Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • Den ursprünglichen Wettbewerbsentwurf von Florian Nagler fand ich deutlich stimmiger. Die Fenster waren bodentief und breiter - die Loggia war höher, da keine massive Brüstung und vertikaler gegliedert - die Proportionen stimmen irgendwie nicht mehr. Dem Anschein nach wird die Fassade nun verputzt und nicht verklinkert. Das ehemals elegante Gebäude wirkt jetzt wie eine WDVS-Investorenkiste mit Minifenstern. Wirklich schade!


    Vorher


    Nachher

  • ... die Unstimmigkeit im neuen Erscheinungsbild liegt auch darin begründet, dass die Höhe der Arkaden jetzt größer ist als zuvor. Zuvor bildeten sie eine Höhe mit denen des House of One. Sehr ärgerlich das Ganze. Und es bleibt die Frage, wer ist für so einen Mist verantwortlich?

  • Den ursprünglichen Wettbewerbsentwurf von Florian Nagler fand ich deutlich stimmiger. Die Fenster waren bodentief und breiter - die Loggia war höher, da keine massive Brüstung und vertikaler gegliedert - die Proportionen stimmen irgendwie nicht mehr. Dem Anschein nach wird die Fassade nun verputzt und nicht verklinkert. Das ehemals elegante Gebäude wirkt jetzt wie eine WDVS-Investorenkiste mit Minifenstern. Wirklich schade!


    Vorher


    Nachher

    Eine WDVS-Investorenkiste wird es ganz sicher nicht. Vielmehr baut man derzeit ein Vorhangschale aus großen Klinker vor dem Stahlbeton, die dann sicherlich verputzt wird. Ich werde demnächst mal ein paar Fotos machen.

  • ^ Bei Florian Nagler kann man eigentlich sicher sein, dass hier eine hochwertige und handwerklich gut ausgeführte Putzfassade entstehen wird. Für eine gewisse Bautradition und eine handwerklich anmutende Materialität, sind die Architekten bekannt.


    Mir geht es eher um den Gesamteindruck, der doch sehr nach einer "Sparrunde" durch den Bauherrn / Investor ausschaut. Öffnungsflächenanteil verringern - energetische Optimierung und Kosteneinsparung bei den teuren Fensterflächen. Wenn Fenster proportional zu klein sind, liegt das leider oft an einem bestimmten Energiestandart.


    Ich denke bei der Ziegelschale handelt es sich um Porotonziegel und somit zugleich um die Fassadendämmung. Leider werden solche Lösungen immer seltener eingesetzt da die Energiestandarts immer weiter verschärft werden und damit die Stärke und Kosten einer solchen Ziegelschale (oder auch monolithischen Konstruktion) immer weiter steigen. Die Fensterflächen zu reduzieren und das Bauvolumen (Loggia) zu vereinfach, ist da oft der einzige Ausweg.


    Das wäre ein Fall zur Rettung durch das Baukollegium gewesen! ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Timmi ()

  • Ich sehe im übrigen keinen Mehrwert mehr in das Berliner "Baukollegium". Das Geld in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnte man an anderen Stellen einsetzen, zum Beispiel in eine Wohnungsaufsicht, dort wäre "Kontrolle" definitiv besser aufgehoben!


    Zur qualitativen Gestaltung reicht mitnichten auch eine einfachere Ausführung innerhalb der Behörde.

  • ... dass die Höhe der Arkaden jetzt größer ist als zuvor.

    Je vous en prie...: Das sind Kolonnaden. So viel Präzision muss sein. ;)

  • Wenn’s Klinker verputzt wird, was ich mir durchaus vorstellen kann- drückt man den Klinker vielleicht auch etwas als Textur durch ähnlich wie bei einer Schlämmung.


    Nett wärs wenn man diesen hohen stummen Flächenanteil mit Spoilen bestückt - da gibt e sicher Friese und Reliefs in den Depots von Lichtenberg und Kreuzberg die hier präsentiert werden könnten und könnte obendrein die Funktion des Gebäudes nach außen hin veranschaulichen und kommunizieren, wäre also mehr als bloße Dekoration.


    Ich hätte auch eine Fassade mit Sichtmauerwerk aus Altziegeln toll gefunden vielleicht sogar in einer Architektursprache ähnlich den In letzter Zeit vermehrt auftauchenden Rundbogenbauten, die u.a. mit Chipperfield Einzug gehalten haben- die erinnern mich etwas an die Speicher von Red Hook in Brooklyn wirken modern und klassisch zu gleich und hätten eine tolle Bindewirkung zu den zuletzt gebauten modernen Interpretationen und den historischen Bauten ausbilden können.


    Der Prämierte Entwurf von Nagler hat mich schon anfangs nicht abgeholt, obwohl das Büro im Port Folio schon wirklich ansprechende Lösungen für andere Projekte vorweisen kann.


    Schaut man sich die anderen Prämierten Ergebnisse an, sprechen diese eigentlich alle dieselbe Sprache mal unhabhängig von den Voraussetzungen die das bedingen schimmert da schon eine gewisse Vorliebe der Jury für mich durch, aber um das zu einschätzen zu können müsste man die nichtprämierten Entwürfe kennen.


    Ich kann mir eigentlich nicht wirklich vorstellen dass, nach Auftragsvergabe an den prämierten Entwurf, der Bau nicht durch das Baukollegium begleitet wird, es wäre absolut fragwürdig würde ein prämierter Entwurf im Nachhinein durch irgendwelche Baurichtlinien und Energiestandards derartig nachteilig entwickelt.


    Aber vielleicht hat Timmi wirklich recht und diese metamorphose zum schlechteren ist irgendwelchen Sparmaßnahmen geschuldet die auch mit der Verschleppung des Projektes über mehrere Jahre zusammenhängen und den Bau erheblich verteuert haben dürften.


    Allein im Zeitraum von 2012 - 2015 verteuerte sich der Bau von 15,5 auf 20,7 Mill.

    Lüscher begründete 2015 diese Verzögerung mit verkürzt gesagt, einer Veränderung des Bedarfsprogrammes und Einer nötigen Abstimmung der Nutzungsanforderungen - was die SPK als zukünftiger Nutzer jedoch bestritt.


    Zudem ließ sich auch kein Betreiber für das Vorhaben trotz Ausschreibung finden so dass der Senat eine eigene Gesellschaft für die Betriebsübernahme gründen musste - ich kann mir gut vorstellen dass da noch einmal ordentlich Geld und Zeit in den Sand gesetzt wurde.


    Wenn durch derart provozierte Verteuerungen die Finanzierung angegriffen wird und man sehen muss wo Einsparungen gemacht werden können, kann wohl mit Auswirkungen auf das Ergebnis wohl auch das Bau-Kollegium nicht mehr viel ausrichten.

  • Archäologisches Zentrum in Berlin:

    Einfach gruselig. Hier wünschte ich mir mal den berühmten


    #Aufschrei !


    Spricht für die Nicht-Qualität der Entscheider und bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen.


    Kann man das noch irgendwie verhindern?


    Nicht, um mich wichtig zu machen. Aber das Gebot der Nachhaltigkeit bedeutet auch, dass ein Bau für Generationen erhaltenswert bleibt, und auch einen ästhetischen Anspruch vermitteln sollte, gerade bei einem wichtigen Gebäude, das der Öffentlichkeit und Kultur dienen soll.


    Und ja, nachhaltig ist der Schraubenzieher meines Urgroßvaters. Den benutze ich noch heute, 100 Jahre später.

  • Eher unwahrscheinlich dass sich da noch was ändern Lässt - Richtfest wurde schon gefeiert die Kröte muss man schlucken.

    Ich glaube man freut sich eher ganz pragmatisch darüber dass das Projekt überhaupt endlich entsteht und die Räumlichkeiten absehbar zur Verfügung stehen.


    Aber die neuen traditionellen kleinen Straßenlaternen sind ja auch süß und im Dunkeln isses dann vielleicht auch schön da bei der Kaserne mit dem großen Tor unter so ner stimmungsvollen Laterne.

    Und n Kaffe gibts im Hotel des kritisch nachempfundenen Cöllnischen Rathaus sicher auch.

  • Update vom 28.06.2021, fotografiert durch mich


    Es ist gar nicht so leicht den Klotz gut abzulichten, hier mein Ergebnis

    mitte_17kkfq.jpg


    mitte_2hkjy7.jpg



    An der westlichen Hälfte wirkt es fast so, als wäre hier noch Platz für ein anschließendes Gebäude. Die Aussparung im Gebäude kommt fast wie ein Lichtschacht daher...

    mitte_3dfkoa.jpg


    mitte_4wjkde.jpg





    d.

  • Was lange währt, wird endlich ... ?


    Die WBM hat vorgestern den Grundstein gelegt für das neue Wohn und Geschäftsgebäude an der Fischerinsel. Bis Mitte 2023 sollen hier 210 Wohnungen (z.T gefördert, z.T. möbliert, z.T. Studenten WGs), Gastronomie, Läden und eine Kita entstehen. Dass es jetzt hier losgeht, ist erst einmal positiv. Die architektonische Qualität - trotz eines bedeutenden Büros - eher bescheiden. Aber das wurde hier ja schon ausgiebig diskutiert.


    Hier die Pressemitteilung der WBM.

    Einmal editiert, zuletzt von KaBa1 ()

  • Auf Youtube sind seit heute 3 Videos mit Wettbewerbsbeiträgen für das Wohn- und Geschäftsquartier (Bearbeitungsphase des Werkstattverfahren - Zwischenstand Entwurf #1) Breite Straße zu sehen.

    Video 1: 1. Planungsteam ADEPT ApS, Kopenhagen.
    Video 2: 1. Planungsteam Heide & von Beckerat (Achtung: Schlechte Tonqualität).

    Video 3: 1. Planungsteam LH Architekten Landwehr Henke+Partner mbB.


    Die Anforderungen sind hoch: Archäologische Fenster bzw. Zugang zu den archäologischen Funden. Wohnungen/Büro 50/50. Nachhaltiges Bauen. Grüne Innenhöfe, etc.

    In der jetzigen Phase scheint es um die Grundlagen zu gehen, d.h. Aufbau, Verteilung, Konzept, Bauweise. Zu den Fassaden kann man noch nicht viel sagen. Bis auf ADEPT liefern die Planer nur vage Skizzen. Immerhin sind bei LH und Heide & von Beckerat unterschiedliche Gebäudehöhen zu erkennen. Bei ADEPT sieht es nach hochwertiger Backsteinverkleidung aus, dafür haben alle Gebäude aber die selbe Höhe und das Staffelgeschoss wirkt irgendwie uninspiriert.

  • Abgesehen davon, dass es mir im Hirn wehtut, dass keine(r) der Vortragenden die Breite Strasse zu deklinieren vermag, kann man generell mit allen dreien etwas anfangen.


    LH Architekten ueberzeugt mich dabei von der Aufteilung, Kleinteiligkeit und Einbeziehung der archaeologischen Teile am meisten, auch, weil es am klassischsten daherkommt, was ich an dieser Stelle der Innenstadt begruesse.


    ADEPT koennte gut sein, wenn sie die Gebaedehoehen noch variieren und das Staffelgeschoss etwas raffinierter ausbilden wuerden.

  • Abgesehen davon, dass es mir im Hirn wehtut, dass keine(r) der Vortragenden die Breite Strasse zu deklinieren vermag,

    Ja, Mann. Das Ding heißt "Breite Straße", nicht "Breitestraße" - furchtbar!


    Auch sonst gebe ich Dir recht: ADEPT könnte noch was reißen, wenn sie mit unterschiedlichen Fassaden und Gebäudehöhen spielen würden. LH Architekten ist fast schon mehr als ich mir erhofft hatte: Modern interpretierte historische Parzellenbreiten, unterschiedliche Gebäudehöhe, verschiedene Fassaden.


    Mal schauen, was die künftige Stadtbauspitze davon hält.

  • Der Entwurf von ADEPT wirkt zumindest eigenständig, obwohl ich das (Holz?)-Staffelgeschoss vor allem aus ästhetischer Sicht sehr kritisch sehe. Ich hoffe sehr man feilt an der Architektur und spart etwas an der mittlerweile überall anzutreffenden ideologischen Überfrachtung (Klima, Bepflanzung, thematische Überfrachtung, etc.). Leider konnte ich den Entwurf von Heide Beckerat nicht verstehen. Landwehr Henke geht mir persönlich etwas zu sehr ins gewöhnliche.

  • Staffelgeschoss, 2,55m Deckenhöhe - irgendwie Möchte man das gerade in der Breiten Straße nicht sehen.


    Die Idee der grünen Höfe ist ganz nett, aber was haben Architekten eigentlich gegen Steildächer oder sind die mittlerweile in Berlin verboten.


    Zweischalig sorgen die für gutes Raumklima, können gut und mit wenig Aufwand gewartet werden und gelten als langlebiger.


    Besser und sinnvoller als in der Tragkonstruktion eines Daches kann man Holz in der Architektur, gerade mit örtlich historischen Kontexten doch gar nicht einsetzen.

    Da muss man doch gar gar nicht erst anfangen ökologisch und nachhaltig anteilig Holzbauweise neu zu erfinden.


    So was kann man in Wohnparks auf der grünen Wiese exerzieren, in fantasievollen Hypermodernen Solitärbauten oder inner punkigen Alternativgründung aber hier?


    Gerade zur breiten Straße und Brüderstrasse mit den Resten der Altbebauung macht klassische Bauweise doch Sinn!


    Bekommt Ribbeckhaus und Barocker Marstall jetzt auch ein staffelgeschoss mit Dachgarten?


    Die vorgestellten Wettbewerbsgedanken überzeugen mich bisher in ihrer repräsentativen städtischen Attitüde mit historischem bürgerlichen Kontext - gar nicht. Das wirkt schon aufgrund der Proportionen wie kleinstädtischer Lückenschluss mit üblichem sozialen Wohnungsbau, dabei führte die Breite Straße zu einem bedeutendem Residenzbau, dementsprechend setzte das Bürgertum hier seine Akzente.

    In dem Zusammenhang halte ich Klinkerfassaden für völlig unangebracht und ich mag Klinker sonst sehr.


    Adressenbewusstsein wird von Adept zumindest verbal angedeutet.

    Aber bestenfalls wird das dann wohl reduziert mit gängigen miefigen Gestaltungs-Mitteln der Blockrandbebauung der letzten 20 Jahre über unterschiedliche Parzellen eingelöst.

    Bisher fällt mir nichts ein wo das je überzeugt hätte.


    Sich mit, der kaum für die Erscheinung und Ausstrahlung relevanten Ausstellung der Keller-Archäologie zu begnügen und sich sonst aus der städtebaulichen Historizität herauszumogeln ist In etwa vergleichbar mit Zuckerwatte aufm Jahrmarkt - schön wenn’s da ist aber vermissen würds auch keiner. Wie das mittelalterliche Klo auf der Fischerinsel halt.

    Einmal editiert, zuletzt von Endell ()

  • Video 3: 1. Planungsteam LH Architekten Landwehr Henke+Partner mbB. gefällt mir deutlich am besten.
    Die Gliederung und vor allem die hervor gehobenen Eckbauten machen einen lebendigen Eindruck.