Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Durch Image Kampagnen hat noch nie eine Region sein Profil verändert. Das Ruhrgebiet kann ein Lied davon singen. Die machen seit 10 Jahren eine Kampagne nach der anderen und es geht trotzdem immer weiter abwärts.


    Cottbus ist AfD Hochburg, liegt an der polnischen Grenze und mit dem Abbau von Energieerzeugung in der Lausitz schwindet auch das allerletzte bisschen Kaufkraft. Die hundsmiserablen Standortfaktoren können keine intelligenten Leute anziehen. Cottbus ist eine sehr hässliche Stadt. Es ist die gottverlassenste Ecke Deutschlands. Innovation ? Wird niemals unter den heutigen Bedingungen möglich sein. Es sei denn man ist sozialpolitisch träumender Politiker, der Hoffnung (und Wähler) generieren will.


    Nein. Brandenburg hat eine gute Zukunft solange Berlin, das Kraftzentrum in der Mitte eine gute Zukunft hat und dadurch der Speckgürtel profitiert und expandiert. Allein Potsdam kann durch Uni, kulturelle Attraktivät und Behördenzentrum einen eigenständig prosperierenden Wirtschaftspol bilden. Und natürlich der BER.

  • ^Auch das von Dir selbst angeführte Berlin fährt übrigens seit Jahren "eine Imagekampagne nach der anderen", ebenso wie viele, viele andere Städte auf der Welt. Aber die verbraten halt alle gerne sinnlos Geld, da es ja nachweislich noch nie half (Quelle: Arty). Ich würde übrigens auch behaupten, dass die Kampagnen für das Ruhrgebiet keine Verschwendung waren. Sie haben geholfen, die Region mehr ins Bewusstsein zu rücken und auch die positiven Seiten präsenter werden zu lassen. Wir entfernen uns aber immer stärker vom Thema, wenn wir das weiter vertiefen. Brandenburg liegt ja wenigstens noch um Berlin (Potsdam ist übrigens nicht einmal die prosperierendste Region im Umkreis Berlins, das ist eher u.a. das deutlich kleinere Schönefeld mit fast identischer Steuerkraft und einem weiter boomenden Umfeld - und ja entlang dieses Korridors bis nach Cottbus und in die Lausitz entstehen aktuell viele tausende Arbeitsplätze: Tesla, BASF, Deutsche Bahn...). Das mit Cottbus als "AfD-Hochburg" ist übrigens auch nicht wie von Dir suggeriert ein dramatischer Dauerzustand, sondern zunächst einmal eine Momentaufnahme (der Sprung ging von 7 auf 22 Prozent, in Berlin übrigens nur ein paar Jahre vorher immerhin von 0 auf 14 und jetzt dann zurück auf 8). Andererseits hat sich der Ausländeranteil in Cottbus deutlich erhöht und lag kürzlich bereits bei 9,1 Prozent (2000: 2,8%) und da kommen Deutsche mit Migrationshintergrund ja auch noch hinzu...

  • Aber die verbraten halt alle gerne sinnlos Geld, da es ja nachweislich noch nie half

    Korrekt.

    Das Berlin Image verbreitet sich jährlich weltweit durch Millionenfach konsumierte Filme, Fernsehserien, Bücher, Hauptstadtschlagzeilen aus der 4. größten Volkswirtschaft der Welt, Start-Up Nachrichten, Instagram-Posts, Youtube-Clips und Kulturberichte. Und nicht durch eine Werbekampagne die Niemand sieht, hört oder kennt.


    Das Profil von Cottbus wird fast monatlich geprägt von Nazi-Vorfällen, Querdenker-Demos, Wirtschaftsverfall, Überalterung und geringer städtebaulichen Lebensqualität. Als Strukturentwickler müsste man einen Plan machen die Uni dort neu zu positionieren (und mit Geld zu schütten). Vielleicht gelingt es dann innerhalb von 2 Jahrzehnten ein paar Absolventen hervorzubringen, die in der Region bleiben. Man müsste auch sukzessiv die hässlichsten Gebäude abreißen um etwas mehr Aufenthaltsqualität zu etablieren. Den größten Sprung, den man Cottbus wünschen kann wäre eine ICE-Linie nach Berlin und/oder eine Expresslinie zum BER.

    Einmal editiert, zuletzt von Arty Deco ()

  • Zwei kuriose Anekdoten von einem Tag


    1) Menschenvermittlung mit Megaphon

    Mit Grauen denkt man an das Verteilungschaos der Flüchtlinge während des Syrien-Kriegs mit all den gestrandeten Massen und den heillos überforderten Ämtern zurück. Diesmal geht man nun offenbar gleich anders vor. Übrigens wurden die für Berlin vorausgesagten 20.000 ukrainischen Ankömmlinge bereits in 5 Wochentagen erreicht: Montag 300, Dienstag 1.400, Mittwoch 1.700, am gestrigen Donnerstag dann 6.000 und am heutigen Freitag 10.000 (allerdings wollen längst nicht alle davon dauerhaft in der Stadt bleiben - Berlin liegt aus Richtung Polen nur sehr günstig). Der Senat verhandelt schon in Hotels, da die meisten Menschen mindestens eine Nacht in Berlin verbringen werden. Ebenso wird mit den anderen Bundesländern über eine Weiterverteilung diskutiert. Gleichzeitig wird noch am Bahnhof öffentlich mit einem Megaphon ausgerufen, wer unter den Freiwilligen ausreichend Kapazität für eine Gruppe mit soundsoviel Erwachsenen und Kindern hat. Die Leute aus der Menge treten dann vereinfacht gesagt vor und nehmen kurz darauf die Flüchtlinge direkt nach Hause mit. Wenn es nicht so extrem traurige Hintergründe gäbe, hätte das Ganze fast schon etwas Komisches. Gleichzeitig lassen die schieren Zahlen erahnen, dass es wohl recht bald Grenzen der Aufnahmefähigkeit bzw. -bereitschaft geben könnte. Frau Giffey gibt offen zu, dass vor gut einer Woche niemand diese Entwicklung hat kommen sehen und dass man daher nun sehr schnell und umtriebig agieren muss.

    Quelle rbb


    2) Teslas Gigafactory wird am selben Tag genehmigt und gleich wieder auf Eis gelegt

    Ministerpräsident Woidke war heute schon in Feierlaune, weil die lang ersehnte Genehmigung des Landesumweltamtes endlich durch war. Doch dann kam noch am Abend ein Urteil des Verwaltungsgerichts Frankfurt Oder, wonach die Wasserversorgung so nicht durchgehen kann. Zunächst müssen offenbar Verfahrensfehler behoben werden. Sollte dies nicht gelingen, könnte das gesamte Projekt doch noch gefährdet sein (nebenbei bemerkt sind bereits Milliarden investiert und 3.000 Leute eingestellt worden).

    Quelle: Zeit


    In beiden Fällen muss man wohl sagen "to be continued" (Fortsetzung folgt)...

  • Updates


    - Aktuell kommen weiterhin gut 10.000 ukrainische Flüchtlinge täglich in Berlin an. Insgesamt gab es inzwischen rund 50.000 Neuankömmlinge. Sowohl am Hauptbahnhof als auch im modernen Ankunftszentrum in Reinickendorf wird aber wohl gute Arbeit geleistet, sodass es insgesamt koordinierter ablaufen soll als bei der letzten Flüchtlingskrise. Inzwischen wurde nun auch begonnen, die vorerst im Land bleibenden Flüchtlinge auf die anderen Bundesländer zu verteilen. Es bleibt also eine große Belastungsprobe, man hat aber aus der Vergangenheit gelernt.


    - Bei Corona hält der positive Trend indessen weiter an. Die Krankenhäuser inklusive der Intensivstationen müssen immer weniger Kapazitäten für das Virus aufwenden. Dagegen stagniert die Impfquote inzwischen zunehmend. Die Gesundheitssenatorin hofft weiter auf eine allgemeine Impfpflicht. Anders als andere Bundesländer setzt Berlin bislang auch noch nicht die Maskenpflicht an den (Grund-)Schulen aus.


    - Die gesamtwirtschaftlichen Folgen der neuen Krise lassen sich wohl noch nicht abschätzen. Klar ist allerdings schon jetzt, dass gerade Energie weiter teurer wird und insgesamt mit Inflation und Kaufkraftverlust zu rechnen ist. Die aktuell an gleich mehreren Fronten zunehmenden sozialen Härten werden nur schwierig (und kostenintensiv) abzufedern sein. Berlins Wirtschaft gilt immerhin als vergleichsweise weniger energieintensiv.

  • ^Da der Zustrom von Flüchtlingen aus Afrika und dem Nahen Osten ununterbrochen anhält, sind die aus der Ukraine nur eine kleine Mehrmenge.


    Und zu Corona: Ist wie jedes Jahr und das schon seit immer: Sobald die Sonne wieder rauskommt, gehen Erkältungsinfektionen zurück.

  • DaseBLN Und die Zahlen liegen inzwischen schon wieder deutlich höher. Inzwischen sind alleine in Berlin offiziell 18.000 Flüchtlinge "fest" untergebracht worden (je 9.000 in regulären Unterkünften sowie über das aktuell weiter optimierte Bettenportal). Hinzu kommen noch Flüchtlinge, die privat bei Verwandten und Bekannten unterkommen konnten. Die angekündigte Mindestschwelle von 20.000 ist also praktisch schon erreicht. In ganz Deutschland sollen nur nach offiziellen Zahlen sogar schon rund 100.000 Flüchtlinge angekommen sein (also umgerechnet eine Großstadt, in Polen sind es dagegen aber schon fast 1,5 Mio). Ich vermute aber, dass man von dieser Zahl schon wieder einige abziehen kann, die anschließend weiter gereist sind.

    Niemand kann aktuell voraussehen, wie viele der zehntausenden Flüchtlinge längerfristig in Berlin bleiben werden. Ich weiß nur, dass inzwischen schon überall hastig zusätzliche Schulklassen vorbereitet werden (aufgrund des Lehrermangels werden diese Wiko-Klassen vermutlich auf freiwilliges Zusatzengagement von ohnehin schon arg strapazierten Lehrkräften sowie externe Leute bauen müssen - sprachlich wird es sicherlich auch spannend, der Wille ist aber überall stark).

    Am Sonntag werden zudem erneut 100.000 Demonstranten gegen den Krieg bzw. für den Frieden erwartet.

    Auch wenn ich diese Zeiten nach wie vor absolut deprimierend finde, inspiriert mich das starke Solidaritätsgefühl aus der Hauptstadt und ganz Deutschland. Gerade auch WEIL vieles davon nicht durch die Politik passiert, sondern auf rein zwischenmenschlicher Ebene.

    T-Online zu den "dauerhaft" untergebrachten Flüchtlingen

    Zeit zu den aktuellen Flüchtlingszahlen

    Berliner Zeitung zur Friedensdemo


    Erfreulich ansonsten natürlich der weiter deutlich positive Trend bei Corona. Wobei das gefühlt aktuell ohnehin fast kein Thema mehr ist.


    Zuletzt auch mal wieder eine Wirtschaftsansiedlung: Der Buslinien- und Fahrplan-Dienstleister Optibus siedelt in Berlin seine DACH-Zentrale in Verbindung mit einem Forschungs- und Entwicklungszentrum an. Wie viele Arbeitsplätze daraus entstehen sollen, habe ich nirgendwo gefunden. Erfreulich ist es allemal, wenn im Verkehrssektor noch mehr Kompetenz in die Stadt kommt.

    englische PM von optibus.com

    deutsche Übersetzung auf busplaner.de

  • Im Spiegel (online) ist ein Artikel über "die Berliner Luxusvillen der russischen Elite". Leider hinter der Bezahlschranke. Vielleicht kann es ja jemand lesen und kurz berichten.

  • Es steht dort nicht viel interessantes zu konkreter Architektur oder Stadtentwicklung. Der Artikel geht auf eineige Aspete ein, beispielsweise die Historie russischer Flüchtlinge, die bereits ab 1916 stattfand, Berlin wurde da lustigerweise "Stiefmutter unter russischen Städten" genannt.


    Seit der zweiten Emigrationswelle (wenn man die so nennen kann) zieht es Oligarchen und Anhang vor allem in den alten, prestigeträchtigen Westen (Grunewald, Kudamm, etc).

    Vorzugsweise wurden leere Grundstücke oder Grundstücke mit heruntergekommenen Gebäuden gekauft, die man abreissen und darauf Villen bauen liess.


    Es wird darüber berichtet, dass Oligarchen und deren Frauen sowie Kinder phantasievoll damit umgehen wem die Immobilien gehören, dass aber niemand genauer nachschaute, weil ja alle (inkl Senat) gut daran verdiente. Seit dem Krieg sind Beamte damit beschäftigt, die Eigentumsverhältnisse aufzustöbern.

    Desweiteren geht der Artikel eher auf die Personen ein.


    Konkret erwähnt werden lediglich das im Titel abgebildete Anwesen im Wildentensteig, das einem Freund Putins gehört, und in der gleichen Strasse besitzt die Tochter Gorbatschows eine VIlla (soweit ich es verstehe, aber kein Neubau druch sie) und auch wird eine Villa in der Pücklerstrasse erwähnt.

  • Extreme und äußerst komplexe Dynamik in der Hauptstadtregion

    Ich muss wohl kaum erläutern, dass die aktuelle Phase äußerst unübersichtlich und somit auch schwer berechenbar verläuft. Ständig kommen neue Impulse hinzu und überlagern vorherige Trends. Hier mal nur einige der zentralen Punkte:


    50.000-100.000 Ukrainische Flüchtlinge könnten langfristig in Berlin bleiben, die Hälfte davon womöglich auch dauerhaft!

    Nach der Untergrenze von 20.000 Flüchtlingen hat Frau Giffey nun eine neue Prognose gewagt: Sie rechnet mit 50.000 bis 100.000 Flüchtlingen, die längerfristig bei uns unterkommen werden - also eine halbe bis ganze Großstadt oder auch ein "kleiner" zusätzlicher Bezirk. Vollständig offiziell registriert sind bislang erst 5.000 bei inzwischen 11.000 eingegangenen Anträgen auf Aufenthaltstitel - es werden aber immer mehr Ressourcen gebündelt und Leute eingestellt damit das schneller geht. Hilfreich ist, dass 98 Prozent einen Pass haben (und Ukrainische Pässe sind sehr sicher). Bislang sind übrigens fast ausschließlich Frauen und Kinder in der Stadt (unter den 11.000 Anträgen waren keine 100 von Männern). Bekanntlich werden in den kommenden Wellen zudem auch zunehmend Menschen ohne Angehörige vor Ort sowie mit weniger Habseligkeiten und Orientierung erwartet, die noch stärker auf Hilfe angewiesen sein werden. Alleine die Unterbringung wird eine immens schwierige Aufgabe. Trotzdem laufen inzwischen schon Sprach- und Qualifizierungskurse, Jobberatung etc. und immer mehr Kinder gehen auch bei uns in die Schule. Viele der Menschen sind wohl recht gut qualifiziert und könnten teils sogar bald dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenwirken. Man rechnet aufgrund vorheriger Erfahrungen mit Flüchtlingen damit, dass etwa die Hälfte der Menschen (also 25.000 bis 50.000) sogar dauerhaft in Berlin bleiben und will sie möglichst schnell eingliedern. Man ringt also um Normalität in all dem Wahnsinn. Schön, dass Berlin wieder so viel Herz zeigt und wohl auch die Behörden inzwischen besser arbeiten. Berührend ist auch, dass teilweise gerade auch Flüchtlinge aus Syrien etc. mithelfen. Trotzdem wird auch der Rest der Republik noch deutlich stärker mithelfen müssen, damit es überhaupt zu leisten ist.

    Quelle Tagesspiegel

    Quelle Berliner Zeitung


    "Normalisierung" der Pandemiedynamik hält an

    Auch wenn es gefühlt kaum noch Thema ist: Alle Zahlen in Berlin wie Brandenburg sind weiter stabil. Die Krankheitslast nimmt trotz zunehmender Lockerungen und weiter hoher Inzidenzen nicht zu, so wie es ja auch schon in diversen anderen Ländern lief (Südafrika, Großbritannien, Dänemark etc). Immerhin eine gute Nachricht also. Die Immunisierung durch Impfungen und Infektionen ist inzwischen zudem höher als je zuvor. Natürlich weiß man noch nicht, welche Varianten ggf. im Herbst warten. Ich bin aber vorsichtig optimistisch, dass das schlimmste ausgestanden ist.

    Quelle wie immer die Datenbank des rbb


    Tourismus- und Messebranche erholt sich langsam

    Entsprechend darf auch das Gastgewerbe endlich etwas aufatmen. Im Gesamtjahr 2021 sowie auch im ersten Quartal 2022 lag das Minus gegenüber 2019 noch bei knapp 60 Prozent. Mit Beginn der Hauptsaison zu Ostern sind die Hotels dagegen jetzt schon durch die Bank zu 60 bis 75 Prozent ausgebucht - und inzwischen buchen immer mehr Menschen kurzfristig. Die Branche stellt sich übrigens darauf ein, auch gezielt Ukrainische Flüchtlinge als Arbeitskräfte anzuwerben. Wie gesagt überlagern sich aktuell diverse Effekte - und in dem Fall haben ja beide Seiten etwas davon.

    Quelle Sueddeutsche Zeitung


    Berlin-Brandenburg wird zunehmend zur Autoregion

    Auch wenn Berliner Senat und BVG sich einig über eine Mobilitätsoffensive inklusive noch mehr Pop-Up Radwegen und sogar Busspuren sind, zeichnet sich zugleich eine immer stärkere Bedeutung als Autoregion ab. Allerdings nicht unbedingt im hergebrachten Sinne, sondern eher als Standort der Transformation der Branche. Dafür steht natürlich allen voran das inzwischen eröffnete neue Tesla-Werk wo bereits tausende Menschen arbeiten und schon bald bis zu 500.000 Autos pro Jahr produzieren werden (angeblich ist sogar noch eine Zwillingsfabrik mit identischer Kapazität in der Schublade). Aber auch bei Mercedes werden ja immer mehr Komponenten für elektrische Antriebe und auch Bedieneinheiten und Software in Berlin (mit) entwickelt sowie produziert. Inzwischen haben viele große Konzerne nennenswerte Entwicklungsabteilungen in der Stadt. Tesla soll hier bekanntlich auch noch folgen. Grünheide soll neben dem Modell Y zukünftig ja auch noch einige andere Modelle produzieren, wie kürzlich erst bestätigt wurde.

    Berlin Partner hat sich daher nun um Fördergelder beworben, mit denen die Autohersteller vor Ort noch besser bei der Transformation beraten und begleitet werden können.

    Indessen baut auch der Verband der Händler und Werkstätten sein Berliner Büro für einen achtstelligen Betrag zu einer Hauptstadt-Repräsentanz mit eigenen Räumlichkeiten und mehr Personal aus. Auch die Leitung kann dann parallel zum Hauptsitz in Bonn auch von Berlin aus arbeiten. Ein Komplettumzug ist zumindest vorerst jedoch nicht geplant.

    Quelle Tagesspiegel

    Quelle Automobilwoche

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Sie rechnet mit 50.000 bis 100.000 Flüchtlingen, die längerfristig bei uns unterkommen werden - also eine halbe bis ganze Großstadt oder auch ein "kleiner" zusätzlicher Bezirk.

    Damit dürfte die Bevölkerungsstagnation der Corona-Jahre beendet sein und es geht wieder steil nach oben. Einerseits gut, was die Fachkräfte betrifft, natürlich notwendig aus humanitären Gründen, aber auch schwierig für den Wohnungsmarkt – zunächst erzeugt das vor allem Druck im unteren Preissegment, sobald die Leute aus dem Flüchtlingsstatus rauskommen und sich hier fest niederlassen. Nicht unproblematisch, aber mit sowas hat Berlin ja Erfahrung seit der Hugenotten-Ansiedlung im 17. Jahrhundert...

  • Was für Fachkräfte sollen das denn sein und inwiefern soll das gut sein?

    Das einzige was hier passiert ist, dass das vollkommen überschuldete Berlin noch mehr belastet wird. Aber ja, das Geld kommt einfach von irgendwo. Ich frage mich wer dafür aufkommt.

    Das mit der Hugenotten-Ansiedlung zu vergleichen ist komplett daneben.


    Und bzgl. Wohnungsbau: Die Bauwirtschaft bricht womöglich gerade zusammen, weil die Lieferanten die Preise nicht mehr halten können. Verträge werden einfach aufgekündigt, denn die einzige Alternative ist Insolvenz. Die Energie- und Spritkosten verfielfachen gerade jegliche Herstellungskosten.

  • Blaine Welche Fachkräfte werden denn aktuell und absehbar NICHT gebraucht? Pflegekräfte für Kranke und Alte, Ärzte, Erzieher, Lehrer, Handwerker, Verwaltungsangestellte, Programmierer usw usf leben bzw lebten natürlich auch in der Ukraine. Wie oben geschrieben, erlebt auch das Gastgewerbe aktuell eine Renaissance und will auch gezielt Ukrainische Flüchtlinge anwerben. Und wo nötig, wird man auch erst ausbilden. Von den syrischen Flüchtlingen kann ich Dir übrigens bezeugen, dass gerade die Kinder und Jugendlichen in den Schulen oft sehr positive Eindrücke hinterlassen und teilweise nach wenigen Jahren sogar zu den stärksten Schülerinnen und Schülern gehören. Einfach mal an den Schulen umhören, bevor man pauschal (ver-)urteilt und Untergangsstimmung verbreitet.


    Und natürlich sind zusätzliche Fachkräfte bei Fachkräftemangel gut. Was denn sonst? Auch von den Syrern arbeiten inzwischen immer mehr und zahlen somit nicht nur ein, sondern halten das System auch direkt mit am Laufen. Energiekosten und Baustoffe sind auch nicht alles, was die Wirtschaft und die Gesellschaft benötigt. Vor allem ist es in so einer Lage moralische und völkerrechtliche Pflicht, zu helfen. Dass die Menschen nicht ihre zerbombten Häuser und Städte auf dem Rücken tragen, kann man ihnen wohl kaum ernsthaft zum Vorwurf machen.

  • Welche Fachkräfte werden denn aktuell und absehbar NICHT gebraucht?

    Siehste, genau das meinte Blaine wohl. Unser Land wurde durch die Doktrin der Notwendigkeit des Wachstums und der Not an Menschenmaterial zu einer Maschine, die unentwegt neues Menschenmaterial benötigt. jan85 du bestätigst diese Doktrin, weil du sie schon übernommen hast.

    Der Flüchtling als der am besten zu formende Neuling wird schon irgendwo benötigt, zur Not hält man ihn auf Vorrat. Die Wirtschaft klatscht und mit ihr die Obrigkeit im Lande, so bleibt bei mir (noch immer tief sozialdemokratisch denkenden Menschen) die Frage offen, ist unser Land eigentlich Krisenverhinderer in dieser Welt oder wenn schon kein Krisenanheizer so jedoch vielleicht dankbar dafür um die eigene Maschine am Laufen zu halten?

    Ganz stutzig werde ich dann, wenn kritische Anfragen an dieser als "humanitäre Flüchtlingspolitik" verkaufte Agenda mit der Moralkeule abgeschmettert werden.

    Menschen in Not zu helfen ist richtig, so wie Deutschland dies beim Jugoslawienkrieg tat. Sofort aber die Verwertungsplanung anzuwerfen und diese Menschen mit "Gold" oder "Geschenken" zu vergleichen macht mich wie gesagt stutzig.

  • K-1 Jetzt bin ich aber mal sehr gespannt, ob Blaine das wirklich so meinte. Mich hast Du jedenfalls definitiv falsch wiedergegeben. Mir geht es nicht vordergründig um ein "Verwertungspotential" und ich frohlocke ganz sicher nicht wegen dem Schicksal dieser Menschen. Kaum etwas ist schrecklicher und deprimierender als die ganze Entwicklung in dem Land.


    Aber wenn diese gebeutelten Menschen nun einmal kommen, wirkt sich das natürlich auf die Stadt aus. Und im Sinne aller Beteiligter ist es deutlich positiver, wenn die Menschen auch möglichst schnell in Schulen sowie im Arbeitsleben ankommen. Dass Berlin dadurch nicht nur gibt, sondern auch profitiert, ist ebenfalls für beide Seiten besser so. Man erinnere sich nur mal, wie selbst mit DDR-Bürgern kurz nach der ersten Euphorie oft umgegangen wurde (menschenunwürdig trifft es wohl am Besten). Von den Libanesen, Syrern etc ganz zu schweigen (einer der Gründe für die Clan-Kriminalität waren fehlende Perspektiven wie Arbeitserlaubnis etc). Ich weiß auch nicht, ob Du das wirklich falsch verstehst oder einfach nicht vernünftig verstehen willst. Eigentlich ist es ja nicht groß kompliziert und es gab auch schon genügend frühere Wellen, wo man das entsprechend verfolgen konnte.

  • Berlin-Brandenburg wird zunehmend zur Autoregion

    B-B ist nicht Autoregion sondern Fabrikregion.


    Autoregion wäre man, wenn hier wertschöpfenden Unternehmen mit Sitz in B-B die Branche voranbrächten oder Unis in dem Sektor Innovationen befördern. Das is nicht der Fall.


    Das was China für Deutschland in den 2000ern war ist jetzt Deutschland für die Amis. Ein billiger Fachkräftemarkt um industrielle Fabrikation zu etablieren.

  • jan85 ich habe versucht zu diesem Thema eine andere Sichtweise darzustellen, welche nicht mehr oder weniger berechtigt ist als deine. Ich denke auch nicht, dass einer von uns die Zusammenhänge besser oder schlechter versteht. Ich sehe in deinen Aussagen zur Thematik Flüchtlinge jedoch mehr eine Wachstumschance, die man mit moralischem Sperrfeuer absichert.


    Blaines offene Frage nach dem „was daran gut“ sein soll halte ich für berechtigt. Insbesondere die mittlerweile nicht mehr ganz außer Zweifel stehende Versorgungssicherheit (Energie, manche Lebensmittel, bedenke die künftige Zahlung in Rubel oder Gold, etc.) machen für mich die Sorgen mancher in den sozial unteren Etagen unseres Landes schon verständlich. Dies sollte man nicht einfach nur so wegbügeln.


    Letzter Absatz gelöscht. Du weißt warum. Lass bitte das Stänkern und plumpe Agitieren. Danke.

    3 Mal editiert, zuletzt von K-1 ()

  • Unser Land wurde durch die Doktrin der Notwendigkeit des Wachstums und der Not an Menschenmaterial zu einer Maschine, die unentwegt neues Menschenmaterial benötigt.

    Na ja, dass im Kapitalismus Wachstumszwang herrscht, ist weniger eine "Doktrin", die sich irgendwer in "unserem Land" ausgedacht hätte, als Folge der inneren Logik dieser Produktionsweise – kann man schon im Kapital vom guten, alten Marx nachlesen. Das ist beim Fachkräftemangel aber gar nicht der entscheidende Punkt. Der herrscht ja vor allem dort, wo verantwortungsvolle, belastende Tätigkeiten zu schlecht bezahlt werden (z.B. Pflege- und Erziehungskräfte), wo eine Berufsgruppe bessere Alternativen findet (z.B. Ärzte, die ihre Praxis lieber in Prenzlauer Berg als in Schwedt eröffnen), wo die Arbeit unattraktiv erscheint (z.B. Bäckerhandwerk) oder wo Know How gefragt ist, aber Anerkennung und Status fehlen (z.B. Klempner).


    Die Theorie, wonach der Staat Massenflucht forciere, um entsprechende Löcher zu stopfen, halte ich für abwegig: Es wäre eine Milchmädchenrechnung. Zum einen sind die Kosten für Unterbringung, Umschulung und Integration der Flüchtlinge gewaltig; zum anderen ist vor allem in dieser Krise der ökonomische Schaden für Industrie und Handel derart hoch, dass der Zustrom an (potentiellen) Fachkräften ihn niemals aufwiegt.


    Insgesamt bin ich ganz bei jan85 : Je schneller die Flüchtlinge produktiv tätig werden können, desto besser – für die Steuerzahler, für den Sozialhaushalt, für die Wirtschaft und für die Leute selbst. Der Staat muss aber darauf achten, dass sie nicht als Billiglöhner ausgebeutet werden und korrekt bezahlte Arbeiter ersetzen. Der Mindestlohn muss durchgesetzt werden. Das erfordert verstärkte Kontrollen auf dem Bau und bei der Putzkolonne, beim Pflegedienst und auf dem Spargelfeld. Möglichst bald sollten die Flüchtlinge in ihren erlernten Berufen arbeiten können: Eine Ärztin aus Charkiw braucht sicher Sprachkurse und Weiterbildungen, aber sie muss nicht auf Dauer im Supermarkt Regale befüllen. Und eine professionelle Cellistin sollte besser Musikstunden geben als in irgendeiner Firma die Flure zu saugen. (Ich erwähne das, weil viele Russlanddeutsche in den 90ern genau so etwas erlebt haben: Gut ausgebildete Akademiker, denen das Arbeitsamt in Deutschland nur Hilfstätigkeiten zutraute. Was für eine Verschwendung!)

  • K-1 Deine Sicht ist mE keine ergänzende Sicht, da Du meine Sicht gar nicht vernünftig reflektierst. In Deiner Darstellung sind viele Dinge vermischt, die ich bewusst nicht vermischen wollte und auch nicht vermischt habe. Natürlich ist es nicht gut, dass Krieg herrscht, dass die Sanktionen auch uns selbst empfindlich schaden und dass sich der bereits bestehende Wohnungsmangel weiter verstärkt. Und gerade das mit den Wohnungen haben Architektenkind und ich ja auch genau so geschrieben. Der Krieg als solches und die vielen Folgeschäden waren aber wie gesagt nicht mein Thema, da wir es als Stadt auch gar nicht verantworten müssen oder auch nur direkt beeinflussen können. Und die Flüchtlinge wohlgemerkt auch nicht. Daher ist es mE auch müßig, groß darüber zu lamentieren.


    Wir haben allerdings wie angesprochen als direkte Folgen vor allem zehntausende Flüchtlinge - also viele, viele Menschen. Und gerade diese Menschen sollte man mE - trotz der von ihnen nicht verschuldeten Aspekte - nicht nur als Last darstellen (wie leider geschehen mit den DDR-Bürgern, mit den Russland-Deutschen, mit den Libanesen, mit den Syrern etc). Es hat sich einfach immer wieder gezeigt, dass Integration am ehesten über Bildung und Arbeit mit klaren Perspektiven funktioniert. Daher finde ich auch, dass man darauf nun den Fokus legen sollte - im besten Interesse beider Seiten. Dass man daraus dann aber ableitet, ich würde in den Menschen vor allem zusätzliche Arbeitskräfte sehen und moralische Aspekte nur vorschieben, ist dreist und unanständig. Ich bin sicher kein fetter Kapitalist, besitze nicht mal Aktien und arbeite mein gesamtes Leben in sozialen Berufen mit Schwerpunkt auf Bildung und Berufsqualifizierung. Und dies mit sehr großem Engagement sowie teilweise auch ehrenamtlich. Ich habe wie viele Kollegen nun eher noch mehr Arbeit (auch Lehrkräfte u.ä. sind Mangelberufe und die Last nimmt durch Flüchtlinge, Corona etc. erheblich zu), ohne irgendeine nennenswerte materielle Kompensation. Höhere Energierechnungen etc. habe ich aktuell auch wie jeder Andere. Für mich ändert sich übrigens auch nichts direkt, wenn alle Ukrainer dauerhaft von der Stütze leben oder aber viele davon StartUp-Milliardäre werden. Trotzdem glaube ich daran, dass wir diese große Aufgabe angehen und schaffen sollten. Gerade weil diese Menschen genug durchgemacht haben und nach einer traumatischen aber erfolgreichen Flucht nicht sinnlos vor sich hin vegetieren sollten (wie ich es auch schon oft genug miterleben und begleiten musste - ich weiß jedenfalls, wovon ich da spreche). Und ja, natürlich auch weil Berlin dann als Stadt besser gedeiht und funktioniert statt zusätzliche soziale Probleme aufzustauen.