Frankfurter Architekturdebatte: Wie zu bauen sei

  • Überdachung eines Platzes bedeutet immer eine gefühlte Privatisierung des Öffentlichen Raums, bestes (abschreckendes) Beispiel ist das Sony-Center am Potsdamer Platz.


    Mag daran liegen, dass es sich um privaten Raum handelt, der öffentlich gemacht wird. Nicht umsonst hat es eine Hausordnung und kein Straßenrecht.

  • Deutsche-Bank-Dreieck / MAX-Areal / Coop

    Die Übergänge zum Sockel können mich nicht überzeugen. Hätte mir mehr Mäckler und weniger Coop gewünscht.


    Ich habe mir das Video angeschaut - die haben sich das anscheinend so vorgestellt, dass man aus einem rechteckigen Turm mit auf ihn gemünzter Fassadengestaltung ein wenig was an der Kante rausschneidet - wie genial die es auch im Video anpreisen, so zufällig und irritierend ist die Wirkung beim Schauen. Dass die Sockel selbst an irgend ein Gebäude der Umgebung anknüpfen könnten, haben die wohl keine Sekunde gedacht (im Video mit keinem Wort erwähnt) - außer "kristalliner Durchlässigkeit" steht kein Gedanke dahinter.


    Die Gestaltung des Platzes in der Mitte ist denkbar karg und abweisend. Vermutlich meinen die, dass ansprechende Gestaltung mit einem Blickfang, Bänken, Grünzeug nur vom kristallinen Dingsbums ablenken würde - gut, dass der selbstverliebte Entwurf aussortiert wurde. Der einzige Pluspunkt war, dass ich verschiedene Fassadengestaltungen ausmachen konnte, aber das können die Wettbewerbssieger nach einer Überarbeitung vermutlich auch.

  • Kleinwohnungen

    Ein Trend, den ich schon länger skeptisch beobachte, ist der hin zum Bau von Kleinwohnungen bzw. Mikroappartements. Das DIW kommt zu der Einschätzung, dass in Frankfurt etwa der Bedarf daran zu 144% gedeckt sei.


    Großprojekte wie das Ex-KWU-Gebäude am Kaiserlei, Mikroliving im Lyoner Viertel aber auch kleine Projekte wie der dritte Bauabschnitt des Luisenhofs in Offenbach widmen sich kleinen Wohneinheiten.


    Der Geldbeutel von Studenten ist jedoch nicht allzu groß (im Mikroliving kostet der Quadratmeter warm ca. 30 Euro) und die Bereitschaft der Nomaden der Dienstleistungsgesellschaft, sich auf Dauer in einem Schuhkarton (ggf. mit Gemeinschaftsküche) niederzulassen, dürfte auch begrenzt sein.


    Während man vor einigen Jahren in Offenbach noch eine bezahlbare 4-Zimmer-Wohnung bekam, ist dafür heute nur noch ein 2-Zimmer-Appartement mit innenliegendem Bad drin. Da fragt sich, ob der verstärkte Bau kleiner Wohnungen sich am Bedarf oder an den finanziellen Möglichkeiten der potenziellen Erwerber orientiert.


    Anm. f. Admin: Meines Erachtens kein Beitrag zur Architekturdebatte, sondern zum Immobilienmarkt.

    Einmal editiert, zuletzt von Humpty () aus folgendem Grund: Anmerkung eingefügt

  • Mod: Verschoben, Beitrag bezieht sich auf Distanzfotos des Maintor-Areals.
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    Ich kenne die genaue Situation nicht, aber auf den Bildern entsteht für mich folgender Eindruck:


    Der öffentliche Raum ist verwinkelt und wird, gerade abends, nicht stark belebt sein. Das würde mein Sicherheitsgefühl stark negativ beeinflussen.


    Eventuell hat man hier ein generelles Problem von Stadträumen, durch die kein Verkehr stattfindet. Potenzielle Diebe/Räuber müssen nicht mit zufällig schnell auftauchenden Pasanten rechnen. Die Bedingungen für Überfälle sind also günstiger.

  • Mod: Beitrag aus dem Thread zum "Westend-Ensemble" mangels unmittelbaren Zusammenhang hierher verschoben.
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    In der FAZ vom 6.12.2017 wird ein Wohnhaus in Berlin vorgestellt, das eine ähnlichen Form wie der MOW-Entwurf hat.


    Der Bauherr begründet den auch für Berlin gewöhnunsbedürftigen Baukörper, der im Beitrag "Pyramide" gennnant wird, mit den Vorgaben der Stadt.


    Es sollte ein Neubau entstehen, der sich in das historische denkmalgeschützte Ensemble einfügt.


    Also ein Haus mit einer bestimmten Anzahl von Stockwerken und einem Walmdach.


    http://www.faz.net/aktuell/wir…m-hinterhof-15323742.html


    Quelle: FAZ

  • In der gedruckten FAZ von heute (Rhein-Main-Teil) wird die Architektur geplanter Neubauten beklagt. Diese soll - insbesondere auch beim Planungsdezernenten - auf wenig Begeisterung stoßen. Konkret genannt werden die geplante Neubebauung am Opernplatz 2 und The Spin. Als Ursache werden die undurchsichtige Gutachterverfahren genannt, die keinen echten Architekturwettbewerb darstellten. Es wird gemutmaßt, dass das Ergebnis häufig vorher schon feststehe. Für die Jury bliebe zudem zu wenig Zeit, um sich mit den Entwürfen hinreichend auseinandersetzen zu können.


    Gut möglich, dass sich da in Zukunft - jedenfalls für prominente Bauplätze und Gebäude - etwas ändert.


    Hier der Link zum Artikel: http://plus.faz.net/rhein-main…auen-verfahren/94797.html

    Einmal editiert, zuletzt von Megaxel ()

  • :thumbdown: Immer wieder diese Staffelgeschosse und Flachdächer, es müsste doch schon heute klar sein dass Satteldach im Blockrandbebauung das schönste und zum Stil das passendste ist. Satteldach sollte beim Blockrand standard sein (Staffelgeschosse funktionieren noch in kleinen Mengen). Wer das nicht glaubt sollte einfach kurz nach Berlin schauen oder einen Spaziergang in Sachsenhausen/Nordend/Bockenheim machen, alles Satteldach, und danach die Europa-Allee hochlaufen und anschliessend z.B. noch die Voltastrasse. Dann ist die Sache klar. Wir wissen doch wie die schönsten Stadtviertel gebaut wurden und wo die meisten am liebsten Wohnen würden. Das steht doch alles vor unsere Nasen.


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    Mod: Beitrag teilweise hierher kopiert und folgende Beiträge verschoben.

  • ^Da bin ich vollkommen anderer Meinung! Satteldächer haben heute einfach keine Notwendigkeit mehr und sind in den meisten Fälle reine Platzverschwendung. Denn letztendlich ist das toter Raum der oft nur schlecht genutzt werden kann. Mag ja von außen nett aussehen, aber was soll man mit dem durch die Dachschrägen extrem unwirtschaftlichen Raum anfangen? Wenn dann machen angedeutete Satteldächer Sinn, alles andere ist heute eigentlich Blödsinn. Das Städte und Blockrand auch ohne Satteldächer auskommen kann man übrigens sehr schön in Barcelona sehen!

  • Regent Zum Thema fehlende Satteldächer/Barcelona gebe ich dir recht, aber das heisst nicht dass es immer funktioniert. Dort haben die es tatsächlich hinbekommen dass Blockrand ohne mehrheit Satteldächer gut aussieht. Ich würde aber stark dafür argumentieren dass es vor allem deswegen funktioniert weil die Strassen in Barcelona sehr eng sind im Vergleich zu z.B. der Europa-Allee wo es wiederum weniger gut funktioniert. Die Enge führt dazu dass von unten kaum zu erkennen ist um was für ein Dach es geht. Der Dachtyp verliert an Bedeutung. Dazu haben die in Barcelona noch eine sehr hohe Vielfalt verschiedener Gebäudestrukturen und daher kann es kaum langweilig werden.


    Das Thema Platzverschwendung wegen Satteldach finde ich nicht ganz überzeugend. Du meinst man sollte Satteldächer nur aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht mehr bauen? Die Frage ist dann, ist alles nur noch Business oder gibt es noch platz für Ästhetik? Für mich geht es auch um ein Stück Baukultur. Wohnungen unter Dachschrägen können auch sehr schön und begehrt sein. So wurde in Europa seit Jahrhunderten wenn nicht Jahrtausenden gebaut. Unsere Innenstädte sind davon sehr stark geprägt, es gehört dazu. Es ist eine historische Erbe. Fakt bleibt dass die schönsten Städte und Stadtteile meistens Satteldächer haben. Staffelgeschosse sind auch ok, aber das muss man dann gut hinkriegen wie in Barcelona.


    Unten noch ein paar Bilder von Barcelona, Paris, Frankfurt Europa-Alee. Alle tolle Städte, auch wenn Paris am schönsten ist ;)


    https://i.imgur.com/oMER2hM.jpg

    https://i.imgur.com/KPmvAr0.jpg

    https://i.imgur.com/LUGA884.jpg

    https://i.imgur.com/0orcLGT.jpg


    Bildrechte: Google Maps


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    Mod: Direkteinbindung des urheberrechtlich geschützten Materials entfernt (siehe Richtlinien).

  • ^ Wer nimmt denn eine Straßenflucht, wie in den verlinkten Bildern, aus der erhöhten Perspektive wahr? Entscheidend scheint mir die Wahrnehmung aus Fußgängerperspektive. Aus der wiederum kommt es auf die Dachneigung an. Nur einem relativ steilen Mansarddach ("Franzosendach") würde ich eine interessante, auflockernde Wirkung beimessen, aber einem solchen mit 30° oder 35° Dachneigung nicht, das - natürlich abhängig von der Straßenbreite - kaum oder gar nicht wahrnehmbar; dann kann man's auch lassen.

  • Ich möchte mir aber nicht vorstellen wie viel mehr man das ganze noch hätte verhunzen können. Einsatz von Flachdächern würde dazugehören.

    Und Dach ist ja nicht gleich Dach. Ohne Überstand und mit dem falschen Material kann man auch das bestgeformte Dach noch unansehnlich machen. Und die Neigungen müssen natürlich auch mit den anderen mit Schrägdächern versehenen Bauten der Nachbarschaft korrespondieren, Häuser im Stadtkontext sind ja fast nie Solitäre (oder sollten es zumindest nicht sein). Für Blockrandbebauung jedenfalls dürften Mansarddächer wie in der Gründerzeit wohl das Optimum darstellen. Damit lässt sich eine anständige Dachzone schaffen ohne irgendwelchen Platz zu verschwenden, im Vergleich zu den meisten Staffelgeschossen dürfte da bei cleveren Neigungen sogar noch mehr BGF im obersten Geschoss herausspringen.

    Das Dach mit besonderem Augenmerk auf Form und Material gehört jedenfalls zu den wichtigsten Bestandteilen eines jeden Gebäudes mit nicht zu unterschätzender Wirkung, und sorgt auch für den essentiellen regionaltypischen Charakter ohne den jede Stadt weltweit schon austauschbar wäre wie es die Neubaugebiete a la Europaviertel heutzutage größtenteils leider schon sind. Und da ist in Frankfurt und am Rhein nunmal das i.d.R. schiefergedeckte Schrägdach absolut prägend und daher die zu bevorzugende Dachform!

  • Mod: Folgende Beiträge aus dem Thread zum Hauptbahnhof hierher verschoben.



    Ich hoffe, dass langlebige, leicht zu reinigende, nachhaltige und nicht nur optisch wertige Materialien genutzt werden. Auffallend ist, dass bei Projekten der Bahn nach Fertigstellung zu Beginn vieles schimmert und glänzt, nach kurzer Zeit aber völlig verwahrlost wirkt. (völlig ist vielleicht etwas übertrieben, i know).

    Hier in Münster sieht der nagelneue Hbf jetzt schon aus, als ob er 30 Jahre alle Zumutungen ertragen musste; insbesondere die Bahnsteigdächer und vor allem-und das gilt beinahe bei jedem neuen Haltepunkt/Bhf- der Bodenbelag der Bahnsteige. Der hellgraue Betonstein saugt Getränke, Spucke und Kaugummis geradezu ein& lässt sie nie wieder los, was ein jämmerlich versifftes Bild abgibt. Hier ein paar Euro mehr investiert, und Reisende& Passanten hätten deutlich länger was davon. Wäre dem ohnehin schon viel zu lange vernachlässigtem Frankfurter Schmuckstück sehr zu wünschen.

  • Hochwertige Materialien wären in der Tat wünschenswert. An den Bahnsteigen zeigt sich das, was lexibexi gerade beschrieben hat. Die Fußböden, die bei den letzten Sperrungen verlegt wurden, haben mittlerweile unglaublich viele Löcher, die dann wieder "geflickt" werden.


    Aber Getränke, Spucke, Kaugummi ist ja nicht unbedingt ein Problem des Fußbodens an sich. Das ist eher ein Problem, dass es dorthin kommt und da sind wir bei den Nutzerinnen und Nutzern des Bahnhofs. Wenn alles schick ist, ist es nur eine Frage der (kurzen) Zeit, bis wieder alles schlimm aussieht. Variante 1: man putzt ständig wie am Flughafen, Variante 2: man bittet die "Sünder" um einen Beitrag zur Reinigung - oder anders gesagt: ver Dreck macht wird bestraft. Leider scheint es heute ja nur noch über diese Schiene zu funktionieren. Dabei ist es doch eigentlich gar nicht so schwer, nicht auf den Boden zu spucken oder den Kaugummi eben in den Mülleimer zu entsorgen (sollte man jedenfalls meinen).

  • Es scheint auch anderswo schwer zu sein und wird nur durch drakonische Strafen im Griff gehalten: singapurs-verbote-strafen

    Wenn die Strafen zu lasch sind, läuft es wie 1996 in Shanghai: Polizist hält Banker auf, weil der auf den Boden gespuckt hatte. 5 RMB Strafe (damals 8 RMB = 1 US$). Banker zückt einen Zehner. Polizist kann nicht wechseln. Banker: "Na, dann spuck ich nochmal." Damals haben manche shanghaier Banker schon deutlich mehr verdient als wir Expats und die Strafen waren auf den Durchschnittschinesen ausgelegt. Also auch hier gleich auf Tagessätze gehen.

  • Eigentlich ist es völlig egal, welchen Bodenbelag man verwendet, wenn er einerseits mangelhaft verlegt wird und die Bahn selber ihn alle paar Jahre an anderen Stellen für Infosäulen, Einbauten und anderes anbohrt, nur um zwei Jahre später das Design der Einbauten zu ändern, neue Bohrlöcher setzt und die alten, am Besten noch mit abgeflexten Schrauben, sichtbar werden.

  • ^

    Genau das. Und es word sowieso ein möglichst heller Stein werden, idealerweise unglasiert, damit nach spätestens einem Monat Cola, Ketchup, Kaugummi und Co. unwiederbringlich eingearbeitet sind. So, wie seit 25 Jahren jede neugepflasterte Fußgängerzone und jeder neu angelegte Bahnsteig landauf, landab aussieht.

  • ^ Was an Fußgängerzonen eigentlich ganz gut funktioniert - siehe hinter diesem Link eben bspw. Frankfurt, Mannheim, Hanau etc., kann auch am Hauptbahnhof klappen. Eine Teflon-Beschichtung wirkt wahre Wunde. Voraussetzung ist allerdings, dass der Eigentümer den regelmäßig entsprechend reinigt, und da sehe ich bei der Bahn nach bisheriger Erfarung tatsächlich (wortwörtlich) schwarz.