Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • In der Tat, der Standort liegt strategisch günstig, sodass die Lieferwege zu den großen Fabriken der Gegend, die E-Autos herstellen, nicht weit ist.

  • Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna eröffnet nächstes Jahr in Berlin-Mitte eine neue größere Niederlassung, einen Hub. Es sollen dann 500 Mitarbeiter werden (zur Zeit sind es in Berlin ca. 250) und damit wird der Berliner Standort nach der Stockholmer Zemtrale die größte Niederlassung des Fintech-Unternehmens.

    Q: Morgenpost und PM


    Weiß jemand welches Gebäude angemietet wird? Das neue Büro wird 7.400 qm umfassen und war in den 1920er Jahren das erste Parkhaus Berlins.

  • ^Interessant ist auch hier wieder die Begründung, dass man in Berlin leichter qualifiziertes Personal findet als am Stammsitz in Stockholm. Stockholm ist immerhin eine der lebenswertesten Städte der Welt und Klarna mW zudem eins der größten Fintechs Europas mit über 5 Mia Euro Marktkapitalisierung. Da ist die Etablierung einer (deutlich erweiterten) Entwicklungsabteilung schon ein großer Fisch und die Begründung eine Adelung.


    Und das ist ja auch nicht die erste Meldung dieser Art allein in den letzten Wochen und Monaten (nach VW, Siemens und Daimler/ BMW gab es jetzt in relativ kurzer Zeit einen regelrechten Rutsch mit u.a. Amazon, SAP, Google und zuletzt sogar Tesla). Ein ranghoher Telekom-Manager hatte vor wenigen Jahren mal angekündigt, dass Berlin künftig wohl der führende IT-Entwicklungsstandort Europas wird. Das habe ich damals nicht recht glauben bzw. nicht wirklich einordnen können. Inzwischen füllt sich das Ganze aber zunehmend mit Substanz, zumal auch diverse Eigengewächse inzwischen eine zehnstellige Marktkapitalisierung erreicht haben. Das hätte ich ehrlich gesagt in diesem Umfang nie erwartet.


    Interessant wird es aber noch werden, wenn der Kampf um Flächen und Personal sich aufheizt und die Kosten weiter steigen. Wenn dann weiter solche Ansiedlungen und Expansionen erfolgen, dann hat man sich wohl nachhaltig etabliert. Gerade die großen internationalen Unternehmen dürften dann auch dem BER strategisch gut tun...

  • Weiß jemand welches Gebäude angemietet wird? Das neue Büro wird 7.400 qm umfassen und war in den 1920er Jahren das erste Parkhaus Berlins.

    ... das müssten die Kantgaragen in der Charlottenburger Kantstraße sein.

  • Es ist mal wieder Zeit für ein paar gemischte Meldungen und einen kleinen Ausblick.


    Berlin wächst weiter (aber bald evtl. langsamer)

    2019 ist das Berliner BIP wohl um rund 2 Prozent gewachsen. Es gab ferner nochmals 53.500 neue sozialversicherungspflichtige Jobs, darunter gut 30.000 Vollzeit- und 23.000 Teilzeitjobs (früher wurde das mE gar nicht aufgeschlüsselt aber es ist allemal interessant). Die Löhne sind binnen Jahresfrist um durchschnittlich 5 Prozent gestiegen, was mE auch auf die zunehmende Personalknappheit hindeutet. Das Gleiche gilt für die Flächen. Der Berliner Immobilienmarkt hat 15,8 Mia umgesetzt (über 40 Prozent Plus!), bei Büros herrscht praktisch Vollvermietung und die Mieten stiegen hier um über 20 Prozent. Wohl auch weil die Stadt schon lange nicht mehr entsprechend mitwächst (Wohnungen, Büros, Verwaltung, ÖPNV, Schulen, Kitas... you name it), wird aber von einer erheblichen Verlangsamung der Wirtschaftsdynamik ausgegangen.

    Berlin.de

    Tagesspiegel


    Tesla setzt u.a. auf Fachkräfte aus Polen

    Während die Abwicklung der Ansiedlung entgegen früher Unkenrufe munter voranschreitet, kommen nebenbei interessante Details ans Licht. Nachdem es bislang immer hieß, dass Tesla vor allem die Nähe zur klangvollen Metropole Berlin sowie zum BER gesucht habe, kommt jetzt nämlich heraus: Musk schielt auf (umzugs-)willige Fachkräfte aus dem Nachbarland. Personalrecruiter sollen nach Stellenausschreibungen neben Deutsch und Englisch explizit auch Polnisch sprechen. Da Experten durch Tesla kurz- bis mittelfristig für die Region eine deutliche Verschärfung des Fachkräftemangels bzw. der Konkurrenz um die besten Köpfe erwartet hatten, kann das mE aber eigentlich nur gut sein. Aber auch der BER selbst dürfte durch Tesla enorm profitieren, da es Strahlkraft für weitere Ansiedlungen und zudem zusätzlichen Druck bei der Etablierung weiterer Direktflüge bedeutet, die von der Wirtschaft ohnehin schon zunehmend gefordert werden.


    Easyjet expandiert am BER

    Stichwort BER: Kürzlich las ich, dass Platzhirsch Easyjet dort trotz steigender Auslastung noch nicht die Gewinnschwelle überschreiten konnte und selbst Ryanair in Berlin unter dem Strich Verluste macht. Beide sind 2019 dennoch gewachsen (anders als die Lufthansagruppe, die ihr Berlingeschäft etwas schrumpfte). Dennoch will man gerade bei Easyjet die Expansion des Standorts hin zu mehr internationalen Direktverbindungen mit vorantreiben und etabliert zunehmend einen starken Standort außerhalb Großbritanniens. Jetzt werden 80 Spezialkräfte für die Wartung der Maschinen eingestellt (einziger Standort außerhalb des UKs), was den Flughafen weiter aufwertet und ein erneutes strategisches Bekenntnis darstellt.

    Morgenpost

    Airlines.de


    Auch wenn sich das Wirtschaftswachstum nun wohl bald langsam abschwächt, gibt es zumindest aktuell nach wie vor überwiegend positive Signale. Tatsächlich sind in den letzten Jahren hunderttausende neue Arbeitsplätze entstanden, gerade im StartUp-Sektor aber auch allgemein sind die Löhne dabei im Schnitt und auch in der Spitze deutlich angezogen. Positiv ist zudem, dass in Berlin mangels gewachsener Strukturen von vorn herein eher auf Entwicklung und Wachstumsfelder gesetzt wird.


    Die große Herausforderung bleibt, dass diese starke Dynamik zunehmend auch bei den Menschen ankommt. Dafür braucht es u.a. deutliche Fortschritte in der Bildungspolitik, der Qualifizierung und Jobvermittlung von Arbeitslosen und der der Verwaltung allgemein. Es gibt mE eine historische Chance für eine nachhaltige positive Wende zum Guten aber zugleich auch enorm komplexe Herausforderung, die unsere Lokalpolitiker scheinbar nach wie vor überfordern (und das nun schon seit vielen Jahren, fast unabhängig von der jeweiligen Koalition). Es bleibt extrem spannend.

  • Noch ein Nachschlag:


    Berliner Bevölkerungsboom beendet?

    Die Wachstumskurve flacht immer weiter ab. 2015 und 2016 betrug der Zuwachs jeweils über 50.000 Menschen, faktisch wuchs Berlin in nur 24 Monaten um eine komplette Großstadt. Seither fällt das Wachstum ab. In den ersten drei Quartalen des gerade abgeschlossenen Vorjahr kamen "nur" noch 11.700 Menschen dazu (Jan-Sep 2018: 20.000). Nach wie vor erzielt jedoch das Umland deutliche Wanderungsgewinne.

    Tagesspiegel


    Haushaltsüberschuss in 2019

    Mit einem Plus von 1,6 Milliarden Euro liegt Berlin ca. 600-700 Millionen hinter den Vorjahren aber zugleich 300 Mio über den letzten Erwartungen. Natürlich darf man dabei nicht vergessen, dass die Stadt trotz zuletzt anwachsender Investitionen weiterhin einen langen Investitionsstau abzuarbeiten hat. Dennoch hoffe ich, dass man zugleich auch den Schuldenberg weiter abschmilzt. Die Disziplin hat zuletzt nachgelassen.

    Berlin.de


    Neue Rekorde beim Risikokapital

    In 2019 hat Berlin 3,7 Milliarden Euro an Risikokapital angezogen, stolze 41 Prozent Zuwachs zum Vorjahr. Auch für Gesamtdeutschland gab es mit 6,2 Mia (+36 Prozent) eine neue Rekordmarke, wobei 1,5 der restlichen 2,5 Mia in Bayern landeten.

    B.Z.

  • Naja, ich bin mir da nicht so sicher, ob die Bevölkerung so gering gewachsen ist, einen Teil dazu beigetragen, hat die bevorstehende Volkszählung 2021. Um einen so starken Bevölkerungsverlust wie bei der letzten Volkszählung zu vermeiden, werden gerade von den Bezirksämtern Tausende potentielle Karteileichen von Amts wegen abgemeldet, ich würde den Effekt in den ersten 9 Monaten auf 6000-8000 schätzen, die zusätzlich von den Bürgerämtern abgemeldet wurden, d. h. der Bevölkerungszuwachs geht zwar zurück, aber nicht so stark wie hier in der Statistik vermutet werden könnte...Außerdem dürfte auch politisches Kalkül dahinterstecken, wenn der Bevölkerungszuwachs nicht mehr so hoch ausfällt, nimmt auch der Druck ab, politisch gegenzusteuern, sprich Wohnungen zu bauen...

  • Schwere Vorwürfe gegen Florian Schmidt

    Berlin hat sein erstes politisches Beben in 2020. Florian Schmidt hat aus Sicht von SPD klar eingeräumt, dass er bewusst Akten zurückgehalten hat, um der Opposition und den Medien keinen Hebel gegen seine Strategie bezüglich Vorkaufsrecht bzw. Bevorzugung einer Genossenschaft zu geben. CDU und FDP fordern seinen sofortigen Rücktritt und die SPD fordert diesen unter der Voraussetzung, dass die vollständigen Akten mit eidesstattlicher Erklärung nicht bis 27.1. zugänglich sind. Schmidt sieht das Vorgehen nach wie vor gerechtfertigt und bezeichnet die Vorwürfe als haltlos. Von Grünen und Linken ist bislang offenbar nichts zu hören. Klingt eher nicht so gut für Schmidt, würde ich sagen. Aber erst einmal abwarten, wie sich das weiter entwickelt.

    Tagesspiegel

  • ^Von den Linken ist weiterhin nichts zum Thema zu hören. Zumindest die Grünen (nicht aber die Bezirksbürgermeisterin) haben sich inzwischen aber geäußert und die Vorwürfe wie schon Schmidt selbst als "unhaltbar" bezeichnet.


    Das ändert mE aber nichts an den Fakten, wonach das Vorenthalten von Akten oder Teilen davon ein bewusster Verwaltungsakt und somit kennzeichnungspflichtig ist. Es ist also definitiv nicht ok, so etwas erst nachträglich auf explizite Nachfrage hin sowie nur selektiv (nur gegenüber der SPD, Grünen und Linken - nicht gegenüber CDU und FDP, die ebenfalls Akteneinsicht genommen hatten und nicht über die Auslassungen informiert wurden) einzuräumen und diesbezüglich dann auch noch Verschwiegenheit gegenüber CDU und FDP einerseits und Presse/ Öffentlichkeit andererseits einzufordern. Dass Opposition und Presse die Informationen sonst "instrumentalisieren" oder zur "politischen Agitation" nutzen könnten, ist dazu schon eine mehr als fragwürdige Rechtfertigung. Inzwischen ist meine Prognose doch, dass Schmidt nicht zu mehr lange im Amt gehalten werden kann. Neben bereits anlaufender Strafanzeige, Klage und Dienstaufsichtsbeschwerde soll es nach Absicht der Opposition sogar einen Sonderermittler geben. Es gebe begründeten Verdacht, dass die zurückgehaltenen Informationen einen Skandal offenbaren könnten (inkl. Korruption und sechsstelligen Schaden für die öffentliche Hand).

    Morgenpost


    P.S.: Interessant, dass es bei so einer schillernden Person wie Schmidt noch nicht größere Resonanz hier im Forum gibt. Immerhin hat er bei Projekten wie Karstadt oder EDGE ja auch im DAF ordentlich polarisiert.

  • Herr Schmidt hat seine Kommentare aus der vertraulichen Sitzung nachträglich als unangemessen bezeichnet und sich entschuldigt. Ansonsten sei ihm halt ein Formfehler unterlaufen. Der Mann hat wirklich Nerven - und die Grünen stehen voll hinter ihm. Alle Vorwürfe seien komplett haltlos. So ein Kindergartenniveau: Wenn ich die Augen zumache oder alternativ nur laut genug plärre, lässt mich die blöde Realität schon in Ruhe.

    Tagesspiegel


    Die Tatsachen bleiben jedoch:

    -Schmidt hat FDP und auch SPD kommentarlos unvollständige Akten gegeben.

    -In einer Sitzung hat er dann ganz offen und unverblümt sein Bewusstsein darüber und seine Motivation hierfür beschrieben und im Gegensatz zu den teilweise erheblich betroffenen Anwesenden auch keinerlei Problembewusstsein hierfür gezeigt. So viel zum Thema Formfehler.

    -Spannend finde ich persönlich besonders den Widerspruch, der SPD einerseits auch manipulierte Akten zu zeigen und dann auf Nachfrage zu behaupten, er habe die Akten nur zum Schutz vor der Opposition so gestaltet. Den Koalitionspartner erst mit zu berumsen und dann gegen den bösen Gegner trotzdem mit ins Boot holen zu wollen, ist schon so was von dreist und manipulativ zugleich, dass ich nur noch staunen kann.

    -Genial auch die Haltung der Bezirksbürgermeisterin, wonach eine Entschuldigung ausreicht und kein Anlass für disziplinarische Maßnahmen besteht.

    -Nebenbei wird jetzt natürlich von allen möglichen Seiten mit aller Vehemenz vollständige Akteneinsicht gefordert und alles wird sicher bald haarklein zerlegt werden. Wenn man in Bezug auf die Genossenschaft dann tatsächlich etwas findet (und danach sieht es ja irgendwie sehr stark aus, als wenn nicht alles korrekt ablief), dann könnte es richtig krachen. Die Wähler im Bezirk mögen damit ja einverstanden sein aber zum Glück gelten trotzdem noch verbindliche Gesetze für Spitzenbeamte.


    Fazit: Man setzt ordentlich was aufs Spiel. Mein Instinkt ist, dass Schmidt es letztlich eher nicht überstehen kann (alles andere wäre jedenfalls ein großer Skandal) aber Herrmann schon. Und im Zweifel wird das Wählerklientel vor Ort am Ende dann trotzdem eher die 'Nestbeschmutzer' von der SPD abstrafen und nur umso mehr die Grünen wählen. So lange es dem eigenen Interesse dient, wird etwas Filz hier und etwas Gesetzesuntreue dort sicher gerne verziehen oder sogar vielmehr goutiert. In Kreuzberg gelten bekanntlich ohnehin völlig andere Spielregeln, was ja auch u.a. die Polizei immer wieder ausbaden darf.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Oracle verlagert Jobs von Potsdam nach Berlin

    Die Meldung stammt vom August, ist mir bislang aber völlig entgangen. Der große SAP-Rivale hatte bislang wohl keinen echten Standort in der Hauptstadt und will jetzt einen repräsentativen Neubau beziehen, der sich noch im Bau befindet. Zu Mitarbeiterzahlen äußere sich der Konzern grundsätzlich nicht aber in Potsdam wird wohl ein siebenstöckiger Bürobau geräumt.

    Potsdamer Neueste Nachrichten


    Da es gewissermaßen ja nur ein Umzug innerhalb der Region ist und zudem noch nicht konkret über mögliche Expansionspläne (oder sogar umgekehrt Jobabbau) zu lesen ist, haut mich das nicht völlig um. Aber trotzdem ist es eine weitere Bestätigung für die 'prophetische' Aussage des bereits mehrfach von mir zitierten Telekommanagers: Berlin ist auf dem Weg zur Softwarehauptstadt Europas. Allein die Meldungen aus 2019 waren ein Wahnsinn und es sind gleichermaßen Deutsche Platzhirsche aller möglichen Branchen und auch internationale Schwergewichte (und daneben halt noch zig StartUps). Wenn der Trend annähernd anhält, werden wir bald dringend viele neue Bürobauten in der Stadt brauchen. Der Leerstand tendiert bereits gegen Null und zumindest gefühlt kommen aktuell deutlich mehr neur Ansiedlungsmeldungen hinzu als Gebäude fertiggestellt werden.

  • Der Landesrechnungshof prüft aktuell die Akten. Damit ist die SPD vorerst zufrieden und hat das Ultimatum auf unbestimmte Zeit verschoben. Allerdings will man anschließend nach wie vor die vollständigen Akten einsehen. Zudem müsse Schmidt seine grob demokratiegeindlichen Äußerungen über eine mutmaßliche 'Instrumentalisierung' durch die Opposition aufarbeiten.

    B.Z.


    In meinen Augen ein sehr maßvoller Ansatz.

  • Gemischte Meldungen aus der Wirtschaft


    Samsung bringt riesigen VC-Fond nach Berlin

    Der Trend zu mehr Wagniskapital für Europäische StartUps (s.o.) nimmt weiter zu. Konkret in Berlin siedelt sich ebenfalls immer mehr Kapital an. Jetzt also mit Samsungs Catalyst Fund ein ziemlich dicker Fisch. Auch wenn hier nicht (analog zur Siemensstadt 2.0) mit einer Samsung-City/ -District o.ä. zu rechnen ist, sollte man die strategische Bedeutung dieser Entscheidung absolut nicht unterschätzen. Samsung ist einer der größten Technologiekonzerne der Welt (mit über 200 Mia Jahresumsatz etwa noch weit vor Siemens) und dieser spezielle, zunehmend umtriebige VC-Arm ist direkt an die Konzernspitze angeschlossen. Man hätte auch wie manch anderer zunächst nach London gehen können. Stattdessen will man jetzt von Berlin aus europäische StartUps in Sektoren wie Digital Health, autonome Mobilität, Robotik, Cloud-Infrastruktur und Device-Level-Solutions finanzieren und ggf. an den Konzern anbinden. Ende letzten Jahres ist man schon beim Berliner StartUp Wefox eingestiegen und hat es gemeinsam mit anderen Geldgebern zum ersten deutschen Insurtech mit Milliardenbewertung gemacht.

    t3n.de

    gruenderszene.de


    Bayer-Campus weiter im Umbruch aber zugleich am Aufatmen - Nuvisan übernimmt großes Forschungszentrum - keine weitere Zerschlagung geplant(?)

    Nach einigen großen Übernahmen und speziell den juristischen Risiken um Monsanto ist die Verunsicherung an den deutschen Bayer-Standorten weiter groß. Daher ist es eine gute Nachricht, dass nun ein stärker spezialisiertes und sehr dynamisch wachsendes Pharmaunternehmen wie Nuvisan ein komplettes Forschungszentrum auf dem Campus übernimmt und in direkter Kooperation zu Bayer aus- bzw. teils neu aufbaut. Die zunächst 400 Mitarbeiter stammen wohl auch zu sehr großen Teilen (evtl. auch praktisch komplett) von Bayer aber immerhin sind diese Stellen nun gesichert und sollen ggf. wohl eher noch anwachsen. In Relation zu den zuletzt 5.200 bzw. nun wohl knapp 5.000 Bayerjobs vor Ort ist das durchaus nicht wenig. Nachdem Bayer letztes Jahr schon 100 Mio aus eigener Kraft in Ausbau und Automatisierung der Fertigung investiert hat, ist das nun ein weiteres positives Signal für den Standort. Zudem erklärt Bayer, dass der Standort weiter Hauptsitz des Pharmasektors bleibe und man den Rest der Forschung behalten will. Das klingt insgesamt sehr viel positiver als man lange erwartet hatte. So spricht die Wirtschaftspolitik hier gerade durch die zu erwartende Kooperation und Kollaboration auch eher von einem Win-win-Szenario für die beiden Unternehmen und eine weitere Stärkung des Berliner Gesundheitsclusters HealthCapital mit Sogwirkung für weitere Investitionen und Ansiedlungen. So gesehen passt es auch gut zur Samsung-Entscheidung, die ja auch u.a. im Gesundheitssektor wirken soll.

    Tagesspiegel.de

    Morgenpost.de


    BMW-Motorradwerk weiter auf Expansion

    Die Produktion hat letztes Jahr das 50. Jubiläum gefeiert und zugleich über 150.000 Zweiräder ausgespuckt. Es werden seit längerer Zeit mittlere achtstellige Beträge pro Jahr investiert und mit den anlaufenden neuen Fahrzeuggenerationen werden zusätzlich zu herkömmlichen Motoren auch Getriebe, Rahmen und E-Motoren sowie E-Komponenten vor Ort gefertigt und es soll noch mehr auf dem Gelände angesiedelt werden. In vielen Aspekten ist das Werk bereits führend im Konzern und auch im Wettbewerb. Die Mitarbeiterzahl ist somit trotz zunehmender Automatisierung sukzessive gestiegen und die Wertschöpfungsketten aka Fertigungstiefe nimmt immer noch zu. Eine sehr große Investition steckt in der Pipeline, darf momentan aber noch nicht bekannt gegeben werden. Zudem soll man offenbar bald ähnlich wie bei VWs Autostadt in Wolfsburg das Werk besichtigen und sein Fahrzeug persönlich abholen können.

    Tagesspiegel.de

    Morgenpost.de


    Bei Tesla sieht es inzwischen ja auch immer konkreter aus und allein für das Berliner Entwicklungszentrum sind wohl schon um die 50 Stellen ausgeschrieben. Passend zum vorangegangenen Abschnitt geht es wohl u.a. wegen der Vorarbeit von BMW so schnell voran (neben den E-Zweirädern war die Region auch für die zeitgleich angelaufenen i3 und i8 etc im Gespräch).

  • Berliner Forschung sucht Schulterschluss

    Nachdem sich kürzlich bereits die großen Berliner Unis zur Berlin University Alliance zusammengeschlossen haben, um die drängenden gesellschaftlichen Belange effektiver zu lösen, schwappt das Prinzip nun auch auf die außeruniversitäre Forschung über:


    Gleich 41 Institutionen mit Rang und Namen (u.a. Einstein Stiftung sowie Institute von Planck, Helmholtz, Leibniz, Fraunhofer...) formieren gemeinsam die BR 50 bzw Berlin Research 50, die entsprechend des Namen sogar noch anwachsen sollen. Analog zu dem Bündnis der Universitäten möchte man Kompetenzen bündeln, Synergien heben und sinnlose Redundanzen vermindern. Zudem will man darüber hinaus auch einen gemeinsamen Kooperationspartner für das Unibündnis formieren.


    Herr Müller ist naturgemäß hoch erfreut über diese Entwicklung. Zumindest in diesem Sektor, den Müller stets zur Herzensangelegenheit und Chefsache machte, kann im Grunde niemand bestreiten, dass sich die Stadt in den letzten Jahren enorm nach vorne bewegt hat.

    Quelle Tagesspiegel


    Insgesamt erleben wir hier mE eine beeindruckende und höchst erfreuliche Dynamik. Die Akteure erkennen zunehmend, dass die drängenden Themen aufgrund ihrer Komplexität viel Aufwand und Mittel beanspruchen, sodass Einzelkämpfer sich schnell mal verheben. Somit schließen sich zahlreiche neue, teils unerwartete Bündnisse zusammen. Auch in der privaten Wirtschaft gab es schon einige ähnliche Beispiele: Erbitterte Rivalen wie Audi, BMW und Daimler kaufen und steuern gemeinsam HERE und die letzteren beiden schließen dazu kurz darauf diverse Joint Ventures. Der Siemens Campus soll explizit auch anderen Großkonzernen offen stehen. usw.

  • Tja, im Januar hoffte ich noch auf ein weiteres Abschmelzen der Schuldenberge. Jetzt ist je nach Quelle eine mittlere bis hohe einstellige Milliardensumme an Neuschulden im Gespräch. Hat man das Geld zeitweise kaum vernünftig ausgeben können, drohen jetzt harte Verteilungskämpfe. Von den vielen Einzelschicksalen insolventer Firmen und entlassener Angestellter ganz zu schweigen (z.B. bei Clevershuttle fallen jetzt wohl auf einen Schlag 850 Jobs weg!).


    Immerhin hoffe ich, dass die Wirtschaftspolitik so noch etwas ernster genommen und Ideologie immer weniger eine Rolle spielt. Im Grunde ist es aktuell doch Gold wert, wenn Amazon einen 140m Turm fast komplett anmietet oder Tesla offenbar knapp 2.000 Jobs in einem 80m Turm ansiedelt. Es bleibt zu hoffen, dass auch die kleinen und mittelgroßen Unternehmen weiter mutig in Berlin investieren und sich die weltweite Konjunktur relativ bald wieder erholt.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 () aus folgendem Grund: Zahlen für Jobverluste bei Clevershuttle nach oben korrigiert: 850 statt 550.

  • Ich kann deinen Optimismus nicht teilen. Der Finanzsenator ist ja voll gegen die Wand gelaufen, als er das Thema der neuen Schulden angesprochen hat und mögliche Massnahmen erörtern wollte.. Die Bereitschaft über das Thema Schulden zu reden, ist bei keinem der Koalitionspartner vorhanden, weder auf Senats- noch auf Bezirksebene. Herr Müller hat sich wie üblich nicht geäußert, also seinen Finanzsenator auch nicht gerade gedeckt.


    Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit durch Kreditaufnahme Schlimmeres zu verhindern, bleibt das Grundübel dieser Koalition die zu hohen konsumptiven Ausgaben und zu geringe Investitionsvorhaben und das bei wegbrechenden Steuereinnahmen.

    Man darf nicht vergessen, dass Berlin durch die Zuwanderung enorme Steuerzuwächse hatte, Nur dadurch waren zusätzliche Ausgaben möglich, und man hat auch noch - wenn auch jedes Jahr immer weniger - Schulden getilgt.

    Das wird nicht so weitergehen, die Zuwanderung ist in den letzten Jahren schon geringer geworden aufgrund der gegenwärtigen Politik von Frau Lompscher und das wird auch so bleiben. Steuereinnahmen durch Vermietung werden deutlich sinken aufgrund des Mietendeckels, weniger Grunderwerbssteuer duch weniger Neubau. Weniger Einkommens- /bzw Lohnsteuer wenn die Bevölkerung nicht wächst. Es ist eine verantwortungslose Politik und wird Berlin schaden.


    Einzelne flashy projects wie Tesla oder Amazon, ja selbst Siemens auf die der Senat verweist, ändert an der Grundtendenz nichts.

  • Theseus532 Dann erinnere Dich mal an Rot-rot zurück. Da wurde längere Zeit knallharte Wirtschafts- und Haushaltspolitik betrieben. Sogar einen chronisch offensiven Sarrazin mit seinen vom Bürgermeister abgesegneten Absagen an alle Ressorts (außer Wowereits eigenen Bereich Kultur) sowie seinen eigentümlichen Stilblüten über die vermeintlich komfortable Situation von Arbeitslosen hat man damals mitgetragen!

    Die aktuelle Haltung von R2G hat mE viel damit zu tun, wie (relativ!) gut es Berlin inzwischen zunehmend ging (aktuell noch geht). Wenn es der Wirtschaft und den Menschen deutlich schlechter geht, werden sich auch die Sachzwänge und die Ansprüche der Bevölkerung an die Politik ändern. Denn anders als beispielsweise in der Bildungspolitik (mE seit Jahrzehnten ein einziges Trauerspiel voller Hybris, Ideologie und sogar gezielter Ergebnisvertuschung!) interessiert die Wirtschaft die Leute notgedrungen deutlich mehr: "It's the economy, stupid!" Ohne Job bzw. Lohnerhöhung geht der Lebensstandard runter und unendlich kann Berlin sich auch nicht verschulden.


    Noch hoffe ich aber, dass die bis zuletzt sehr starke Tendenz der Wirtschaft die potentielle Dursstrecke relativiert. Wo ich Dir übrigens komplett widerspreche, ist die Bewertung der genannten Ansiedlungen. Das sind mE nicht nur kleine Erfolgsmeldungen mit wenig mehr als symbolischer Bedeutung. Allein Tesla und Amazon bringen zusammen über 5.000 Jobs, zu großen Teilen direkt in die Entwicklung der Unternehmen und ihrer Produkte involviert. Zugleich siedeln in beiden Branchen auch die Konkurrenten tausende Jobs an, wobei gerade E-Commerce als relativ krisenfest gilt und viele dieser Unternehmen längst viel mehr machen. Da entstehen gewissermaßen Ökosysteme mit enormer Sogwirkung (man muss auch nur betrachten, wie stark sich die Ansiedlungen und Investitionen zeitlich verdichtet haben). Cluster wie Adlershof, inzwischen Euref und bald auch Siemens sind unglaublich wichtig, wenn andere Branchen wie der Tourismus so stark einbrechen.

    Und da hängen unheimlich viele weitere Jobs mit dran. Denn eine Binse sollte man nie vergessen: "Es können sich nicht dauerhaft alle gegenseitig die Haare schneiden."

  • Gerade entdeckt: Die Lufthansa ist aus der ersten Riege des DAX geflogen und mit Deutsche Wohnen ist ein Berliner Unternehmen nachgerückt (wenn auch absolut nicht mein Liebling!). Müsste das erste Mal seit der Scheringübernahme sein, also seit mehreren Jahrzehnten. Hoffentlich kommt irgendwann dann noch was sympathischeres nach. Eine gewisse Siemensabspaltung wäre ja einer meiner größten Favoriten. Träumen darf man ja.

  • und mit Deutsche Wohnen ist ein Berliner Unternehmen nachgerückt (wenn auch absolut nicht mein Liebling!). Müsste das erste Mal seit der Scheringübernahme sein, also seit mehreren Jahrzehnten. Hoffentlich kommt irgendwann dann noch was sympathischeres nach.


    Ich weiß, nicht warum jeder betonen muss, dass er die Deutsche Wohnen unsympatisch findet, als ob es ein Schmuddelkind wäre, dass man - ähnlich wie Schlachthöfe - als gegeben erachtet, aber als Geschäftsmodell natürlich ablehnt. So kommt es mir jedenfalls vor.


    Und was ist mit unsympatisch eigentlich gemeint?

    Ist das Geschäftsmodell mit Wohnen Geld zu verdienen unsympatisch? Was ist so unsympatisch an diesem Unternehmen?