Frankfurter Architekturdebatte: Wie zu bauen sei

  • Es nicht zielführend mit gefühlten Prozentzahlen zu argumentieren und im Netz nach glaubwürdigen Statistiken zu suchen dazu habe ich weder Zeit noch Lust.


    Schade, wenigstens du hättest deine Argumente so untermauern können, so bliebt alles etwas wage ;)



    Ich will deshalb nur aus eigenem Erfahren argumentieren. In den USA ist der Lebenstandard der arbeitenden Bevölkerung nicht schlechter als in Deutschland. Vielleicht sind die Gebäude nicht so massiv gebaut, oder wärmeisoliert, auch stören die vielen Oberleitungen. Aber, schlecht lebt dort die Mittelschicht keineswegs.
    Ich habe mal Bekannte in Housten besucht. Die Innenstadt ist am WE und nach Büroschluß ausgestorben wie die Bürostadt in Frankfurt. Die Leute wohnen in den sehr weiträumigen Suburbs. Die Grundstücke dort dürften im Schnitt so um die 1000 m² haben. Ein Pool zu haben, ist nicht aussergewöhnlich. Innerhalb der recht großzügigen Wohnungen gibt es immer zumindest ein Gästezimmer.


    Der Lebenstandart der arbeitenden Bevölkerung scheint nur nicht schlechter zu sein, da so zimlich alles auf Pump finanziert ist, siehe Immobilienkrise.
    Der Pool im garten ist sicher kein Indikator für den Wohlstand einer Gesellschaft sondern eher für die unterschiedlichen ausführungen der Geltungssucht ihrer Bürger. Die ist nunmal in den USA auf das schnelle Geld und das Representieren der eigenen Konsummöglichkeiten ausgelegt. In Deutschland baut man lieber auf persönliche Sicherheiten.
    Die Grundstückgröße mit 1000qm als Standart hinzustellen ist für die USA absolut lächerlich. Guck dir doch die Standartvorstadtsiedlungen an. Da ist um jedes Haus nich mehr Gras als unbedingt notwendig und im Garten gerade noch genug Platz für den Grill und den obligatorischen Pool. 30% der Grundfläche macht dann noch die Garage aus, wenigstens. Ehrlichgsagt bezweifle ich stark das das Grundstück deiner Verwandten diese ausmaße hatte wenn sie zu dem gehören was in den USA als Mittelschicht betrachtet wird. Was die Innenstadt von Housten angeht, so hat sich durch den inzwischen zweiten Urban Renewal trend schon einiges getan. (in anderen Städten mehr als in Housten, aber immerhin) Ist wohl schon eine weile her das du drüben warst, vermute ich mal. ;)



    Es stimmt zwar schon, dass sich die Situation dort schnell ändern kann, eine Boomregion plötzlich zum Slum wird (Detroit ist da ein Beispiel). Deshalb baut man da vermutlich mit billigeren Baustoffen um auch schnell umziehen zu können. Im Grunde würde ich aber der amerikanischen Volkswirtschaft zutrauen, dass sie mit den kommenden Herausforderungen besser klar kommt als der deutschen.


    Aus diesem Grund müssen dort auch sogenannte Weltkonzerne mit Stastsgeldern über Wasser gehalten werden damit die US- Wirtschaft nicht völlig den Abgang macht, wärend wir hier noch recht Moderat davon kommen. Die Kurzarbeit und der Stellenabbau sind bei den derzeitigen Wirtschaftsdaten wohl nur ein Mitnahmeffekt.



    Es stimmt schon, das Bahnhofsviertel ist auch wegen der vielfalt der Bewohner ein sehr spannendes und lebenswertes Viertel. Ich kann zwar nicht genau sagen an was es liegt. Die überwiegend gründerzeitliche Bebauung, mit den schönen Fassaden und Dächer mag ein Grund sein. Die vielen kleinen Läden und Restaurants die lange geöffnet sind ein anderer. Aber, es könnten auch rein psychologische Gründe sein.
    Der Mensch definiert sich über sein Umfeld. Auch wenn es ihm schlecht geht, wenn es allen um ihn herum noch schlechter geht fühlt er sich gut. Auch wenn es ihm gut geht, wenn es allen um ihn herum besser geht fühlt er sich schlecht. Leider ist der Mensch so. Vielleicht gewinnt das Bahnhofsviertel von daher sein Reiz. Die weite Spanne vom Junky zum Bordellbesitzer und vom Banker zum Angestellten eines indischen Tante-Emma Laden macht da wohl den Reiz aus.



    Nehmen wir mal als Beispiel das Skylight. Da sollen nach Deiner Idee, auf einer Etage Sozialhilfe-Empfänger zusammen mit Investment-Banker wohnen. Wer bezahlt denn die Miete für die Sozialhilfe-Empfänger? Der Staat, also die Allgemeinheit? Der Investor? Der Wohlhabende Nachbar? Welcher Sozialhilfe-Empfänger kommt denn dann in das Skylight und welcher muss zur besseren Durchmischung auf den Frankfurt-Berg? Ich glaube das muß man jetzt nicht beantworten, das sollte man schon erkennen, dass das nicht funktioniert..


    Das musst du mir nun nochmal genauer erklären, irgendwie wiedersprechen sich deine Aussagen da doch oder?



    Tolbert, zum Thema Siedlungsbau, lies bitte mal diesen Artikel:


    http://einestages.spiegel.de/e…0/l0/F.html#featuredEntry


    Ja, den Artikel kenne ich, steht aber in keinerlei Wiederspruch zu meinen Aussagen über Siedlungen aus dieser Zeit.



    Zum Thema Sozialismus vs Marktwirtschaft. Nenne mir doch bitte ein sozialistisches Land in welchem die Einwohner nicht lieber auswandern würden? Diese frage ist allerdings nur rhetorisch da ich schon jetzt die Antwort kenne. Im Zweifel sagen dann die Sozialisten, es gab noch gar kein sozialistisches Land, auch wenn sich Länder wie Nord-Korea, Kuba und der Ostblock so nenen. Korea ist übrigenes ein gutes Beispiel. Ich glaube jeder wird zustimmen das es den Menschen im marktwirtschaftlichen Süden von Korea besser geht als ihren Landsleuten im Planwirtschaftlichen Norden.


    Du hast es ja schon Rrichtig gesagt. Es gab, gibt und wird wohl auch nie ein Sozialistisches Land geben. Das Menschen aus einer brutalen Diktatur und Armut auswandern wollen ist ja nur verständlich.



    Da ist keine Dramatik dahinter. Es ist nur relativ unrealistisch das dieser Fall eintritt. Da sich der Banker vermutlich in einem Haus einmietet, das sich der Sozialhilfeempfänger nicht leisten kann. Umsetzen könnte man das nur wenn man die Sozialhilfe deutlich erhöht, oder der Banker schlechter bezahlt wird, oder so hoch besteuert, das er sich die hohen Mieten nicht mehr leisten kann.
    In diesem Fall würde vermutlich der Banker lieber Sozialhilfe-Empfänger sein wollen.;)


    Dieses Problem lässt sich sogar ganz einfach lösen indem man im selben Haus unterschiedliche Wohnungen hat, welche unterschiedlich viel Miete kosten, bzw. evtl. gefördert werden. Klar macht sowas kein Investor mit der auf Rendite aus ist. Aber sowas könnte man auch von Staats/Stadt- wegen regulieren.
    So etwas als Sozialistisch (was für dich ein Schimpfwort zu sein scheint) hinzustellen ist Nonsense. Niemand wird in seiner persönlichen Freiheit eingeschränkt. Weder muss dafür der Banker weniger verdienen, noch muss der Sozialhilfeempfänger mehr Geld bekommen. Das Schlimmste was passieren kann ist, dass sie sich einen guten Tag wünschen wenn sie sich im Treppenhaus treffen.
    Deine Vorstellung wie sich Menschen sich definieren ist wirklich traurig, ich definiere mich nicht so und die Meisten hier gehe ich mal von aus eben so wenig. Menschen sind unterschiedlich und das werden sie auch immer sein. Der Futterneid wird vielen einfach nur jeden Tag aufs neue eingetrichtert und damit Künstlich verschlimmert.

  • Zum Vergleich mit USA: der passt einfach nicht. Die amerikanische Bevölkerung hat eine ganz andere Vorstellung von Wohneigentum. Zum einen ist es dort immer ein Zeil, sein eigenes Haus mit Garage und Garten haben zu wollen und nicht eine Eigentumswohnung geschweige denn zur Miete zu wohnen. Hinzu kommt dann aber noch, das es dort viel üblicher ist, seinen Wohnort zu wechseln. Daher wird schnell und günstig gebaut, meist in den Subburbs, die eben viel Platz brauchen und keinen ÖPNV bieten. Das führt zu einer Zersiedlung der Großstädte. Das funktioniert aber nur in einem Land, in dem Platz kein Problem ist.
    Anders ist es da in Europa: in den Ballungsräumen muss um jeden Quadratmeter Bebauungsland gerungen werden. Das zeigt ja schon allein die Debatte um den Flughafen und den Siedlungsbeschränkungen, die das mit sich bringt. Dann wird in Deutschland ganz anders gebaut. Niemand würde sich am Riedberg ein Haus in amerikanischer Bauweise hinsetzen wollen. Selbst die Holländer bauen deutlich günstiger als wir, aber "der Deutsche" verlangt auch diesen Baustandard.
    Hinzu kommen gute ÖPNV-Anbindung, der Supermarkt um die Ecke und der Italiener in Laufreichweite.
    Die Neubaugebiete der vorletzten Jahrhundertwende haben doch zuerst auch einmal einen Flächenmaxiemierung betrieben und das das Bahnhofviertel jetzt so gemütlich ist, liegt doch auch daran, das in den selben Gebäuden deutlich weniger Menschen wohnen.


    Und die so gewünschte soziale Durchmischung gibt es doch schon längst. In den meisten Häusern, in denen ich in Frankfurt gewohnt habe, war von Mittelschicht bis Sozialhilfeempfänger alles vertreten. Und das war im Westend wie im Gallus.
    Das natürlich der Banker, der es sich leisten kann, lieber in einem Haus der gehobenen Klasse wohnen will und das dort eben ein Hartz 4 Empfänger sich keine Wohung leisten kann ist doch klar. Wichtig ist einfach, das es eben nicht abgeschlossene Wohnviertel gibt, in der nur noch eine Klasse von Menschen wohnt. Diese Gefahr sehe ich aber nicht für Frankfurt oder Deutschland.


    Ein anderes Thema ist die langlebigkeit der jetzt gebauten Wohnhäuser. Da kann man wirklich streiten, ob man in denen noch in 30 Jahren so wohnen möchte. Aber ein Vergleich zu den Gründerzeitlern passt doch auch hier: Einige, gute Gebäude werden überleben, andere durch neue ersetzt. Das war auch bei den Fachwerkhäusern der Altstadt so.
    Die Stadt sollte sich um Infrastruktur und Naherschließung der Viertel kümmern, dann noch über die Stadteigenen Gesellschaften sozialen Wohnungsbau betrieben und den Rest dem Markt überlassen. Selbst im neuen Europaviertel will die ABG eine große Fläche bebauen, aber eben nicht das ganze Gebiet. Ob das Viertel am Ende "lebt" hängt aber eben immer auch von den Bewohnern ab.

  • Deine Vorstellung wie sich Menschen sich definieren ist wirklich traurig, ich definiere mich nicht so und die Meisten hier gehe ich mal von aus eben so wenig.


    Googel mal unter "Theorie der sozialen Identität".
    Hab das letztens in einem Interview folgendes Gleichniss gehoert welchen den Sachverhalt verdeutlicht.


    Wie lange wird sich ein Angestellter freuen wenn er erfaehrt das er im naechsten Jahr 500 Euro mehr Gehalt bekommt?
    So lange bis er erfaehrt, das jeder andere in der Abteilung 1000 Euro mehr bekommt.;)
    Also, ich bin kein neidischer Mensch und goenne jedem was er hat, aber ich denke im Grunde duerfte die Theorie zutreffen.


    Zu den anderen Themen sage ich jetzt nichts mehr, ausser vielleicht soviel. Die USA hat etwa das selbe BIP pro Kopf wie Deutschland. Die USA gibt jedes Jahr 450 Mrd Dollar fuer ihr Militaer aus und das ist mehr als der Deutsche Bundeshaushalt. Die Bevoelkerung in den USA stieg von 200 Mio im Jahr 1967 auf 308 Mio im Jahr 2008. Unter diesen Vorraussetzungen performen die gar nicht schlecht.


    Was die Wohnsituation angeht hat Fizgig schon die richtigen Argumente gebracht. Nur soviel, das Bahnhofsviertel ist nicht deshalb so gemuetlich weil jetzt weniger Menschen dort wohnen, sondern meiner Meinung nach, weil das Leben dort auf der Strasse stattfindet. Dort sieht man zu jeder Tageszeit viele Menschen auf der Strasse. Schraeg gegenueber meiner Wohnung zum Beispiel gibt es eine Kneipe die 24 h am Tag offen ist und dort sind immer Menschen drin. Bin kein Kneipengaenge, aber ich finde sowas traegt zum Flair des Bahnhofsviertel bei.

  • In den USA verteilt sich dieses BIP auf einen sehr geringen Tel der gesellschaft, etwa 10% soweit ich mich erinnern kann. Die Einzigen die da wirklich performen sind die Großverdiener.
    Aber wir reden ja hier nicht über die USA sondern über unser eigenes Land und sein Bauwirtschaftliches auftreten.


    Stimme Fizigig ebenfalls zu, merke nur nochmal an, dass ich nicht gesagt habe es gäbe keine Durchmischung, ich habe nur angemahnt eine solche zu erhalten und in neuen Stadtvierteln zu unterstützen, auch mit entsprechenden Regulierungen.

  • Es ist schön, wenn in die Diskussion etwas mehr Substanz kommt.
    Hier wird also eine Liste aufgestellt, die die Anforderungen an menschliches Bauen beschreibt.


    Ich möchte das mal anhand der hier allseits beliebten "Kammgebäude" zwischen Berliner Straße und Kleinmarkthalle durchgehen.


    RobertKWFZum Beispiel:
    - Ansprechende, kleinteilige Außengestaltung von Gebäude, Anhängen und Verkehrsflächen.


    Die Gebäude haben EG+4 Stockwerke mit je zwei Wohnungen, mal zwei Eingänge ergibt 20 Wohnungen je Block.
    Dies ist kleiner als z.B. der 1920 entstandene Block in der Lenaustraße (ebenfalls EG+4, davon jedoch 1 x Dach), der heute das Café Größenwahn beherbergt und dessen heutige stärkere Gliederung aus unterschiedlichen Erhaltungsmaßnahmen für die Teilgebäude resultiert.

    RobertKWF
    - Vorgaben für Einzelhandelsflächen.


    An den Schmalseiten und entlang der Berliner Straße auch zwischen den Gebäudeblöcken, finden sich Flächen für kleinteiligen Einzelhandel

    RobertKWF
    - Verbindliche Lärmschutzvorsorgemaßnahmen, wo erforderlich.


    Der Einzelhandel entlang der Berliner Straße wirkt als Lärmschutz für die unteren Etagen der Wohngebäude und die ursprünglich dahinter liegenden Grünflächen, die jedoch noch in der Planung durch Garagenhöfe ersetzt wurden.

    RobertKWF
    - Anordnung und Größe von Grün- und Aufenthaltsflächen.


    Der Aufenthaltscharakter der Garagenhöfe ist minimal, hier könnte bei einer Umgestaltung der Kleinmarkthalle durch Auslegung der Tiefgarage als Quartiersgarage unter Wegfall der Garagen und Begrünung eine deutliche Verbesserung erreicht werden.

    RobertKWF
    - Standorte für Spielplätze und deren Ausstattung in Bezug auf deren Umgebungswirkung.


    Spielplätze auf den Grundstücken sind sind nicht vorhanden, siehe aber Wegeanbindung

    RobertKWF
    - Größe und Anordnung von Gehwegen, Radwegen, Zufahrten und deren Anbindung.


    Die Anbindung an die Berliner Straße erfolgt durch Durchgänge, die heute durch Gittertore verschlossen werden - hier könnte im Rahmen der oben angesprochenen Umbauten der Höfe eine größere Offenheit erreicht werden, was auch im Rahmen des Projekts Umgestaltung der Kleinmarkthalle angeregt wurde.
    Als optimal kann hingegen die Anbindung an die Fußgängerzone betrachtet werden.

    RobertKWF
    - Verbindliche Abstände zu Straßen und anderen Verkehrsmitteln.


    Die Belastung durch die Berliner Straße ist in den angrenzenden Wohnungen wahrnehmbar, sollte die Wärmedämmung der Gebäude überarbeitet werden kann hierbei auch der Schallschutz der oberen Etagen verbessert werden. In den Wohnungen "An der KLeinmarkthalle" - also nördliches Gebäudeteil - ist dagegen kaum eine Belastung vorhanden, hier stört zeitweise der Anlieferverkehr der Kleinmarkthalle etwas. Da könnte die Tiefgarage helfen.

    RobertKWF
    - Beziehungen zu den Emissionen wirtschaftlicher Betriebe.


    Eine Belastung durch Industriebetriebe ist ausgeschlossen, das gesamte Umfeld ist durch Handel und Dienstleistung geprägt.

    RobertKWF
    - Entfernungen und Erreichbarkeit von Schulen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten etc.


    Im Umkreis von 10 Minuten Fußweg sind mehrere Kindertagesstätten, eine Grundschule, mehrere Spielplätze, das Mainufer und der Anlagenring erreichbar, mehrere Supermärkte ein Discounter sowie Kleinmarkthalle und die Zeil von Hauptwache bis Konstablerwache befinden sich im selben Umkreis und dürften ein in Deutschland kaum zu übertreffendes Einzelhandelsangebot bieten.


    Damit wäre dies doch ein beinahe optimales Wohnumfeld, das von den Häusern im Trierischen Hof noch einmal getoppt wird.

  • Noch eine Ergänzung zu meinem Posting #76 und meiner Einstellung zu "wie – zukünftig - zu bauen sei".

    Bei den von mir anvisierten Mindestanforderungen (man könnte es auch Gestaltungssatzungen für überall nennen) geht es mir gerade nicht um den Inhalt der heutigen Bauvorschriften, die ja allesamt rein auf die technische Seite der Bedürfnisse ausgerichtet sind. Also, z. B. Treppenbreiten, Stufenmaße, Größe des Treppenabsatzes, Gehwegbreite etc., Vorschriften also, die letztlich "nur" der Funktion dienen.

    Sondern um Mindestanforderungen – der Art des jeweiligen Bauvorhabens entsprechend – die eben über diese rein technischen Standards hinaus, die allgemeine Lebensqualität/Wohnqualität mit einem neuen Minimalstandard betreffen. Damit eben nicht nur der reine Kommerz den Stil des Wohnungsbaus beherrscht. Das was die Investoren/Bauherren selbst bieten um ihre Wohnungen attraktiv zu machen, reicht eben bei weitem nicht aus für eine wirklich menschengerechte Wohnumgebung. In manchen neueren Erschließungsgebieten wird das ja in etwa bei den Außenanlagen auch gemacht, aber leider sehr spärlich, zu sparsam und zu wenig attraktiv.

    Zur Verdeutlichung also im Gebäude beispielsweise, Treppenhäuser und Treppenabsätze auch optisch attraktiver zu gestalten und die Wohnungseingangstüren-Situation zum Nachbarn angenehmer für die Bewohner anzuordnen, indem z. B. mittels Flurraum-Ecken und versetzten Grundrissen, Abstellmöglichkeiten vor der Wohnungstür, privatere Situationen entstehen. In diese Richtung gehend also und dann eben auch im Außenbereich. Nichts neues, gibt es alles schon, aber eben nur selten weil nur auf freiwilliger Basis.

    Auch wenn so etwas den potenziellen Investor mehr kosten sollte, so erhöht es doch die Attraktivität der Wohngegend auch auf längere Sicht enorm, also im Interesse der Stadt, der Menschen und der Allgemeinheit.
    Wenn die entsprechenden Leitlinien speziell hier in Frankfurt erst einmal da wären, so würden die Investoren dies dann mitgehen müssen. So mancher wartet schon darauf. Die Konkurrenz hat ja die gleiche Aufgabe vor sich. Primitiver (sozialer) Wohnungsbau war gestern.

    Ich denke, wir sind mittlerweile in einem Zeitalter angelangt, wo der Mensch und das menschliche Maß nun so langsam wirklich der Mittelpunkt und das Ziel aller Aktivitäten werden sollte. Fernseher, Internet, Home-Entertainment, Handy, Auto und Urlaubsreisen sind noch längst nicht alles.



    Postet von RKWF am 30.12.2009 im DAF Strang "Frankfurter Architekturdebatte: Wie zu bauen sei" direkt hinter Xalinai #90

    Einmal editiert, zuletzt von RobertKWF ()

  • Hausgemachte Verdrängung und eine wünschenswerte Reparatur

    Verdrängung passiert doch nur, wenn es in der Stadt keine Ausweichfläche mehr gibt oder das Stadtquartier (z.B. Kreuzberg 61 am Landwehrkanal, P'berg Kollwitzplatzkiez, HH-Ottensen) besonders schön ist. In Frankfurt gibt es leider keine großen Ausweichflächen und dort, wo ein Viertel noch funktioniert und schön ist, wird es durch Verdichtung (Hinterhofbebauung, Aufstockung) teilzerstört und wenn dann pro Wohnung ein oder zwei Autos vorhanden sind, wird es auf der kleinen Fläche vorm Haus eng.


    Die "Verdrängung" von der hier philosphiert wird, ist nicht zwingend eine Verdrängung durch die Neureichen, sondern auch ein "Lebenswandel" der Bewohner selbst. Gerade im Frankfurter Nordend bzw. Bornheim ist dies hervorragend zu beobachten. Die Alt-68er haben die Revoluzzer-Zeiten schon lange hinter sich gelassen und besonders die Frankfurter Grünen sind zu einer echten bürgerlichen Partei geworden. Die Unangepassten von damals haben es sich in einem bourgeoisen Savoir-vivre bequem gemacht. Teure Biosupermärkte, Weinfeste (wie das allwöchentliche am Friedberger Platz), feines Theater (Naxos, Stalburg, Praml, Mouson) und laue Boule-Abende (wie im Güntersburgpark) bestimmen den Alltag. Anstatt immer auf die "Auswärtigen" und "Zugezogenen" zu schimpfen, ist ein Großteil der Veränderung wohl doch eher hausgemacht und teilweise sogar gewollt.


    Generell halte ich es zudem für eher wünschenswert, wenn mehr einkommensstarke Haushalte und Rentner in die Stadt ziehen. Entstehen so nicht u.a. unsere heissgeliebten Immobilien-Projekte und dringend benötigte Stadtreparatur? Wird so nicht auch im Westend ein hässlicher Büroquader nach dem anderen in ein beschauliches Wohnquartier umgewandelt? Leerstehende Büro-Immobilien gibt es in Frankfurt wie Sand am Meer. Ohne den Druck von betuchteren Wohnungssuchenden würden uns diese Brachlandschaften noch sehr viel länger erhalten bleiben.


    Noch ein Punkt: In Zürich, München, Stuttgart und Hamburg, also der nicht-angelsächsischen Konkurrenz, wohnen die wohlhabenderen Bürger/Familien schon seit Jahrzehnten in der direkten Innenstadt ohne das dies negative Schäden für das Stadtbild gehabt hätte. In Frankfurt war dies in den 80er Jahren beinahe genau umgekehrt; es war sogar von einer Flucht der Reichen in den Taunus die Rede und die Stadt musste sich ernsthaft um seine internationale Konkurrenzfähigkeit Gedanken machen (Stichwort: Bankfurt, Krankfurt). In Frankfurt sind sogar jetzt noch einfachste Siedlungs- und Sozialbauten als direkte Nachbarn zum Römer/Frankfurter Hof/Goethehaus/Mainufer zu bestaunen. Sind dies wirklich wünschenswerte Zustände? Es sollte nun als positives Zeichen gewertet werden, wenn seitdem viel Vertrauen in puncto Infrastruktur (z.B. Sicherheit, Sauberkeit, Bildung, Nahversorgung, Kultur, Lebensqualität) entgegen gebracht wurde und sich die Innenstadt für alle Einkommen geöffnet hat.


  • Sondern um Mindestanforderungen – der Art des jeweiligen Bauvorhabens entsprechend – die eben über diese rein technischen Standards hinaus, die allgemeine Lebensqualität/Wohnqualität mit einem neuen Minimalstandard betreffen. Damit eben nicht nur der reine Kommerz den Stil des Wohnungsbaus beherrscht.


    Es wird schwer sein, ästhetische Normen zu entwickeln, die einerseits allgemein akzeptiert werden ("Wenn ein Kommitee eine Farbe auswählt, wird es Beige!"), so präzise, dass nicht jeder Bauherr eine Lücke findet und gleichzeitig so viel Freiheit bieten, dass nicht lauter identische Gebäude entstehen.



    Zur Verdeutlichung also im Gebäude beispielsweise, Treppenhäuser und Treppenabsätze auch optisch attraktiver zu gestalten und die Wohnungseingangstüren-Situation zum Nachbarn angenehmer für die Bewohner anzuordnen, indem z. B. mittels Flurraum-Ecken und versetzten Grundrissen, Abstellmöglichkeiten vor der Wohnungstür, privatere Situationen entstehen.


    Jeder Bauherr, der Mietwohnungen baut, hat ein Interesse daran, die Verkehrsflächen außerhalb der Wohnung so kompakt wie möglich zu bauen, da diese nicht zum vermieteten Raum gehören und damit die Gemeinkosten beim Betrieb des Hauses erhöhen - sprich die Quadratmetermiete verteuern.


    Damit sind auch Abstellflächen im Gemeinschaftsbereich außerhalb der Wohnung uninteressant, da sie neben dem obigen Problem stets Streitigkeiten über die "korrekte" Nutzung zwischen den Mietern provozieren.
    Obendrein sind Flure und Treppenhäuser in Mehrfamilienhäusern auch noch Fluchtwege, was das Abstellen brennbarer Gegenstände (Kinderwagen, Papierkisten) verbietet und damit neue Streitfälle schafft.


    Sinnvoller wären hier Wohnungsflure und Abstellräume innerhalb der Wohnungen, die diese Flächen verfügbar machen. (Ich habe hier eine Abstellkanmmer von 1,27 x 2,97 Metern, die eigentlich gut geeignet wäre, aber nur eine Türbreite von 55cm hat und rechtwinklig zu einem Flur von 1,35 Metern steht. Hätte man das Bad um die Breite der Abstellkammer verlängert und entsprechend schmaler ausgeführt, wäre der Flur gut zwei Meter breit und böte Platz für alles Mögliche....)



    In diese Richtung gehend also und dann eben auch im Außenbereich. Nichts neues, gibt es alles schon, aber eben nur selten weil nur auf freiwilliger Basis.

    Auch wenn so etwas den potenziellen Investor mehr kosten sollte, so erhöht es doch die Attraktivität der Wohngegend auch auf längere Sicht enorm, also im Interesse der Stadt, der Menschen und der Allgemeinheit.


    Wenn die entsprechenden Leitlinien speziell hier in Frankfurt erst einmal da wären, so würden die Investoren dies dann mitgehen müssen. So mancher wartet schon darauf. Die Konkurrenz hat ja die gleiche Aufgabe vor sich. Primitiver (sozialer) Wohnungsbau war gestern.


    Attraktivität der Wohngegend ist für Investoren nur interessant, wenn sich das in höheren erziebaren Mietpreisen niederschlägt.


    Im Zweifelsfall führen höhere Mietpreise aber noch immer dazu, dass die potenziellen Mieter, statt in die Stadt zu ziehen, weiter pendeln.


    Die Rechnung ist doch einfach:
    (Stadtmiete - Landmiete)/Steuervorteil aus Entfernungspauschale=Zulässige Distanz zur Stadt



    Ich denke, wir sind mittlerweile in einem Zeitalter angelangt, wo der Mensch und das menschliche Maß nun so langsam wirklich der Mittelpunkt und das Ziel aller Aktivitäten werden sollte. Fernseher, Internet, Home-Entertainment, Handy, Auto und Urlaubsreisen sind noch längst nicht alles.


    Ich denke, vielen ist das Äußere ihrer gemieteten Behausung sowas von "worschtegal" so lange die Miete niedrig genug ist, dass sie sich die von dir so geschmähten Dinge weiterhin leisten können. Nur die wenigsten Mieter sind in der Maslow-Pyramide schon so weit nach oben geklettert, dass ästhetischer Anspruch und der Ausdruck der eigenen Persönlichkeit über die äußere Gestaltung des Wohnraums gegenüber den reinen materiellen Ansprüchen Vorrang genießen.
    Das mag bei Gebäudeeigentümern anders sein, aber auch hier ist die materielle Grenze durch die Finanzierbarkeit der gekauften Wohnung noch so eng, dass weniger relevante Aspekte vernachlässigt werden - und die Scheußlichkeiten, die die wirklich Reichen heute als Villen bauen lassen, zeigen, dass Geld und Geschmack in den ersten Generationen nicht immer konform gehen.

  • Zum schmunzeln, oder auch nicht? Passt hier aber gerade hin.

    Ruth Esther Gilmore über die Kinderfreundliche Stadt.

    Im Gespräch mit der fr-online vom 04.01.2010:
    http://www.fr-online.de/in_und…tellen-sind-reizvoll.html

    Bin sehr dafür, dass wir in allen Bereichen des Bauens die verkrusteten Situationen aufweichen, sprich neu ordnen.


    Postet von RKWF am 04.01.2010 im DAF Strang "Frankfurter Architekturdebatte: Wie zu bauen sei" direkt hinter Tolbert #94

  • Hmm da mein Beitrag #94 nicht mehr esxistiert, eben nochmal :)


    Zuerst muss ich Xalinai zustimmen, Die neurreichen schäußlichkeiten sind wirklich kaum noch zu toppen. Allerdings muss man auch sagen, dass viele der Bungalowschlösschen im spanischen oder pseudo- französischen Stil daher rühren, dass derartige Kitsch von Kunst nicht mehr unterscheiden können.


    RobertKWF


    Die Idee, Kinder direkt an der Gestaltung der für sie bestimmten Bereiche zu beteiligen finde ich sehr sinnvoll. Leider stimmt es nur allzusehr, dass der Planungsapperat dann meist zu lange braucht um derartiges umzusetzen. Börokratie eben. Unsereins mag das nachvollziehen können, aber für Kinder ist sowas wohl einfach nur unverständlich.


    Ich finde allerdings nicht, das der Baubereich in Deutschland von Vorschriften verkrustet ist. Gesetzlich sind lediglich die minimalstandarts festgelegt, an die sich jeder zu halten hat und die im großen und ganzen der Sicherheit dienen.
    Alle anderen regelungen legen die Planungsämter im Bebauungsplan fest. Von der Sorte gibt es sehr unterschiedliche, mit unterschiedlich strikten Regulierungen. Was verkrustet ist, sind vor allem die vorstellungen vieler Mitarbeiter in den Planungsämtern, die vor allem im regionalen Bereich keine Fachleute sind und daher auch nicht immer sinvolle Entscheidungen treffen. In großen Städten tritt dann hingegen das Problem auf, das sich Bauamtsleiter große Projekte auf die Fahnen schreiben und versuchen ihre persönlichen Vorstellungen zur befriedigung des eigenen Egos durch zu drücken.


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    Mod: Du findest den bewussten Beitrag hier. Falls du noch einmal nachlesen möchtest. Apropos nachlesen: Klick!


  • Die Rechnung ist doch einfach:
    (Stadtmiete-Landmiete)/Steuervorteil aus Entfernungspauschale=Zulässige Distanz zur Stadt


    Diese Formel kann ich leider nicht unkommentiert lassen: Sie ist zu einfach und weist die Schwäche auf, dass bei wachsendem Steuervorteil die zulässige Distanz fällt --- macht keinen Sinn ;)
    M.E. müsste eine solche Formel deutlich komplexer sein. Hier mal ein Vorschlag einer Formel, die anzeigt, ob man besser auf's Land zieht, oder nicht:


    Bewertung = Affinität_Land+(Stadtmiete-Landmiete)+Steuervorteil - Affinität_Stadt - Fahrtmehrkosten - Zeitverlust_Pendeln


    Diese Formel zeigt nun an, ob es sich für mich lohnt, auf's Land zu ziehen (d.h. Bewertung > 0).
    Die Terme sollen alle in EUR ausgedrückt werden; d.h. man müsste sich z.B. zur Angabe der Affinität_Land überlegen, wie viel mir das Leben auf dem Land wert ist (pro Monat).


    Es zeigen sich sofort 2 Dinge:
    1) die Affinitäts-Terme sind höchst individuell; auch die Bewertung des Zeitverlustes
    2) ein Streichen der Pendlerpauschale würde sicher einige davon abhalten, aus der Stadt rauszuziehen. Aber es ist nur ein Term in einer Formel mit (mind.) 6 Größen. Dazu muss man noch bedenken, dass, falls wirklich die Steuervorteile gekappt werden und einige zurück in die Stadt ziehen, die Mieten in der Stadt weiter anziehen UND auf dem Land weiter sinken, sodass die oben berechnete Bewertung wieder größer wird. Folglich lohnt es sich dann wieder für mehr, raus zu ziehen...


    => Ich persönl. halte nicht viel von der Pendlerpauschale, aber das Streichen derer wird nicht viele dazu bewegen, zurück in die Stadt zu ziehen.

  • ^Doch, ich denke dass das hinkommt, dass mit zunehmendem Einkommen die Bereitschaft zum Pendeln abnimmt. Diejenigen, die täglich absurde Distanzen >100km einfache Strecke fahren, sind nicht diejenigen mit der dicken Geldbörse.
    Außerdem nimmst Du an, dass die Differenz Stadtmiete-Landmiete bei steigendem Einkommen konstant bleibt - auch das ist nicht so. Wer als Alternative zu seinem Landhaus in Gelnhausen in Frankfurt die Villa in der Niederräder Landstraße mieten müsste, hat eine eher größere Differenz..

  • ^ sry, aber deine Formel ist definitiv nicht richtig, da die von Dir genannten Effekte nicht wohldefiniert in der Formel ausgedrückt sind. Setz doch mal den Steuervorteil auf Null (ein realistisches Szenario) => dann geht die zulässige Distanz ins Unendliche :confused:


    Übrigens wird in meiner Formel nicht angenommen, dass die Differenz Stadtmiete-Landmiete bei steigendem Einkommen konstant bleibt... Der Ansatz war erstmal viel einfacher, nämlich eine statische, individuelle Bewertungsformel zu etablieren (was offensichtlich schwer genug ist). Die darin auftauchenden Größen (Affinität zu Land bzw. Stadt, Bewertung des Zeitverlust) sind natürlich individuell und nur für die jeweilige Person mit ihren derzeitigen Lebensumständen (und Einkommen) gültig.
    Sicherlich kann man nun versuchen, die Formel in einen dynamischen Kontext zu shiften, indem man personenspezifische Variablen einführt, sodass die Summanden der Formel nun Funktionen in diesen Variablen sind ;)

  • Mod: Folgende sechs Beiträge aus dem Thread "Europaviertel westlich der Emser Brücke" hierher verschoben.
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    Copy-Paste Architektur für die Ja-Sager von morgen. Langweilig und unkreativ, solide geht auch anders und gute Architektur muss nicht teuer sein. Wer gerne in so einer Immobilie wohnen möchte ist wohl der Nachwuchs für die Bembelmafia von heute: Einfältig und bloss nichts wagen :Nieder:

  • Hallo Debütant und mit Dipl., willkommen in Frankfurt!


    Nur rein in den Wettbewerb, Ideen und Durchhaltevermögen sind hier immer gefragt. Zeig' dem Markt, wie es besser geht und packe es an, hier ist nichts in Stein gemeißelt! Aber mit etwas anpinkeln alleine tut sich nix ....

  • Dipl-Bruder: Einerseits möcht' ich deine Antwort gerne in den Keller verschoben sehen, andererseits....


    Jede Gesellschaft baut nach den Regeln und Restriktionen, die ihr ihre Baumaterialien, ökonomischen Zwänge und sonstigen Rahmenbedingungen (Klimaerwärmung, Erdbeben...) auferlegen.


    Die Baukosten und daraus resultierend der Mietpreis je m² sind dabei ein wesentlicher Faktor. Hieß es in den Siebzigern beim Häuslebauer noch "jede Ecke kost' 20TDM" haben wir heute den Mieter, der sich entweder eine große oder eine teure Wohnung leisten kann. Nur sind leider die Neubauwohnungen meist beides.


    Bei 3000€/m² Verkaufspreis muss man schon mal mit 10€ pro Monat kalkulieren, ohne dass man Gewinn macht.
    Und wenn man dann durch eine aufwändig gestaltete Fassade den kostendeckenden Mietpreis auf 15€ hochtreibt - wer soll da denn einziehen?


    Glaubt denn irgendwer, ein Supermarkt im Haus würde die erzielbaren Mietpreise erhöhen? Täglich Lärm durch anfahrende Laster und Kunden, Radau mit Einkaufswagen und immer das Risiko, dass durch unvermeidbare Hygienemägel Ungeziefer mit vier oder mehr Beinen im Haus unterwegs ist.


    Da gestaltet man dann eben gerade so viel wie nötig ist, damit der Bau nicht wie die letzte 70er-Platte aussieht und hofft.

  • Mein Statement galt dem Vorposter in Bezug auf die Ewignörgler. Mittlerweile ist es ja Usus geworden einer kritischen Aussage mit Weitblick eine gewisse Mentalität zu unterstellen. Was mich bei diesem ganzen Unterfangen stört, ist die Tatsache, dass in Europas größtem innerstädtischen Neubaugebiet kein einziger Wettbewerb für die Architektur stattgefunden hat. Man bleibt unter sich, und nur wer die Sprache der Bauherren spricht, darf in den erlesenen Kreis der Gutbürgerlichen. Wo bleibt Raum für Kreativität? Chancen werden jungen Architekten mit Blick für ihre eigene gebaute Zukunft nicht mehr eingeräumt. Ein Konsens will nicht gefunden werden, das würde ja Überzeugungsarbeit bedeuten. Klar will jeder sein Geld verdienen, aber das hier stößt schon an kriminelle Grenzen. Ich sehe hier die Gefahr einer Ghettoisierung und es sind nicht die finanziell schwachen Mitbürger, die ausgegrenzt werden, sondern die besser Verdienenden, die sich einigeln. Das kann einer Stadt mit Metropolanspruch nicht gut tun. Die Mitte geht dabei verloren. Ist das so gewollt in Frankfurt?
    Das Thema "Stadtgärten" wurde meines Erachtens nach verfehlt, da die Architektur im Grunde eine ganz banale ist. Es heisst ja auch mittlerweile Parkend.
    Und danke Xalinai, Ihre Aussage untermauert ja nur meine Behauptung. Das Rechnen steht mal wieder im Vordergrund. Man muss noch nichtmal Architekt sein, um solche Projekte zu entwerfen. Vorgaben bieten gebaute Projekte deutschlandweit. Wer spricht denn hier von einer aufwendigen Fassade? Ich zumindest nicht. Schauen Sie sich doch mal die Visualisierungen zu den Objekten nördlich des Römischen Rings an. Hier sehe ich ganz klar eine zerklüftete Architektur mit Staffelungen, Vor- und Rücksprüngen. Meinen Sie so etwas? Ich sprach ja auch nicht von Hadid, BIG oder Morphosis.
    Danke Immobilienmogul für die Ermutigung, genau das tue ich ja.

  • Das Vorhaben aus #218 ff. liegt nicht im Quartier Parkend (früher Stadtgärten). Es liegt nordwestlich des Westportals des Straßentunnels. Einen Anspruch durch einen Namen wie Parkend muss ein Tunnelend nicht erfüllen.


    So sehr ich auch nachdenke, mir kommt nicht ein einziger Beweis für die äußerst beliebte These "gute Architektur muss nicht teuer sein" in den Sinn. Die oft bemüht erscheinenden Versuche, Fassaden mit preiswerten Elementen irgendwie anders zu gestalten, scheitern regelmäßig. Spätestens wenn der Zeitgeist darüber hinweg gegangen ist.


    Ich schlage vor, diese interessante Debatte an passender Stelle weiterzuführen.

  • Um das jetzt zu beenden und danke für den Hinweis mit dem Diskussionsthread:
    Ich möchte hier nicht alles schlecht reden. Jede Architektur hat seine Berechtigung, die hier angegebenen Argumente stimmen ja auch. Ich habe mich lediglich über die Herangehensweise geärgert, nachdem ich mich etwas in die Materie eingelesen hatte. Da dieses Vorgehen halt nun mal so ist, kann ich hier rummeckern wie ich will, es ändert nichts und es wird sich auch nichts ändern, was ich persönlich für Frankfurt wirklich schade finde. Dieser Stadt fehlt es Urbanität, vor allen Dingen fehlt der Stadt eine "gesunde" Portion Dreck, Stichwort Sagrotanallergien
    Ich zumindest bin ebenfalls auf die Entwicklung gespannt und die Grundstücke sind wirklich erstklassig.
    Und sorry für das Missverständnis mit den Gebäuden, ich bezog meine Äusserung auf die Stadtgärten.


    Schönen Abend

  • Mod: Beitrag aus dem Thread "Europaviertel östlich der Emser Brücke" hierher verschoben.
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    Ohne jetzt hier haltlose verschwörungshtheorien aufstellen zu wollen (ok, ich gebs zu..ich machs ja trotzdem...): Da steckt doch system dahinter ! Es kann doch nicht sein, das an einer so prominenten Stelle bei einem so wichtigem projekt wie dem Europaboulevard ein derartiges Schlüsselprojekt rein zufällig mit trivialster wegwerfarchitektur realisiert wird.
    Es gibt dutzende Architekturbüros weltweit--das müssen noch nicht mal stararchitekten sein---die in der lage wäre, hier einfach soldide, gute, und trotzdem nicht teure architektur realisieren könnten...wenn man sie liesse.
    Auch ohne wettbewerb....