Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Tobi1990 Ah, vielen Dank für die Info und für die Quelle an sich (einige Abschnitte sind durchaus lesenswert). Über den starken Aufstieg von ASML hatten wir weiter oben auch schon was. Die sind gerade dabei von unter 1.000 auf etwa 2.300 Stellen anzuwachsen und hatten in Neukölln zuletzt schon massive Platzprobleme. Wenn ASML als Produktionsbetrieb innerhalb der Stadt so stark wächst und zudem so direkt mit der benachbarten Hochschule kooperiert, ist das ja gleich in mehrfacher Hinsicht hoch erfreulich für Berlin. Mich wundert dann nur der Wunsch um Geheimhaltung. Das ist doch weder eine große Überraschung (erst Recht nicht, wenn man schon die ganze Zeit Leute anwirbt) noch irgendwie kritisch zu bewerten und es sind ja auch ohnehin nur noch paar Monate.


    Ansonsten war in der Quelle auch zu lesen, wie andere große Arbeitgeber in der Stadt sich in 2022 so machten. Bei den größten Arbeitgebern stieg die Belegschaft insgesamt um 1,8 Prozent (in besseren Zeiten waren es aber meist um 3 Prozent). Zweistellige Wachstumsraten gab es neben ASML auch u.a. bei BASF, Deutsche Bank, SAP und VW, zweistellige Rückgänge u.a. bei Bosch und Commerzbank. Bei den DAX-Konzernen stiegen die Mitarbeiterzahlen im Schnitt um 3,5 Prozent auf nunmehr 74.000. Besonders siedeln diese IT- sowie Forschungs- und Entwicklungs-Einheiten in Berlin an, da man hier leichter passendes Personal finde (so auch bei SAP, die 2021 fast 40 Prozent zusätzliche Mitarbeiter einstellten und 2022 dann nochmals über 20 Prozent wuchsen. Allerdings hätten viele Firmen gerne noch mehr neue Mitarbeiter eingestellt. Neben gezieltem Werben sei daher auch gezielte Zuwanderung wichtig.

  • Aus dem ZLB Thread hierhin verschoben, da es nun wirklich zu sehr abschweift und nichts mehr mit dem Thread-Thema noch den Galeries Lafayette zu tun hat.


    Es ist völlig egal was man hier in der Friedrichstasse anstellt um diese Gegend als Einkaufsstraße am Leben zu erhalten - der Niedergang ist mit dem der falsch abgebogenen Entwicklung Nutzungsumgebung einfach vorgezeichnet.

    Weder stellt die neubauliche Leistung, noch das gegebene Angebot eine ausreichende magnetisierende Wirkung dar.


    Die herbeifantasierte Funktion als attraktive Einkaufsstraße ist hier mit den meist nüchternen Grossstrukturen und den weitläufig geringen Attraktionen In der Erdgeschosszone schon sabotiert - hinzu kommt eine m.M.n zu schwache und unproportionierte Mischnutzung und eine für flaneure uninteressante funktionale Entwicklung an den Zuläufen / weder die Seitenstraßen, noch die Enden aus Zimmerstrasse und Linden bieten hier eine Organisches, vitales Entree - abseits der Künstlichen Spots die sich auf stop & Hop des Touristischen Programmes wie Checkpoint Charlie kapriziert existiert da keine wirkliche urbane Energie und die präsente Geschäftigkeit kann auch vom Angebot der Friedrichstraße dort nicht angemessen aufgegriffen werden weil sich da lieber geballt sterile Büros, Praxen und Institutionen oder abstrakte Repräsentanzen breit gemacht haben die das erleben der Friedrichstraße als Bummelmeile schon in ihrer gesamten Ausdehnung immer wieder als Attraktionslöcher verderben.

    Die Idee der Stärkung durch Gastronomische Aufrüstung ist ein toter Gaul - weder bietet das Flair Anlass genug sich als Passant das anzutun noch kann ein solches Rezept heute überhaupt allein schon aufgrund des massiven Fachkräftemangels der Branche überhaupt angemessen bewirtschaftet werden. Die Gäste die bereit sind saftiges Geld für ein schlechten unqualifizierten Service in öder Umgebung zu bezahlen dürfte überschaubar sein.

  • Weltwirtschaftsforum schafft Ableger in Berlin - Gremium der Wirtschaftsweisen zieht ebenfalls in die Hauptstadt

    Böse Zungen könnten jetzt behaupten, die Deutsche Bundesregierung wirke, als wenn sie besonders akuten Beratungsbedarf in ihrer Wirtschaftspolitik habe. Jedenfalls scharen sich bald kompetente Ansprechpartner um sie.


    So hat gerade erst das renommierte World Economic Forum bekannt gegeben, seine jährlichen Tagungen im schweizerischen Davos um einen Ableger für Digitale Verwaltungen zu erweitern. Dieser soll am neuen GovTech-Campus angesiedelt werden, welcher wiederum dem Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft inkl. Techunternehmen und Regierung gewidmet ist. Was genau in Berlin entstehen und stattfinden soll, wird in den kommenden Monaten noch konkretisiert und dann im Januar in Davos bekannt gegeben.

    Quelle Die Zeit


    Heute hat nun auch noch der Deutsche Sachverständigenrat für Wirtschaft (die sogenannten "Wirtschaftsweisen") seinen Umzug von Wiesbaden in die Hauptstadt kommuniziert. Bis Mitte kommenden Jahres soll zunächst ein Teil des wissenschaftlichen Stabes zum Hauptstadtbüro des Statistischen Bundesamtes ziehen. Auch die Sitzungen der fünf Wirtschaftsweisen sollen künftig in Berlin tagen.

    Quelle Sueddeutsche Zeitung


    Nach diversen An- und Umsiedlungen großer wie kleiner nationaler Geldhäuser und zuletzt auch erster internationaler Geldhäuser wie JP Morgan Chase mit ihrer Europäischen Direktbanksparte (siehe hier oder auch hier) sind das mE erneut interessante Signale. Damit wird Berlin womöglich über die starke Fintech-Szene hinaus zunehmend zu einer relevanten Finanzstadt.


    Hamburger Startup 1Komma5Grad expandiert nach Berlin

    Nicht nur, dass die Berliner StartUps mit Energie- bzw. Klimafokus aktuell besonders starke Investitionen anziehen (siehe hier). Nun kommt auch eines der bundesweit schillerndsten Akteure aus Hamburg mit einem Forschungs- und Entwicklungszentrum sowie direkt Mal 100 Mitarbeitern an die Spree.

    Quelle Zeitung für kommunale Wirtschaft


    Berliner Industrie trotz Multikrisen vor Renaissance?

    Laut einem aktuellen Bericht im Tagesspiegel entwickelt sich der Industriesektor der Hauptstadtregion aktuell recht erfreulich. Sowohl die Exportquote als auch die Produktivität bzw. die Umsätze je Mitarbeiter hätten zuletzt spürbar zugenommen, was ein guter Indikator für die internationale Wettbewerbsfähigkeit sei. Berlin und Umland profitieren demnach nun davon, dass die hiesige Industrie eher innovative statt klassische Felder besetze.


    Berliner BIP zuletzt minimal im Minus - Brandenburg an der Spitze

    Insgesamt bekommt nun aber auch die Deutsche Hauptstadt die vielen wirtschaftlichen Dämpfer zu spüren. So schrumpfte das BIP in den ersten 6 Monaten auch aufgrund der starken Inflation preisbereinigt um 0,1 Prozent (bundesweit 0,3 Prozent). Eigentlich wurde für das Jahr 2023 zuletzt noch ein Plus von 1 bis 1,5 Prozent erwartet. Das wird so wohl kaum noch zu erreichen sein - wenn man bei Null oder einem leichten Plus herauskommt, wäre das schon erfreulich. Einen gewissen Trost kann dafür die starke Brandenburger Dynamik mit +6% bieten (ohne Berücksichtigung der Inflation wären es sogar 14% gewesen). Zudem deuten Analysen darauf hin, dass Berlin in den kommenden Jahren wieder deutlich bessere Wachstumswerte aufweisen könnte.

    2 Mal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Berlin und Deutschland steht eine jahrelange Stagnation bevor. Die Energiepreise sind zu hoch, Investitionen werden deshalb nicht mehr getätigt. Deutschland zieht auch keine Hochqualifizierten an, die überalterte Gesellschaft, die keine Nachkommen hatte scheidet in diesem Jahrzehnt massiv aus dem Erwerbsleben.


    Berlin wird bei gegenwärtiger geopolitischer Lage im besten Falle eine Insel der Stagnation, während der Rest des Landes dahinsiecht.

    Nebenbei: Berlin hat keine nennenswerte Industrie geschweige denn Technologie. Die wesentlichen Kleinstfirmen wurde alle von US-Konzernen weggekauft oder befinden sich mehrheitlich im Besitz der Amerikaner. Google, Amazon, Microsoft und Apple besitzen weit mehr als die Hälfte der wertschöpfenden IT-Infrastruktur in Berlin und kontrollieren monopolistisch die wesentlichen Geschäftsmodelle.

  • ^Aktuell ist die Stimmung in der Tat verhalten-skeptisch bis pessimistisch, aber auch nicht katastrophal schlecht (der Bau ist voll in der Krise und hofft jetzt auf angekündigte Impulse vom Bund, der Handel und das Gastgewerbe sind in einer recht schwachen aber nicht branchenweit existenziell bedrohlichen Phase, dagegen sind Industrie, IT, Dienstleister und Handwerk alle in einer mindestens soliden Phase. Nach aktuellem Stand ist anzunehmen, dass Berlin dieses und auch kommendes Jahr etwa bei +/- Null raus geht. Klar: Wenn jetzt natürlich erneut die Energiepreise durch die Decke gehen und es zu massiven globalen Verwerfungen kommt, kann es auch deutlich schlechter laufen. Aber dann ist das ohnehin nicht zu ändern und wird hoffentlich auch irgendwann wieder nachlassen. Schlimmstenfalls haben wir und hat die Welt dann aber eher noch ganz andere Sorgen.


    Zum zweiten Absatz hätte ich gerne Mal eine seriöse Quelle. Bei Apple wüsste ich noch nicht mal, dass die besonders präsent vor Ort wären. Und auch bei den anderen drei bezweifle ich stark, dass sie "weit mehr als die Hälfte der wertschöpfenden IT-Infrastruktur" besitzen (je nachdem, wie man diese definieren will). Ein Großteil der DAX-Konzerne und viele Mittelständler wie auch internationale Firmen und Konzerne betreiben diverse Tech-Abteilungen in der Stadt, siedeln ständig neue Abteilungen an und kaufen auch interessante Startups auf oder beteiligen sich an diesen. Neben Entwicklung gibt es inzwischen auch eine Reihe innovativer Fertigung (die meisten Produktionsbetriebe sind zuletzt gewachsen, einige massiv).


    Nur mal einige ausgewählte Quellen:

    - VW: Der Konzern selbst schreibt über seine Software-Tochter Cariad: "Seinen Hauptsitz hat CARIAD in Deutschland. Entwickler und Ingenieurinnen mit über 90 verschiedenen Nationalitäten arbeiten an sieben Standorten in führenden Automobil- und Softwarezentren wie Wolfsburg, Ingolstadt, München und Berlin." Eine weitere neu gegründete Tochter Moia hat sogar ihren Hauptsitz in Berlin, auch ältere Konzerntöchter wie Porsche haben hier eigene Entwicklungsabteilungen, die durch die Industrie und u.a. VW geförderte Programmierschule 42 für den Nachwuchs hat ihre zweite Niederlassung nach Wolfsburg in Berlin.

    - Daimler und BMW: Die Konzerne haben hier ebenfalls einige innovative Tech-Abteilungen angesiedelt, Mercedes daneben u.a. die komplette Entwicklung des hochgelobten Infotainment-Systems, von zentralen E-Antriebssträngen sowie die Fertigung seiner stärksten Elektromotoren und (ausgerechnet in seinem ältesten Deutschen Werk) das Leitwerk für die Modernisierung seiner weltweiten Fabriken, BMW investierte in den letzten Jahren laut eigenen Angaben über eine halbe Milliarde in sein Motorradwerk und spendierte diesem zum 100. Jubiläum nun eine kleine aber feine Erlebniswelt, die u.a. Olaf Scholz und Herr Wegner mit eröffneten.

    - Deutsche Bank: Es wurde gerade erst eine große Abteilung mit IT-Spezialisten von Moskau hierher verlagert. Vor drei Tagen verkündete die Bank ein kleineres aber gezieltes Investment in ein IT-Startup (ein KI-basiertes Fintech), wie es fast tagein tagaus geschieht.

    - Telekom: Der Konzern eröffnete vor anderthalb Monaten ein hoch innovatives Quantenforschungslabor, das u.a. mit TU Berlin, TU München, TU Dresden, dem Fraunhofer Institut HHI und diversen weiteren Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft kooperieren wird.

    - SAP: Ist laut eigenen Angaben schon seit Jahrzehnten vor Ort und bezeichnet Berlin als Startup Hub Europas. Man hat hier ebenfalls eine wichtige Entwicklungsabteilung angesiedelt, wächst seit Jahren zweistellig und hat inzwischen tausende Mitarbeiter in der Stadt. Gerade baut man nahe Hauptbahnhof neue Kapazitäten für rund 1.400 Mitarbeiter auf.

    - Siemens: Hat vor wenigen Jahren Führungsabteilungen von Siemens Energy in Berlin angesiedelt und entwickelt aktuell seinen Spandauer Campus weiter.


    Auch aus dem Mittelstand und aus der Forschung ist viel von Investitionen zu lesen. Ganz aktuell hat vor drei Tagen auf dem Campus Buch ein Forschungs-Lab eröffnet, wo bereits zwei Drittel der 45.000 Quadratmeter belegt sind (u.a. durch Ausgründungen von Charité und Max Delbrück Zentrum) und bereits die Entwicklung auf den verbleibenden 5 Hektar Baufläche geplant wird.


    In Kürze gilt also - wieder einmal - die identische Message wie auch schon beim letzten Weltuntergang: Es wird weiter geheiratet und geboren, es wird weiter investiert, geforscht, entwickelt und produziert. Und wenn man sich die Welt mal etwas anschaut, sind wir aktuell eher mehr denn je in einer außerordentlich privilegierten und glücklichen Lage. Wenngleich parallel zu den ganzen weltweit negativ wirkenden Krisen die globale Bedeutung der Schwellen- und Entwicklungsländer seit Jahren massiv zunimmt und proportional die der westlichen Welt schrumpft, muss das noch lange nicht eine dunkle Zukunft für uns alle bedeuten. Zumindest aktuell leben wir hier noch in einer der stabilsten und wohlhabendsten Regionen der Welt (und es kommen seit vielen Jahren auch sehr wohl viele Fachkräfte nach Deutschland und Berlin - einige davon habe ich persönlich kennenlernen können - auch beim Brain Drain gehören wir eher noch zu den begünstigten Regionen der Welt).

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 () aus folgendem Grund: Tippfehler korrigiert

  • Dir ist wohl entgangen, dass in den letzten 25 Jahren Microsoft, Apple, Alphabet, Netflix, Mozilla, Intel, Nvidia, Meta, HP, IBM, Amazon. Paypal die wesentlichen strategischen Infrastrukturen im Telekommunikationsbereich übernommen haben.

    Das größte IT-Technik Unternehmen aus Berlin: AVM steht zum Verkauf.


    Bis auf die Post/DHL ein bisschen Telekom und ein klitzekleines bisschen SAP ist der gesamte Kommunikations-Bereich aus Deutschland in die USA transferiert worden, inclusive Milliardengewinne im 2-stelligen Bereich.


    In diesem Sektor kann sich in D niemals mehr etwas Wertschöpfendes entwickeln. Es sei denn die EU startet konzertierte Aktionen. Im Prinzip spiegelt Deine Naivität und Dein Unwissen das tatsächlich schlafende öffentliche Bewusstsein im Land wieder.


    Stabile Region in D ? Dir ist wohl entgangen, dass D den größten und günstigsten Energielieferanten (Russland) verloren hat. Deutschland ist der größte Verlierer im Russland-EU Konflikt. Damit werden mittelfristig unzählige Industrien im Land unprofitabel. Da helfen auch keine schuldenfinanzierte Hilfspakete vom Staat. Das Ausmaß der Zerstörung ist um das hundertfache größer als das was bsw in Gaza/Israel passiert.

    3 Mal editiert, zuletzt von Arty Deco ()

  • ^Du sprachst zuvor pauschal von Industrie und Technologie sowie von IT-basierter wertschöpfender Infrastruktur (leicht nachzulesen wenige Beiträge zuvor). Jetzt geht es allein um Kommunikation und Du unterstellst sinnlos irgendwelche Dinge bzw legst sie mir in den Mund (aka Strohpuppen).


    Dass die USA eine klare Dominanz in bestimmten Sektoren haben, ist neben Dir oder mir auch u.a. schon den Chinesen und Europäern aufgefallen, ohne dass man dagegen bisher viel tun konnte. Was konkret diese Beobachtung mit einem Thread zur aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung der Hauptadtregion zu tun haben soll, bleibt mir ein Rätsel. Vielmehr hat sich eine ganze Menge von globalen wie nationalen Unternehmen hier angesiedelt - ganz aktuell u.a. Entwicklerjobs von Amazon sowie ein großes Rechenzentrum mit Cloud-Region von Google. Und auch das ist Teil der Wertschöpfung (Steuern zahlen bestimmte Konzerne auch in den USA kaum).


    Die letzten Sätze will man eigentlich gar nicht mehr groß kommentieren, kann es aber so auch nicht stehen lassen. Da ist wohl eher Dir einiges wesentliches entgangen oder es fehlt komplett der menschliche Maßstab. Wir mögen aktuell ein kleines Minus hinnehmen müssen und vielleicht gehen Teile der Industrie irgendwann den Bach runter (falls ja, sicher schmerzhaft und alles andere als erfreulich). Aber das ist doch nicht ernsthaft mit den jüngsten und fortlaufenden Geschehnissen im und um den Gaza-Streifen vergleichbar. Das ist mE schon mehr als nur unreflektierter Zynismus, das ist mE unmenschlich/ turbokapitalistisch materialistisch und moralisch widerwärtig. Dort werden gerade ganze Biographien ausgelöscht, Familien zerstört und individuelle wie kollektive Traumata geschaffen. Natürlich leben wir vergleichsweise nicht nur zu dieser Region (Osteuropa, Afrika, Nahost insgesamt...) in sehr stabilen Verhältnissen. Dass die Dynamik mehr oder weniger direkt auch uns trifft, ist in Zeiten der Globalisierung nicht verwunderlich (andererseits profitieren wir von dieser Vernetzung sonst ja auch massiv).

  • Du wirkst wie ein eislutschendes Kind in einem brennenden Haus.


    Welche Wertschöpfung entsteht denn, wenn Google neben Internet-Infrastruktur auch noch Rechenzentren mit Hilfe hier ausgebildeter Spezialisten aufbaut ? Richtig: Keine Wesentliche.


    Wo sind denn die Berliner Firmen, die selbst Rechenzentren und Cloudddienste kreieren, betreiben und besitzen und auch noch exportieren ? Wo sind denn Laptop, Smartphone und Supercomputer herstellenden Firmen aus Berlin ? Wo sind denn aufstrebenden Mittelständler und Startups, die den Sprung an die Börse schaffen ? Wo ?


    Deutschland ist in der geopolitisch und wirtschaftlich schwersten Krise seit 1990. Und das Bedrohlichste ist, dass das Land kaum Hebel hat um die Krise zu bewältigen. Berlin als Stadtregion kann sich davon kaum abkoppeln.

  • ^Das ist schon Realsatire, nur leider absolut ohne Gespür für Timing und Pointe. Du nutzt in solchen Zeiten ernsthaft die Metapher von Kindern in brennenden Häusern und im Edge-Thread analog Sprengphantasien vermeintlicher amerikanischer Machtsymbole. Und das weil Deutschland nur an der Weltwirtschaft partizipiert, statt sie zu dominieren. Das geht wohlgemerkt vielen Ländern so.


    Auch China konnte (neben Deutschland, Japan und Co) bisher nicht verhindern, dass die USA in bestimmten Sektoren dominieren und umgekehrt konnten neben Deutschland auch die USA, Japan und Co nicht verhindern, dass die Schwellenländer mit ihren Milliarden von Einwohnern inzwischen einen deutlich größeren Teil von Kuchen abbekommen oder passend zu ihrem Namen irgendwann auch mal durch die Schwelle ins Haus treten (hier gut nachzulesen). Es gibt aber zum Glück auch noch ein wenig mehr als Platz 1 und dahinter dann nichts mehr. Und geopolitisch machen mir andere Entwicklungen auch deutlich mehr Sorgen für unsere Zukunft.


    Länder wie bspw Spanien oder Italien oder seit Jahrzehnten auch Großbritannien haben in modernen Zeiten nie groß irgendwas dominiert, es gab phasenweise hohe Arbeitslosigkeit usw. Trotzdem kann und konnte man dort mit einem stabilen Mindset vernünftig leben. Auch die Staaten in Skandinavien dominier(t)en nichts, produzier (t)en aber immerhin einige der glücklichsten und wohlhabendsten Völker/Menschen der Welt. Berlin hat in den letzten Jahrzehnten sogar immer weiter aufgeholt und an Bedeutung gewonnen, wobei es das Leben der Bewohner nicht automatisch proportional besser macht. Natürlich sind die materiellen Grundlagen wichtig, aber es ist auch nicht alles nur ein Wettrennen mit einem einzigen Sieger.


    Ich weiß nicht, welche (Allmachts-)Phantasien Dir für eine 80-Mio-Nation wie Deutschland oder eine 4-Mio-Region wie Berlin vorschweben. Aber ich bezweifle stark, dass sie sonderlich realistisch oder gesund sein können. Gerade in Zeiten globaler Krisen ist ein stabiles, resilientes Mindset besonders wichtig.

  • jan85 : Das stimmt so leider nicht. Wohlstand kommt nicht von Mittelmass. Noch nie und nirgendwo.

    Beispiele: Der Aufstieg Süd-Koreas zum Wohlstand hing an Exzellenz im Schiffbau und dann in Consumer Electronics. Der Aufstieg Japans an der Autoindustrie. Der Aufstieg Italiens am Maschinenbau und ebenfalls an der Automobilindustrie. Oder schau nach Skandinavien. In Dänemark gibt es eine der grössten Redereien der Welt und eine exzellente Windkraft-Industrie. Der Deutschland Wohlstand baut auf ehemaliger Exzellenz in Pharma, Atomkraft, Elektrotechnik, Chemie - und bröckelnder Exzellenz in Maschinenbau und Autobau.

    Es stimmt auch nicht, dass die USA den Aufstieg Chinas etc nicht "verhindern" konnten. Nein, die USA haben den Aufstieg Chinas aktiv gefördert - über Jahrzehnte (WTO Mitgliedschaft etc etc) - und bereuen das heute sicher. Ebenso haben die USA den Wiederaufstieg Europas aktiv gefördert.

    Die Ansiedelungen internationaler Unternehmen in Berlin haben viele strategische und taktische Gründe. Hier gibt es Talent (in gewissem Umfang) und hier gibt es Nachfrage (wenn auch langsamer wachsend als woanders). Es gibt immer noch Substanz in Deutschland - auch wenn sie auf Ausläufern von historischer Exzellenz beruht (ehemalige Bildungsexzellenz, ehemalige Exzellenz bei Nobelpreisen, bei Patenten, bei Innovationen). Bevor das vollends kaputt ist, dauert das zum Glück.

    Klar ist aber - und das demonstriert leider jedes einzelne der Dir dankenswerterweise (!) zusammengestellten Beispiele: Im wesentlichen sind es mässig relevante Ableger grosser Player wie Google - oder Unternehmen, die mal global exzellent waren und ihren Zenith leider weit überschritten haben (SAP, Cariad/VW, Telekom, Siemens, Deutsche Bank, Daimler, BMW). Neue globale Kraftzentren gibt es nicht - und werden hier wohl auch nicht mehr entstehen.


    Es geht mir nicht darum, die Haupstadtregion schlecht zu reden. Hier hat sich viel getan. Aber der Wohlstand hier ist mal mit globaler Exzellenz entstanden. Hier wurde mal gegründet was später zur grössten Bank der Welt wurde: Deutsche Bank. Hier wurde mal eine Uni gegründet die Vorbild für alle modernen Unis der Welt wurde (zB alle IvyLeague Unis der USA): Humboldt-Uni. Hier wurde mal der Computer erfunden (Conrad Zuse). Hier gab es mal mehr Industriearbeitsplätze (mehr als 1 Million) als im damals doppelt so grossen London. Hier wurde mal eine Versicherung gegründet, die dann ebenfalls die grösste der Welt wurde: Allianz. Oder nehmen wir ruhig Siemens: War mal das grösste Elektrotechnik-Unternehmen der Welt - und einer der grössten Patentanmelder der Welt. Auch aus Berlin. Heute ein Schatten seiner selbst.

    In solchen Maßstäben entsteht Wohlstand - und entstand der Berliner Wohlstand - den wir heute alle geniessen. Wir leben von den Innovationen unserer Urgrossväter. Das ging erstaunlich lange gut. Aber Deine Bespiele zeigen nur unfreiwillig: Wie lange noch? Dazu ist Deutschland inzwischen zu technikfeindlich, leistungsfeindlich, bildungsfeindlich. Und in all dem ist Berlin Vorreiter. Die globale Abstieg der drei Berliner Unis sind das beste Beispiel dafür. Das Wissen um >100 Geschlechter ist sicher wichtig, aber damit wird man auf Dauer den Berliner Sozialhaushalt nicht finanzieren können.

    Gerade wenn einem die Stadt am Herzen liegt, darf man sich das nicht schönreden.

  • Oranien Dein Beitrag mischt recht viele Themen. Bei einigen Punkten gebe ich Dir durchaus Recht, in dieser Dramatik gehe ich da aber auch nicht mit. Der Abgesang auf die Deutsche Wirtschaft ist wahrscheinlich mindestens so alt wie die Bundesrepublik und die größte Zeit der Nobelpreise und weltwirtschaftlichen Relevanz war schon vor der Republikgründung vorbei (und dauerte aus bekannten Gründen auch nur einige Jahrzehnte).


    Etwa der parallele bzw etwas versetzte Aufstieg Japans und Südkoreas wurde auch schon vor Jahrzehnten als das Ende der Deutschen Industrie, speziell der Autoindustrie verstanden. Die Deutschen Firmen haben sich auf dem Weltmarkt anders positioniert, hatten in den letzten Jahrzehnten aber noch immer Milliardengewinne und weiter Jahr für Jahr mit die meisten Patente. Ebenso wie Berlin auch ohne regelmäßige Nobelpreise nach wie vor oder teilweise wieder über eine breit aufgestellte und in der Spitze exzellente Wissenschafts- und Forschungslandschaft verfügt, durchaus wettbewerbsfähige Produkte erzeugt und somit sehr wohl auch immer wieder neuer Wohlstand begründet wurde und wird.


    Es gibt nicht nur schwarz und weiß, globale Dominanz oder komplette Bedeutungslosigkeit und Massenverelendung. Auch andere führende Wirtschaftsnationen haben übrigens ganz massive Baustellen und Probleme und meist sind sie weder beim Wohlstand noch bei der allgemeinen Lebensqualität an der absoluten Spitze. Natürlich gilt das auch für Deutschland und relativ zur Weltwirtschaft werden wir ebenso wie die restlichen G7 sehr wahrscheinlich weiter etwas an Bedeutung verlieren. Und natürlich sollten wir nicht zu viele Fehler wie den Ausstieg aus der Atomkraft begehen. Auf regionaler Ebene ist vor allem zu hoffen, dass Berlin und Brandenburg noch deutlich stärker kooperieren und sich als eine Region begreifen und nach außen etablieren.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Ich bin Arty Deco so dankbar dass er uns die Augen öffnet und auf den unausweichlichen Untergang vorbereitet. Endlich jemand, der wirklich Durchblick hat und weiss wie es läuft.

    Da werden ein paar Schlagworte (Überalterung, Energiekosten, Investitionsschwäche usw.) hingeworfen und grossmäulig erklärt, das ist das Ende und wir sind alles Deppen.


    Diese Lust am Untergang, diese dummdreisten Behauptungen die Wahrheit, Spekulation und völligen Blödsinn vermischen und daraus zu diesen pseudoplausiblen Behauptungen führen, sind einfach nur unseriös und haben mit kritischer Analyse und Beurteilung der Situation so gar nichts zu tun.


    Es ist auch völlig sinnlos mit Dir darüber zu diskutieren, weil Du überhaupt nicht willens und fähig bist, differenziert darüber zu reflektieren.


    Dass Deutschland und Berlin in einer schwierigen Situation sind, ist jetzt nichts Neues. Das ist so seit 1990 mit Beginn der Globalisierung.

    Dieser Anpassungsprozess, die technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen usw. trifft jede Nation. Die USA haben vielleicht Apple, Microsoft und Google, aber dafür völlig andere Probleme als wir und bestimmt keine einfacheren. Ebenso China oder sonst irgendwer auf dieser Welt.


    Was diese immer angeführte Energieabhängigkeit von Russland betrifft, so ist das eher als Chance zu sehen, endlich alternative Energien voranzubringen. Es ist einfach so, dass nur Krisen Veränderungen herbeiführen. Und in diesem Fall ist es ebenso. Das mag für zwei, oder drei Jahre schwierig sein, aber das erzeugt auch einen Katalysator für Innovation und Veränderung. In tausenden von Jahren war es immer so und wird diesmal nicht anders sein. Das wird nicht zu Untergang sondern Veränderung führen. Und bisher hat Deutschland immer wieder bewiesen, dass es Veränderungen schafft, ob Wiedervereinigung, die Arbeitsmarktreformen von Svon Schröder, jetzt die Energiewende, Einwanderung, usw. Von vielen immer als unbeweglich, träge und zum Untergang beschworen, haben Politik, Wirtschaft und Gesesellschaft es entgegen allen Untergangspropheten einigermassen hinbekommen.


    Überalterung ist auch nichts Neues und der Prozess der Erkenntnis ist mühsam und schwierung. Aber erstens ist die Geburtenrate von seinem Allzeittief vor zwanzig Jahren wieder gestiegen und zweitens wurde durch die Erweiterung der EU ein grösserer Pool an qualifizierter Arbeit geschaffen und drittens wird auch von der Mehrheit der Deutschen akzeptiert, dass Deutschland ein Einwanderungsland sein muss und es geschieht auch immer besser. Und solange das Land sich nicht von dem kriminellen Blödsinn der Weidels und Höckes verrückt machen lässt, wird das auch wie bisher ganz gut klappen.

    Es wird sich einpendeln, vielleicht nicht perfekt aber Deutschland wird nicht auf 40 Millionen Einwohner in den nächsten Jahrzehnten

    abfallen.


    Es wird immer Sektoren geben wo Deutschland stärker und schwächer ist. Anstatt nur permanent auf unsere Schwächen rumzuhaken, und als quasi monokausales Untergangsszenario darzustellen, wie Du es gerade machtst, sollte man niemals die Stärken vergessen, die wir einfach als nichts besonderes wahrnehmen aber eben auch nicht selbstverständlich sind.

    Verglichen mit vielen anderen, haben wir eine stabile Demokratie, einen funktionieren Rechtsstaat, einen guten Ausbildungsstandard usw. usw. Daneben viel Innovation im Mittelstand und nach wie vor einer der höchsten Investitionsraten aller Industrieländer in R&D. Alles Voraussetzungen um überhaupt erfolgreich zu sein und Wohlstand zu bewahren.


    Natürlich wird die Konkurrenz im globalen Wettbewerb immer grösser. Was aber immer vergessen wird, andere Länder wie China oder Indien, die enorm aufholen, werden bei zunehmenden Wohlstand auf die gleichen Probleme treffen die wir auch mal hatten und haben. Soziale Probleme, Partizipation der Gesellschaft, Mitbestimmtung, Ungleichheit. usw. usw. Was gerade in China abläuft mit dem Immobilienblasen ist nur der Anfang. Und all die anderen aufstrebenden Länder werden die gleichen Probleme haben.,


    Deutschland muss attraktiv bleiben als Investitionsstandort, die Steuerpolitik muss angepasst werden, es muss eine bessere Balance gefunden werden zwischen konsumptiven Ausgaben des Staates oder Landes und Investitionen in moderne Infrastruktur, Bildung, Digitalisierung und Innovation, Das wird weh tun, aber da führt kein Weg daran vorbei. Und das wird immer mit Auseinandersetzungen und zu langsam geschehen. Aber das ist nun mal Bestandteil einer offenen, demokratischen Gesellschaft.


    Oranien beklagt den Niedergang der Berliner Unis. Ich weiss nicht was er damit meint. Zwei der Berliner Unis sind in den besten hundert der Welt. Das ist ein unglaublicher Erfolg wenn man bedenkt mit was für massiven privaten Mitteln gerade US Unis arbeiten.

    Sieben deutsche Unis sind unter den Top 100. Objektiv gesehen, ziemlich herrvorragend, vor allem wenn man bedenkt, dass wir in Deutschland viel wissenschaftliche Veröffentlichungen und Arbeiten in anderen Organisationen entstehen, ob Frauenhofer Gesellschaft, Max Planck Institut, Helmholtz Gemeinschaft usw. usw.. Einem Berlin der zwanziger Jahre nachzutrauern hat wenig Sinn, die Welt war hundert mal kleiner, natürlich wird die Stadt niemals wieder diese Position errreichen. Aber keine andere Stadt wird das , ob New York oder Londen oder Paris.


    Dass Berlin nicht so weiter machen konnte wie unter RGR ist der Mehrheit klargeworden. Das funktioniert einfach nicht.

    Berlin hat aber viele Voraussetzungen um das einigermassen hinzubekommen. Und in Gesellschaften, die eigentlich ziemlich gut funktionieren besteht immer eine grosse Resistenz zur Veränderung, und von daher sind Krisen die Treiber dafür. Das ist einfach so.

    Von daher halte ich diese Kommentare wie sie Arty Deko immer wieder gerne los wird, einfach für wenig zielführend.


    Da es hier zuletzt nur noch ein Ping-Pong zw. Schwarz-, Grau- und Weißmalerei gab, ist hier temporär zu, damit alle mal durchatmen können.

  • GITEX bekommt europäischen Ableger in Berlin

    Es wurde ja schon berichtet (u.a. hier), gehört mE aber auch hierher: Gitex, eine der weltweit größten und renommiertesten Tech-Messen, wird ab Mai 2025 nach Europa expandieren und hat sich dafür Berlin ausgesucht. Wie die Berliner Messe erläuterte, hat man in den vergangenen Monaten intensiv verhandelt und sich nun durchgesetzt.


    Die Messe widmet sich laut dem englischen Wikipedia u.a. Innovationen in Zukunftsfeldern wie Big Data, KI, Metaverse, WEB 3.0, Cloud Computing, 6G oder Blockchain aber auch Teilbereichen der Digitalisierung wie Fintechs und Mobility. Allerdings handelt es sich anders als bei der anwendernahen IFA um eine reine Fachmesse ohne Besuchertage.


    Nach dem erst kürzlich angekündigten eigenen Berliner Ableger des Weltwirtschaftsforums ist die Ansiedlung vor allem erneut ein starkes positives Signal in wirtschaftlich sonst recht schwierigen Zeiten. Gerade beim regionalen Startup-Sektor löste die Meldung entsprechend starke Euphorie aus. Aber auch international gibt es reichlich Resonanz auf den einschlägigen Tech-Plattformen. Die über 40 Jahre alte Messe genießt zudem vor allem auch im Arabischen Raum ein sehr hohes Standing und hat den innovativen Ruf Dubais mit begründet. Wenn der Sultan Al Olama Berlin als "natürlichen Partner und Zwilling von Dubai" bezeichnet und den Austausch der jeweils besten Kräfte beider Regionen anschieben will, ist das also gerade innerhalb der Golfregion als Zeichen hoher Anerkennung und Versuch eines Brückenschlags zwischen West und Ost zu verstehen. Interessanterweise fällt die Bekanntgabe übrigens ja auch fast genau auf den Start der neuen Direktflugverbindung Berlin-Dubai (sowie parallel auch Jeddah).


    ZDK baut Berliner Präsenz aus - Musk besucht Grünheide und kündigt Produktion des neuen Kompakt-Modells für 25.000 Euro an

    Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe hat sich eine größere Repräsentanz am Gendarmenmarkt angemietet, will aber zeitnah eine eigene zentral gelegene Immobilie mit 1.000m² für bis zu 10 Mio Euro erwerben. Ziel des Verbands ist wie üblich eine Verstärkung der Lobbyarbeit aber auch eigene Sitzungen und Tagungen. Neben den neuen Räumlichkeiten wird wohl auch Personal aufgebaut, Bonn bleibt aber der Hauptsitz.


    Gute Nachrichten für die Autoregion hatte auch Herr Musk im Gepäck. So wird Tesla nicht nur die Löhne erhöhen, sondern künftig in Grünheide neben dem Weltauto Model Y auch ein neues Kompaktmodell für den Massenmarkt fertigen. Das neue Modell soll ab 25.000 Euro zu haben sein und damit den bisher vernachlässigten Einstiegsmarkt bedienen. Der geplante Ausbau der Fabrik könnte also auch damit zu tun haben. Übrigens nannte Musk die deutsche Fabrik eine der großartigsten Fabriken der Welt und das Juwel Deutschlands. Er will der zuletzt teils etwas negativen Berichterstattung wohl ein wenig entgegensetzen. Spannender ist aber natürlich die Perspektive, dass bald wohl gleich zwei so wettbewerbsfähige E-Modelle in Deutschland produziert werden sollen. Das ist mE schon ein starkes Signal.


    SAP eröffnet neuen Standort - Zentrale Rolle für Digitalisierung des Konzerns

    Zur Eröffnung hat SAP die Bedeutung des neuen Standortes für den Konzern etwas erläutert. SAP sei seit Jahrzehnten in Berlin präsent und die Stadt sei inzwischen umgekehrt zu einem "sehr zentralen strategischen Standort" geworden. Der neu geschaffene Standort sei Ausdruck dieses langjährigen Wachstums und der wichtigen neuen Aufgaben bei der digitalen Transformation des Unternehmens. So soll u.a. interdisziplinär an Zukunftsfeldern wie KI, Machine Learning, Business Process Intelligence und Blockchain gearbeitet werden.

    Quelle 1 und Quelle 2

  • Mal wieder eine Runde Gemischtes


    Tesla-Effekt in Brandenburg: neue Jobs und Aufträge im Umfeld

    Nach eigenen Angaben tätigt Tesla aktuell schon 6% aller Einkäufe für die Produktion direkt in Brandenburg - mit stark steigender Tendenz (aber noch muss sich zeigen, ob potentiell interessierten Zulieferer überhaupt entsprechende Flächen finden). Außerdem stellt Tesla auch immer mehr Teile selbst vor Ort her. Zusätzlich arbeiten täglich bis zu 2.000 externe Leute auf dem Gelände (Reinigung, Security, Caterer, Logistik...). Entscheidend für die Expansionspläne könnte der Bedarf an Fachkräften und einfachen Arbeitern werden. Die Lohnerhöhungen zeigen vermutlich schon, dass das kein Selbstläufer wird.

    Quelle rbb24

    Hier noch eine spannende Analyse zur Produktion des neuen Kompaktmodells vom Handelsblatt


    Siemens Energy in Berlin beginnt Produktion von Elektrolyse-Modulen

    Erstmals wird Siemens Energy in Kooperation mit Air Liquide Elektrolyse-Geräte in Serie produzieren und somit skalieren. Das Ziel ist, grünen Wasserstoff ähnlich wie Solarenergie durch Massenproduktion zunehmend bezahlbarer zu machen. Die Module werden dann u.a. in Mühlheim zu großen Elektrolyseuren zusammen gesetzt, aber auch nach Frankreich und Skandinavien exportiert. Die Jahreskapazität soll bis 2025 auf 3 Gigawatt steigen und so bis einschließlich 2030 insgesamt Elektrolyse-Kapazität von 20 GW produzieren. Zum Vergleich: Deutschland insgesamt will bis dahin 10 GW Kapazität aufbauen, die gesamte EU 40 GW. Damit wird Berlin eine der größten Fabriken der Welt betreiben (in Anlehnung an Tesla ist daher auch von einer Gigafabrik die Rede). Bei der Eröffnung verkündete Kanzler Olaf Scholz, dass man auch beim Aufbau der initial teuren aber langfristig sinnvollen H2-Infrastruktur kurz vor einem Durchbruch stehe.

    Quelle Focus

    Quelle finanzen.net

    Quelle rbb24


    Geothermie soll in Berlin bis zu 20% des Wärmebedarfs abdecken

    Ähnlich sieht es bei einem weiteren Trendthema aus. Die Potentialanalysen zur Geothermie haben nun Ergebnisse gebracht. Berlin könnte ein Fünftel seiner Wärmeenergie nachhaltig mit Erdwärme abdecken. Dazu müssten insgesamt 4,2 Milliarden investiert werden, wovon die öffentliche Hand wohl etwa 800-900 Mio übernehmen sollte. Allerdings würde die öffentliche Hand so auch etwa 200 Mio pro Jahr einnehmen. Zudem würden lokal über 3.000 feste neue Arbeitsplätze entstehen und die CO2-Bilanz erheblich verbessert.

    Quelle Berliner Morgenpost


    Jenoptik expandiert in Adlershof - neuer Fokus auf Medizintechnik und Life Science

    Jenoptik hatte zuletzt einige Zukäufe im Hauptstadtgebiet. Bisher hatte man in Berlin eher Diodenlaser für Medizintechnik, Materialbearbeitung und Messtechnik produziert. Bereits 2020 wurde ein externer Spezialist für Messtechnik dazugekauft und 2021-22 dann ein Spezialist für "3D-Bildgebungs-, Laser- und Dentalsysteme" sowie für "Visualisierungstechnologien für die minimalinvasive, robotergestützte Chirurgie". Für letzteren hat man inzwischen einen Neubau mit 1.000qm² Reinraum-Produktionsfläche, 600m² Logistik- und Büroflächen sowie 600m² Reserveflächen für künftige Erweiterungen geschaffen. Der neue Standort wird künftig der größte unter den 3 Standorten sein und über 100 der aktuell 200 Beschäftigten aufnehmen. Das passt gut zu den Plänen, bis 2025 ca. 25 Prozent aller Umsätze im Gesamtunternehmen mit der Medizinsparte zu generieren.

    Quelle: adlershof.de


    Stadler eröffnet neuen Logistikcampus

    Der Zughersteller Stadler hat mit 1.500 Mitarbeitern ungleich mehr Beschäftigte. Aber auch hier wurden gerade die Produktionsflächen erweitert. Es gibt mehr Platz für Lagerung und Logistik aber auch zusätzliche Kapazitäten für Ausbauarbeiten an Zügen. Aktuell entwickelt und produziert Stadler vor Ort u.a. die neuen U- und S-Bahnen für Berlin (wenngleich leider mit Verzögerung). Es werden aber auch diverse Züge ins In- und Ausland exportiert.

    Quelle Sueddeutsche Zeitung


    Otis entwickelt und produziert in Berlin nun modernere Leiterkarten

    Während die bisher aufgeführten Betriebe mindestens achtstellig investieren, steckt Otis immerhin 8 Mio in die Entwicklung und Serienfertigung modernerer und komplexerer Leiterkarten für Aufzüge und Fahrtreppen. So sollen neue Prototypen schneller entwickelt und dann auch in Serie produziert werden können. Schon jetzt sei die Berliner Expertise u.a. im Burj Khalifa oder der Londoner U-Bahn sowie der "Elizabeth Line" verbaut.

    Quelle all-electronics.de


    Bankhaus Metzler eröffnet Berliner Niederlassung - Fokus auf Gründer und Erben

    Zum nahenden 350. Jubiläum hatte die renommierte Frankfurter Privatbank zunächst schlechte Nachrichten: Trotz guter Geschäfte soll in den kommenden Jahren etwa jede 10. Stelle abgebaut werden. Man will straffer und effizienter werden, auch indem weniger werthaltige Aufgaben künftig über Partner abgewickelt werden. Dafür will man sich stärker für die Zukunft aufstellen und sucht nun u.a. auch dafür gezielt die Vernetzung mit der Berliner Gründerszene sowie mit wohlbetuchten Berliner (Firmen-)Erben (neben Geldanlage u.a. auch Firmenkäufe und -verkäufe). In Zukunft werde die Bank verstärkt auf die Möglichkeiten der Automatisierung und Digitalisierung setzen. Tradition alleine helfe nicht, um die Zukunft zu meistern.

    Damit kommt 5 Jahre nach Julius Bär auch mal wieder eine kleinere aber renommierte Privatbank nach Berlin. Auch die Commerzbank hatte zudem ja 2022/23 Abteilungen für Vermögende nach Berlin verlagert.

    Quelle: Interview der F.A.Z. mit Vorstandssprecher Wiesheu (10.11.23 - nicht frei zugänglich)

  • Nur knapp 2 Wochen später gibt es schon wieder einige interessante Wirtschaftsnachrichten:


    Bayer Pharma eröffnet Herstellungsanlage für 130 Mio - Translationszentrum zudem in der Pipeline

    Die flexible neue Anlage ertüchtigt Entwicklung wie Produktion. Binnen kürzester Zeit können Proben sowie Serien völlig verschiedener Medikamente in reiner Qualität hergestellt werden. Der Berliner Standort vereint so nicht nur die komplette Wertschöpfungskette von Forschung und Entwicklung bis zur Serienproduktion - die Translation funktioniert nun bei Bedarf auch binnen Wochen. Weltweit gibt es erst 3 entsprechend flexible Anlagen, die das können. Durch den extrem hohen Automatisierungsgrad entstehen nur ca. 5 hochqualifizierte neue Jobs. Allerdings erhöht sich so weiter die Produktivität und Wertschöpfung pro Mitarbeiter. Hier hat die Berliner Industrie seit längerem mit die höchsten Zuwächse bundesweit, was sich in starker Wettbewerbsfähigkeit und hohen Exportquoten niederschlägt.

    Zu langsam geht es Bayer dagegen bei den zugesagten aber noch nicht geflossenen Fördergeldern für das neue Translationszentrum für Gen- und Zelltherapie. Hier soll in Kooperation mit der Charité eigentlich ein Leuchtturmprojekt entstehen, das auch mit starken Pharma-Standorten wie den USA besser mithalten kann. Allerdings wird der geplante Spatenstich 2023 wohl nicht mehr klappen, da der Bund 45 von rund 50 Mio Fördergeldern beisteuern wollte, aber nun bekanntlich knapp bei Kasse ist und bisher nicht gezahlt hat.

    Aktuell hat Bayer 5.000 Mitarbeiter in Berlin Wedding: 1.500 in der Entwicklung, 1.500 in der Produktion und 2.000 in Verwaltung und Marketing. Nach einigen unruhigen Jahren mit großen Ankündigungen und geplatzten/verkleinerten Projekten ging es zuletzt wieder stärker aufwärts.

    Quelle 1 und Quelle 2 (jeweils Morgenpost) sowie Quelle 3 (Tagesspiegel)


    ASML konkretisiert Wachstumsziele: Jährlich rund 100 Mio Investitionen sowie hunderte neue Jobs

    Der niederländische Spezialist für innovative Fertigungsanlagen in der Chipindustrie baut Entwicklung und Produktion bekanntlich weiter massiv aus. Der Beitrag betont noch einmal die starke Position des Konzerns auf dem Weltmarkt, wo ASML sich offenbar ein Monopol auf Anlagen für besonders leistungsfähige Chips erarbeiten und so zu einem der wertvollsten Unternehmen Europas aufsteigen konnte. Der Berliner Standort gehörte bis vor wenigen Jahren einem wichtigen Zulieferer von ASML, der das hohe Tempo aber aus eigener Kraft nicht mitgehen konnte und daher verkaufte.

    Quelle Inforadio

    Noch etwas Kontext: Da ASML weltweit verkauft ist man nicht so stark abhängig vom Erfolg der geplanten Chipfabriken in Sachsen und Sachsen-Anhalt und wird in Berlin absehbar weiter im selben Tempo wachsen. Diese Großfabriken wären aber natürlich für den Deutschen Standort insgesamt immens positiv. Erfreulich ist in dem Kontext daher auch, dass auch der Belgische Entwicklungsspezialist Imec (enger Partner von ASML und wie diese mit praktisch sämtlichen großen Chipherstellern als Kunden) nach Deutschland drängt (der Standort und das Fachkräfteangebot in Belgien wird zunehmend zu klein). Hier wird es aber wohl sehr wahrscheinlich auf Sachsen/Dresden hinauslaufen.

    Quelle Handelsblatt (leider inzwischen teils hinter Paywall)


    BASF eröffnet neue Bürozentrale auf 15.000qm² für 2.800 Mitarbeiter

    Das Dienstleistungszentrum betreut für die BASF-Gruppe vom neuen Standort in Prenzlauer Berg aus künftig die Bereiche Finanzen, Controlling, Personalwesen, Lieferketten, Projekt Management, IT und Digitalisierung für fast 50 Länder (ob das bzgl. Aufgaben oder Mitarbeiterzahl eine Veränderung gegenüber dem alten Standort darstellt, steht leider nicht dabei). Für die neue Etablierung dieses Bürostandorts ist die BASF-Ansiedlung natürlich ein großer Erfolg, während der Konzern sehr viel flexible und moderne Bürofläche zu einem vermutlich attraktiven Mietpreis erhält. Ich frage mich allerdings, was nach dem Umzug aus der charakteristischen Zentrale in Friedrichshain-Kreuzberg wird.

    Quelle Tagesspiegel


    TU Berlin eröffnet Europas erste vollautomatische Akku-Wechselstation für LKWs in Lübbenau

    Nachdem Nio ja schon Wechselstationen für PKW in die Region bringt, gibt es nun auch eine (mE sogar sehr viel interessantere) Wechselstation für LKW. In China hat sich ein entsprechendes System wohl schon etabliert und auch in Deutschland gibt es offenbar bereits Partner aus Logistik und Industrie. Laut Artikel können in rund 10 Minuten Akkus mit 440kWh Kapazität gewechselt werden. Der Vorteil gegenüber Schnellladestationen sei die geringere Zeit und die schonendere Ladung der Akkus, die zugleich auch besser für die gleichmäßige Nutzung der Stromnetze sei.

    Quelle Verkehrsrundschau

  • E-Scooter-Firma Unu Motors meldet Insolvenz an - Hoffnungen auf erfolgreiche Sanierung

    Nach nur 10 Jahren und ca. 20.000 verkauften E-Scootern musste das Kreuzberger Startup nun also leider diesen Schritt einleiten: Durch Corona hatte es zunächst einen längeren Produktionsstillstand und dann Einschränkungen durch Lieferschwierigkeiten bei Chips gegeben (Unu entwickelt in Berlin und verkauft nur in Europa, produziert aber über einen auch u.a. bei Apple, Tesla und Dyson etablierten Lizenznehmer in China). Nun hatte die Firma zusätzlich noch mit gestiegenen Zinsen und Produktionskosten sowie einer konjunkturbedingt nachlassenden Nachfrage zu kämpfen.


    Diese Entwicklung kommt nicht gerade überraschend. Zuletzt hatte es aus identischen Gründen auch schon eine Reihe von E-Bike-Anbietern getroffen, darunter beliebten Firmen wie VanMoof (Niederlande), Gleam-Bikes (Österreich) und Mate Bikes (Dänemark), und Anfang 2023 zudem den deutschen E-Scooter-Konkurrent Kumpan erwischt. Zumindest VanMoof und Kumpan konnten inzwischen bereits neue Investoren gewinnen und die endgültige Insolvenz so verhindern.


    Das gleiche Ziel verfolgt nun auch Unus Insolvenzverwalter: Die Firma konnte zuletzt ihr Abo-Modell optimieren und zusätzliche Vertriebspartner gewinnen. Allgemein gelten Unus erst vor wenigen Jahren aufgefrischten E-Scooter laut Fachmagazinen zudem als starkes Produkt und auch die Preise sind mE vergleichsweise human (ab knapp 3.000 Euro oder knapp 70 Euro/Monat - da liegen gute E-Bikes kaum drunter und E-Autos weit, weit drüber). Durch die tragbaren Wechselakkus fallen zudem gegenüber E-Autos die Ladestation weg, die dort ja mit die meisten Probleme oder zumindest Sorgen bereiten. Eigentlich wäre es also in meinen Augen gerade für die Stadt und zurückhaltendes Konsumklima ein richtig gutes, bezahlbares Nischenprodukt zwischen E-Bike und E-Auto. Und durch das Mietmodell könnte man für den Winter ja auch gut auf ein E-Auto umsteigen und dann den Rest des Jahres Scooter fahren.


    Allerdings muss man schon sagen, dass solche Firmen bisher meist keine systemrelevante Größe erreichen. Aktuell hat Unu rund 50 eigene Mitarbeiter, zu Hochzeiten waren es Mal etwa doppelt so viele. Der Rest der Wertschöpfung passiert hier in China.

    Quelle Sueddeutsche Zeitung zur Insolvenz (dpa-Meldung)

    Quelle Berliner Zeitung (weitere Hintergründe zur Firma und zur Insolvenz)

    Quelle welt.de ebenfalls zur Insolvenz von Uno sowie E-Scooter Mitbewerber Kumpan

    Quelle efahrer.chip.de zu den Insolvenzen im E-Bike-Sektor

  • E-Scooter-Firma Unu Motors meldet Insolvenz an - Hoffnungen auf erfolgreiche Sanierung

    Nach nur 10 Jahren und ca. 20.000 verkauften E-Scootern musste das Kreuzberger Startup nun also leider diesen Schritt einleiten:

    Hab ich vor einem Jahr vorhergesehen. Die Marktbedingungen für E-Roller haben sich massiv verschlechtert. Ich denke auch, dass das schwache Design der neuen UNU Roller wenig Nachfrage erzeugen konnte. Die neuen Roller wirken wie Plastik-Maschinen aus China.

  • Wobei Design und technische Entwicklung ja in Deutschland sowie für Europa entstehen und der chinesische Hersteller ja wie gesagt auch für Apple, Dyson und Tesla fertigt. Deren Produkte stehen jetzt nicht gerade für Billigschrott (bei Tesla vor allem nicht die chinesische Variante). Der Rest ist dann wohl Geschmacksache. Die Tester scheinen überwiegend angetan, habe jedenfalls kaum Kritik gelesen. Persönlich würde ich sagen, dass es gerade für 3.000 Euro gar nicht so billig aussieht.


    Spannend finde ich dagegen, dass es scheinbar tatsächlich trotz moderatem Preis kaum einen Markt für die Fahrzeuge gibt. Vielleicht entscheidet sich die Mehrheit im Zweifel doch lieber für ein Fahrrad bzw. ggf. E-Bike (ja, die haben aktuell auch Probleme) oder aber ganz anders für den ÖPNV bzw. einen ggf. gebrauchten (Verbrenner-)PKW. In Südeuropa scheinen solche Scooter ja allgemein besser zu laufen. Aber da ist das Klima eben anders und es wird so vielleicht eher als vollwertiges Fahrzeug für alle Tage wahrgenommen.

  • Voraussichtlich relativ glimpflicher Jahresrückblick 2023 und Ausblick 2024

    Die Berliner Wirtschaft entwickelt sich nach wie vor sehr dynamisch - allerdings in beide Richtungen. Unter dem Strich dürfte das Berliner BIP 2023 nach diversen Schätzungen um ca. 1 Prozent gewachsen sein (Bund wohl -0,3 bis -0,4%). Zudem stiegen die Reallöhne in der zweiten Jahreshälfte erstmals wieder an; der Effekt wird sich in 2024 wohl noch verstärken und könnte den rückläufigen Konsum so wieder etwas stabilisieren. Die sozialversicherungspflichtigen Jobs sind Stand September ebenfalls um gut 1 Prozent gestiegen und es wird offenbar auch wieder mehr eingestellt bzw. zunächst gesucht. Das gilt gerade auch im IT-Sektor, wo es zuletzt weltweit eher Kahlschlag gab - Berlin erzielte in dem Sektor dennoch 16 Prozent BIP-Wachstum. Wachstum gab es auch im Gastgewerbe (+17%, aber bislang kein Beschäftigungswachstum), in der Verkehrswirtschaft (+21%) und bei den Dienstleistungen insgesamt (+10%). Dagegen gab es u.a. schmerzhafte Rückgänge in der Immobilienwirtschaft (-4,3%) sowie auch bei Restaurants und Gaststätten (-7%).


    Für 2024 liegen die Schätzungen je nach Quelle bei einem BIP-Wachstum von 0,5 bis 1,5 Prozent (für den Bund reichen die Schätzungen von -0,2 bis +0,9%). Der angesprochene Effekt der wachsenden Beschäftigung/Stellenausschreibungen sowie steigender Reallöhne könnte hier ebenso helfen wie der insgesamt starke Dienstleistungssektor. Allerdings könnte gerade letzterer auch noch verschleppte Negativeffekte abbekommen (Dienstleister spüren Konjunkturdellen teils verzögert). Durch den hohen Zuzug u.a. von Flüchtlingen wird ansonsten auch die absolute Zahl der Arbeitslosen eher deutlich zunehmen und könnte den Stand von 200.000 Menschen so wieder übersteigen.

    Quelle Sueddeutsche Zeitung

    Quelle Berliner Morgenpost (leider hinter Paywall, Abruf über Onleihe der Berliner Bibliotheken - dort Ausgabe vom 22.12.)


    Fazit: Die Berliner Wirtschaft erweist sich in anhaltend herausfordernden Zeiten weiter als relativ resilient, wobei gerade die anhaltende Schwäche in Bau- und Immobilienwirtschaft aber massiv weh tut. Gegenüber Gesamtdeutschland schlägt sich die Hauptstadt wie schon in den vergangenen Jahren (egal ob gute oder schlechte Phasen) einmal mehr überdurchschnittlich, allerdings entwickeln sich andere Volkswirtschaften aktuell schon wieder (deutlich) dynamischer.

    2 Mal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Arbeitslosenquote zuletzt relativ stabil - aber 40.000 zusätzliche Arbeitslose seit Corona, knapp 16.000 seit 2022

    Zum November haben sich die Zahlen nur marginal erhöht, im Jahresvergleich ist die Quote aber um 0,6 Prozentpunkte oder 15.768 Menschen gestiegen (ähnlich wie z.B. in Hamburg mit +0,7), nämlich auf über 190.000 Menschen bzw. 9,2 Prozent. Zugleich gab es aber auch über 1 Prozent mehr sozialversicherungspflichtige Jobs. Und beide Werte werden voraussichtlich weiter mehr oder weniger deutlich parallel zueinander ansteigen. Der gleiche Trend ist bundesweit nämlich überall zu beobachten und hängt natürlich auch stark mit dem Zuzug insbesondere auch von Flüchtlingen zusammen.

    Trotz diesem einordnenden Kontext ist die Tendenz wirklich schmerzhaft, nachdem die Zahlen bis 2019 über lange Jahre hinweg von weit über 300.000 und fast 20 Prozent auf fast exakt 150.000 sowie unter 8 Prozent gefallen waren. Ein Teil dieser starken Dynamik ist nun erstmal wieder egalisiert und wird sich wohl auch nicht so schnell wieder erholen.

    Quelle rbb24

    Quelle Berliner Zeitung

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 () aus folgendem Grund: Datum korrigiert