Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • ^Ich hoffe zudem sehr das die Architektur im Detail noch nicht fix abgeschlossen ist. Ich würde mir wirklich wenigstens eine Mischung aus Rekonstruktion und zeitgenössischen, kreativen Ansätzen wünschen. Es gibt so viele Ideen, nur leider sehen wir nur sehr wenige umgesetzt.


    Bzgl. des Molkenmarktes hatte ich persönlich immer die Idee den Zustand nach der Bombardierung zu rekonstruieren. Alle Gebäudeteile, die nach dem 2. Weltkrieg noch standen, hätte ich rekonstruiert. Den verlorenen oder zerstörten Teil hätte ich durch sehr transparente, lichtdurchflutete Glasaufbauten ergänzt und zum Teil erweitert (aufgestockt).


    Dadurch wäre der Molkenmarkt mehreres in einem gewesen: Rekonstruktion, zeitgenössische Ergänzung, Erinnerungsort, Mahnmal, innovative Architektur. Was denkt ihr über solch eine Idee? Wenn eine Diskussion hier den Rahmen sprengt, könnte man das Thema ja auch in der Lounge weiterverfolgen.


    Untenstehend ein Bild des Zustands nach dem 2. Weltkrieg. Hier kann man sich vorstellen, was das für eine interessante Kombination gegeben hätte:


    Copyright: Landesarchiv Berlin, Foto: k.A.

    Quelle: : https://molkenmarkt.berlin.de/historische-bilder/


    Eingebundenes Foto wegen mangelhafter Quellenangabe geurlt. - Geändert...

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  • ^Ich hoffe zudem sehr das die Architektur im Detail noch nicht fix abgeschlossen ist. Ich würde mir wirklich wenigstens eine Mischung aus Rekonstruktion und zeitgenössischen, kreativen Ansätzen wünschen. Es gibt so viele Ideen, nur leider sehen wir nur sehr wenige umgesetzt.

    Die zu realiserende Architektur ist das was nach dem städtebaulichen Wettbewerb nun als nächstes (bzw. übernächstes da der finale Siegerentwurf ja noch nicht feststeht) zu klären wäre.

    Positiv stimmt mich, dass die Akteure betonen eine hohe städtebauliche und architektonische Qualität am Molkenmarkt realisieren zu wollen.

    Nachdenklich stimmt mich, dass große Teile des Projekts durch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften degewo und WBM realisiert werden. Besondere Leckerbissen lassen sich in deren Referenzen nicht gerade finden DEGEWO, WBM).

    Umso mehr sollte das Leitbautenkonzept mit einzelnen Rekonstruktionen wichtiger Gebäude in Betracht gezogen werden.

  • Die neue Senatsbaudirektorin und der Molkenmarkt

    Die gestrige FAZ berichtet im Feuilleton über die Qual der Wahl bei der Neugestaltung des Molkenmarktes. Verschiedene Arbeiten, die beim Wettbewerb bereits eingereicht worden sind, ein Vorschlag des Vereins Bürgerforum Berlin sowie die Rolle der neuen Berliner Senatsbaudirektorin werden darin diskutiert.


    v Vielen Dank für die Verlinkung! Bei Tageszeitungen bin ich eher old school, auch wenn es FAZ+ gibt. ;)

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  • Danke Georges Henri für die Verlinkung des Artikels. Darin wird der Allmachtsanspruch eines Herrn Sauerbruch und dieser sich für allmächtig fühlenden "Fachöffentlichkeit" gekonnt auf Normalmaß gestutzt. Bei der Angst dieser Gruppe vor „vordergründige Ästhetisierung baukultureller Fragen“ muss ich dann doch etwas schmunzeln. Hatten wir doch die letzten 15 Jahre die hintergründige Nichtästhetisierung von Neuauten aber eine Endlosdiskussion baukultureller hin und wieder sehr unrelevanter Fragen.

    Mögen wir uns in Zukunft wieder dem Wesentlichen zuwenden, das beim Thema Architektur immer auch die Ästhetik benötigt.

  • ....

    Mögen wir uns in Zukunft wieder dem Wesentlichen zuwenden, das beim Thema Architektur immer auch die Ästhetik benötigt.

    ... dumm nur, dass es sich mit der Festlegung was ästhetisch ist und was nicht, ähnlich verhält wie mit der Frage des 'guten Geschmacks'.

    Solange die eine Seite der anderen den Sinn für sowas wie Ästhetik und Geschmack abspricht wird Ihr Wunsch ein frommer bleiben. Eher werden sich die Gräben vertiefen und das gebaute Resultat wird nur selten über das Mittelmass hinausreichen.

    Insofern zeichnen beide Seiten für die Misere verantwortlich.

  • ^Sicher aber kann und sollte man ästhetische Belange wieder mehr in den Vordergrund rücken. Denn oft wird in Berlin bei Gestaltungsfragen fast rein pragmatisch argumentiert. Gerade auch bei solchen WBM-Kisten, die den Bewohnern hier am Molkenmarkt drohen und überall sonst in der Stadt. Da bleibt dann die Frage, ob es tatsächlich nur das eine ohne das andere geben kann. So als müsste günstig oder funktional immer auch deprimierend und einfallslos ausfallen. Ich bin sicher, dass diese Bedingung nicht apodiktisch zu sehen ist. Ästhetik und vor allem eine Kultur der Ästhetik wird in Berlin häufig als chi chi abgetan. Ich sage nur Mühlendammbrücke... Da hieß es sogar hier im Forum: Auch eine innerstädtische Brücke sei ein reines Funktionsbauwerk, Punkt, Schluss! Ich hoffe sehr, dass mit dieser für mich keineswegs funktionalen Betrachtung von Neubauten Schluss ist; mit einer Betrachtung, die nämlich die Ästhetik als fundamentale Funktion, um Lebensräume lebenswert zu gestalten, negiert. Deshalb hat K-1 in diesem Punkt für mich ausdrücklich recht.

  • Solange die eine Seite der anderen den Sinn für sowas wie Ästhetik und Geschmack abspricht wird Ihr Wunsch ein frommer bleiben...

    Da stimme ich Ihnen zu, jedoch ist zu berücksichtigen, dass Frau Kahlfeldt noch gar nicht im Amt ist und ich deshalb die Kritik für unsachlich halte. Ich habe hier Frau Lüscher auch erst zum Ende der Amtszeit kritisiert, als 15 Jahre Resultate vorlagen.

    Dass man von gewissen Kreisen Frau Kahlfeldt sofort einer Gruppe zuordnen möchte ist verständlich, allerdings ist das noch nicht sicher ob sie dort stilistisch auch zu verordnen ist. Sicher war das Büro auch ein Protagonist der Stimmann-Ära, aber dann doch ein niveauvoller. Denken sie bitte an das Rosmarin-Karree oder die ehemalige Engelhardt Brauerei.

    Hier geht es aus meiner Sicht manchen Kritikern nicht um das Gemeinwohl und höhere Moral sondern einfach um ihre weitere Beauftragung, das Büro Sauerbruch Hutton war in der Lüscher-Zeit ja gut im Geschäft (was nicht gegen das Büro spricht). Man sollte aber auch so fair bleiben und wissen, dass diese Büros halt auch Unternehmen sind.


    Allen einen guten Rutsch!

  • Es dürfte Einigkeit darin bestehen, dass es kein Verbot gibt, sich über die Bauästhetik zu unterhalten und dass das bei einem zentralen Stadtplatz auch vernünftig ist. Andernfalls lässt es sich gar nicht vermeiden, dass "das gebaute Resultat [...] nur selten über das Mittelmass hinausreichen" wird. Wenn man dies als kleinsten gemeinsamen Nenner ansieht, ist aber schon fraglich, was dann für Anforderungen an den Molkenmarkt zu stellen sind.


    Meine Sicht: Am ehesten braucht es eine Gestaltung, die dem Areal ein individuelles Aussehen gibt und auch im Wechsel der Moden bestehen kann. Dafür sind die bisherigen politischen Vorgaben ungünstig. Deshalb hoffe ich, dass die neue Senatsbaudirektorin nicht nur auf eine "schnelle Problemlösung" aus ist, die jahrzehntelange Verschandelung zur Folge hat.


    Man kann ihr insofern aber ruhig einen Vertrauensvorschuss geben.

  • Ich freue mich sehr, dass Kahlfeldt einen anderen Schwerpunkt rein bringt, der für eine ästhetische Haltung zur Architektur steht und auch dem Pragmatiker Geisel etwas entgegensetzt.


    Wie man im ernst befürchten kann, dass in Berlin, mit seinen tausenden Schuhkartons von Privatunternehmen wie von Genossenschaften (und nicht zuletzt von der Bundesregierung) ein ästhetischer Manierismus ausbrechen könnte, ist mir ein Rätsel.

    Für das Klosterviertel, könnte der Wechsel gerade noch zur rechten Zeit kommen.

  • Ich glaube nicht, dass es einen wesentlich anderen Baustil geben wird. Der Druck, effizient und modern zu bauen, wird doch eher größer.


    Material- und Facharbeitermangel, neuerdings auch Inflation, Klimawandel, Wohnraummangel, Energiewende, usw. sind alles Faktoren die m.M.n. eher gegen einen kleinteiligen, traditionalistischen Baustil mit Anlehnung an frühere Epochen im Zentrum sprechen.


    Das muss aber gar nicht schlimm sein. Ich setze auf Backstein als bestimmende Material im Aussenbereich gerade wegen dem Rathaus. Vlt. Gibt es eine Mischung aus Steildächern und begrünten Flachdächern mit Terrassen.


    Entscheidend werden die neu entstehenden Sichtachsen sein. Auf das Rathaus von Südwesten kommend. Entlang der Jüdengasse auf die Marienkirche, in irgendeiner Weise Richtung Stadthaus. Hinzu kommen neue, alte Plätze und Wegebeziehungen bis hin zur Parochialkirche.

  • Minimal Off-Topic: Diese Baustelle und die Teilsperrung der Elsenbrücke zeigen, dass selbst mit einer deutlichen Reduktion der Fahrspuren und der Geschwindigkeit eben nicht der Verkehr komplett zusammenbricht, sondern sich neu verteilt. Vielleicht steigt sogar der ein oder andere Autofahrer vom Auto auf das Fahrrad oder die Bahn um, die in beiden Bauvorhaben parallel staufrei verkehren.

  • der Freitag berichtet in seiner ersten Ausgabe dieses Jahres in einem Gastbeitrag von Kristin Feireiss (Aedes), Matthias Grünzig (Initiative Offene Mitte Berlin) über die Widersprüche, die die neue Senatsbaudirektorin in Zusammenhang zu den Zielen des Koalitionsvertrags sieht. Der Beitrag kritisiert die Ernennung der Senatsbaudirektorin, die möglicherweise nicht für die zentralen Aufgaben des Koalitionsvertrags geeignet sein könnte. Die erste große Herausforderung der neuen Amtsinhaberin bestehe in der Umsetzung der Entwicklung des neuen Quartiers am Molkenmarkt.

    Schließlich werden zwei Entwürfe kurz besprochen, wovon der zweite Entwurf favorisiert wird (scheinbar hat er aber, wenn man die bisherigen Stimmen verfolgt, weniger Chancen):

    - Bernd Albers mit Vogt Landschaftsarchitekten aus Zürich orientiert sich stark an gründerzeitlichen Stadtstrukturen: Mix aus konventionellen Mietshäusern und "Townhouses";

    - OS arkitekter mit czyborra klingbeil architekturwerkstatt/Berlin: wesentlich innovativerer Ansatz mit Holzbauweise und ökologische orientierte Perspektiven für Regenwassernutzung, begrünte Fassaden, Verbesserung des Stadtklimas durch Baumpflanzungen

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  • Die aktuellen Diffamierungen einiger Architekten gegenüber Frau Kahlfeldt sind unkollegial und nicht angebracht. Sie hat ihr Amt noch nicht einmal angetreten und schon glauben viele, dass sie ihres Amtes nicht würdig sei und Berlin mit Luxus-Prachtbauten übersäen würde.
    Ich habe unter Frau Kahlfeldt als Professorin studiert und kann euch beruhigen: Sie weiß sich sehr wohl kritisch mit der Umgebung auseinanderzusetzen. Die Chancen, dass Frau Kahlfeldt den Molkenmarkt als "Gründerzeitviertel" wiederauferstehen lässt, stehen bei null. Nur weil sie für einige Bauherren Luxus-Projekte in Dahlem verwirklicht hat, heißt das nicht, dass sie Städtebau nicht auch in größerem Maßstab und ökologisch denken kann.
    Es heißt jetzt erstmal abwarten, was Frau Kahlfeldt für den Molkenmarkt vorsieht. Erst dann darf gerne kritisiert werden.

  • Schließlich werden zwei Entwürfe kurz besprochen

    Das sind die beiden Siegerentwürfe des städtebaulichen Wettbewerbs. Wie der Artikel zu dem Schluss kommt, bei OS Arkitekter werde es überall Holzbauweise geben, wundert mich – es war kein Architekturwettbewerb.

  • Update vom 09.01.2022, fotografiert von mir


    Aufgrund der Witterung und der Feiertage hat sich so wahnsinnig viel nicht getan, daher nur ein sehr überschaubares Update von den Straßenbauarbeiten


    Das "mittlere" Stück der späteren Kreuzung zur Spandauer Straße hin ist nun so gut wie fertig und mit einer provisorischen Fahrbahn auf dem späteren Bereich der Straßenbahn versehen. Nächster Schritt ist wohl die Verschwenkung der bisherigen Spuren gen Karl-Liebknecht-Straße auf diesen "mittleren" Bereich und die Fortsetzung der Bauarbeiten in dem hier rechts zu sehenden Bereich.

    molke-1cgjjr.jpg


    Eine Fußgängerinsel an der Einmündung der Spandauer Straße wurde bereits errichtet, der finale Fahrbahn-Belag ist ebenfalls aufgebracht.

    molke-2jljwc.jpg



    molke-3xdkky.jpg



    d.

  • Bohlendamm aus dem 13. Jh entdeckt


    https://www.morgenpost.de/bezi…che-Strasse-entdeckt.html


    Bilder habe ich bisher leider nur in der BZ gefunden:


    https://www.bz-berlin.de/berli…chen-bohlendamm-in-berlin


    Faszinierende Bilder. Eine mittelalterliche Straßenbefestigung in solch gutem Zustand findet man wohl nicht alltäglich. Man kann davon ausgehen, dass Archäologen und Geschichtswissenschaftler hier genauer hingucken möchten. Wer weiß, was sich rechts und links und zwischen den Bohlen noch so alles versteckt.


    Für den Baufortschritt ist das natürlich nicht die beste Nachricht...

  • Ach doch, denn man findet zum Beispiel mitten in Deutschland Spuren aus der Römerzeit, auch im guten Zustand. Aber in der Tat für Berliner Verhältnisse schon eine kleine Sensation!! :)

  • ^ Die Römer haben ja auch viel stabiler gebaut als das Mittelalter - dass man tausend Jahre nach ihm städtische Straßen wieder mit Holzbohlen befestigen würde, hätte einen kaiserlichen Straßenbau-Ingenieur aus Colonia Agrippina (Köln) wohl sehr gewundert...


    Im deutschen Mittelalter war das für feuchtes Gelände aber tatsächlich Usus. Eine der Hauptstraßen in der Braunschweiger Innenstadt heißt deshalb bis heute Bohlweg.