Mahn- und Denkmale in Berlin

  • "Raum der Information" am Verteidigungsministerium

    Pressemitteilung des BBR vom 12.06.2018:


    Quelle und weitere Informationen: https://www.bbr.bund.de/BBR/DE…180611_rdi_uebergabe.html

  • Auch wenn es inhaltlich nicht immer meiner Vorstellung entspricht, möchte ich hier in der täglichen Presseschau auf einen Artikel in der heutigen Berliner Zeitung (online) hinweisen, der unvollständig, die frühere Umsetzung von Denkmalen thematisiert und entsprechend der aktuellen Stimmungslage deren Rückverlegungsmöglichkeiten anspricht.


    Für mich am interessantesten waren dabei die Königskollonaden, die zwar kaum an ihren ursprünglichen Standort zurückkehren können, aber dafür auf eine sehr bewegte Geschichte zurückblicjken können.

  • In der FAZ erschien am 29.05. ein Artikel über die propagierte Rekonstruktion des Revolutionsdenkmals für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auf dem Friedhof Friedrichsfelde.


    https://www.faz.net/aktuell/fe…ocket-newtab-global-de-DE


    Das kubistisch-expressionistische Denkmal war ein bedeutendes Frühwerk von Ludwig Mies van der Rohe und wurde in der Nazizeit abgerissen. Bereits 1968 forderten Westberliner Architekturstudenten dessen Rekonstruktion. Auf den erhaltenen Fundamenten baute die DDR 1982 ein Denkmal für das Denkmal.

  • Wo steht - zum Ausgleich für das Denkmal für die Kommunisten und Demokratieverächter - das Gegenstück?
    Ah, ich weiß schon: das ist der St. Georg im Nikolaiviertel, der den grünlichen Drachen tötet.

  • Vielleicht kannst du dann bald dort mit Kumpel Udo Blumen niederlegen.

    Wer, zum Teufel, ist Udo?
    Ich meinte nicht die Opfer des roten Terrors sondern einen Helden, der die Kommunisten bekämpft hat und daraufhin ihr Opfer wurde.
    Da müßte es doch ein entsprechendes Denkmal gegeben haben oder heute geben - nicht wahr?
    Aber stimmt, das waren so viele, das kann man nur pauschal abhandeln.

  • Vorab ich habe weder etwas gegen das Denkmal und erst recht nichts gegen die dort bedachten und betrauerten.


    Wie man Rosa Luxemburg in die Nähe weltfremder Menschenverachtung, brutal aggressiver Gesinnungsdurchsetzung oder auch nur in die Nähe des roten Terrors stellen kann bleibt mir ein Rätsel - eher treffend sind für mich wohl ihre überlegten Cassandrarufe In wort und Feder, ihr Engagement für Ausgleich und Recht und gegen Ungerechtigkeit die sie zum Ziel ihrer sadistischen Feigen Meuchelmörderbande werden lies.


    Aber ich wundere mich etwas über die Abwesenheit von Empörung, und Rekonstruktionshäme die sonst bei Rekonstruktionsdiskussionen immer von „professioneller“ Seite angeschlagen wird.

    Gerade das schon frühe Engagement von Architekturstudenten irritiert mich etwas - da gerade diese Generation so mein Eindruck sich mit Rekonstruktionen besonders in Berlin sonst eher schwer tut und das auch in schroffe Worte zu fassen weiß.

    Gibt es da andere Maßstäbe?

    Schon bei der Fassade des Haus des Berliner Verlages hatte ich den Eindruck dass man dem viel wohlwollender oder im mindesten toleranter im einschlägigen Millieu gegenübersteht von dem Käsekuchen der Fassadenrekonstruktion der komischen Oper ganz zu schweigen

    Vielleicht bilde ich mir das nur ein aber die Argumente gegen vollständige Rekonstruktionen hat man bei vormodernen Bauten immer mit auf dem Tablett und gerade bei vormodernen Rekonstruktionsansinnen beharrt man wenn überhaupt denkbar auf der Gegenwart verpflichtete Ausdrucksformen und wünscht sich irgendwelche Wettbewerbe ? Die Meinung von Edmeier Keilhacker dem DAB etc würde ich auch hierzu gerne mal hören.

  • @ReinhardR

    Wenn Sie sich direkt auf das Revolutionsdenkmal, Luxemburg, Liebknecht und die Ereignisse der damaligen Zeit beziehen, dann werden Sie doch bitte konkreter bezüglich Ihrer Helden denen ein Denkmal gebührt. Wenn Sie ausschließlich von "roten Terror" und Kommunistenbekämpfung sprechen, hört sich das leider wieder eindeutig zweideutig politisch motiviert an.


    Das Gegenstück wäre beispielsweise das ebenfalls expressionistische Denkmal für die Märzgefallenen von Walter Gropius in Weimar von 1922, gegen den "nationalistisch-monarchistischen Terror" und deren Putschversuch. Übrigens ebenfalls eine Rekonstruktion. Oder Sie können Blumen an der Münchner Feldherrenhalle ablegen, gegen den "braunen Terror" und deren Putschversuch seinerzeit.

  • Ziemlich makaber, das u.a. ehemaliges SED-Vermögen eingesetzt werden soll, um ein Kommunistendenkmal zu rekonstruieren.

  • Aber ich wundere mich etwas über die Abwesenheit von Empörung, und Rekonstruktionshäme die sonst bei Rekonstruktionsdiskussionen immer von „professioneller“ Seite angeschlagen wird. ... Gibt es da andere Maßstäbe?

    Ganz offensichtlich gibt es andere Maßstäbe.


    Schon bei der Fassade des Haus des Berliner Verlages hatte ich den Eindruck dass man dem viel wohlwollender oder im mindesten toleranter im einschlägigen Millieu gegenübersteht von dem Käsekuchen der Fassadenrekonstruktion der komischen Oper ganz zu schweigen

    Vielleicht bilde ich mir das nur

    Nein, du bildest dir das nicht ein. Es ist ein sehr offensichtliches Muster.

  • ^^ Ich finde das überhaupt nicht makaber, denn die SED hat Luxemburg für ihre Traditionspflege vereinnahmt – man könnte sagen: missbraucht. Tatsächlich hat Luxemburg sehr früh vor dem leninistischen Modell der "Partei Neuen Typs" gewarnt, das später soviel Unheil anrichten sollten (und dem auch die SED entsprach). Kein Zufall und kein Missverständnis, dass sich in den späten 80ern die DDR-Opposition Luxemburg aufs Banner schrieb (und dafür von der Stasi verfolgt wurde). Ich bezweifle stark, dass den Sowjets die Stalinisierung der KPD so leicht gefallen wäre, wenn Rosa Luxemburg an deren Spitze gestanden hätte. Die spielte intellektuell wie politisch in einer anderen Liga als die Thälmänner. Mit dem Mord an ihr haben die Proto-Nazis von den Freikorps Stalin einen Gefallen getan.


    Sollte das Denkmal tatsächlich rekonstruiert werden, hoffe ich auf eine kritische Rekonstruktion. Das Original erzählt ja wenig von Luxemburg, viel dagegen von den Parteikämpfen der Weimarer Republik – und von einer Avantgarde, die sich mit einer Sache gemein machte, die sie für die fortschrittlichste hielt, während sie in Wahrheit schon dabei war, zu einer verbrecherischen zu werden. Diese Dialektik zwischen Parteinahme für die Ausgebeuteten und Blindheit gegenüber dem Charakter der Sowjetunion kennzeichnet ja weite Teile der linken Intelligenz der Weimarer Republik (Stichwort: Feuchtwanger).


    Vielleicht könnte man den Stern mit Hammer und Sichel irgendwie gebrochen, geschmolzen oder ähnlich rekonstruieren, um das verratene Glücksverprechen zu versinnbildlichen. Und natürlich braucht es eine Tafel, die den historischen Kontext einordnet.

  • Man kann die Rekonstruktion eines solchen Revolutionsdenkmals auch befürworten, wenn man mit den politischen Ansichten der Linkspartei und einer Rosa Luxemburg nicht übereinstimmt. Dann müsste allerdings die Rekonstruktion unter anderen Rahmenbedingungen stattfinden. Das Denkmal ist Teil der Geschichte. Ich finde es problematisch, wie sich die Deutschen der Baudenkmäler (einschließlich politischer Denkmäler) aus "problematischen" Zeitabschnitten einfach entledigt haben. Geschichte lässt sich nicht einfach tilgen, indem man Baudenkmäler abreißt. Ich halte die Rekonstruktion "politisch schwieriger" Denkmäler für sinnvoll, wenn man sie mit einem objektiv-rationalen Blick betrachtet. Ein objektiv-rationaler Blick beinhaltet, dass ein kritischer Abstand zu einem Denkmal vorhande sein muss. Das ist sicherlich nicht der Fall, wenn eine politische Partei (in diesem Fall die Linkspartei) den Wiederaufbau des Denkmals propagiert und finanziert. Das ist ein Zeichen dafür, dass es wohl eher um Politik geht als um eine kritische Beurteilung der Geschichte.


    Im Übrigen muss folgende Frage gestellt werden:

    Das Kaiser-Denkmal vor dem Stadtschloss / Humboldt-Forum wird nicht rekonstruiert, weil ein "rechtes" & "kaisertreues" Denkmal nicht mehr in die heutige Zeit passt. Und warum sollte jetzt ein "linkes" Denkmal besser in die heutige Zeit passen?

  • Im Übrigen muss folgende Frage gestellt werden:

    Das Kaiser-Denkmal vor dem Stadtschloss / Humboldt-Forum wird nicht rekonstruiert, weil ein "rechtes" & "kaisertreues" Denkmal nicht mehr in die heutige Zeit passt. Und warum sollte jetzt ein "linkes" Denkmal besser in die heutige Zeit passen?

    Nein, diese Frage muss nicht gestellt werden, sie verbietet sich schon von selbst.

    Wilhelm II hat aus eigenem Esprit und aus eigener Schatulle das Denkmal für seinen Grossvater errichten lassen. Hat dafür allerdings eine Häuserzeile abreissen lassen und beim Denkmal selbst auch noch seinen recht mittelmässigen bis schlechten Geschmack durchgesetzt. Es ist mal wieder einer Deiner Äpfel/Birnen Vergleiche, ich muss es leider so hart sagen. Es hat überhaupt nichts mit links vor rechts oder sonst abwägigen zu tun.

  • Das Kaiserdenkmal ist einfach hässlich. So einfach ist das. Also warum hätte man es rekonstruieren sollen? Das ist die Frage, die man sich stellen muss.

  • Also warum hätte man es rekonstruieren sollen?

    Weil manche Menschen damit politische Symbole setzen wollen. Genauso, wie jetzt die Linkspartei mit dem Wiederaufbau eines Denkmals politische Symbole setzen will.


    Wenn man ein Denkmal rekonstruiert, um damit eine politische Symbolik zu setzen, dann spielt es keine Rolle, ob das Denkmal schön oder hässlich ist.

  • Um welches politisches Symbol sollte es sich bei dem hässlichen Kaiserdenkmal handeln?

    Ein Symbol für Reichsbürger?

    Ein Symbolfür die ganze braune Suppe in diesem Land?

    Wenn dem so wäre, dann ist es doch nachvollziehbar, dass dieser pathetisch, schwulstige Berg nicht nochmal angefasst wurde.

  • Ein Symbol für Reichsbürger?

    Ein Symbolfür die ganze braune Suppe in diesem Land?

    Darin besteht die Gefahr, dass jede politische Partei für ihre Zwecke politische Denkmäler rekonstruiert. Genau deswegen habe ich in Beitrag #392 geschrieben, dass man nur dann politische Denkmäler rekonstruieren sollte, wenn ein objektiver und distanzierter Blick besteht.


    DerBe,mal ehrlich, du hast meinem Beitrag #392 nicht mal richtig gelesen. Du hast dich einfach nur auf die letzten drei Zeilen (mit dem Kaiser-Denkmal) gestürzt.

  • Ich finde eine Rekonstruktion nicht schlecht, wenn das Denkmal einen entsprechenden künstlerischen Wert hat. Man sollte solche Rekonstruktionen heute eben nicht als feierliche, unkritische Ehrung verstehen. Es geht um Kunst und um die Veranschaulichung der Geschichte und manchmal auch um Städtebau.


    Zumindest die Kollonaden hätte man auch rekonstruieren sollen.


    Hitler und Umfeld, Stalin aber auch Lenin, Honnecker und Ulbricht sind für Rekonstruktionen natürlich Tabu. Sonst sollte man in Deutschland ruhig noch einige wichtige Bauwerke wiederaufbauen und altes stehen lassen.

  • Das Holocaust Memorial wird ja jetzt zum ersten Mal richtig saniert, wenn ich das richtig verstanden habe, und das nach 18 Jahren. Das zeigt, wie gut es sich gehalten hat. Das ist schon ziemlich beeindruckend.


    Der nördliche Teil ist auch schon eingezäunt und nicht mehr zugänglich


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    Bei manchen Stelen hat sich auch ein Belag gebildet, der hoffentlich auch entfernt wird.


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  • Na 18 Jahre für betonstehlen die seit ein paar Jahren bröseln und teilweise mit Metallmanschetten umringt werden mussten damit sie nicht auseinanderspringen find ich pers. in Sachen Beständigkeit nicht sehr überzeugend.


    Die Sanierung war wirklich überfällig - ich war über den Zustand, bei meinem letzten Besuch, mit Gästen aus dem Ausland, Doch etwas irritiert.


    Es ist wohl eines der für mich eindrucksvollsten und intelligentesten Mahnmale dieser Stadt- und ich frag mich mich ob die sich äußernde geringe Halbwertzeit des Betons vielleicht Teil eines zu sehr um die Ecke gedachten unter-Konzeptes über Vergänglichkeit sein könnte.

    Die Römer haben es verstanden Beton von enormer Langlebigkeit herzustellen - hatte man Dauerhaftigkeit als Ziel hier nicht im Sinn?

    Ist das Pfusch im Guss, ungeeignete Konstruktion oder schlechtes Material.

    Beton hält doch in der Regel frei bewittert um die 70 Jahre - das ist jetzt zwar kein Jahrtausendbeton wie bei den Römern - aber man rührt den Beton heute auch nicht mehr mit Vulkanasche an.