Und so präsentiert sich das ganze von oben.
Hier die Ausgrabungen
Und so präsentiert sich das ganze von oben.
Hier die Ausgrabungen
rbb24 berichtet heute ausführlich über die aktuellen Planungen des Berliner Senats am Molkenmarkt.
Am heutigen Dienstag soll ein Rahmenplan beschlossen werden. Die wichtigsten Eckpunkte sind:
Vieles sind die üblichen, teils wenig konktreten Angaben. Demnach soll das Qaurtier lebenswert und zukunftsweisend sein mit einer Mischung aus Gewerbe, Wohnen, Kultur und Freiraum. Die Gebäude sollen flexibel nutzbar werden. Selbstverständlich wird ein innovatives Mobilitätskonzept angestrebt und vielfältige Kulturangebote. Der Anspruch an die architektonische und gestalterische Qualität ist hoch.
Für die geplanten vier Blöcke des Quartiers gibt es unterschiedliche Nutzungsplanungen:
Der frühere Zeitplan ist leider nicht mehr haltbar, die Wettbewerbe dürfte sich um mind. ein Jahr verzögern. Bis 2026 finden noch archäologische Grabungen auf dem Areal statt, so dass frühestens danach gebaut werden kann.
Also ist weiterhin Geduld erforderlich.
Auch die Berliner Zeitung berichtet dazu, aber deutlich knapper.
Ein sehr ausführliches und interessantes Interview mit Prof. Markus Tubbesing von der FH Potsdam: https://www.berliner-zeitung.d…entrumsquartier-li.379579
Gestern war der Artikel noch in ganzer Länge gratis zu lesen, heute leider nicht mehr...Viele seiner Gedanken würde ich unterstützen.
Tubbesing erzählt, dass das Entwerfen von Plätzen mit Aufenthaltsqualität im Vordergrund stehen sollte. Außerdem seien die heutigen Architekturstudierenden mehr daran interessiert, sich an historischer Architektur zu orientieren, als die Nachkriegsgeneration, die noch anders geprägt wurde. Er ruft dazu auf, von Grabenkämpfen abzusehen. Wie essentiell der Molkenmarkt im Historischen Zentrum für Berlin ist, hebt er besonders hervor. Deshalb könne und solle hier deutlich mehr Geld in das Vorhaben gesteckt werden, als bei gewöhnlichen Projekten.
Während er sich für den Molkenmarkt eher eine historische und kleinteilige Anmutung wünscht, könne er sich für die Umgebung am Alexanderplatz großformatigere und sozialistischere Wohnblöcke vorstellen.
^^ Und schon berichtet die Berliner Zeitung über den inzwischen beschlossen Rahmenplan. Vieles von dem im rbb24-Beitrag (s. o.) Beschriebenen wurde bestätigt.
Neue/weitere Infos:
Mal sehen, ob der Artikel dauerhaft frei zugänglich bleibt.
450 Wohnungen, wo Zehntausende gebraucht werden.
klimaresiliente und hitzerobuste Stadtquartier soll ein „Kulturpfad“ führen. - klingt mal wieder Berlinerisch ungenau und dieses "klimaresiliente und hitzerobuste", im Endeffekt wird's doch wie immer sich selbst überlassen statt sich darum zu kümmern, siehe Orte wie die KMA oder die Idee mit den begrünten Haltstellen der BVG, wo andere Städte schon gesagt haben: unwirtschaftlich, außer man hat das Geld für nachhaltige, langfristige Pflege, Entwicklung.
Dieses Stadtquartier braucht kein Disneyland, sondern "Stadt der kurzen Wege" Tokyo als Vorbild wo man "Stadt in der Stadt" plant.
Ich Wette, dass dieses Projekt wie andere Projekte eh wieder mehr Marketing als wirklicher Erfolg wird. Alleine schon die Aussage: Block D: hier ist die Niutzung noch unklar, erstmal soll das Areal als Grünfläche genutzt werden.
Was ist das bitte? Gibt's wirklich nur in Berlin diese Planlosigkeit.
Einzig erfreulich, dass hier endlich etwas passiert! 🙏
Erwartest Du ernsthaft, dass das Wohnungsproblem Berlins am Molkenmarkt gelöst werden soll?
Ich würde hier lieber weniger als mehr Wohnungen sehen, eine zweite DDR Innenstadt mit lauter Sozialwohnungen wie grosse Teile um den Alex herum braucht Berlin an dieser Stelle nicht.
Man sollte lieber Grundstücke an Private veräußern, um eine vernünftige Mischung zu erzielen und eine qualitativ ansprechende Architektur, ob die nun historisch oder modern sein wird, ist mir persönlich egal, am liebsten beides.
Für die landeseigenen Gesellschaften ist es doch de facto unmöglich kostendeckend und wie gefordert kleinteilig mietpreisgebundene Wohnungen mit einem Anteil von 50 Prozent zu bauen, die auch noch ansehnlich sein sollen. Wie das gehen soll, ist mir ein Rätsel.
Was ansonsten den Nutzungsmix betrifft, gibt es eh kaum Differenzen zwischen den verschiedenen Vorschlägen.
Ich kann nur hoffen, dass mit zunehmender Bebauung in den Folgejahren die Erkenntnis reift, die Riegel - Rathauspassagen und Parkhaus - zum Marx Engels Forum aufzubrechen und diese Kleinteiligkeit bis zum Hackeschen Markt fortzuführen.
Das wäre dann endlich die Umsetzung einer städtebaulichen Notwendigkeit, die man nach 1990 leider versäumt hat.
Minimalist beklagt mangelnde Konkretheit der Planungen und reiht in seinem Kommentar selbst ein diffuses Schlagwort an das nächste. Weder japanische Verhältnisse noch ein Freizeitpark waren für das Areal je im Gespräch. Woraus du in den genannten Rahmenplanungen ersiehst, dass keine "Stadt der kurzen Wege" zu erwarten ist, hättest du ja vielleicht mal erläutern können.
Für die landeseigenen Gesellschaften ist es doch de facto unmöglich kostendeckend und wie gefordert kleinteilig mietpreisgebundene Wohnungen mit einem Anteil von 50 Prozent zu bauen, die auch noch ansehnlich sein sollen.
Die Beobachtung lehrt, dass du recht zu haben scheinst. Aber ich verstehe es trotzdem nicht. Warum ist für eine landeseigene Gesellschaft unmöglich, was von anderen Investoren erwartet wird? Eigentlich würde ich vermuten, dass umgekehrt ein landeseigener Betrieb weniger gewinnorientiert wirtschaften muss und zudem eine Vorbildfunktion einnehmen sollte. Außerdem wissen die doch auch, wie man wirtschaftlich baut. Wo also liegt der Hase im Pfeffer, dass am Ende kaum mal etwas Ansehnlich herauskommt? (Bei mir in Leipzig ist es bei der städtischen LWB das gleiche Leid.)
Ein kurzer Videobeitrag des rbb über die Bebauung am Molkenmarkt.
Senator für Bauentwicklung Christian Gaebler macht deutlich, dass weder die Gebäude aus dem 13.Jhd. wiederauferstehen können noch irgendeine futuristische Bebauung richtig für den Ort ist. Die geschichtliche Bedeutung des Ortes muss an der Architektur jedoch ablesbar sein.
Der Oberknaller ist die Aussage der Linken Katalin Gennburg: Die Kleinteiligkeit und die vorgeschriebene architektonische Qualität legen der Realisierung von sozialem Wohnraum Steine in den Weg - „es geht nicht um ästhetische Fragen, es geht darum, Sozialwohnungen zu schaffen“. Wie kulturlos und/oder ideologisch kann man eigentlich sein, um jeglichen Kontext dieses Vorhabens derart auszublenden? Als ginge es hier um einen Baugrund in der Peripherie von Hellersdorf…Der geringere Einfluss der Linken im neuen Senat kann nur ein Segen für dieses Projekt sein.
Schließlich plädiert der Vorstand der Architektenkammer dafür, mit dem Projekt Molkenmarkt exemplarisch die Fragen des klimagerechten Städtebaus neu zu denken.
Die vielen unterschiedlichen Interessen werden in Zukunft sicher noch für Sprengkraft sorgen. Es bleibt spannend..
Ja, zum Glück ist die Linke (im Moment) raus und sagt uns jetzt mit Frau Gennburg die nackte sozialistische Wahrheit. Die Blöcke, die Frau Lompscher dahin gesetzt hätte, bauen WBM und Gesobau derzeit im Hundert und lassen Berlin öder und langweiliger werden.
Kleinteiligkeit und ein Qualitätsanspruch sind an dieser Stelle wichtiger als ein Maximum an Sozialwohnungen. Wenn einem für so einen Ort nichts anderes einfällt als billigste Meterwahre, dann gehört man nicht in eine Position mit Entscheidungsgewalt.
In der Berliner Zeitung vom 27.08.23 findet sich ein Interview mit der 91!!! jährigen Marie-Luise Schwarz Schilling.
Frau Schwarz-Schilling ist Vorsitzende der Stiftung Mitte Berlin.
Sie ist der Meinung, die Leute brauchen Bilder um zu sehen wie das Stadtzentrum aussehen könnte.
Hier das Interview:
https://www.berliner-zeitung.d…muetsort-werden-li.380392
Die Stiftung veranstaltet das Mitte-Fest vom 1. bis 3. September in der Parochialkirche
Copyright: Stiftung Mitte Berlin
Mehr Informationen unter:
Dieses Stadtquartier braucht kein Disneyland,
Im Jahr 2023 kommt jemand noch ernsthaft mit dem "Disneyland"-Argument? Nach Erfolgen und Zuspruch zum Berliner Schlosses, Palais Barberini, Haus zur Goldenen Waage etc.? Ganz offensichtlich wollen die Menschen keinen Minimalismus, zumindest nicht im Stadtkern.
Geh mal nach Polen und nenn mal die rekonstruierte Altstadt von Warschau mit deiner überheblichen Weise "Disneyland". Auf die Reaktionen wär ich gespannt. Was haben die die Fantasy-Gebäude des Disney-Parks mit der möglichst originalgetreuen Rekonstruktion bedeutsamer und bewahrenswerter architektonischer Werke zu tun?
Bitte mehr Rationalität und weniger Polemik. Zumindest nicht in dieser unerträglich abgedroschenen Form.
@ maselzr
Vom bekannten Anthropologen Levi-Strauss stammt eine Analyse der räumlichen Anordnung von Gebäuden bei einem im Gebiet der Great Lakes beheimateten Stamm. Ich gebe die Beschreibung von Slavoj Žižek wieder:
"Dieser ist in zwei Untergruppen unterteilt, »diejenigen von oben« und »diejenigen von unten«. Wenn wir jemanden bitten, auf einem Stück Papier oder auf Sand, den Grundriss des Dorfes zu zeichnen, erhalten wir zwei völlig unterschiedliche Zeichnungen, je nachdem, ob er oder sie zu der einen oder zu der anderen Untergruppe gehört. Beide nehmen das Dorf als einen Kreis wahr, aber für die eine Untergruppe gibt es innerhalb dieses Kreises einen anderen Kreis mit Häusern in der Mitte; wir haben es dort also mit zwei konzentrischen Kreisen zu tun, während der Kreis für die andere Untergruppe durch eine klare Trennlinie zweigeteilt ist. Mit anderen Worten, ein Mitglied der ersten Untergruppe (wir wollen sie die »konservativ-korporatistische« nennen) nimmt den Grundriß seines oder ihres Dorfes als einen Ring von Häusern wahr, die mehr oder weniger symmetrisch um den Tempel in der Mitte angeordnet sind, während ein Mitglied der zweiten (»revolutionär antagonistischen«) Untergruppe sein/ihr Dorf als zwei verschiedene Ansammlungen von Häusern auffaßt, die durch eine unsichtbare Front voneinander getrennt sind."
Das lässt sich 1 : 1 auf den Molkenmarkt übertragen und erklärt die Sprengkraft, von der Du sprichst: Denn die einen meinen, es gehe "nicht um ästhetische Fragen, es geht darum, Sozialwohnungen zu schaffen“ und die anderen (Du) meinen, dass Sozialwohnungen "in der Peripherie von Hellersdorf" gehören. Zwischen diesen beiden Positionen ist aber eine Verständigung nicht möglich.
Ich finde vor allem fragwürdig, dass Frau Gennburg ganz selbstverständlich davon auszugehen scheint, dass es bei Sozialwohnungen "nicht um ästhetische Fragen" gehen darf. Was ist das bitte für eine soziale Haltung? Ich finde soziale Durchmischung wichtig, auch in der Innenstadt. Und Ästhetik finde ich auch wichtig. Ich bin nicht der Meinung, dass weniger wohlhabende Menschen nur in der Wohnkiste leben sollen. Wohnen ist auch ein Bedürfnis mit ästhetischer Komponente und eine Frage mentaler/seelischer Gesundheit. Warum wohl geben sich die meisten Menschen Mühe mit der Einrichtung ihrer Wohnung und wünschen sich auch ansprechende Fassaden? Der Mensch lebt eben nicht vom Brot allein. Die Linke sollte sich vielleicht mal Gedanken machen, wie sie es armen Menschen ermöglichen möchte, in schönen Häusern zu leben. Besonders, wenn das Land selbst baut. Gehören die Grundstücke dem Land/der Stadt Berlin?
Ich wüsste anderseits auch nicht, was dagegen spricht, wenn diejenigen, die sich eine teure, schicke Wohnung leisten können, in einer solchen wohnen (und damit bestenfalls die Sozialwohnungen mitfinanzieren). Beides in Durchmischung.
Die sozialistischen Wohnplatten im Geiste der Moderne sind jedenfalls oft genug zu sozialen Brennpunkten und Elendsvierteln geworden. Dass dies soziale Architektur war, wage ich zu bezweifeln. Aussagen wie die von Frau Gennburg deuten darauf hin, dass sich über Architektur und ihre Wirkung auf den Menschen überhaupt keine Gedanken gemacht wurden. Das ist keine Denkrichtung, das ist einfach unreflektiert.
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Geh mal nach Polen und nenn mal die rekonstruierte Altstadt von Warschau mit deiner überheblichen Weise "Disneyland". Auf die Reaktionen wär ich gespannt. Was haben die die Fantasy-Gebäude des Disney-Parks mit der möglichst originalgetreuen Rekonstruktion bedeutsamer und bewahrenswerter architektonischer Werke zu tun?
Bitte mehr Rationalität und weniger Polemik. Zumindest nicht in dieser unerträglich abgedroschenen Form.
Polen ist nun leider ein sehr unpassendes oder schlechtes Beispiel um Deine These zu unterfüttern. Die Rekonstruktion der Warschauer Altstadt wurde sehr zügig direkt nach Kriegsende initiiert. Auch aus politischen Gründen. Auch hatten die Menschen wegen des sehr kurzen Zeitabstands zur Zerstörung, noch konkrete Lebenserfahrungen die sie mit der Altstadt verbunden haben.
Dies ist nun hier fast 90 Jahre später in Berlin ganz und gar nicht der Fall. Es gibt kaum eine Person die sich an den historischen Molkenmarkt erinnern dürfte. Die Zeitläufte sind über dieses Gebiet gefegt haben andere inzwischen historische Schichten hinterlassen. Also wird alles was auch nur im entferntesten rekonstruiert erscheint als absolut künstlich bis pitoresk und nicht authentisch wirken.
Der Disneyland-Vorwurf ist übertrieben aber nicht abwegig.
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Die sozialistischen Wohnplatten im Geiste der Moderne sind jedenfalls oft genug zu sozialen Brennpunkten und Elendsvierteln geworden. Dass dies soziale Architektur war, wage ich zu bezweifeln. ....
Dass die “sozialistischen Wohnsiedlungen im Geiste der Moderne“ erst nach dem Mauerfall und der Vereinigung mit all ihren politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen bis ins kleinste Glied der ehemals bestehenden Gesellschaft hinein, der völligen Auslöschung der vorherigen Gesellschaftsordnung, zu “sozialen Brennpunkten und Elendsvierteln“, wie Du schreibst, geworden sind, läßt Du natürlich gefliessentlich unter den Tisch fallen. Wenn das nicht Ideologisierung ist .....
Entschuldigung, aber viele Großsiedlungen in Westeuropa sind nun auch nicht unbedingt die heilsten aller Welten, oder?
Die vollkommen unsinnige Debatte um Für und Wider von Rekonstruktion können wir gern ein hundertstes Mal drehen. Wenn ein 300 Jahre altes Gebäude rundum saniert wird, sieht es oft auch vollkommen neu aus. Eine solche Wirkung "künstlich" zu nennen, nunja. Jedes alte Gebäude war mal neu. Wenn man ein Denkmal nur akzeptiert, wenn die Farbe schon ein wenig abblättert, ist das eine ziemlich "pittoreske" Idee von "Authentizität". Die Bedeutung von "pittoresk" bezeichnet der Duden übrigens als "malerisch". Ich würde mich als Architekt freuen, wenn man meine Werke so nennen würde.
Ich finde es lustig, Camondo, dass du mir vorwirfst, ich würde etwas unter den Tisch fallen lassen, und dann selbst schreibst, die Warschauer Rekonstruktionen seien legitimiert durch den "sehr kurzen Zeitabstand zur Zerstörung" und damit verbundene "konkrete Lebenserfahrungen". Unter den Tisch fallen lässt du dabei, dass Warschau nicht nur in der Nachkriegszeit, sondern konstant und bis heute wiederaufgebaut wurde (ähnlich wie Dresden, wo es auch diese Tradition der Rekonstruktion gibt). In Warschau wurde mitnichten alles so wiedererrichtet wie es vor dem Krieg war, sondern idealisiert und umgestaltet. Die UNESCO hat diese Wiederaufbauleistung mit dem Welterbetitel gewürdigt und in der Begründung betont, welch wichtigen Beitrag sie "to the changes in the doctrines related to urbanisation and conservation of urban development" geleistet hat.
Es mag ja sein, dass man Jahrzehnte nach der Zerstörung keine "konkrete Lebenserfahrung" mehr mit der Bausubstanz eines Gebäudes verbindet. Genauer: dass man keine eigene Erinnerung daran hat. Wie lebendig aber die kollektive Erinnerung ist, zeigen ja die Initiativen, Bürgerbewegungen oder Mehrheitsbeschlüsse, welche dann im Bau historischer Entwürfe münden. Und mit diesen Rekonstruktionen verbinden die Menschen dann auch wieder eigene Emotionen und Erinnerungen, und zwar viel stärker als bei nüchtern-austauschbaren Neubauten.
Ich wäre dankbar, wenn mir die Analogie zum Disneyland mal erklärt werden würde. Ich finde sie komplett abwegig.
Im vorliegenden Fall des Molkenmarktes habe ich keinen richtigen Überblick, ob überhaupt Rekonstruktionen infrage kommen. Welche wären das?
Ich finde vor allem fragwürdig, dass Frau Gennburg ganz selbstverständlich davon auszugehen scheint, dass es bei Sozialwohnungen "nicht um ästhetische Fragen" gehen darf. Was ist das bitte für eine soziale Haltung? Ich finde soziale Durchmischung wichtig, auch in der Innenstadt. Und Ästhetik finde ich auch wichtig. Ich bin nicht der Meinung, dass weniger wohlhabende Menschen nur in der Wohnkiste leben sollen.
Ich glaube, Du gehst in Deiner Hypothese von falschen Annahmen aus. Frau Gennburg kennt die Kosten bei der Entwicklung von Immobilien und hat lediglich, sofern ich es richtig verstanden habe, davor warnen wollen, dass wir keine Sozialwohnungen erwarten können, die Stuckfassaden und Altbaucharme-Rekonstruktion erwarten lässt. Es geht darum, dass günstige Mieten auch stark dadurch beeinflusst werden, wie die Kostenstruktur bei Bau etc. ist.
Ich habe Sie nicht so verstanden, dass Sie es so auslegt, dass Menschen mit wenig Geld nicht in schönen Häusern leben dürfen. Ich gehe davon aus, das wünscht Sie sogar diesen Menschen - so wie es jeder tun würde.
Wäre eine Stuckfassade bei einem Neubau nicht einer der kleinsten Kostenfaktoren? Im Vergleich zu Stein, der ja recht häufig verbaut wird, sicherlich.
Ich habe sie so verstanden, dass es ihr egal ist, wie die Häuser aussehen, solange sie nur günstig sind. Und das finde ich zu kurz gegriffen. Die Linke ist doch sonst keine Partei, die allzu scharf auf die Kosten schaut. Die Grundstücke sind wohl in Landeseigentum, wenn ich das richtig verstanden habe. Dieser entscheidende Kostenfaktor fällt also quasi weg, wenn Berlin auf eigenem Land baut. Hier sind alle Möglichkeiten für gute Architektur gegeben und angesichts der Bedeutung des Areals ist es auch geboten, sie auszuschöpfen.
Im Übrigen wohnen ja auch reiche Menschen in hässlichen Häusern, zum Beispiel nebenan am Schinkelplatz. Insofern ist Gerechtigkeit hergestellt.
Das lässt sich 1 : 1 auf den Molkenmarkt übertragen und erklärt die Sprengkraft, von der Du sprichst: Denn die einen meinen, es gehe "nicht um ästhetische Fragen, es geht darum, Sozialwohnungen zu schaffen“ und die anderen (Du) meinen, dass Sozialwohnungen "in der Peripherie von Hellersdorf" gehören. Zwischen diesen beiden Positionen ist aber eine Verständigung nicht möglich.
Das habe ich nie gesagt. Ich kritisiere, dass Gennburg ihre Interessen für sozialen Wohnraum vollkommen engstirnig und unreflektiert durchzusetzen versucht, ohne die Gesamtheit der Bauaufgabe im Blick zu haben. Der Molkenmarkt ist nicht Hellersdorf, da es eines der historischsten und zentralsten Baufelder Berlins direkt hinter dem Roten Rathaus ist. Der Wunsch nach sozialem Wohnraum ist also erstmal legitim, muss aber mit der Realität des Ortes abgewogen werden, und zwar, dass an dieser Stelle neben sozialen Interessen auch das Stadtbild, die Kulturgeschichte Berlins, der Tourismus und die Aufgaben eines innerstädtischen urbanen Quartiers in Betracht gezogen werden müssen. Gennburg verkennt diese Tatsache aus ideologischen Gründen komplett und scheint von Geschichte, Kultur und Städtebau nichts wissen zu wollen.
^ Ich habe sehr gut verstanden, wass Du meintest und finde die Position von Gennburg, wie sie sich aus diesem kurzen Zitat ergibt, einseitig und falsch. Gestoßen habe ich mich daran, dass Dir bei der Frage nach einem geeigneten Bauplatz für Sozialwohnungen ein "Baugrund in der Peripherie von Hellersdorf" einfiel. Wenn Du jetzt präzisierst, dass an dieser Stelle auch "sozialen Interessen" legitim sind, dann besteht zwischen uns kein grundsätzlicher Dissens.