Fellini-Residences [realisiert]

  • "Kitsch steht zumeist abwertend gemeinsprachlich für einen aus Sicht des Betrachters minderwertigen, sehnsuchtartigen Gefühlsausdruck. In Gegensatz gebracht zu einer künstlerischen Bemühung um das Wahre oder das Schöne, werten Kritiker einen zu einfachen Weg, Gefühle auszudrücken, als sentimental, trivial oder kitschig."


    http://de.wikipedia.org/wiki/Kitsch

  • Man kann die Fellini Residences auch schlichtweg als kitschigen Architekturtraum von Romantikliebhabern betrachten und als solchen akzeptieren.


    Genau so gut kann man das Alexa in seiner rosafarbenen Vulgarität genial finden und akzeptieren.


    Selbes gilt für die spacige Ästehtik des Bierpinsels.


    Das sind alles Häuser die vor allem eines tun: nicht lagweilig sein.

  • Hm, also kann man alles, was bisl aus der Reihe tanzt, als Kitsch bezeichnen? Guckst du Duden. Ist nicht alles, was gebaut wird in der Ecke Kitsch? Nur sonst eher Bauhauskitsch?

  • Seltsam, dass der Begriff derart negativ konnotiert wird. Bspw. wird jeder die Sissi-Filme als kitschig bezeichnen, jedoch nicht als "minderwertig" und "geschmacklos". Oder? ;)


    Deshalb finde ich ebenso, dass die Fellini-Residences kitschig sind. Aber nicht im negativen Sinne.

  • Ben: wo habe ich gesagt, dass alles, was aus der Reihe tanzt, Kitsch sein soll?


    Ich habe die Fellini Residences als kitschig bezeichnet. Nicht das Alexa, nicht den Bierpinsel.


    Zudem gilt auch bei mir: Kitsch ist nicht unbedingt negativ.
    Negativ ist nur eins: wenn es langweilig ist.

  • In Rom oder Mailand würde ich das Gebäude vielleicht nicht als Kitsch bezeichnen. Ich bin aber dafür, dass Berlin seinen eigenen architektonischen Weg geht, anstatt sich als Mailand oder Paris auszugeben. Das ist ja zum Glück nur ein Einzelfall. Aber hier wäre sogar der Begriff "Disneyland" mal passend, denn auch dort baut man sich in Amerika Städte auf, die wie putzige alte europäische Städte aussehen. Darauf fällt vielleicht ein Ami rein, ein Europäer sicherlich nicht.


    Edit: Im Übrigen sind die Wohnungen offensichtlich für internationale jetsettende Millionäre, die vielleicht ein paar Tage im Jahr in Berlin sind, mit Berlin eigentlich auch nicht viel am Hut haben und dann auch eigentlich lieber in Italien wären. Aber wer nach Berlin kommt der soll auch Berlin kriegen! ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Johnny ()

  • @Rom und Mailand:

    Das ist doch genau das Thema auf der einen Seite gibt es doch aus meiner Sicht nur zwei Forderungen:
    1. Moderne urbane Architektur die zum Teil die fünfziger Jahre und 60ér Jahre DDR Bunkerbauten ersetzen

    2. Die andere Schiene ist die Anlehung der Architektur an die Jahrhundertwende also auch eher die Rückbesinnung der Architektur an eine Zeit vor dem dritten Reich, dazu zählt auch eine Wiederherstellung der Mitte Berlins.


    Nun, da weder das eine noch das andere konsequent verfolgt wird (man denke nur an den Schwachsinn des Thyssen Krupp Kubus direkt neben dem Schloss oder die Schinkelplatzbebauung) entstehen auch aus den unterschiedlichsten Gründen heraus sehr diversitäre Quartiere mit völlig unterschiedlichen Architektur-Stilen.


    Das kann sehr interessant sein und viele Menschen die nach Berlin kommen, finden gerade diese außergewöhnliche Mischung aus DDR-Bauten, historischen Monumenten und relativ modernen Architektur-Stilen spannend.


    Was mir aber insgesamt in Deutschland fehlt, ist der Mut Architektur auch mal wieder pompös, kitschig, verspielt oder nennen wir es einfach Architektur fürs Auge durchzusetzen. (Glas, Stahl und Funktional hinzu kommt quitschig Gelb oder das weisseste Weiß, willkommen in deutschen Großstädten)


    Da mir das deutlich zu kurz kommt, die Liebe zum Detail, Fassaden wo sich das Auge auch einmal aufhalten kann, finde ich einen solchen Bau durchaus eine angenehme Abwechslung.


    Wenn wir jetzt in Berlin ganze Quartiere so hätten, ok dann würde ich vielleicht, auch wenn ich nichts dagegen hätte, einene solchen Vorwurf verstehen, aber so...


    Im übrigen würde mich dann schon interssieren, wie Du den Architektur-Stil (Berlintypisch) bezeichnen würdest. Da fallen mir entweder die Preussen ein, die DDR-Bauten und den 50/60ér Jahre Durchschnitts-Wohnungsbau. Meinst Du das?

  • Was ist denn der "Berliner Weg"? Ist der nicht schon seit jeher, andere nachzuahmen, sei es Italien/antikes Griechenland (allerlei Villen und Schlösser) oder Paris (Boulevardarchitektur) nachzuahmen? Das was so in den letzten 70 Jahren kam wohl hoffentlich nicht...(oh, da war wohl jemand schneller :D)
    Was hat eigentlich in den letzten vier Jahren zu einer 180°-Wende deiner Meinung geführt? ;)


    mkwiteaux
    Also "man"="ich"? Im Grunde sagste ja nur, dass man alles mögen oder auch alles gleichermaßen nicht mögen kann. Habe ich dann vielleicht falsch interpretiert...


    Langweilig wären die FR doch erst, wenn sie in Italien stünden. Dort sieht schließlich alles so aus. In diesem Quartier stellt sie hingegen eine mediterrane Abwechslung ggü. dem sonst dort entstehenden (durchaus positivem) Bauhauskitsch (wir sind ja schließlich nicht in Dessau oder Weimar), mit seinen weiß-grauen, glatten Fassaden und den abgerundeten Ecken, dar. Spricht doch folglich eigentlich für die FR

    Einmal editiert, zuletzt von Ben ()

  • ja na antikes italien/griechenland haben wir auch massig in washington, new york...etc...eben überall wo es halbwegs repräsentativ sein soll...da ist es wohl kosmopolit, in berlin aber anscheinend völlig fehl am platz...man kann es eben einfach niemandem recht machen....am besten wir verfolgen die germania-baupläne weiter, das wäre dann relativ einmalig...obwohl...neee...ist ja auch nur die perversion der antiken, griechischen idee...seufz...bauhaus geht auch nicht...öhm...grübel...jemand ne idee?

  • @Alex: Ich hab nichts gegen historisierende Architektur. Die Entwürfe von Patzschke z.B. gefallen mir sehr gut.


    Ben: In China werden auch ganze Viertel mit europäisch anmutender Architektur hochgezogen. Spannender fände ich es allerdings, wenn man die traditionelle chinesische Architektur neu interpretieren würde. Wenn ich in eine fremde Stadt fahre, interessieren mich die Eigenheiten dieser Stadt, sonst könnte ich ja in eine X-Beliebige Stadt fahren, bzw. könnte gleich zu Hause bleiben, wenn ich eh überall das Gleiche geboten bekomme (um es mal überspitzt zu formulieren).
    Übrigens haben sich in Berlin in den letzten Jahren schon ein paar klare Stile herausgebildet, die mir ganz gut gefallen. Ich sehe auch nichts Verwerfliches daran, wenn eine Stadt relativ homogen ist, das sind doch eigentlich die meisten Städte. Hauptsache die Architektur ist ansprechend. Und Abwechslung kann man auf unterschiedliche Weise erzeugen.

  • in der volksrepublik wird auch hier und da traditionelle chinesische architektur neu interpretiert bzw. gibt es auch div. anklänge an besagte, leider geht diese zwischen der ganzen stahl- und glas- investorenarchitektur völlig unter....


    Thema des Threads sind die Fellini Residences. Bitte themenbezogen posten. Danke.
    Bato

  • Bauhauskitsch?


    „Kitsch bedeutet doch eher, dass man Verzierungen zum Selbstzweck einsetzt, oder?“
    Nein. Kitsch entsteht allgemeiner schon dadurch, dass Zitatmäßiges und ‚Wiederbelebungsversuche’ in Bezug auf Stile nicht als solche erkennbar sein sollen. Daher ist die Bezeichnung „Bauhauskitsch“ sehr treffend in Bezug auf jene äußerliche Modernerenaissance, die seit einigen Jahren alle Neubaugebiete durchsetzt. Die Wahrnehmungsgewohnheiten haben sich viel zu sehr geändert, als dass man einfach wieder ‚Bauhaus’ machen könnte – schon insofern geändert, dass man gleich zu erkennen meint: Aha, Bauhausstil. Zudem ist jene ‚Retromoderne’ Teil der Retro-Beliebigkeit: In jedem neuen Einfamilienhausviertel haben sich auch ein paar Neueigentümer ihre ‚Bauhausvilla’ bauen lassen. Und siehe die Werbung:
    http://jk-traumhaus.de/traumha…ont_content.php?idart=513


    In flickr hat jemand allen Ernstes einen retromodernen Ersatz für zwei abgerissene Zeilen des ersten Bauabschnitts der Siedlung Blumläger Feld von Otto Haesler für original Haesler gehalten (das hat er inzwischen korrigiert): http://www.flickr.com/photos/gert55/7183101235/
    Diese neuen Häuser wären schon in den 70ern, als sich Flachdachbungalows verbreiteten, nicht mehr aufgefallen.

  • so...war heute zufällig in der ecke und kann mit neuen (handy)bildern dienen. der rohbau steht mehr oder weniger, im erdgeschoss werden bereits die ersten fenster eingesetzt. persönlich find ich das projekt durchaus ansprechend, habe aber die befürchtung, das es eventuell doch kitschig-neureich rüberkommen könnte...laß mich mal überraschen wie die fassade letztendlich wird, die fenster haben mich nicht unbedingt überzeugt, da stark dunkelgrün, fast schon schwarz...wenn ich mir die visualisierungen so betrachte...hmmm...endergebnis abwarten.







    alle bilder vom 11.08.2012 und von mir...

    Einmal editiert, zuletzt von Betonkopf ()

  • Ich war auch am WE da, der Rohbau wirkt schon recht massig - und so einen richtigen freien Blick werden die Bewohner trotz des wohl ordentlichen Preises nicht haben. Der Block wirkt irgendwie ziemlich beengt bzw. gedrängt.


    Wie die Gestaltung/Architektur dann wirkt, wenn's fertig ist, lässt sich schwer abschätzen.


    Hier drei weitere Fotos als Ergänzung zu Betonkopfs Bildern:




  • danke für die bilder...bin erst heute daran vorbeigefahren und habe echt bedenken, das die ganze sache kitschig werden könnte....ich mein, da fehlt doch nur noch die venus von milo im hof...zumindest kam mir genau diese beim anblick der balustraden in den sinn...

  • Inzwischen wird die Fassade auf die Wärmedämmung montiert









    Das sieht wie ich finde alles ganz ordentlich aus, ich sehe da nicht die Gefahr, dass es zu kitschig wirkt, im Gegenteil.
    Einzig die schmale Kommandantenstraße und die Industriebebauung auf der anderen Seite wird diesem spektakulärem Hof nicht gerecht, der Ausblick dort aktuell dieser - kann man nur hoffen, dass auf diesem Parkplatz, auf dem aktuell die Baucontainer der Fellini-Residences stehen, bald etwas hübsches entsteht. Die Ecke vermittelt sonst den Eindruck, als sei dort die Welt zu Ende, dabei fängt dort erstmal Kreuzberg an.

  • Fotoupdate. Viel neues ist nicht zu sehen, die Gerüste sind noch dran. Man erkennt aber bereits, dass es mal kein weißer Schicki-Neubau wird, sondern beige (sandsteinfarben):



    Blick von Nordosten, es ist der eingerüstete Bau im Hintergrund:


  • 2. Projekt Fellini Residences. Hier ist die Naturstein Fassade fast fertig. Die Rüstung dürfte bald fallen. Das Haus macht einen extrem wertigen Eindruck. Mal schauen wie es ohne Rüstung in der Frühlingssonne dann aussieht.