Neubebauung am Schinkelplatz/Werderscher Markt

  • Die Kacheln in dieser Verlegung sind der rutschfeste Standard-Bodenbelag jeder Vorkriegskaserne ;)


    Wenn der Staab-Bau seine Messingrahmen bekommt wird er m.G. (meines Geschmacks) der vornehmste und wertigste der Neubauten mit gewollter oder ungewollter Assoziation zu konservativen 50er Jahre Repräsentanz-Bauten.

  • Ich denke schon, daß die Neubauten sich mit der Vorkriegsbebauung messen lassen müssen. Hier haben zeitgenössische Architekten die Chance, zu zeigen, daß sie in die Fußstapfen von Architekten der Vorkriegszeit treten können. Mein Eindruck ist, daß der Schinkelplatz für zeitgenössische Architekten einfach eine Nummer zu groß ist. Die Architekten von heute haben einfach nicht die Klasse. Das ganze Ensemble ist leider Murks.

  • Vielen Dank an KaBa1 für die Aufnahmen. Es folgen weitere Eindrücke vom frühen Abend.



    Bezüglich des Staab-Baus kann man natürlich geteilter Meinung sein. Meines Erachtens weist das Gebäude sehr gute Proportionen auf und mir gefällt die Umsetzung der Fenster, die bewusst auf Geländer verzichtet und stattdessen mit einer Glasfüllung arbeitet, um so auch trotz der üblichen lichten Raumhöhen eine gewisse Vertikalität und Erhöhung zu erreichen. Die Fenster schaffen gleichzeitig eine optische Tiefe, die bei der Größe des Baus auch sehr wichtig sind. Die "vernarbte" Fassadenstruktur sieht in Realität sehr gut aus. Ein Vorteil des Gebäudes ist sicher auch, dass hier keine Staffel ausgebildet werden musste, wie es bei den beiden Nachbarn der Fall ist.


    Im Falle des mittleren Baus muss ich ElleDeBe zustimmen. Die Ornamente wirken äußerst beliebig. Vielleicht hätte man mit diesem Muster ein Fassadenband ausbilden sollen, das die Fassade auf ganzer Breite überzieht, welches dann nicht aufgesetzt, sondern direkt in die Putzschicht integriert ist. Auch die unterschiedlichen Fensterformate sind nicht nachvollziehbar. Man hätte sich für eine Form entscheiden sollen. Die bauchigen Fenster im ersten Obergeschoss sind eine gute Idee, aber die Umsetzung mit so massiven Rahmen lässt das ganze äußerst plump und billig wirken. Auch die Kombination einer ockerfarbenen Fassade mit grauen Fensterrahmen war keine besonders gute Wahl. Und was mich besonders stört, ist der fehlende Abschluss. Das Wandfeld oberhalb der Fenster des 3. Obergeschosses ist im Verhältnis zu den darunterliegenden viel zu schmal. Es wirkt an dieser Stelle zu abgeschnitten.


    Die dritte Fassade wirkt auf mich etwas zu glatt. Schöne Fensterformate, klare Gliederung der Fassade, aber die wenigen Details sind zu unscheinbar. Vielleicht hätte man die horizontalen Natursteinbänder massiver oder die Fenster in Holz ausführen sollen. Hier fehlt das gewisse Etwas.


    Für diese Lage sollte der Anspruch an Architektur hoch sein. Insofern kann ich die allgemeine Enttäuschung über dieses Projekt verstehen.






  • Vielleicht sollten wir noch ein paar Jahre warten und dann schauen, ob und wie sich das Neugebaute entwickelt. Vielleicht gibt es ja dann wirklich dort ein paar Straßencafes z.B. am Schinkelpavillon, am Bärenbrunnen oder am Schinkelplatz. Ein paar kleine, feine Läden wären auch nicht schlecht.
    Vielleicht entwickelt sich ja ein schöner Spazierweg vom Schloss zum Gendarmenmarkt und vielleicht verbinden sich dann die so unterschiedlichen Stile und Bauqualitäten zu einem neuen Stadtviertel.

  • Ich finde keines der drei Häuser besonders toll oder besonders schlimm. Wenn man es positiv ausdrücken will, sind sie klassisch zurückhaltend, man kann es auch etwas weniger positiv sagen: vornehme Langeweile.


    Der mittlere Bau bekommt auch von mir ein paar Minuspunkte aufgrund der misslungenen albernen Reliefkachelstreifen. beim Staab-Bau befürchte ich ein recht schnelles Versiffen der Fassade wegen des Prägemusters.

  • ... beim Staab-Bau befürchte ich ein recht schnelles Versiffen der Fassade wegen des Prägemusters.


    Dass hier keiner verstehen möchte, dass der Staab-Bau erst durch das Absetzen von Staub etc. (versiffen) wie du es nennst, in den plastischen Vertiefungen, erst seine wahre Attraktivität und Plastitizät bekommen wird. Er wird dann nach unten hin viel dunkler wirken als nach oben, da ja die Struktur nach oben hin abnimmt. Der Effekt wird also noch verstärkt werden, dass sich das Gebäude quasi nach oben hin verjüngt. Das wird sehr gut werden, wartet ab. :daumen:

  • Aus welchem Grund sollte man diskutieren, wenn man die Gebäude äußerlich hässlich findet? Würden die Gebäude dadurch etwa ihre Banalität verlieren?


    Auch wenn ich mir die Argumente, die hier von den Befürwortern vorgebracht wurden, zum 10. Mal durchlese, werde ich bei meiner Meinung bleiben, dass die Gebäude für diesen Standort einfach unterirdisch sind.


    Die Tatsache, dass man sich dem Staab-Bau auf 15 Meter nähern muss, damit dieser den Charakter eines weißen Schuhkartons verliert und man dessen "Raffinesse" in der Fassadengestaltung erkennt, ändert nichts an meiner Meinung.


    Ich verstehe sie. Mir geht es bei den Patzschke-Bauten ähnlich. Je mehr ich mich diesen nähere, desto mehr verlieren die Styrobomber ihren Reiz. Je näher man kommt, desto mehr wird einem klar, mit was für einem billigen, reaktionären und oft ganz schlimm ausgeführten Bockmist es man da zu tun hat.


    Am besten gar nicht mehr drüber diskutieren. Mit keinem. So ist`s recht.

  • Die beiden Fassaden sind wirklich eine herbe Enttäuschung. Von dem mittleren Bau hatte ich mir wirklich mehr versprochen, stattdessen sieht er, wie schon gesagt wurde, aus wie ein billiger Bürobau, an den man nachträglich irgendwelche Kacheln geklatscht hätte, um ihn aufzupeppen. Aus etwas Entfernung fällt das zum Glück weniger auf. Die rechte Fassade sieht öde aus wie erwartet. Der Staab-Bau hingegen, bei dem ich anfangs am skeptischten war, entpuppt sich als um einige Klassen besser als der Rest und ist der Einzige, der so halbwegs dem Niveau entspricht, das man, denke ich, an dieser Stelle erwarten kann.

  • Am besten gar nicht mehr drüber diskutieren. Mit keinem. So ist`s recht.


    Dass ich ausgerechnet mit Ihnen, bei dem ich immer einen Hang zur arroganten Besserwisserei verspüre, einer Meinung sein würde, hätte ich niemals für möglich gehalten. :daumen:


    Aber schön! Halten wir es wie Goethe: „Getretener Quark wird breit - nicht stark." Die Gebäude werde ich auch nach weiteren Diskussionen und dem Austausch zusätzlicher Argumente für diesen exponierten Standort nicht für gelungen erachten. Und glauben Sie mir: Die Mehrheit der Bevölkerung denkt ebenso.

  • Dass hier keiner verstehen möchte, dass der Staab-Bau erst durch das Absetzen von Staub etc. (versiffen) wie du es nennst, in den plastischen Vertiefungen, erst seine wahre Attraktivität und Plastitizät bekommen wird. ...:


    Stimmt, da bin ich wohl zu sehr Ignorant und Kunstbanause. ;)

  • Und die bunte Farbigkeit, die für das weltoffene Berlin steht, kommt erst nach den ersten Farbanschlägen durch Autonome. In Berlin bleibt ja nix, wie es geplant ist.

  • Mod: Zitat gekürzt. Die Zitierfunktion bitte sinnvoll einsetzen. Danke.
    Bato

    Und glauben Sie mir: Die Mehrheit der Bevölkerung denkt ebenso.


    Die Mehrheit der Bevölkerung hielt auch Kandinskys Werke für ungelungen. Zum Glück ist das nicht entscheidend. Zum Glück für Kunst und Architektur.

  • ^ nichts gegen Kandinsky. Aber dein Vergleich hinkt. Um im Bild zu bleiben, würde es auch ganz entscheidend darauf ankommen, an welchem Ort man ein Werk von Kandinsky ausstellt. In einem Museum für barocke Malerei wäre ein Kandinsky völlig deplatziert.


    Genauso deplatziert ist es, im unmittelbaren Umfeld des Stadtschlosses architektonische Experimente wie den Staab-Bau durchzuführen. Es ist jedenfalls bezeichnend, wenn du Patzschke-Bauten als "reaktionär" bezeichnest (siehe Beitrag #787). Das Umfeld des Stadtschlosses ist jedenfalls keine Spielwiese für links-intellektuelle Architekturkritiker. Die Stadt ist groß genug. Solche plastischen Experimente wie den Staab-Bau kann man auch in "Szenevierteln", weit entfernt vom Stadtschloss, durchführen.

  • ganz abgesehen davon kann ich Kandinsky ganz einfach meiden wenn er mir nicht gefällt. Die Stadt in der ich lebe zu meiden gestaltet sich da schon etwas schwieriger. Kunst existiert eben ausschließlich für ihrer selbstwilllen. Bei Architektur ist das ZUM GLÜCK etwas anders.

  • ^ nichts gegen Kandinsky. Aber dein Vergleich hinkt. Um im Bild zu bleiben, würde es auch ganz entscheidend darauf ankommen, an welchem Ort man ein Werk von Kandinsky ausstellt. In einem Museum für barocke Malerei wäre ein Kandinsky völlig deplatziert.


    Genauso deplatziert ist es, im unmittelbaren Umfeld des Stadtschlosses architektonische Experimente wie den Staab-Bau durchzuführen. Es ist jedenfalls bezeichnend, wenn du Patzschke-Bauten als "reaktionär" bezeichnest (siehe Beitrag #787). Das Umfeld des Stadtschlosses ist jedenfalls keine Spielwiese für links-intellektuelle Architekturkritiker. Die Stadt ist groß genug. Solche plastischen Experimente wie den Staab-Bau kann man auch in "Szenevierteln", weit entfernt vom Stadtschloss, durchführen.


    Sagt jetzt wer? Der rechtsnationale Posemuckel? Der Staab Bau steht jedenfalls und wird so schnell nicht abgerissen. Warum auch? Ich bekomme schließlich auch Augenkrebs wenn ich z.B. die Fellini Residences sehe. Muss aber damit leben. Macht nix, die Stadt ist groß genug und hat Platz auch für Architekturschrott.

  • Nun sind auch die Fassaden auf der Spreeseite abgerüstet worden. Zum Vorschein gekommen sind, wie erwartet, zwei leichte Abwandlungen der an der Niederlagstraße bereits zu sehenden Fassade, eine identisch in weiß, die andere in grau. Die Fenster sind in diesem Fall aber vierflügelig ausgeführt. Außerdem hat das erste Obergeschoss Brüstungsfenster erhalten.





    Das Gegenlicht lässt die Fassaden etwas dunkler wirken als sie in Wirklichkeit sind.


  • Besonders bemerkenswert finde ich das Gebäude rechts neben dem Thaer-Denkmal (oben ganz rechts).
    Hier weicht der Baumeister die unsinnig-starre Vorgabe der stehenden Fenster für den Platz bis zum Quadrat auf und gliedert die Geschosse und Achsen durch kräftige Gesimse und Lisenen. Farblich ist der Bau an die Umgebung angepasst - sicher eine kluge Vorgabe der Denkmalpflege.
    Einziger Wermutstropfen: schade, dass PVC-Fenster verbaut wurde, die sonst konsequent durchgehaltene Wertigkeit wird damit etwas relativiert. Da aber durch die Südlage meist die Markisen - die feinabstimmt zum Bernburger Kleinpflaster in basaltgrau gehalten wurden - ausgefahren sind ist das verschmerzbar.
    Insgesamt eine echte Aufwertung für das historische Zentrum Berlins! Kennt jemand den Architekten - ich habe auf die Schnelle im Netz nichts gefunden!

  • ^ Meinst du das Palais Modulaire oder das Construction Site Living?


    Positiv finde ich, dass sich der mittlere Bau farblich abhebt. Auch die vierteiligen Fenster reißen bei dem ansonsten banalen Bau optisch einiges raus. Ansonsten sieht es aus wie erwartet.

  • ^ Er meint die Container.


    @ Konstantin: Harhar, *schenkelklopf*. Da hast Du es uns dummen Modernisten mal so richtig gegeben, wa? War aber einfach, unsereins ist halt total blöd in seiner links-intellektuellen Pseudo-Verblendung (oder so ähnlich – wie das richtig heißt, kann ich mir natürlich nicht merken). Wir halten ja sogar den Staab-Bau für Architektur. Meinen Glückwunsch für die gelungene Beweisführung, jetzt bin ich Schachmatt! :klatschen

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  • ^ Tower meint auch die Container! Palais Modulaire ist echt ein knorker Name :D.


    Man hätte vielleicht die zurückspringenden Bereiche um die Fenster herum in anderen Schattierungen fassen können, sodass eine Art Spiel mit der Tiefe entsteht. So alles Ton in Ton erkennt man diese minimale Rafinesse ja kaum.