Europaviertel West (ohne Quartier Boulevard Mitte)

  • Der große Fehler der Stadt war wohl, viel zu große, zusammenhängende Teilflächen an Investoren verkauft zu haben, die auf den großen Stücken eben nur einfallslos copy&paste betreiben.


    Man hätte die Gegend Parzelle für Parzelle verkaufen müssen und keiner hätte zwei zusammenhängende Parzellen kaufen dürfen.


    Die Entwicklung hätte dann zwar länger gedauert, aber dafür hätte die Gegend "organisch gewachsen" ausgesehen (was es ja auch wäre) anstatt am Computer durchgestylt. So wirkt das ganze wie ein übegroßes Neubaugebiet am Stadtrand.

  • Ja, da hast du Recht, mysterio.
    Diese monotonen Einheitsklötze ohne jeglichen individuellen Wiedererkennungswert unterscheiden sich lediglich durch die Hausnummer. Das wirkt kasernenartig und ist einem so großzügig angelegten neuen Stadtteil mit untertunneltem Park nicht würdig. Ich dachte immer, Architektur habe auch etwas mit Kreativität zu tun, anscheinend habe ich mich geirrt.

  • Ich habe vor einigen Jahren den Immobilienboom in Spanien miterlebt, als absolute Wahnsinnspreise für minderwertige Immobilien gezahlt wurden. Auch dort wurden Anlagen mit monotonen Wohnsilos aus dem Boden gestampft, teilweise in bester Lage. Die groβe Nachfrage nach Wohnraum in Frankfurt macht es möglich, daβ Objekte mit einem so geringen gestalterischen Anspruch sich bestens verkaufen. Wirtschaftlich gesehen scheint das Europaviertel bisher die Erwartungen übertroffen zu haben, von der Architektur kann man das leider nicht behaupten.

  • Es handelt sich um eine ehemalige Bahnliegenschaft. Der Stadt hat dieses Areal nie gehört. Wie kommst Du denn darauf, mysterio? Vor ungefähr zehn Jahren hat sich die Bahn zur Veräußerung ihres nicht mehr benötigten Grundstücksportfolios entschieden und dazu die Vivico (später an CA Immo verkauft) und Aurelis Real Estate (später an Hochtief und Redwood verkauft) gegründet. Diese haben das Areal des ehemaligen Hauptgüterbahnhofs entwickelt und teils auch selbst bebaut. Der weitaus größere Teil der Baufelder wurde und wird allerdings an verschiedene Investoren verkauft.


    Aus städtebaulicher Sicht halte ich Blockrandbebauung auch für ansprechender. Wenn seitens der Käufer und Mieter aber kleinere freistehende Einheiten mit Licht und Luft von allen Seiten gefragt sind, Blockrandbebauung - in dieser Preislage - aber eher nicht, dann wird die Stadt für Bereiche wie diesen eben kaum andere Bebauungspläne aufstellen können als geschehen. Schließlich ist das westliche Europaviertel Wohngebiet und nicht Innenstadt. Jedenfalls stehen die einzelnen Häuser eben doch am Blockrand und nicht von diesem zurückversetzt, insofern (und auch hinsichtlich Größe und Nutzerstruktur der Bauten) hinkt Rohnes Vergleich mit den Siebzigern gewaltig. Man könnte es aufgelockerte Blockrandbebauung nennen. An anderen Stellen der Stadt funktionieren Überbauungen solcher Art jedenfalls gut.


    Auf die Visualisierung in #287 würde ich nicht allzu viel geben, dazu fehlt dort noch zu viel Architektur. Ich halte es jedenfalls für anerkennenswert, dass der Investor Bouwfonds für dieses Baufeld drei Büros beauftragt hat, statt alles von nur einem planen zu lassen. Drei Geschosse dürften nur die Gebäude ganz im Süden des Areal erhalten, damit will man sicher einen harmonischen Übergang zur Bestandsbebauung im Gallus schaffen. Davon abgesehen sind 380 Wohnungen auf diesem nicht besonders großen Areal nicht gerade wenig.

  • ^


    Mag sein, dass das Grundstück von der Bahn an die Vivico übertragen wurde, aber die Stadt muss ja nicht jeden Mist genehmigen.


    Die Stadt hätte die Vivico ja diesbezüglich zu Konzessionen verpflichten können, bevor die Stadt Planungsrecht in dem Gebiet geschaffen hat. So hätte die Stadt ein entsprechendes Druckmittel gehabt.


    Wir müssen einfach davon wegkommen, ganze zusammenhängende Areale zu "entwickeln". Eine andere Möglichkeit, Investorenarchitekturwüsten zu vermeiden sehe ich nicht, außer mit extrem detaillierten Bebauungsplänen.


    Ich sehe es auch in meinem Ort. Hier entstehen auf großen, zusammenhängenden Arealen (ganze Baugebiete auf einmal!) nur noch Geschosswohnungsbauten, die alle irgendwie gleich aussehen und vollverputzt sind mit Flachdach. In zehn, zwanzig Jahren sehen die genauso aus wie die sozialer-Wohnungsbau-Mietskasernen der 70er mit all ihrer Tristesse. Und die jetzt noch dort einziehenden Familien mit Kindern und gutem Einkommen werden nach und nach ausgetauscht gegen solche mit geringem/gar keinem Einkommen. Natürlich müssen auch diese Menschen irgendwo unterkommen, aber dort werden sie sich schon wie in den Baugebieten der 70er allmählich konzentrieren.



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    Hinweis: Die nachfolgenden Beiträge wurden in den Thread "Frankfurter Architekturdebatte: Wie zu bauen sei" verschoben.

    Einmal editiert, zuletzt von mysterio ()

  • Hochtief Solutions kauft Baufeld im "Boulevard West"

    Hochtief Solutions hat vom Quartiersentwickler aurelis Bauland im Quartier "Boulevard West" erworben. Das rd. 7.400 m² große Baufeld 4d liegt an der Europa-Allee und grenzt östlich an den Europagarten. HTP und formart, die beiden Rhein-Main-Niederlassungen von Hochtief Solutions, planen hier gemeinsam ein Projekt mit Miet- und Eigentumswohnungen. Im Erdgeschoss sollen zudem Gewerbeflächen entstehen. Details und Entwürfe hierzu liegen noch nicht vor. Der Baustart ist jedoch bereits für das Frühjahr 2012 vorgesehen. "Nach unserem EuropaQuartett auf Baufeld 3d wird dies unser zweites Engagement im Europaviertel sein", so HTP-Niederlassungsleiter Markus Brod in einer Pressemitteilung.

  • HTP - REWE

    Auf dem "Hochtief-Grundstück" ist die Baugrube in die Tiefe gegangen, der erste Kran steht und der zweite liegt bereit.
    Die Bilder sind ein paar Tage alt, dafür mit Sonne :)



    Und etwas näher:



    Nachtrag: Der Kran steht im Moment nicht, die Einzelteile liegen neben der Baugrube.

    Einmal editiert, zuletzt von Bob the Builder () aus folgendem Grund: Nachtrag

  • Europaalle - Quer-Ansichten

    Seitdem die temporäre Verbindung zwischen Europaallee und der Straße der Nationen gekappt wurde, liegt der westliche Teil
    der Europaalle (mit der Verlängerung über die Pariser Straße) isoliert zwischen Gallus und Kuhwaldsiedlung. Immerhin gibt es
    einen offiziellen Durchgang von der Schwalbacher Straße zur Europaalle und weiter zur Kuhwaldsiedlung.


    Trotzdem ergeben sich neue Durchsichten - Blick von der Schneidhainer Straße Richtung Norden (Ich hoffe, wir hatten den
    noch nicht):


    Weiter verschlossen - Europaallee zur Hattersheimer Straße (Foto Richtung Süden):


    Ebenso kein Durchgang von der Europaallee zur Stephensonstraße (Foto Richtung Süden):

  • Bauschilder für Tunnel und Taschenpark

    Am jetzigen westlichen Ende der Europallee und an der Pariser Straße wurden Bauschilder
    für den Autotunnel und den Taschenpark mit Fußgängerbrücke aufgestellt:




    Etwa an der nordwestlichen Ecke des Europaparks steht das Bauschild für den Taschenpark:



    Alle Bilder von mir.

  • Baufeld 3d

    Bisherige Beiträge zu Baufeld 3d: #257, #278, #298


    Die Baugrube ist sehr tief für ein siebengeschossiges Wohnhaus mit 140 Mieteinheiten. Es sollen 225 Stellplätze in einer Tiefgarage entstehen, vermutlich auch für die Kunden des REWE-Marktes.


    Fast fertige Baugrube:


  • Nassauische Heimstätte auf Baufeldern 22/23 und 4b

    Inzwischen hat die Nassauische Heimstätte in ihrer öffentlichen Mitteilung zum Wohnhochhaus auf Baufeld 22/23 ein Rendering des Gebäudes auf Baufeld 4b veröffentlicht. Hatten wir das schon?



    Bild: Nassauische Heimstätte Wohnstatt / NH ProjektStadt

  • Tja Garcia,


    da hasst du absolut recht. Im Europaviertel kann mich allerdings nichts mehr negativ überraschen...überall ultra-kosteneffiziente Zweckbauten. Hoffen wir auf das richtige Wohnhochhaus und natürlich darauf, dass man sich versetzte Fensterreihen und Schießschartenfenster wird verkneifen können.

  • Nassauische Heimstätte im Europaviertel-West

    Verzeiht mir die deutlichen Worte, aber der Entwurf des Gebäudes das auf Baufeld 4b errichtet werden soll, trägt die unübersehbare Handschrift der hausinternen Architekten der NH, die alles andere als nach ästhetischen Gesichtspunkten planen. Ich wohne selbst im einem Gebäude der NH, das zwar funktional und von der Substanz und Ausstattung i.O. ist, aber aus dem nach meinem Dafürhalten mit einem inteligenteren und ambitionierteren Architekten mehr herauszuholen gewesen wäre (Zum Glück haben wir zu einem Zeitpunkt gekauft, als noch Umplanungen möglich waren). Insbesondere Details sind die Stärke der NH wirklich nicht. Wobei das Gebäude auf Baufeld 4b an Lieblosigkeit m.E. kaum zu schlagen ist.


    Für das Wohnhochhaus auf Baufeld 22/23 erwarte ich mir deutlich mehr. Korrigiert mich, aber ist es bei Gebäuden, die an eher prominenter Stelle errichtet werden (insb. bei einem WohnHOCHHAUS) nicht üblich einen Architekturwettbewerb zu starten? Jedenfalls begrüße ich dies sehr - ein NH-interner Entwurf wäre vermutlich eine Katastrophe geworden! Vermutlich ist sich sogar die NH bewusst, dass ein optisch schlecht geplantes Wohnhochhaus eine Geldvernichtungsmaschine werden kann und dies für die eigenen Architekten "einige Nummern zu groß ist".


    FAZIT: Ich freue mich auf tolle Entwürfe aus dem Architekturwettbewerb!

  • zu #307:


    Ehrlich gesagt würde ich mich selbst darüber mittlerweile freuen. Denn das, was wir hier sehen, könnte auch in der DDR gebaut sein, in den 1980ern war man dann selbst da weiter. Mich würde wirklich mal interessieren, was Leute, die Architektur studiert haben, über solche Entwürfe denken? Können Sparauflagen seitens des Bauherrn wirklich so gewaltig sein, dass man sowas zwangsläufig abliefern muss?

  • So Leute, da wir uns hier ja - zumindest dem Titel nach - in einem Architektur Forum tummeln, sollten wir diesen Entwurf vielleicht eher mit sachlichen Argumenten auseinander nehmen, statt die erstbeste Plattitüde in die Runde zu werfen.


    Ich habe mir mal erlaubt, in der Visualisierung die am meisten Augenkrebs verursachenden Gestaltungselemente zu nummerieren:


    1. Diese Ecke sticht wirklich negativ ins Auge des Betrachters. Die in das Gebäude hineinspringenden Balkone gehen gar nicht! Was für einen Sinn macht ein Balkon, wenn darüber eine Betondecke ist?
    2. Weder vertikale noch horizontale Gliederung vorhanden: Wenn man dem Verlauf der Fassade folgt werden vertikal mal aus einem Fenster zwei und mal aus drei wiederum nur zwei. Horizontal springen die Fensterhöhen ebenfalls munter nach oben und nach unten.
    3. Das ist kein Dachabschluss, sondern nur die oben auslaufende Ideenlosigkeit.
    4. Tolle EG-Straßengestaltung: Auf vlt. 20 m sieht man nicht weniger als 5 verschiedene Fenstertypen und -höhen.


    Bei den Frankfurter Wohnungspreisen sollte die NH doch in der Lage zu sein, wenigstens für die ersten Planungsphasen ein anständiges Architekturbüro zu beauftragen. Die Ausführung können sie ja meinetwegen intern kontrollieren, aber bitte nicht so etwas im Europaviertel bauen. Sonst vermisst irgendwann AWR Abbruch morgens einen ihrer großen Bagger weil ich damit im Europaviertel unterwegs bin... ;)



    Bild/Montrosität: Nassauische Heimstätte Wohnstatt / NH ProjektStadt
    Zahlen: Porteno

  • Ich komme bald auch in der Architektur an den Punkt wo es heißt: "Kunst ist's wenn man es nicht versteht!"


    Natürlich ist das wieder ein ausoptimierter Passivklotz - das lässt sich nicht vermeiden.


    Aber es ist ja auch so, dass man sich nach meinem Eindruck hier teilweise anstrengt, die Gestaltungsversuche, die sich dann doch noch bieten, zu übersehen oder falsch zu interpretieren.


    1. Die meisten Balkone haben eine Betondecke über sich - nämlich den darüberliegenden Balkon. Hier sind Balkone schön tief gestaltet worden, damit man sie nicht als Omnibusseite bestuhlen muss sondern auch einmal um einen Tisch herumsitzen kann. Durch das Einziehen in das Gebäude ist ein natürlicher Windschutz vorhanden, damit man nicht die dekorativen Binsenmatten ans postmoderne Balkongeländer flechten muss.


    2. Du erkennst nicht die Gliederung, die sich durch die Durchdringung verschiedener quaderförmiger Baukörper (vier Stockwerke nach rechts, sieben nach links) ergibt und ebensowenig die dazugehörende Gliederung des eingeschossig geklinkerten Baus nach rechts und der Glasetagen mit Klinker über zwei Etagen nach links.
    Das gleiche Spiel wiederholt sich am hinteren Gebäudeende ganz links.


    3. Mag sein, dass das kein Dachabschluß ist - vielleicht ist es die Brüstung einer Terasse?


    4. Du hast einen Bauabschnitt "Supermarkt" mit Schaufenster bis unter die zweite Balkongruppe in der rechten Gebäudefront. Dann beginnt in der Gliederung der Obergeschosse ein neuer Baukörper mit neuer Fenstergliederung, der in der Fortsetzung des Erdgeschosses eine TG-/Liefer-Einfahrt und darüber die Wirtschaftsräume des Supermarktes enhält. Vielleicht wäre eine Konstruktion mit einer stärkeren Abgrenzung der oberen Stockwerke rechts der Balkongruppe und ohne den Versuch einer Kontinuität im Erdgeschoss schöner gewese, so wird zusammengehörende Funktion auch so dargestellt.


    Natürlich kann man viel schönere Sachen bauen - für die NH ist das aber schon richtig gut.

  • Dass das Gebäude funktioniert, und in dieser Hinsicht durchdacht ist, hat glaube ich keiner bezweifelt, Xalinai. Kritikwürdig finde ich in erster Linie die Gesamtwirkung, die nunmal unzweifelhaft Erinnerungen an den Plattenbau hervorruft. Anbetrachts der Stigmatisierung des Plattenbaus in unserer Gesellschaft als „Unterschichtenwohnmaschine“ ein Gebäude solcher Anmutung nun ausgerechnet im sozialen Wohnungsbau zu errichten, finde ich einfach bedenklich. Aber mag sein, dass ich das überinterpretiere.