Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Derzeit sieht es also ziemlich gut aus für das Quartier.

    Ähm .. und warum sieht es jetzt gut aus für das Quartier? Nur, weil irgendwelche Vertreter von Senat oder Bezirk gesagt haben, dass angeblich qualitätvolle Architektur geplant ist? Das ist belustigend! Solche Sonntagsreden sind weder ein Beleg noch ein Anhaltspunkt dafür, dass hier wirklich ein gutes Quartier entstehen wird. Erzählen kann man nämlich viel, wenn der Tag lang ist.


    Die Einrichtung von archäologischen Fenstern sagt jedenfalls nichts darüber aus, ob dieses Quartier zukünftig eine gute Entwicklung nehmen wird. Viel wichtiger wären Aussagen über die Nutzung und die Kleinteiligkeit im zukünftigen Quartier.


    Aus meiner Sicht muss man befürchten, dass die Architektur am Molkenmarkt genauso "qualitätvoll" wird wie im Europaviertel. Ich befürchte, dass der Molkenmarkt ein Europaviertel "in Klein" werden wird. In Berlin ist es nämlich völlig egal, ob es sich um eine bisher unbebaute Bahnbrache oder die historische Keimzelle der Stadt handelt. Am Ende werden wieder wieder die gleichen gesichtlosen Kästen gebaut. Ich befürchte, dass der Bereich Molkenmarkt / Klosterviertel in zwanzig Jahren genauso gesichtslos aussehen wird wie das Europaviertel.

  • Ich befürchte, dass der Bereich Molkenmarkt / Klosterviertel in zwanzig Jahren genauso gesichtslos aussehen wird wie das Europaviertel.

    Diese Befürchtung habe ich auch. Dem könnte man nur begegnen, wenn man in der Ausschreibung des städtebaulichen Wettbewerbs ganz klar die Rekonstruktion von explizit benannten Leitbauten und eine kleinteilige Parzellierung festgeschrieben hätte. Das ist nicht erfolgt und damit ist der Drops eigentlich auch schon gelutscht - leider.


    Ich verorte mich zwar selbst im linksliberalen Spektrum, aber ich hätte mir in diesem Zusammenhang eine Kenia-Koalition für Berlin gewünscht. Zumindest verband ich damit die Hoffnung, dass es an dieser geschichtsträchtigen Ecke meiner Heimatstadt mal eben nicht um sozialen Wohnungsbau gegangen wäre...

  • ^ Gott sei Dank bin ich nicht der Einzige, der das so sieht. Das Lustige an der Sache ist, dass die handelnden Akteure (und manche Foristen) wirklich glauben, dass hier besondere Architekur entstehen wird.


    Die Architektur, die am Molkenmarkt entsteht, wird folgende Eigenschaften aufweisen:


    - angepasst

    - spießig

    - austauschbar

    - banal

    - gesichtslos


    Am Molkenmarkt wird Anti-Architektur entstehen, die einer Hauptstadt / Weltstadt nicht würdig ist.

  • Gähn.

    Es ist doch noch einiges an Bewegung in der Ausformulierung der entstehenden Architektur zu sehen. Nichts ist bisher in Stein gemeißelt. Nichts. Und deshalb ist deine Litanei einfach nur überflüssig.

  • Nichts ist bisher in Stein gemeißelt. Nichts.

    Hä? Es wird jedenfalls keine Weiterführung des Nikolaiviertels geben. Aber ich lasse dich jetzt einfach mal in deinem Glauben, dass der Entwicklungsprozess ergebnisoffen ist.

  • Warum sollten die senatseigenen Gesellschaften nicht im Prinzip in der Lage sein eine Weiterführung des Nikolaiviertels zu bauen wenn es dafür Finanzierung und eine politische Mehrheit gibt?

    Dir ist bewusst dass die Idylle (?) des Nikolaiviertels als volkseigener Wohnungsbau von VE Baukombinaten überwiegend in serieller Typenbauweise errichtet wurde, also von einer noch sehr viel höher aggregierten und kollektivistischeren Variante sozialen Wohnungsbaus als das was jetzt als Bauherrenschaft zur Debatte steht?

  • Dir ist bewusst dass die Idylle (?) des Nikolaiviertels als volkseigener Wohnungsbau von VE Baukombinaten überwiegend in serieller Typenbauweise errichtet wurde, also von einer noch sehr viel höher aggregierten und kollektivistischeren Variante sozialen Wohnungsbaus als das was jetzt als Bauherrenschaft zur Debatte steht?

    Und ist dir bewusst, dass die Baukombinate nicht aus eigenem Antrieb das Nikolaiviertel historisierend gestaltet haben, sondern weil es der erklärte politische Wille war? Und genau diesen politischen Willen lässt RGR schmerzlich vermissen und deshalb werden die WBGs den Teufel tun, irgendwas historisierendes am Molkenmarkt zu errichten! Wenn ihnen das keiner diktiert, machen die das auch nicht.

  • Urbanist : Das ist meines Erachtens irrelevant. Relevant ist der politische Wille - oder die politische Vorgabe. Das Nikolaiviertel war der Versuch einer strauchelnden DDR, durch teilweise Rückbesinnung auf das preussische Erbe der stetigen Abwanderung der Leistungsträger etwas entgegen setzen. Deswegen durfte / sollte so gebaut werden. Der politische Wille der heutigen Regierung dagegen zielt überall hin - nur nicht auf eine Stärkung dessen, womit sich das klassische Bürgertum identifizieren könnte. Ist schliesslich nicht deren Kundschaft. Deswegen scheint es völlig unschlüssig, dass die städtischen Wohnungsbaugesellschaften von ihren Besitzern ermutigt werden, dort besondere historische Bezüge zu bauen.

  • Das Nikolaiviertel war der Versuch einer strauchelnden DDR, durch teilweise Rückbesinnung auf das preussische Erbe der stetigen Abwanderung der Leistungsträger etwas entgegen setzen.

    Das finde ich nicht ganz schlüssig; schließlich hatte die DDR es in den 80ern nicht nötig der "Abwanderung der Leistungsträger" ausgerechnet die Rückbesinnung auf das preußische Erbe entgegenzusetzen, dafür gab es ein anderes, wesentlich robusteres Bauwerk.

    Ich denke dass die Rückbesinnung auf historische Architektur zu dieser Zeit in der DDR eher auf den zu dieser Zeit dominanten intellektuellen Zeitgeist namens Postmoderne zurückzuführen war, der einige Jahre zuvor auch schon in westlichen Ländern diese Entwicklung ausgelöst hatte. Während der 80er Jahre war es eine Zeit lang ein ausgeprägter kultureller Konsens, dass ein Ausweg aus der Krise der modernen Architektur die zumindest teilweise Rückwendung zur Vergangenheit sei, daher auch die politischen Mehrheiten für solche Projekte.

    Wir leben aber heute unbestreitbarer Weise in einer anderen Zeit, und zumindest in Berlin gibt es für solche Projekte offenkundig keine politische Mehrheit mehr. Vielleicht hat es damit zu tun dass die große Mehrheit der Bevölkerung andere Sorgen und Interessen hat als die Forumsmitglieder hier? Vielleicht sind die Aufgaben der Zeit auch ganz andere als die der 1980er Jahre?

    Vielleicht ist nicht die Hinwendung zur angeblich seligmachenden Vergangenheit die relevante Fragestellung, sondern wie ein funktionsgemischtes, verkehrsvermeidendes, dichtes, kleinteiliges, sozial inklusives, dekarbonisiertes und kreislaufwirtschaftsfähiges Quartier dort entsteht?

  • ... überwiegend in serieller Typenbauweise errichtet wurde, ...

    überwiegend ja, aber nicht ausschließlich.


    Im Nikolaiviertel gibt es neben den Reko-Platten in serieller Typenbauweise ja auch einige historische Leitbauten. Einige Leitbauten wurden rekonstruiert wie die Gaststätte "Zum Nußbaum" oder die Gerichtslaube. Das Ephraim-Palais war eingelagert und wurde wieder aufgebaut. Und genau um diesen Wiederaufbau von explizit benannten Leitbauten geht es auch im Bereich Molkenmarkt / Klosterviertel, wie es auch Wolke Eins in Beitrag #1016 bereits geschrieben hat.

  • Es gibt diese Petition - ja. Aktuell läuft aber auch ein Wettbewerb - Ende des Jahres soll es da erste Ergebnisse geben. Die weiteren Schritte kann man auf der Molkenmarktinternetseite nachlesen. - Das ist der aktuelle Stand des sog. "politischen Willens". Letztlich hätten die Rekobefürworter schon bei der Bebauungsplanerstellung damals unter Stimmann sich melden müssen - die seitdem aktuellen Festlegungen des gültigen Bebauungsplans wird man wohl nicht mehr anfassen, weil das unabsehbare Zeitverzögerungen bedeuten würde (noch mal ein Verfahren von 5 - 10 Jahren???). Vielleicht ermöglicht ja der Bereich Jüdenhof eine Rekomöglichkeit vom Baurecht her (???). Bei allen anderen Bereichen sind ganz andere Baukörper und zum Teil auch Straßenfluchten vorgeschrieben, als die historischen bis 1930.

  • ... weil das unabsehbare Zeitverzögerungen bedeuten würde (noch mal ein Verfahren von 5 - 10 Jahren???).

    unabsehbare Zeitverzögerung? Am Molkenmarkt hat man 30 Jahre lang Däumchen gedreht. Und jetzt muss auf einmal alles ganz schnell gehen. Warum auf einmal die Eile?


    Letztlich hätten die Rekobefürworter schon bei der Bebauungsplanerstellung damals unter Stimmann sich melden müssen

    Ja natürlich! Die Rekobefürworter sind mal wieder selbst schuld.


    Bei allen anderen Bereichen sind ganz andere Baukörper und zum Teil auch Straßenfluchten vorgeschrieben, als die historischen bis 1930.

    Es wird immer irgendwelche Gründe geben, um Rekos zu verhindern.

  • Update von 24.10.2021, fotografiert von mir


    Der Anschluss der nördlichen Fahrbahnhälfte zum Bestand gen Alex ist vollständig

    mk_11okwf.jpg


    Die finale Asphalt-Deckschicht ist auf beiden Fahrbahnhälften bis kurz vors Rote Rathaus aufgebracht, ebenso ist der nördliche Radweg asphaltiert und bis auf wenige Stellen das Kleingranitpflaster verlegt

    mk_2chk3u.jpg


    Die Bepflanzung der Baumscheiben erfolgt ab heute, dem 25.10...

    mk_3s4j1l.jpg


    mk_41jjzw.jpg


    mk_581jei.jpg


    mk_6cyknz.jpg


    Direkt vor dem Rathaus dient die neue Fahrbahn als Lagerfläche für die Baustelle an der Kreuzung zur Spandauer Straße

    mk_76jjhp.jpg


    Die südliche Fahrbahnhälfte ist im Grunde auch soweit, nur laufen hier noch Spartenverlegungen im späteren Gehwegbereich. Außerdem müssen noch die Lampen vollständig platziert und eben dann die Rad- und Fußwege hergestellt werden

    mk_8yzj90.jpg


    An der Kreuzung Spandauer Straße konzentrieren sich die Arbeiten nun auf den mittleren Bereich. Dort wo der Bagger steht, fährt später mal die Straßenbahn auf eigenem Gleiskörper

    mk_945kea.jpg



    d.

  • Ich sehe da kaum Unterschiede zu früher. Großkotzigkeit angekündigt und im Prinzip fast dasselbe bekommen wie vorher, eine Rennbahnpiste. 🤫 Sorry, aber meine Euphorie wird hoffentlich doch noch kommen, wenn alle Häuser gebaut wurden. Bis jetzt: Nu! 🙄😅


    Danke übrigens für die Fotos!! :)

  • Wie auf der Webcam zu sehen, ist auf einem Teilbereich der neuen Grunerstraße eine bauzeitliche Fahrbahnmarkierung aufgebracht worden. Die beiden Fahrstreifen nebst Radstreifen führen in westliche Richtung, aber ich kann noch nicht ganz erkennen, welchem Zweck dies dienen soll. Weiß jemand genaueres?

  • Ah ja, heute sehe ich das auch auf der Webcam. Gestern fuhren die Autos auch noch auf der alten Strecke Richtung Westen, das hatte mich etwas verwirrt. Ab jetzt erfolgt also der schrittweise Rückbau der bisherigen Grunerstraße in diesem Bereich. Wird Zeit, dass sie vorn an der Spandauer Straße langsam mal fertig werden mit dem provisorischen Mittelstreifen, damit der Verkehr komplett auf die neue Grunerstraße am Roten Rathaus verlegt werden kann.


    Bitte nicht sinnlos zitieren! Danke