Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Leider finde ich die Kritik an Frau Pop zunehmend berechtigt. Die eigene Partei hat sie massiv ausgebremst und inzwischen agiert Pop so defensiv, dass man mE eigentlich kaum noch von aktiver Wirtschaftspolitik reden kann. Da die Arbeitslosenquote durch Corona inzwischen wieder zweistellig (mW knapp über 10%) liegt, man mit ca. 10 Mia neuen Schulden rechnet und 10.000 verlorene Jobs alleine im Hotel- und Gastronomiesektor prognostiziert, sollte sich dieses Bild sehr bald ändern! Eigentlich brennt inzwischen auch hier wie auch schon beim Wohnungsbau und im Bildungssektor die Luft. Ich sehe leider aktuell noch nicht, wo es da irgendwo nennenswert vorankommt oder zumindest echte Gestaltungskraft sichtbar wird (ungleich Gestaltungswille und warme Ideen). Und mir kann auch niemand erzählen, dass eine stärkere Bildungs-, Bau- oder Wirtschaftspolitik nur einem konservativ-reaktionären Anteil der Bevölkerung nutzen würde. Der Senat versagt mE seit Jahren massiv, was durch Corona noch einmal deutlich dramatischer wird. Das einzige, was ich ihnen "zu Gute halten" kann, ist dass ich der Hauptstadt-CDU auch nichts groß zutraue. Allerdings haben es mE sowohl Rot-Rot als auch Rot-Schwarz meinem Eindruck nach zumindest nicht ganz so schlecht gemacht wie aktuell R2G in zu vielen Bereichen.


    Ansonsten finde ich es grundsätzlich gut, dass der Senat zumindest die Leidenschaft für einen grüneren Verkehrssektor beibehält. Nur gehört für mich leider auch zur Wahrheit, dass zumindest in meinem Bewegungsradius gerade U-Bahn-Züge und -Bahnhöfe seit Jahren ziemlich stark vergammeln und verwahrlosen (Dreck, Gestank, Vandalismus, Raucher, aggressive Leute...). Aufenthaltsqualität und Komfort sind jedenfalls etwas anderes. Und das hat sich schon zu Zeiten verschärft, wo das Geld noch gesprudelt ist. Da kann ich es sogar als ÖPNV-Fan verstehen, dass viele Menschen Berührungsängste empfinden und nicht mit einem selbst bezahlten Jahresticket zwangsbeglückt werden wollen. Auch ich bin oft genug angeekelt von den Zuständen. Und ich glaube auch nicht, dass es mit der Zwangsabgabe nennenswert besser wird. Man lässt ja auch sonst im öffentlichen Raum immer mehr durchgehen (Stichwort Hasenheide). Das Antidiskriminierungsgesetz nähert mE den Verdacht, dass man die Prioritäten anderswo setzt (einem bereits auf Kante genähten System noch mehr abverlangt). Und wie so oft bei linker Politik bin ich vom Prinzip her sogar eher dafür aber sehr skeptisch in Bezug auf die Umsetzbarkeit. Dazu muss man sich nur ansehen, wie beispielsweise die Inklusion an den Schulen gemanagt wird (was vom Papier her zu leisten wäre und wie schlimm es teilweise real abläuft).

  • Die Frage ist halt, welche Klientel eine Politik bedient. Mir ist eine Politik, die eher die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung vertritt lieber, als diese Umverteilungspolitik der Konservativen, die eh nur den schon Privilegierten zu Gute kommt.

    Aber selbstverständlich, das ist eben gelebte Demokratie. Deshalb aber die Kritik am Versagen dieser Politik in absolut jedem Bereich als Hass abzustempeln, ist eine eher undemokratische Einstellung.

    Ich meine diese Auflistung ist ja keine Lüge:

    -Frankfurt schnappt Berlin gleich mehrere wichtige Messen weg

    -schwere Fehler des Senats bei der Auszahlung der Covid-Hilfen

    -die Planung eines ÖPV Zwangs(!)tickets für alle Berliner

    -das Polizistendiskriminierungsgesetz mit umgekehrter Beweislast

    Hinzukommen ja noch die Verhinderungspolitik in der Baubranche, marode Schulen, No-Go-Areas, geduldete Drogenparks usw usf.

  • Frau Pop hat seit Amtsbeginn noch nicht einen sinnvollen Satz über die Berliner Wirtschaftsentwicklung gesagt. Geschweige denn eine zukunftsgerichtete Initiative gestartet, die strategisch Wirtschzweige entwickelt, Infrastruktur stärkt, Wettbewerbsfähigkeit fördert, Attraktivität der Stadt erhöht, Verwaltungseffienz verbessert, Investitionen anlockt oder den Wohlstand mehrt.


    Da die Grünen mit der Linkspartei insgesamt den Senat und den Bürgermeister dominieren gibt es für alle Bereiche des Berliner Wirtschaftslebens sogar Ansätze das Wachstum der Stadt zu stoppen und Hochqualifzierte draußen zuhalten.


    Der Berliner Bürgermeister ist leider zu ungebildet und zu durchsetzungsschwach um die Negativ-Tendenzen aufzuhalten.


    Das deprimierende and der Landespolitik ist, dass auch die Alternativen wie die Berliner CDU, personell so unterirdisch besetzt sind, dass hier wenig Gegenwehr zu erwarten ist.

  • Kahlschlag bei Galeria Karstadt Kaufhof: 6 der 11 Berliner Häuser schließen, ebenso das Haus in Potsdam.

    Betroffen sind die Häuser Müllerstr., Wilmersdorfer Str., Tempelhofer Damm, Ringcenter, Gropiuspassagen und Lindencenter Hohenschönhausen.


    Um die Filialen in den Shoppincentern tut es mir nicht sonderlich leid, aber für die klassischen Einkaufsstraßen Müllerstraße, Wilmersdorfer und T-Damm ein schwerer Schlag der sicher noch weitere Folgeschließungen nach sich ziehen wird.

    https://www.tagesspiegel.de/be…er-filialen/25932756.html

  • Hab im Karstadt Müllerstraße am Leo als Kind meiner Oma 3 Fragezeichen-Kassetten abgequatscht. Vor 1990 !


    ;(


    Die Schließung der Standorte kommt aber nicht von ungefähr. Das Alles-Was-Du-Brauchst-Warenhaus ist seit Jahrzehnten ein Auslaufmodell.

    Erst kam der massive Schub an neuen Shoppingzentren mit Spezialketten in den 90ern und Nuller Jahren. Danach der Online-Handel.

    Durch den Berlin Tourismus hat sich auch ein exzellenter Boutique-Einzelhandel etabliert.


    Bis auf das KaDeWe sind die klassischen Warenhäuser fast alle überflüssig.

  • Ganz so leicht würde ich die Warenhäuser nicht abtun, sie sind als Anker und Frequenzbringer für viele Einkaufslagen nicht nur nicht überflüssig, sondern sogar lebensnotwendig. Ich finde es sehr angenehm, im Prinzip ein volles Angebotssortiment in einem Haus vorzufinden, der Karstadt am Hermannplatz (der ja erst mal weiter betrieben wird) ist in ganz Kreuzberg und Neukölln der einzige Ort mit einem Vollsortiment in annehmbarer Qualität.

    Zudem ist es kein Naturgesetz dass Warenhäuser nicht profitabel zu betreiben sind. Sowohl Karstadt wie auch Kaufhof leiden unter den Spätfolgen katastrophaler Managemententscheidungen früherer Eigentümer.


    Ein Beispiel für eine erfolgreiche Warenhauskette ist z.B. El Corte Ingles in Spanien. Wenn man in dem verlinkten (spanischen) Wikipedia-Artikel auf "2.2 Resultados globales" klickt, kann man unter "facturacion" und "benefito neto" den Gesamtumsatz und den Reingewinn der letzten 15 Jahre sehen, und El Corte Ingles hat in dieser Zeit durchgehend Reingewinne im z.T. hohen dreistelligen Millionenbereich gemacht, selbst 2014 auf dem Höhepunkt der Eurokrisenrezession in Spanien waren es noch 118 Mio Euro Nettogewinn.

    Irgendetwas scheint El Corte Ingles also anders und richtig zu machen, und vielleicht sollte sich Galeria Karstadt Kaufhof mal genau anschauen, was bei El Corte Ingles anders und offenbar besser läuft...

  • Ich weiß nicht ob ich repräsentativ bin aber wegen mir würde die Innenstadt nach dem Verschwinden von Normalo-Kaufhäusern nicht veröden.


    Vielfach ist die Rede von Leuten, die wegen Karstadt in die Stadt fahren und danach nochmal in Läden gucken und die jetzt wegbleiben.

    Bei mir ist es seit vielen Jahren eher umgedreht. Ich gehe in die Stadt um bei Saturn, Deichmann und Thalia zu kaufen und trinke dann noch einen Kaffee bei Karstadt (und das auch in letzten Jahren eher weniger). Da wird sich an meinem Stadtverhalten super-wenig ändern.


    (Ich spreche aus Hamburger Sicht.)


    An Post-Kaufhaus-Ära-Alternativ-Nutzungen kann man sich so einiges ausmalen.

    Zum Beispiel mehr Werkstätten, Fachhandel, Service-Betriebe und spezialisiertere Gastronomie.

    Wohnen: Interessenten, denen ein bisschen Lärm und Gerüche egal sind, finden sich bestimmt genug.

    Vielleicht Außenstellen von Big-Box-Stores mit kleinerem Sortiment (mal schnell nen bisschen Abtönfarbe beim City-OBI holen...)

  • Autostadt Berlin? Tesla will angeblich neues Modell in der Hauptstadt entwickeln.


    Auch ohne IAA (und dafür ausgerechnet mit R2G) wird Berlin immer mehr zur Autostadt. Nach den diversen Ansiedlungen der Zukunftsschmieden etablierter deutscher Konzerne wirft inzwischen auch Teslas Design- und Entwicklungszentrum seine Schatten voraus: Nachdem der Tagesspiegel schon mit einem repräsentativen Firmensitz im alten Gasometer des Euref-Campus und bis zu knapp 2.000 Jobs Aufsehen erregte, will Bild.Plus jetzt von einer kompletten Fahrzeugentwicklung erfahren haben (wegen Paywall lohnt kein Link). Demnach wolle Tesla in Berlin einen "Kleinwagen" als künftiges Massenprodukt hervorbringen.


    Ich glaube es noch nicht so richtig, da echte Klein(st)wagen weniger Margen bringen und daher eher Asien für die Fertigung (und somit normal auch Entwicklung) in Frage kommen sollte. Auch Daimler hatte mit dem Smart mW nie Gewinne und hat die Verantwortung für die künftige Variante nach China verlagert. Aber da es Tesla ist, werden vermutlich ohnehin weder die Preise noch die Dimensionen wirklich Klein(st)wagen werden. Eher könnte es mE sein, dass man sozusagen den nächsten Golf/ Käfer entwickeln möchte und es somit ein stadttauglicher Kompaktwagen mit effizienterem Raumkonzept als bei den Limousinen direkt unter dem Model 3 werden soll. Damit würde man zugleich den VW-Konzern als einen der stärksten europäischen Konkurrenten direkt attackieren (auch einen Bus planen mW beide), der ja gerade erst den ID.3 als Nachfolger/ Erben von Käfer und Golf präsentierte. Aber das ist rein spekulativ.


    Fazit: Ob die Meldung stimmt, muss sich erst einmal zeigen. Falls nicht, bleibt trotzdem ein beeindruckend starker Trend in den letzten Monaten und Jahren. Tausende Jobs entstehen und dazu viel DNA vom Auto der Zukunft. Gerade erst hat eine große Autozeitung das in Berlin u.a. für die neue S-Klasse entwickelte Bedienkonzept MBUX vorgestellt und gelobt. Hier noch mal die Hintergründe der damaligen Ansiedlung in Berlin.


    Edit: Hab noch etwas weiter recherchiert (gibt ja zum Glück genügend Tesla- und emobility-Blogs). Grundlage für den Bild.Plus-Artikel ist demnach mutmaßlich ein digitaler Dialog zwischen einem Teslafan, der sich einen kompakten Tesla für Europa wünscht, und Musk. Musk erwiderte wohl, dass es sich für ein solches Auto anbieten würde, Design und Entwicklung in Deutschland anzusiedeln (in dem Fall folglich Berlin). FALLS Bild da keine zusätzlichen Quellen hat, wäre das eher dürftig als konkret. Allerdings hat Musk Giga Berlin damals bei einer Bildveranstaltung bekannt gegeben. Who knows?

    8 Mal editiert, zuletzt von jan85 () aus folgendem Grund: Zusätzliche Informationen eingearbeitet

  • Frau Lompscher ist zurück getreten, weil es Unregelmäßigkeiten bei Zahlungen gab (hab die Details nicht gelesen aber es klang eher nach Versäumnissen als nach böser Absicht). Irgendwie tut es mir doch etwas leid, wie ihre Karriere zuletzt verlaufen ist. Ich denke, dass sie starke Überzeugungen hatte aber dafür zu wenig Pragmatismus und Geschick bei der Umsetzung/ Durchsetzung von Zielen. Insgesamt hoffe ich aber trotzdem, dass es jetzt endlich besser voran geht und sich die Koalition nicht wieder zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

  • ... ich schreibe es offen, ich freue mich, dass sie abgeht :thumbup:. Respekt für ihren Rücktritt, dass ist heute nicht mehr selbstverständlich. Hoffentlich folgt jemand, die / der Berlin mehr Impulse geben kann und offener für modernen Städtebau ist.

    In Berlin sollte bei Bauprojekten wieder metropolitaner, selbstbewusster und weniger dogmatisch gedacht werden.

  • Frau Lompscher ist zurück getreten, weil es Unregelmäßigkeiten bei Zahlungen gab (hab die Details nicht gelesen aber es klang eher nach Versäumnissen als nach böser Absicht).

    Funfact am Rande: Es scheint für Politiker tatsächlich ziemlich kompliziert zu sein, ihre Steuersachen zu regeln. Zum einen, weil es Pflichten gibt, aber keinerlei automatische Abzüge (wie die Lohnsteuer). Zum anderen, weil die Sache durch Spenden, Parteiabgaben, Aufwandsentschädigungen für Aufsichtsratsposten, Abschreibungen für Büros, etc. wirklich kompliziert wird. Ein Bekannter von mir war in den Nullerjahren für zwei Legislaturen Landtagsabgeordneter – er knappst trotz eines guten Jobs noch immer herum, weil er es mit der Steuer damals einfach verbockt hat und bis heute nachzahlt.


    Zu Lompscher: Der Rücktritt ist konsequent und rücksichtsvoll gegenüber dem Senat. Nach dem Urteil über den Mietendeckel wird es turbulent werden (egal, wie es ausfällt), und eine wegen Steuerproblemen angeschlagene Bausenatorin wäre dann ein politisches Problem. Dem ist Lompscher durch Rücktritt zuvorgekommen. Respekt für diese Entscheidung.

  • Guter Tag für Berlin.

    Lompscher ist m.M.n. die deutlich größere Bremse gewesen, was die Entwicklung Berlins zu einer modernen Metropole angeht im vgl. zu Lüscher, die zwar im Schatten eines Stimmann steht, aber immerhin noch sporadisch ihre Arbeit macht. Man kann nur hoffen, dass sich bei der Linken ein Nachfolger findet, der ein Architekturverständnis jenseits von Bauhaus und Platte vermittelt bekommen hat. Möglicherweise -hoffentlich- jemand jüngeren Alters mit Auslandserfahrung in der (westlichen) Welt.

  • ^Naja, Frau Lüscher kommt ja auch aus dem westlichen Ausland und trotzdem trifft ihr Geschmack nicht unbedingt auf Gegenliebe im Forum und das bauliche DDR-Erbe hat die teilweise sogar verteidigt. Ich wäre da vorsichtig mit den Zuschreibungen und denke, dass ohnehin niemand alle hier vollumfänglich glücklich machen kann. Zumal es momentan (leider) auch viel drängendere Probleme gibt als ästhetische Fragen...

  • Es ist doch relativ irrelevant wer den Posten übernimmt. Vernünftige Stadtentwicklung ist in Berlin nicht mehr vorhanden. Das wenige was vom Haus Lompscher erarbeitet wurde, geschieht ohne jede Absprache oder Koordinierung mit den Grünen und der Verkehrspolitik. Eigentlich gehört das doch zusammen oder müsste in enger Abstimmung verfolgt werden, geschieht aber nicht, aus Egogründen (Von Frau Günther) oder Desinteresse (Linken), wer weiß das schon. Und was die SPD davon hält, zeigt sich am Verhalten mit Signa.

    Das gleiche trifft auf Brandenburg zu. Es wird mehr und mehr offensichtlich, dass die Entwicklung Berlins nicht ohne Koordinierung mit Brandenburgs umliegende Landkreise geschehen sollte. Da herrscht Eiszeit. Dieser wichtige Aspekt wird zu sehr vernachlässigt.

    Ebenso fatal der Mietendeckel. Es wird jedem klar werden, dass die Vorgaben an die eigenen Landesgesellschaften was Mieterhöhungen betrifft, relativ schnell an finanzielle Grenzen stösst. Der geforderte Neubau wäre schon unter anderen Rahmenbedingungen schwierig zu erreichen, aber gegenwärtig völlig illusorisch, Renovierung und Instandhaltung werden ebenso massiv eingeschränkt, wie soll das auch gehen. Die Landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sind angehalten, keine Verluste zu schreiben, kaum einzuhalten bei den Vorgaben.

    Dazu werden die einbrechenden Steuereinnahmen wegen Corona und des Mietendeckel direkt zu einer kritischen höheren Neuverschuldung führen und es droht wieder eine Politik wie in den Nullerjahren (Wowereit /Sarrazin)

    Außerdem stehen in einem Jahr Wahlen an, alle drei Parteien positionieren sich und vor allem das Verhältnis SPD - Grüne wird sicherlich schwierig werden, es geht schließlich um den Bürgermeisterposten.


    Ästhetische Fragen sind davon wie angemerkt eher nachrangig und nicht wirklich betroffen und wurden und werden sowieso im Baukollegium und mit den Bezirken entschieden. Da wird sich kaum was ändern.

  • Dazu werden die einbrechenden Steuereinnahmen wegen Corona und des Mietendeckel direkt zu einer kritischen höheren Neuverschuldung führen und es droht wieder eine Politik wie in den Nullerjahren (Wowereit /Sarrazin)

    Das wäre fatal. Ich weiß nicht, ob den Leuten wirklich klar ist, wie schlecht die Situation ist. Die Leute müssen die Wahrheit kennen, auch wenn sie schmerzt. Was Berlin am dringendsten braucht, ist eine wirtschaftspolitische Agenda. Die SPD ist zu schwach geworden, ihre marktwirtschaftliche Kompetenz scheint in den Jahren nur geschrumpft zu sein. Die Grünen kennen das Wort (noch) nicht, die Linken hassen es. Die Berliner CDU ist seit Jahren blass und farblos, Afd und Fdp weit abgeschlagen und ohnehin sind von beiden keine wirtschaftlichen Impulse zu erwarten, die die Stadt voranbringen würden. Wenn der Tourismus weiter wegbricht, sieht es umso übler aus. Dann kann uns wirklich nur noch der Bau-Boom das BIP halbwegs retten und das mit einer Regierung, die versucht, zuviel Bauen zu verhindern.


    ---Nur mit starkem Nerven betrachten---



    berlinbaddvk6t.png


    Wir sind so arm wie der Ruhrpott. :glubsch2:

  • Ich habe mich zuletzt bewusst zurück gehalten, weil genug Krisenstimmung in der Luft liegt. Allerdings kommt mir die teils kursierende Rhetorik ("Kuhhandel", "Erpressung") wie aus einer anderen Zeit vor. Und schon damals konnte ich u.a. Frau Lompschers Abscheu gegen vermeintlich anrüchige Deals mit Unternehmen nie wirklich verstehen. Es geht doch um das bestmögliche Ergebnis, nicht um ideologische Präferenzen. Ich glaube, dass viele die volle Dramatik der Situation noch nicht begriffen haben. Diesmal ist und wird es eher noch schlimmer als bei der Finanzkrise.


    Tatsächlich ist Berlin diesmal gerade durch den traditionell starken Fokus auf Tourismus/ Messen/ Kongresse besonders hart betroffen aber auch in anderen Sektoren sieht es teilweise sehr kritisch aus. Zwar sind inzwischen wieder mehr Besucher in der Stadt und auch insgesamt läuft die globale Wirtschaft wieder etwas an aber der bisherige Einbruch war schon sehr dramatisch. Wenn sich das bei einer zweiten Welle wiederholt, haben wir bald Arbeitslosigkeit wie zu den schlimmsten Zeiten. Die Politik von R2G war schon zu guten Zeiten recht wenig an ökonomischer Nachhaltigkeit interessiert. Spätestens jetzt können wir uns das nicht mehr leisten und das hat offenbar (hoffentlich!) auch der Senat begriffen.


    In meinen Augen muss man versuchen, mit jedem potentiellen Investor respektvoll und kooperativ umzugehen. Und dann muss man trotzdem sehen, dass die Investitionen möglichst vielen Menschen nutzen und nicht zu sehr die Schere vergrößern. Mittel- bis langfristig braucht Berlin auch dringend eine stärkere Bildungspolitik. Das würde einige der Härten abfedern (in guten und auch in Krisenzeiten).

  • Spiegel - Häuserpreise steigen wegen Corona stark an


    In dem Artikel wird auch der Mietdeckel erwähnt, bzw. dessen drohende Niederlage und was es für hunderttausende Berliner bedeutet, wenn sie demnächst mit saftigen Nachforderungen rechnen müssen.

    Vor dieser Legislaturperiode hatten wir das höchste Bauvolumen Europas (nach London) und Rechtssicherheit für Investoren. Jetzt haben wir einen Schattenmarkt in dem Korruption blüht, Rechtsunsicherheit sowohl für Investoren, als auch für Mieter und eine Bausenatorin, die wegen Steuerhinterziehung zurücktritt. So viel Schäden in einer Stadt anzurichten in so wenig Regierungszeit, ohne dafür einen Krieg ausrufen zu müssen, das ist schon beachtlich.

  • Ich hätte meine Miete fast halbieren können, habe es aber lieber gelassen.

    Die Probleme werden sich potenzieren, wenn die Insolvenzen der ganzen Geschäfte und Firmen richtig durchschlagen und die Leute auf einmal merken, dass sie doch nicht so einfach wieder einen Job bekommen. Dann noch diese Nachzahlungen hinzu: Gute Nacht!

  • Das kann man so nicht stehen lassen. Nachher denkt noch jemand, darin wäre eine Art "Erfolg" zu sehen.


    Stand Ende 2019: Berlin genehmigt deutlich weniger Wohnungen

    Stand Mitte 2020: Berlin genehmigt im 1. Halbjahr ein Plus von 12% gegenüber dem überaus schwachen Vorhalbjahr.


    Ist: 12.700 Soll: 25.000

    *Im ersten Halbjahr, dazu muss man wissen, dass im zweiten Halbjahr tendenziell weniger gebaut wird.

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    Viel schlimmer finde ich, dass die Gewerbe einbrechen und das hat nichts mit Corona zu tun, da solche Anträge Jahre brauchen, um genehmigt zu werden.


    "Von Januar bis Juni 2020 erteilten die Bauaufsichtsbehörden 128 Genehmigungen (Vorjahreszeitraum: 160) für den Neubau gewerblicher Bauten mit einer
    Nutzfläche von insgesamt 458 920 m². Das sind 32 weniger als im Vorjahreszeitraum."


    Ich weiß aus vielen Quellen, dass es dringenden Bedarf nach Büros gibt in Berlin. Wie kann das sein, dass hier weniger genehmigt wird?!