Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Weil die Ämter im Prinzip kaum arbeiten. "Wegen Corona" dauert alles doppelt und dreifach solang, oder eben gar nicht.

  • ^ und teils auch ^^


    Naja, laut rbb soll es seit 1990 noch nie mehr Baugenehmigungen im ersten Halbjahr gegeben haben. Falls das zutrifft, wäre es gerade im Vergleich zu den Vorjahren eine extrem erfreuliche Entwicklung. Und es muss dazu eine erhebliche Trendwende darstellen, da es noch im März ein Minus zum Vorjahr gab.


    Allerdings müsste man trotzdem erst noch näher darauf schauen, was die genauen Zusammenhänge hierfür sind. Noch im März hatte der Senat behauptet, die sinkenden Baugenehmigungen wären durch immer weniger verfügbare Grundstücke begründet (und damit eigene Einflüsse relativiert). Was soll sich daran so plötzlich geändert haben? Auch ist es erstaunlich, dass in Brandenburg aktuell die Baugenehmigungen direkt um Berlin zurück gehen und fern von Berlin teilweise rauf. Eigentlich sind momentan alle stabilen Trends der letzten Jahre vollkommen verdreht. Es lohnt sich mE sehr, das genauer zu beobachten. Bislang konnte ich noch keine stimmigen Begründungen finden.


    P.S.: Was anderes: Laut mehreren informierten Quellen bekommt Berlin recht wahrscheinlich bald ein zweites DAX-Unternehmen bzw. vielmehr umgekehrt könnte das nächste Berliner Unternehmen in den DAX vorstoßen. Es handelt sich dabei um Delivery Hero, was in mehrfacher Hinsicht spannend und auch etwas kurios wäre. Positiv wäre sicherlich, dass es sich um ein recht junges StartUp von weniger als 10 Jahren handelt. Das würde natürlich weiter den Sektor beflügeln. Andererseits hat man erst kürzlich das gesamte Deutschlandgeschäft abgestoßen und sich vorwiegend auf ferne Wachstumsmärkte gestürzt. Generell geht Wachstum weiter vor Gewinne, während etwa Zalando ja zunehmend auch nachhaltige Erträge bringt.


    Noch ist nichts offiziell aber es scheint kurz nach Deutsche Wohnen direkt die nächste spannende Kiste für die Region mit dem DAX zu geben. Lieber wäre mir ja die Siemensabspaltung gewesen aber da sah es zuletzt nicht mehr nach großen Chancen für Berlin aus...

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Die Baugenehmigung ist der Abschluss eines Verwaltungsverfahrens, das mit dem Bauantrag beginnt. Dem gehen vor allem bei größeren Vorhaben informelle Abstimmungen zwischen Bauherrschaft und Verwaltung voraus. Niemand wird ins Blaue hinein einen Bauantrag für ein Bauvorhaben, geschweige denn ein Großprojekt stellen, wenn er nicht sicher ist, dass er auch genehmigt wird. Dieser informelle Teil der Entscheidungsfindung ist kaum abzuschätzen. Schließlich ist auch noch die Bearbeitungsdauer der Bauanträge wichtig; die wird sich coronabedingt verlängern, weil entsprechende Fristen in der Berliner BauVfO entsprechend verlängert wurden.


    Um die Stimmung der Branche einzuschätzen, wäre die Zahl der Bauanträge von Interesse. Und schließlich gibt es noch das Problem des sog. Bauüberhangs. Er umfasst die Zahl der genehmigten, aber nicht begonnenen Bauvorhaben; angeblich soll er in Berlin auf deutlich über 60.000 Wohnungen gestiegen sein. Um dem immensen Bauüberhang zu Leibe zu rücken, wurde bei der letzten Novelle der Berliner BauO die Gültigkeitsdauer einer Baugenehmigung verkürzt.


    Ich meine deshalb, dass die Zahl der erteilten Baugenehmigungen allein eigentlich nicht viel besagt über die Wirkungen von Mietendeckel und Corona-Pandemie.

  • ^^Nun ist es also offiziell: Delivery Hero steigt in den DAX auf. Sicherlich ein positives Signal für die Stadt aber wie gesagt könnte meine Euphorie ähnlich wie schon bei Deutsche Wohnen (wenngleich aus anderen Gründen) größer sein. Vor allem muss man hoffen, dass Delivery Hero nicht analog zum Vorgänger Wirecard selbst irgendwann eine große Bauchlandung hinlegt.


    Ansonsten bin ich wirklich froh, dass Berlin zuletzt so viel Investions- und Innovationskraft anziehen konnte. Zum Glück sind so auch recht viele zukunftsträchtige Projekte (und teils sogar Krisengewinnler) dabei.

    Große Sorgen mache ich mir aber weiterhin um den Kaufkraftverlust durch den weggebrochenen Tourismus/ Kongresse etc. Hoffentlich erholt sich das alles bald wieder.

    Auch für die öffentliche Hand könnte die ökonomische Lage noch sehr schwierig werden.


    Fazit: Es gibt aktuell eine extrem hohe Verdichtung an positiven wie auch negativen Entwicklungen und eine bislang noch unüberschaubare Gesamtdynamik.

  • Ich bin ja absoluter Wirtschaftslaie, aber irgendwie frage ich mich ob es mittlerweile eine Art DAX Blase gibt: Eine Firma die nichts anderes macht als Essen zu liefern, und das bis zur vermutlichen Selbstausbeutung ihrer (Subunternehmer) Fahrer ist ein aktiennotiertes Unternehmen. Welche Innovationskraft und Beständigkeit kann so ein Unternehmen über die Jahre erreichen? Und welche Art von Arbeitsplätzen schafft das in der Stadt. Hochbezahlte Spezialisten zieht das nicht an, oder doch? Das stell ich mir bei Firmen wie z.B. Siemens anders vor.

  • ^ Die Regeln für den Aufstieg in den oder Abstieg aus dem Dax bestimmt die Deutsche Börse AG nach den Kriterien Marktkapitalisierung und Börsenumsatz. In den Charts der Unternehmen glänzt Delivery Hero mit einer Mitarbeiterzahl weltweit von über 20.000, davon 1.000 in der Berliner Zentrale. Dass diejenigen, die die Auslieferung bewirken, in Deutschland angeblich rd. 6.700, Minijobber, Scheinselbständige und Niedriglöhner sind, spielt für Dax oder nicht Dax, für Steueraufkommen oder die Arbeitsplatzstatistik praktisch keine Rolle. Die Firma selbst ist, wie Uber oder airb'nB eine Vermittlungsplattform, die von Provisionen lebt, die die Gastwirte zahlen für die Auslieferung ihrer Speisen. In Deutschland ist die Fa. mit der Auslieferung gar nicht mehr aktiv, nachdem sie das Geschäft verkauft hat. Siehe:


    Delivery Hero verdoppelt fast den Umsatz – ist aber dennoch nicht profitabel

  • Welche Innovationskraft und Beständigkeit kann so ein Unternehmen über die Jahre erreichen?

    Menschen werden immer essen und Menschen werden immer zu faul sein, um zu kochen. Tatsächlich rechne ich damit, dass die Faulheit zu kochen eher zunehmen wird in den nächsten Jahrzehnten. Das mit der Ausbeutung ist auch ein bischen übertrieben, so als müssten die neben dem Ausliefern noch Wollpullis stricken und Vogelhäuschen verkleben. Mit Trinkgeld kommen die meisten Ausfahrer so auf 13-17€/std denke ich, zumindest in den größeren Städten und es steht ja jedem frei sein Gewissen über die Gabe von ein wenig mehr Trinkgeld zu erleichtern.

  • ^

    Wir halten also fest: Delivery Hero ist ein Konzern der noch nie einen operativen Gewinn erzielen konnte und dessen überwiegender Teil der Mitarbeiter (falls die Rider vertragstechnisch überhaupt Mitarbeiter und nicht Subunternehmer sind) knapp über dem Mindestlohn Niveau verdienen.


    Zu dem Thema Trinkgeld gibts übrigens einen netten TAZ Artikel Also Trinkgeld bitte nur bar geben gelle?!


    Nun bist ja gerade Du, Berlinier, besonders an Ausführung hochwertiger Architektur interessiert, gern auch mit echten Wolkenkratzern, also eher Manhattan als Bronx für Berlin.


    Dafür bedarf es aber einer wesentlichen Steigerung der Wirtschaftskraft in Berlin selbst und somit auch direkt für die Berliner, wenn sie denn selbst in schicker neuer Architektur wohnen wollen und es nicht nur um Spekulationsobjekte und Geldwäscheobjekte gehen soll.


    Dies sehe ich aber durch Firmen wie Delivery Hero nicht in Sicht.

    Sehe ich für Firmen wie Amazon, Uber, etc. im Übrigen genauso.

  • TwistedRoad Das kann man zumindest teilweise auch etwas anders sehen. Berlin hat in jedem Bereich eine unheimlich große Spreizung. Die besten 5% der Berliner Schüler sind ebenso gut wie die besten 5% in Sachsen, Bayern und Co, auch an öffentlichen Schulen. Ebenso gibt viele gute Studenten und hochqualifizierte, teils hoch spezialisierte fertige Arbeitskräfte. Dabei schafft es Berlin auch in bestimmten Sektoren überaus erfolgreich, Fachkräfte aus dem Ausland anzulocken. Und trotzdem sind die Löhne für solche Kräfte bis zuletzt enorm gestiegen. Auch Amazon und Co zahlen inzwischen richtig, richtig gut für ihre Topkräfte (in Berlin werden mW hauptsächlich gut qualifizierte Entwickler u.ä. arbeiten, die Logistikparks liegen eher anderswo, ohne dass sie deshalb egal wären).


    Aaaber Berlin hat leider auch ein ungesund hohes Maß an schlecht ausgebildeten Leuten, die teilweise nicht einmal einen Schulabschluss in der Tasche haben aber auch anschließend wenig Qualifikationen erwerben konnten. Von Langzeitarbeitslosen gar nicht zu sprechen. Auch für die muss es Jobs geben. Von daher sehe ich nicht alles so negativ, was in dem Segment existiert. Immerhin wurde der Mindestlohn kontinuierlich erhöht. Allerdings sollte es tatsächlich dringend Regelungen in Bezug auf diese erzwungene Pseudo-Selbstständigkeit geben und eine soziale Absicherung erzwungen werden.


    Langfristig braucht es aber vor allem eine ganz andere Qualität der Bildungspolitik. Seit 25 Jahren - also inzwischen Generationen - macht dieselbe Partei hier einen Murks nach dem nächsten und auch wenn es dem Wähler offensichtlich kurzfristig weitgehend egal ist (präziser: teils egal, teils zumindest nicht die höchste Priorität gegenüber anderen Themen besitzt), ist die Rechnung dafür langfristig vernichtend. Im Grunde können wir es uns nicht leisten, hier nicht zu investieren (aber es liegt auch längst nicht nur am Geld, teilweise wäre sogar weniger mehr!).

  • ^

    Das wir uns nicht missverstehen: Mir sind die von Dir erwähnten Begebenheiten bewusst und ich ehre jeden ehrlich erarbeiteten Euro!


    Es ist aber doch so: Ständig wird in diesem Forum die Kleingeistigkeit der Politik kritisiert, es wird tatsächlich "mehr Manhattan" , mehr "Frankfurt" (in Bezug auf den Bau echter Wolkenkratzer), etc. etc. gefordert, selbst der BER ist zu popelig!


    Ein Mehr an grosser Geste, Wolkenkratzer über 200 Meter die an jeder Ecke spriessen, etc. etc. müssen aber doch auch irgendwoher kommen: z.B. : Nehmen wir doch mal nen 40 stöckigen Büroturm am Alex: Was glaubt man denn, wer dort dann einziehen soll, würde er gebaut. Ne Firma wie Delivery Hero sicher nicht, die leisten sich gerade mal nen Plattenbau als Headquarter.


    Da driften für mich Wunschdenken und Realität ganz weit auseinander ...


    Oh, bin doch nicht der Erste, den der Dax Sprung wundert...

  • ^Für mich ist Delivery Hero auch nicht gerade DAS Vorzeigeunternehmen. Aber immerhin dürfte es Signalwirkung für den Startupsektor der Stadt haben (hoffentlich nachhaltig positive, in München ist inzwischen wohl auch niemand mehr stolz auf Wirecard).


    Wie gesagt darf es mE davon abgesehen AUCH diese Art von Unternehmen geben. Vielleicht ziehen sie ähnlich wie Zalando oder Rocket Internet irgendwann sogar noch in attraktivere Immobilien um. Ansonsten kommen etwa mit Amazon aber auch Mieter für neue Bürotürme zustande. Der Leerstand tendierte bis vor kurzem gegen null.


    Mit Frankfurt, London oder Manhattan wird sich Berlin aber wohl frühestens in einigen Jahrzehnten vergleichen lassen - was dann aber auch ganz massive Gentrifizierung bedeuten würde (so ehrlich muss man dann schon sein). Ob die Aufholjagd überhaupt lange genug anhält, wird sich zeigen.


    Generell müssen einige aber auch mal von ihren Komplexen runter kommen, dass man überall ganz oben dabei sein muss (Vergleiche machen auf die Dauer selten glücklich). Dann lieber an den Stärken erfreuen und Schwächen soweit es geht gemeinsam angehen. Noch hat Berlin ja auch gewisse Chancen, einiges besser und sozial verträglicher zu gestalten als andere Großstädte.


    Nur sind die Bedingungen hierfür durch die aktuelle Krise leider deutlich schwieriger geworden und ich traue dem Senat leider nicht sonderlich viel zu (ohne dass vorherige Koalitionen alles gut gemacht hätten aber aktuell sehe ich einen Tiefpunkt, der sehr unglücklich mit der Krise zusammenfällt).

  • Ne Firma wie Delivery Hero sicher nicht, die leisten sich gerade mal nen Plattenbau als Headquarter.

    Hä? Das Delivery Hero HQ befindet sich im von 1926 bis 1927 erbauten expressionistischen Fernsprechamt samt von 1958 bis 1963 als Stahlbetonbau errichteten ehemaligem Institut für Post- und Fernmeldewesen der DDR, mitten im Zentrum Berlins, beides frisch saniert. Das ist für dich eine Platte, in die man, wie du suggerierst, eingezogen ist, weil man sich nichts besseres leisten kann? Darf man dann auch dem Soho-House wünschen, in eine etwas höherwertige Immobilie umzuziehen? Das ist ähnlich absurd, wie einen Artikel zu verlinken, der sich um die deutsche Tochter einer niederländischen Konkurrenzfirma dreht 🤷‍♂️


    Der Rest der Diskussion ist auch ein wenig komisch, wie bereits festgehalten wurde, ist DH in Deutschland nicht mehr tätig, d.h. die hier in Berlin bestehenden Arbeitsplätze sind größtenteils hochqualifizierte Tech-Jobs.

  • Das ist ähnlich absurd, wie einen Artikel zu verlinken, der sich um die deutsche Tochter einer niederländischen Konkurrenzfirma dreht ...

    Ah, sorry, ich dachte immer Delivery Hero hätte mit Take Away (Lieferando) fusioniert und sich deshalb aus dem Deutschlandgeschäft verabschiedet.

    Die DH Zentrale hab ich tatsächlich als sanierte Platte wahrgenommen.

    Na, dann bin ich gespannt wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt...

  • DaseBLN: Danke für die Infos zum Firmensitz. Wirkt auf den ersten Blick dennoch wenig repräsentativ. Aber mit dem Hintergrund passt es dann doch ziemlich gut zu einem Versanddienst (oder genauer -vermittler) und viele Startups mögen ja den Charme des (hier: späten) Industriezeitalters.


    Ansonsten hat man sich erst vor relativ kurzer Zeit aus dem Deutschlandgeschäft verabschiedet, womit die Kritik an den Arbeitsbedingungen mE durchaus berechtigt ist. Ebenso ist es ja gerade merkwürdig, wenn ein DAX-Konzern kein Deutschlandgeschäft betreibt und noch nie einen operativen Gewinn erzielt hat. Dies wird ebenso wie mutmaßlich mangelnde Kontrolle auch von Aktionärsschützern kritisiert. Mir persönlich sind das etwas zu viele Parallelen zu Wirecard. Andererseits muss man gerade solche Startups über sehr lange Zeiträume beobachten und die Investoren scheinen überzeugt...

  • Fazit: Es gibt aktuell eine extrem hohe Verdichtung an positiven wie auch negativen Entwicklungen und eine bislang noch unüberschaubare Gesamtdynamik.


    Berlin ist in der schwersten Wirtschaftskrise seit 1945. Es wird ein BIP Abschwung von 15-20 % dieses Jahr. Tourismus, Kulturwirtschaft und Flugverkehr sind zu über 50% ausradiert. Durch die politisch motivierten "Einschränkungen" wird die Steuereinnahme für das Land astronomisch negativ. Arbeitslosenzahlen und Kurzarbeit sind auf einem Allzeithoch seit 2005.


    Die Stadt liegt wirtschaftlich in Trümmern und man wundert sich mit was für Parolen die Landes- und Bundespolitik momentan durchkommt.

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    Wo hast Du denn Deine Zahlen her?


    Ende Juli lag die Arbeitslosigkeit bei knapp 11 Prozent (also ähnlich wie zuletzt 2014 und 2015).

    Quelle rbb24


    In 2005 lag sie hingegen bei 19 Prozent.

    Quelle Statista.com


    Ansonsten ist in Berlin die Wirtschaftskraft während der 10 Jahre zwischen Finanzkrise und Corona um 54 Prozent gestiegen (Rekord und kein anderes Bundesland hatte bereits während der Finanzkrise geringere Einbrüche). Es gibt seither 23 Prozent mehr sozialversicherungspflichtige Jobs. 2019 hat es Berlin mit erneut 3 Prozent Wachstum sogar erstmals seit den 1980ern wieder über den Durchschnitt des Deutschen BIP geschafft. Stark sind vor allem der digitale Sektor und diverse Dienstleistungen, von denen einige recht krisenfest sind (einzelne gehören sogar zu den Gewinnern der Krise). Zudem stehen mit Amazon, Tesla oder Siemens noch diverse Milliardeninvestitionen und Großansiedlungen bevor.

    Welt.de

    Tagesspiegel.de


    In der Industrie lag das Minus im ersten Halbjahr bei 1,7 Prozent. Der Juni lag dabei sogar mit 1,5 Prozent über dem Vorjahresmonat. In einzelnen Bereichen mag es anders aussehen aber zumindest gab es hier keine Abstürze wie beim Tourismus.

    Quelle Sueddeutsche Zeitung/ dpa


    Und ja: Der Tourismus (und das Kongressgeschäft) hat auch eine hohe Bedeutung für Berlin und die Einbrüche in dem Sektor waren und bleiben dramatisch. Aber Berlin IST eben nicht NUR Tourismus.


    Fazit: Ich mache mir selbst große Sorgen um die weitere Dynamik und ja die Krise ist zumindest für Berlin schlimmer als die Finanzkrise damals. Dennoch steht Berlin auch stärker da als damals und noch muss man nicht die Totenmesse anstimmen.

  • Wenn alles so gut läuft in Berlin, frage ich mich - tut mir leid, aus dem Blickwinkel der hessischen Provinz drängt sich diese Frage auf - warum Berlin weiterhin so viele Milliarden Euro aus dem Länderfinanzausgleich bekommt (2019 wieder über 4 Mrd. €). Und auch nach der Reform des Finanzausgleichs wird Berlin Empfänger in dieser Größenordnung bleiben. Mit steigender Wirtschaftskraft, müsste das Land Berlin doch eigentlich mal auf eigenen Füssen stehen, sollte man meinen. Richtig ärgerlich ist dann so was wie der Mietendeckel, dessen wirtschaftliche Auswirkungen den Berliner Haushalt nachhaltig belasten werden.

  • tunnelklick Differenzierung ist hoffentlich kein Fremdwort für Dich, nehme ich mal an (wobei Schmittchen undifferenzierte Sticheleien offenbar dufte findet). Ich habe in diesem Thread zuletzt mehrfach geschrieben, dass aktuell nicht(!) alles toll läuft in Berlin. Auch im aktuellen Beitrag habe ich lediglich die genannten Zahlen angezweifelt und nicht die Krise an sich, die Berlin - Zitat - "schlimmer als die Finanzkrise damals" trifft.


    Man sollte mE aber einordnen, wo Berlin vor wenigen Jahrzehnten stand und was sich seither verändert sowie teilweise erheblich entschärft/ verbessert hat bzw. zumindest (bis zur jüngsten Krise) hatte. Den Finanzausgleich können Du und andere bei Bedarf gerne noch mal ausgiebig diskutieren und meinetwegen auch Petitionen dagegen einreichen o.ä. Ich sehe im stetigen Aufwärmen keinen Mehrwert und habe irgendwann auch aufgehört, jede Debatte zum Komplettumzug der Ministerien zu verfolgen oder gar mitzuführen.


    Ansonsten bin ich aber auch nicht gerade von unserem aktuellen Senat angetan, was ich auch schon wiederholt kundgetan hatte. Allein ändern kann ich daran wenig.


    P.S.: Übrigens sollte man mE gerade in der "hessischen Provinz" sensibilisiert sein, was Panikstimmung angeht. Euer Finanzminister hat doch offensichtlich genau wegen großer Zukunftssorgen Suizid verübt, was mir damals extrem nahe gegangen ist. Diese Dynamik sollte man nicht unterschätzen, nicht umsonst hieß die damalige Weltwirtschaftskrise auch "große Depression". Niemandem ist also geholfen, wenn man jetzt alles nur noch schwarz malt und die schlimmen Entwicklungen und Zahlen sogar noch zusätzlich weiter aufbläst (3% rauf bei der Arbeitslosenquote reichen auch schon, man muss nicht 11% Plus draus machen)...

  • Zitat von Arty Deco

    Durch die politisch motivierten "Einschränkungen" wird die Steuereinnahme für das Land astronomisch negativ.

    Bitte um nähere Erläuterung, welche einnahmenreduzierenden "Einschränkungen", wie von dir impliziert, allein politisch motiviert waren und sind.


    Zitat von Arty Deco

    Die Stadt liegt wirtschaftlich in Trümmern und man wundert sich mit was für Parolen die Landes- und Bundespolitik momentan durchkommt.

    Über welche Parolen wundert "man" sich denn genau?

  • Ende Juli lag die Arbeitslosigkeit bei knapp 11 Prozent (also ähnlich wie zuletzt 2014 und 2015).

    Quelle rbb24


    LOL.


    So ist die aktuellste belastbare Zahl der Berliner Agentur die für den Monat April. Damals waren 208.400 Berliner in Kurzarbeit, behielten also ihren Job und bekamen wenigstens 60 Prozent ihres Lohns oder Gehalts. Mitarbeiter von 26.500 Betrieben waren betroffen.


    Kurzarbeit ist staatlich subventionierte Arbeitslosigkeit mit der Wette auf zukünftige Wirtschaftserhohlung. Wenn die Wette nicht aufgeht bleibt der Staat auf seinen Ausgleichszahlungen, sprich Schulden, sitzen.

    Bitte um nähere Erläuterung, welche einnahmenreduzierenden "Einschränkungen", wie von dir impliziert, allein politisch motiviert waren und sind.

    Du hast offenbar in den letzten 6 Monaten weder in Deutschland gelebt noch die aktuellen Medien konsumiert. Ich werde leider auf Nachhilfeunterricht in Sachen coronabedingte Wirtschaftseinschränkungen verzichten.