Bremerhaven: Bauprojekte und Stadtplanung

  • Schöne Bildersammlung @MagBeam.


    Bleibe dabei: Mir gefällt das neue Hotel, sowie die umgebenden Neubauten sehr gut.

  • Die Form des Gebäudes ist keine Frage, echt spektakulär aber die Fassade finde ich wirk sehr billig....bisher aber wer weiß wie das dann im Gesamtkonzept aussehen wird, ich lass mich überraschen.

    • 148m (mit Spitze)
    • Hotel- und Bürogebäude, 20-stöckig
    • Aussichtsplattform (86m)
    • Die ersten 8 Geschosse 4-Sterne-Hotel, 120 Zimmern, Studios und Suiten, ab 9.OG 6.000qm Büros, Hauptmieter staatliche Hafengesellschaft BremenPorts
    • Investitionskosten: 44 Mio. Euro, erster Teil der "Havenwelten Bremerhaven"
    • Im Herbst Eröffnung Einkaufszentrum "Mediterraneo"
    • 01.03.2009 eröffnet "Erlebnismuseum Klimahaus"
    • Kritik FDP: Sail-City-Hotel "ein Prachtbau auf Steuerzahlerkosten", öffentliche Zuschüsse & staatliche Hafengesellschaft BremenPorts Hauptmieter
    • Auch Bau Mediterraneo falsche Entscheidung, Kaufkraftabzug aus Innenstadt, viele Leerstände in Bremerhaven


    Quelle: Welt.de http://www.welt.de/welt_print/…in_neues_Wahrzeichen.html

  • Bremerhaven: Gründerzeit fällt im Stadtteil Lehe

    Die Informationen beziehe ich nur aus der Zeitung mit den vier großen Buchstaben:


    Die Schrotthäuser von Bremerhaven - Jetzt werden sie endlich abgerissen
    http://www.bild.de/BILD/region…e-endlich-abgerissen.html


    Die Schandflecke von Bremerhaven - Stadtrat lässt Gammelhäuser abreißen
    http://www.bild.de/BILD/region…melhaueser-abreissen.html


    Aber die Artikel sind auch rhetorisch von einigem Interesse. :D

    Einmal editiert, zuletzt von LE Mon. hist. () aus folgendem Grund: h velwechsert.

  • Bremerhaven: Gründerzeit fällt im Stadtteil Lehe

    ^^ Das ist mal echt bitter. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht dass es im Bremerhaven überhaupt (noch) Gründerzeithäuser gibt. Aber wie sich dieser Baurat auch noch damit brüstet, die wenigen Highlights in seiner Stadt auch noch abreißen zu dürfen, ist echt abscheulich. Über die BILD-Rhetorik müssen wir erst gar nicht diskutieren...traurig

  • Bremerhavens Schrotthäuser

    Ich kann Gordon nur zustimmen, dass es sehr traurig ist, wenn Gründerzeithäuser abgerissen werden. Insbesondere im nicht ganz unproblematischen Stadtteil Lehe gibt es noch viele solcher Bauten.


    Bremerhaven hat einen starken Bevölkerungsrückgang hinter sich. Jetzt hat man sich endlich auf dem 110.000-Level stabilisiert, aber es gibt viel Leerstand, der dann von den zumeist weit entfernten Investoren nicht mehr gepflegt wurde, so dass sich dieser Zustand verstetigt hat.


    Leerstand lockt Kriminalität an, irgendwann wird in den Häusern gezündelt, der Wasserschaden nicht repariert, Rohrbrüche wintertags ignoriert, die Immobilie war schrottreif. Solche so genannten "faulen Zähne" ziehen ganze Straßenzüge runter.


    Die Freie Hansestadt Bremen hat in der Hinsicht gehandelt, dass ein Gesetz erlassen wurde, dass die Zwangsenteignung solch verwahrloster Immobilien erleichtert. Manchmal ist es doch vom Vorteil ein Stadtstaat zu sein. Seitdem hat die städtische Wohngesellschaft einige zwangsübertragene Immobilien saniert oder die "faulen Zähne" wurden gezogen.


    Der bekannteste Fall ist im übrigen ein sehr schönes Gründerzeit-Eckhaus, dass beinahe im wahrsten Sinne des Wortes einen ganzen Straßenzug runtergezogen hätte, da mehrere benachbarten Häuser an diesem Eckhaus angelehnt waren. Nachdem die Eigentümer es über Jahre verlottern ließen und die Struktur bereits enorm geschwächt war, wurde es enteignet (Kaufpreis waren eher symbolische 10000 Euro) und nun wird es gerade mit enormen Aufwand kernsaniert.


    Ich kann mir nur wünschen, dass Bremerhaven das gesetzliche Instrumentarium, dass die Freie Hansestadt Bremen geschaffen hat, nutzt, um bereits in der Frühphase einer Verwahrlosung aktiv zu werden - dann kann Bausubstanz noch gerettet werden. Ich hege allerdings auch ein bisschen die Hoffnung, dass die in den letzten Jahren durchgezogene Enteignungspolitik doch so manchen Eigentümer wachrüttelt und diese es nicht mehr so weit kommen lassen.


    EDIT: Wie der Zufall so will, kommt heute eine Meldung in der NZ, dass ein weiteres Gründzeithaus den Spekulantenhänden entrissen wurde und nun von der STÄWOG saniert wird. Interessant ist auch der letzte Abschnitt, in der sich leider zeigt, dass paradoxerweise ein Konservativer den Abriss traditionsreicher Häuser statt kostspielige Sanierung befürwortet.


    http://www.nordsee-zeitung.de/…303_puid,1_pageid,52.html

    Einmal editiert, zuletzt von rotfuxx () aus folgendem Grund: Kleine Aktualisierung

  • Aktuelle Bauvorhaben Bremerhaven

    Hallo liebe Forumsmitglieder,
    als neues Mitglied würde es mich freuen, ein paar Themen aus Bremerhaven aktuell aufzunehmen, um diesen Bereich wieder etwas in den Fokus zu rücken (auch, wenn Bremerhaven sicherlich nicht der Hotspot für Architektur ist). Nichtsdestotrotz sind ja gerade Städte dieser Größenordnung für die Stadtentwicklung interessant.
    Z.B.: Neubau der AOK am Elbinger Platz: Bin schwer enttäuscht, dass die große Chance, diesen Platz auch an der Nordostecke zu fassen, mit einer solchen Fassade versucht wird. Wie so oft sind die Wettbewerbsbeiträge mit den Visualisierungen fern der Realität. Mir schwebten da so sehr freundliche helle Lisenen vor, die die Hochkantfenster fassen. Schaut man sich das Ergebnis an, ist der Stein dunkel, schwer, mit etlichen Vor- und Rücksprüngen versehen und erinnert ein bisschen an eine schlechte Kopie der Bauten am Potsdamer Platz in Berlin - was meint Ihr?


    Anderes aktuelles Thema wäre die Sanierung des ehemaligen Naber-Hotels am schönsten Platz der Stadt, in direkter Nachbarschaft zum Stadttheater. Für das Vorhaben wurde extra ein Fassadenwettbewerb zur Bedingung, Gewinner sind / waren ein Hamburger Büro mit dem Beitrag, die Fassade mit golden glänzenden Hochkant-Fliesen mit einer tollen Reflexionsstimmung zu versehen. Sieht man sich nun die bereits ausgerüstete stumpf gelb gestrichene WDVS-Fassade an, frage ich mich, was das nun soll.


    Umso mehr freue ich mich auf den Neubau von Volker Staab im Fischereihafen. für das Thünen-Institut werden hier ein paar bisher in Hamburg verteilte Fischereiforschungsabteilungen in Bremerhaven zusammen gezogen, der Wettbewerbsbeitrag lässt einmal wieder auf tolle Umsetzung schließen, bin sehr gespannt. Baubeginn ist erfolgt.

  • Hole diesen Thread mal hoch, da sich auch in Bremerhaven eine ganze Menge getan hat. Man darf nicht vergessen, dass die Stadt bis vor 10 Jahren im Prinzip eine der perspektivlosesten, am stärksten schrumpfenden Städte Deutschlands war. Es tun sich gleich zwei Dinge. Zum Einen wird in den tlw. sehr gut erhaltenen Gründerzeitstadtteilen für westdeutsche Verhältnisse hochwertig saniert, zum Anderen tut sich viel auf den entstandenen Hafenbrachen.


    Während die erste Welle dieser Stadtentwicklung am Neuen Hafen noch sehr von der Architektur der 2000er und 2010er Jahre geprägt war und insgesamt aus meiner Sicht enttäuschend, wird nun ein neues Areal im Süden der Stadt entwickelt.


    Ein paar Fotos vom Neuen Hafen als Einstieg:







    Das Liberty Hotel:



    So weit, so mäßig....

  • Nun tut sich aber weiter südlich doch einiges. Auf dem immerhin 140 ha großen Areal der Seebeck-Werft soll ein neuer Stadtteil entstehen, genannt "Werftquartier". In einem Wettbewerb hat sich COBE aus Kopenhagen mit seinem städtebaulichen Entwurf durchgesetzt, vor einigen Tagen ist die Detailplanung veröffentlicht worden, zunächst eine Karte, die die Lage und Größe des Gebiets ganz gut illustriert. Im Prinzip ist das Gebiet so groß wie die Innenstadt Bremerhavens:



    Dies ist ein Screenshot aus dem Butenunbinnen-Beitrag zum Wettbewerb:



    Die rötlich gefärbten Gebäude/Strukturen stellen erhaltene Industriearchitektur dar. Ein anderer Ansatz als der "Tabula Rasa"-Ansatz am Neuen Hafen, also.


    Hier ein Link zum Beitrag, durchaus sehenswert, insgesamt soll Wohnraum für bis zu 6.000 Menschen entstehen, plus zahlreiche Gewerbe- und Bürobauten, insgesamt ein sehr gemischtes Gebiet:


    Butenunbinnen Werftquartier


    Eine weitere Karte zum Umnutzungsgebiet:



    Ein paar der veröffentlichten Renderings, alle von COBE:






    Naja, erstmal ziemlich viel im Ungefähren. Trotzdem eine Riesenchance für eine Stadt wie Bremerhaven. Das Gebiet ist immerhin gut halb so groß wie die Hafencity.

  • Nur noch kurz hierzu: Bremerhaven hat von seinem Maximum Mitte der 1970er Jahre bis zum Tiefpunkt zum Zeitpunkt dieses Posts 2010 etwa 30.000 Einwohner verloren. Der Stadt sind innerhalb dieser knapp 40 Jahre im Prinzip das gesamte Rückgrat seiner Wirtschaft KOMPLETT weggebrochen: Fischerei, Schiffbau, Amerikanischer Militärstützpunkt. Wenige Städte in Westdeutschland waren ähnlich hart getroffen, vielleicht Pirmasens und ein paar Ruhrstädte. Und während Hamburg, das als Hafenstandort natürlich ähnliche Herausforderungen erlebt hat (und nicht zufällig ebenfalls von den frühen 70ern bis Ende der 80er Einwohner verloren hat), als Millionenstadt natürlich weich fallen konnte und neue Wirtschaftszweige erschließen und Dienstleistungszweige ausbauen konnte, hatte Bremerhaven mit seiner dezentralen Lage und inmitten einer dünn besiedelten Randregion kaum etwas entgegenzusetzen.


    Der Stadtteil Lehe, von dem oben die Rede ist, ist vom Krieg weitgehend verschont geblieben, hier hat ein (für nordwestdeutsche Verhältnisse) durchaus beeindruckend geschlossenes Gründerzeitgebiet überlebt, das Goethequartier genannte Herz dieses Gebiets hat auf 0,5 qkm 8.000 Einwohner, also eine typische Dichte für dichte urbane Gründerzeitgebiete in Deutschland. Es gilt gleichzeitig als "ärmster Stadtteil Deutschlands" und soll die höchste Kinderarmutsquote in ganz Deutschland haben.


    Erfreulicherweise ist der Trend zu (notgedrungenen) Abrissen vollkommen verwahrloster Häuser, wie oben beschrieben, ab etwa Mitte der 2010er Jahre gedreht und es wurde, zunächst auf niedrigem Niveau wieder mehr notgesichert und schlecht/westdeutsch renoviert. Die Städtische Wohnbaugesellschaft STÄWOG und ein privater Investor haben aber in den letzten 3-4 Jahren eine wirklich hochwertige Sanierungswelle angestoßen, die sich vor Städten wie Leipzig nicht zu verstecken braucht. Ich will jetzt nicht zuviel mit galerieartigen Beiträgen nerven, sondern nur ein paar der bereits abgeschlossenen Sanierungen präsentieren, in einer Art Vorher/Nachher-Reihe nach Art des "Bauerbe"-Strangs in Leipzig.


    Zunächst ein GoogleMaps Luftbild des Areals, die Goethestraße, in deren Umfeld die meisten Sanierungen stattfinden, zieht zentral in Nord-Südrichtung durch das Bild/Quartier:


    8126f300-d3e2-4413-8f4jj3v.png


    Das erste von dem Investor Rolf Thörner sanierte Objekt in der Goethestraße 50A:


    c2b6b1d5-6f46-40c9-918tkxw.png


    Nachher:


    img_73908hkdh.jpeg


    Schräg gegenüber hat die STÄWOG eine Schrottimmobilie gekauft und in ein Künstlerhaus umgebaut, Niveau aber nicht auf dem gleichen Level wie die Sanierungen Thörners, Adresse Goethestraße 45:


    img_7392k7jo4.jpeg


    Direkt nebenan die erste Sanierung eines Hauses, das jetzt als Mehrgenerationenprojekt genutzt wird, bereits aus den frühen 2010er Jahren, Goethestraße 43:


    img_73950ajqz.jpeg


    Nun zu den aktuelleren Projekten, erstmal wieder gegenüber vom ersten Projekt Zustand vorher, Uhlandstraße 18 (liegt aber mit der Hauptseite an der Goethestraße):


    dsc_0204mpqzx.jpg


    7f52ef54-d472-4121-947klf.jpeg


    Wiederum gegenüber, in der Uhlandstraße 25 folgendes Haus im Vorzustand (leider nur rausgeschnitten aus einem Foto):


    bildschirmfoto2020-12w3jfk.png


    aa9934c6-4891-4ab5-8cpk3a.jpeg


    Dies sind die bereits abgeschlossenen Projekte, es folgen in einem weiteren Beitrag noch weitere im Umbau befindliche Häuser. Dass in diesem Stadtteil, der sozioökonomisch wirklich auf dem Niveau der schlimmsten Gründerzeitstadtteile Deutschlands liegt, vielleicht wie Duisburg-Marxloh eine solche Wende weg von der Flächensanierung und hin nicht nur zum Erhalt, sondern auch noch zu Sanierungen auf höchstem Niveau (Wiederherstellung Stuckelemente, Holzfenster, auch innen Erhalt und Wiederherstellung bauzeitlicher Details) gelungen ist, dürfte in Westdeutschland ziemlich einmalig sein.