Nachnutzung Flughafen Tegel

  • Die endgültige Entscheidung für die Vergabe der Sommer-Olympiade 2024 fällt 2017. bzw. für 2028 im Jahre 2021 .


    München wäre nicht das heutige München, hätte es zwischen 1966 und 1972 nicht erfolgreich die damaligen U-Bahn-Strecken gebaut.


    Kommt heute noch jemand auf die Idee, die Anfeindungen zu rechtfertigen, denen die Initiatorengruppe um Hoeneß, Rummenigge und Beckenbauer damals ausgesetzt war, als sie den Bau der heutigen Allianz-Arena auf den Weg brachten und gegen alle finanzpolitischen Bedenken durchsetzten ?


    Nur das kleinkarierte Erbsenzähler- und Bedenkenträgertum in Berlin, welches sich damit abgefunden hat, daß in dieser Stadt drittklassige Kräfte an den großen, für die Entwicklung der Stadt wichtigen Projekten herumdoktern, findet natürlich mit bekannter Leidenschaft auch hier die Haare in der Suppe.


    Es ist schlicht eine Frechheit, die Bewohner der zukünftigen Tegeler Großsiedlung zu den U6-Stationen Scharnweberstraße oder dem Kurt-Schuhmacher-Platz zu nötigen, um sie dann über die bei größerem Andrang völlig chaotischen Treppenaufgänge an der Friedrichstraße zur S-Bahn Richtung Hauptbahnhof zu geleiten.


    Die jahrzehntelange Zumutung einer reinen ÖPNV-Busverbindung vom und zum Flughafen Tegel war und ist schon schlimm genug (gewesen).


    Soll das Gelände des - dann ehemaligen - Flughafens Tegel mit entsprechendem Anspruch entwickelt werden, kann es nur die erkennbar sinnvolle U5-Verbindung zum Hauptbahnhof und damit einhergehende Verknüpfung mit der U7 und U9 geben. http://upload.wikimedia.org/wi…/70/Karte_berlin_u_u5.jpg


    Von der attraktiven Verbindung Flughafen Schönefeld (BER) --> S-Bahn HbF --> U5 Olympisches Dorf Tegel für die Sportler aus aller Welt ganz zu schweigen.

  • Das Dorf ist heute eine Ruine und stirbt vor sich hin.
    Sieht aus meiner Sicht also nicht nach einer guten Lösung aus.


    ... das hat historische Gründe und liegt nicht am Dorf selbst. Umnutzung zu Kriegs /militärischen Zwecken von ~ 1940 bis in die 1990er Jahre. Abgeschiedenheit durch den Mauerbau usw. Das war alliiertes Gelände und durch die Rote Armee genutzt, da hatte gar niemand anderes Einfluß auf die Entwicklung des einstigen Olympischen Dorfes. Auf einem Teil des Geländes sind in den letzten Jahren neue Häuser entstanden bzw. einige Altbauten saniert worden.


    Es ist schlicht eine Frechheit, die Bewohner der zukünftigen Tegeler Großsiedlung zu den U6-Stationen Scharnweberstraße oder dem Kurt-Schuhmacher-Platz zu nötigen,


    ... soll jetzt jedes Viertel einen U- Bahn Anschluß erhalten ? Wegen 5.000 Wohnungen ? Was ist denn das für ein Anspruchsdenken ? Völlig realitätsfern. U-Bahnen sind im Bau und Unterhalt teuer, es kann nicht das gesamte Siedlungsnetz mit solch teurer Verkehstechnik erschlossen werden. Und es verlaufen die U 6 und die U7 in nicht weiter Entfernung des TXL- Areal.


    Die jahrzehntelange Zumutung einer reinen ÖPNV-Busverbindung vom und zum Flughafen Tegel war und ist schon schlimm genug (gewesen).


    ... und jetzt, wo die Schließung naht, soll eine U-Bahn her ?



    Und ich bleibe dabei. Eine U-Bahn Anbindung des TXL Geländes ist bis 2024 nicht zu schaffen und m.E. überdies nicht notwendig.

  • Zu schaffen wäre sie schon, angesichts schon vorhandener Bau-Vorleistungen in den U-Bahnhöfen Turmstraße und Jungfernheide und wenn man bedenkt, was für enorme U-Bahn-Bauaktivitäten in den armen 20er Jahren erbracht worden sind. Natürlich müsste dann die Größenordnung des Stadtbauprojekts auf einstigem Flughafengelände die U-Bahn-Anbindung rechtfertigen. Wann fängt man in dieser Stadt, die doch so gerne Weltmetropole werden würde, endlich an, groß zu denken? Wenn man sich von vorn herein damit bescheidet, kleine Brötchen zu backen, kann man die Olympia-Bewerbung auch gleich sein lassen.

  • ... das hat historische Gründe und liegt nicht am Dorf selbst.


    Kann man so argumentieren. Man kann es aber auch anders sehen. Ist ja nun nicht so, dass man sich in 2015 um das olympische Dorf im Elstal reißt.


    Mir ist nicht ganz klar, warum du ein klassisches Dorf einem neuen Stadtteil vorziehst. Du sagst nur, dass das mit dem Dorf im Elstal ideal gelöst ist. Aber du sagst nicht warum. Das würde mich interessieren.


    Ich persönlich habe keine starke Meinung dazu, generell tendiere ich dazu, starke Stadträume gut zu finden. Irgendwo hat mal jemand einen olympischen Turm vorgeschlagen. Das fand ich lustig :) Aber je mehr ich ernsthaft darüber nachdenke, desto besser gefällt mir der Gedanke.

  • ... weil man vor den Toren der Stadt schneller und großzügiger bauen kann. Man ist unabhäniger vom tatsächlichen Zeitpunkt der Schließung des Flughafen TXL, hat weniger NOlympia / Querulanteneinfluß und man hat mehr Platz für Trainingsanlagen. Und das westliche Umland ist gut an das Olympiastadion angeschlossen. Kienbaum würde sich auch anbieten, liegt aber m.E. zu ungünstig, weil zu weit östlich der Stadt. Man muss ja nicht den alten Standort in Elstal wiederbeleben, es kann genauso gut direkt hinter der Stadtgrenze gebaut werden. Auf einen U-Bahn Anschluß kann man verzichten, die Athleten / Trainer / Funktionäre werden mit einem Shuttlebus System / VIP Fahrzeugen in das Stadion gebracht. Das war bei der LA- WM 2009 auch so, da ist kein Athlet mit den ÖPNV ins Oly gefahren. Sogar die Presse / Fernsehen wurde mit Shuttlebussen zu ihren Unterkünften gebracht.


    Und die Nachnutzung wäre auch kein Problem, das Berliner Umland, insbesonders das westliche und südwestliche sind sehr gefragt.


  • ... Eine U-Bahn Anbindung des TXL Geländes ist bis 2024 nicht zu schaffen ...


    Da möchte ich ruhig mal kurz wiedersprechen. Natürlich wäre dies zu schaffen. Man müsste sich nur durchringen, im Gegesatz zur U5, die Bauzeit nicht aus finanziellen Gründen künstlich zu strecken. Dann kann man auch 5 bis 6 km U-Bahn in 5-6 Jahren bauen. Bei der U5 hätte man ja bestimmt auch 2 Tunnelbohrmaschinen parallel einsetzen können. Dann wäre die Linie schon fast fertig.

  • Man kann Persius und Mauerwerk nur zustimmen; es muß auch heute noch möglich sein für den vielgescholtenen U-Bahnbau eine Lanze zu brechen, zumal in diesem Fall bereits eine Reihe von Vorleistungen existieren.

  • Der RBB berichtete gestern von den Wohnungsbauplänen des Senats für das ehemalige Flughafengelände. 5.000 Wohnungen sind inzwischen geplant. Eine gute Sache, meines Erachtens, aber natürlich gibt es schon die ersten Gegner. Keine Linken oder Grünen sind es diesmal, sondern das Bezirksamt – das fürchtet allen Ernstes einen "hohen Platzverbrauch" für Kitas und Schulen und warnt, die Wirtschaft könnte unter den Anwohnern leiden.


    Nächster Flughafen, gleiche Debatte – das Narrenschiff segelt munter weiter...

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  • ^ Wenn an diesem einen Ort in Berlin wirtschaftliche, vielleicht sogar industrielle Interessen in Zukunft großgeschrieben werden, so wäre das eine gute Nachricht. Ich teile die Ansicht des Bezirksamtes, dass gut bezahlte Arbeitsplätze nicht nur für Reinickendorf weitaus wichtiger wären als neue Wohnungen, die quasi ganz von alleine entstehen. Man kann übrigens auch enger zusammenrücken. Mehr Wohnfläche pro Person gab es in Berlin noch nie und auch fast nirgends auf der Welt (Tendenz steigend). Insbesondere alte, teils verwitwete Menschen, deren Kinder ausgezogen sind, sitzen in großen leeren Wohnungen, deren Miete auf Grund der Gesetze kaum gesteigert werden kann. Die aktuellen Gesetzesinitiativen (Mietbremse und co.) könnten die Fehlverteilung allerdings noch weiter verschärfen, da der Markt außer Kraft gesetzt wird und gerade Menschen aus dem Mittelstand sich dann erst recht große, repräsentative Wohnungen zulegen. Die Obdachlosigkeit könnte dadurch steigen. (Ob es so sein wird, weiß natürlich niemand. Aber ich habe wissenschaftliche Prognosen in diese Richtung gelesen.)


    Dennoch wird für einige (tausend) Wohnungen dort sicher noch genug platz sein.

  • ^ Schicke Teile, keine Frage. Die Grundform ist aber schon sehr an den (ebenfalls bei Knoll produzierten) Barcelona-Sessel von Mies van der Rohe angelehnt - mit einem kleinen Schuss Eames-Bürostuhl bei der Variante mit Armlehnen. Nicht, dass das die Schönheit schmälern würde; ich wollte nur darauf hinweisen, dass Gerkan hier keine creatio ex nihilo bewerkstelligt hat, sondern mit großen Vorbildern spielt... :)

  • Jein, auch damals gab es mehrere wichtige Entwürfe. Zur Einordnung:


    1. Die doppelte Rahmenstruktur ist an die Entwürfe von Horst Brünning für Kill International angelehnt.
    http://furniture-inc.de/de/archive/59


    2. Gerkan ist ja kein gelernter Designer sondern Architekt. Und er hat den Schwachpunkt von den Barcelona Sesseln erkannt, die Dinger sind zu steif.
    Aber genau das hatte Rudolf Horn auch schon erkannt!!!
    http://www.news.de/panorama/85…-wohnvisionaer-der-ddr/1/


    Gerkan hat diese beiden Punkte kombiniert.

  • [url=http://www.berliner-zeitung.de/hauptstadtflughafen/flughafen-umbau-ab-2018-tegel-tower-wird-zum-kletterturm--parkplaetze-zur-seenlandschaft,11546166,33575032.html]Die Berliner Zeitung[/url] berichtet über den Gewinner des Wettbewerbs zur Freiraumgestaltung des Tegeler Airports. Die Landschaftsarchitekten Atelier Loidl stellen sich eine Seenlandschaft vor, wo heute noch Autos parken, der Tower wird zum Kletterturm. Voraussichtlich 6 Monate nach Schließung, also 2018, soll die Umgestaltung los gehen. Das ganze trägt den Namen The Urban Tech Republic.


    Hier ein paar Visus:







    (C)Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH


    Projektseite

  • "The Urban Tech Republic" - na, klar doch... :rofl2:


    Sonst eigentlich ganz hübsch. Was die Bebauung betrifft: Ist das Phantasie, oder entspricht das einem bereits abgenickten Masterplan? Bin nicht so ganz auf dem laufenden, wie ich merke...

  • Hier mal ein kleiner Imagefilm zum o.g. Projekt.


    Des Weiteren ist der städtebauliche Wettbewerb entschieden. Gewonnen hat das Büro scheuvens + wachten plus planungsgesellschaft mbH aus Dortmund mit den Landschaftsarchitekten W6F Landschaft, Prof. Gerd Aufmkolk aus Nürnberg.
    Der Entwurf zeichnet sich durch offene Blockstrukturen und Berliner Traufhöhe aus.
    5.000 Wohnungen für 10.000 Menschen sollen entstehen.
    Infos und Visus gibt es hier.




    (C)Senatsentwicklung für Stadtentwicklung und Umwelt/
    scheuvens + wachten plus planungsgesellschaft mbH;Landschaftsarchitekten W6F Landschaft


    Einen Artikel des Berliner Tagesspiegels gibt es auch.

  • ^soviel Monotonie! Ich zähle am unteren Bildrand der zweiten Visu beispielsweise ganze fünfmal einen nahezu (bzw. zur Straße hin) identischen Baukörper, allesamt in einer Reihe nebeneinander angeordnet. Und auch auf dem restlichen Baufeld wiederholen sich die Baukörper auffällig. Wenn man wenigstens die identischen Baukörper etwas stärker durcheinander gewürfelt, also gemischt, hätte. Will man da etwa an ostberliner Wohnbebauungstradition anknüpfen, als eine Art Reminiszenz an lokale Bautradition der Moderne? Selbst wenn man das unkritisch befürworten würde ist das im ehemaligen Westberliner Tegel trotzdem fehl am Platze.

  • ^ Gemach, es ist doch der städtebauliche Wettbewerb und nicht der architektonische somit ist das lediglich unter dem Aspekt der Baumassenverteilung zu bewerten. Wie was wo ausgeführt wird ist also noch garnicht entschieden. Und erst recht ist es etwas voreilig wieder zu einer allumfassenden Modernistenschelte auzuholen, gell?!

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  • ^
    Man kann wohl kaum davon ausgehen, dass dort eine kleinteilige und architektonisch gemischte Bebauung entstehen wird. Ich erwarte auch eher monotone Gebäuderiegel. Mir ist auch kein Beispiel der letzten Jahre bekannt bei dem das nicht der Fall war.