Goetheplatz, Roßmarkt und Rathenauplatz

  • Wir sind hier aber weder in Italien, noch in Spanien oder sonstwo. Wenn der Herr Landes mit der deutschen Mentalität ein Problem hat, kann er von mir aus gerne in eines der von ihm genannten Länder gehen und die Leute dort mit dem was zwischen seinen Ohren ist erfreuen. Vielleicht ist es dort ja genauso Leer (wegen der richtigen Nutzung). Die Bemerkung über den Opernplatz lässt jedenfalls die Vermutung zu, dass sich auf meinem Badezimmerboden mehr Intelligenz befindet, als zwischen den genannten Körperteilen dieses Herrn. Ewig diese selbsternannten "Fachleute", die einem erklären wollen, wie was auszusehen hat.

  • Wenn man beispielsweise den Markusplatz in Venedig nimmt, dann hat dieser außer seiner Leere nichts, aber auch gar nichts anzubieten. Die Aufenthaltsqualität ist gleich Null - eigentlich sogar unter Null, da mitgebrachte Getränke und Lebensmittel nicht mehr dort verzehrt werden dürfen - aber man kann nicht behaupten, der Platz werde von den Menschen nicht angenommen. Die Gründe:

    • Es gibt interessante Gebäude (Fotomotive!) an einem Ende des Platzes
    • Es kreuzen sich die Verkehrsströme der Fußgänger auf dem Platz
    • Der gesamte Platzrand ist - ohne Beeinträchtigung durch Straßenverkehr oder dichte Fußgängerstöme - gastronomisch erschlossen.


    Frankfurt dagegen teilt seine Plätze sorgsam ein

    • Römerberg - Die "Gut Stubb" für würdevolle Veranstaltungen, wie, äh, den Empfang von heimkehrenden Fußballern. Gegeben sind die Punkte 1-3 von oben, wobei der Fußgängerverkehr doch eher durchrauscht.
    • Paulsplatz - Mit Bäumen zugestellte Weihnachtsmarktserweiterungsfläche. Punkt 1 wird von der Paulskirche marginal erfüllt, der Fußgängerverkehr hat hier eher Rennbahncharakter. Der Platz ist aber immerhin von einer Seite halbwegs erschlossen. Die Souvenirgeschäfte und der Buchramschladen sind dabei ein Totalausfall.
    • Opernplatz - Der Salon. Selbst Budenfeste sind bitteschön edel auszuführen, Schampus statt Bier und Hummer statt Bockwurst sind Pflicht. Punkt 1 ist erfüllt, die Fußgängerströme fehlen eher, der Platz wird als Abschluss der Fressgass wahrgenommen, die gastronomische Erschließung ist bescheiden (eben auch wegen der Fressgass), so dass hier ein Publikumsmagnet fehlt. Bonuspunkte für den Brunnen und die bislang dezente U-Bahngestaltung.
    • Konstablerwache - Der "Wir wollen ihn nicht aber machen alles dort"-Platz. Entstanden wie Goethe-/Rathenauplatz durch Wegfall eines ÖPNV-Knoten und Kreuzungspunktes wird er für alles was weder edel noch würdevoll, dafür aber laut und bunt ist belegt. Aufenthaltsqualität außerhalb von Veranstaltungen Null ("Braucht Du was?"). Von meinen Kriterien ist keines auch nur erfüllt - die Verkehrsströme werden durch das Podest an die Platzränder gedrückt, das gastronomische Angebot besteht aus einer Handvoll Tische beim Nachtleben, dem McDonalds und einem Imbisstand. Aber gerade das erlaubt eben die Nutzung als Veranstaltungsort.
    • Hauptwache - Die neue Fläche zieht ebenfalls Veranstaltungen der Art an, die sich auch an der Konstablerwache finden. Die Hauptwache selbst und die Katharinenkirche sind als Gebäude nicht attraktiv genug um Punkt 1 zu erfüllen, Punkt zwei würde bei ebener Querungsmöglichkeit zutreffen, für Punkt 3 sind Ansätze vorhanden, deren intensive Nutzung Hoffnungen zulässt, wenn der Platz weitgehend offen bleibt.


    Mit dem geplanten Wegfall der Konstablerwache als innerstädtischem Veranstaltungsort und der noch-nicht-Verfügbarkeit der Hauptwache als Ablösung dafür, ist der Rossmarkt nach Fläche und Zuschnitt als nutzbare Freifläche gut geeignet.
    Das Fehlen von Fußgängerströmen, die sonst bei Veranstaltungen umgeleitet werden müssten ist hier eher noch positiv zu werden.
    Die beiden angrenzenden Plätze erfüllen bestenfalls das zweite Kriterium, derzeit gibt es keinen optischen Aufhänger für einen Aufenthalt auf dem Platz und Punkt 3 ist ausschließlich für den Rossmarkt ansatzweise erfüllt.


    Wenn man Plätze mit "Aufenthaltsqualität" bauen will, dann kommt es nicht auf Pflaster oder Bäume an sondern auf das was den städtischen Platz von einer Landebahn oder einer Wiese unterscheidet: Seine Umrandung durch ansprechende Gebäude, seine Lage an einem Ort, den Fußgänger nicht nur gezielt aufsuchen sondern regelmäßig passieren und die Bereitstellung von Einrichtungen, die dazu veranlassen aus einer Passage einen Aufenthalt zu machen. In diesem Sinne wäre die Fressgass, im Vergleich mit der Liste der Plätze oben, einer der gelungensten Plätze der Stadt.

  • ^^Du solltest noch einmal die von Dir kritisierten Plätze aufsuchen. So hat der Opernplatz beispielsweise nahezu ausschließliche gastronomische Nutzung und zeichnet sich gerade im Sommer durch hohe Aufenthaltsqualität aus. Am Opernplatz befinden sich 7 verschiedene Lokale, zwar durchaus im gehobenen Segment, das gehört aber zu einer Stadt wie Frankfurt nun einmal dazu. Auf den zahlreichen Bänken ruhen sich Passanten, Touristen und Angestellte der umliegenden Büros aus, nehmen ihr Mittagessen ein oder unterhalten sich einfach. Der Platz wird ständig - Tag wie Nacht - von Passanten frequentiert.


    Um in Deinen Kategorien zu sprechen, alle drei Kriterien hier sind erfüllt.

  • Goetheplatz, Roßmarkt und Rathenauplatz

    @Xalinai #466 : Du hast Dir Mühe gegeben, aber im Brustton der Überzeugung wie üblich einige Dinge übergangen, auf die noch hingewiesen werden muss.


    Der Markusplatz hat nun mal auch ein entsprechendes Pflaster. Was wäre denn wenn das Pflaster vom Roßmarkt und der Sand vom Goetheplatz auf den Markusplatz kämen?

    Du warst noch nicht oft auf dem Römerberg wenn du dort nur würdevolle Veranstaltungen siehst, die sind dort eher in der Minderzahl.

    Der Paulsplatz ist fast zur Hälfte nahezu immer mit Gastronomie belegt. Für Frankfurter Verhältnisse ist auch der Paulsplatz mit einer neben der Paulskirche teils sehenswerten Gebäudeumgebung ausgestattet. Setz Dich mal hin und schau Dich um.

    Neben reichlich vorhandener Gastronomie finden am Opernplatz häufig sehr triviale Events statt, so zum Beispiel Plansch-Kinderfeste und Eislaufbahn im Winter. Abgesehen von den ständig durchfahrenden Sauftretfahrzeugen, Rollfahzeugkünstlern und bedürftigen Musikanten.

    Die Konstablerwache kennst du am besten, da stimmt alles einigermaßen. Aber Aufenthaltsqualität ist auch während der Veranstaltungen meist vom Letzten.

    Die Hauptwache steht bei den attraktiven Plätzen mindest an dritter Stelle, bereits auch jetzt ohne neue Gestaltung, gerade wegen der von hier zu sehenden Gebäude. Und der Platz mit den durchschnittlich wohl größten Fußgängerverkehrsströmen und es gibt Veranstaltungen die Du auf der Konstablerwache so nicht findest.

    Die von Dir verneinten optischen Aufhänger (Gebäudeumgebung und Denkmäler) am Roßmarkt/Goetheplatz/Rathenauplatz sind gerade die bestimmenden Faktoren für die verbliebene Aufenthaltsqualität.


    Die Fressgass kann niemals ein Platz in obigem Sinne sein, auch wenn sie ein Platz wäre oder Platzgröße hätte. Wie der Name schon sagt findet hier überwiegend nur eines statt und nur dementsprechende Events.

    Und wenn Du davon erzählt, dass es bei Plätzen nicht auch auf das Pflaster ankommt, steht dass in großem Missverhältnis zu Deinem hier vorgeführten Gestaltungsanspruch.

  • sehr aufschlussreich finde ich den verlinkten FNP-artikel von robertKWF in #463


    wenn der vetreter des grünflächenamtes (!) - wie paradox - zugibt dass bei der neugestaltung der platzfläche in erster linie der veranstaltungscharakter vorrang hatte ist das sehr traurig - aber wenigstens ehrlich. ziel der stadt war es hier offensichtlich einen teilzeitrummelplatz zu schaffen, "leergeräumt" wie es dieser architekt so plastisch und zutreffend beschrieben hat, für solche krach-events wie derzeit zur WM. ich bleibe da bei meiner meinung, dass dieser platz und die umgebung dafür zu schade ist. sowas gehört auf die konstablerwache. da ist die randbebauung so grottenhässlich dass es fast egal ist was auf dem platz selbst stattfindet - aber nicht auf den goetheplatz.


    ich hoffe ja das grünflächenamt besinnt sich seines namens und bessert in diesem sinne auf dem goetheplatz noch nach. events könnten dann künftig auf der "leergeräumten" konstablerwache stattfinden. Liebe stadt frankfurt: reißt doch einfach dieses alberne podest runter und baut eure eventarenen künftig dort hin.

  • Hallo zusammen. Ich wohne in Zürich und bin schon in Frankfurt gewesen. Feststeht, die Schauermärchen über eure Stadt, die man bei uns hört, stimmen definitiv nicht. Frankfurt wird italienisch! Mit vielen steinernen Fassaden und (im besten Sinne) konservativer Rückbesinnung werden schlimme Wunden geheilt. Sehr gut! Bei all den schönen Projekten ist es manchmal unverständlich, wieso an neuralgischen Stellen an der Mainstadt derart zweifelhafte Projekte zustandekommen. Derart kleine Bunkerfenster sind doch auch in Deutschland nicht mehr vonnöten. Ich hab das mal dilettantisch am Beispiel des «Zwischenbaus» illustriert. Könnte man doch auch so machen (Ladezone, Firsthöhe geschlossen)? Im Mailänder Schick, mit Berliner Dachtraufe :)



    Generell: Mit welcher «Unbarmherzigkeit» bei euch auch neuere Häuser abgerissen werden, ist vorbildlich. Man muss ja nicht jeden Schund behalten. In Zürich leider beinahe unmöglich, da alles, kaum gebaut, «gefühlt» gleich unter Heimatschutz steht. Frankfurt, weiter so!

  • Roßmarkt 13

    Wenigstens eine Befürchtung heute, die sich nicht vollkommen bewahrheitet: Am Roßmarkt 13 fallen heute die Hüllen. Der Sandstein ist gereinigt und ausgebessert, das Sockelgeschoss mit Brüstung aufgesetzt. Ich hoffe noch, der Bauherr würde das unsäglich vollflächige Cri-Cri-Schild entfernen und durch einen Schriftzug auf den Sandsteinplatten ersetzen lassen.



    Wer auf Versace-Ästhetik allergisch reagiert, der möge das folgende Detailbild überspringen. Ich bin mir sicher, dass sich nur eine Minderheit für die Metallplatten mit Goldkränzchen begeistert. Wenn man nicht genau hinguckt, sieht man es oben nur hübsch glänzen:



    Bilder: epizentrum


    Beruhigt bin ich darüber, dass die Löwenköpfe und Ornamente erhalten geblieben und die, nennt man das so?, Attika mit Naturstein ausgeführt ist. Die Regenrinne lässt außerdem vermuten, das hier kein Flachdach gebaut wurde, sondern etwas Schräges.


    Vorige Beiträge: #451 und #454 bis #461 mit der Diskussion über Dachaufbau und Eigentümer.

  • Rathenauplatz 1a

    Einen Nachtrag zum abgeschlossenen Umbau des Geschäftshauses am Rathenauplatz 1a (siehe bspw. #434 und #428) habe ich noch. Der Dachaufbau ist mit einem durchsichtigen "Wellblech" verkleidet. Interessant, hatte ich bisher noch nicht gesehen:




    Bilder: epizentrum


    Nicht schön, aber selten.

  • Roßmarkt 13

    Die Fassade ist jetzt gerüstfrei, doch Epizentrum's Hoffnung in #483, dass der Cri-Cri Schriftzug entfernt wird, wurde nicht erfüllt. Soweit ich mich erinnere, war der alte Schriftzug in giftgrün gehalten, daher sogar eine Verbesserung wie ich meine.


    By thomasfra at 2010-09-14

  • Bauten des U60311 auf dem Roßmarkt

    Die "über Tage" stehenden Gebäude des unter dem Roßmarkt liegenden Clubs U60311 sind alles andere als schön anzusehen, dem wird wohl niemand widersprechen. Es sind deren drei, neben dem Bau mit dem Haupteingang sind noch zwei weitere Gebäude mit Notausgängen vorhanden. Haupteingang, von thomasfra im vergangenen Frühjahr fotografiert:



    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2010-04-17


    Und das prachtvolle Gebäude vor dem Juwelier Bucherer:


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2010-04-17

    Nun bahnt sich eine Lösung an: Das vor dem Ladenlokal des Juweliers stehende Gebäude soll abgerissen werden. Dafür soll der andere Notausgang ausgebaut werden. Für die beiden verbleibenden Bauten ist eine Fassadenbegrünung vorgesehen. Und zwar als "vertikaler Garten", als begrünte Wand wie sie von dem Botaniker Patrick Blanc entwickelt wurde (am Palmengarten ist ein ähnliches Projekt geplant). Das berichtet heute das Journal Frankfurt.


    Die Umgestaltung soll bereits im Januar 2011 beginnen, der Abschluss der Arbeiten ist Ende April 2011 geplant. Die Stadt rechnet mit 400.000 Euro Kosten. Während des Umbaus muss das U60311 für zwei bis drei Wochen geschlossen werden. Die Planung übernimmt offenbar das Frankfurter Büro architektei mey, das 1998 bereits den Umbau der stillgelegten Fußgängerunterführung zur Diskothek realisierte. Rendering:



    Bild: architektei mey

  • Roßmarkt 10 - 14 | Roßmarkt 13

    Neubaupläne soll es auch für die Grundstücke Roßmarkt 10-14 geben. Gemäß des Innenstadtkonzepts wäre dort ein Gebäude möglich, das die Bauflucht nach Süden erweitert (Details). Zumindest der Eigentümer der Hausnummer 14, die Hofkammer Projektentwicklung, hat noch keine konkreten Pläne. Dies auch, weil der Bau erst vor fünf Jahren saniert wurde. Roßmarkt 14 ist das Gebäude, das südlich an den MoschMosch-Neubau anschließt und in dem unten eine Commerzbank-Filiale ist.


    ... das unsäglich vollflächige Cri-Cri-Schild entfernen und durch einen Schriftzug auf den Sandsteinplatten ersetzen lassen.


    Ersteres wird Anfang des kommenden Jahres Wirklichkeit. Spätestens Ende Januar 2011 schließt Cri-Cri das letzte der ehemals rund 30 Geschäfte. Das berichtetet die FR. Auch zitiert die Zeitung Stephan Rapp von der F.L.C. Verwaltungsgesellschaft wonach "das denkmalgeschützte Haus richtig schön und vor allem 'historisch' hergerichtet werden" soll. Und zwar mit Sandstein-Säulen und großen Fenstern.


    Das ist freilich lobenswert, wenngleich die Wiederherstellung des ursprünglichen Dachs die Sache noch wesentlich runder gemacht hätte (Foto). Nach der Sanierung zieht voraussichtlich ein Textilunternehmen ein.

  • Ein-/(Not)Ausgänge U60311, Roßmarkt

    Aktuell hat man zwei der drei überirdischen Bauten des U60 "eingepackt". Meiner Meinung nach auch nicht besser als der bisherige Zustand.
    Weiter geht es hier wohl im Januar 2011, siehe Beitrag #487 von Schmittchen.





    Alle Bildrechte liegen bei mir!

  • Ich kann es nicht verstehen,warum müssen die offentliche plätze so trist aussehen.Die plätze müssen den Leuten anziehen.Ein beispiel von Platzgestaltung ist zum beispiel neue Hauptstadt von Kasachstan Astana.Der Stadt zeigt ,dass es möglich ist die Plätze freundlich zu gestalten.Ein großer Wasserbrunner hier ist unumgänglich.

  • In den letzten 20 Jahren hat es in Frankfurt eine sehr positive Entwicklung gegeben. Eine Skyline, die einmalig in Europa ist, erstklassige Museumsbauten, Hanauer Landstrasse, Westhafen und vieles mehr. Leider kann ich ausgerechnet im Kernberich der Innenstadt keine nennenswerte Verbesserung erkennen. Die neue Bebauung zwischen Rossmarkt und Goetheplatz (Beitrag 411, unteres Foto) sehe ich hier als ein absolutes Negativbeispiel. Diese Art von Architektur passt meiner Meinung nach eher in ein Gewerbegebiete als ins Zentrum einer deutschen Großstadt. Man sollte im Rathaus vielleicht einmal über eine Gestaltungssatzung für die Innenstadt nachdenken.

  • Das Bild in jenem Posting zeigt an der Ecke Goetheplatz und Roßmarkt einen (vor fünf Jahren erfolgten) Umbau, keine neue Bebauung. Fraglos einen missratenen Umbau. Deine Ansicht, es habe in der Innenstadt keine nennenswerten Verbesserungen gegeben, teile ich ansonsten nicht.


    Das Gebäude steht an einer der drei Stellen in der Umgebung der Hauptwache, für welche die Stadt neu definierte Raumkanten vorsieht. Informationen zu dieser Planung gibt es in diesem Beitrag. Das würde eine weitreichende Veränderung auch dieser Ecke bedeuten. Konkrete Pläne des Eigentümers des Eckhauses Roßmarkt 14, der Hofkammer Projektentwicklung, gibt es allerdings bisher nicht (Quelle).

  • Fehlender Dialog führte zu planerischer Abschottung

    Die desaströse Gestaltung der Platzfolge von Rathenauplatz, Goetheplatz und Roßmarkt bleibt Thema in den Frankfurter Medien (und wurde übrigens auch in der Kommunalwahl thematisiert). In einem interessanten FAZ-Interview mit der verantwortlichen Landschaftsarchitektin Gabriele Kiefer werden nun viele Details klar. Sie stellt der Frankfurter Stadtregierung dabei kein gutes Zeugnis aus. Ebenso wäre sie auch enttäuscht und überrascht von den durchweg vernichtenden Kritiken aus den Frankfurter Medien zu dem Platz der als "zu grau, zu trist und zu leblos" empfunden wird.


    Hier eine Kurzzusammenfassung:
    - Sie hat in der Planung nur mit wenigen Leuten vom Amt und nicht mit Politikern zu tun gehabt. Das wäre ihr so zum ersten Mal passiert.
    - Die Stadt hat eine öffentliche Debatte bzw. einen kritischen Dialog um die Platzgestaltung bewusst unterbunden gegen den Willen von Frau Kiefer; so war es schwer für die in Kreuzberg lebende Architektin mehr Ortskompetenz zu sammeln.
    - Sie wäre ebenso unzufrieden mit dem Belag, das Kleinsteinpflaster war so nicht geplant. Stattdessen wollte man ursprünglich großflächige Platten in unterschiedlichen Dicken verlegen.
    - Ein Konzept für Pflanzen und Blumen gab es, wurde von der Stadt aber abgelehnt. Frau Kiefer wollte Kübel mit Grün einführen, die man für Veranstaltungen leicht bewegen kann.
    - Den grauen Kies könnte man nachträglich gegen warmen rötlichen Erdton tauschen, ansonsten sollte man dem Platz aber Zeit geben.


    Fazit:
    Die Äußerungen sollten zu denken geben. Frau Kiefer baut mittlerweile weltweit, aber nur in Frankfurt hat sie eine aktive Unterbindung eines Dialogs mit Politik und Bürgern erdulden müssen. Das Ergebnis spricht für sich. Man merkt dem Platz geradezu an, dass ein Bürgerbeteiligungsverfahren und die Ortskompetenz der Hauptnutzer fehlt. Der "Platz der Vollendeten Tatsachen" wäre wohl die passendere Bezeichnung.

  • Für mich ist das ein allzu durchsichtiger Versuch dieser Dame den Schwarzen Peter loszuwerden. Die städtischen Ämter sind ja auch dankbare Abnehmer. Das wird jeder Wutbürger gleich verstehen.


    Dabei hat die Stadt aus meiner Sicht eindeutig Schadensbegrenzung betrieben. Mit großformatigen Betonplatten wäre der Roßmarkt erst recht trist geworden, das Natursteinpflaster wirkt durch Verlegemuster und Kleinteiligkeit wenigstens etwas belebend. Und wertig. Man stelle sich ein von verschiedenen Veranstaltungen stammendes Fettfleckdekor auf besagten Betonplatten vor. Und die mausgraue Decke des Goetheplatzes entstammt nun mal ihrem Entwurf. Dass Frau Kiefer jetzt mit einem rötlichen Belag daherkommt, zeigt lediglich, dass sie nichts verstanden hat. Der regional übliche Belag ist Bessunger Kies und der ist beige.


    Schon erwähnt in diesem Strang wurde ein weiterer Schnitzer, wie er einer Landschaftsarchitektin definitiv nicht passieren dürfte. Die von ihr ausgewählten Bäume wurzeln tief und sind daher für den Goetheplatz, unter dem sich bekanntlich eine Tiefgarage befindet, schlicht ungeeignet. Auch hier musste der Auftraggeber Schadensbegrenzung betreiben und selbst geeignete Bäume aussuchen.

  • Da muss ich Schmittchen recht geben. Im Interview und an ihrem Entwurf stört mich folgendes:


    - Sie spricht von der Anforderung der Stadt nach großer Fläche für Veranstaltungen, nennt aber den Goetheplatz, nicht den Roßmarkt.
    - Vor den Blumenkübeln, von denen sie spricht, graut es mir, ehrlich gesagt. Das ist sicher eine Sache der Pflege und des Umgangs, aber meiner Erfahrung sind Kübel - in dieser Stadt - nach einiger Zeit nicht mehr wirklich ansehnlich. Außerdem kann Frau Kiefer eigentlich wieder nur den Roßmarkt meinen. Auf dem Goetheplatz bräuchte man keine Kübel, sondern könnte Beete pflanzen. Auch jetzt noch.
    - Das "Hochbeet am Roßmarkt" ist mit Bodendeckern bepflanzt. Hübsch grün, aber kein Vergleich und kein Ausgleich zu blühenden Rosen, wie wir sie auf dem Goetheplatz hatten. Außerdem markiert das Beet die Grenze der drei Plätze und liegt ab Mittag im Schatten. Die Aufenthaltsqualität ist dort geringer als auf dem Goetheplatz.
    - "Dieses Kleinsteinpflaster" ist kein willkürlich gewähltes Pflaster, sondern war im alten Frankfurt usus (bzw. die Kopfsteinvariante).
    - Sie kritisiert die Idee des Gebäuderiegels auf dem Goetheplatz als "lächerlich" und "nicht nachvollziehbar". Eine Bebauung (wenn auch um 90 Grad gedreht) ist aber ein historischer Anklang und widerspricht auch nicht einem grünen Goetheplatz. Es wäre ja noch genug Platz für Grünes. Recht hat sie, dass die großzügige Abfolge von drei Plätzen dann unterbrochen wäre. Allerdings ist das ja genau der Sinn der Bebauung.
    - Auf dem Goetheplatz waren zuvor Rosenbeete gepflanzt. Er wurde zum Verweilen genutzt. Ihr Entwurf hat aus ihm einen Ginkgo- Baum-Hain mit Kiesboden gemacht. Auf dem Boden laufe ich nicht gerne.
    - Sie hat dort strenge, ja kühl wirkende, lange Betonblöcke als Sitzgelegenheit aufstellen lassen. Sie werden zwar genutzt, aber erstaunlich wenig, wie ich finde. Während der Parkhausbebauung hatte man relativ unbearbeitete Flusssandstein-Klötze am Rand des Platzes verteilt. Sie wurden als Sitzgelegenheit dankbar aufgenommen und stark genutzt. Ich fand, sie passten SO viel mehr zu dem Platz und zu Frankfurt!
    - Goethe steht einfach falsch herum auf dem Platz. Er schaut Richtung Norden (ja, damals zum Schillerdenkmal), und damit sieht der Tourist sein Gesicht kaum, weil er in die Sonne schauen muss. Ich fände es praktischer und genauso sinnreich, wenn Goethe nach Süden (Italien!) oder Osten (Schillerplatz und nach Weimar - mit zwei zugedrückten Augen) schaute.
    - Als ich den Sockel des Goethedenkmals zum ersten Mal sah, war mir klar: Das muss schiefgehen. Polierter Stein (Granit?) am Kiesboden? Das ist wie Permanent-Peeling auf einem zarten Baby-Popo...
    - Der Parkplatzzugang ist für meinen Geschmack zu groß geraten. Daran mag Frau Kiefer keine Schuld tragen.
    - Über den U-Bahn-Zylinder am Rathenauplatz hat man im Forum ja schon ausgiebig diskutiert. Besser als vorher, aber einfach nicht schön. Überhaupt hat der Rathenauplatz mit seinen weiteren Betonklötzen und den ganzen "Stehrums" (Treppen, die wenig ansprechende Lichtsäule etc.) keine hohe Aufenthaltsqualität. Sein Entwurf wirkt auf mich wenig inspiriert, auch wenn der Springbrunnen witzig ist, insb. für Familien im Sommer.


    Den Roßmarkt finde ich übrigens durchaus gelungen, vor allem vor dem Hintergrund der Forderung nach großer Veranstaltungsfläche.


    Wenn Frau Kiefer Lokalkompetenz fordert, braucht sie keine Publikumsdiskussionen. Sie hätte auch während der Entwurfsphase sich mit Lokalkompetenz schlau machen können. Andererseits ist es in der Tat so: Die Stadt mochte ihren wenig lokalbezogenen Entwurf und hat ihn umsetzen lassen.

  • Das Interview habe ich auch gelesen und denke, daß es sich Frau Kiefer hier eindeutig zu leicht macht. Als Tenor habe ich als Motto -vereinfacht gesagt- herausgelesen: Ich hätte/habe alles so gemacht, wie es der Auftraggeber (Stadt) gewollt hat.


    Sorry, da habe ich ein etwas anderes Verständnis des Architektenberufsbildes. Es gab einen Wettbewerb, den hat Frau Kiefer gewonnen. Damit wurde man bei der Stadt aber nicht glücklich und hat Umgestaltungen vorgenommen (ob jetzt positive oder negative bewerte ich nicht, da das im Zweifel ohnehin Geschmacksache ist!).


    ABER: Wenn ich mich als Architekt nach einer "Umplanung" nicht mehr in meiner Idee wiederfinde, kann ich als Architekt(in) mit RÜCKGRAT immer noch NEIN sagen!! Hier schien dann doch das Geld mehr gelockt zu haben als die eigene Vorstellung! Aber etwas zu entwerfen (wofür ich mit meinem Namen stehe) , daß dem überwiegenden Teil der Bevölkerung augenscheinlich nicht wirklich gefällt, und dann hinterher zu kritisieren, daß ich eigentlich (fast) alles anders haben wollte, sorry- das finde ich ganz schlechten Stil!

  • Impressionen

    Rund um die drei Plätze war heute abend ohnehin sozusagen die Hölle los. Jedenfalls wimmelte es von Späteinkäufern, Demonstranten und Polizisten/innen (fesch, übrigens!) Da ließ ich mich nicht lumpen und nahm ein paar Schnappschüsse zur Illustration meiner Äußerungen oben auf. Der Rathenauplatz - recht gut besucht:



    Goetheplatz-Tristesse:



    Diese Betonklötze mog-i-net. Sie sehen nicht besonders einladend aus und vergammeln leider recht schnell. Im Hintergrund auf dem gefüllten Roßmarkt übrigens die Rede des Hr. Vogel inkl. Zuhörern und Demonstranten:



    Diese Stufen waren einmal poliert:



    Bilder: epizentrum