Für die Hauptverkehrsstraßen fehlt meiner Meinung nach eindeutig ein intelligenteres Entlastungskonzept. Das fängt bei der Trennung von Tram und motorisiertem Individualverkehr an, die sich beide z.B. durch die schmale Lützner Straße und Georg-Schwarz-Straße quälen müssen und hört bei der weiträumigen Umfahrung von Lindenau auf.
Mich beschleicht der Verdacht, das ich den Vorschlag von Dir schon mal gehört habe. Es gab auch schon die eine oder andere Diskussion dazu, auf die ich hier einfach mal verweise: http://www.deutsches-architekt…rum/showthread.php?t=8004 Meine Meinung zu Deinen Plänen habe ich da ebenfalls kund getan.
Ich bin übrigens etwas skeptisch, was die Pläne von Stadtbau mit den ca. 600 Wohnungen in den vier Karrees der sogenannten Leutzscher Höfe betrifft. Offensichtlich rechnen die damit, dass da jede hinzuziehende Familie oder Nutzer(gemeinschaft) mindestens ein Auto hat und planen großzügig Tiefgaragen etc. Nur müssen die ja irgendwie auch da hin und von dort weg - mit allen negativen Konsequenzen für den nördlichen und südlichen Teil der im Moment vergleichsweise schwach befahrenen Georg-Schwarz-Straße.
Die BILD-Zeitung freut sich über junge kreative Leute?! Ist doch gar nicht ihre Zielgruppe
Eigentlich nicht . Aber sie stimmen in den Tenor ein, der in Teilen der Stadtverwaltung und bei nicht wenigen Lokalpolitiker_innen herrscht: KunZstoffe bzw. Hinz und Kunz ( http://www.myspace.com/hinzundkunzleipzig ) sind der erste Lichtblick für die Ecke. BILD zieht da nur hinterher, denn LVZ (10. Juli 2009; http://www.abisz.genios.de/r_s…C1370B58442168147D3C.html ), Radio (Blau) und andere Medien haben schon ausführlich berichtet. Ausserdem läßt sich die BILD nicht selbst zu einer solchen Aussage hinreißen, sondern zitiert lediglich Dr. Frank Dietze vom Stadtplanungsbüro. Man könnte es sogar so interpretieren, dass sie die Hoffnung von Dietze selbst nicht teilen wollen.
Gibt es wirklich keinen Plan für Leipzigs traurigen Westen?
Im Stadtplanungsbüro von Dr. Frank Dietze (61) will man den Verfall nicht länger nur dokumentieren, sondern endlich handeln: "Wir haben die Problematik erkannt und erarbeiten ein Entwicklungskonzept." Aber wer soll das Notstandsgebiet retten, wer investieren, wer in den Läden einkaufen? Die Antwort ist die, die man oft hört, wenn die Lage angesichts leerer Kassen aussichtlos scheint: "Wir hoffen auf die junge kreative Szene. In den Hausnummern 7, 9 und 10 haben sich schon engagierte Leute angesiedelt, die dort den Raum für ihre Künste finden." Weitere sollen in den nächsten Monaten und Jahren folgen. "Ich bin guten Mutes, dass es vorwärtsgeht", sagt Dietze und schielt nach Plagwitz, wo dieser Plan schon einmal aufging. "Die Karl-Heine-Straße war schließlich auch schon nahezu abgeschrieben worden?" Danach folgt der bereits zitierte Absatz mit den Durchhalteparolen und der Hoffnung der BILD auf den großen Befreiungsschlag durch die Stadtbau-AG.
Ich bin da wiederum etwas skeptisch, denn unter Umständen könnte so ein Schwerpunkt auch die Ränder leerziehen. Ich fürchte weniger, dass bereits hier lebende Menschen in die "Höfe" umziegen, dagegen sprechen das übliche Geschäftsmodell (Eigentumswohnungen) bzw. die wahrscheinlich anzusetzenden höheren Mietpreise. Aber das langsam erwachende Interesse am Zuzug nach Lindenau und Leutzsch könnte sich auf die "Höfe" konzentrieren und den in großer Zahl leerstehenden sanierten und in Sanierung befindlichen Häuser (aktuell William-Zipperer-Straße, Ecke Diakonissenstraße/Spittastraße, Ecke Georg-Schwarz-Straße/Spittastraße ...) jenseits ein beträchtliches Stück Wasser abgraben. Das heißt nicht, dass ich nicht froh bin, dass die Stadtbau AG die vier Blöcke nun anpackt. Aber jede Medaille hat nun mal zwei Seiten und wir werden schauen müssen, was Stadtbau da genau vor hat und wie es zum gesamten Viertel paßt.
Doch noch mal zurück zur BILD. Richtig positiv überrascht war ich über den Beitrag eines schnauzbärtigen Hausmeisters (53): "Mit Wächterhäusern könnte man die Straße wiederbeleben. Siedeln sich neue Läden an, verschwinden dann hoffentlich auch die Dreckecken und die Gegend wird schöner." Da haben sich meine Vorurteile - gerade in dieser Zeitung hätte ich das Gegenteil erwartet - mal absolut nicht bestätigt.