Wilhelmsburg (ehem. IBA 2013)

  • Die Redaktuere der MOPO stellen mal wieder zu Beweis, dass sie das fuer ihren Job notwendige Mass an Dummheit mitbringen und 'berichten' ueber die Elbinsel Wilhelmsburg.


    Laut MOPO kommen jetzt die 'Yuppies' und bauen (O-Ton) 'schicke Glaspalaeste' und natuerlich (O-Ton) 'Science-Fiction-Palaeste'. Unter die Ueberschrift 'spektakulaere Bauten' faellt bei der MOPO sogar eine Reihenhauszeile. Um der Dummheit die Krone auszusetzen wird das alles mit dem Zusatz versehen 'ausgerechnet' in Wilhelmsburg. Geht's vielleicht noch bloeder?

  • abgesehen davon, daß Architekturartikel der Mopo oft unkundig, verfälschend und schlecht recherchiert sind (komischerweise im Gegensatz zur Bild, die zwar mit schlimmen Schreibstil, aber ansonsten handwerklich richtig verfasst sind):


    Es ist absehbar, daß die Neubauten in Wilhelmsburg sich nicht besonders integrieren, sondern ein abgegerenztes, etwas aufgesetzt wirkendes Quartier, (mit ordentlicher bis sehr guter Architektur) bilden werden.
    Die IBA-Leitthemen "Kosmopolis" und "Metrozonen" wirken in diesem Zusammenhang eher wie Investorenblabla für neue, hochgerüstete, energieoptimierte Kaufobjekte.
    Wo bleibten die Projekte in den Problemquartieren, wo die besonderen Antworten auf die spezielle Schnittstellen Wilhelmsburgs zu Industrie und Verkehr, wo allgemeine Themen wie sozialer Wohnungsbau? Oder übersehe ich da was?

  • Oder übersehe ich da was?


    Ja, natuerlich uebersiehst Du etwas. Es gaebe einige Beispiele fuer die von Dir angebrachten Dinge. Man muss sie nur halt auch sehen wollen.


    Ich wuerde zum Beispiel, das neue Korallusquartier aufzeigen wollen: Siehe hier.


    Das Quartier...


    > Wertet die umliegenden 'Plattenbauten' auf und bezieht sie mit ein
    > arrondiert das bestehende Viertel und schliesst es zur Bahn hin ab
    > bietet innovativen Laermschutz zur Bahn
    > bietet ab 2013 zentrale und vergleichsweise kostenguenstige Wohnungen
    > nimmt besondere Ruecksicht auf Anforderungen bestehender Bewohner (grosse Familien, mehrere Generationen unter einem Dach, etc.)

  • Das Korallusquartier kenne ich sehr gut, das ist tatsächlich ein schönes Projekt. Wobei das jetzt zwar ein IBA-Projekt, aber keine IBA-Initiative ist, soweit ich weiss ...
    Den Energiebunker könnte man noch nennen, oder dieses Quartier an der Georg-Wilhelm-Straße.
    Diese Art Projekte brauchen auf jeden Fall mehr Promotion, da sie die Wilhelmsburger Kernthemen, "bezahlbaren Wohnraum in schwierigem, lärmbelasteten Umfeld", thematisieren.

  • Nun haben wir auch hier schon 400 tsd € für 100m² erreicht.


    Stimmt, aber es gibt auch deutlich guenstigere Wohungen in dem Komplex. zB. 117,43m2 fuer EUR 296,000. Das sind umgerechnet EUR 2,520 pro Quadratmeter.


    Fuer einen Neubau in Hamburg (zudem nach kfw-Effizienzhaus 55 Standard) ist das recht moderat. Wenn man dann noch beachtet, dass die Lage in den kommenden zehn Jahren sicher deutlich aufgewertet wird und man von S-Bahnhof Wilhelmsburg (5 Minuten vom dem Haus) in rund 10 Minuten Fahrzeit am Hbf ist... Ich denke dann sind die Preise recht fair.

  • Und noch ein Holzhaus fuer Wilhelmsburg! Laut Mopo soll auf der IBA ein Hotel mit 82 Zimmern in Vollholz-Bauweise entstehen.


    Plus Café, Shop und so weiter. Hätte gedacht, daß der Kruse es diesmal etwas weniger auffällig angeht, nachdem sein Wirtschaftsprojekt im Niendorfer Gehege scheiterte. Aber immerhin bleibt sein Vorhaben nun in den Händen seines Freundes Andreas Heller, na sowas. Vielleicht verläßt er ja nun bald freiwillig das quasi kostenlose Forsthaus in Niendorf und zieht nach Wilhelmsburg. ;)

  • Nun haben wir auch hier schon 400 tsd € für 100m² erreicht.


    Naja, "auch hier" - für "Luxus" darfst du hier unten noch mal 200 tsd drauf legen. Das da wäre das gerade mal gehobene Mittelklasse. Vielleicht was für den Durchschnitts-Uniprofessor mit Ehefrau ohne Kinder, also eher Mittelstand ;)

  • Mit auch hier ist der Standort direkt neben der problem Hochhaus Siedlung Wilhelmsburg gemeint. Das ist keine gehobene mittelstandssiedlung. Aber danke für die Information das eine gehobene heidelberg mittelstandswohnung 200 tsd mehr kosten als die Wohnung im Hamburger problemstadtteil wilhelmsburg.

    Einmal editiert, zuletzt von Waxo Khana ()

  • @ Schwabenpfeil: Du bist wohl in der Tat etwas weit weg (ich nebenbei noch weiter...)


    Dennoch: Dein Eindreuck truegt. Wilhelmsburg laesst sich eben nicht so einfach ueber einen Kamm scheren. Wilhelmsburg ist rein flaechenmaessig Hamburgs groesster Stadtteil.



    Bild: Wikipedia (Creative Commons Lizenz) (c) TUBS


    Kaum ein Hamburger Stadtteil vereint so unterschiedliche Praegungen wie Wilhelmsburg. Von absolut laendlich, industriell, maritim und gruenderzeitlich bis hin zu in der Tat recht unschoenen Grosswohnsiedlungen der 60er/70er Jahre.


    In der Mitte von alledem befand (befindnet sich zT noch) eine grosse Leere, die einzig durch Kleingartenkolonien und eine Schnellstrasse gefuellt wird.


    Hier werden sich die meisten IBA-Projekte abspielen. Nach der Umgestaltung durch IBA und IGS wird die Gegend durchaus begehrt sein. Die Lage ist sehr zentral zur Innenstadt, mit viel Gruen und dabei vergleichsweise bezahlbar. Lang- und mittelfristig stehen alle Zeichen fuer Wilhelmsburg auf gruen und es wird zu erheblichen Investitionen im Stadtteil kommen.


    Ich glaube also nicht, dass nur 'arme Sch...' dort einziehen. Es koennte sich um eine durchaus lukrative Geldanlage handeln dort in eine Immobilie zu investieren und dann 2025 zu verkaufen...

  • Du verwechselst da nach wie vor etwas. Die Neubauten von denen in Posts 205 bis 208 die Rede war entstehen auf dem IGS-Areal westlich der Bahnlinie und westlich der neuen (!) Trasse der Wilhelmsburger Reichstrasse (und oestlich der heutigen bzw.der alten Trasse). Die besagten Holzhaeuser entstehen hier. Das Korallusviertel entsteht hier. Das von Dir verlinkte flickr-Bild zeigt Kirchdorf Sued und das liegt ganz wo anders, naemlich hier.


    Was das Korallusviertel angeht (von dem wir in Posts 205-208 nicht sprachen). Das liegt in der Tat zwischen Hochhaeusern und Bahn.


    Aber bevor man hier urteilt, sollte man aber auch dieses Projekt kennen. Das Korallusviertel richtet sich naemlich ganz gezielt an Menschen die jetzt schon im Viertel wohlen, die sich dort wohlfuehlen, die dort gern bleiben moechten, aber die nicht weiter (mangels Alternative) in besagten Plattenhochhaeusern wohnen moechten. Mit anderen Worten: Es kann gut sein, dass viele neue Korallus-Bewohner aus der Platte kommen. Hier soll bestehenden Bewohnern eine finanzierbare Alternative geboten werden im Viertel zu bleiben, aber ihren Wohnstandard zu verbessern.


    Das ganze dient u.A. auch dem Erhalt sozialer Strukturen in Wilhelmsburg. Man moechte verhindern, dass diese Klientel mangels Alternativen wegzieht.

  • Wird die Platte dann teilweise platt gemacht, wenn die Bewohner ausgezogen sind?


    Die IBA / IGS ist zwar ein befristetes Projekt, das ganze ist jedoch eingebunden in ein uebergeordnetes Konzept der BSU Hamburg (die nebenbei ab 2013 selbst in die Nachbarschaft zieht). Der sogenannte 'Sprung ueber die Elbe' sieht eine mittel- bis langfristig angelegte Aufwertug dieser zentrumsnahen, aber (noch) inadequat erschlossenen Flaechen in Wilhelmsburg (und auf der Veddel) dar.


    Konkrete Plaene fuer einen Abriss der Platten gibt es meines Wissens nicht. Mittelfristig sind aber Abriss / Teilabriss / Rueckbau / Sanierung sicherlich durchaus als realistisch Anzusehen. Das Ganze ist jedoch ein kontinuiertlicher Prozess. Es gibt also keinen jetzt schon definierten Endzustand.


    Ändert aber eigentlich nicht viel an meiner Aussage


    nicht? Naja, Dir missfiel doch, dass die Haeuser zwischen(!) Hochhaeusern und Bahn liegen - sie liegen jedoch nicht dazwischen, sondern eben zwischen der Bahn und dem neuen Parkareal der IGS, bzw sogar auf dem Parkareal. Also missfaellt Dir das auch?!

  • @ Schwabenpfeil: Du kannst ja noch so oft das Korallusviertel verlinken wie du magst. Nur, diejenigen Bauten ueber deren Preise (EUR 400,000 fuer 100m2 - Luxus oder nicht, etc.) weiter oben gesprochen wurde und zu denen Du kommentierst hast, dass jeder "Dein Bedauern" (Zitat) hat und ein "Armes Sch..." (Zitat) ist, der dafuer Geld ausgibt, die liegen halt nicht in besagtem Korallusviertel zwischen Bahn und Hochhauesern, sondern eben anderswo. Du hast Dich schlicht und einfach verguckt.


    Kein Mensch hat zu Kaufpreisen und Investitionen im Korallusviertel irgendwas geschrieben. Wie auch? - soweit ich weiss ist das mehrheitlich Mietwohnraum und zum auch in dem Projekt vorhandenen Eigentumsanteil wurden bislang noch keine Kaufpreise veroeffentlicht.

  • Eingeborener

    Also es ist schon sehr interessant zu lesen, wie zwei Ortsfremde über meine Heimat diskutieren, in der ich aufgewachsen bin und wo ich bis zu meinem 32 Lebensjahr gelebt habe.


    Ich muss zwar sagen, dass ich trotzdem etwas mühe hatte, den Beiträgen zu folgen, obwohl ich dort fast jeden Grashalm persönlich kenne.


    Midas Beschreibung des Stadtteils (mit Grafik) trifft den Nagel aber auf den Kopf. Wilhelmsburg ist sehr vielseitig und von daher eigentlich nicht unattraktiv, trotz der erheblichen Beeinträchtigungen durch die über sie verlaufenden Verkehrsadern. Die historische Mitte ist übrigens der Veringplatz im Nordwesten. Durch die Großsiedlungen der 60iger und 70iger hat sich allerdings der Einwohnerschwerpunkt nach Osten verschoben und rund um den S-Bahnhof ist eine neue Mitte mit einem kleinen Einkaufszentrum entstanden.
    Allerdings ging es schnell Berg ab mit dem Viertel, bedingt durch eine immer problematischer werdende Einwohnerstruktur.


    IGA und IBA sollen und können hier eine Trendwende einleiten. Gerade der Westen mit seiner z.T. gut erhaltenen Gründerzeitarchitektur und den umgewidmeten Industriegebäuden (siehe z.B. in "Soul Kitchen") bieten tolle Möglichkeiten.


    Aber um mal auf das Korallusviertel zu kommen. Die Lage war und ist selbst für Wilhelmsburger Verhältnisse unterdurchschnittlich. Teilweise waren die Hälfte aller Wohnungen in einem Aufgang leerstehend. Das hat sich inzwischen zwar geändert, aber dort gibt es noch einige weitere Problem.
    So gibt es dort ein kleines Nähversorgungszentrum im Charme der frühen 70iger und völlig verwahrlost. Ein Investor (?) verspricht schon seid Jahren Verbesserungen, aber es wird immer schlimmer.


    Der Vorbild für das neue Korrallusviertel findet sich übrigens etwas weiter südlich im altern Bahnhofsviertel (Max-Eyth-Straße). Dort hat man mit Erfolg Neubauten gegen den Bahnlärm eingesetzt. Man Laubengänge mit Glasfront zur Bahn eingebaut und sogar eine Straße überbaut.
    Die Neubauten an der Bahn sollen den gleiche Zweck erfüllen. Eine bewohnter Lärmschutz.


    Und für Kirchdorf Süd gab es übrigens schon mal den Plan einige der 15geschossigen Häuser auf 7-8 Geschosse herunterzustutzen als es dort viele Leerstände gab. Doch dann füllten sich die Gebäude wieder ...