Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • Wenn ich den entstehenden Baukörper mit den Plänen vergleiche, dann sieht es außerdem so aus, als würde das anschließende Wohnhaus unabhängig oder zumindest erst in einem zweiten Bauabschnitt gebaut. Weiß dazu jemand etwas Näheres?

  • Danke für den Link, ich weiß leider auch nichts genaueres - aber sollte es wirklich so kommen wie visualisiert - wird das gotische Haus doch gefährlich bedrängt- und endgültig eine verka....Ecke 😩🤔

  • Ganz und gar nicht. Dort entsteht ein angestimmtes und anspruchsvolles Ensemble zusammen mit dem House of One und dem Capri Hotel.

  • Die Berliner Zeitung berichtet, dass auf dem Grundstück Fischerinsel /Ecke Mühlendamm der Bau von 210 neuen Wohnungen begonnen hat. Angeblich bis zu 16 €/qm teuer. Statt eines Hochhauses gibt es nun eine achtgeschossige Blockbebauung nach dem Entwurf des Architekturbüros Blauraum als Ergebnis einer erfolgreichen Bürgerbeteiligung, die kein Hochhaus wollte. Was man akzeptieren kann.


    Der Artikel ist hinter einer Bezahlschranke, die sichtbaren ersten Zeilen beinhalten aber eine Visu des Neubaus. Ein wuchtiger Quader, nicht gerade aufregend, aber immerhin scheint es keine bemalte Styroporfassade zu werden und ein paar Farbakzente an den Fensterlaibungen gibt es auch.


    Ehe die Hochhausfetischisten wieder losschreien: ein Hochhaus wäre von der Optik her nicht automatisch besser geworden.


    Link zum Artikel:

    https://www.berliner-zeitung.d…-nicht-li.126768?pid=true

  • ^ Stimmt, jetzt wo du es sagst bzw. schreibst... Das hatte ich wohl schon wieder vergessen oder verdrängt.


    Naja. Mal sehen, wie der Bau nachher "in echt" rüberkommt. Immerhin muss er nicht gegen allzu harte Konkurrenz in der Nachbarschaft ankämpfen. 😉

  • Es ist grundsätzlich sehr zu begrüßen, dass hier der Blockrand geschlossen wird. Das sollte meiner Meinung auf der gesamten Fischerinsel passieren. Ich finde es auch gut, dass hier so viele Wohnungen gebaut werden. Im Gegensatz zur im Grunde unbewohnten Museumsinsel, fände ich es wichtig, dass im südlichen Teil der Spreeinsel wieder "normale Stadt" entsteht, mit Bewohnern, Geschäften, belebten Straßenzügen... Zu begrüßen wäre auch die Wiederherstellung alter Wegeverbindungen durch ein Straßenraster, dass sich auf die historischen Brücken bezieht und gleichzeitig die bestehenden Wohntürme miteinbezieht. Dazu ergänzende geschlossene Blockrandbebauung mit Erdgeschossnutzung. Das geplante Gebäude könnte dafür ein Startschuss sein. Dennoch finde ich es für seine exponierte Lage zu unambitioniert. Ich verstehe ja, dass hier ein "bezahlbares" Wohngebäude entstehen soll und das begrüße ich, aber auch mit einfachen Mitteln könnte man dem Ort besser gerecht werden. Wünschenswert wäre eine Betonung der Ecksituation, um den Eingang in den Fischerinselkiez und Abschluss der Sichtachse vom Schlossplatz durch die Breite Str. zu betonen. Außerdem wäre eine zweistöckige Sockelzone entlang des Mühlendamms der zentralen Lage angemessener. Diese kleinen Änderungen am Entwurf, würden mir schon reichen, dann könnte ich ganz gut mit dem unspektakulären Entwurf leben. Immerhin entsteht das Gebäude nur 350m vom neuen Stadtschloss entfernt und es wird in den nächsten Jahren in der unmittelbaren Umgebung so viel passieren: Das neue Viertel um den Molkenmarkt, eine neue Mühlendammbrücke, voraussichtlich attraktiverer neugeordneter Straßenraum durch Bau der Tram. Jetzt wo das Schloss/Humboldt Forum fertiggestellt ist, wird sich bestimmt auch die Breite Str. bald schnell entwickeln.

  • Schließlich lag hier ja vorher die mittelalterliche Altstadt Berlins.

    Ich habe immer noch nicht verstanden, warum man hier - im Bereich der früheren mittelalterlichen Altstadt - nicht mit Leitbauten teilweise rekonstruiert? Vereinzelt rekonstruierte Leitbauten und dazwischen zeitgenössische Lückenfüller, die zumindest die mittelalterliche Parzellierung aufnehmen. Was wäre daran so schlecht gewesen?


    Anders formuliert:

    Welches lächerliche Argument haben die verantwortlichen Stadtplaner sich hier einfallen lassen, um Rekonstruktionen zu verhindern?

  • Ich habe keinerlei Verständnis für das, was hier passiert. Es ist mir ein Rätsel, warum man nicht versucht, das mittelalterliche Berlin wieder erlebbar zu machen. Es ist unfassbar, wie diese Stadt ihre eigene Entstehungsgeschichte geringschätzt und verleugnet. :nono:

  • Nachverdichtung der Fischerinsel und der historischen Mitte.


    Ich kann mich mittlerweile häufig Kurzfassen, weil die Themen sich hier mantramäßig wiederholen. Anbei deshalb mal wieder den erhellenden Beitrag zur Nachverdichtung und Reurbanisierung der historischen Mitte vom Architekten der inzwischen auch den Großen internationalen Wettbewerb Berlin - Brandenburg 2070 gewonnen hat.


    https://www.berndalbers.com/stadtkern-berlin-2030

  • Es ist die Fischerinsel - ein ehedem herbeigeführter wohnungsbaupolitisch gewollter städtischer Wohnpark auf dem Boden abgeräumter bürgerlicher Berliner Identität.

    Dass man dieses Wohndingens da baut ist nunmehr momentan fürs Stadtbild dort. auch schon fast egal,

    Es mutet fast zynisch an das Gebäude als Ergebnis der Bürgerbeteiligung die sich gegen einen Wohnturm stemmte, zu deklarieren.

    Wirkt auf mich eher wie fauler Zauber und ich kann mir wirklich nur schwer vorstellen dass das präsentierte Ergebniss auf allgemeine Begeisterung stieß und nicht viel mehr die Wahl des kleineren Übels darstellt. Bürger wähle deine Waffen das Duell bekommst du so oder so.

    Man gewinnt bei dem Vorhaben den Eindruck eines trocknen in Beton gegossenen Verwaltungsaktes mit leichtem Haut Gout von Schützenhilfe für den Baulöwen.

    Die Vision von städtischer Verdichtung und Mit dem Fokus auf Wohnungsbau ist gut gemeint nur frage ich mich ob das hier glücklich umgesetzt werden wird.

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  • Als kleinste Form des Positiv-Sehens kann man wenigstens konstatieren, dass durch diesen Bau die Kreuzung komplettiert und somit an allen vier Ecken mit ähnlicher Architektur eingefasst wird. Alleine das dürfte positiv wirken, wenn auch das Wort unambitioniert den Entwurf am besten zusammenfasst.

  • Mich erinnert der projektierte Bau an die Wohnhochhäuser neben der innerstädtischen Pariser Autobahn Boulevard Périphérique. Ich bin als Kind bei der Vorstellung, an dieser stinkenden Lärmschneise hausen zu müssen, vor Schaudern immer ganz tief in meinen Autositz gesunken. Jeder, der an diesem eigentlich prominenten Geschichtsort Berlins in diesem seelenlosen Trümmer wird wohnen müssen, wird von mir mit wohlwollender Empathie ernsthaft bedauert.

  • Bürgerlicher Identität? Bürger sind alle Menschen. Aufgabe Berlins besteht im 21. Jahrhundert diese Stadt mit Balance, Logik, Nachhaltigkeit und Weltsicht zu entwerfen, den Bedürfnissen der heutigen Zeit und dem morgigen agieren.

  • Deine Anforderungen an Berlin haben Allgemeingültigkeit für jede Großstadt. Diese ist unbestritten, lieber Minimalist.


    Ich nehme an, du störst dich an dem Begriff bürgerlicher Identität und liegst einem anderen zeitgenössisch politisch konnotiertem Begriff davon auf.

    Bürger sind Stadtgesellschaft, einwohnende Gestalter menschlichen Zusammenlebens durch Handel, Bildung, Handwerk und Verwaltung.


    Im hiesigen Zusammenhang ging es mir nur um den Hinweis, dass die Fischerinsel kulturhistorisch zu den interessantesten bebauten Stadtflächen der Stadt gehörte - ein für Berlin ungewöhnlicher Umstand war, dass hier die Industriealisierung und Entwicklung seit Ende des 18. Jhd. quasi gar nicht stattgefunden hatte.


    Ich wollte nur an dieses konservierte Ur-Berlin erinnern, das die städtebauliche Genese des bürgerlichen und kleinbürgerlichen Berlins anschaulich illustrierte, das selbst die Zerstörungen des WK glimpflich überstanden hatte und erst mit der Neuen Stadtplanung abgeräumt wurde.


    Einem einwohnerfreundlichem Umfeld trägt man mit dieser Behelfsästhetik hier keinerlei Rechnung und der hier anberaumte Wohnbau strotzt nur so vor Ignoranz gegenüber Vergangenem, Gegenwärtigem und Zukünftigem.


    Ein Produkt von Technokraten und damit eine stadtgestalterische Belastung, deren dauerhafter Wert sich in rationeller Verdichtung für Wohnraum erschöpft.

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  • < Die Fischerinsel war ein Rattenverseuchter Slum mit katastrophalen hygienischen Verhältnissen. Die hutzeligen Häuser mögen aus heutiger Sicht vielleicht pittoresk und hyggelig anmuten, das Gegenteil war der Fall. Hier von sowas wie 'Bürgerlicher Identität' zu sprechen finde ich snobistisch, es ging wohl eher um soetwas wie Überleben.

  • Ich bestreite ich ja gar nicht, dass dem in Teilen so war.

    Ich glaube, da kann man nicht mit einer Schwarzweissbrille drüberblicken und die Zustände waren auf der Fischerinsel heterogener, als man denken möchte. Zudem gab es schon in den 30er Jahren Bestrebungen, das Quartier neu zu strukturieren, weil man sich der Zustände gegenwärtig war. Viele Altstädte waren lange Zeit durch Enge, Verwahrlosung und ungesunde Zustände geprägt, nachdem der Zenit positiver Entwicklung überschritten war.

    Nach Stillstand und Verfall der vergessenen Altstädte folgte vielerorts Wiederentdeckung und Pflege, die manchen städtebaulichen Wert erhalten haben.

    Entgegen dem logischen tabula rasa hat man das scheinbar auch für die Fischerinsel geltend, in der Anfangszeit des Wiederaufbaus differenzierter gesehen und für würdig genug befunden, es in Teilen zu erhalten und wiederaufbauen zu wollen.


    Nochmal die bürgerliche Identität bezog sich lediglich auf die für Berlin ungewöhnliche weit zurückreichende einst erhaltene Stadtbebauung, geschichtliche Entwicklung, , und durch wen es gestaltet und geprägt wurde, es ist kein Kampfbegriff für mich.

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  • Die Fischerinsel war ein Rattenverseuchter Slum mit katastrophalen hygienischen Verhältnissen.

    Genau so, wie die Altstädte von Regensburg, Bamberg, Quedlinburg, Lübeck, Stralsund oder Wismar früher mal rattenverseuchte Slums mit katastrophalen hygienischen Verhältnissen gewesen sind. Und heute gehören diese Altstädte zum Weltkulturerbe der UNESCO. So what? Ich verstehe nicht, was du mit diesem Argument bezwecken möchtest. Sollen wir uns jetzt darüber freuen, dass die früherere Bebauung zerstört wurde?