Leipzig: Umgang mit Bauerbe

  • Weiterhin Sanierungstätigkeit am Waldplatz bzw. Elsterstraße 48.


    Kuriosität oder Brutalität, urteilt selbst.



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    (Eigenes Bild)

  • [...]

    Mitten im Sanierungsgeschehen befindet sich dagegen aktuell die Löbauer Str. 65.

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    [...]

    Nachher:


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    Im Kontext der Straße:


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    Fotos alle von mir und von heute


    Es ist Wahnsinn, was in dieser Ecke von Schönefeld (also im weitesten Sinne Kreuzungsbereich Löbauer/Gorkistraße) akuell passiert. Sanierungen von Wohnhäusern wie hier (weitere u.a. im obigen Zitat von LEonline), Schulen oder Straßen (kann man auf den Bildern in meinem Post teilweise erkennen, hatte leider keine Zeit für eine ausführlichere Dokumentation). Jetzt ist dort natürlich noch die Mega-Baustelle Gorkistraße. Sicher nicht leicht für Anwohner und Gewerbe, aber es wird sich auf lange Sicht garantiert lohnen! Aus meiner Sicht mit Abstand der Leipziger Stadtteil, der sich am krassesten wandelt.

  • Der Strang ist falsch gewählt, aber das Projekt ist schön. Es lohnt sich auch, den Link anzusehen. So sind z. B. im Hof Fassadenbegrünungen geplant. Ich habe spontan nichts am Entwurf zu kritisieren und selbst die eigentlich übergroßen Fensteröffnungen werden durch die individuellen Geländer relativiert. Die Ladeneinheiten im EG gefallen sicher allen hier. Den kleinen separaten Hofbau - dieser sogar auch mit Ziegeldach - als Referenz an die typischen Remisen und Gartenhäuser in Leipziger Höfen finde ich besonders hübsch. Die Sätze: "Mögliche Ansichten sind in der Galerie zu finden; augenblicklich sind jedoch noch Änderungen möglich" sprechen aber eine deutliche Sprache.


    Zudem ist der Geschäftsführer der AGH sehr sauer auf die Stadtverwaltung und hat gar keine Lust mehr auf Neubauprojekte. Zuletzt wollte er sich auf Sanierungen konzentrieren. Das "Palais Gneisenau" war jahrelang in diversen Genehmigungsschleifen gefangen, sodass sich ein Verkauf, wie ursprünglich geplant, nicht mehr lohne, da in der Zwischenzeit die Kosten enorm gestiegen seien, während die Preise sanken. Er vermietet es jetzt selbst (übrigens sind schon fast alle Wohnungen kurz vor Fertigstellung belegt). Der Gestaltungsbeirat sei mit "Bau-Philosophen" besetzt, denen man sich aber als Bauherr stelle, da die Verwaltung sonst alle Anträge nur sehr zögerlich bearbeite. Bauherren würden vonseiten der Stadt eher als Gefahrenquelle statt als Partner gesehen. Ähnliches wurde ja schon hier beklagt.


    Ich schlage mich da nicht auf eine Seite, aber wenn zwei Bauherren, deren Bauvorhaben meines Erachtens qualitativ herausragen (Palais Gneisenau, Campus Lorenzo), beklagen, dass die Stadt ihnen Steine in den Weg legt, stimmt mich das schon etwas bedenklich.

  • LEonline Auf sehr vielen innerstädtischen Grundstücken, die heute bebaut werden, standen mal Altbauten. Das Gondwanaland wird ja auch nicht im Strang "Old Industries" behandelt. Aber okay, geschenkt. Einen Like hast du ja trotzdem von mir bekommen. ;)

  • Jap, bei außergewöhnlichen Projekten (wie Gondwanaland, das außerdem ja direkt im Zoo-Bereich verortet ist). Andernfalls hatten wir es m. W. bisher eher so gehandhabt, dass bei bestehenden Altbauten, die abgerissen werden die folgende Entwicklung im gleichen Strang behandelt wurde um nicht permanent "thread-hopping" betreiben zu müssen. Dass auf vielen Grundstücken vorher etwas anderes stand ist klar. Hab aber auch kein Problem damit wenn #5783 verschoben wird - wichtig ist ja nur, dass dokumentiert wird. ;)

  • Die LWB hat sich nach der Abholzung im Bereich Str. des 18. Oktober / Ph.-Rosenthal-Str. ein weites Mal nicht mit Ruhm bekleckert, wieder wurde unerlaubt Natur zerstört, diesmal am ehem. Rittergut Kleinzschocher. Langsam könnte man vermuten, das ganze hat System... Fakten schaffen und dann "Ups, sorry, aber jetzt ist es halt weg."

    Hinter der Bezahlschranke erwarte ich nicht viel mehr Inhalt, relevant ist v.a., dass es wieder nicht sauber abgelaufen ist.


    Illegaler Eingriff in die Natur

    https://www.lvz.de/lokales/lei…EVRZFTRC2IQISR7EXIYA.html


    (etwas offtopic)

    Was in dieser Stadt an Grün seit Jahren vernichtet wird, was teils seit 1945 gewachsen ist (oder in den 2000ern mit hunderttausenden Euro an Steuergeldern, teils sehr aufwendig, als "Zwischennutzung" angelegt wurde), ist schon krass. Dieses ganze Gerede von Naturschutz und Klima retten ist für mich nur eins: Heuchlerisch. Nachverdichtung und Wiederbebauung von Lücken ja, aber nicht JEDE Lücke muss bebaut werden, v.a. dort, wo es schon wenig grün gibt.

    Die "Straßenbäume" sind definitiv keine Lösung, da die Baumscheiben oft so klein sind, dass sie bei trockenen Sommern absterben, selbst wenn sie über 10 Jahre alt sind. Hunderte Beispiele konnte jede/r in den eher trockenen Jahren 2018-2020 und 2022 sehen. In der Humboldstraße sind z.B. zwei Jahre in Folge die Bäume bereits nach nur einem Sommer abgestorben, d.h. im Feb/März gepflanzt und im Oktober wieder rausgerissen. Und das trotz angeblichem Gießens, was wohl auch nur suboptimal funktioniert, wie ich am Richterplatz beobachten konnte (nagelneuer Baum wurde teils 4 Wochen am Stück nicht gewässert!)...

  • Die Kurt-Schumacher-Str. 51 (am Liebknecht-Platz) steht seit mehreren Monaten komplett leer. Auch die Geschäfte im EG sind seit mindestens August 2023 geschlossen, da war aber darüber noch bewohnt - siehe StreetView.

    Warum, entzieht sich meiner Kenntnis.

  • Altbaufan_ Für dieses Haus gibt es eine Baugenehmigung laut Elektr. Amtsblatt 2023/21, Seite 12: "Erweiterung und Wiederherstellung eines Wohn- und Geschäftshauses, Umnutzung 3. OG von Gewerbe in Wohnung."


    https://static.leipzig.de/file…3/21_2023_E-Amtsblatt.pdf


    Der Wortlaut "Erweiterung und Wiederherstellung" lässt mich hoffen, dass das Haus denkmalgerecht aufgestockt wird, die schäbige Erdgeschosszone (Eingangstüren, Schaufenster mit Rolläden) passend saniert wird, die Fassade vielleicht sogar bestuckt wird. Um das zu erfahren, müsste man ins Technische Rathaus pilgern und die Akte einsehen, ich glaube, das ist mir zu viel Aufwand.


    Es gibt allerdings auch ein Hofgebäude, vielleicht wird nur dieses aufgestockt.


    Vor ein paar Jahren erfolgte bereits eine mäßig aufwändige Sanierung. Das Haus bekam dabei den hübschen rosa Farbanstrich und T-Fenster. In dieser Richtung darf es gern weitergehen! Den vormaligen Zustand sieht man hier (rechter Bildrand):

    https://trams.fandom.com/nl/wi…echt-Platz_lijn14_T4D.JPG


    Hier ein eigenes Bild, es geht um das niedrige, rosa Gebäude. Inzwischen steht im Vordergrund das "Lumis" mit Studierendenappartments, aktuell noch im Bau:


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  • Und wenn wir schon am Wilhelm-Liebknecht-Platz sind... Kürzlich wurde ich Zeuge, wie Mutlosigkeit, Denkmalschutz und guter Geschmack doch noch zugeschlagen haben. Mit Burano-Flair wird es wohl doch nichts. Ich weiß nicht recht, ob ich leider oder zum Glück schreiben soll.


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    Jedenfalls tendiert man nun zu den Brauntönen, die rechts zu sehen sind (vor Ort als "ziegelrot" bezeichnet), da ein kräftiges Rot auf die Größe der Fassade gesehen "sehr laut" daherkommen könne und dies den schönen Denkmälern der Nachbarschaft nicht gerecht werde. Ich hoffe ja, es wird das Rotbraun unten rechts und nicht das verschossene DDR-Braun mittig rechts oder oben rechts.


    Das in der Visualisierung weiß dargestellte Haus hat dunkle Fensterrahmen bekommen und einen dunkelgrauen Probeanstrich der ersten zwei Etagen, die zusammen den Sockel bilden. Beim Haus rechts davon wurde tatsächlich eine Bemusterung mit einem sehr roten Klinker vorgenommen (könnten auch Fliesen sein).


    Es bleibt jedenfalls spannend und macht Freude, den Baufortschritt zu verfolgen.


    P.s.: Ich merke gerade: Dieser Post gehört eigentlich nach "Löwitz-Quartier und erweitertes Areal". Da man nicht selbst verschieben kann(?), bitte ich die Moderation, das zu tun. Danke!

  • Es ist Ostern und ich möchte mit euch einen Blick in die Michaeliskirche am Nordplatz werfen, geweiht 1904.


    Seit Jahren sind dort Restaurierungen im Gange und es sprengt den Rahmen, vollumfänglich zu berichten. Die Gemeinde und der Förderbverein informieren hervorragend auf einer eigenen Website:


    https://sanierung.michaelis-friedens.de/michaeliskirche/


    Sehr viel Herzblut und Engagement nicht nur für das Gebäude, sondern z. B. auch für die musikalische Nutzung machen die Michaeliskirche zu einem besonderen Ort. Architektonisch ist sie ein fast komplett original erhaltenes Beispiel für Historismus und Jugendstil.


    Blick zum Chor, der aus städtebaulichen Gründen nach Norden ausgerichtet ist:


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    Die Wandmalerien nehmen Bezug auf die Weinreben- und Rosenmotive, die im Schnitzwerk überall in der Kirche zu sehen sind. Die Glasfenster wurden (und werden noch) ausgebaut, restauriert und mit einer schützenden Außenverglasung versehen. Künstler war Ludwig Otto (1850-1920), die damalige Fertigung erfolgte in der Dresdner Firma Bruno Urban.


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    Auch die Fenster auf der Westseite wurden schon restauriert und haben herrliche Farben. Im Erdgeschoss waren gelbe Kunststoff-Scheiben verbaut. Diese wurden durch Glas ersetzt und die ursprüngliche Sprossung wiederhergestellt. Die Innenwände waren mit Stoff bespannt. Dies diente der Akustik in einer Zeit, als Predigten noch nicht lautsprecherverstärkt gehalten werden konnten. Für den Musikgenuss war dies eher hinderlich, zudem war der Stoff natürlich verschlissen. Daher wird der Innenraum neu verputzt. Erste Ergebnisse sieht man schon. Im Gegenlicht leider weniger gut erkennar sind die Säulen aus Rochlitzer Porhyrtuff:


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    An der Empore sieht noch zwei originale Jugendstil-Lampen. Am Pfeiler ganz rechts im Bild, wie auch an anderen Stellen, wurden die Lampen zur Restaurierung abmontiert. Links und rechts vom Altar werden zwei Leuchten nach alten Fotos rekonstruiert.


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    Feuchteschäden sind erkennbar und müssen behoben werden:


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    Auch der Boden wurde und wird restauriert. Durch den Abbau von großen Podesten werden die Seitenschiffe barrierearm, hier schon auf der Westseite zu sehen. Saniert bzw. erneuert wurden auch die Holzvertäfelung und die Heizungkörperverkleidungen:


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    Auf der gegenüberliegenden Ostseite ist noch Baustelle angesagt:


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    Hier noch ein Foto der Wandbespannung aus Stoff und der uralten Elektrik (in punkto Branschutz eine etwas abenteuerliche Kombination, die aber 100 Jahre lang zu keinem Brand führte). Die komplette Elektrik und Beleuchtung wird erneuert und eine neue Akustikanlage eingebaut.


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    (alles eigene Fotos)

  • Die Orgel von Hoforgelbaumeister Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder mit 46 klingenden Stimmen und 3000 Pfeifen ist original erhalten. 1996/99 wurde sie generalsaniert, muss nun aber gereinigt und dazu wieder abgebaut werden.


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    Die grässlichen Hängeleuchten werden entfernt und durch eine indirekte Beleuchtung ersetzt.

    Besonders bei den Schnitzereien kommt der in Leipzig relativ seltene Jugendstil voll zur Geltung.


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    In der Kanzel versteckt sich eine Maus:


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    Florale Elemente und Tiere gibt es aber auch beim steinernen Fassadenschmuck zu bewundern (sogar ein Eichhörnchen am Hauptportal).


    Altar aus echtem Marmor und Mosaik der Leipziger Firma John+Sohn. Sogar die Antependien (Stoffbehänge) sind noch original und wurden bereits restauriert:


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    (eigene Bilder)


    Mit 97.500 Euro (1. Bauabschnitt) und 242.000 Euro (2. Bauabschnitt) Eigenanteil macht die Innensanierung den größten Batzen aus, den die Gemeinde stemmen muss. Für die vor kurzem abgeschlossene Außensanierung waren 110.000 Euro aufzubringen. Entsprechend gern werden auch kleine Spenden gesehen. ;)

  • Zum Thema "Umgang mit Bauerbe" passt auch der Blick von den Stufen der Michaeliskirche Richtung Süden, der sich im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts sehr verändert hat. Wie erwähnt richtete man die Kirche nicht, wie seit der Antike üblich, gen Sonnenaufgang (zum Licht der Welt) aus, sondern in Nord-Süd-Richtung. Mit Blick zur Nordstraße kann man den Turm der Peterskirche in der Südvorstadt sehen, davor das Alte Rathaus. Eine tolle Sichtachse!


    Inzwischen verstellen Bauten der Moderne diesen Blick ein wenig, ebenso die Masten für Straßenbahn und Stadtbeleuchtung. Und die Bäume wachsen auch. Im Gegenzug bilden die Türme von Interhotel (Westin) und Löhr's Carré (Sparkasse) eine reizvolle Torsituation.


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    (eigene Fotos)

  • Die Sauer-Orgel ist eine echte Rarität, toll. Wir haben in Altenburg zwar eine Ähnliche in der Brüderkirche (1905), der wurden aber mal Pfeifen für Kriegszwecke entnommen. Das scheint hier ja unterblieben zu sein.

  • Ja, in einer der Publikationen zur Sanierung heißt es: "Die historische Sauer-Orgel von 1904 ist Leipzigs größte im Original erhaltene und vollständig restaurierte Orgel aus der Zeit um 1900 und damit ein äußerst wertvolles Zeugnis und international beachtetes Instrument des deutschen romantischen Orgelbaus."


    Die größte Orgel Leipzigs war die Sauer-Orgel in der Peterskirche mit 60 Registern (Michaeliskirche: 46). Leider wurde diese nach dem Krieg vernachlässigt und letztlich zerstört, sodass nur noch das (allerdings auch eindrucksvolle) Prospekt erhalten geblieben ist. Es gibt Anstrengungen, eine neue Orgel einzubauen.


    https://www.kirche-leipzig-sue…-peterskirche/orgeln.html


    Hier geht's zum Orgelförderkreis:

    http://www.bauverein-peterskir…g.de/Sonderprojekt-Orgel/

  • Im Grenzgebiet Gohlis/Eutritzsch sieht es aktuell so aus, dass die Vorderseite der Geibelstraße 18 saniert wird. Alle anderen drei Fassaden des Hauses wurden schon vor vielen Jahren hochwertig erneuert; mir unklar, warum es erst jetzt vorne soweit ist.


    Geibelstr. 18 (rechts) im Jahr 2020:

    dnd9j9gv.jpgEigenes Foto

  • ^ Schöne Neuigkeit! Endlich passiert hier mal was.

    Geibelstraße 18 nochmal etwas frontaler:

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    Eigenes Bild


    Immovaria informiert auf ihrem Insta-Auftritt, dass die Viktoriastraße 15 und 17 saniert werden: https://www.instagram.com/immovaria/p/CqxHRYjsswi/?hl=de


    Viktoriastraße 15

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    Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wik…tra%C3%9Fe_15_Leipzig.jpg


    Viktoriastraße 17

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    Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wik…tra%C3%9Fe_17_Leipzig.jpg


    Die Wolfgang-Heinze-Straße 28 macht nun auch Fortschritte nachdem es lange Zeit sehr ruhig war: https://www.instagram.com/immo…EwsWb_/?hl=de&img_index=1


    Die Visu sieht vielversprechend aus aber bei Immovaria braucht man sich erfahrungsgemäß eh keine Sorgen machen.


    Vorzustand Wolfgang-Heinze-Straße 28:

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    Eigene Bilder