Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Dunning-Kruger:
    Ich hatte mich ursprünglich auch einfach etwas missverständlich ausgedrückt und daher wollte ich auch meinen Standpunkt richtig stellen und bin so nicht nur direkt auf Deine Aussagen eingegangen. Ich würde mich selbst schon als ein wenig (Lokal-)patriotisch einschätzen, aber nicht auf eine konkurrenzzentrierte oder gar feindselige Art und Weise. Ich freue mich z.B. auch über Städte wie Düsseldorf, die anders als Berlin ohne Schulden auskommen - nur die haben die zusätzlichen Arbeitsplätze dann auch weniger nötig und deshalb würde ich sie lieber hier (oder weiterhin in Köln) sehen ;)


    Aber es wäre in der Tat bezeichnend und ein weiterer Schlag ins Gesicht, falls jetzt wegen des weiterhin ungewissen Eröffnungstermins die Wahl gegen Berlin ausfällt. Ganz unverdient wäre es zwar nicht, aber dennoch wie eine doppelte Strafe für die Stadt. Man hätte eben seine Hausaufgaben besser erledigen sollen. Aber erst einmal muss man natürlich weiter abwarten.

  • Eine gute Nachricht aus der Berliner Wirtschaft: Die größeren Unternehmen haben bereits 2010 wieder mehr erwirtschaftet als vor der Krise und sogar einen neuen Rekord geschafft. Laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg gab es 2010 ganze 133.701 Firmen (+1983 oder 1,5%) mit Umsätze von über 17.500 Euro, die insgesamt 154 Milliarden Umsatz (+11,3 Mia oder 7,9%) erwirtschafteten. Dabei erzielten ca. 11.000 Unternehmen Umsätze von einer Million oder mehr (+633 oder gut 6%) und erreichten zusammen 136 Milliarden oder 88 Prozent der Umsätze aller zur Umsatzsteuervoranmeldung verpflichteten Unternehmen (ab besagten 17.500 Euro Umsatz).


    http://www.stadtmorgen.de/wirt…n-umsatzrekord/35046.html

  • Neuer Sammel-Post

    Also mal wieder ein paar erfreuliche Nachrichten:


    1) Erstmals seit Jahren ist Berlin nicht mehr letzter im Bildungs-Ranking, sondern nun schon Vorletzter ;) Positiv bewertet wurde u.a. die Forschungsausrichtung und das KITA-Angebot. Baustelle bleibt die Integration.
    http://www.morgenpost.de/berli…im-Bildungsvergleich.html


    2) Berlin war in einer sehr umfassenden Studie der Uni Sankt Gallen zum Verkehr (Daten aus einer Unmenge von vorherigen Studien, Anfragen an Behörden, Verbänden, Einrichtungen und Instituten wie Forsa, ADAC, das Bundesumweltamt und das Statistische Bundesamt sowie eigenen Umfragen zu ökologische, ökonomische und soziale Aspekte) weit vorne, zweiter nach NRW. Zum Teil wegen guter Planungen für die Zukunft, die sich erst noch erfüllen müssen. Sehr positiv wurde aber u.a. auch der schon jetzt niedrige Pro-Kopf-CO2-Verbrauch bewertet, ÖPNV-Dichte und -Nutzung sowie Fahrradaufkommen etc. waren auch sehr gut. Die Baustellen und Staus, sowie Lärm und das subjektive Sicherheitsgefühl auf Bahnhöfen wurden natürlich eher negativ bewertet, aber anderswo war es ähnlich problematisch.
    http://www.morgenpost.de/berli…ausgezeichnete-Noten.html


    3) Die Computerspiele-Industrie mit Schwerpunkt auf Online-Angebote wächst immer stärker, auch wenn jetzt eine Konsilidierungsphase erreicht wurde. Berlin ist hier schnell dem Trend gefolgt und hat auch eigene Innovationen eingebracht. Die Stadt ist daher gleich mit mehreren großen Anbietern (teils Hauptsitz, teils Zweigstellen) stark aufgestellt und bildet auch viel aus, weil die Stadt die kreativen Köpfe aus dem Ausland besser anlockt als andere Standorte. Zudem sollen hier in den nächsten Jahren hunderte neue Jobs in der Branche entstehen.
    http://www.morgenpost.de/berli…-Zukunft-des-Zockens.html

  • Wird Tourismus zur sicheren Bank?/ Neues 3D-Innovations-Zentrum

    Eine Studie schätzt den Bruttoumsatz der Tourismus-Branche für 2011 auf 10,31 Milliarden Euro (+14,7% seit 2009). Inzwischen können etwa 275.500 Berliner vom Tourismus leben (konstruierte Größe, da viele mehrere Jobs haben). Auch das Gastgewerbe, der Einzelhandel sowie Dienstleistungen, aber auch kulturelle Einrichtungen gründen ihren Umsatz zunehmend auf die Besucher der Stadt. Die Besucher kommen oft mehrmals im Jahr und lassen immer mehr Geld in der Stadt. Es sind wohl überhaupt inzwischen deutlich mehr wohlsituierte Gäste darunter, die durch ihre starke Nachfrage das Luxussegment im Einzelhandel wachsen lassen und auch die Auslastung und die Preise in den 5-Sterne-Hotels der Stadt nach oben treiben. Laut Investitionsbank Berlin (IBB) könnte die Zahl der Übernachtungen schon 2016 die 30 Millionen-Marke erreichen (bisher rechnete man mit 2020). 2011 gab es noch ca. 22,4 Mio Übernachtungen. Damit dieses Wachstum die Berliner nicht noch mehr verprellt, sollen auch die Außenbezirke attraktiver für die Touristen werden und Wegleitesysteme sollen zu den Attraktionen führen. Auch die Zweckentfremdung von Wohnungen soll eingedämmt werden. Von der Bettensteuer gibt es hingegen noch nichts Neues zu berichten.


    http://www.stadtmorgen.de/wirt…en-euro-umsatz/35420.html
    http://www.morgenpost.de/berli…chen-Berlin-Besucher.html (Google-Link)
    http://www.tagesspiegel.de/wir…hr-touristen/7061478.html


    Fazit: In meinen Augen ist das natürlich auf der einen Seite sehr erfreulich. Immerhin entstehen so viele Arbeitsplätze in allen Gehaltsstufen und auch die vielen schlecht qualifizierten Berliner brauchen nun einmal Jobs. Auf der anderen Seite entsteht so doch langsam eine gewisse Abhängigkeit. Was, wenn die Verbraucherpreise weltweit weiter anziehen während die Konjunktur schwächelt und so in Folge auch der Tourismus lahmt? Berlin ist im Verhältnis immer recht günstig, aber absolut dürften dann auch hier Verluste drin sein... Was ist dann mit den ganzen Hotels, Restaurants, EKZ etc. die auch mit auf den wachsenden Tourismus gesetzt haben? Aber vielleicht ist diese Sorge auch unbegründet und Berlin kann weiter so wunderbar wachsen.


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    Das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut hat am Dienstag auf 700m² ein Innovations-Zentrum für 3D-Technologie in Berlin Tiergarten eröffnet, mit einem 3D-Live-Studio, einem 3D-Kino sowie einem Test-Labor und Ausstellungsflächen. Die Technologie steckt bekanntlich immer noch in den Kinderschuhen und soll auch in Deutschland mit weiterentwickelt werden. Bisher sind hierzulande immerhin 2500 kleinere und mittelständische Unternehmen in dieser Technologie aktiv und verteidigen so ihr Stück am weltweiten Kuchen. Auch der Erfolgsfilm "Avatar" habe 3D-Technik aus Deutschland genutzt, so Rösler der zur Eröffnung anwesend war. Das neu eröffnete Zentrum soll nun 50 Unternehmen und Forschungsbetrieben eine gemeinsame Plattform liefern, um ihre Arbeit noch weiter zu intensivieren und vernetzen. Insbesondere die Produktionskosten sollen so sinken, die Bildqualität soll noch besser werden und man will ggf. ohne die Brillen auskommen. Auch die Anwendungsmöglichkeiten für die Medizin und die Industrie sollen weiter verbessert werden. Zu den Partnern des Fraunhofer-Instituts in Berlin zählen u.a. die Deutsche Telekom, Sky Deutschland, Loewe und Dolby, die sich alle mit untercshiedlichen Summen beteiligen. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ist beteiligt.


    http://www.handelsblatt.com/te…oduktionen/7065350-2.html
    http://www.presseportal.de/pm/…ht-kompetenz-in-berlin-3d

  • Weniger Arbeitslose/ Jenoptik expandiert in Berlin Adlershof

    Die Arbeitslosigkeit ist in Berlin im Monat August leicht gesunken: Insgesamt waren 214.796 Arbeitslose gemeldet, also 1815 weniger als im Juli wo es einen saisonüblichen Anstieg gegeben hatte. Die Quote sank somit um 0,1 Prozentpunkte auf 12,2 Prozent. Das sind immerhin 1,1 Prozentpunkte bzw. 15.979 Arbeitslose weniger als im letzten Jahr. In Brandenburg sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Juli noch stärker um 3169 auf gut 130.000. Die Quote sank damit um ganze 0,3 Prozentpunkte auf 9,7%. In der gesamten Region gab es also 345.242 Arbeitslose bzw. eine Quote von 11,1 Prozent. Bundesweit ist die Arbeitslosigkeit im August leicht gestiegen, leigt aber weiter auf einer niedrigen Quote von 6,8%.


    Quelle: http://www.stadtmorgen.de/wirt…-jobs-gemeldet/35481.html
    RBB-Text S.125
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    Jenoptik hat an seinem Produktionsstandort in Adlershof einen Erweiterungsbau eröffnet. Nachdem seit 2005 bisher 15 Mio in den Standort investiert wurden, stellt die aktuelle 10 Mio-Investition gewissermaßen einen Quantensprung dar. Der Platz stieg von 500 auf 900m² und die Produktionskapizität für Hochleistungshalbleiterlaser soll sich hierdurch mindestens verdoppeln. (Diese sind wiederum die Basis für in Jena gefertigte Hochleistungsdiodenlaser, die vor allem in der industriellen Materialbearbeitung eingesetzt werden aber auch für medizinische Zwecke etwa in der Augen- und Zahnheilkunde sowie in der Chirurgie und bei der Haarentfernung Verwendung finden). In Adlershof sollen modernste Produktionstechniken zum Einsatz kommen, u.a. eine komplette Anlage aus dem Friedrich-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik. Dieses Institut war überhaupt für die Jenoptik-Ansiedlung maßgebend. Wowereit war übrigens auch anwesend und betonte sichtlich stolz, die erweiterte Jenoptik-Repräsentanz stärke das industrielle Fundament der Stadt. Diese Zukunftsinvestition unterstreiche zudem die Attraktivität des Wissenschafts- und Technologieparks Berlin-Adlershof.


    http://www.pressebox.de/presse…ptik-konzern/boxid/534552
    http://www.tagesspiegel.de/wir…n-gingkobaum/7075740.html
    RBB-Text S. 132

  • Ken Adams Filmarchiv zieht nach Berlin

    Sir Kenneth Adam (geb. Klaus hugo Adam) wird sein Filmarchiv der Berliner Kinemathek übergeben, darunter sind ca. 4000 Filmzeichnungen, seine beiden Oscars und andere Materialien. Populär sind insbesondere seine revolutionären Entwürfe für die James Bond-Streifen oder auch Dr Strangeloves "War Room". In London habe er einfach keinen geeigneten Ort gefunden und nun hat sich der jüdisch-stämmige Emigrant zwischen einigen internationalen Interessenten ausgerechnet für seine Geburtsstadt Berlin entschieden. Wohl auch weil er teils von frühen UFA-Filmen inspiriert war. Es wird wohl mittel- bis langfristig sogar eine eigene Ken Adams-Ausstelllung von der Kinemathek geben.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…chefdesigner/7088966.html

  • Werbekampagne für die Berliner Industrie

    Die Hauptstadtkampagne "Be Berlin" wird bekanntlich aufgrund der guten Resonanz international fortgeführt und soll künftig insbesondere für Berlin als Industriestandort werben um so u.a. Firmenansiedlungen zu begünstigen. Laut Berlin Partner wird die Stadt weltweit zunehmend nicht mehr als reine Party- und Kulturmetropole sondern eben auch als ein "interessanter Wirtschaftsstandort" gesehen. Um diesen Imagewandel zu verstärken soll es ab dem 17.09. einen eigenen Berliner Industrieblog mit Interviews und Fotoreportagen geben: http://www.berlindustrie.de. Auch ab September soll mit einer Kampagne namens "Stadt der Chancen" international auf Plakaten für Berlin als Gründerhauptstadt geworben werden. Zudem sollen weltweit andere Einrichtungen und Institutionen als Multiplikatoren genutzt werden. Unter dem Titel „Berlin Live“ soll ein Projekt enstprechende Veranstaltungen unterstützen und mit Marketing-Material versorgen. Die bereits jetzt global eingesetzte „Berlin Box“ mit Info- und Werbematerial zur Stadt soll gezielt um Material zur Historie und der Wissenschaftsstärke der Stadt erweitert werden. Insgesamt wird diese initiative in den kommenden beiden Jahren insgesamt 12 Millionen Euro kosten, die je zur Hälfte vom Land Berlin und den Berliner Unternehmen getragen werden sollen. Die alte Kampagne hatte in vier Jahren insgesamt 33 Mio (15 Mio Senat, 18 Mio Wirtschaft) gekostet.


    http://www.berliner-zeitung.de…et,10809148,17180320.html
    http://www.tagesspiegel.de/wir…ei-industrie/7099130.html

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 () aus folgendem Grund: Korrektur der Fakten

  • Adlershof weiter im Aufwind/ persönlicher Ausblick für Berlin

    Auch wenn ich langsam wieder das Gefühl bekomme, diesen Subthread inzwischen fast alleine zu betreiben, mal wieder ein paar nette Meldungen:


    Adlershof freut sich über eine wichtige und überaus prestigeträchtige Forschungsansiedlung: Der US-Technologiekonzern Corning Inc. eröffnet heute sein neues Forschungszentrum mit 50 Mitarbeitern. Diese stellen sich zusammen aus Kräften von anderen Standorten sowie Neuanstellungen. Corning war in seinen Anfängen so etwas wie der "Daimler" und dann bald darauf der "Ford" der Glühlampentechnologie (Achtung: meine Worte, nicht offiziell geprägter Vergleich ;) ), denn 1879 stellten sie zusammen mit Thomas Alva Edison die ersten Glas-Glühbirnen der Welt her und waren 1926 wiederum die ersten die sie zur Massenproduktion brachten. In den Sechzigern schufen sie dann die Grundlagen für die heutigen LCD-Fernseher und Toch-Screens. Sie liefern heute z.B. kratzfestes Glas für Geräte wie den IPad von Apple und sind entwickeln zudem wichtige Bausteine für die Kommunikations- und Umwelttechnologie sowie für Laborgeräte. In Adlershof soll jedoch primär an neuartigen Produkten für die Kommunikatinstechnik geforscht werden. Wowereit sprach in seiner Begrüßungsrede von wichtigen neuen Impulsen für den ganzen Standort durch ein in seiner Branche führendes und hochinnovatives Unternehmen. Dies seige inmal mehr das Potential der Wissenschaftsmetropole Berlin und sei ein Zeichen für die vorbildliche adlershofer Vernetzung zwischen Forschung und Wissenschaft auf der einen und Wirtschaft und Industrie auf der anderen Seite. Berlin Partner hat die Ansiedlung übrigens unterstützt.


    http://www.adlershof.de/newsvi…93ee54af2924032275f03a0ca


    Auch die Humboldt-Universität will weiter auf ihrem Standort in Adlershof expandieren. So soll u.a. Am Großen Windkanal ein ehemaliges Kasernengebäude in eine Forschungseinrichtung umgewandelt werden. Mit Geldern aus der Exzellenzinitiative können die begrenzten Mittel aus dem eigenen Universitätshaushalt entlastet werden und den Prozess so beschleunigen.


    http://www.adlershof.de/newsvi…9d168acb0e1d2803f732c7228


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    Ausblick:
    In Adlershof ist die kritische Masse sicher erreicht und die Entwicklung hat eine starke Eigendynamik entwickelt. Für Buch gilt bekanntlich ähnliches. Spannend dürfte der geplante Campus Charlottenburg (TU und UdK) sowie die Entwicklung von Tegel und den vielen kleinen Planstellen werden. So oder so hat Berlin vor einiger Zeit München als forschungsstärksten Standort Deutschlands abgelöst und die Dynamik sieht weiterhin sehr gut aus. Großes internationales Ansehen, tolles Personal und hin und wieder auch solche Ansiedlungen sind der Dank (vgl. u.a. die jüngste Expansion von Jenoptik). Man kann es fast als historische Entwicklung ansehen, dass jetzt auch ein Pionier der Elektrifizierung (einem Berliner Vermächtnis) in seiner modernen Ausrichtung wiederum auf Berlin setzt. Wowereit kann sich bald eine kleine Wohnung in Adlershof nehmen, so oft muss er inzwischen hin um die Lorbeeren einzuheimsen (bewusst überspitzt).


    Die Frage ist aber weiterhin, ob es in großem Stil gelingen wird Unternehmen anzulocken, private Investitionen zu forcieren und Arbeitsplätze für alle Bildungsschichten zu schaffen. Das ist ein Mammutprojekt, denn auch die Infrastruktur und die Bildungspolitik gehört letztlich dazu. Gleichzeitig darf die Schuldenlast nicht weiter steigen (allerdings bedeutet ja jeder Arbeisplatz steuern, während jeder Arbeitslose die Volkswirtschaft belastet). Ich bin sehr gespannt, ob dies innerhalb und außerhalb der identifizierten Wachstumsfelder gelingen und auch der Industriesektor stärker etabliert werden kann. Zuletzt waren die Zahlen ja eher positiv. Interessant ist aber auch stets, in welchem Lohnsektor die Jobs entstehen. Bei Call-Centern oä. ist Berlin ja schon lange sehr wettbewerbsfähig und auch Großkonzerne wie Daimler oder Deutsche Bank nutzen offensichtlich gerne die günstigen Büros und Lohnregelungen für bestimmte Konzernbereiche. Interessant finde ich auch, dass viele marode Unternehmen hierher umziehen um sich zu sanieren (zuletzt u.a. einige Verlage).

    Konkret interessiert mich momentan u.a. die jüngste Entwicklung um die Lufthansa. Die Leiharbeiter am Standort sollen ja feste Verträge und gleichwertige Gehälter erhalten. Wird der Konzern trotzdem versuchen, einen Billig-Bereich in Berlin zu etablieren wie FTD jüngst spekuliert hatte, oder traut man sich nun nicht mehr. Durch die Streiks und Verhandlungen wurde ja entgegen Ankündigungen für Ende August noch keine Standortentscheidung und Profilierung des angesprochenen Konzernbereichs kommuniziert.

    Zu guter letzt - last, but not least, denn es ist mir mindestens ebenso wichtig - frage ich mich wie sich die Lebensqualität für die breite Bevölkerung entwickeln wird. Kann die Stadt das Kulturangebot und den hohen Freizeitwert erhalten (mehrere hochklassige Opern, Museen etc. zwei große Zoos und diverse Parks und Grünflächen usw.) und die Mieten auf einem tragbaren Niveau halten? Gelingt die Integration der vielen Zuwanderer? Werden alle diese Menschen gute Jobangebote, einen leistungsfähigen ÖPNV und durch einen maßvollen, breit verteilten Wohlstand auch einen gewissen sozialen Frieden vorfinden?

  • Startschuss für "CleanTech Business Park"/ Tegel am Horizont

    Große Hoffnung setzt der Berliner Senat in den CleanTech Business Park, ein Leuchtturmprojekt des neuen Masterplans Industrie, der sich ab 2015 auf 90ha zu Berlins größtem Industrieareal entwickeln soll. 42 Mio (90% Bund, 10% Senat) lässt man sich vorbereitende Maßnahmen und Infrastruktur kosten (ÖPNV- und Kraftverkehr, Strom, Wasser, Fernwärme usw.), die EU unterstützt immerhin die Vermarktung des Areals. Heute fällt der offizielle Startschuss mit der symbolträchtigen Sprengung eines alten Schornsteins - denn hier sollen sich bekanntlich nur zukunftsorientierte Produktionsbetriebe ansiedeln, u.a. aus den Branchen emissionsarme Kraftwerktechnologie, Solar- und Windenergie, Biomasse-Nutzung, Biokraftstoffe, Batterien, Wassertechnologien, Recycling und Entsorgung sowie CO²-Abscheidung.


    Der CleanTech Park befindet sich im Gewerbeareal "Berlin eastside" wo sich auf 1200ha bereits ca. 2500 Firmen aus diversen Sparten angesiedelt haben und auch weiterhin Platz sein wird für die nötigen Zulieferer-Betriebe. Große zusammenhängende Flächen für Industrieansiedlungen gibt es hingegen wenige in Berlin, in Adlershof wird es zunehmend eng und Tegel ist noch nicht ganz so weit wie Marzahn. Inhaltlich gibt es aber sicher einige Überschneidungen mit Adlershof wo sich bereits entsprechende Unternehmen und Werke angesiedelt haben und auch Tegel das unter dem Motto "Urban Technologies" entwickelt werden soll (siehe unten). Es bleibt also zu hoffen, dass die Areale ein je eigenes Profil entwickeln und Erfolg finden werden, ohne sich gegenseitig zu kannibalisieren. Zumal Kritiker bezweifeln, dass die Interessenten wirklich gleich Schlange stehen werden, sobald nur die teuren Grundlagen geschaffen seien und die Flächen auf dem Markt beworben würden. Für den CleanTech Park gibt es wohl immerhin sehr vielversprechende Kontakte zur Linde Nippon Sanso GmbH (Spezialgase) und der BAE Batterien GmbH (bisher Bleibatterien, künftig aber wohl auch Lithium-Ionen-Akkus). Gleichzeitig betonte der BAE-Chef es dürfe nicht nur um die Fertigung einzelner Komponenten gehen, sondern es müsse eine "echte Berliner Wertschöpfungskette" entstehen. Alles oder nichts, heißt die Devise.


    Die Entwicklung in Marzahn wird auch international mit großem Interesse verfolgt. Die maßgeschneiderten Flächen in Marzahn haben der Stadt große Anerkennung gebracht. Das „Business Facility Magazine“ etwa listete Berlin jüngst darauf eingehend in der Kategorie "Green Tech/ Clean Tech Industries" als Nummer eins und es prägte sich der Titel „Epizentrum des europäischen Clean Tech“, gewissermaßen komplementär zum Berliner StartUp-Boom in der IT-Branche. Diese Vorschusslorbeeren muss man sich in diesem Segment natürlich erst noch wirklich verdienen. Generell profitiert Berlin aber bereits jetzt von der führenden Wissenschaftslandschaft und einem entsprechend gut qualifizierten aber gleichzeitig auch preiswerten Personalangebot sowie sehr konkurrenzfähigen Grundstückspreise und Förderbedingungen.


    Der IHK Bereichsleiter "Infrastruktur und Stadtentwicklung" sieht aber speziell bei der Verkehrsanbindung der Areale im Osten der Stadt noch deutliches Potential für Verbesserungen. Wichtig sei die zum Ende des Monats bevorstehende Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig zum Ausbau der A 100, der die nordöstlichen Stadtteile besser an den Flughafen anbinden soll. Auch der Ausbau der neuen Tangentialverbindung Ost wird als fundemental wichtig für den CleanTechPark und das umliegende Areal angesehen, denn der Flughafen wäre so in ca. 20 Minuten erreichbar und man hätte zudem eine sehr gute Anbindung an den WISTA-Park in Berlin-Adlershof.


    http://www.tagesspiegel.de/wir…t-produziert/7116900.html
    http://www.cleanthinking.de/be…in-marzahn-beginnt/30081/
    http://www.welt.de/newsticker/…stes-Industriegebiet.html
    Website des CleanTech Parks (noch sehr überschaubar): http://www.cleantechpark.de/


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    Ich erlaube mir mal, mich selbst zu zitieren. So wird ein direkter Vergleich zur Entwicklung in Tegel möglich:


    Einmal editiert, zuletzt von jan85 () aus folgendem Grund: Korrektur

  • Die Informationen zum 'CleanTech Business Park' sind schon erstaunlich unkonkret. Offenbar glaubt man seitens der Politik, einen Erfolg herbeireden zu können. Gerade jetzt, wo die Solarbranche in einer tiefen Krise steckt und selbst in China nur durch hohe staatliche Subventionen überleben kann, scheinen die Erfolgsaussichten eher schlecht.

  • Naja, man setzt ja nicht voll auf Solarenergie. Es klingt eher so als wenn man alles nimmt, was grob ins Schema "CleanTech" passt und es gibt ja scheinbar sogar schon zwei ernsthafte Interessenten für eine Ansiedlung. Wobei auch Akkus ein hartumkämpfter Markt sind und die Konkurrenz aus Fernost bisher übermächtig erscheint. Linde hingegen ist mW sehr stark aufgestellt. Insgesamt gilt Deutschland bei Grünen Technologien noch als innovativ und wettbewerbsfähig auch wenn in China und den USA in anderen Größenordnungen geforscht und investiert wird und manche Felder inzwischen praktisch uneinnehmbar erscheinen. Verpackung und Recycling etwa sind hingegen einige der Branchen wo Deutschland weltweit ziemlich weit vorn ist. Außerdem könnten einige internationale Unternehmen auch auf Berlin setzen um neue Märkte zu erschließen oder ihr Image zu verbessern (frommer Wunsch).

  • Bayer streicht 300 Stellen in Berlin

    In der Antike wurden Überbringer schlechter Nachrichten angeblich hingerichtet. Naja, aber leider gehören auch solche Entwicklungen dazu. Bayer schleift offenbar die chemisch-pharmazeutische Entwicklung in Berlin. 170 Stellen wandern nach Wuppertal und Leverkusen, 130 werden komplett gestrichen :(


    http://www.focus.de/finanzen/n…wegfallen_aid_822236.html
    RBB-Text, S. 130


    Aktuell gibt es in Berlin noch ca. 5000 Angestellte bei Bayer HealthCare Pharmaceuticals, bald also 6% weniger...
    http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Berlins

  • Ich finde es sehr positiv, dass die riesigen Industrieareale im Osten Berlins endlich mehr Aufmerksamkeit erhalten. Hier gibt es große, teilweise schon erschlossene Gewerbeflächen, die über eine gute Anbindung an das S-Bahn- und Straßenbahnnetz verfügen. Zudem sind hier schon einige Industrieunternehmen ansässig, wie die Knorr-Bremse, Niles, Inventux, Elpro und andere. Diese Vorzüge wurden bisher viel zu wenig vermarktet. Hier gibt es also erhebliche Potenziale.


    Das angesprochene Problem der Verkehrsanbindung an das Straßennetz ist sicher ein wichtiges Thema. Daher ist es wichtig, dass die TVO zügig gebaut wird. Den Nutzen der A 100 würde ich dagegen bezweifeln, da sie von diesen Industriegebieten doch sehr weit entfernt verläuft.


    Eine weitere Frage, die bisher wenig diskutiert wird, ist die nach einer besseren Nutzung des Eisenbahn-Außenringes für den Regionalverkehr. Derzeit mangelt es ja an schnellen tangentialen Verbindungen innerhalb Berlins, weil die S-Bahn doch sehr radial ausgerichtet ist. Dieses Manko könnte auf billige Weise durch tangentiale Regionalbahnverbindungen vom Flughafen BER über Springpfuhl - Hohenschönhausen in Richtung Buch - Bernau behoben werden. Denkbar wäre etwa eine Verlängerung der RB 22 vom Flughafen Richtung Nordosten.


    Zudem habe ich Zweifel, ob es sinnvoll ist, die Beuth-Fachhochschule nach Tegel zu verlagern, wo eine entsprechende Infra- und Wirtschaftsstruktur erst geschaffen werden muss. Sinnvoller fände ich da eine Verlagerung nach Marzahn, beispielsweise im Umfeld des S-Bahnhofes Mehrower Allee, wo solch eine Infra- und Wirtschaftsstruktur schon vorhanden ist. Aber insgesamt sind die Vermarktungsbemühungen ein wichtiger Anfang.


    Mehr Infos zu dem gesamten Industriegebiet gibt es hier:


    http://www.berlin-eastside.de/index.php

  • jan85: Ich denke mal, diese Nachricht über den Stellenabbau bei Bayer steht im Zusammenhang mit der Strategie von Bayer, klinische Medikamententests an externe Dienstleister auszulagern. Der größte dieser Dienstleister, nämlich Parexel, hat übrigens einen großen Teil seiner deutschen Labore und Büros in Berlin. Man könnte also eher sagen, dass Bayer diese Tests an einen Spezialisten abgibt. Die Arbeitsstellen bleiben in Berlin, nur der nicht-Berliner Konzern streicht aus Wunsch der Kosetneinsparung seine eigenen Kompetenzen zusammen. ;)


    http://www.ftd.de/unternehmen/…mententests/70065152.html

  • Klarenbach: Ein solcher Ringschluß wäre zwischen Wartenberg und dem Kreuz Karow möglich. Wenn man sich die Situation auf der Karte anschaut, sieht man, dass dies nur etwa 2km Luftlinie wären. Warum man immer noch nicht eine Verbindung eingerichtet hat, wundert mich etwas, aber vielleicht kann uns ein Experte erhellen. :)

  • Zum Thema CleanTech: für mich klingt dies einfach wie frommes Wunschdenken. Natürlich wäre es schön, wenn diese Flächen nicht nur wie bisher mit Tankstellen und Lagerhäusern zugekleistert wird, aber ich frage mich, wie die Bedarfsstudie aussieht, die ja hoffentlich angefertigt wurde.

  • Klarenbach: Also bei aller Sympathie, ich glaube nicht, dass man alle wichtigen Einrichtungen nach Marzahn, Lichtenberg & Co verlagern sollte wie Du es scheinbar gerne hättest ;) Freu Dich doch erst einmal über die IGA und den Cleantech-Park (je 40 Mio-Projekte, die zudem jeweils bestehende Stärken weiter ausbauen). Zudem gibt es doch schon die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin in Karlshorst und Oberschöneweide (vgl. Post 36: http://www.deutsches-architekt…tschaft+Campus#post237510 ) und auch Adlershof und Buch liegen im ehemaligen Ostteil der Stadt. Sicher sollte man die Infrastruktur weiter verbessern und mit diesen Pfunden wuchern, aber irgendetwas muss sich doch schließlich auch im Westteil (weiter-)entwickeln dürfen. Und auch dort ist viel Potential vorhanden, was man keinesfalls vernachlässigen sollte.


    Die Beuth-Fachhochschule sitzt zudem schon in Wedding und will nun einmal gerne in Tegel expandieren, nicht zuletzt um an der Speerspitze einer neuen Entwicklung zu stehen. Ich kann es ihnen nicht verübeln und gönne allen solchen Projekten gleichermaßen Erfolg.


    necrokatz: Ich weiß nicht inwiefern bei der Bayer-Entscheidung dieser Zusammenhang tatsächlich besteht, denn 170 Stellen sollen ja nach Wuppertal und Leverkusen. Ich sehe es daher schon als eine Schwächung des Standortes an, auch wenn sonst offenbar eine gute Dynamik vorhanden ist (Pfizer kam erst vor kurzem an die Spree und mW plant ein anderes Pharmaunternehmen einen neuen Firmensitz in der Europa-City: Post 469 http://www.deutsches-architekt…ht=Sitz+Pharma#post313596 ). Es ist schade, dass Bayer hingegen seine Berliner Ambitionen mehr und mehr zu begraben scheint, auch wenn in Interviews immer wieder das Gegenteil beteuert wird.

  • Die Lufthansa möchte die Tochter Germanwings mit einem Teil der Lufthansa Passage (den nicht an den Hubs stationierten Teil) zu einer neuen Fluggesellschaft zusammenführen. Für diese Tochtergesellschaft soll Ende des Monats eine Standortentscheidung getroffen werden. Dabei sind der bisherige Standort von Germanwings in Köln, sowie Düsseldorf und Berlin/Schönefeld im Wettbewerb miteinander. ...


    Die Entscheidung ist gefallen und die neue Tochter der LH mit dem Arbeitstitel "Direct4You" wird in Köln angesiedelt.
    Link

  • Berliner Wirtschaft wächst weiter

    Laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg erzielte Berlin beim preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt im ersten Halbjahr 2012 ein Wachstum von 1,8% - mehr als alle anderen Bundesländer, die im Schnitt um 1,1% zulegten. Brandenburg schaffte leider nur 0,3% und lag damit in etwa im Durchschnitt der anderen neuen Länder (0,4%, alte Länder 1,2%, je ohne Berlin). Insgesamt hat sich das Wachstum aber deutschlandweit abgeschwächt. Berlin profitiert dabei jedoch vom hohen Anteil des weniger anfälligen Dienstleistungssektors an der Gesamtwirtschaft. Aber auch beim Produzierenden Gewerbe lag Berlin deutlich über dem Schnitt, hier insbesondere durch einen deutlichen Zuwachs beim Baugewerbe.


    http://www.stadtmorgen.de/wirt…-wachstumskurs/35949.html

  • ^
    Hört sich zwar im ersten Moment toll an, verschweigt aber gekonnt, daß Berlin immer noch unter dem Bundesdurchschnitt liegt.
    Und eine am Bundesdurchschnitt orientierte Vebesserung, die sich eher aus einer Abschwächung der anderen Länder ergibt, ist kein Erfolgsmeldung a la "Berlins Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs".


    Siehe:
    http://www.statistik-portal.de…tal/de_jb27_jahrtab65.asp
    und
    http://www.statistik-bw.de/Vol…n/VW_wirtschaftskraft.asp