Stadtgespräch Berlin / dies und das

  • Kannst du das mal näher ausführen inwiefern sich hier die Lebensqualität "deutlich" verschlechtert? Karow ist vielleicht nicht Dubai - aber auch nicht Afghanistan oder hab' ich was verpasst? Es soll sogar Leute gehen die ein Plätzchen "im Grünen" schätzen (in den 70ern war das ja der Traum der damaligen Hipster)...

    Von der Komplexität der menschlichen Psyche und auch dem Phänomen der subjektiven Wahrnehmung hast Du offensichtlich absolut keinen Schimmer, wie mir scheint. Anders kann ich mir einen derart undifferenzierten und unreflektierten Käse nicht erklären.

  • Ganz ehrlich, diese Feindbilder sind doch völliger Quatsch.

    Wieviele Marktradikale kennst Du denn, also ich kenne keinen. Was ist ein Marktradikaler überhaupt. Bei dir wahrscheinlich jeder der nicht für den Enteignungsentscheid gestimmt hat.


    Berlin Mitte ist kein homogenen Gebilde. Und wenn Du mal mit offnenen Augen durch die Stadt läufst, dann hat Berlin nicht das Problem der Reichengetthos sondern der Armenghettos. In den noch so gentrifizierten Ecken, selbst in der Linienstrasse oder am Gendarmenmarkt, gibt es immer noch viele Plattenbauten oder andere staatliche Wohnungen. Dort ist nach wie vor eine gewaltige Mischung vorhanden und die wird sich auch nicht großartig ändern.


    Dagegen hat die Linke immer bewusst darauf geachtet dass typische sozialistische Viertel wie Fischerinsel, die Gegend um den Platz der Vereinten Nationen und rund um den Alexanderplatz oder die nördliche Leipziger auf keinen Fall gentrifiziert werden. Dort wäre es wesentlich wichtiger auch mal private Bauten zuzulassen aber das ist wohl nicht gewünscht. Das sehe ich als wesentlich problematischer an.


    In Deutschland und noch viel mehr in Berlin gibt es keinen Marktradikalismus, das ist einfach so und diese Kampfbegriffe helfen nicht weiter. Klar es gibt ein paar schwarze Schafe, aber wir sind eine ziemlich sozialisierte Gesellschaft mit entsprechender Verfassung und Gesetzen, die mit reinen Kapitalismus herzlich wenig zu tun hat.

  • Kannst du das mal näher ausführen inwiefern sich hier die Lebensqualität "deutlich" verschlechtert? Karow ist vielleicht nicht Dubai - aber auch nicht Afghanistan oder hab' ich was verpasst? Es soll sogar Leute gehen die ein Plätzchen "im Grünen" schätzen (in den 70ern war das ja der Traum der damaligen Hipster)...

    Ganz wichtig und vorab: Ich sagte "Vieler" - nicht "Aller"! Oder willst du absprechen, dass jemand den Schritt nach "draußen" als Verlust von Lebensqualität empfinden kann?


    Sicher zieht es ebenfalls viele raus ins Grüne - das ist jedoch in der Regel ein bewusster Schritt. Niemand wird durch hohe Mieten aus der Innenstadt ins Dorfidyll im Oderbruch vertrieben.


    Wenn man unter Lebensqualität all jene Segen von Urbanität und Dichte versteht - eine große Auswahl und Dichte an fußläufig erreicharen kulturellen und gastronomischen Einrichtungen, gestalterische Vielfalt im Umfeld - die gefühlte Lebendigkeit einer höheren Bevölkerungsdichte und jede dieser kleinen Stadtpartikel, die das Leben interessanter gestalten können, dann reduziert sich die Lebensqualität schon spürbar je weiter man sich vom Zentrum entfernt.


    Die steigenden Mieten in der Innenstadt entspringen ja zum größten Teil genau dieser Logik - die Leute wollen in der Innenstadt wohnen... so schlecht kann es da doch nicht sein ;)

  • Mhm, hab ich jetzt auch gesehen. Aber irgendwie kann das doch nicht sein. Wohin verschwinden denn die gebauten Wohnungen bei konstanter Bevölkerungszahl?

    Gute Frage! - Einerseits werden jährlich viele Wohnungen vom Mark genommen - gleichzeitig werden viele Wohnungen verkauft, ohne dass sich die Eigentümer je als Einwohner anmelden - Zweitwohnungen, Spekulationsobjekte etc...


    Zudem kehrt sich der Trend seit der Bevölkerungsstagnation ja ganz zaghaft um.


    In 5 Jahren können diese Werte schon wieder ganz anders aussehen.

  • Oh man. Als ob die Platten bzw. die Bewohner in der Linie nicht unter Druck stehen würden. Ganz ehrlich. Du hast keine Ahnung von der derzeitigen Situation.

    Marktradikale finden sich gerne in der FDP wieder. Und hier im Forum. In diesem Sinne: Freie Fahrt für freie Bürger.

  • Wenn man unter Lebensqualität all jene Segen von Urbanität und Dichte versteht - eine große Auswahl und Dichte an fußläufig erreicharen kulturellen und gastronomischen Einrichtungen, gestalterische Vielfalt im Umfeld - die gefühlte Lebendigkeit einer höheren Bevölkerungsdichte und jede dieser kleinen Stadtpartikel, die das Leben interessanter gestalten können, dann reduziert sich die Lebensqualität schon spürbar je weiter man sich vom Zentrum entfernt.

    Das hast du gut geschildert. Aber eigentlich auch gleich die Antwort mitgeliefert, denn es handelt sich eindeutig um Luxusfaktoren. Noch dazu (bis auf das fußläufig) Dinge die man durch eine kurze Anreise auch als Vorortbewohner gleichermaßen genießen kann.


    Und wenn Berlin mal eine Stadtentwicklungspolitik der urbanen Dichte anstreben würde (kostet nämlich nicht mehr sondern sogar weniger) , wäre es in Königs–Wusterhausen auch nicht so langweilig…


    Auf Spandauers Geblubber gehe ich jetzt mal nicht ein, ich finde ein Mindestmaß an Niveau sollte man bei einer Diskussion schon einhalten können. Mal ganz abgesehen von den an den Haaren herbeigezogenen Argumenten. Wir siedeln ja keine 80jährigen Menschen nach Kansas um, wir sprechen hier lediglich von dem (traurigen) Umstand, dass die Neuvermietungen (unter anderem aufgrund fehlendem Neubau, ich kann es nicht oft genug wiederholen), in den Innenstädten rasant ansteigen.

  • Marktradikale finden sich gerne in der FDP wieder. Und hier im Forum. In diesem Sinne: Freie Fahrt für freie Bürger.

    Als (Wohnungs-)Marktradikale würde ich im Nachhinein den RotRotGrünen Senat bezeichnen, der die letzten fünf Jahre dieser Stadt nichts als Unglück, Missgeschick und Pleiten zugefügt hat. Ich habe den Senat selber damals gewählt, und war zudem in Hoffnung, dass sie die Wohnungsfrage mit Mörtelhandschuhen anpacken und endlich ein Wohnungsbau im großen Stil erfolgt. Also unschuldig bin ich nicht, jedoch kann ich mich korrigieren.


    Sie sollten die Ideologie-Brille mal abnehmen und Politik nicht nach ihren Versprechungen, sondern nach ihrem Ergebnis bewerten.


    RotRotGrün hinterließ eine Stadt deren Grundpreise nochmals ordentlich explodiert sind, das Verhältnis Mieter/Vermieter zu großen Teilen vergiftet ist, der Wohnungsbau war an der Zahl nicht mal ein Wassertropfen auf dem glühenden Stein. Und was hat die Propaganda-Show des Senats nun dem jenigen mit wenig Geld gebracht, dem man vorgibt schützen zu wollen gebracht? Genau Nichts, weil man das anscheinend entweder gar nicht will oder nicht kann. Für jeden Immobilieneigentümer wäre eine weitere Legislatur RotRotGrün nur ein Segen, für die meisten Mieter ein Fluch. Im Übrigen beim Verkehr siehts genau so aus, nur Ankündigungen, nichts Brauchbares.


    Am besten finde ich jedoch, dass diese sich als unfähig erwiesene Konstellation nun auch weiterregieren will, ungeachtet einer sehr zweifelhaften und unsauberen Wahl. Man will halt in guter alter Besitzstandsbewahrung seine Pfründe behalten und wenn die Demokratie dabei Schaden nimmt, scheiß egal, wir wollen in guter marktradikaler Tradition absahnen. Ich finde es persönlich schade nach fünf Jahren so einen Befund ausstellen zu müssen.

  • Am besten finde ich jedoch, dass diese sich als unfähig erwiesene Konstellation nun auch weiterregieren will, ungeachtet einer sehr zweifelhaften und unsauberen Wahl. Man will halt in guter alter Besitzstandsbewahrung seine Pfründe behalten und wenn die Demokratie dabei Schaden nimmt, scheiß egal, wir wollen in guter marktradikaler Tradition absahnen. Ich finde es persönlich schade nach fünf Jahren so einen Befund ausstellen zu müssen.

    Die Bevölkerung hat dieser Konstellation bei der Wahl wieder zu einer Mehrheit verholfen. Was soll dieses demokratieverächtliche Palaver? Unregelmäßigkeiten gab es bei der Wahl nur auf der Bezirksebene und in wenigen Wahllokalen.

  • Aber eigentlich auch gleich die Antwort mitgeliefert, denn es handelt sich eindeutig um Luxusfaktoren. Noch dazu (bis auf das fußläufig) Dinge die man durch eine kurze Anreise auch als Vorortbewohner gleichermaßen genießen kann.

    Schwierig - Ich verstehe deine Argumentation, möchte jedoch widersprechen.


    Klar - Wartenberg ist S-Bahn-technisch gut angebunden, aber es macht eben einen gewaltigen Unterschied ob ich, wie hier in Mitte in 10 Minuten an der Oranienstraße oder in 20 Minuten zum Fuß Simon-Dach-Kiez bin oder ob ich, wenn ich abends mal ausgehen möchte (und es nicht das Le Prom sein soll :)) eine Anreise von, Fußwege inklusive, 45 Minuten einrechnen muss um dann abschließend in den Genuss zu kommen nachts gefühlt allein durch Wartenberg zu schlendern - mag bei mir vielleicht noch gehen - meiner Frau würde ich es nicht empfehlen.


    Sicherlich unterscheidet sich dabei jedermanns Empfinden - Auf den genannten Umstand verzichten zu wollen, würde zumindest ich persönlich nicht als Luxus empfinden. Ist es überlebswichtig? Sicher nicht - aber ich finde auch nicht, dass das "unser" Anspruch sein sollte.


    Deiner Ausführung bezüglich des gestörten Verhältnisses von Städtebau und Dichte in Berlin stimme ich jedoch vollkommen zu!

  • Was völlig verdrängt wird, ist die Tatsache, dass die Migration nach Berlin den Wohnungsmarkt von unten her aufrollt.
    "Wir haben Platz"? theoretisch, ja.
    Über alles wird geredet: die hemmenden Bauvorschriften, die zögerlichen Investoren, die Traufhöhe usw. -aber dass es allein in Berlin 16.000 ausreisepflichtige abgelehnte Asylbewerber gibt? - nix ist.

  • ^ Ganz wunderbar: Einerseits wollen sie hunderte günstige Wohnungen in der Wilhelmstraße abreißen lassen und verdammen sozialen Wohnungsbau als "Sozialismus" – andererseits fällt Ihnen zur Immobilienmisere nichts anderes ein als "Ausländer raus!" (Denn gutverdienende Migranten aus Münster meinen Sie wohl kaum). Man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn Ihresgleichen mal ans Ruder kommt und die Probleme dieses Landes mit "wohltemperierter Grausamkeit" (B. Höcke) angeht.

  • – andererseits fällt Ihnen zur Immobilienmisere nichts anderes ein als "Ausländer raus!"

    Ach Gottchen: die Nazikeule.
    Bundesweit haben wir fast 300.000 per Gerichtsbeschluss ausgewiesene Asylanten. Das ist die Rechtslage. Rechtstsstaat Bundesrepublik.
    Abgeschoben wurden sie aber nicht. Bananenrepublik Deutschland.

    Nicht nur, dass diese Leute Unterhalt von deutschen Steuerzahlern beziehen - sie nehmen auch Wohnraum in Anspruch.
    Es wäre also völlig rechtmäßig, diese Leute endlich abzuschieben - und damit bezahlbaren Wohnraum frei zu setzen.
    Was daran "Naiz" ist sollte man mal klären!

  • ^ Sie sind nicht dumm. Sie wissen so gut wie ich: 16.000 "Ausreisepflichtige" in Berlin sind bei einer Gesamtbevölkerung von 3,7 Mio. und einem Zuzug von 340.000 in den letzten zehn Jahren ein Tropfen auf dem heißen Markt. Angesichts Ihrer Abrissträume und ihrer Ablehnung sozialen Wohnungsbaus ist der Verweis auf Migration eine klassische Sündenbock-Strategie. Und "Nazi" haben allein Sie gesagt.


    (Im übrigen sind Ihre Zahlen falsch bzw. irreführeführend. Von den 16.000 haben über 12.000 eine Duldung, nur 4.000 sind "unmittelbar ausreisepflichtig".)

  • Über alles wird geredet: die hemmenden Bauvorschriften, die zögerlichen Investoren, die Traufhöhe usw. -aber dass es allein in Berlin 16.000 ausreisepflichtige abgelehnte Asylbewerber gibt? - nix ist.

    In Berlin gibt es geschätzt 20.000 illegale Ferienwohnungen ... nehmen wir mal an, dass diese etwa 2 Räume beinhalten so haben wir hier Wohnungen für 40.000 Menschen - und das ist vorsichtig geschätzt.


    16.000 Asylbewerber verteilen sich dagegen oft auf entsprechende Sammeleinrichtungen - diejenigen, die in Wohnungen unterkommen leben oft in sehr beengten Verhältnissen - 3, 4 oder 5 Menschen in einer kleinen Unterkunft sind keine Seltenheit. Was gewinnen wir hier? 500 Wohnungen? 1000 Wohnungen? Und zu welchem Preis?


    Bevor ich dort jemanden nachts aus der Wohnung schleife und in ein Flugzeug stecke, schleife ich lieber den Vermieter einer derartigen Ferienwohnung vor den Richter.

  • Die Bevölkerung hat dieser Konstellation bei der Wahl wieder zu einer Mehrheit verholfen. Was soll dieses demokratieverächtliche Palaver? Unregelmäßigkeiten gab es bei der Wahl nur auf der Bezirksebene und in wenigen Wahllokalen.

    Lieber Mitforist, Ihnen und denen, den Ihr Beitrag #45 gefällt stelle ich eine ganz konkrete Frage, was an meiner Aussage im Post zuvor ist denn "demokratieverächtliches Palaver"?


    Geben sie doch in Google News einfach mal "Berlin Wahl Unregelmäßigkeiten bzw. Wiederholen" ein. Sind die Vorwürfe in den Medien alle nicht relevant? Sie schreiben ja, dass es "bei der Wahl nur auf der Bezirksebene und in wenigen Wahllokalen" Unregelmäßigkeiten gab, Mitforist Architektenkind sprach in einem anderen Strang, dass in "rund 10 Prozent der Wahllokale Pannen" gegeben hätte.

    Meine Frage an sie und, die die Ihren Beitrag liken: Ist es "demokratieverächtliches Palaver" wenn man diese Mißstände nicht als normal hinnehmen will? Ist man nur noch dann Demokrat, wenn ihre Wunschkoalition irgendwie regiert?


    Zweite Frage an sie und jene, die ihren Beitrag liken:

    Würden sie auch dann die Zweifel am korrekten Ablauf der Wahl als "demokratieverächtliches Palaver" abtun, wenn die CDU, FDP und AfD durch das Ergebnis die Regierung stellen würden?


    Dass Schaden auch an der Glaubwürdigkeit einer Demokratie entstehen kann durch solche Verwerfungen (oder vielleicht sind die ja für sie normal), ist für sie dann auch "demokratieverächtliches Palaver" oder wie??

    Eine Regierung braucht einen einwandfreien Leumund, der neue Senat ist durch die Wahlumstände schon vom Start weg geschwächt. Neuwahlen unter internationaler Aufsicht würden Zweifel löschen wieder deutlich mehr Vertrauen schaffen. Oder hat man solche Angst, dann die "Macht" zu verlieren??

  • "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast"


    Unter diesem Motto kann man feststellen, dass die Bevölkerung auch der Konstellation einer Ampelkoalition eine Mehrheit verschafft hat.


    Nach einem Bericht des Tagesspiegel vom Freitag (Berlin-Teil, Seite 9, links unten ;)) wünschen sich 40 % der Berliner eine Ampelkoalition. Nur 28 % wünschen sich erneut das Regierungsbündnis von SPD, Grünen und Linken. 30 % wünschen sich gar eine ganz andere Koalition.


    Der Tagesspiegel zieht das Fazit, dass sich die Mehrheit der Berliner eine Veränderung wünscht.


    so viel zum hinreichend klaren Sachverhalt

  • In einer Onlineumfrage..


    Fakt ist, dass die bestehende Regierungskoalition wiedergewählt wurde. Dass diese weiterregieren wird, ist erstmal der Normalfall und keine "Besitzstandsbewahrung" bei der jeder "seine Pfründe behalten" will "und wenn die Demokratie dabei Schaden nimmt, scheiß egal, wir wollen in guter marktradikaler Tradition absahnen"


    Kann die Moderation diese ganze Off-Topic-Reise bitte ins Nirvana verschieben? Danke

  • Fakt ist, dass die bestehende Regierungskoalition wiedergewählt wurde.

    Na ja, gewählt werden keine Koalitionen, sondern Parteien. Legitimiert ist jede Konstellation im AGH, die eine Mehrheit zustande bringt – auch, aber nicht allein RRG.

    Neuwahlen unter internationaler Aufsicht würden Zweifel löschen wieder deutlich mehr Vertrauen schaffen. Oder hat man solche Angst, dann die "Macht" zu verlieren??

    Stellen Sie sich doch einfach vor das Rote Rathaus und skandieren "Stop the steal!" Oder besser: Melden Sie sich beim nächsten Mal als Wahlhelfer und schauen Sie sich an, wie sowas abläuft. Dann könnten Sie sich den ganzen Popanz von wegen "internationaler Aufsicht" sparen.