Hospitalviertel (Sammelthread)

  • Stimmt. Hier wurde beachtlicher Stilmix auf engem Raum realisiert, vor dem man sich wohl immer fragen wird, ob das alles paßt oder nicht das eine oder andere alternativ gestaltet hätte werden sollen.
    Trotzdem regt es an und was es definitiv nicht ist: Eine 08/15-Bebauung, die übrigens genausowenig passen muß.

  • Hospitalhof, einer der besten Bauten Stuttgart 2014?

    Für mich ist der neue Hospitalhof einer der beste Bau in Stuttgart in diesem Jahr. Ich bin da etwas befangen, da ich gewissermaßen Fan der Architektur von Lederer, Ragnarsdóttir, Oei bin, seit ich Ende der achtziger Jahre ihren Neubaukomplex in der Fellbacher Innenstadt kenne. Seither verfolge ich die Arbeiten diese Büros und habe auch die meisten Häuser besucht und auch fotografiert. Neben LRO finde ich zum Beispiel auch Staab Architekten sehr gut.


    Fassade Büchsenstraße. Ein schönes Detail sind die Glaserker mit Sitzgelegenheiten im Foyer des Paul-Lechler-Saales:




    Die kleinen Kastenfenster in abgerundeten Treppenhäuser sind typisch für LRO, die gab es schon in Fellbach. Hier finde ich es etwas wie hineingesteckt. Vielleicht wäre hier einfach eine abgerundete Verglasung die schönere Lösung gewesen und auch mal was anderes.




    Schön finde ich die Ausrichtung des Gebäudes entsprechend der Kirche und wie es sich dadurch aus dem hier üblichen Raster etwas herausdreht. Das Foyer und der Flur zu den Seminiarräumen findet sich auf Seite des Innenhofes und erinnert so an einen Kreuzgang, ein Bezug du dem hier früher mal stehenden Klosters. Leider ist der Hof nicht frei zugänglich und wird durch einen Zaun abgegrenzt. Irgendwie passt das nicht so ganz zu dem Anspruch an ein offenes Haus und ich vermute mal, dass die Architekten sich das auch anders gedacht hatten:




    Die steinerne Fassade finde ich sehr schön, ebenso wie die gleichförmige Reihung der Bürofenster mit ihren Schutzvorrichtungen, die von den Architekten für die Schule in Hegne entwickelt hatten. Diese bringen Plastizität in die Fassade. Die Schule in Allensbach-Hegne:
    http://architektur.startbilder…ter-hegne-allensbach.html
    Am linken Rand sind mir die Rundfenster ein bisschen zu dicht eingezwängt, außerdem hoffe ich dass der die Kirchenwand stabilisierende Beton nicht so bleibt wie jetzt. Vielleicht wird das mit der ebenfalls von LRO durchgeführten Kirchensanierung in Ordnung gebracht. Die Bäume stehen an den Stellen, an denen früher die Säulen der Kirche standen.




    Ungewöhnlich sind die beiden mit gotischen Spitzbögen ausgeführten Fenster am Neubau. Hier wird die Kirchenwand optisch auf ihre frühere Länge wieder verlängert. Daher machen die auch nur hier Sinn. Störend finde ich dass sie unten nicht ganz auf gleicher Höhe sind wie die alten Fenster. In diesem Riegel befinden sich ab dem ersten OG hauptsächlich Büros. Es war angedacht diesen Teil erst in einen zweiten Bauabschnitt zu errichten, aber alles zusammen neu zu bauen war dann doch wirtschaftlicher und bot auch andere Vorteile.




    Die dreieckigen, oben abgerunden Fenster sind sicher gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile auch ein immer wiederkehrendes Element bei LRO-Architekten. Das erste Mal an der Turnhalle der Schule im Scharnhauser Park http://architektur.startbilder…werkrealschule-366567.jpg , dann an der Berufsschule in Heilbronn
    http://architektur.startbilder…hule-heilbronn-363798.jpg und auf den Kopf gestellt an der Dualen Hochschule in Lörrach http://architektur.startbilder…-l246rrach-die-360399.jpg . LRO sind da vielleicht etwa in Gefahr ihre Gebäude colagenhaft aus ihren Details zusammen zu setzen. Bislang gelingen ihnen aber immer noch jeweils sehr eigenständige, unverwechselbare Bauten.
    Die Fensterunterkante hier stuft sich entsprechend dem Gefälle ab, außen Fenster für Fenster, innen jeweils von Raum zu Raum:





    Eine gelungene neue Detaillösung sind die runden Bullaugen hinter der Bühne des Paul-Lechner-Saales. Auf dem Bild kann auch schön die Licht- und Schattenwirkung der Schutzvorrichtung vor den Bürofenstern sehen, die sich mit dem Lauf der Sonne immer verändert:




    Hier noch ein Gesamtansicht der Fassade der Nordwestseite. Ein weiteres interessantes Detail sind die schräggestellten Fassadensteine an der einen Stelle. Vermutlich verbirgt sich die Lüftung der Tiefgarage dahinter:



    Insgesamt meiner Meinung nach ein sehr gelungener Bau auch innen mit den beiden Haupttreppenhäusern und dem sehr schönen Paul-Lechner-Saal. Hier wurde mit angemessenen Mitteln ein sowohl, städtbaulich als auch architektonisch ansprechender Bau mit schönen Innenräumen errichtet, auch wenn ich mit dem ein oder anderen Detail nicht ganz einverstanden bin.


    Weitere Bilder:
    http://architektur.startbilder…ospitalhof-stuttgart.html


    Übrigens stimme ich Amber Sayah weitgehend überein in der Einschätzung, deren Kritiken ich auch sonst gerne lese.


    lg Matthias

    Einmal editiert, zuletzt von ma-frey () aus folgendem Grund: Direkte Einbindung einer Aufnahme fehlte

  • Danke. LRO sind häufig gewöhnungsbedürftig oder stellen nicht den besten Wettbewerbsentwurf.
    Egal wie man dazu steht, wenigstens ist es Architektur. Was den Versuch zu Architektur voraussetzt, den man manch anderen Entwürfen leider absprechen muß.

  • Am Hospitalhof sind inzwischen die Umgestaltungsarbeiten der Straßen fast fertig. Die Hospitalstraße und die Büchsenstraße wurden hier zu Fußgängerzonen:






    Die Hospitalkirche befindet sich momentan im Umbau. LRO-Architekten wollen hier mehr Licht und Luft in den Kirchenraum holen. Bis 2016 dürfte der Umbau fertig sein.




    An der Gymnasiumstraße fielen zugunsten eines breiten Gehweges die Parkplätze auf dieser Straßenseite weg:




    Der Hospitalhof war übrigens 2015 bei den Nominierten zum Mies van der Rohe Award. Ebenfalls nominiert waren das B10-Wohnhaus von Werner Sobek und das Ministeriengebäude von Staab Architekten.


    LRO-Architekten schafften es mit ihrem Ravensburger Kunstmuseum unter die fünf Finalisten.

  • Nominierten zum Mies van der Rohe Award. Ebenfalls nominiert waren das B10-Wohnhaus von Werner Sobek und das Ministeriengebäude von Staab Architekten


    Nomen est omen: In der Gesellschaft mit diesen miesen Nichtarchitekturen wahrlich keine Auszeichnung :nono:


    Innenministerium.


    Man darf LRO einfach nicht überhöhen, auch wenn sie eine der wenigen Lokalmatadore sind.

  • Dennoch ist das oben abgebildete LRO-Gebäude eine eindeutige Bereicherung des ansonsten überwiegend öden Hospitalviertels.

  • Danke, die Achse LRO - Sayah funktioniert offenbar nach wie vor ;), aber das hört sich doch sehr gut an und der Eingang ist dem Foto nach sehr schön stimmig durchdesignt worden. Werde ich mir gerne angucken.

  • Noch ein Link zur Hospitalkirche in der Stuttgarter Zeitung Innenaufnahme und zu einer Aufnahme bei LRO.


    Die Kritiken von Amber Sayah lese ich immer wieder gern, auch wenn ich nicht immer ihre Ansichten teilen muss. Auch besuche ich wenn möglich das Ludwigburger Achitekturquartett. Die sachliche und auch kontroverse Auseinandersetzungen über architektonische Fragen finde ich sehr spannend. Leider ist hier im Architekturforum eine solche sachliche Auseinandersetzung nur bedingt möglich.

  • Tut mir leid, dass wir hier Deinen architektonisch-intellektuellen Ansprüchen nicht ganz genügen. Aber wir verstehen uns hier in erster Linie als Laienforum, von interessierten Bürgern, für interessierte Bürger, also gerade ohne Fokus auf Elfenbeinturm, was nicht bedeutet, dass fundiert fachliche Diskussionen nicht gern gesehen wären. So hat jede Plattform ihren eigenen Charme.


  • Die Kritiken von Amber Sayah lese ich immer wieder gern, auch wenn ich nicht immer ihre Ansichten teilen muss. Auch besuche ich wenn möglich das Ludwigburger Achitekturquartett. Die sachliche und auch kontroverse Auseinandersetzungen über architektonische Fragen finde ich sehr spannend. Leider ist hier im Architekturforum eine solche sachliche Auseinandersetzung nur bedingt möglich.


    Sachlich ist für mich eben nicht eingeschränkt, Amber Sayah war/ist doch sehr durchschauend in ihrem Meinungsbild, man kann das authentisch nennen, ich persönlich komme eher auf ideologisch oder moralisierend.


    Was ich jedoch wahrnehme durch die Initiative von Wieland Backes öffnet sich Amber Sayah wieder.


    Die letzten Artikel von ihr konnte ich schon wieder besser lesen.


    Das wir hier nicht sachlich diskutieren können sehe ich nicht und wenn dann liegt es an jedem seinen Stil zu prägen und zu hoffen dass andere folgen.


    Ich persönlich glaube nicht mit Dir in allen belangen auf einer Linie zu sein, lese jedoch sehr gerne Deine Eindrücke und bemerke auch den Fleiß hier Vitas von Architekten uns bei zu bringen.


    Also mache weiter wie bisher.

  • Sachlich ist für mich eben nicht eingeschränkt, Amber Sayah war/ist doch sehr durchschauend in ihrem Meinungsbild, man kann das authentisch nennen, ich persönlich komme eher auf ideologisch oder moralisierend.


    Was ich jedoch wahrnehme durch die Initiative von Wieland Backes öffnet sich Amber Sayah wieder.


    "Ideologisch" triift's bei dem Sayah-Geschreibsel leider nur allzu gut. Jeder ihrer Artikel merkt man eben an das sie mit dem linksgrünen Lager unter einer Decke steckt und alles unter diesem ASpekt einordnet. Objektivität sieht anders aus und solch ein Journalismus ist eben genau der Grund warum viele den Medien zunehmend mistrauen.


    Das sich mit der Pseudo-Initiative von Backes irgendwas ändert glaube ich kaum, was ich ja auch schon an anderer Stelle geschrieben habe: Es wird da nur der berüchtigte "Autoverkehr ist ganz schlimm und schädigt die Stadt"-Brei neu aufgerührt. Es wird da pauschaler Unsinn verbreitet im Sinne von: die Stadtgestaltung muss sich wieder mehr am Menschen und nicht am Auto orientierten.:nono: Die Menschen wollen aber Auto fahren und verdienen grade in Stuttgart ihr Geld auch mit dem Auto!

  • ZuKunft
    Ich stimme dir zu dass die Menschen gerne Auto fahren, nur gibt es Entwicklungen, wie das Ende der Kohlebergwerke, Gelsenkirchen um hier nur eine Stadt zu nennen, die allzusehr überrascht wurden und sich bis heute nicht erholt haben. Ein aktuelleres Beispiel ist Nokia, dass sich ganz vom Handymarkt verabschiedet hat.


    Stuttgart ist hier besser aufgestellt nur muss man heute schon planen wie die Mobilität von morgen aussieht, idealerweise schweben dann die Fahrzeuge und sind wie ein Ameisenhaufen organisiert, dann wird der Nürburgring wieder aufleben, weil dies der Vergnügungspark für alle werden wird die selber mal wieder fahren wollen.


    Die Wieland Backes Initiative ist deswegen gut, weil sie die die seit fast einen Jahrzehnt alles was in Stuttgart passiert schlecht finden müssen, da sie Angst hatten, das sonst über Umwege S21 zu loben, dass diese Truppe sich wieder für Stuttgart einsetzt. Die Realität, den Verkehr wird man dann in Tunnel verlegen, da es eine Stadt Lebenswerter und Liebenswerter macht, wenn, man sich frei bewegen kann.


    Ich persönlich bin es satt, dass die größten Stuttgart Schlechtmacher aus Stuttgart kommen und diese noch Beifall von Stuttgartern finden.

  • Gerade in der STN gelesen.


    Die GWG AG Stuttgart baut in der Hospitalstr. 33 ihren neuen Hauptsitz. Der Bürokomplex soll bis zum 2020 fertig sein und 6900 qm umfassen. Das Gebäude wurde vom Architektenbüro Blocher und Partners entworfen. Laut den Planer soll das Gebäude sich städtebaulich in das Viertel einfügen. Es soll eine begrünte Dachterrasse und einen neu gestaltetem Innenhof geben


    https://blocherpartners.com/de…rojekte/arbeitswelten/gwg

  • An der Ecke Hohe Straße/Gymnasiumstraße enstehen 48 Wohneinheiten. Leider habe ich auf der W&W-Seite nichts dazu gefunden. Momentan laufen Abrissarbeiten.




    Bilder: Silesia

  • update 01.06.2019

    Projekt aus #236


    Französisches Institut, ne ganze Weile schon fertig, schon mal besprochen. Brauchbar bei Sonnenschein.




    Bilder: Silesia