Leipzig: Umgang mit Bauerbe

  • Mensch, bei dem Filmchen wurde ja richtig geklotzt. Toll, wie es in Lindenau aufwärts geht. Der Name des Ganzen hätte aber auch ruhig etwas kreativer ausfallen dürfen ^^

  • Wenn ich den Film sehe, könnte ich glatt schon wieder 'ne Woche Urlaub in Leipzig schieben. Wunderbar, wie vorbildlich hier selbst mit einem für Leipziger Verhältnisse relativ schlichten Objekt umgegangen wird. Ihr habt's echt gut...

  • Nun ja, der Werbefilm ist quasi wie jedes PDF, das für nahezu alle zu sanierende Objekte in Leipzig angefertigt wird, und ist mit der etwas zu rosaroten Sicht ausschließlich für auswärtige Anleger gedacht (und für potentielle Touristen wie RMA:-)). Diese Form der Werbung zieht aber offensichtlich und die ehemalige Arbeiterwohnungsanlage aus der Zwischenkriegszeit scheint edel saniert zu werden. Sehr schön.


    Die Bauart GmbH, die momentan die Piano-Fabrik Blüthner saniert, entwickelt nun auch die Friedrich-Ebert-Straße 73 drei Grundstücke weiter. In dem um 1872 errichteten spätklassizistischen Gebäude entstehen 16 Wohneinheiten inkl. Penthouse-Wohnung auf dem Dach.



    Die Rettung der Friedrich-Ebert-Straße 73 kommt gerade recht. Die Fassade muss bereits seit geraumer Zeit mit einem Netz vor herabstürzenden Fassadenteilen geschützt werden.



    So soll sich das Wohngebäude nach seiner Sanierung präsentieren.



    Von der Straße kaum erkennbar: Das Staffelgeschoss mit Penthouse-Wohnung.

    Fotos: bauart.ag


    Für weitere Fotos und Informationen (Exposé) bitte hier klicken.

  • Wahnsinn, was der Stadthafenbau + Kanal doch so nach sich ziehen. Ich hatte schon gefürchtet, die restlichen Häuser würden dort auch noch abgerissen...

  • Gilt die Goldschmidtstrasse als außerhalb des Zentrums? Habe gesehen, dass dieses Gebäude rückseitig des alten Postgebäudes eingerüstet wird. Kennt jemand Hintergründe? Steht eine Sanierung an und was war es früher?




    EDIT: Bilder von mir

  • ^ Willkommen im Forum. Einstände mit Bildern sind hier immer besonders gern gesehen :) Der Gebäudeblock rechts (die ehemaligen Stallungen der Post) wurde von der Stadtbau AG als neues Domizil des Universitätsarchivs ausgebaut.


    Dass von dir gezeigte Gebäude wird augenscheinlich im Zusammenhang mit der auf dem ersten Bild links angeschnitten zu sehenden Sanierung der Talstraße 7 (die nach dem Dachstuhlbrand gar nicht unbedingt zu erwarten war) mit wiederhergestellt. Ob es ursprünglich mit zum Postkomplex gehörte, oder eher ein typisches Ensemble des graphischen Viertels (Verlegervilla, Druckerei o.Ä.) darstellt, ist mir allerdings nicht bekannt.

  • ^ Sehr richtig. Das Projekt mit dem Namen Villa Keil wird von der KSW entwickelt. Allerdings sollen lt. Website die Sanierungsmaßnahmen erst im Februar beginnen. Leider steht auf dem Grundstück die neoklassizistische Villa Keil nicht mehr, die ähnlich hochherrschaftlich ausgesehen haben muss wie die gegenüberliegende Villa Schröder, die bekanntlich ebenfalls von der KSW gerade saniert wird. Also kein Vergleich zu den noch in #1778 zu sehenden Gebäuden, die der Krieg stehengelassen hat. Neben der Sanierung der Altbauten, in denen 12 Eigentumswohnungen entstehen, sollen auf dem parkähnlichen Grundstück der Villa Keil 5 moderne Stadthäuser entstehen. Wie diese aussehen, soll bald auf der KSW-Website zu sehen sein. Ich tippe fast darauf, dass die auch vom "KSW-Hausarchitekten" Martin Faßauer (Ärzte-Zentrum, Stadthäuser Schillergärten) entworfen werden. Jedenfalls kann man die Revitalisierung des ehemaligen Grundstückes der Verlegervilla gar nicht genug würdigen. Großartig, wie sich das graphische Viertel derzeit entwickelt.


    Ach ja, Informationen und Bilder zum Projekt der Villa Keil gibt es hier.

  • Die sanierte Karl-Liebknecht-Straße 107 wurde hier m.W. noch nicht gerüstlos gezeigt, dürfte noch relativ frisch sein. Man glaubt gar nicht, in welchem Zustand das Gebäude noch im letzten Jahr war:


    Detail - Fassadenmalerei:


    Das ursprüngliche Erbauungsjahr findet sich ebenfalls auf der Fassade:



    Vorzustand:


    Die Fockestraße 2 wird wie bereits vermeldet ebenfalls saniert:


    und auch an der Fockestraße 7, Ecke Alfred-Kästner-Straße, wurde eingerüstet. Ob zur Vollsanierung oder nur zur Fassadenauffrischung (die Fenster sind ja relativ neu und das Dach in Ordnung) ist mir allerdings nicht bekannt:

  • zur karl-liebknecht-strasse 107:


    da hat die grk wieder einmal ganze arbeit geleistet, auch im inneren: stuck, echtholzparkett, natursteinbäder mit fussbodenheizung, lift, grosse balkone zum innenhof und kamine in den dachgeschosswohnungen sind die 6 -7 euro kaltmiete pro qm allemal wert.

  • Kaum zu glauben! Man sollte in jedes dieser Häuser nen Bild vom Vorherzustand hängen, um zu zeigen was möglich ist, dass man Opfer der Entstuckung wiederherstellen kann, wenn mans will.

  • @ Karl-Liebknecht-Str. 107:


    Ich les den Strang hier ja immer sofort wenn's was Neues gibt (abonniert) und bin daher einiges gewohnt mittlerweile. Aber hier bin ich wieder erschrocken. Wenn man erst die Fotos vom Nachher-Zustand sieht und sich denkt wie schön das Gebäude doch ist und man dann im fünften Foto den Vorzustand sieht kann man kaum glauben was hier vollbracht wurde. Noch immer verstehe ich nicht wie es funktioniert, dass bis in's kleinste Detail rekonstruiert wird, inkl. der teuren Fenster und hier noch eine angemessene Rendite bleibt. Trotz der Förderung kann ich mir das nicht vorstellen. Aber es funktioniert augenscheinlich!


    Und wenn ich dann lese: "stuck, echtholzparkett, natursteinbäder mit fussbodenheizung, lift, grosse balkone zum innenhof und kamine in den dachgeschosswohnungen [...] 6 -7 euro kaltmiete pro qm" kann ich nur noch schmachten und den Kopf schütteln, wenn ich für Bruchbuden in München 10 € zahlen muss.

  • ich hab eine frage zur karl-liebknecht-strasse 107. Vielleicht kann mir jmd sagen, ob die Dachkonstrucktion ebenfalls wieder dem originalzustand entspricht? auf mich wirken die gauben etwas zu stark nach hinten verlängert...

  • das dach hat sicher den originalen neigungswinkel. zum einen folgt er dem verlauf der alten giebelwände und erreicht die firsthöhe der nachbarbebauung, zum anderen wäre bei einer neuplanung wohl ein steilerer winkel gewählt worden, um dahinter mehr wohnfläche zu schaffen.
    vermutlich war im dachgeschoss früher wie so oft die hausmeisterwohnung untergebracht. erst dank fernwärme und lift verschiebt sich die "beletage" immer weiter nach oben.

  • @ Andi 777
    Man muss sich mal vorstellen, was man von einem "normalen" studentischen Wohnbudget, wie es mittlerweile in Städten wie Köln, Düsseldorf, Frankfurt oder insbesondere München ausfällt, in Leipzig für Wohnungen mieten könnte.


    Ich zahle in Köln in einem abartigen Hochhaus, subventioniert vom Studentenwerk für ein heruntergekommenes 24 m²-Appartment 320 €. Und dafür bin ich nur froh und dankbar!!! Unter 300 findet sich normalerweise nichts mit eigenem Bad (ja, Bad und sogar Toilette teilen gibt es noch, und zwar für Weststudenten)!


    Das sind 13,33 € warm pro qm! Man stelle sich vor, dass man in Leipzig dafür wahrscheinlich von privat 40 m² im Altbau bekäme. Frisch saniert, hohe Decken, Parkett oder zumindest Laminat und ein Bad, das nicht aussieht, wie aus einer Junkiewohnung!


    Wie dumm ich nur war, mich in Köln einzuschreiben...

  • Da es an anderer Stelle gerade um Sanierungen und Neubauten links und rechts der Karl-Heine-Straße geht ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=283260#post283260 ), möchte ich mal die aktuellen Sanierungen alleine in der Weißenfelser Straße dokumentieren.


    Das frühgründerzeitliche Haus Weißenfelser Str. 33 (Baujahr 1882) ist ein Selbstnutzerprojekt:
    http://www.mypatos-backup2.de/…de5ac095809a704d5bd79b6f5



    Rückansicht von der Walter-Heinze-Straße


    Vorzustand:

    Foto: DaseBLN


    Die Weißenfelser Str. 39 wurde von der Projekt Partner GmbH & Co. erst kürzlich fertiggestellt: http://www.projekt-partner-ser…tner_-_weissenfelse4.html



    Vorzustand (Foto von DaseBLN):


    Beide Häuser mit der frischen Brache dazwischen:


    Blick in die Weißenfelser Str. nach Westen mit den weiteren laufenden Sanierungen:


    Aktueller Stand der "Weißenfelser Hofgärten", Weißenfelser Str. 51, Wi-Gruppe:
    http://www.wi-unternehmensgrup…ofgaerten-in-leipzig.html bzw. L-Concept: http://www.l-konzept.de/joomla2/images/exposes/exp_wsf51.pdf




    Direkt gegenüber wurde vor kurzem das an das Tapetenwerk angrenzende Haus Weißenfelser Str. 68 durch die LEWO-Immobiliengruppe fertiggestellt.



    Bei google ist noch der Vorzustand zu sehen: http://maps.google.de/maps?f=q…ag&cbp=12,42.42,,0,-20.68


    Sanierung des Eckhauses Weißenfelser Str. 63 / Lauchstädter Str. direkt am Karl-Heine-Kanal ebenfalls durch die LEWO Immobilien GmbH unter dem Vermarktungsnamen "Robert-Voigt-Domizil": http://lewo.de/Aktuelle_Angebo…sgruppe_kaufangebote.html
    http://lewo.de/images/immo_pics/326/1.pdf



    Ohne Foto die Weißenfelser Str. 34, saniert durch die Hildebrand & Jürgens GmbH: http://www.hildebrand-juergens…auf/107.html#ahausverkauf


    Bis auf das gegenüberliegende, unsanierte, aber bewohnte und mit gelegentlichen Kunstprojekten "bespielte" Eckhaus Walter-Heinze-Straße 9 dürfte damit auch die gesamte Weißenfelser Straße westlich der Zschocherschen Straße saniert oder in Sanierung befindlich sein.



    PS: Ich habe noch mal die Karte mit dem Sanierungsstand im Sanierungsgebiet Plagwitz nach der Erhebung des ASW im März 2009 rausgesucht:
    http://www.leipziger-westen.de…sgebiet_Plagwitz_2009.pdf S. 20 (22/57) Abb. 7.


    Die bestätigt das oben Gesagte. Als unsaniert sind da noch 5 Gebäude gekennzeichnet, 4 teilsaniert und zu 4 gab es keinen Zugang. Von denen sind Nr. 25, 47 und 47 b augenscheinlich saniert, die 51 noch nicht. Von den 10 un- oder teilsanierten wurden oder werden 6 mittlerweile saniert (33, 34, 39, 51, 63, 68) und 2 abgebrochen (35 und das Denkmal 37). Lediglich 2 teilsanierte, aber bewohnte Gebäude bleiben somit übrig (32 - "Helheim" und Walter-Heinze-Straße 9).

  • Wir bleiben noch in Plagwitz mit einer der Jahreszeit entsprechenden frohen Botschaft.


    Die von verschiedener Seite, u.a. den Selbstnutzern, in den letzten Jahren angekündigte Sicherung und Sanierung der Wagnerschen Häuser (Zschochersche Straße 54/56 und Industriestraße 54/56, hat nun endlich begonnen. Es werden dazu auch Mittel aus der aktuellen 60er-Sicherungsliste der Stadt verwendet:
    http://www.leipzig.de/de/buerg…rung/gebaeude/index.shtml


    Es gibt - wenn die umlaufenden Gerüchte stimmen - einen neuen Eigentümer, der im größeren Stil investieren möchte, offenbar in Richtung Kreativwirtschaft, und wohl eine Kneipe bzw. einen Biergarten und eine Pension einrichten will.




    Ein klein wenig mehr zur Geschichte des Komplexes unter "Pfiffige Einfamilienhäuser für Selbstnutzer in gründerzeitlicher Substanz" ( http://www.leipzig.de/imperia/…utzer_brosch_2005_web.pdf S. 21) bzw. zwei LIZ-Artikel auf der Website der Selbstnutzer:
    http://www.selbstnutzer.org/se…catid=37:presse&Itemid=41
    http://www.selbstnutzer.de/sel…catid=37:presse&Itemid=41

  • Um die letzten Maßnahmen in der Gegend noch zu nennen: Zwei Ecken weiter an der Zschocherschen / Lauchstädter Str. hat die Inbetriebnahme der Lauchstädter Straße 17 begonnen. Das Haus wurde angeboten auf der Brecht-Auktion Nr. 31 am 12. Juni 2010 als "leerstehendes, denkmalgeschütztes, viergeschossiges, unterkellertes Wohn- und Geschäftshaus. Bj. ca. 1872, die Teilsanierung in ca. 2005/2006 beinhaltete u.a. die Erneuerung der Fassade.


    Das Haus ging für 40.000,00 Euro weg. Spätenstens im November 2010 haben bereits Baumaßnahmen begonnen, Gerüst und Container stehen. Äußerlich wird sich möglicherweise nicht viel ändern, aber eine Wiederinbetriebnahme der Läden im Erdgeschoss ist für die Zschochersche Str. sicherlich nicht von Nachteil.



    Im Hintergrund ist die hier schon von Lipsius und Dave ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=274806#post274806 ) vorgestellte Sanierung der Lauchstädter Straße 29 durch LICON zu sehen. Hier der Stand von vor einem Monat:


    Und noch mal um die Ecke die frisch von Projekt Partner GmbH & Co. KG fertiggestellte Walter-Heinze-Straße 23.
    http://www.projekt-partner-service.de/html/mietangebote.html



    @ DieVa und DaseBLN. Zu den Denkmalschutzabschreibungen kommen in Leipzig in vielen der hier gezeigten Fällen auch noch die erhöhten Abschreibungen für Gebäude in Sanierungsgebieten (§ 7h EStG) hinzu bzw. werden sie an deren Stelle "mitgenommen", weil sie sehr lukrativ sind. Halb Leipzig ist ein Sanierungsgebiet, zumindest die großen Gründerzeitviertel:
    http://www.leipzig.de/imperia/…ebietskulisse_09_2010.pdf