Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Liebe Leute, wir sind hier inzwischen bei Beitrag Nummer 4212. Habe gerade mal spaßeshalber ein paar Jahre (2014) zurückgeblättert. Wir können die Posts von damals 1:1 hierher kopieren.

    Es gibt keine neue Sachlage und keine neuen Visionen. Bebauung, Teilbebauung, Rekonstruktion... alles schon tausendfach diskutiert. Es wird hier in den nächsten 10 Jahren weder einen hübschen Stadtpark, noch eine "heimelige" Bebauung geben.

    Die Minimalhoffnung bleibt, dass MEF und Rathausforum in den nächsten Jahren etwas aufgehübscht und zu lebendigen Stadtplätzen werden.

    Ach ich finds ja inzwischen ganz amüsant, dass sich immer weitere Generationen an neuen Forumsmitgliedern an dieser fantastischen stadtbildenden Struktur abarbeiten müssen. Das zeugt davon, dass es wohl etwas ganz besonderes ist was wir da in der Mitte unserer Stadt haben und somit sollten wir sehr behutsam damit umgehen.

  • Na, das zeugt wohl eher davon, dass das, was sich dort befindet stark polarisiert. Natürlich, dazu muss es aber baulich auch nichts besonderes sein, ist es doch auch geschichtlich stark aufgeladen!

    Stadtbildreparatur fände ich wünschenswert. Aber bevor dort durchschnittliche banale Investorenkisten entstehen, deren Bezüge zur Historie sich nur für Menschen mit Geschichtsstudium erschließen ist es mir doch lieber man macht erstmal nix.

  • < Ich kann mir gut vorstellen, das diese Planungen in Zusammenhang mit einem neuen Sicherheitskonzept für das gesamte Regierungsviertel, also Platz der Republik, Platz des 18. März inklusive Teilstück der Strasse des 17. Juni und Pariser Platz, stehen. Somit wird eine Ausweichfläche gebraucht um Großdemonstrationen, Versammlungen, etc. aufzunehmen. Da bietet sich dieses Areal ja geradezu an. Das würde auch erklären warum die bisherige Umsetzung und Gestaltung sehr robust bis lieblos erscheint.

    Aber hier wurde mal wieder sehr geschickt die Freiraumgestaltung des Humboldt Forums dem Marx- Engels Forum zugeschlagen. Was, wie wir ja alle wissen überhaupt nichts miteinander zu tun hat, deswegen gibts dafür auch einen eigenen Strang.

  • Ich frage mich ernsthaft wer sich so einen Quatsch ausdenkt und einen Namen wie 'Platz der Demokratie' für geeignet hält.

    Damit auch die letzten Sozialisten in dieser Ecke mitkriegen, dass sich was geändert hat?


    In Frankreich mag ja ein Place de la République Tradition haben und gehört ins Sortiment einer jeder Ansiedlung. Ich empfand dagegen die bewußt weitgehend ideologiebefreite Namensgebung von Plätzen und Straßen in Deutschland immer sehr wohltuend, gerade angesichts dieser aufgesetzten Umbenennungen während der NS Zeit oder noch grotesker in der DDR.


    Anstatt irgendwelcher abstrakter hohler Begriffe hielte ich es für geeigneter - wenn man schon unbedingt ein politisches Statement machen will - eine entsprechende Persönlichkeit zu finden, die für entsprechende Werte stehen.

  • ^ Einen Platz der Republik hat Berlin auch. Und einen Europaplatz und einen Platz der Vereinten Nationen und einen Platz der Luftbrücke. Ebenso einen Platz des 18. März. Und eine Straße des 17. Juni. Der Pariser Platz ist nicht nach der Stadt Paris benannt, sondern nach deren Eroberung in den Befreiungskriegen. Der Leipziger Platz heißt so wegen der dortigen Völkerschlacht. Was war nochmal Dein Argument?


    P.S.: Ich finde "Platz der Demokratie" auch doof. Was spricht denn gegen "Rathausplatz"?


    P.P.S.: Bring mal Beispiele, warum Du DDR-Straßennamen "grotesker" findest als die der Nazis. Ich bin sehr gespannt.


    P.P.P.S.: Wir sind hier immer noch im falschen Strang.

  • Ich frage mich ernsthaft wer sich so einen Quatsch ausdenkt und einen Namen wie 'Platz der Demokratie' für geeignet hält.

    Das passiert, wenn Politiker denken, dass sie ihre Untergebenen erinnern müssen, dass sie in einer Demokratie leben. Á la deutsche Demokratische republik.

  • ^

    Für mich hat der Name "Platz der Demokratie" etwas von einer Kopfgeburt, auch ich finde, wie Architektenkind, "Rathausplatz" besser, aber nur eine Woche nach der Erstürmung des Kapitols und in einer Welt, in der weltweit autoritäre Tendenzen sichtbar zunehmen, finde ich diesen Defätismus, mit dem hier über "Politiker" und "ihre Untergebenen" gesprochen haben, und die implizite Gleichsetzung unserer Staatsform mit der der DDR, doch ziemlich daneben und unangebracht. Was soll damit ausgesagt werden?

  • Architektenkind


    Gegen Rathausplatz spricht gar nichts.



    Insofern grotesker weil - wie so manches andere auch - von den SED lern noch wesentlich umfangreicher und konsequenter umgesetzt wurde. (Nur so nebenbei, nehme ich damit keine Wertung vor, was die Grauenhaftigkeit beider Regime betrifft. einfach nur eine Feststellung bezogen auf diesen Aspekt, bevor mit hier was unterstellt wird)


    https://www.spiegel.de/politik…-weiterlebt-a-440393.html


    Die meisten Beispiele die du anführst stammen ja nicht aus der Zeit der Bundesrepublik, sondern von davor und wurden als unproblematisch eingestuft, da sie eher Zeitzeugnis darstellen als imperialistisches Credo. Das Hermannsdenkmal oder Völkerschlachtsdenmkal wurden ja auch nicht geschleift sondern werden als Zeitzeugnisse eingestuft.

    Der Platz der Vereinten Nationen liegt im Osten.


    Der 17, Juni ist ein Berliner Sonderfall ebenso wie die der Platz der Luftbrücke, die aber weniger ein politisches Statement sind, sondern im Ersteren wohl eher an die Opfer erinnern soll und im zweiten Fall Dankbarkeit ausdrückt, von daher für mich weniger ideologiebehaftet.

  • ^ Ich wollte die genannten Straßennamen gar nicht problematisieren (die heißen halt so), sondern nur Dein Argument hinterfragen, wonach Straßen in der Bundesrepublik "ideologiebefreit" benannt seien (wobei ich den Ideologiebegriff auch hier wieder deplatziert finde). Wieso ist der "Platz der Republik", der (mit Unterbrechung) seit der 1918er-Revolution so heißt, nicht "ideologisch" - ein möglicher "Platz der Demokratie" aber schon? Und der "Platz der Vereinten Nationen" liegt zwar im Osten, erhielt seinen Namen aber erst 1992 (unter einem CDU-geführten Senat). Davor hieß er "Leninplatz" bzw. "Landsberger Platz".


    Straßennamen sind seit Jahrhunderten ein Politikum und Ausdruck von Machtverhältnissen. Das galt für das Kaiserreich, für die Republiken, für die Nazis und für die DDR. In meiner durch und durch westdeutschen Heimatstadt Braunschweig heißt der Rathausplatz z.B. seit Jahr und Tag "Platz der Deutschen Einheit".


    Wie gesagt: Ich bin auch nicht für "Platz der Demokratie" - zumal ich ihn als Kundgebungsort für zweitrangig halte. Aber Du konstruierst hier den "ideologischen" Bruch einer eigentlich "ideologiebefreiten" Namensgebungstradition und ziehst Paralellen zur DDR. Damit lädst Du das Thema m.E. unangemessen auf.

  • Warum kann man die gesamte Fläche also MEF und RF nicht einfach Forum nennen? Das würde alt mit neu verbinden und wäre trotzdem unverfänglich. Und es würde auch geschickt Um die Ecke gedacht Begriffe wie Bürgerforum, Forum der Demokratie und all solche Umschreibungen umfassen.

  • Der Begriff wäre zu allgemein- Verwechslung sind spätestens bei Forum Fridericianum oder Humboldt-Forum in der Verknappung des Begriffes vorprogrammiert - übrigens finde ich den Begriff in der ortsnahen Verwendungskette mittlerweile ziemlich überstrapaziert

    , das wirkt langsam wichtigtuerisch in etwa wie den oft anmaßenden Begriff von Palais für manche Wohnblöcke da wurde das Immobilien-Marketing ja fast zum Witz.

  • Ich finde es hochinteressant, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Straßennamen während der Teilung herauszuarbeiten. Um als Widerständler geehrt zu werden, musste man in der DDR Kommunist gewesen sein und in der alten Bundesrepublik Wehrmachtsoffizier oder in der Weißen Rose. Georg Elser hatte auf beiden Seiten keine Chance. Auf beiden Seiten gab es dagegen Marx-, Engels- und Bebelstraßen bzw. -Plätze. Warum? Weil die drei Persönlichkeiten von der SED wie von der SPD für ihre Traditionspflege beansprucht wurden.


    Berlin ist in Sachen Straßenumbenennungen ein besonderer Fall. Man hatte sich nach 1948 im Westen der Stadt relativ früh darauf verständigt, nur selten Straßenumbenennungen vorzunehmen. Populär war das ohnehin nicht und außerdem hatte man immer die Vorgänge im Osten der Stadt im Auge. Grundsätzlich ist ja in anderen SPD dominierten Gemeinden des Westens recht viel umbenannt worden, gerade im Rhein-Main Gebiet oder Nordhessen. Aber nachdem die SED 1950 im Osten in Hinblick auf die Weltfestspiele der Jugend 1951 eine wahre Umbenennungsflut gestartet hatte, hielt man es in Berlin (West) für geboten, an den historischen Namen umso mehr festzuhalten. Die Umbenennungen die es gab, waren meist sehr gezielt und bezogen sich häufig auf Vorgänge im Osten (17. Juni, Luftbrücke). Manchmal kamen Umbenennungen auch simultan vor. 1949 bspw. benennt die SED die Allee vorm Treptower Ehrenmal in Puschkinallee um und 14 Tage später wird im Westen die Kronprinzenallee zur Clayallee. Ein Foto davon hats damals sogar in den Spiegel geschafft.

  • ^ Sag ich ja: Hochinteressant! Wobei als Pendant zur Puschkinallee vielleicht eher Mark-Twain-Allee gepasst hätte. Clayallee wäre ja die Entsprechung zum Bersarinplatz gewesen...

    Warum kann man die gesamte Fläche also MEF und RF nicht einfach Forum nennen?

    Vielleicht "Demokratisches Forum"? Da hätte man den alten Namen mit dem neuen Vorschlag versöhnt und ein hübsche Doppeldeutigkeit eingebaut... ;)

  • Demokratisches Forum? Irgendwie stell ich mir da so etwas wie n runden Tisch, ne politische Arena, nen Demostuhlkreis oder ne staubtrockene Fernsehdebatte vor an einen städtischen Platz denke ich da eher weniger. Ist der Berliner Volksmund da nicht schon weiter? Gibts da nichts worauf man hätte reflektieren können oder ist das für Berliner so ein abseitiges Gebiet?


    Ich persönlich würde Das Marx-Engels Forum aus denkmalsicht dem Namen nach so belassen zumal die kreisrunde Anlage mit den Skulpturen in der Grünen Einfassung als Interpretationen ja einem Klassischen Forum oder einer Agora recht nahe kommt.


    Beim Rathausforum würde sich vielleicht eher eine Bezeichnung durchsetzen wenn man sich dazu verständigt und klar umrissen hätte welche Funktion er dauerhaft einnehmen wird und in welcher Fassung und Form - das ist bisher alles recht abstrakt


    Ich persönlich hab vorm Rathaus auch schon über einen Platz der Berliner nachgedacht ist aber wohl nicht inklusiv genug und Rathausplatz wäre wie eine Würdigung von Henselmann oder Waesemann zu spezifisch

    Der Titel - Marienplatz hätte durchaus noch eine Berechtigung als Referenz ans alte Berlin ist aber leider nicht so gravitätisch und bedeutungsschwer worauf man wohl abzielt.


    Ich glaube, Hätte man die Einheitsschüssel hier hin gestellt - hätte man sich manche Gehirnverrenkung erspart.

  • ^ Sag ich ja: Hochinteressant! Wobei als Pendant zur Puschkinallee vielleicht eher Mark-Twain-Allee gepasst hätte. Clayallee wäre ja die Entsprechung zum Bersarinplatz gewesen...

    Vielleicht "Demokratisches Forum"? Da hätte man den alten Namen mit dem neuen Vorschlag versöhnt und ein hübsche Doppeldeutigkeit eingebaut... ;)

    Die Benennung in Bersarinplatz ist allerdings noch vom Groß-Berliner Magistrat 1947 vorgenommen worden, also vor der formalen Teilung. Hier nochmal das Bild aus dem Spiegel. https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/44437016

  • Vor wenigen Tagen konnte KaBa1 noch schreiben:

    Es gibt keine neue Sachlage und keine neuen Visionen. Bebauung, Teilbebauung, Rekonstruktion... alles schon tausendfach diskutiert.



    Inzwischen hat sich die Sachelage geändert, denn die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen hat die Auslobung der Freiraumgestaltung Rathaus- und Marx-Engels-Forum Berlin Mitte einen offenen 2-phasigen Ideen- und Realisierungswettbewerb veröffentlicht. Sie ist nicht weniger als 739 Seiten lang, die PDF 181 MB groß! M.a.W.: Genug Stoff für die Fleißigen unter uns, auf diese Grundlage in diesem Strag neuen Anregungen und Informationen einzuspeisen.

  • Warum wird hier eigentlich über eine mögliche Benennung des Platzes diskutiert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass "Platz der Demokratie" ein Arbeitsbegriff ist, der lediglich die Programmatik der Fläche beschreiben soll.

  • Die Auslobung gefällt mir insgesamt sehr gut. Es wird deutlich, dass der Senat keineswegs die Vorstellungen der Stiftung Zukunft Berlin für einen Demonstrationsplatz umsetzen will, sondern eine wesentlich vielfältigere Gestaltung anstrebt.

    Sehr gut finde ich, dass Klarheit über den Standort des Neptunbrunnens geschaffen wird. Auf S. 157 heißt es: "Der Neptunbrunnen ist an seinem Standort zu erhalten und angemessen zu integrieren."

    Jedenfalls ist es gut, dass nun endlich praktische Schritte geschehen. Es wurde lange genug über das Gebiet diskutiert, jetzt sind sichtbare Maßnahmen gefragt.

  • Ich Gebe dir recht - das erscheint mir alles sehr vage - gerade unter diesem enormen Zeitlauf - da wird sich einiges was man sich so hübsch zurechtgelegt hat wie üblich überholt haben.

    Die Hintertürchen durch Unverbindlichkeit hat man sich ja offen gelassen und ob die von mir ebenfalls als Barriere wahrgenommene Spandauer Straße sich nur durch flächengestaltung überwinden lässt? Also kurzum ökofestes Sport, Demo und Spielegebiet mit paar Sitzmöbeln, Toiletten und Rabatten aber im Grunde soll alles weitestgehend bleiben wie es ist - was für ne Vision😂👌🏻