Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Na, man kann ja nur sagen, daß die Townhouse-Grundstücke in etwas schlechterer Lage am Friedrichswerder binnen 48 Stunden ausverkauft waren. Das wäre im Marienviertel sicher auch so. Ist damit der "Bedarf" gegeben?

  • Alles, bitte bloß keine 'Town houses' auf dem MEF! Es passt einfach keine kleinteilige Bebaung mehr in diese Gegend. Man muss sich and den benachbarten Blöcken orientieren sonst sieht das extrem albern aus. Es gejt schließlich um eine Zentrumslage direkt zwischen meheren doch recht großen Gebäudekomplexen. Falls es jamals eine Neubebauzúng auf dem MEF gibt, dann sollte man sich m.M. eher am Dom-Aquaree orinetieren, nicht unbedingt als Solitär, aber vom Volumen und der Höhe her.

  • Wie schon einer der Vorredner gesagt hat, erwarte ich hier ein Konzept, dass die Geschichte dieses Ortes aufgreift und die historischen Schichten (Marienkirche, rotes Rathaus, evtl. vorhandene Fundament o.ä.) einbindet.
    Da sind große Investorenblöcke das letzte, was ich hier sehen möchte.
    Sollte das jemals drohen, bin ich dafür lieber noch ein paar Jahre zu warten und den Zustand als Provisorium ersteinmal zu erhalten.

  • Ich bin nicht der Meinung, dass eine kleinteilige Bebauung nicht mehr in die Gegend passt. Umgekehrt hätte man schon immer argumentieren müssen, dass das große Baukörper nicht in die Gegend gepasst hätten und wir hätten kein Rotes Rathaus, und kein Stadthaus dahinter. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sogar ein Stadthausviertel hier wunderbar funktioniert. Und zwar nicht nur als Wohngegend für Besservierdienende, sondern mit den entsprechenden Vorschriften von Ladengeschäften im Sockebereich auch als Anzugspunkt für sämtliche Berliner und Gäste.

  • Na, ich wollte ja nur sagen daß der "Bedarf" für eine Neubebauung da ist. Zum Beispiel für Stadthäuser aber auch für Geschossflächenwohnungsbau und natürlich für Einkaufsflächen. Es zeigt sich also, daß der "Bedarf" nicht das einzige Instrument sein kann.
    Wann man sich wünscht, ist wieder etwas anderes. Ich jedenfalls bitte keine "Solitäre", weil man Angst vor Stadt hat.
    Das Problem ein abgeräumtes mittelalterliches Zentrum zu reaktivieren haben ja auch noch ganz andere Stadte in Europa gelöst...

  • Im Tagesspiegel gibt es einen Artikel zum Thema:


    Die Leere schmerzt
    Das Schloss ist beschlossene Sache – doch für die historische Mitte fehlt ein überzeugendes Konzept Dabei böte sie doch die Chance, zum Versuchsfeld für die Stadt der Zukunft zu werden.


    Der Artikel bringt für das interessierte Publikum keine neuen Nachrichten, zeigt aber, das die Notwendigkeit eines Konzepts für die Brachflächen in Mitte zunehmend diskutiert wird.


    Die Kernaussage des Autors ist, dass Berlin durch diese Lücke eine Chance zur Neu-Definition des Stadtraums hat. Meiner Meinung nach ist die Problematik durchaus den meisten Berlinern bewusst (man muss ja nur die Augen aufmachen), aber es wurde bisher wenig darüber geredet.

  • Mag ja sein, daß einige die "Leere" am Rathausforum stört, aber es gibt genau so gut andere, die es nicht so empfinden...
    Was mich bei Nowakowskis Artikel wundert ist, daß er selbst die ganzen großen Entwicklungsgebiete aufzählt, wo in den nächsten Jahren Verdichtung und Bauaktivität geschehen kann, und daraus dann eine Art Sachzwang konstruiert, der eine baldige Bebauung auch des Rathausforums erfordere...
    Ich würde es genau umgekehrt sehen, das ergibt die Möglichkeit hier erst mal alle Optionen offen zu halten...
    Und eine weiter verdichtete Stadt braucht auch mittelgroße Freiflächen in Zentrumslage zur Mikroklimatisierung...
    Ich denke man soll an diesem Ort die Geschichte zur Kenntnis nehmen, aber ich lehne es ab, allein von der Geschichte die Zukunft dieses Ortes herzuleiten, denn es ist legitim, diese auch ganz anders zu denken...

  • Nur mal um die Relation zu wahren - Berlin ist doch, auch was das Zentrum betrifft, nicht "verdichtet". Einzelne Bereiche wie die Spandauer Vorstadt oder der Prenzlauer Berg - ja. Aber insgesamt weist das Berliner Zentrum doch eine GFZ unter 2 aus - kein Vergleich mit Rom, Prag oder Wien (ich wollte jetzt mal nicht London und Paris nennen).

  • Urbanist
    Hat man nicht die letzten 60 oder zumindest 20 Jahre die Optionen in einer gewissen Weise offen gehalten? Ja, ne Stadt braucht Freiflächen, aber diese sollten nicht dominieren, jedenfalls nicht im unmittelbaren Zentrum. An Parks und sonst. Grün- und Freiflächen mangelt es Berlin nun wirklich nicht, im Ggs. zu Rom etc. Und ich wandel ich doch lieber durch die engen Gassen vom Tiber zur Piazza di Spagna oder die lärmende Via Nazionale hinunter, wo man auch etwas vom städt. Leben merkt, als diese von Durchgangsstraßen und Platten gesäumte Einöde. Und wenn/falls dann noch der Neptunbrunnen an seinen ursprünglichen Platz zurückkehrt...Aber man will ja immer das, was man nicht hat, nicht? Mir tut jedenfalls die einsame Kirche jedes mal Leid. Zumindest das M-E-Forum sollte man bebauen, damit diese Fläche etwas an Definition gewinnt. Allerdings wird mMn keine zeitgen. Neubebauung zu eben diesem Charme führen, wie ihn andere, erhaltene Innenstädte versprühen.

  • Ich denke, daß Berlin nicht so verdichtet ist wie andere "klassische" europäische Metropolen ist doch auch eine Qualität, die man nicht so ohne weiteres aufgeben muß...
    Außerdem ist Dichte immer relativ, im Vergleich zum Ruhrgebiet oder amerikanischen Großstädten ist Berlin ziemlich verdichtet und kompakt.
    Gerade weil es noch so viele andere Flächen, teilweise echte Brachen gibt, die problemlos kurzfristig bebaut werden können, sehe ich keine Notwendigkeit, dies ausgerechnet vor dem Fernsehturm zu tun...
    Ich glaube, daß hinter dieser Forderung sehr viel Dogmatik der "Kritischen Rekonstruktion" steckt, und mich stört, daß an Hand dieses Dogmas die Zukunft dieses Ortes durch seine (teilweise seit Jahrzehnten überformte/nicht mehr vorhandene) Struktur bis zur Zeit nach dem 2. Weltkrieg bestimmt werden soll, und nicht an Hand der Bedürfnisse der Stadt von heute und morgen.
    Ich denke man sollte die Fläche pragmatisch nach ihren Potenzialen und Qualitäten im Gefüge der bestehenden Stadt bewerten, und das ganze Geschichtsgeraune einfach mal vergessen...


    Ben:

    Mir tut jedenfalls die einsame Kirche jedes mal Leid.


    Wieso?
    Berlin ist doch eh eine gottlose Stadt, da ist das doch ein sehr treffendes Bild...

    Und ich wandel ich doch lieber durch die engen Gassen vom Tiber zur Piazza di Spagna oder die lärmende Via Nazionale hinunter, wo man auch etwas vom städt. Leben merkt, als diese von Durchgangsstraßen und Platten gesäumte Einöde.


    Das ist aber eine rein touristische Perspektive, wenn Du da wohnen würdest hättest Du vielleicht eine andere Meinung; und den Touristen scheint der Bereich am Fernsehturm doch sogar in seinem jetzigen abgerockten Zustand immer einen Besuch wert zu sein, meiden tun sie ihn jedenfalls nicht...

  • Ich finde, Ben hat Recht.


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    Bato

  • Aber wenn es um eine nette urbane Kulisse geht, in der Berlin ein wenig so heile und intakt aussieht wie Rom, Prag, Paris etc., dann gibt es doch direkt nebenan das Nikolaiviertel, und in Zukunft auch noch das Klosterviertel, und ziemlich in der Nähe mit der Spandauer Vorstadt sogar einen ziemlich überzeugenden authentischen Altstadtdarsteller...
    Seien wir doch ehrlich, die meisten Touris halten doch eh die Spandauer Vorstadt für die Berliner Altstadt, und daß es nicht so ist, juckt weder die noch den Rest von Berlin...

  • @Kirche
    Weil sie als einziger Steinbau allein auf weiter Flur zw. all diesen Beton- und Plattenmonstern steht. Ob es sich dabei nun um die zweitälteste sakrale oder ein vergleichbares weltliches Gebäude handelt, spielt doch dabei keine Rolle. Diese Ansicht spricht wohl eher gegen die Gottlosigkeit der Stadt (die Kirche steht ja schließlich noch), als viel mehr für die Leugnung der 700-jährigen Geschichte, die vor den 40 Jahren der Dehistorisierung liegt.


    @Touris
    Tja, dann sollte man diese Ansicht auch in diesem Falle mal außen vor lassen, ausnahmsweise mal wieder auf die Ureinwohner schauen und von der Idee, einen Vergnügungspark mit Riesenrad und Seilbahn zu schaffen, abkommen. Dann ziehe ich eben Charlottenburg in der Nähe des Schlosses, die Seitenstr. des Kudamms oder die Spandauer Vorstadt nebenan als Vergleich heran. Das ist dann keine tourist. Sicht, sonder die eines Einheimischen. Dass man nicht einfach des Bauens wegen bauen sollte, damit dann die Häuser am Ende leerstehen, ist wieder ne andere Geschichte.


    @Nikolaiviertel
    Das ist ja wohl kaum mit den anderen Beispielen zu vergleichen. In Prag oder Rom stehen schließlich keine pseudohist. Platten zusammen mit hin- und hergeschobenen "Altbauten" herum. Wenn man so sieht, ist die SV ja auch Alt-Berlin. Schließlich ist es das älteste erhaltene Viertel. Und wieso sollte man den Leuten (aus welchem Grund sie sich auch in dieser Gegend aufhalten) den Weg zw. KV/NV und SV nicht durch ein MV möglicherweise angenehmer gestalten?

  • Ben:
    Es ist doch gerade die Qualität von Berlin, daß es neben Vierteln wie Alt-Charlottenburg oder SV eben auch Orte hat, die ganz durch das
    20. Jahrhundert und seine Folgen geprägt sind...
    Deswegen kommen die Leute doch her, wenn alles wie in den "klassischen" Metropolen wär, könnten sie doch gleich dahin fahren...
    Und wer sagt, daß die Leute auf dem Weg von der SV (Themenpark Alt-Berlin, arty rausgebrezelt) nicht doch lieber auf einem qualifizierten Rathausforum Fernsehturm etc. bewundern und dabei ein wenig relaxen (Themenpark vom Sozialismus ererbter Kollektivraum, vor hochmodern-futuristischer DDR-Hauptstadtkulisse), um dann ins Nikolaiviertel zu gehen, was viel besser ist als irgendwas in Rom, weil es nur auf den ersten Blick Altstadt ist, es sich bei näherem Hinsehen aber eine Preziose historisierenden sozialistischen Edeltrashs handelt...;-)
    Damit können Rom und Prag etc. nicht aufwarten.
    Ich glaube, diese Parforceritte durch Zeit und Raum machen die Stadt auch für Besucher besonders, und nicht eine wiederaufgebaute Altstadtkulisse, die glauben machen will, die Zeit wäre hier immer ein langer ruhiger Fluß gewesen...
    Das glaubt eh keiner; aber es an dieser Stelle behaupten zu wollen hätte schon was neurotisches...
    Und sie wäre kein Zeugnis der untergegangenen Altstadt (das wäre eher der Vorschlag Archäologischer Garten), sondern für spätere Generationen eher ein Zeugnis für die biedermeierliche Verzagtheit, die in diesem Land nach dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts herrscht, und der zu den Herausforderungen dieser Zeit nur ein ängstliches Herbeizitieren vermeintlich besserer Vergangenheiten eingefallen wäre...

    3 Mal editiert, zuletzt von Urbanist ()

  • Auch die Morgenpost hat das Thema aufgegriffen. Ein Interview mit dem Architekten Bernd Albers (muss man den kennen?):


    Warum Berlin mit seiner Mitte nicht umgehen kann


    ...



    Bernd Albers scheint ein klarer Befürworter einer Rekonstruktion zu sein, und argumentiert das bereits di DDR Regierung eine Umkehr von der zerstörerischen Stadtplanung hin zur Rekonstruktion gemacht habe als das Nikolaiviertel wieder aufgebaut wurde.


    Hinweis der Moderation: Die Einbindung des Zitats wurde editiert. Grund: Unerlaubtes Pressezitat.
    Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Texten achten. Vielen Dank.
    Bato


    edit: man kann es auch echt übertreiben... Ich werde nächstes mal einfach nach jedem zweiten wort ein "Amen" schreiben, dann ist es kein direktes Zitat mehr :p

    Oder du schreibst einfach eine kleine Zusammenfassung des Textes. Sollte für einen halbwegs gebildeteten Menschen kein Problem darstellen.

    Einmal editiert, zuletzt von necrokatz ()

  • Er hat zumindest mal den Nagel auf den Kopf getroffen. Es ist ganz sicher kein Schritt in Richtung Urbanisierung des brachliegenden Stadtraumes, wenn man ihn planiert, flutet oder bepflanzt. Letztendlich ist das Thema ja garnicht 'Rekonstruktion', sondern allenfalls die Wiederherstellung einer grundlegenden städtischen Struktur. Ob das nun kleinteilig, historisierend, oder mit einem Solitär erfolgen sollte - das sollte eigentlich die Diskussionsgrundlage sein. Nicht etwa das Festhalten am bzw. Ausweiten des Status Quo.

  • Ich bin ja nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung, aber es muss


    a) zu den umliegenden Gebäuden passen und
    b) müssen die Gebäude auch vermietet/verkauft werden können ohne woanders Leerstände zu produzieren.


    Solange das nicht gegeben ist sollte man die Fläche freihalten.