Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung


  • Das heisst, wenn man ohne Alternative diese Haupt Ost-West Route stark beeinträchtigt, wird es Probleme geben. Was soll das Endergebnis sein ? Motorisierten Individualverkehr um jeden Preis abwürgen ?


    Als Alternative müssen mehr Straßenbahnen fahren, nicht nur wie im B-Plan-Entwurf in der Spandauer Str. und auf dem Mühlendamm, sondern auch in der Stralauer und Grunerstr. Dieses Gebiet ist nur schlecht durch den ÖV erschlossen.


    Die Bebauung wie im B-Plan halte ich für richtig um diese Ödnis wiederzubeleben. Nur ist der Mühlendamm in seiner heutigen Breite (wie auch die Gertraudenstr.) überdimensioniert und nicht mit einer Alt- oder Innenstadt kompatibel.

  • Dreh- und Angelpunkt muss doch sein das Rote Rathaus zu reparieren.


    Es ist in diesem Bereich auf Nahwirkung und die Sichtachsen dicht bebauter Straßen Berliner Traufhöhe gestaltet worden. Das braucht es, um zu wirken, wieder zurück.


    Umgekehrt muss unbedingt das sog. Rathausforum weg und teilbebaut werden, um auch hier dem RR die einst intendierte Wirkung zurück zu geben. Das RR ist eine der wichtigsten Landmarken in Mitte und in dessen direktem Umfeld muss man daher einfach so konsequent sein und alles kompromisslos dahin ausrichten, dass es wieder annähernd die Bezüge bekommt, für die es gestaltet wurde. Eigentlich müsste die Rathausforum/MEF Brache und der Molkenmarkt aus einer Hand, mit RR im Zentrum, neu überplant werden. Mit dem neuen BP ist zumindest ein Anfang gemacht.

  • Nichts muss, alles kann. Und nur weil vor dem Krieg eine dichte Häuserwand knapp vor der Hauptseite des RR stand muss das nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Dieses Thema kann aber gerne im entsprechenden Thread diskutiert werden (wobei ich keine neuen Argumente erwarte).

  • Ich denke hier abermals die Diskussion zur Bebauung des MEF loszutreten macht keinen Sinn. Für wichtig halte ich nun, dass der Molkenmarkt und das Klosterviertel eine qualitative Bebauung erhält. Damit meine ich eine teilweise Rekonstruktion der herausragenden Gebäude, Plätze und Gassen (zB Hackesche Haus, Franziskaner Kloster oder auch der große Jüdenhof um nur ein paar zu nennen), meinetwegen auch in Form einer kritischen Rekonstruktion.
    Die restliche Bebauung halte ich für absolut spannend, man kann nur hoffen das es keinen lieblosen und nüchternen Anstrich verpasst bekommt.
    Wenn das Viertel dann fertig ist und bestenfalls positiv angenommen wird, könnte ich mir Vorstellen das im Zusammenspiel mit dem Stadtschloss und der Museumsinsel, ganz von allein eine neue Debatte um die Neugestaltung des MEF keimen wird, und eine neue Generation es gänzlich nüchterner bewerten wird als wir.

  • ^^
    die Rückkehr des Jüdenhofs wäre besonders fein. Zumindest eine kritische Rekonstruktion der Platzfassung ist ja ohnehin relativ gesetzt meine ich.
    Ich wünschte mir, als Vorbild würde das Domrömer-Projekt herangezogen werden. Klar wegen der Rekonstruktionen aber fast noch mehr wegen der zeitgenössischen Architektur dort, die die Rekos noch veredelt und eben keine bloßen Lückenfüller sind.

  • ^ Während für das MEF im passenden Thread -zig Entwurfsvarianten gepostet wurden, wie würde eine Planung mit Rekonstruktionen hier aussehen? Zum Großen Jüdenhof ergoogelte ich erst mal den Wikipedia-Artikel, das ist aber kein B-Plan - der Vergleich mit der Google-Karte ergibt, dass man die Grunerstraße stark zurückbauen müsste. (Gerne könnte dort eine Straßenbahn fahren - wie die Trasse 1 in diesem Konzept.) Reicht das, um alle vier Platzseiten wiederherzustellen?

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  • Ich denke, von Rekonstruktionen können wir leider absehen. Ich meine neben der üblichen Festschreibung der Fenster-Mauerwerk-Aufteilung gelesen zu haben, dass Dächer zu begrünen sind. Für mich heißt das schlicht: Flachdach. Das ist deswegen bedauerlich, da die Dächer der Ursprungsbebauung durchaus vom Molkenmarkt wahrnehmbar und somit Charakteristikum waren. Oben rasierte Häuser fügen sich daher nicht ein. Sie passen weder zum Schwerinschen Palais, noch zur Front des Nikolaiviertels. Wird der B-Plan so umgesetzt, wäre das ein Rückschritt im Vergleich zum Nikolaiviertel (bei allen unterschlichen Voraussetzungen).

  • Um mal einern Überblick zu schaffen habe ich die Modelle der Stadtplanungen seit 1998 herausgesucht.





    .... und hier der Stand von 2015



    Es ist auchg gut zu erkennen das Jüdenhof wieder erstehen soll, sogar mit dem Antikriegsmuseum das wohl vor der NS-Zeit dort schon seinen Standort hatte und später von SA besetzt wurde.


    Hier zu sehen auf einer Visu von 2009



    Alle Bilder: Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung und Umwelt + Philipp Eder

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  • In den folgenden Visus von 2009 ist auch gut zu erkennen wie die Gebäude zum Molkenmarkt niedriger werden sollen.



    Hier eine Visu wie der neue Stadtplatz vor dem Alten Stadthaus aussehen könnte.




    Alle Bilder: Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung und Umwelt + Philipp Eder, 2009

  • ^^ Rekonstruktionen mit originalgetreuen Dächern wären zwar schöner, doch selbst bei der Vorgabe der Flachdächer kann man sich zumindest an der alten Fassadengestaltung orientieren. Das ginge nur bei Giebelhäusern nicht, doch am Jüdenhof gab es keine - es müsste also gehen (man könnte aber auch zumindest an diesem kleinen Hof von der Flachdächer-Prämisse absehen?). Dazu noch einige höher erwähnte besonders charakteristische Fassaden (etwa die Westfassade des Franziskanerklosters, in das geplante Schulgebäude integriert) und was den Rest betrifft - im Unterschied zu den darüber verlinkten Visualisierungen sollte die Fassadengestaltung wesentlich differenzierter und kleinteiliger werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Du glaubst doch nicht im Ernst, dass da irgendetwas wiederaufgebaut wird, und schon gar nicht originalgetreu? Nein, da passiert entweder nichts oder es kommt eine verkopfte "Kritische" oder "Städtebauliche" Rekonstruktion, die einen Bezug zur Vorgängerbebauung nur mit bewußtseinserweiternden Substanzen erkennen läßt.

  • Ich verstehe einfach nicht, was heute so schwer daran sein soll, einfach mal wieder Dächer zu bauen. Man sieht in Frankfurt doch aktuell, wie positiv sich allein dies auswirkt, sowohl was die Proportionen als auch was den Gesamteindruck des kompletten Quartiers angeht. Die "Wiederentdeckung" des Dachs würde nicht nur wesentliche Gestaltungselemente zurückbringen, auch für die Langlebigkeit der Bauten wäre es ein absoluten Gewinn. Denn wie heißt es doch so schön: "Das Flachdach ist der Tod jeden Gebäudes".


    Warum man sich da so konsequent sperrt und lieber auf ein komplettes Geschoss verzichtet als mal wieder einen Giebel auszuführen, ich verstehe es einfach nicht. Gerade in solchen Gebieten wie am Molkenmarkt, dem Kern des alten Berlin, würde ein solcher Weg Wunder bewirken, denn dann müssen es gar keine Rekonstruktionen sein, es würde der Frankfurter weg aus modernen Adaptionen völlig ausreichen. Und selbst wenn die Vorgänger historisch hier gar keine Spitzdächer hatten, könnte man es doch zumindest mal versuchen!


    So sehen die Planungen wieder eher wie Massestudien aus. Jetzt werden einige direkt wieder einhaken und sagen, mehr ist das ja noch gar nicht. Ich fürchte nur, dass die Ergebnisse der noch anstehenden Wettbewerbe nicht besser ausfallen werden. So bleibt nicht mehr als die Hoffnung, dass man dem Dach zumindest in diesem Areal mal wieder eine Chance gibt!

  • Ich verstehe einfach nicht, was heute so schwer daran sein soll, einfach mal wieder Dächer zu bauen. Man sieht in Frankfurt doch aktuell, wie positiv sich allein dies auswirkt


    Ich meine und das hatte auch schon Forumsmitglied rallekoffskaja erwähnt gelesen zu haben, dass die neuen Planungen vorwiegend begrünte Dächer vorsehen. Das ist bei deinen geforderten Spitzgiebeln nur schwer wenn garnicht vorstellbar.


    Dass heute keine Dächer mehr gebaut werden ist auch so eine Mähr… ein schönes Beispiel für ein sogar sehr großes Dach findest übrigens beim Siegerentwurf für das M20 am Kulturforum.

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • @ Camondo


    ach du. Jetzt den Siegerentwurf für das Museum am Kulturforum zu zitieren; es wurde doch gerade deswegen so kontrovers besprochen, weil es eben ein Dach hat. Allein das zeigt doch, wie ungewöhnlich das heute ist.


    Wenn man ehrlich ist, haben heute doch mindestens 8o Prozent der Neubauten ein Flach- oder Staffelgeschossdach. Wirkliche Dachformen, die den Dachbegriff erfüllen, den ich mir zumindest darunter vorstelle, die werden doch aktuell kaum gebaut. Wenn du dir das Interview mit Herr Chipperfield angesehen hast, dann wirst du diese Auffassung seitens der modernen Architekten auch bestätigt bekommen.


    Was früher selbstverständlich war, ist für Leute wie Chipperfield heute eine echte ausnahme. Und das finde ich persönlich sehr schade, weil ich der Meuínung bin, dass das Verhältnis von Vollgeschoss zu Dachaufbau maßgeblich dafür ist, dass die Proportionen eines Hauses als harmonisch wahrgenommen werden.


    Wie das aber auch schief gehen kann, zeigt sich ja leider auch immer wieder bei z.B. Patzschke, die immer ein Vollgeschoss mehr reinquetschen als das Auge eigentlich verträgt. Somit würde ich mich mal freuen - und in Frankfurt sieht man ja das es geht und es Architekten gibt, die dies noch können - wenn man mal wieder Häuser planen würde, die dem klassischen Harmonieprinzip entsprechen. Dies kann dann von mir aus in moderner Formsprache sein. Aber überall diese amputiert wirkenden, mit Dämmpappe beklebten Rasterkästen hin zu setzen, ich finde, das muss langsam mal genug sein!

  • Es gibt mal wieder ein irgendwas-mit-"of Berlin" - konkret: das "Haus of Berlin". So nämlich nennt sich die Neukonzeption der Alten Münze am Molkenmarkt. Diese soll künftig ein hipper Ort für Kunst, Kultur, Bildung und Kreativwirtschaft und so zu einem vielseitigen Ort der Begegnung im Stadtzentrum, einer Pilgerstätte für Kreative, Touristen und Neugierige aus aller Welt im Meltingpot Berlin werden.


    Weiteres erfährt man im DM und auf der Projektseite.

  • Na mensch, wie innovativ. An sogenannten/vermeintlich/möchtegern hippen, kreativen Orten mangelt es Berlin natürlich. Wenns wenigstens konsequent "House of Berlin" hieße...So ists ja noch lächerlicher. Finde, sowas passt von der Lage her schon nicht dort hin, so an der Autobahn und dann noch in einem Bau aus Nazi-Zeiten.

  • Wären sie mal bei der Alten Münze geblieben. Das "Ü" ist in angloamerikanischen Kreisen doch gerade total hip. Der bescheuerte Name wird sich für das Bauensemble allerdings ohnehin nicht durchsetzen.

  • Ben: nazibau ist zeitlich gesehen natürlich korrekt, stammt er ja aus großer Zeit. Vom "Look and feel" unterscheidet es sich doch von prominenten nazi Bauten wie dem Luftfahrtministerium (Look: monumental, feel: einschüchternd) mit entsprechendem Sendungsbewusstsein. Dem Laien muss man bei der alten Münze erstmal klarmachen dass es aus der NS-Zeit stammt und nicht etwa aus dem 18. Jh. (Seite zum Molkenmarnt mit den älteren Reliefs dran).


    Warum ist ein Bau aus der Nazizeit unpassend?
    Deine Bedenken respektiere ich voll und ganz, ich frage nur etwas provokant nach warum hier: So würde ich nämlich sagen, dass bei der alten Münze in kleinster Weise Nazi Architektur und Hippness vermengt werden können. Das Gebäude ist gar nicht exemplarisch für einen NS-Bau, für das gebaute Führerprinzip, das jeder sofort erkennt. Da ist Tempelhof viel typischer und aussagekräftiger - ein Bau, der trotz seiner klaren NS-Ästhetik in Berlin geliebt/gemocht/bewundert wird, ohne dass m.E. seine Entstehungsepoche glorifiziert würde (??)
    Unpassend fände ich selbstverständlich jede Pietätlosigkeit, die ich allerdings bei der alten Münze nicht in einer Nutzung durch ein Kreativzentrum sehe.