektur, Anleihe zu nehmen bei berühmten Vorbildern der Moderne der 1920er Jahre. Gewollt, aber nicht gekonnt.


    Anstatt den tristen Ist-Zustand zu verbessern, sorgen diese Neubauten dafür, dass die städtebauliche Tristesse zementiert wird. Anstatt die städtebaulichen Wunden zu heilen, wird Salz in die Wunden gestreut. Stadtreparatur? Fehlanzeige.

  • ... recht eigentlich möchte man es sofort auf der Stelle dem Erdboden gleichmachen.

    Ich habe gerade noch gedacht vielleicht helfen Fensterläden oder zumindest diese Schiebepanele, die vor zehn Jahren 'in' waren... oder ein sehr grosses Panel dass die ganze Kiste dahinter verschwindet. Der verpfuschte Putz sieht aus als müsste er noch was austrocknen, aber viel schöner wirds nicht werden.

  • Dazu kommt, daß hier einmal mit der Petrikirche die Keimzelle der Stadt Cölln zu finden war und damit einer der wichtigsten historischen Punkte Berlins. Diese wird ja nun noch durch das unnötige Symbol-"House of One" ersetzt, das vermutlich ähnlich scheußlich aussehen wird wie das archäologische Zentrum. Dann kann man auch das Kaufhaus Hertzog endlich nicht mehr von der Gertraudenstraße aus sehen, das letzte Gebäude, was noch ein wenig Glanz ausgestrahlt hat.

  • Hier meinte wer, das passt eher nach Marzahn, leider passt es auch hier perfekt zu den Hochhäusern im Hintergrund.
    Die Gegend ist einfach komplett verbaut. Vollversagen seit gut fünf Jahrzehnten.


    Ich hoffe, dass es in zukunft durch geisel & kahlfeldt besser gelingen wird

    Wie ist das eigentlich...stehen deren Stellungen durch die wahrscheinliche Neuwahl nicht auf der Kippe?
    Würde die beiden ja auch gerne länger wirken sehen... :/