Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Nein, wir reden doch hier über Zeitungsmeldungen und nicht über Regierungsansprachen, oder?

    Ich meine nur, dass man nicht zu voreilig sagen soll, alles wird gut.

  • 2020:


    - Zuzug nach Berlin aus dem Ausland nach Berlin gleich Null.

    - Flugverkehr in Berlin bei 30% in 2020.

    - Arbeitslosigkeit bei + 3%

    - Kurzarbeiter (defacto Arbeitslose) +100- 200.000

    - Gesamtexporteinbruch von über 10% fürdie dt. Wirtschaft reißt ein Steuerloch in die Staats- und Landeskasse


    Fazit: Das Jahr ist das wirtschaftlich schwärzeste seit der Wiedervereinigung. Da helfen auch keine Durchhalteparolen und auch kein Milliarden Subventionsprogramm mit neugedrucktem Euro-Geld. Erst wenn man die üble Lage anerkennt lassen sich Schlüsse für den Wiederaufbau ziehen.

  • Also mal halb lang. Der Lockdown war zum damaligen Zeitpunkt richtig und wichtig und hat heftigste Auswirkungen auf die Wirtschaft. Aber es geht ja wieder Bergauf und selbst bei einer zweiten Welle würde man ganz anders handeln, durch neue Erkenntnisse, bessere Vorbereitung, bessere Behandlungsmöglichkeiten etc pp. Jetzt hier einen auf Weltuntergang machen hilft sicherlich nicht weiter. Mal abgesehen davon dass Krisen und heftige Abschwünge unserem Wirtschaftssystem immanent sind und wir eine fast beispiellose Zeit des Wachstums erlebt haben, besonders Berlin (der Auslöser ist erstmal egal).


    P.S.: Ich als Selbstständiger hatte übrigens einen Auftragseinbruch von 100%, man kann mir also nicht Unbetroffenheit vorwerfen.

  • Also mal halb lang. Der Lockdown war zum damaligen Zeitpunkt richtig und wichtig und hat heftigste Auswirkungen auf die Wirtschaft.

    .

    Auch wenn Du persönlich stark betroffen bist, finde ich die Verwendung des Begriffs Lockdown für Deutschland nicht angebracht, in Anbetracht dessen was in Spanien, Frankreich und Italien los war. Nach eigener Erfahrung in den ersten beiden genannten Ländern werden Corona-Regeln dort wesentlich schärfer kontrolliert, sanktioniert aber auch befolgt. Das liegt m. E. daran, dass wohl fast jeder dort jemanden kennt, der Corona hat/hatte. Der ganze Blödsinn mit Corona-Leugnern ist auch ein typisch deutsches Phänomen.


    Um zum Punkt zu kommen: Man kann das was aktuell in Berlin passiert, zurecht beklagen. Man muss es aber ins Verhältnis zum Rest Europas oder Amerikas setzen. Und da haben wir in Berlin einfach mal viel weniger Probleme und deshalb wird die Überwindung der Corona-Krise nicht ausgerechnet allein Berlin nach hinten werfen.

  • ...aber auch befolgt.

    Die wurden hier genauso befolgt, oder gibt es nachweislich Unterschiede?

    Das liegt m. E. daran, dass wohl fast jeder dort jemanden kennt, der Corona hat/hatte.

    Und das ist nur deine Meinung, richtig.

    Fakten am Beispiel Italiens:

    Einwohner Italiens 60Mio

    Aktueller Stand der "Fälle" (das bedeutet positiver PCR Test und nicht gleich krank oder infiziert): 300.000

    Macht einen Bevölkerungsanteil von 0,05%


    Was die Toten betrifft, gibt es keine klaren Zahlen, da wie in allen Ländern Tote die einen positiven PCR Test hatten, automatisch als Corona-Tote gezählt werden.

    Da Italien ein katastrophales Gesundheitssystem hat, wird hier sicherlich auch gerne mehr diesem Virus zugeschrieben, als dem eigenen Versagen. Deshalb ist es auch so schwer Länder direkt zu vergleichen.

  • Da Italien ein katastrophales Gesundheitssystem hat, wird hier sicherlich auch gerne mehr diesem Virus zugeschrieben, als dem eigenen Versagen. Deshalb ist es auch so schwer Länder direkt zu vergleichen.

    Unglaublich katastrophal!!!


    Darum ist auch in Italien die Lebenserwartung um drei Jahre höher als in Deutschland und somit einer der Top fünf Länder was das betrifft und Deutschland dümpelt auf Platz 29.

    Aber Lebenserwartung hat ja bekanntlich auch bestimmt nichts mit dem Gesundheitssystem zu tun.....


    Katastrophal?


    Ganz ehrlich, geht's auch mit weniger Arroganz und Geringschätzung, vielleicht sogar etwas mehr Objektivität.

    Italien hat ein hervorragendes Gesundheitssystem, extrem gut ausgebildete Ärzte.

    Wenn wir in Deutschland das Pech gehabt hätten, einen Corona Ausbruch als Erste - so wie Italien in der Lombardei - erlebt hätten, ich bin mir nicht so sicher, ob das soviel besser abgelaufen wäre.


    Mozambique oder Gabun haben vielleicht ein 'katastrophales' Gesundheitssystem, aber bestimmt nicht Italien.

  • Die wurden hier genauso befolgt, oder gibt es nachweislich Unterschiede?

    Und das ist nur deine Meinung, richtig.

    Bitte was? Die Maskentragepflicht ist nach eigener Beobachtung in Frankreich und Spanien wesentlich akzeptierter. Fahr dort mal ÖPNV. Wobei es zumindest in Berlin jetzt auch besser geworden ist. Schließe mich den anderen an. Wir hatten nur Schwein, dass es uns nicht zuerst getroffen hat. Die Verlegung Corona-Kranker in geriatrische Abteilungen in Italien war so ein Kardinalfehler, der damals aus Unkenntnis des Virus passierte.

  • Theseus532: Die Lebenserwartung ist aus ganz anderen Gründen in Italien sehr hoch - zB mediterrane Küche, zB Art des Alkoholkonsums, zB geringerer Anteil am Fettleibigen. Das Gesundheitssystem ist punktuell sehr gut (insbesondere in Städten und dort für Reiche) - aber eben nicht flächendeckend.


    Bousset: Ich fürchte schon, dass die Krise Berlin besonders nach hinten werfen wird. Alle Stärken Berlins sind besonders - und besonders dauerhaft - betroffen: Tourismus, Events, Messen, Kongresse, Nachtleben/Clubbing, Kunst. Das in Verbindung mit dem Mietendeckel (Zahl der am Markt angebotenen Mietwohnungen hat sich bereits halbiert)), der Investorenfeindlichkeit des Senats (zB Vertreiben von Google u Amazon) sowie der wachsenden Dysfunktionalität des Alltags (Verwaltung, Schulen etc) schafft eine gefährliche Mischung....

    Einmal editiert, zuletzt von Oranien ()

  • Ich fürchte schon, dass die Krise Berlin besonders nach hinten werfen wird. Alle Stärken Berlins sind besonders - und besonders dauerhaft - betroffen.

    Das ist aber auch nur teilweise richtig, wenn man sich mal die "Krisengewinner" anschaut. Das sind zweifelsohne die digitalisierten Techunternehmen, die abseits der alten Vertriebsstrukturen arbeiten und somit ihr Geschäft gehörig aufbauen konnten. Dazu zählt etwa Delivery Hero, wie man an seinem Dax Aufstieg erkennen kann, aber auch Zalando oder Hellofresh. Zalando etwa hat seinen Börsenwert seit vor der Krise um 50% gesteigert und kommt aktuell auf eine Marktkapitalisierung von rund 20 Mrd Euro. Das ist vergleichbar mit den mittelgroßen Dax-Unternehmen RWE oder Fresenius. Ähnliches gilt auch in kleinerer Form für Hellofresh. Gerade die Tech-Industrie hat massiv ihr Geschäft ausbauen können und die ist nunmal in Berlin sehr präsent.

  • Hier gibt es kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Ein Problem dieser Stadt ist, dass wir eine viel zu große Menge an schlecht (aus)gebildeten Menschen haben. Die hängen dann doch ziemlich stark von (oftmals tourismusaffinen) Dienstleistungen ab und können auch nicht direkt vom Zuzug großer Entwicklungsabteilungen (Daimler, BMW, VW, Amazon, Tesla, SAP, Siemens...) profitieren.


    Hier rächt sich bitter, dass die Bildungspolitik seit Jahrzehnten völlig an die Wand gefahren wurde (übrigens mit der immer gleichen Partei in Hauptverantwortung). Vom Wegfall der Vorschule (fehlende Herstellung von besserer Chancengleichheit zum Schulstart) über ideologische Reformwut (flächendeckende Einführung und anschließende Abschaffung diverser Modethemen, statt sinnvoller Pilotprojekte/ empirischer Erprobungsphasen) bis jüngst zur unvorbereitet ausgerollten Inklusion. Damit wurden Milliarden und viele Nerven bei Lehrern wie Schülern verbrannt, während parallel Gebäude verfielen und Vergleichsarbeiten zur Verschlusssache erklärt wurden. Es ist mE eine riesige, unentschuldbare und nicht verantwortbare Schande und ein Verbrechen an der heranwachsenden Generation. Zugleich ist es der primäre Grund, weshalb ich keine linken Parteien mehr wähle. Ohne starke Bildungspolitik funktioniert keine nachhaltige Sozialpolitik (höchstens treibt man die Wähler so in nachhaltige Abhängigkeit). Dahingehend war gerade die SPD auch mal völlig(!) anders drauf.


    Andererseits stellt Berlin mit digitaler Wertschöpfung, Pharmaindustrie aber auch diversen Dienstleistungen auch einige robuste Sektoren und sogar Krisengewinnler. In einigen Feldern dürfte Berlin sogar relativ zu anderen Standorten an Boden gewinnen. Nur leider profitieren auch dann nur Teile der Gesellschaft. Damit so eine Entwicklung besser in der Breite ankommt, muss erst etwas gegen die besagten Missstände unternommen werden. Klar, Fensterputzen bei Amazon oder Friseurbesuche der BND-Leute bringen auch etwas Arbeit aber damit ist es nicht getan.

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  • Achilles: Grundsätzlich stimmt das. Die Tech-Branche ist Hoffnungsträger - aber man darf nicht übersehen, dass der Arbeitsplatzbeitrag dieses Segments bisher sehr klein ist. Da müsste erst nochmal ne Null dran.


    Vom den durchaus beeindruckenden Börsenwerten haben nur Wenige etwas - und zwar gerade nicht die breite Masse der Berliner Bildungs- und Modernisierungs-Verlierer.

  • ^Klar bringen solche Konzerne Jobs in die Stadt. Aber da es sich bei Verwaltungssitzen und Entwicklungsabteilungen eher nicht um einfache Jobs handelt, profitieren Kräfte ohne entsprechende Qualifikationen höchstens indirekt davon (weil die Konzerne und ihre Angestellten natürlich immerhin diverse Dienstleistungen in Anspruch nehmen). Und in der Größenordnung unserer aktuellen Arbeitslosenzahlen ist dieser Effekt sicher immer noch mehr als nichts aber längst nicht ausreichend. Auch die öffentliche Neuverschuldung wird es in sich haben. Insgesamt kann man daher mE nicht wirklich aufatmen.

  • Siemens Energy siedelt ,schlanken' Firmensitz in Berlin an - Hauptstadt erhält mutmaßlich dritten DAX-Konzern binnen weniger Monate

    Und nun ist es doch passiert: Siemens Energie, die größte Abspaltung der Konzerngeschichte von Siemens, kommt nach Berlin! Auch wenn vorerst(?) wohl nur rund 150 eher hochrangige Mitarbeiter nach Berlin gehen, erhält die Stadt so ein Schwergewicht mit über 20 Mia Marktkapitalisierung. Und auch wenn man aktuell nicht (noch nicht wieder) profitabel ist und viel Arbeit vor sich hat, dürfte es demnächst DAX-Konzern Nr. 3 in der Stadt geben (auch wenn der Umzug und das Listing technisch erst 2021 erfolgen werden). In der Summe ist das dann schon ein sehr positives Signal für den Standort, auch wenn alle drei ihre Baustellen haben (Deutsche Wohnen mehr beim Image, Delivery Hero bei den Bilanzen und Siemens Energy aktuell bei beidem). Je nach Rechnung geht Berlin damit von 0 auf 10% der Teilnehmer am wichtigsten deutschen Aktienindex oder mit dem 'halben' Siemenssitz gerechnet von 1,7% auf 11,7%). 😉

    Quelle F.A.Z.


    P.S.: Insgesamt ist 2020 ein verrücktes Jahr für die Stadt. Trotz Corona ist es das Jahr der fertiggestellten Großprojekte mit BER, U5 und Humboldtforum. In der Wirtschaft zeichnen sich trotz aller Unruhe große Entwicklungen ab und es gibt wie gesagt gleich 3 neue DAX-Konzerne. Nicht zu vergessen der Impact, der mit Weltkonzernen wie Amazon und Tesla erst beginnt. Und dann entstehen noch überall neue Hochhäuser, sogar am Alex. Selbst die Hertha schwimmt plötzlich im Geld. Wenn nicht gleichzeitig nach wie vor so viel Anlass zur Sorge wäre, könnte man das Jahr regelrecht feiern.

    2 Mal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Regionaler BIP-Einbruch geringer als teilweise erwartet

    Im ersten Halbjahr ist das Berliner BIP um 5,1% eingebrochen und damit etwas weniger dramatisch als teilweise befürchtet (und anders als von einigen prognostiziert sogar unter dem Bundesschnitt von 6,6%). Wie in ganz Deutschland und Europa ist vor allem das Gastgewerbe erheblich betroffen. Dort dürfte das Minus entsprechend deutlich größer sein. Durch gute Konjunktur beim Bau sowie bei Finanz- und Versicherungsdienstleistern wird das in der Summe teilweise kompensiert aber das ändert nichts an der Dramatik für die Betroffenen.

    Sueddeutsche Zeitung




  • Siemens Energy siedelt ,schlanken' Firmensitz in Berlin an - Hauptstadt erhält mutmaßlich dritten DAX-Konzern binnen weniger Monate

    Erfolgt dann auch tatsächlich ein Eintrag ins Handelsregister Berlins?


    Die FAS will wissen, dass Siemens Energy angeblich Kraftwerkstechnologie alter Energieträger (Kohle, Gas) aber auch für Windenergie anbietet. Deshalb wird das Unternehmen an der Börse derzeit nicht gerade gejazzt. Wenn man sich da mal nicht auf mittlere Sicht irrt. Wer weiß, wofür diese Technik auch im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien noch notwendig wird, z. B. Power-to-Gas.

  • Bousset Auch wenn der Verwaltungssitz in München bleibt, soll es mW künftig ein echtes 'Berliner' Unternehmen mit entsprechendem Eintrag sein.


    Was die Unternehmensentwicklung angeht, ist der Ausstieg aus der Kohle angeblich fest geplant aber noch nicht konkret durchgeplant oder gar terminiert. Insgesamt will man sich zunehmend auf saubere Energie konzentrieren, wozu natürlich auch synthetisch hergestelltes Biogas etc gehören könnten. Man zieht wohl vor allem nach Berlin, um hier im engen Austausch mit der Politik eine zukunftsfähige Strategie und ein positiveres Image zu entwickeln. Parallel will man auch die Profitabilität steigern. Es gibt also ordentlich etwas zu tun.

  • Zitat aus der SZ:

    Auch deshalb will die Konzernleitung von Siemens Energy ihr Hauptquartier nun in Berlin aufschlagen - nah dran an der Politik. In München bleibt der juristische Firmensitz - damit bleiben auch die Steuern.

    https://www.sueddeutsche.de/wi…rgy-boersengang-1.5045363


    Finanziell hält sich der Gewinn für Berlin also in Grenzen. Interessant sind ja vor allem Firmen, die hier ansässig sind und hier Steuern zahlen. Das und viele gut bezahlte Jobs.

  • spandauer Danke für die Klarstellung. Das trübt in der Tat erheblich die Bedeutung. Trotzdem bleibt es ein positives Signal und ich kann mir zumindest vorstellen, dass es mittel- bis langfristig noch mehr Stellen in Berlin geben könnte.

  • Chemie-Nobelpreis für 'Berliner' Französin

    Nachdem zuvor erst 4 Nobelpreise für Chemie an Frauen gingen, wurden nun zwei Forscherinnen gemeinsam ausgezeichnet, welche die berühmte (und teils auch berüchtigte) Genschere entwickelt haben. Da die Französin Emmanuelle Charpentier seit einigen Jahren in Berlin forscht und hier sogar ein neues Institut mit einem 60 Mio-Sitz aufbaut, strahlt das Prestige auch ein gutes Stück weit auf unsere Stadt ab. Ähnlich wie bei der Spaltung und Fusion von Atomkernen birgt die Entdeckung gewaltiges Potential zum Guten wie auch zum Schlechten. Es bleibt abzuwarten, wie der Mensch mit dieser Verantwortung umgehen wird.


    Quellen: unendlich viele ;)

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()