Hauptsitz Börsenverein des Deutschen Buchhandels (realisiert)

  • ^ :Nieder:


    Von einem 'dümlichen Wahn' zu sprechen halte ich für inhaltlich und formal falsch.


    Hier wird die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen geschützt.


    Für meinen Teil störe ich mich vielmehr an den kurzsichtigen und eher vergangenheitsorientierten Auflagen die der Denkmalschutz manchmal mitbringt.

  • Die Auflagen des Denkmalschutzes als vergangenheitsorientiert zu kritisieren ist ja schonmal Widerspruch an sich. Gerade in einer Stadt wie Frankfurt am Main, wo ein Straßenzug wie die Braubachstraße das geschlossenste Altbauensemble der ganzen Alt- und Innenstadt darstellt (!), solltest du mir mal überlegen, was du da eigentlich sagst. Soll jede Form von Kunst, Kultur und Ästhetik praktischen Erwägungen geopfert werden? Die Lebensgrundlage künftiger Generationen kann man auch schützen, ohne jeden Altbau in Styropor zu packen. Mal davon abgesehen: es gibt auch sowas wie Innendämmung.

  • Ich habe mir sehr wohl überlegt was ich sage. Auch habe ich nicht dafür plädiert 'jede Form von Kunst, Kultur und Ästhetik praktischen Erwägungen' zu opfern.


    Bitte lese meinen Beitrag nochmal genau.

  • Das "Haus des Buches" ist fertig gestellt

    Meiner Beobachtung nach wird zumindest in den hofseitigen Neubauten schon seit ein paar Wochen gearbeitet. Am 9. Februar 2012 ist nun die offizielle Eröffnung des Gebäudekomplexes. Dazu wurde heute eine Pressemitteilung herausgegeben, in der man auch Details zum Einzelhandel an der Braubachstraße (Chocolaterie Bitter & Zart) und zur Eröffnung des bereits oben erwähnten Restaurants Margarete (diesen Monat) erfährt. Auszüge:


    Das Haus des Buches in Frankfurt am Main wird eröffnet. In der Braubachstraße, in direkter Nähe zum Frankfurter Römer und zur Paulskirche, arbeiten die Unternehmen der Börsenvereinsgruppe – der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Ausstellungs- und Messe GmbH (Frankfurter Buchmesse) und die MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH – ab sofort unter einem Dach. [...]


    Verantwortlich für das Bauprojekt ist das Frankfurter Büro Scheffler + Partner Architekten. "Die Herausforderung bei diesem Projekt bestand darin, drei unter Denkmalschutz stehende Gebäude in die Planung zu integrieren", sagt Prof. Ernst Ulrich Scheffler. "Die im Haus des Buches geschaffene Verbindung zwischen Tradition und zukunftsfähigem Bauen zeigt, dass sich beides gut zu einer Einheit zusammenfügen lässt. Das Thema 'Weiterbauen' war schon immer ein Frage der Qualität."


    Die Gesamtinvestitionen in den Gebäudekomplex umfassen rund 19 Millionen Euro, davon wurden rund 630.000 Euro für eine denkmalgerechte Sanierung der drei historischen Gebäudeteile aufgewendet. Dass das Projekt überhaupt möglich war, ist der Stadt Frankfurt am Main zu verdanken: Sie hat der Börsenvereinsgruppe das rund 2.800 m²m große Grundstück im Tausch gegen die Fläche am Großen Hirschgraben in Erbpacht auf 66 Jahre (mit der Option zur Verlängerung auf weitere 66 Jahre) zur Verfügung gestellt.


    Im Haus des Buches arbeiten auf 8.763 m² Büro- und Nutzfläche rund 340 Mitarbeiter. In den vier Gebäudeteilen zwischen Braubachstraße und Berliner Straße sind der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Ausstellungs- und Messe GmbH (Frankfurter Buchmesse), die MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Beteiligungsgesellschaft mbH, die Deutsche Fachpresse, die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj), die Litcam und die Litprom untergebracht. Zum Gebäudekomplex gehören im Erdgeschoss zusätzlich 764 m² Gewerbefläche. Die Mieter sind das Küchenstudio Arclinea, die Chocolaterie Bitter & Zart (ab Februar) und das Restaurant Margarete, das voraussichtlich Ende Februar eröffnet wird. [...]


    Im Herbst 2008 hatte der Börsenverein die endgültige Entscheidung getroffen, das sanierungsbedürftige Buchhändlerhaus am Großen Hirschgraben aufzugeben und in die Braubachstraße umzuziehen. Die Baumaßnahmen für das Haus des Buches starteten Ende 2009, im Juni 2010 konnte der Spatenstich zum neuen Standort gefeiert werden. Im Dezember 2011 begann der Umzug, der Ende Januar 2012 abgeschlossen war. Am 9. Februar 2012 wird das Haus des Buches mit einer Matinee offiziell eröffnet.


    Die Eingangshalle mit Empfangsbereich im Haus des Buches:



    Das Büro- und Wohnhaus des Architekten Otto Apel an der Berliner Straße, hier sind u. a. die Mitarbeiter der Frankfurter Buchmesse untergebracht:



    Die Gebäude an der Braubachstraße, hier sind u. a. die Mitarbeiter des Börsenvereins und der MVB untergebracht:



    Alle Fotos: © Christoph Lison, Quelle Börsenverein des Deutschen Buchhandels

  • Lebt doch gerade diese frühmoderne Fassade von ihren Proportionen, werden die nun tiefer eingeschnitten wirkenden Fenster ihre ursprüngliche Wirkung völlig versauen. Da kann man eigentlich gleich abreißen. Anscheinend macht dieser dümmliche Wahn vor nichts mehr halt, wenn sowas nun schon bei hochkarätigen Denkmälern wie in der Braubachstraße möglich ist.


    Leider muss ich RMA bei der Betrachtung der Fotos der wärmegedämmten Fassade recht geben. Die ästhetische Wirkung des Gebäudes ist grotesk verzerrt.


    Auch bei aktuellen Bauten führt die Wärmedämmung bisher immer zu suboptimalen Ergebnissen. Ich kann die ganzen "Pseudobauhausgebäude in Styropormantel" so wie sie auf dem Riedberg und im Europaviertel praktiziert werden, nicht mehr sehen. Meines Erachtens werden diese Gebäude in einigen Jahren mit etwas "Patina" sogar hinter die Betonästhetik der 70er zurückfallen. Die Anmutung der "Styroporfassaden mit Putzglasur" liegt für mich immer zwischen 40er-Jahre-Bunker und amerikanischem Billigbau.

  • Die - auch noch ziemlich dicke - Außendämmung der Braubachstraße 18-22 ist klar der Schwachpunkt was die Umbauten angeht. Wie bei den anderen beiden Altbauten hätte auch hier zwingend von innen gedämmt werden müssen. Ansonsten gibt es wenig auszusetzen, die Braubachstraße 14-16 etwa ist richtig gut geworden. Die Fassade des Gebäudes Baujahr 1926 besteht übrigens aus durchgefärbtem Beton - erstaunlich, nicht? Und immerhin ist der Kelch der zunächst geplanten Dachumgestaltung an der Braubachstraße 18-22 vorbeigegangen.


    Hier noch zwei eigene Fotos, bereits am 6. Januar 2012 aufgenommen:



    q. e. d.



    Bilder: Schmittchen

  • Dass seit ein paar Wochen schon im Gebäude Arbeitsleben herrscht, kann ich bestätigen. Die Einfahrt zwischen den beiden Häusern an der Brauchbachstraße war vorhin geradezu überbevölkert - mit nikotin-genießenden Buchhäuslern.


    Bei der Gelegenheit liefere ich ofenfrische Fotos vom Innenhof, dessen Boden man gerade mit Platten und großem Kopfstein belegt. Die Rückseite der Braubachstraße 18-22 (links im ersten Bild von Schmittchens Beitrag):



    Die Rückseite des neuen Verbindungsbaus entlang der Kruggasse:



    Darin der große Konferenzraum mit Ufo-Lampen:



    Bilder: epizentrum

  • Da hast Du wohl recht Schmittchen. Allerdings fehlt der Braubachstraße 18-22 auch die charakteristische Bemalung. Dadurch würde die neue Monotonie der Fassadengestaltung etwas aufgebrochen.

  • Ein schönes Detail sind die in der Empfangshalle erhaltenen Bauteile der früheren Hoffasssade der Braubachstraße 14-16. Wenn mich nicht alles täuscht, sind diese auf diesem Foto aus epizentrums Beitrag von September 2010 zu sehen. Der Empfangstresen steht also auf der mittlerweile ausbetonierten Bewehrung. Im Rohbau auf diesem Foto von thomasfra sichtbar, gestern noch von einem Bauwagen zugestellt. Hier befindet sich der vom Innenhof aus zugängliche Haupteingang.


    Der von epizentrum angesprochene Innenhof wird der Projektbeschreibung zufolge einheitlich hell gepflastert. Zur Begrünung erhält er lichtkronige Robinien. Diese wachsen aus gefassten Hochbeeten heraus, die mit Rhododendronbüschen in unterschiedlichen Farben bepflanzt werden. Die Neugasse bleibt als Durchgang für Fußgänger erhalten. Weitere Einzelheiten sind auf diesem Plan ersichtlich:



    © Bauer und Partner Landschaftsarchitekten, Quelle Börsenverein des Deutschen Buchhandels


    Interessant ist die Beschriftung "Moersegasse" westlich der der Braubachstraße 18-22. Ein Blick auf den Ravensteinplan mit eingezeichnetem Braubachstraßen-Durchbruch ergibt, dass es östlich des Nürnberger Hofs eine Mörsergasse gab (virtuelles Altstadtmodell). Das heutige Straßenverzeichnis bei planAS enthält die Gasse nicht mehr.

  • Ein paar Details des Ensembles bin ich Euch noch schuldig. Heute hieß es deshalb bei weiterhin bitterer Kälte: Buchhäuser revisited. Die gedämmte 1926er-Fassade bei Sonnenlicht:



    Der im Werden befindliche Eingang zur Braubachstraße:



    ...von der anderen Seite:



    Die Verbindung über der Neugasse:



    Unter ihr liegt der Haupteingang mit der von Schmittchen erwähnten Empfangshalle. Sie war von außen durch die Spiegelungen kaum zu sehen. Am unteren Rand des Bildes sieht man eine der Kopfstein-Reihen, die man hier und da zwischen den konventionellen Platten verlegt:



    Der Blick in den Innenhof auf die Rückseite des Apel-Hauses (Berliner Straße 27):



    Der Innenhof:



    Bilder: epizentrum

  • Oho! Berliner Straße 27 ist mir bis heute nie aufgefallen. Ein wahres 50er-Jahre Kleinod.


    Ich war in den frühen siebziger Jahren oft in in diesem Haus, denn ich hatte einen Schulfreund der im 4 Stock wohnte. Es waren 2 ganz tolle Wohnungen da oben. Die Wohnung hatte ein Atrium und war für die Zeit hypermodern ausgestattet. In der anderen Wohnung lebte die Witwe vom Architekten Apel.

  • Diese Tafel wurde links an der Braubachstraße 18-22 angebracht, war auch schon in epi's letztem Beitrag weit im Hintergriund sichtbar aber nicht lesbar


    By thomasfra at 2012-02-17

  • Die Arbeiten gehen trotz der Einzüge weiter. An der Neugasse liegen die Pflastersteine bereit:



    Der Sockel an der Kruggasse liegt frei, und der Gehweg bekommt seine Platten:



    Die Verbindung zum Apel-Haus:



    Bilder: epizentrum

  • Seit zwei Monaten läuft das Ensemble im Alltagsbetrieb. Im Erdgeschoss an der Braubachstraße sind das Restaurant Margarete (links auf thomasfras Foto zu sehen) bzw. das Schokoladenschlaraffenland Bitter & Zart samt Café eingezogen. Beide erhalten meine Empfehlung. Maragarete hat vorne ein "Bistro" (so nennen sie es selbst) zum Mal-Eben-Vorbeikommen:



    Zum Hof zeigt das Restaurant, für das man Tische reservieren sollte. Peep-Show auf die Gedecke mit gespiegelter Epicam:



    Die Front von Bitter & Zart, ganz klassisch:



    Dazwischen die neugepflasterte Neugasse. Wie gesagt, liegen die alten Pflastersteine nur noch als einreihige Erinnerungsbänder:



    Von der Berliner Straße gesehen:



    Und der dezent begrünte Innenhof mitsamt pausierendem Margaretenkoch:



    Bilder: epizentrum

  • Eine sehr erfreuliche Entwicklung. Die anstehende Altstadtbebauung strahlt bereits jetzt positiv auf das Quartier aus. Ich kann mich noch an die Journal-Frankfurt (22/05) Titelstory „Das Gerangel um die neue Altstadt“, erinnern, in der sich die damaligen Ladenbesitzer rund um das ehemalige Technische Rathaus massiv darüber aufregten, dass demnächst durch die Baustelle die Kunden weg bleiben. Das Gegenteil ist eingetreten. Innovative, neue Läden wie Bitter + Zart und Margarete sind proppevoll und die Cafebesucher blicken fasziniert auf die Aktivitäten der Baustelle.

  • Danke für die Bilder epizentrum! Sehr schön gestaltet der Bereich, das Beste was man mit geringem Aufwand erzielen konnte und wie Wikos schon ausführte hat die Braubachstraße an Leben dazugewonnen. Ich finde besonders die Verbindung von Berliner Str. und Braubachstr. sehr gelungen, dezent und schön.