Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • ^was habt ihr denn? Dafür ist das Stadtbild prägende Gebäude, was wir nun dort bekommen, "klar" und setzt einen "bewussten Bruch" und {fill_in_architect-poetry}.


    In der Schweiz ist man noch "moderner", da lässt man gleich noch die Fenster weg:


    "So entwarf sein Büro ein Gebäude, dessen Schlafzimmer nach außen fensterlos ist. Wie ein Findling erhebt sich das Haus auf Kiesfeld und Steingarten des Grundstücks." (http://m.faz.net/aktuell/wirts…uschelfaktor-1513583.html)


    Brave new world

  • Womit bitte, Pumpernickel, soll das Haus an der Ecke Breite Straße und Gertraudenstraße "brechen"? Da steht doch nichts Historisches mehr, das als Gegenbild taugt?

  • Anlässlich des angekündigten Baustarts des Hochtief-Projekts befasst sich der Tagesspiegel in einem aktuellen Artikel auch mit den anderen beiden geplanten Gebäuden.


    Beim archäologischen Zentrum wurde in typischer Berliner Tradition umgeplant. Aufgrund von Anpassungen an der Gebäudetechnik und der Anlage eines „angehobenen Platzes“ seien Budget und Terminplanung nicht mehr einzuhalten. Die veranschlagten Baukosten steigen um 5,5m€ auf 21m€. Durch die Umplanungen können bereits bewilligte EU-Fördermittel nicht mehr abgegriffen werden. Die hätten den Bau zu 90% finanziert. Nun müssen sie wieder neu beantragt werden.


    Beim geplanten Gebetshaus („House of One“) belaufen sich die bisherigen Spenden auf 169k€ - bei einem Projektbudget von 43,5m€ ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wird sich also auch noch sehr lange hinziehen.

  • Da es hier (fast) einhellige Meinung zu sein scheint, dass der Entwurf für die Gertrauden-/Ecke Breite Straße eine einzige Enttäuschung sei, möchte ich doch mal dagegen halten. Ich finde das nämlich überhaupt nicht: Sicher haben wir es hier nicht gerade mit herausragender Architektur zu tun, aber doch mit einer Fassade, die städtebaulich gut harmoniert – vor allem mit den beiden schon errichteten Neubauten am Spittelmarkt. Hier zeichnet sich meines Erachtens ab, dass zumindest auf der Nordseite der Gertraudenstraße mal eine funktionierende Raumkante entstehen könnte.


    Und natürlich beziehe ich mich dabei – mit Verlaub – auf den städtebaulichen Rahmen von heute und nicht auf den von 1910, weshalb ich die Wiedererrichtung des Köllnischen Rathauses auch für eine blöde Idee hielte. Konstantin hat zwar recht, wenn er die Bezeichnung "kritische Rekonstruktion" für den Neubau als Unsinn bezeichnet (der Vorgänger wird lediglich zitiert), aber den Umkehrschluss, eine richtige Rekonstruktion sei wünschenwert, halte ich ebenso für falsch.


    Das Gebetshaus daneben finde ich zwar symbolpolitisch überfrachtet, architektonisch aber sehr interessant. Deshalb ist es schade, dass sich offenbar das Geld nicht auftreiben lässt – ich fürchte, der Trägerverein wird seine Pläne irgendwann aufgeben müssen, und ich hoffe sehr, dass es nicht zehn Jahre dauert, bis er das begreift und den Weg für eine realistischere Planung freimacht.


    @ Pumpernickel: Das "man", von dem Du schreibst, ist nicht "die Schweiz", sondern der Architekt eines Einfamilienhauses – und das wiederum hat mit der Planung an der Gertraudenstraße nicht das Geringste zu tun. Was willst Du mit diesem Vergleich aussagen? Dass Beton immer hässlich sei und nur von Idioten verwendet werde, die so dumm sind, dass sie sogar die Fenster vergessen?


    In diesem Falle empfehle ich Dir, die im FAZ-Artikel ebenfalls erwähnte Kathedrale von Brasilia mal genauer anzuschauen. Deren Erhabenheit steht genauso außer Frage, wie ihr Charakter als architektonisches Meisterwerk – auch wenn es Oscar Niemeyer gewagt hat, andere Maßstäbe anzulegen als die "Kulturgeschichte des Barock oder [der] Renaissance" und auf Stuck und Marmor verzichtete.

  • Da findest es also nicht nur noch zum lachen, wenn man mit viel Aufwand, auch finanziell, historische Parzellierung wiederherstellt, dafür umfangreiche Straßenarbeiten durchführt und auch eigentlich versprochen hat, zumindest nah an historischen Vorbildern neu zu bebauen - und dann wird es doch wieder nur eine übliche 0815 Berliner Rasterfassade (mit gestufter Dachpartie, nein welch historisierender Überschwang!)? Langsam verstehe ich, was viele User im Forum meinen, wenn sie den berliner Lokal-Neologismus

    weggelüschert


    benutzen.


    Ich wusste gar nicht, wo ich da einen Ansatzpunkt haben sollte, um mich ernsthaft mit der Planung auseinanderzusetzen - da blieb mir nur Sarkasmus. Niemeyer hätte ich im Übrigen gerne in Berlin gesehen - du verwechselst meine spezifische Ablehnung unserer spießigen, piefigen, einfallslosen berliner/deutschen "Moderne" immer mit genereller Ablehnung von "Moderne".

  • Qualitätsvoll zu bauen ist immer teuer.
    Ob nun rekonstruiert, historisierend oder gemäß der Moderne des 20. Jahrhunderts gebaut wird - gute Substanz kostet ihren Preis.


    Aber dieser Berliner Würfelhusten hat weder mit guter Qualität noch mit gutem Stil zu tun, schon gar nicht an dieser Stelle.


    Es ist doch kein Wunder, dass Touristen bei Tag fast ausschließlich die historischen oder historisierenden Gebäude fotografieren.
    Sie bieten einfach mehr.


    Wann endlich kriegt die Moderne die Kurve: Form, Farbe, Blütenträume und Licht?
    Es genügt eben nicht, alte Straßenverläufe und Parzellenzuschitte wieder zu beleben.
    Die dritte Dimension ist mit Rastermaß und Spiegelglas allein zu ärmlich bedient!


    Wenn die Bauherren nur billig bauen wollen, dann ist es an der Politik, das Bessere zu erzwingen.
    Mit Frau Regula Lüscher-Gmür geht das natürlich nicht...

    Einmal editiert, zuletzt von ReinhardR ()

  • In der Schweiz ist man noch "moderner", da lässt man gleich noch die Fenster weg


    Es hat zwar eigentlich nichts mit dem Thema Fischerinsel zu tun, aber folgendes zu dem in deinem Kommentar aufgeführten Gebäude:
    Das Schlafzimmer hat in der Tat kein Fenster an der Außenwand, stattdessen jedoch ein Fenster zum offenem Atrium. Und das war keine Idee eines Modernisten, vielmehr wollte der Bauherr kein Fenster zur Straße hin, da er Angst vor Einbrechern hat. Der Architekt plante also nicht irgendwas sinnloses, sondern ging auf die Wünsche des Bauherrn ein.
    P.S.: Mit modern hat diese Idee übrigens nichts zu tun, Atriumhäuser werden schon seit jeher gebaut.

  • Ich will nur darauf hinweisen, dass das Hotel am Petriplatz ein privates Bauvorhaben ist. Das Gebäude wird weder von irgendwelchen "Modernen" oder von Frau Lüscher gebaut, sondern von Hochtief. Daher sind die Möglichkeiten für die öffentliche Hand, die Fassadengestaltung zu beeinflussen, sehr begrenzt. Daher ist die ganze Debatte ziemlich absurd.


    Es gibt allerdings ein Bauvorhaben in dem Bereich, das von der öffentlichen Hand gebaut wird, und das ist das Archäologische Besucherzentrum. Dieses Gebäude stellt eine Konzession an die historistische Fraktion dar, die seinerseits den Teilabbruch der Keller des Alten Rathauses scharf kritisiert und die eine stärkere Sichtbarmachung der Geschichte gefordert hatte. Derzeit ist allerdings nicht klar, ob das Gebäude aufgrund der steigenden Kosten überhaupt kommt.


    Leider ist es auch so, dass die diversen historistischen Vereine (Gesellschaft Historisches Berlin, Bürgerforum Berlin, Berliner Historische Mitte e.V.) zwar gerne große Reden schwingen, dann aber in der praktischen politischen Lobbyarbeit komplett versagen. Das hat wiederum damit zu tun, dass diese Vereine kaum Anhänger haben und stark überaltert sind. Folgerichtig stehen die Leute aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die sich für eine stärkere Sichtbarmachung historischer Spuren stark machen (Regula Lüscher, Manfred Kühne), ziemlich allein da.


    Angesichts dieser Lage ist die reflexhaft vorgetragene Behauptung, dass Frau Lüscher eine "Modernistin" wäre, die ständig die Sichtbarmachung von Geschichte verhindern würde, völlig daneben.

  • *lautlach*! Jetzt läuft Klarenbach echt amok. Wer ist denn hier "überaltert"? Die Handelnden von SenStadt (Kühne, Reich-Schilcher usf.) sind doch alle knapp an der Pensionsgrenze, während der stets zitierte Dr. Goebel gerade mal 40 ist. Beim Bürgerforum kannst Du bei Facebook schauen, der Alterschnitt ist deutlich unterhalb der Senatsagierenden.


    Dass sich Regula Lüscher und Co. für eine "stärkere Sichtbarmachung historischer Spuren" einsetzen ist eine glatte Lüge. In Frau Lüschers Verantwortung sind mehr als 70 Prozent der Überreste des Alten Rathauses abgebrochen worden (gegen alle Proteste der Fachwelt), jüngst ist das "archäologische Fenster" beim U-Bahnhof Berliner Rathaus weggefallen (und die EU-Mittel verfallen). Die Raatswaage wird nicht wiederhergestellt. Die Grabungsfunde an der Breiten Straße werden großteils entsorgt. Die Liste liesse sich beliebig fortführen und zeigt eine systematische Vernichtung von Spuren der Geschichte auf, keineswegs das Gegenteil.


    Deine Philippika für die Gestaltungsfreiheit privater Bauvorhaben in allen Ehren (in anderen Fällen wie der Garnisonkirche hast Du keine Probleme damit, in das private Baurecht einzugreifen), das Areal gehörte der Stadt und es wurde beim Verkauf von SenStadt unter der Federführung von SenStadt ein Wettbewerb veranstaltet, dessen Ausgang Regula Lüscher maßgeblich beeinflusst hat. In diversen Überarbeitungsrunden mit SenStadt ist die Fassade immer mehr zum Schiessschartenbude verkommen. Nur am Rande: Der Wettbewerb war nicht offen und das Ergebnis Ortner & Ortner kam mit einer Mehrheit von 4 zu 3 Stimmen (Senats- und Bezirksvertreter gegen Bauherr) zustande.


    Der Gipfel der Unverschämtheit ist allerdings das Gebäude des Archäologischen Zentrums in seiner Mainstream-Optik einer Rasterfassade als "Konzession an die historistische Fraktion" darzustellen. Der Bau reiht sich ein in die gesichtslosen, monotonen Bauten der Lüscher-Ära, die dem Stadtkern, sollten sie gebaut werden, noch lange negativ nachhängen werden. Durch ihre abweisenden Fassaden und die stets zu Großparzellen zusammengefassten Baugrundstücke - die dem Stadtkern den Massstab der Nachkriegsmoderne aufdrücken - wird jeder Ansatz von Reurbanisierung verhindert. Bitte einmal auf Beitrag #287 zurückschauen.


    Die steile These Regula Lüscher sei keine Modernistin gehört wohl ins Kuriositätenkabinett.

    6 Mal editiert, zuletzt von Konstantin ()

  • ^ Wenn man diesem Morgenpost-Artikel glauben kann, die Frau stand einmal für futuristische Planungen und inzwischen mogele sich nur so durch die Dienstjahre - wenn die Stadt keinerlei Erwartungen einbringt, setzt sich halt die langweiligste Investorenarchitektur durch.


    Noch einmal zu den Entwürfen - unter #604 sehe ich eine viel zu breite Straße mit viel zu schmalen Bürgersteigen, die selbst für Liebhaber der reizarmen Rasterbauten keinerlei Aufenthaltsqualität bieten kann - back to the sixties. Dagegen wirkt das Bild unter #607 viel moderner mit der verkehrsberuhigten Shared-Space-Zone und kleinteilig differenzierten Fassaden - dort kann man sich wirklich aufhalten. Wenn die Wahl auf Mit-dem-Auto-nur-durchfahren-Stadt fällt, ist das genauso falsch wie auch völlig überholt.


    BTW: Bezeichnend, dass die Wikipedia den Artikel mit einem Bild einer Berliner Straße im 19. Jahrhundert bebildert - was im unter #604 zitierten Entwurf als "modern" verkauft wird, sind Visionen der Charta von Athen aus dem Jahr 1933 (die Gestaltungsprinzipien aus der gleichen Zeit), in Deutschland auf dem Städtetag 1960 zum Leitbild erhoben - und seit den 1970ern bereits überaltet.


    Die Liste der Zerstörungen im Beitrag Konstantins klingt erschreckend - sonst kennt man Ähnliches nur aus den Medienberichten über die umgestalterische Aktivitäten des Islamischen Staats, die zurecht die ganze Welt schockieren. Ob es Absicht oder Unfähigkeit+Unterlassung ist, alleine das sollte Grund genug für eine Neubesetzung sein.

    6 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()


  • Es gibt allerdings ein Bauvorhaben in dem Bereich, das von der öffentlichen Hand gebaut wird, und das ist das Archäologische Besucherzentrum.


    Der richtige Wille zum Bau ist selbst bei diesem Projekt und seinen Verantwortlichen nicht zu erkennen. Die EU-Mittel verfallen und man fängt (vielleicht) noch mal von vorn an. Es ist letztendlich wie bei allen senatseigenen Vorhaben - der Weg ist das Ziel. Hauptsache es können noch viele weitere Beamtengenerationen ihre geistigen Duftmarken anbringen, eine möglicherweise drohende Realisierung kann da nur hinderlich sein.

  • Die TA-Lärm - Bundesrecht - schreibt vor, dass bei einer Wohnnutzung 50cm vor dem geöffneten Fenster nachts unter 45 dB herrschen müssen. An fraglichem Ort liegen die Werte > 70 dB.


    Die TA Lärm (ein technisches Regelwerk und kein Bundesrecht, gleichwohl nach BImSchG anzuwenden) gilt nur für Gewerbelärm und für gewerbebezogenen Verkehrslärm (also etwa zugehörige Parkplätze). Für Verkehrslärm öffentlicher Straßen gilt (bei Neubau einer Straße bzw. deren Erweiterung) die 16. BImSchV, ansonsten im Zuge der Abwägung bei einer B-Plan-Aufstellung die DIN 18005. Werden hohe Lärmpegelbereiche erreicht, können bauliche Festsetzungen nach DIN 4109 getroffen werden. Im Endeffekt ist Wohnnutzung ohne Weiteres machbar, nur eben ohne öffenbare Fenster.

  • Danke Snirtje. Aber der Effekt ist ja der gleiche. Eine Wohnnutzung ohne die Fenster öffnen zu können (mit Zwangsentlüftung im Innern) mag physikalisch funktionieren, tatsächlich kennen ich niemanden, der sich dieser Situation ausetzen mag.


    Wir werden es ja an der Ecke Köllnischer Fischmarkt/Fischerinsel sehen. Da baut die WBM an der Ecke unter diesen Bedingungen.

  • Zur Breiten Straße: Sicher wäre es eine Option gewesen, die Ausgrabungen an der Breiten Straße durch archäologische Fenster sichtbar zu machen. Das war aber nicht möglich, weil genau dort Neubauten errichtet werden sollen. Die Grundsatzentscheidung zu dieser Neubebauung stammt nicht von Regula Lüscher, sondern noch von Hans Stimmann. Daher ist es ziemlich infam, die ganze Sache jetzt Frau Lüscher in die Schuhe zu schieben.


    Zum Archäologischen Besucherzentrum: Das Zentrum steht ja nicht für sich allein, sondern es soll Teil eines archäologischen Pfades werden, der mehrere archäologische Fenster verbinden soll. Durch diese Fenster soll ein ganz neues Verständnis der Berliner Stadtgeschichte möglich werden. Dieses Konzept wurde im übrigen stark durch Frau Lüscher vorangetrieben. Ihr Vorgänger, Hans Stimmann, hatte nichts Vergleichbares geplant, er hat aber viele Planungen hinterlassen, die sich durch eine völlige Geschichtsvergessenheit ausgezeichnet hatten. Solche Dinge kann man nicht immer ungeschehen machen.


    Schließlich zu den Fassaden: Es kann niemand von Frau Lüscher erwarten, dass sie sich in der ohnehin schwierigen politischen Auseinandersetzung für Dinge aufreibt, die nur eine Handvoll Leute interessieren. Das wäre der Job der diversen genannten Vereine. Wenn die nichts auf die Reihe kriegen, dann sollte man nicht andere zum Sündenbock stempeln.

  • Zumindest eine gute Nachricht gibt es für die Historische Mitte: Laut einem Bericht der RBB-Abendschau sollen die Sanierungsarbeiten am barocken Nicolai-Haus in der Brüderstraße bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Anschließend wird dort die Deutsche Stiftung Denkmalschutz einziehen.


    http://www.rbb-online.de/kultu…z-vor-Fertigstellung.html

  • @ Konstantin


    Ich kenne Leute, die so wohnen und damit scheinbar kein Problem haben. Ich selbst würde mir das allerdings auch nicht antun.

  • Klarenbach, die archäologischen Fenster werden von Frau Lüscher ja Stück für Stück aufgegeben. Es handelte sich offenbar um eine Finte, um die "Handvoll Leute", die mit über 1.000 Mitgliedern in über 10 Vereinen organisiert sind und sich für die Integration der Gechichte in die Stadtplanung engagieren, zu beschwichtigen. An der Marienkirche gibt es jetzt Cortenstahlbänder mit historischen Grundrissen wie in jeder x-beliebigen Kleinstadt - aber keinerlei Verbindung zu den Originalfunden. Am Alten Rathaus hat Frau Lüscher das Archäologische Fenster einfach gestrichen - EU-Mittel verfallen (hätte man besseres mit machen können). Das Archäologische Zentrum kommt wahrscheinlich auch nicht (zu teuer, EU-Mittel wegen Trödelei verfallen): wer hat denn die Ausschreibung zum Bau desselben veranlasst und kommt seit 3 Jahren nicht über die Vorplanung hinaus? Wem laufen denn zum wiederholten Male die Kosten davon, weil man das Parlament nach Strich und Faden über die Kosten belügt und anschliessend die Prognosen nicht halten kann? Das ist doch System bei allen Bauten in Lüschers Verantwortung.


    An der Breiten Straße stand zu Stimmanns Zeiten noch das DDR-Bauministerium. Frau Lüscher hat es abreißen lassen, die Neubebauung ohne Ausschreibung (dmsw-architekten) initiiert, die jetzt im B-Plan erneut ausliegt? Bei der Neubebauung werden alle historischen Funde und Parzellenbreiten aufgegeben zugunsten einer ebenfalls schiessschartenartigen Großwohnanlage im sattsam bekannten Lüscher-Style. Warum hätte dort die Integration der Funde nicht genauso gelingen können wie beim dem von Dir gelobten Bürohaus Hochtief?


    Wenn Du Mitleid mit der Senatsbaudirektorin hast, die ja auch die sonstigen Baustellen weder planerisch noch finanziell im Griff hat, empfehle doch bitte bei einem nächsten Gespräche das Ausscheiden aus der Politik. Sie sucht ja überall händeringend nach einer Professorenstelle (möge der Kelch an Berlin und Potsdam vorbeigehen). Allerdings ist es nicht Aufgabe von politischen Lobbygruppen sich um den durch das Denkmalschutzgesetz garantierten Erhalt der archäologisch wertvollen Substanz zu kümmern, sondern die ureigenste Aufgabe der Senatsbaudirektorin.


    Gestatte bitte noch kurz ein Blick auf die anderen Projekte deiner Ikone, Regula die Letzte, im Stadtkern:


    - Neugestaltung Haus der Statistik? Wettbewerb, viel Geld ausgegeben und jetzt: Fussmatte. Es passiert seit 5 Jahren nichts
    - Jüdenhof? Archäologische Grabungen, jetzt hängt der B-Plan im 14. Planungsjahr, das Areal wurde asphaltiert und als Parkplatz verpachtet
    - Verschmälerung Getraudenstraße? Quatsch, im B-Plan-Entwurf wird sie BREITER
    - Dialogprozess MEF und Rathausforum? Hunderttausende Euro Honorare für ein Verfahren ohne Ergebnis
    - Breite Straße? siehe oben - ein Baubeginn in dieser Legislaturperiode nicht mehr
    - Umbauung Staatsratsgarten? Still ruht der See. Nicht mal öffentlich ist das Gelände, damit man sich erholen kann
    - Provisorischer Dienstsitz des BND an der Spreegasse (wird mit der Fertigstellung des BND-Areals an der Chausseestraße frei)? Keinen Plan
    - Umzug Landesbibliothek? Keine Entscheidung
    - Thyssengebäude am Schloßplatz? Drei Bäume sollens richten
    - Staatsoper? Kein Kommentar mehr
    - Lutherdenkmal an der Marienkirche zum 500. Jahrestag der Reformation? Verschoben, rechtzeitig wird das nix mehr
    - Das Russenhochhaus vor dem Alexa? Funkstille
    - welche Neubauten sind gekommen? Ausschliesslich Hotelbauten internationaler Billigketten! Hiess es nicht, die Wettbewerbe trügen zu mehr Baukultur bei?


    Das ist doch eine lange Spur des Scheiterns. Regula Lüscher muss nur deshalb nicht zurücktreten, weil wir im beginnenden Wahlkampf sind.


  • Schließlich zu den Fassaden: Es kann niemand von Frau Lüscher erwarten, dass sie sich in der ohnehin schwierigen politischen Auseinandersetzung für Dinge aufreibt, die nur eine Handvoll Leute interessieren. Das wäre der Job der diversen genannten Vereine. Wenn die nichts auf die Reihe kriegen, dann sollte man nicht andere zum Sündenbock stempeln.


    Unsinn. Es ist natürlich vordringlichste Aufgabe der tatsächlich Verantwortlichen und hier nicht zuletzt auch in Person der Senatsbaudirektorin für entsprechende Regularien zu sorgen. Die Vereine haben in dieser Hinsicht überhaupt keine Entscheidungsbefugnis, bestenfalls können sie Vorschläge unterbreiten - die aber ganz offenkundig auch niemanden in entsprechender Position interessieren. Was natürlich auch wieder eine Personalfrage ist.

  • Regula Lüscher ist ja leider nicht die einzige unfähige Person in der Stadtverwaltung.....

    Michael Müller wünscht sich im Humboldtforum eine Ausstellung "Welt. Stadt. Berlin" und will damit wohl sugerrieren, Berlin sei immer noch eine Weltstadt. Aber eigentlich ist Berlin doch eher ein Millionendorf.


    Das bisschen Glanz, das die Engländer bringen (Simon Rattle, Norman Foster, Neil Mc Gregor, the Queen) reicht nicht aus, um das zu ändern ;)

  • Ich finde es ja erstaunlich, woran Frau Lüscher jetzt alles Schuld sein soll.
    Das Staatsratsgebäude wurde bereits im November 2003 im Erbpachtvertrag an die ESMT vergeben, da hatte noch Hans Stimmann das sagen.
    Das Haus der Statistik gehört dem Bund.
    Die Gertraudenstraße wird definitiv nicht breiter.
    Das Lutherdenkmal kommt 2017.
    Das Thyssengebäude am Schlossplatz wurde 2012 nach einem Einspruch des Landesdenkmalrates gekippt, diese Entscheidung wurde parteiübergreifend begrüßt. Für das Schlossumfeld gab es einen Wettbewerb, der Siegerentwurf wird umgesetzt und bis 2019 fertig.
    Ansonsten werden viele Projekte von privaten Investoren realisiert, und da kann niemand einen Investor zwingen, ein Hochhaus am Alex zu bauen oder teure statt billige Hotels zu bauen.
    Im übrigen ist Frau Lüscher keine allmächtige Diktatorin, sondern sie führt das aus, was die Politik beschließt. Das gilt auch für die Zentral- und Landesbibliothek, über deren Standort sie nicht entscheidet.
    Das gilt auch für die Inkraftsetzung des B-Planes Molkenmarkt.
    Im übrigen will ich nicht behaupten, dass Frau Lüscher fehlerlos ist. Aber die Neigung einiger Leute, alle Übel der Welt Frau Lüscher anzulasten, ist einfach nur peinlich.
    Ansonsten will ich nur darauf hinweisen, wie mit den historischen Spuren am südlichen Friedrichswerder umgegangen wurde. Da wurde nichts erhalten.