Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Blaine - eigentlich hatte ich vermutet, dass du aus einer vergangenen Zeit stammst, in der man sich noch den Spruch "Die ist Zwiebelmiene und der ist Wagenschmiere" zu Herzen nahm und wusste, dass "Studiumsgang" kein Wort ist, aber vielleicht willst du auch nur am Ball bleiben.

  • Wäre vermutlich einzigartig in ihrem Kollektiv.

    Was auch immer das bedeuten mag – die Grünen, denen der Begriff "Kollektiv" eher fremd ist, haben bundesweit die höchste Quote an Mitgliedern mit (Fach-)Hochschulabschluss (72 Prozent), gefolgt von der FDP mit 63 und den Linken mit 51 Prozent (Quelle).


    Im übrigen finde ich es sehr begrüßenswert, wenn in den Parlamenten nicht nur Juristen und Beamte sitzen, sondern ein Querschnitt der Bevölkerung, zu der nun mal auch Versicherungskaufleute, Elektrotechniker und Arbeiter gehören.

  • Noch besser ist es, wenn die Personen auch in den betreffenden Berufen länger gearbeitet haben und nicht gleich in den Polit-Betrieb eingestiegen sind. Das wird aber parteiübergreifend immer schwieriger, weil man erhebliche Zeit in die Partei-Arbeit investieren muss, um dort etwas zu werden. Die Anforderungen an politische Ämter sind größer geworden und schwerlich mit einer anderen beruflichen Tätigkeit vereinbar.

  • ^ Gebe Dir recht, aber das Problem geht tiefer: Parteien sind als Basis für Engagement unattraktiv geworden; gleichzeitig rekrutiert sich aus ihren Reihen nach wie vor das gesamte politische Personal. Die SPD hatte in den 70ern mal über 1 Mio. großteils junge Mitglieder – allein in Westdeutschland. Heute sind es knapp über 400.000, von denen die meisten Karteileichen älteren Semesters sein dürften. Der CDU geht es ähnlich; Linke und FDP stagnieren nach Jahren des Verlusts vor sich hin. Einzig Grüne und AfD konnten in den letzten Jahren signifikant dazugewinnen – aber die Grünen haben trotz des Höhenflugs seit Fukushima immer noch gerade mal 100.000 Leute.


    Der Arbeiter von nebenan, der für die SPD in die BVV geht, ist weitgehend Geschichte. Ebenso sein Chef, der für CDU oder FDP dabei ist. Übrig bleiben meist junge Leute, die sich politisch engagieren wollen, dem Trend zum Trotz ihren Weg über die Parteien suchen und mangels Masse gleich in hauptamtliche Funktionen aufsteigen. Daraus werden dann Politprofis, die aber außerhalb dieser Sphäre wenig Erfahrung haben. (Wobei man die Vergangenheit nicht idealisieren darf: Auch die großen Polit-Persönlichkeiten der alten BRD waren keine Seiteneinsteiger, die mitten aus "der Wirklichkeit" in die Parlamente kamen, sondern altgediente Berufspolitiker. Der Unterschied dürfte vor allem auf kommunaler Ebene zum Tragen kommen.)

  • Anekdote am Rande: Ein Freund verlor nach der letzten Wahl seinen Posten in einer wirtschaftsfreundlichen Partei. Als es um das Geschacher ging, wer nun bei der geringeren notwendigen Personalmasse noch übrig bleiben darf, bat man ihn, zu verzichten. Begründung: Er hätte ja bereits einen Job, die
    Anderen mit der Partei-Karriere würden ohne etwas da stehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Bousset ()

  • Im übrigen finde ich es sehr begrüßenswert, wenn in den Parlamenten nicht nur Juristen und Beamte sitzen, sondern ein Querschnitt der Bevölkerung, zu der nun mal auch Versicherungskaufleute, Elektrotechniker und Arbeiter gehören.

    Durchaus.


    Aber für das Amt des Bürgermeisters sollte doch eine Vita mit ausgewiesener Hochqualifikation her.

    Man merkt einfach, dass bei bei Leuten wie Wegener, Czaja und insbesondere beim heutigen Bürgermeister Müller der Horizont intellektuell sehr begrenzt ist. Mich nehmen solche Figuren nicht mit. Abgesehen davon traue ich solchen Doofies auch nicht zu durchsetzungsstark zu argumentieren oder starkes Personal in Form von Senatoren an sich zu binden.


    Wowereit UND Diepgen waren da eine andere Liga.

  • Job- und Wirtschaftswachstum trotz Corona?

    Wie inzwischen schon seit Monaten gewohnt bleibt die wirtschaftliche Situation weiterhin schwer zu beurteilen. Auch die Journalisten stellen kaum Bezüge zwischen den verschiedenen Trends her, sodass man zum Teil auch bei gründlicher Recherche nur schwer ein stimmiges Gesamtbild erhält.


    So liest man einerseits, dass Berlin mit einer Arbeitslosigkeit von nunmehr 10,6% ins neue Jahr startete (+0,5% zum Dezember 2020 und +2,4% zum Januar 2020). Dabei ist wohlgemerkt die Kurzarbeit und die befürchtete Pleitewelle in angeschlagenen Branchen noch nicht einmal einberechnet. Und bekanntlich ging 2020 die Verschuldung nach oben aber das BIP nach unten (wohl weniger als im Bundesschnitt aber doch ein klares Minus). Andererseits ist nun zu lesen, dass es 2020 trotz Corona fast 7.000 zusätzliche Jobs und hunderte Mio Zuwachs an Steuereinnahmen gebe.


    Ich befürchte, des Rätsels Lösung liegt vermutlich daran, dass die isoliert durchaus erfreuliche Bestandaufnahme der Wirtschaftsförderung von Berlin Partner über die Gesamtentwicklung projiziert wurde (in diesem Teilbereich gab es also durchaus Wachstum aber unter dem Strich kompensiert dies die Verluste nur zu einem Bruchteil). Eigentlich müsste man erwarten, dass ausgebildete Journalisten so etwas explizit erläutern und in so einem Ausnahmejahr (inklusive hoher Aufmerksamkeit auf den Medien) nicht leichtfertig ein Gesamtwachstum suggerieren.


    So oder so bleibt eine freudige Erkenntnis: Bei allen dramatischen Verlusten gab es tatsächlich auch Anlass zur Freude. Und weil es genug deprimierende Entwicklungen gibt, möchte ich diese auch gerne mal auflisten:

    - Berlin Partner betreute 2020 insgesamt 80 Neuansiedlungen und 102 bestehende Firmen bei 262 Investitionsprojekten mit einem Gesamtvolumen von 872 Mio Euro (Rekord). Daraus resultieren nachhaltig 1,6 Mia mehr BIP und 200 Mio Steuereinnahmen.

    - Indessen sind sogar noch über 100 Projekte in der Pipeline (wegen Corona seien viele verschoben aber kein einziges komplett abgeblasen worden!)

    - Die Berliner Start-Ups gehören im Schnitt eher zu den Gewinnern der Krise. Kapital fließt international stark in diesen Sektor. So gab es mit 314 Finanzierungsrunden einen Zuwachs von 20% (hier ist es sogar tatsächlich ein absoluter Wert, wobein das Gesamtvolumen auch noch interessant wäre!).

    - Mit Tesla und Siemens Energy gab es zwei besonders große und handfeste Ansiedlungen mit Folgeeffekten.

    Tagesspiegel

    B.Z.

  • Zum Thema Politiker: Ein Hochschulabschluss ist sicher ein gewisser Indikator für Bildung und Leistungsbereitschaft. Aber es ist nicht der einzige und mE auch nicht unbedingt der entscheidende Indikator für einen qualifizierten und erfolgreichen Politiker. Ich fände es hingegen sehr erstrebenswert, wenn die Parteien wieder attraktiver für diverse Quereinsteiger werden könnten (ca. 5 Jahre eigene Berufserfahrung fände ich einen wünschenswerten Schnitt und gerade für Ministerposten dürfte es gerne noch etwas mehr sein). Das war beispielsweise bei der SPD über lange Zeit das Rückgrat der Partei.

  • ^Zustimmung

    Ich meinte auch eher grundsätzlich eine Ausbildung, war etwas missverständlich ausgedrückt. Immerhin haben wir aus dieser Partei auch eine unglaublich qualifizierte Bundestags-Vizepräsidentin.

  • ^^^Noch einmal etwas zur wirtschaftlichen Entwicklung im Startup-Sektor: Es gibt ja oftmals relativ viel Resonanz, wenn eine Neugründung die 'magische Marke' von 1 Milliarde Marktkapitalisierung überschreitet. Aber die nachhaltige Entwicklung der Unternehmen wird anschließend primär von Börsenteilnehmern verfolgt. Dabei ist die Bewertung mE durchaus interessant, auch wenn man es mal mit etablierten Unternehmen vergleicht. Nur mal ein paar Zahlen börsennotierter deutscher Firmen (gerundet):

    1. SAP: 133 Mia

    2. Siemens: 114 Mia

    3. VW: 86 Mia


    18. Delivery Hero: 27 Mia

    21. Zalando: 24 Mia

    25. Siemens Energy: 23 Mia

    34. Deutsche Wohnen: 15 Mia

    39. Hello Fresh: 12 Mia

    57. Axel Springer: 7 Mia

    69. GSW Immobilien: 6 Mia

    85. Hypoport: 4 Mia

    94. Rocket Internet: 3 Mia


    Die unteren 9 sind alle Berliner Firmen unter den Top 100, die ich ohne große Recherche ausmachen konnte. Brandaktuell hinzugekommen ist eigentlich noch Auto1, die kurz nach ihrem Börseng bei knapp 11 Mia stehen. Dafür fällt Hypoport aus Berliner Sicht bald raus, weil der Senat sie bekanntlich erfolgreich 'vertrieben' hat. Ansonsten hat Rocket Internet ein wenig enttäuscht aber der Gesamttrend ist erstaunlich: In Berlin geht das Gewicht bereits klar in Richtung Startups aber auch national spielen Delivery Hero und Zalando in der gleichen Gewichtsklasse wie etwa Münchener Rück (32), Deutsche Bank (18), RWE (24) oder Eon (24). Hello Fresh und Auto 1 tummeln sich bei Evonik (13), Puma (13) und Traton (12) sowie deutlich vor Commerzbank, O2, MAN, Lufthansa, Thyssen, Hochtief oder Lanxess (alle 6-7).

  • Die Börsen "Bewertung" hat sich zwar in den letzten Jahren durch US-Einfluss als vielzitierte Kennzahl entwickelt ist aber betriebswirtschaftlich nicht maßgeblich. Sie ist auch nicht wesentlich für das Steueraufkommen in Gemeinden. Es ist nur eine Hype-Zahl, die viel Spekulationspotenzial besitzt.


    HelloFresh und Delivery Hero haben noch kein profitables Geschäft entwickelt. VW, Siemens und Munich Re hingegen verdienen seit Jahrzehnten im Milliardenbereich.


    Der Siemens Energy Sitz ist übrigens München. Dort fallen also Unternehmenssteuern an.

  • Arty Deco Die Marktkapitalisierung ist in der Tat sprunghaft und somit nicht maßlos zu über- aber zugleich auch nicht zu unterschätzen. Ich würde mich schon aus ethischen Gründen nicht allein daran orientieren oder sogar an bestimmten Wetten/ heiß gelaufenen Hypes beteiligen. Aber wenn die Börsen Tesla vielfach mehr Gewicht verleihen, kommen die durch dieses Vertrauen auch besser an Investitionsgelder und können zugleich weiterentwickeln und expandieren, während das Deutsche Establishment wichtige Investitionen fast nur noch über schmerzhafte Sparmaßnahmen ermöglichen kann und seit einiger Zeit teilweise trotzdem Verluste schreibt (Tesla hingegen ist seit einigen Quartalen stabil im Plus). Ansonsten zeugt Dein Denken von der typischen deutschen Haltung, die mir auch selbst nach wie vor vertraut ist. Allerdings hatte auch Amazon wie Tesla lange keine Gewinne (ähnlich auch Zalando). Inzwischen sind das Schwergewichte mit unglaublich starker Marktstellung und schwer einholbaren Investitionsvorsprüngen. Es ist durchaus möglich, dass das Pendel irgendwann wieder etwas zurückschwingt und etablierte Unternehmen aufholen. Aber darauf wetten würde ich nicht (und die Märkte wetten wie gesagt fleißig auf das Gegenteil, wodurch sie eben wie gesagt auch zugleich eine entsprechende Dynamik weiter begünstigen).

  • Arty Deco Allerdings hatte auch Amazon wie Tesla lange keine Gewinne (ähnlich auch Zalando). Inzwischen sind das Schwergewichte mit unglaublich starker Marktstellung und schwer einholbaren Investitionsvorsprüngen.

    Tesla ? Uneinholbar ? So einen Eindruck bekommt man nur, wenn man dem Medien - und Marketinghype eines Elon Musks aufsitzt.


    In Europa hat Tesla einen Marktanteil von weit unter 1 % der verkauften Fahrzeuge. In D verkauft selbst VW mehr E-Autos. In der EU verkauft Renault das Top E-KFZ. Selbst weltweit führt Nissan die Liste der verkauften E-Fahrzeuge an.


    Ich selbst befürworte langfristige Investitionen in neue Firmen, die auch in den ersten Jahren noch keine Gewinne abwerfen aber einen Markt durch Innovationen erschaffen oder erobern. Bei Hellofresh sehe ich noch nicht wie das Modell wirklich zum Erfolg werden kann. Bei Delivery Hero, und ich verfolge deren Unternehmensentwicklung, müssen noch zahlreiche Neuerungen hinzukommen um das Modell zu monetarisieren.

  • Aus meiner Sicht ist Zalando der bedeutenste Newcomer in Berlin. Massive Investments, eine starke Marke - vielleicht das Potential zum deutschen Amazon? Bitter nötig, wäre es.

  • HelloFresh macht soweit ich weiß mittlerweile Gewinn, und der Umsatz ist auch dank Corona explodiert. Außerdem ist es einer der seltenen Fälle, wo ein deutsches Startup einen Markt erschaffen hat und sich noch vor internationaler Konkurrenz in mehreren Märkten etablieren konnte. Das ist selten, sind es doch meist US-Unternehmen die sich am schnellsten internationalisieren und Mitbewerber, gedeckt durch den riesigen Heimatmarkt, verdrängen. Sogar der größte Konkurrent (Marley Spoon) kommt ebenfalls aus Deutschland. Ich bin gespannt, wo die Reise hingeht. Vermutlich wird einer der großen üblichen Verdächtigen (Amazon z.B.) entweder durch M&A oder schlicht Verdrängung aber den Markt früher oder später übernehmen. Wie unbedeutend der deutsche Markt als Heimatmarkt ist, erkennt man aber auch schön am Beispiel von Delivery Hero. Mit das größte Unternehmen seiner Art auf der Welt, aber nicht mehr im Heimatmarkt aktiv. Wenn deutsche Startups nicht sehr zügig in Europa oder international expandieren, kann man sie eigentlich direkt wieder abschreiben. Da es in Deutschland leider immer noch vergleichbar schwer ist, an genügend Kapital in dieser kritischen Anfangsphase zu kommen, sind die paar erfolgreichen Startups aus Berlin schon fast ein Wunder.

  • Lieber cardiac du hast eine detaillierte Beschreibung dahingehend abgegeben, warum aufstrebende US Unternehmen deutlich erfolgreicher sind, als ihre europäischen Pendants, welche die meisten Medien nicht hinbekommen, sondern immer nur Teilaspekte beleuchten.

  • Wie die Berliner Morgenpost und der Tagesspiegel übereinstimmend berichten, gibt es neue Entwicklungen im Machtkampf innerhalb der SPD. Diesmal geht es um den stadtentwicklungspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Daniel Buchholz. Dieser gilt zwar als einer der "fleißigsten und kompetentesten Abgeordneten". Allerdings hat er bisher immer Michael Müller unterstützt, Jetzt versucht Raed Saleh, ihn aus dem Abgeordnetenhaus zu drängen. Die Entscheidung fällt bis Mitte Februar. Diese Dinge sorgen mittlerweile dafür, dass das Klima in der SPD völlig vergiftet ist. Die Zeitungen berichten von "Krach ohne Ende" und "Tränen, Wut, Enttäuschung". Wer soll die SPD angesichts solcher Vorgänge noch wählen?

    https://www.tagesspiegel.de/be…h-ohne-ende/26855772.html

    https://www.morgenpost.de/bezi…au-um-SPD-Kandidatur.html


    https://www.tagesspiegel.de/be…/26913418.html#kommentare


    Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Herr Buchholz gegen Herrn Machulik eindeutig verloren hat.

    Letzterer hat in der Kreisdelegiertenkonferenz der Spd Spandau 47 von 62 Stimmen erhalten. Machtkampf sieht anders aus, wenn man sich dieses Abstimmungsergebnis ansieht. Die Opferinszenierung des Herrn Buchholz und seiner Befürworter - natürlich gerne von der Presse und Klarenbach kolportiert - scheint bei den Genossen nicht besonders gut angekommen zu sein angesichts des klaren Ergebnisses für Herrn Machulik.

  • Sinkender Stern und steigender Stern

    Was vor einigen Wochen schon anklang, bestätigt sich nun auch offiziell: Daimlers ältestes Motorenwerk steht in der traditionellen Form vor dem Ende. Stattdessen soll der Standort neben der bereits bekannten Rolle bei der Fertigung von E-Antrieb-Komponenten auch zu einem Kompetenzzentrum für Digitalisierung entwickelt werden. Es soll Software für ganze Fahrzeugserien entwickelt und erprobt werden und im Falle der Antriebskomponenten kommt auch noch die Fertigung hinzu. In den Augen der Konzernlenker sei damit die Zukunft des Traditionsstandortes gesichert. Für die Beschäftigten am Standort gilt das wohl nur zum Teil. Zwar soll es Angebote zur Umschulung und Weiterqualifizierung geben aber es werde insgesamt auch zu "weniger Beschäftigungsumfängen" kommen. Zumindest spielt Daimler jetzt mit offenen Karten und die Umstrukturierung ist ein deutschlandweiter Prozess (Daimler-Verbrennermotoren werden bald nicht mehr in Deutschland produziert).

    Quelle Sueddeutsche Zeitung

  • ^Es gibt nähere Informationen.


    Berlin Marienfelde soll ein "Campus für die Entwicklung, Erprobung und Implementierung wegweisender Softwareapplikationen werden", dabei geht es aber nicht etwa um Software für die Nutzerbedienung in den Fahrzeugen (die ist mit MBUX allerdings ebenfalls bereits prominent in Berlin vertreten), sondern um "das geballte Wissen der Marke" im Bereich der digital optimierten Produktion (sprich: Industrie 4.0). Marienfelde wird demnach für 60 Mio zu einer "digitalen Anlauffabrik mit einer Reihe modernster Pilotlinien und Testzellen" umgebaut. Dadurch soll man auch als "Kompetenz- und Qualifizierungszentrum" für die Führungsleute von 30 bundesweit und global verteilten Daimlerwerken mit rund 80.000 Mitarbeitern fungieren. Man kommt dann also sozusagen aus aller Welt nach Berlin, um sich die nächsten Entwicklungsansätze für das eigene Werk anzusehen. Mit diesem Ansatz sieht auch die Gewerkschaft ein starkes Alleinstellungsmerkmal für die Zukunft.


    Interessant ist allerdings die Frage, was denn letztendlich auch tatsächlich für die Fahrzeugproduktion in Berlin gefertigt wird. Erst vor wenigen Jahren kam ja der Zuschlag für wichtige Investitionen von 500 Mio, womit in der Tat ein wichtiges e-Antriebsmodule in Berlin gefertigt wird (aus 60 Kompnenten zusammengebaut und 165 kg schwer). Jetzt sollen offenbar aber eher noch kleinere Bauteile wie einem Modul für die Leistungselektronik von Batteriesystemen hinzukommen. Hier wünscht sich die Gewerkschaft noch größere Pläne wie die Fertigung oder das Recycling von ganzen Batteriesystemen. Darüber wird sicher noch aktiv diskutiert und gerungen werden und damit hängt dann auch der Umfang des Personalabbaus zusammen (wobei Tesla wohl noch immer händeringend sucht).

    Quelle Handelsblatt

  • Berlin kommt relativ gut durch die Krise und holt weiter auf

    So kann man den ebenso überraschenden wie auch erfreulichen Trend wohl am besten zusammenfassen.

    Im Detail kann man es aber natürlich auch noch etwas konkreter ausführen:


    - Das Berliner BIP schrumpfte im zweiten Krisenjahr 2020 lediglich nochmals um 1,4 Prozent. Im Bundesschnitt waren es 3,4 Prozent und in der Spitzengruppe sogar jeweils gut 4 Prozent. Da Gastgewerbe und Gastronomie nur 2,5 Prozent der Gesamtwirtschaftsleistung ausmachen, wirkte sich deren starker Einbruch nicht so dramatisch aus, wie viele (auch ich) wohl vermutet hätten. Zudem wird für 2021 ein Wirtschaftswachstum von gut 3 Prozent erwartet. 2022 will man Vorkrisenniveau erreichen.

    - Im Jahr 2020 lag das Berliner BIP pro Kopf bereits gut 5 Prozent über dem Bundesschnitt. Nur noch Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Hamburg und Bremen liegen hierbei vor Berlin, wobei der Abstand zuletzt etwas abgenommen hat.

    - Im abgelaufenen Juni fiel die Berliner Arbeitslosenquote erstmals wieder unter 10 Prozent (9,8) und die Gesamtzahl unter 200.000.

    - Allein in der ersten Jahreshälfte 2021 hat Berlin eine Rekordsumme an Risikokapital von gut 4,1 Mia Euro eingenommen (Gesamtdeutschland: knapp 7,6 Mia).

    - Nach wie vor versucht die Berliner Landespolitik, diese Erfolge für sich zu verbuchen, wohingegen die unabhängigen Experten durchgängig das Gegenteil behaupten und die Unternehmen schlechte Noten vergeben (das ist aber unabhängig von der jeweiligen Koalition bereits seit zig Jahren der Fall).

    Quelle Institut der Deutschen Wirtschaft Köln

    Tagesspiegel 1 (ergänzend zum IW)

    Tagesspiegel 2 (das Gleiche aus Sicht der Wirtschaftspolitik)

    Tagesspiegel 3 (zur Arbeitslosigkeit)

    Die Sueddeutsche zum Thema Venture Kapital