Forum an der Museumsinsel (Freiberger Holding)

  • ^^vielen Dank für die Einstellung der Visualisierung, Konstantin! Ich hab's leider nicht hinbekommen. :daumen:
    Ich habe mit meiner Kritik ja nicht das Gesamtprojekt Forum Museumsinsel gemeint, welches natürlich eine exzellente Entwicklung der dortigen Bestandsbauten darstellt und sicher über jeden Zweifel erhaben ist.
    Es geht mir nur um den neuen Chipperfieldschen Pavillon, der sehr exponiert zur Spree hin liegt und von weither zu sehen wein wird. Wie kommt Chipperfield auf diese eigenartigen Rundbögen? Ich verstehe es nicht...

  • Meine Vermutung ist, dass Chippies Assoziationskette recht einfach ist: 1. wichtiger Ort an der Museumsinsel => klassische Architektur. 2. 21. Jahrhundert => klassische Architektur darf man nicht unkritisch übernehmen. 3. Asymmetrie und unterschiedliche Geschosshöhen => fertig ist das Meisterwerk.


    Zudem glaube ich, dass Chippie seine "wiederentdeckte" Modeoberfläche "geschlämmter Ziegel" zum synonym für Kulturbauten machen will. Dass dies die eigentliche Museumsinsel entwertet ist ihm offenbar egal.

  • ^
    Also um eine entwertende Wirkung auf die Museumsinsel zu entfalten müsste der Bau schon deutlich näher an der Museumsinsel und deutlich größer sein.

  • Bevor man muniert etwas was nicht auf der Museumsinsel steht könnte diese entwerten sollte man sich lieber Sorgen um das machen was dort entstanden ist und noch entstehen soll.

  • @ Saxonia: keine Bange, ich habe mir nicht nur Sorgen gemacht, was für einen Unsinn Chippie auf der Museumsinsel selbst verzapft, sondern auch aktiv dazu beigetragen, dass die Grafikfälschungen, mit denen das Büro C. die sog. "James-Simon-Galerie" der Presse schmackhaft machen wollte, aufgedeckt werden.


    Es ist mir ja verständlich, dass sich private Kunstsammler wie Bastian und Freiberger dadurch erhöhen wollen, indem sie den Architekten des Neuen Museums beauftragen und dessen Modeoberflächen an ihren privaten Bauten verwenden.


    Dies führt jedoch zum Verlust der Einzigartigkeit der Museumsinsel. Dies ist an dem Bastian-Bau besonders deutlich und wird auch gegenüber des Kaiser-Friedrich-Museums zu sehen sein. In frühreren Tagen gab es die ungeschriebene Konvention in Berlin, dass private Bauten im Regelfall in Putz ausgeführt werden, während der Backstein öffentlichen Bauten vorbehalten war - Ausnahmen bestätigen die Regel.




    (C) Freiberger Holdung/Chipperfield



    (C) Chipperfield



    (C) Chipperfield



    (C) Wikicommons


    Was Bato meint, ist nicht einen "entwertende" sondern die "erdrückende Wirkung", die im Denkmalschutzgesetz Berlin beschrieben und untersagt ist. Diese kann man in der Johannistrasse neben der Kalkscheune besichtigen.

    Einmal editiert, zuletzt von Konstantin ()

  • Weil man bei anderen Bauten den gleichen Architekten beauftragt wie beim Neuen Museum und der sich zum Teil selbst zitiert entwertet das die Einzigartigkeit der Museumsinsel? Verstehe ich das richtig? :eek:


    Ich kann auch nicht erkennen warum dies am Bastian-Bau so deutlich sein soll. Kannst du das mal erläutern?! Nicht jeder kann deine Gedankengänge trotz der Aneinanderreihung von Bildern nachvollziehen wenn da überhaupt keine Begründungen stehen.


    Ach ja, schreib doch einfach Bodemuseum. Kaiser-Friedrich-Museum heißt es schon seit über 60 Jahren nicht mehr. Danke.

  • Sehe das Problem nicht...

    Also was die "Erhöhung" der Herren angeht - gilt das dann wohl für jeden der spendet und das Projekte in der Größe ohne den Investor zu nennen nun wirklich nicht zu erwarten ist - finde ich den Vorwurf nur bedingt nachvollziehbar - bzw. da höre ich sofort eine komische Sozial-Neid-Debatte durch...kein Bock drauf..


    Was die Fälschung von Entwürfen oder deren falsche Darstellung angeht - mmh hast Du dafür Anhaltspunkte - hab ich nicht mitbekommen - fänd ich in der Tat interessant bzw. ärgerlich...


    Was das Neue Museum anbelangt hab ich aber überhaupt nichts zu meckern - ich finde die Umsetzung mutig. Die Umsetzung 1:1 der historischen Vorbilder ist ja zum Teil auch nicht zu empfehlen - weil es meistens an die Qualität des Originals nicht heranreicht - wenn markante Teile konsequent mit modernen Bestandteilen kombinierbar sind, finde ich kann man das machen und hat dann sogar einen besonderen Wert - da man hier etwas Neues erschaffen hat.


    Also mich würde dann schon genauer interessieren was es an Chipperfields Entwürfen bzw. bisherigen Umsetzungen auszusetzen gilt, damit wir uns dann entweder mit Dir Ärgern können ;) oder aber uns damit auseinandersetzen können. Bin gespannt...


    Frohes Neues...


    Was das Neue Museum anbelangt: wenn dann bitte im richtigen Thread diskutieren. Danke.
    Bato

  • Konstantin


    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren dass du ein Preußen-Nostalgiker bist. Ich habe schon gerätselt welches Museum du ansprichst ("Kaiser-Friedrich-Museum"), bis Bato indirekt erklärte dass es das Bodemuseum ist, was seit Jahrzehnten aber nicht mehr den von dir verwendeten Namen trägt. Und dann bemängelst du den "Verstoß" gegen eine in meinen Augen reichlich autoritäre und überkommene informelle Konvention, wie private und öffentliche Bauten in Berlin fassadenmäßig gestaltet werden sollen. Man muss eines doch ganz klar sagen, es geht bis heute in Berlin sicherlich um Stadtreparatur am "offenen Herzen", Berlin ist nach wie vor weit davon entfernt ein integeres Stadtbild zu haben. Aber die Bemühungen drehen sich doch mitnichten darum ein Vorkriegsberlin wiedererstehen zu lassen, auch wenn man punktuell den Eindruck haben kann. Außer gelegentlicher Folklore hat das heutige Berlin nichts mehr mit dem alten Preußen gemein und die preußische Strenge mag ja ihre Zeit und damals ihren Stellenwert gehabt haben, sie ist aber nicht mehr zeitgemäß wenn es darum geht eine Stadt im 21. Jahrhundert zu gestalten.


    Gerade im Bereich der Museumsinsel, wo doch noch einiges an preußischem Glanz und Gloria zu sehen ist, würde es die Progressivität Berlins enorm unterstreichen mit mutiger moderner Architektur zu arbeiten die höchstens einzelne Zitate setzt, um sich in die vorhandene Umgebung einzufügen. Und was wäre die Alternative? Plumpe, da nicht authentische, bauliche Ergänzungen im Historismus? "Amerikanischer Klassizismus", mit grobem Formenkanon, mit attischen Säulen etc. an jeder Ecke? Ich kann deine Empörung nicht nachvollziehen.

  • Ganz Recht...

    @Baumeista:


    Ganz recht - wobei Dein Beitrag eher zu lesen ist wie eine Theorie als das hier von der Praxis gesprochen werden kann. Ein Punkt der mir ein Dorn im Auge ist, sprichst Du ja selbst an. Es geht um die Qualität der Architektur und um ein, für den Fall Berlin, leider fehlendes Konzept.


    Die Operation am offenen Herzen sollte nämlich ganz besonders sorgfältig durchgeführt werden, sonst kann es passieren, das der Patient größeren Schaden davon trägt.


    Um es kurz zu machen. Ich bin sehr dafür das sowohl die preußische Architektur, bzw. sagen wir besser jede Form der Vorkriegsarchitektur (2. Weltkrieg) zu erhalten ist und an entsprechenden Stellen sogar wieder herzustellen ist.


    Andererseits bin ich es leid, das immer wieder an den prominentesten Stellen in der Stadt völlig belanglose, langweilige, billige Architektur verwirklicht wird ,die auch qualitativ einen schlechten Eindruck macht, eben genau weder dem Anspruch an ein neues modernes Berlin gerecht wird, noch überhaupt einen Zusammenhang mit der Stadt erkennen lässt. Vieles der Gebäude die in Berlin stehen, könnten eben auch in Hamburg stehen, oder in München.


    Boston ist bekannt für seine Backstein-Architektur, New York mit der weltberühmten Skyline u.s.w. Welchen Wiedererkennungswert will das neue Berlin mal haben? Welchen Stil verfolgt man?


    Wenn man die Innenstadt an der ehemals preußischen Architektur wiederkennt bzw. sich an diesem Architektur-Stil anlehnen will, ist mir das tausend mal lieber als der ideenlose Mist, der beispielsweise am Hauptbahnhof, am Nordbahnhof,oder am Pergamon Palais (um einige Beispiele zu nennen) gebaut wird.


    Um die Kurve zum Forum an der Museumsinsel zu bekommen. Hier erscheint mir eine Mischung aus Wiederherstellung und Neuinterpretation zu gelingen, die Bilder machen einen harmonischen wertigen Eindruck. Allerdings sind Bilder trügerisch...

  • ^


    "Mutige moderne Architektur", die die "Progressivität Berlins" unterstreicht - was meint Ihr eigentlich damit?


    So etwas wie das Mayer-Gebäude an der Kalkscheune? Ein paar Bubbles oder etwas aus Stahl und Glas?


    http://www.jmayerh.com/


    Bitte einmal ein paar Beispiele. Und was ist bitte in unseren heutigen Tagen "progressiv", also "fortschrittlich"? Wer soll denn wann wohin schreiten um was zu tun?


    Was das Kaiser-Friedrich-Museum betrifft, dessen Förderverein im übrigen noch immer diesen Namen trägt, ist doch die DDR-Umbenennung in "Bode-Museum" absurd: Bode war zu Kaisers Zeiten Museumsdirektor und ein glühender Monarchist. Der würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste dass er Kaiser Friedrich verdrängen soll. Zudem ist nämlicher Kaiser mit seiner englischen Gemahlin sicher eher der Reformfraktion unter den preussischen Adeligen zuzurechnen. Aber jetzt wird's off topic.

  • @ Konstantin:


    Danke für die Zusammenstellung gelungener Gebäude bzw. Entwürfe auf der und um die Museumsinsel. Sieht gut aus (bzw. wird gut aussehen). ;) Aber im Ernst: Was spricht denn gegen den Entwurf? Das Material des Bastian-Baus gefällt mir ausgezeichnet, und ich finde es passt hervorragend zu den Fassaden der Museumsinsel. Den Vergleich mit dem Mussolini-Klotz in Rom finde ich ebenfalls unpassend, da sich dieses "Collosseo", wie der Name schon sagt, über seine Kollossalität definiert - und von der kann ich bei Chipperfield wenig entdecken. Weder sprengt er die Höhe der umgebenden Bebauung, noch klebt er seine Fassade mit Marmor voll. Und als Vorbild für die Bögen fiele mir (wohl wegen der unterschiedlichen Geschosshöhen) eher der Pont du Gard ein.


    Und was Deine Namensgebung angeht: Das Bodemuseum nennst Du Kaiser-Friedrich-Museum, aber die James-Simon-Galerie nennst Du "sog. 'James-Simon-Galerie'". Könntest Du mir die Logik dieses Vorgehens bitte mal erläutern?

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind ()

  • Chipperfield

    Ich schließe mich der Ansicht von Architektenkind an. Wenn Chipperfield etwas dafür tut, dass sein unsterbliches Meisterwerk - nämlich die um seinen Entwurf (Neues Museum, James-Simon-Galerie) ergänzte und nach seinem Masterplan sanierte Museumsinsel, die aus meiner Sicht in ihrer Unvergleichglichkeit sowieso nicht zu schlagen ist - in ein gutes bauliches Umfeld eingebettet ist, dann ein Hoch auf Chipperfield!

  • -------

    Einmal editiert, zuletzt von dieselbär ()

  • Hey - das war ja wunderschön!


    Aber diese nutzlosen Türme. Nur Kubikmeter umbauten Raumes! ;)


    Im Ernst: wenn es den heutigen Architekten unmöglich erschein, an den/die Baustil(e) von vor 100 Jahren anzuknüpfen, warum muß es dann immer gleich so glatt und ohne Decor sein?
    Ich empfinde Chipperfields Bauten als unerotisch!

    Einmal editiert, zuletzt von ReinhardR ()

  • Gefällt mir. Und was den Import von ortsfremden Baustilen angeht, ich glaube nicht dass heute auch nur ein Gebäude in Berlin erhalten ist was im einst heimischen slawischen Baustil gehalten ist (die Gebiete Deutschlands östlich der Elbe waren einst nicht germanisch sondern slawisch bevölkert und wurden geschichtlich erst relativ spät "erobert", Ortsnamen, Architektur und Sprache "germanisiert" etc.).


    Renaissance und Barock waren aus Italien (über Süddeutschland) abgekupfert, Gründerzeit aus Frankreich abgekupfert. Der erste originär berliner Baustil der mir in den Sinn kommt sind diese Kästen mit Lochfassade aus Naturstein die seit der Wende in Masse gebaut werden. Das wird teilweise sogar aus Berlin exportiert, wann immer man solch ein Gebäude anderswo als Wettbewerbsbeitrag sieht ist es von einem berliner Büro.

  • Gefällt mir. Und was den Import von ortsfremden Baustilen angeht, ich glaube nicht dass heute auch nur ein Gebäude in Berlin erhalten ist was im einst heimischen slawischen Baustil gehalten ist (die Gebiete Deutschlands östlich der Elbe waren einst nicht germanisch sondern slawisch bevölkert und wurden geschichtlich erst relativ spät "erobert", Ortsnamen, Architektur und Sprache "germanisiert" etc.).


    Ohne in eine Geschichtsstunde abdriften zu wollen aber die Germanen kamen auch nicht aus dem Atlantik gekrochen. Ergo die Slawen sind nachgerückt weil die Germanen zum Teil bis nach Spanien wanderten.
    Solche Diskussionen um Ursprünglichkeit halte ich aber generell für Unsinn.

  • Architektur "völkisch" zu definieren ist Mumpitz.
    Der letzte regionale Architektur-Stil war der Jugendstil, und der hatte nicht nur in Deutschland Anhänger sondern auch bei unseren Nachbarn.


    Ich will ja gar nichts Besonderes haben. Nur dieses phantasielos-glatte allgegenwärtige Waschmaschinendesign, das uns als "Architektur" verkauft wird, muß es doch nun wirklich nicht sein...


    Das "Forum an der Museumsinsel" bietet eine ganze Palette von Stilansätzen. Das ist ja ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Aber dann sollte jedes einzelne Gebäude in sich konsequent gestaltet werden. Mit Farbe und Form.
    Geschlämmte Ziegelwände empfinde ich in diesem Zusammenhang als peinliche Lösung.

  • Vor allem ist mir kein "slawischer Baustil" bekannt, der sich in Berlin entfaltet haben soll, als die germanische Bevölkerung im sonnigen Süden war. Berlin jedenfalls ist keine slawische Grundung, im Gegensatz zu Spandau und Köpenick. Aber vielleicht gibt es Beispiele zu einem angeblichen "slawischen Baustil", der müsste sich aber zur Völkerwanderungszeit entwickelt haben *zweifel*.


    @ Die sog. James-Simon-Galerie habe ich "sogenannt" genannt, da sie noch nicht gebaut ist. Bis zur Eröffnung kann sie ja auch noch nach jemand anders benannt werden. Da würde ich abwarten. Schön wäre jedenfalls, wenn Kaiser Friedrichs auf seinen Sockel vor "sein" Museum zurückkehren würde.


    Und beim Neuen Museum mache ich mir keine Sorge. Dem groben Unfug von Hernn C. kann man durch einfaches Verputzen größtenteils abhelfen.

  • Frohes neues Jahr erstmal an alle :) !


    Der Chipperfield-Bau erinnert mich von seiner Kubatur her an den Packhof von Schinkel, der ja bis 1938 quasi um die Ecke stand (nämlich dort, wo bald das neue Besucherzentrum der Museumsinsel entstehen soll):



    (c) bpk



    Irgendwo wurde hier doch behauptet, dass Backstein den öffentlichen Gebäuden "vorbehalten" war. Allerdings entstand bereits um 1830 in Berlin ein privater Backsteinbau, nämlich das Feilner-Haus:



    Ein weiteres Beispiel ist das Mendelssohn-Wohnhaus, das Ende des 19. Jh. durch Martin Gropius, einem Schüler Schinkels, erbaut wurde:



    Unterm Strich lässt sich sagen, dass die Dominanz der öffentlichen Bauten in Backstein, die uns heute so auffällig erscheint, Schinkel und seinen Schülern - den damaligen "Staatsarchitekten" - geschuldet ist, die diesen Werkstoff wiederentdeckten. Die privaten Bauten in Backstein fallen vielleicht daher weniger auf, weil sie nicht in einer großen Zahl errichtet, größtenteils im 2. WK zerstört und nicht wieder aufgebaut worden sind. Außerdem entschieden sich viele Bauherren eher für Putz oder Naturstein, da der Backstein durch seine Verwendung in der Industrie- und Bahnhofarchitektur mitunter anscheinend als "unfein" empfunden worden ist.


    Von daher finde ich es nur konsequent, dass Chipperfield in Berlin auch bei den "privaten" Bauten zum Backstein greift - und damit eine Tradition wiederbelebt, die ursprünglich von Schinkel angestoßen worden ist.


    Zur Berliner Rundbogenarchitektur - die Chipperfield in seinem Bau ja gewissermaßen zitiert, da muss man gar nicht auf italienische Bauten der neueren Zeit zurückgreifen - gibt es bei Wikipedia einen empfehlenswerten Artikel:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Schinkelschule

    2 Mal editiert, zuletzt von Gurke ()

  • Wenn das Chippihaus dann auch eine Reihe von Terrakotten bekommt und einen Putzsockel bin ich zufrieden. Ausnahmen bestätigen stets die Regel.


    Die Referenz "Packhof" ist allerdings augenfällig. Ich habe gar nicht daran gedacht, das hierher die Idee stammen könnte...