Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Arty Deco "Lol" ersetzt jetzt die seriöse Auseinandersetzung mit der aktuellen Quellenlage? Übrigens widerspricht Dir sogar Dein eigener Link:


    -Die Arbeitslosenquote läge demnach OHNE Intervention durch Kurzarbeit mutmaßlich bei knapp 16 statt knapp 11 Prozent (aber nicht bei 19); die geschätzte Jahresdynamik des BIP bei -9 statt -8 Prozent (ungleich 15-20 Prozent).

    -Der Artikel differenziert übrigens zwischen verschiedenen Wirtschaftszweigen und zeigt, wie unterschiedlich diese betroffen sind. Das bestätigt meine Aussage, dass bspw. Tourismus und Kongressgeschäft zwar wichtig für die Stadt und akut gefährdet sind (deshalb ja die Kurzarbeit) aber eben dennoch nicht die gesamte Wirtschaft ausmachen. Im übrigen ist es nur logisch, dass man für diese Branchen auf eine Erholung wettet. Die Alternative wäre, auf den dauerhaften Konjunkturabsturz zu wetten, entsprechende Betriebe flächendeckend dicht zu machen und dann im Falle einer überraschenden Erholung neue Betriebe zu gründen und neu einzustellen/ auszubilden. Inzwischen würden diese Leute sich dann auf einem unübersichtlichen Arbeitsmarkt aufreiben, weniger konsumieren, die sozialen Verwerfungen noch dramatischer zunehmen usw. usf. (in den 1920ern hat man ja gesehen, wie angenehm und sozialverträglich so etwas ohne jegliche Absicherung abläuft).

    -Der Artikel lobt im übrigen ganz explizit die Kurzarbeit und deutet damit an, dass wir so vermutlich an weiter explodierender Arbeitslosigkeit vorbei schrammen konnten. Diesen positiven Tenor übergehst Du völlig, dabei wird er schon im Titel umschrieben.


    Fazit: Reale Zahlen für die Nach-Corona-Phase kann noch niemand nennen (auch wenn Du es dennoch tust) aber man kann sicherlich entscheiden, welcher Lesart der Quellen man mehr Glauben schenkt. Naturgemäß sind dabei manche eher optimistisch und andere eher skeptisch bis pessimistisch veranlagt. Aber Deine Negativwette als faktisch zu verkaufen ("Es wird ein BIP Abschwung von 15-20 % dieses Jahr. Tourismus, Kulturwirtschaft und Flugverkehr sind zu über 50% ausradiert.") und besserwisserisch, herablassend auf andere Argumente einzugehen, macht weder Dich sympathischer noch Deinen Standpunkt überzeugender.


    P.P.S.: Und wie war das noch mit Elon Musk, der nur ein Dampfplauderer sei und seine Ankündigung nicht wahr werden lasse? Deine damalige Negativwette hattest Du ja im selben selbstüberzeugten Brustton vorgetragen. Dafür steckt inzwischen aber schon ganz schön viel Fabrik im märkischen Sand...

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Die letzten und ins Archiv verschobenen Beiträge führten die Diskussion in eine bedenkliche Richtung die wir hier nicht sehen wollen. Daher bitte zurück zum Thread-Thema.

  • Ich finde die Aussage

    Grund dafür ist der Berliner Wirtschaftsboom der vergangenen Jahre. Und der Aufschwung dürfte weitergehen.

    in Anbetracht der aktuellen Lage recht mutig.

  • Aktuell geht es ja überall bergab. Einerseits profitiert die Berliner Wirtschaft ungemein von ihrem hohen Digitalisierungsgrad, wie jüngst der DAX Aufstieg von Delivery Hero zeigt. Andererseits ist Berlin auch vergleichsweise mehr vom Tourismus abhängig, was auch den überdurchschnittlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit erklärt. Hoffentlich fängst sich das aber bald wieder ein

  • Hoffnungsvolle Signale vom Arbeitsmarkt

    Die Arbeitslosenquote ist im August von 10,8 auf 10,7 Prozent gefallen, was saisonbereinigt sogar ein deutlicheres Signal ist, als es scheinen mag.

    Die Kurzarbeit lässt sich nur verzögert beobachten aber auch hier ging es im Mai gegenüber April erkennbar zurück. Die Kurzarbeit erweise sich scheinbar als "belastbare Brücke", so die erste vorsichtige Einschätzung.

    Quelle Berliner Zeitung

  • Und jetzt zählen wir noch diese hinzu:


    Älter als 58, beziehen Arbeitslosengeld II

    Ein-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten)

    Förderung von Arbeitsverhältnissen

    Fremdförderung

    Teilhabe am Arbeitsmarkt (§ 16i SGB II)

    berufliche Weiterbildung

    Aktivierung und berufliche Eingliederung (z. B. Vermittlung durch Dritte)

    Beschäftigungszuschuss (für schwer vermittelbare Arbeitslose)

    Kranke Arbeitslose (§146 SGB III)


    und schon haben wir die Realität. ;)

  • Exakt! Es geht (mir) allein um den aktuellen Trend und da spielen die geschilderten Aspekte keine maßgebliche Rolle. Außer es wurde inzwischen zusätzlich an der statistischen Methode gefeilt.


    Zur Einordnung: Wir haben erst kürzlich über die coranabedingte Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Kurzarbeit sowie deren Korrelation gesprochen. In diesem Kontext empfinde ich die aktuelle Dynamik als erstes hoffnungsvolles Signal. Nicht mehr aber eben auch nicht weniger.

  • Die entscheidende Statistik, die das Ausmaß der größten Wirtschaftskrise seit 1945 beschreibt:

    Weit über 200.000 Berliner sind seit Corona neu in Kurzarbeit. Also unproduktiv & defacto arbeitslos.


    200.000 !

  • ^Laut Artikel lag der Höchststand im April 2020 bei 208.400 Menschen in Kurzarbeit. Im Mai waren es dann noch 192.308 (ein Rückgang von gut 16.000 Menschen oder knapp 8 Prozent). Seither sei die Tendenz weiter fallend aber Zahlen gibt es immer erst verzögert. Ansonsten sehen die meisten Analysten die Kurzarbeit weit positiver als 'de facto Arbeitslosigkeit'. Die Krise ist noch längst nicht ausgestanden aber zumindest stimmt die aktuelle Tendenz.

  • Ansonsten sehen die meisten Analysten die Kurzarbeit weit positiver als 'de facto Arbeitslosigkeit'.


    Um das zu glauben braucht man eine sehr naive Haltung und sehr wenig Wirtschaftsverständnis.

    Hab ich nicht.

  • ^ Exakt. Vor allem, da Einerseits nicht jede Kurzarbeit auch Kurzarbeit Null bedeutet und im März bis in den Mai der kleinteilige Einzelhandel und die Gastronomie ihre Angestellten flächendeckend in ebendiese schicken musste, da die Etablissements schlicht geschlossen waren. Auch hier ist also eine weitere Abnahme nach Mai zu erwarten. Ein wenig Doomsday-Geraune passt aber einfach zu gut in die generelle Agenda der üblichen Verdächtigen.

  • Arty Deco Leseverständnis reicht ja schon aus, um die meisten Deiner Aussagen erheblich zu relativieren und teils auch gänzlich zu entkräften. Du bringst regelmäßig falsche Zahlen und Daten und dazu eben noch Deine höchst eigenen 'Definitionen'.


    Es gibt mE im übrigen eine Menge Raum zwischen naiver Schönfärberei und zynischem Fatalismus. Im Zweifel kann letzterer aber eher gefährlich werden, weil Hysterie oft zum Bestandteil von Krisen wird. Das kann schnell zu einer sich selbst wechselseitig verstärkenden Abwärtsspirale führen. Ich denke, dass man dankbar sein sollte, wenn man weiter ein gesichertes Einkommen hat und das gesparte Urlaubsbudget gut für einen zusätzlichen Restaurantbesuch etc. nutzen kann. Damit ist der Wirtschaft eher geholfen, als als mit Lamentieren.

  • Zitat von Arty Deco

    Weit über 200.000 Berliner sind seit Corona neu in Kurzarbeit. Also unproduktiv & defacto arbeitslos.

    Die betrachteten Personen sind in Kurzarbeit, nicht arbeitslos. Kurzarbeit ist - wie der Name schon sagt - in Zeit und Entlohnung verkürzte Arbeit und nicht etwa gekündigte und dauerhaft beendete wie bei einer Arbeitslosigkeit. Daran ändern auch opake Selbstdefinitionen nichts, die sich, wie geschehen, nur am Maß der Produktivität bedienen. Überspitzt ausgedrückt: Im Urlaub ist jeder Angestellte ggü. seinem AG auch unproduktiv, ohne momentane Arbeit, im übertragenen Sinne arbeitslos, deshalb meldet sich vorher aber niemand beim Amt.

  • Also unproduktiv & defacto arbeitslos.


    200.000 !



    Das klingt verdächtig nach dem Ministerium für Produktivität von dem das Känguruh immer erzählt. Womöglich ein enger Mitarbeiter von Herrn Dwigs? (Haider heißt jetzt Dwigs sonst ändert sich nix)

  • Die Welt berichtet über das aktuelle Arbeitsmarktbarometer. Demnach ist Deutschland für das kommende Quartal die einzige große europäische Volkswirtschaft, die einen positiven Wert erreicht. Ähnlich positiv ist der Ausblick in Europa nur für das wesentlich kleinere Kroatien. Besonders düster ist die Prognose für Großbritannien. Auch ein Ranking für die Regionen Deutschlands gibt es - hier schneidet die Region mit großem Abstand am besten ab:

    • Region Berlin: +12%
    • Norden: +6%
    • Osten: +3%
    • Süden: +3%
    • München: 0%
    • Ruhrgebiet: 0%
    • Region Frankfurt: -16%


    Artikel: https://www.welt.de/wirtschaft…ie-positive-Ausnahme.html

  • Die Wahrheit werden wir erst Ende des Jahres erfahren, Stichwort: Zombieunternehmen.

    Alle jetzigen vorgeblich guten Nachrichten sind reine Augenwischerei.

  • Blaine Dieser Duktus mit "Augenwischerei" und "die Wahrheit" ist etwas anstrengend, da es leider aktuell von zu vielen Skeptikern ermüdend inflationär gebraucht wird. Oder reihst Du Dich jetzt bewusst ein bei den kognitiv überlegenen Untergangspropheten, die die geblendete Bevölkerung vor den Täuschungsversuchen der Regierung/ Eliten bewahren wollen?


    Im Artikel steht doch ganz deutlich drin, dass einzelne Branchen es weiter schwer haben werden. Und natürlich kann es da dann auch noch einige üble Effekte geben, wenn die Schutzschirme wegfallen. Allerdings sieht es an einigen bislang schwer betroffenen Stellen erst einmal nach einer langsamen Normalisierung aus. Auch der deutsche Binnentourismus hat wieder zugenommen und ansonsten ist Auslandstourismus mit Ziel Deutschland immer noch risikoärmer (und teils kostengünstiger) als in Großbritannien oder Frankreich. Man sollte diesen Trend nicht vor Herbst und Winter loben aber mE auch noch nicht alles vorschnell abschreiben.


    Nicht vergessen sollte man ansonsten aber auch in der Euphorie über Positivmeldungen, dass Berlin zuvor schon früh sehr hart getroffen wurde, also aus einem tieferen Tal kommend steigt. Daher relativiert sich jede positive Prognose in der Summe wieder.