Motel One Grunerstraße (60m)

  • Ich denke, dieselbe Fassade hätte in dunkelroter Verklinkerung deutlich mehr her gemacht. Die Lisenen hätten im Technikgeschoss auf dem Dach sogar noch als Galerie fortgeführt werden können. Schade. Dieses Grau greift langsam um sich. Erst die graue Verhunzung des Hauses der Elektroindustrie, dann der Indigo-Blechkasten und anschließend die Blechkiste von Hilton und nun dieser Farbtupfer. Immerhin kein Blech.

  • Vor einigen Tagen habe ich einige Bilder vom Motel One aus dem (nahezu) fertiggestellten kleinen Platz mit dem Bauarbeiter-Denkmal in der Mitte geschossen.




  • ^ Oje. Cubix, Motel One und dieser verdrehte Bau neben dem Fernsehturm bilden ein echtes Trio Infernale. Innen Rendite, außen Geschmacklosigkeit. Nichts stimmt in sich, und untereinander stimmt es noch viel weniger. Das Alexanderhaus auf der anderen Seite der Gleise wirkt da wie eine Anklage: Dass modernes Bauen mehr ist (oder sein kann) als Stahlbeton mit aufgepappter Fassade, nämlich ein ästhetischer Auftrag.


    Wenn ich es sehen würde und wüsste die Bauszeit nicht, könnte ich höchstens sagen, dass es innerhalb der letzten fünf Jahrzehnte oder so gebaut worden sein muss. Es wirkt weder gegenwärtig noch aus einer anderen Zeit stammend (Retro), aber auch nicht zeitlos-klassisch.


    Ich vermute, klassisch-modern war die intendierte Wirkung. Diese schmalen, vertikal verbundenen Fenster sind ja ein Stilmittel des amerikanischen Hochhausbaus der Zwanzigerjahre (siehe z.B. das Empire State Building). Sie sollen schlanke Eleganz und aufstrebende Dynamik vermitteln. Klappt hier aber nicht, denn erstens ist das Gebäude im Verhältnis zu seiner Breite an sich schon zu niedrig, um aufstrebend zu wirken. Und zweitens hat der Architekt auch sonst alles getan, um die Horizontale zu betonen – hätte er statt eines breiten Turmes an der Rückseite zwei schmalere Türme an der Vorderseite geplant, wäre das (bei gleichem Bauvolumen) vielleicht anders gewesen. Zumindest hat dieser Trick beim alten Karstadt am Hermannplatz funktioniert.


    Letztlich macht aber die Geiz-ist-geil-Optik der Fassade ohnehin jede Wirkung kaputt. Klinker wäre eine Möglichkeit gewesen; für den Bezug auf die Behrensbauten und das Amtsgericht hätte mir ein heller Naturstein wie Muschelkalk oder Sandstein aber besser gefallen. Man hätte auch mit Sichtbeton arbeiten können. Oder mit Glas und Alublech als Reminiszenz an das Haus des Lehrers. Alles möglich, solange man ernsthaft gestaltet und sich nicht den Vorgaben eines Bauherren beugen muss, dessen Geschäftsmodell für anspruchsvolle Architektur keinen Spielraum lässt.

  • ^ Und dabei war das Licht optimal und alles steht noch in jungfräuicher Frische. Bei grauem Wetter und leicht angeranzt wird die eigentlich niederschmetternde Wirkung dieser Unarchitektur erst voll zur Wirkung kommen.

  • Ein Mix aus Trash und Art-Deco

    Cubix, Motel One und dieser verdrehte Bau neben dem Fernsehturm bilden ein echtes Trio Infernale.


    Die drei genannten Vertreter sind Trash. Und Trash passt wiederum gut zu Trash. Das meine ich gar nicht unbedingt negativ.


    Der verdrehte Bau wurde hier ja wegen des Betons in den obersten Stockwerken auch als Flakbunker bezeichnet. Man darf aber nicht vergessen, daß direkt dahinter der riesige Betonsockel des Fernsehturms aufragt. Ein filigranes Gebäude im Jugendstil würde an dieser Stelle völlig untergehen und deplatziert wirken.


    Auch das Alexa wird regelmäßig verprügelt. Wegen der eingesetzten Fertigbauteile und wegen seiner rosa Farbe. Tatsächlich versucht das Alexa, Art-Deco darzustellen.


    Das Alexander- und Berolinahaus, welche beide über Art-Deco-Elemente verfügen, stellen den Anker des Platzes dar. Daher ist es sinnvoll, den Platz auch weiter in Art-Deco zu entwickeln. Ein bisschen Trash, ein bisschen Art-Deco, dieser Mix scheint der Beliebtheit des Alexanderplatzes bisher nicht geschadet zu haben.

  • Dafür dass ich dort gar nichts (höchtens ein asphaltierter Hinterhof) erwartet habe bin ich ehrlich gesagt ganz vorsichtig positiv überrascht.


    Nicht das ich finde da wäre was besonderes entstanden, überhaupt nicht, aber immerhin ist es ein kleiner Stadtplatz mit ein paar Bäumen geworden.
    Und die Häuser sind zumindest in den Bildausschnitten 'normaler Standart' und für diese Stelle akzeptabel.


    (Bitte genau lesen was ich geschrieben habe, bevor wieder einer behauptet, Baukörper findet häßliches schön, oder so ähnlich :D)

    2 Mal editiert, zuletzt von Baukörper () aus folgendem Grund: Gliederung geändert

  • Das ist Jammern auf hohem Niveau. Alle Neubauten nahe des Alexanderplatz, sogar inkl. des widerlichen Alexa, sind eine Bereicherung im Vergleich zum Hauptteil der dortigen Bestandsbebauung aus DDR-Zeiten. Man hätte das ganze Areal inkl. Fernsehturm damals sprengen sollen.

  • Ich merke, so langsam kommt Qualität in die Beiträge. :confused:


    Ich finde die Bausituation insgesamt recht gelungen, die gezeigten Bilder sind unglücklich gewählt, falls sie darauf abzielten das Ausmaß der Bausünde zu dokumentieren. Verstehe den Hype darum jetzt gerade nicht?

  • ^ Meine Zustimmung. Vor Ort sieht das alles etwas freundlicher aus, die Platzsituation im Vergleich zum Vorher ein erheblicher Gewinn. Die Bilder, vor allem das look up, sind etwas unglücklich gewählt.

  • ^^ Weil die Bildauswahl hinterfragt wurde, hier zwei Worte dazu: Zumeist poste ich Bilder, wenn ich den Eindruck habe, dass eine neue und beachtenswerte Situation hier im Forum noch nicht dokumentiert ist. (In diesem Fall: der gerade fertig gestellte kleine Platz.) Dabei möchte ich auch Enselbles, Gebäuden oder Plätze, die ich nicht für besonders gelungen halte, bestmöglich zur Geltung bringen und den Eindruck nicht durch Kommentare bereits in eine Richtung zu lenken versuchen. Mir geht es also nicht darum, hier im Forum eine Haltung zu mobilisieren, die meiner entspricht. (Abgesehen davon stellt der Platz auch für mich gegenüber dem Vorzustand eine Verbesserung dar.)


    ^ Warum ist das "look up" Deiner Meinung nach unglücklich gewählt?

  • Jeder sollte sich die bescheidenen Rathauspassagen angucken, die wenige Meter weiter direkt neben dem Rathaus stehen. Wenn jetzt jemand schreiben möchte, daß die Rathauspassagen toll sind, soll er es sich bitte verkneifen. :)


    Ich kann einfach nicht verstehen, was an dem Motel One so schlimm sein soll. Hier wird mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen. Auf neue Gebäude wird einprügelt. Bei bestehenden Gebäuden, die oftmals schlechter oder zumindest nicht besser sind, wird mit unendlicher Milde argumentiert.

  • ^ Ich kenne keine Stellungnahme hier im Forum die die Rathaus-Passagen in den 7ten Himmel gelobt hätten. Wären sie nur so hoch wie der Baukörper des Roten Rathauses ohne Turm würden sie die Harmonie nicht so negativ beeinflussen und in Konkurrenz mit dem Rathaus an der Längsseite des MEF treten.
    Als ich vor einigen Wochen die Linden entlangschlenderte in Richtung Forum, war ich erstaunt, dass nicht nur der Turm des Roten Rathauses die Sichtachse bestimmte sondern gleich daneben der Turm des Motel One. Da hat man sich wohl wieder einen Bärendienst erwiesen.
    Kein Mensch achtet in dieser Stadt mehr auf Sichtachsen. Ein Jammer.

  • Was die Sichtachsen angeht: der Turm des Motel One wird nicht der einzige Turm bleiben. Da werden in nächster Zeit weitere Türme hin zukommen, die gewachsene Sichtachsen zerstören werden. Der Alexanderplatz ist explizit als Hochhausstandort ausgewiesen. An einem Hochhausstandort wird man damit leben müssen, daß Sichtachsen zerstört werden.


    Was die Harmonie angeht: das Motel One übernimmt exakt die (Höhen-) Kante vom Cubix. Auf der Rückseite übernimmt es exakt die (Höhen-)Kante vom Parkhaus (mit Decathlon-Schriftzug). Das nenne ich mal harmonisch.

  • Als ich vor einigen Wochen die Linden entlangschlenderte in Richtung Forum, war ich erstaunt, dass nicht nur der Turm des Roten Rathauses die Sichtachse bestimmte sondern gleich daneben der Turm des Motel One.


    Das war mir auch aufgefallen, aber mein Gedanke ist eher, dass es eine städtische Horizontverdichtung ist. Das Rote Rathaus funktioniert als axiale Höhendominate eh nicht so wirklich; außermittig und nicht hoch genug. Ich verstehe, dass sich der König damals geärgert fühlte. ;)

  • ............


    ^ Warum ist das "look up" Deiner Meinung nach unglücklich gewählt?


    Mir persönlich zu steil.:) Aber Danke für`s Einstellen. Die Rathauspassagen haben für mich leider nach dem Umbau an Qualität verloren. Der kleine Platz ist aber schon eine Wohnumfeldverbesserung.