Leipzig: Höfe am Brühl (eröffnet)

  • ^ Darum geht's doch gar nicht. Auch nicht um Gutmenschen, Aktivisten oder Linke. Du hast ja selber geschrieben, dass der Protest wenig sinnhaft ist (falls ich das richtig verstanden habe). Es drängt sich leider der Eindruck auf, dass es um das Kaufhaus nur am Rand geht und die Initiatoren des Protests sich hier eher selber profilieren wollen. Hinzu kommen dann Trittbrettfahrer wie die obigen Plakatprotester. Wo lese ich da etwas vom Kaufhaus? Nirgends. Dieser Eindruck wird nur noch unterstützt durch die Tatsache, dass es zum rechten Zeitpunkt außer ein paar Leserbriefen eben keinen rechten Protest und keine Resonanz auf die Initiative von Stadtbild Deutschland gab.


    Diejenigen Bürger Leipzigs, die jetzt wirklich mit ganzen Herzen für die Fassade einsetzen, lassen sich hier m.E. vor den Karren spannen und sich auch noch von Stadträten für blöd verkaufen.

  • Ach was, der Protest ist schon in Ordnung und Zeichen einer lebendigen Demokratie. Ich wäre befremdeter, wenn das jetzt still und leise über die Bühne ginge, immerhin: qui tacet, consentire videtur. Man kann auch nicht von berufstätigen Bürgern erwarten, dass die alle Bauprojekte der nächsten Jahre im Voraus begutachten, um gegebenenfalls rechtzeitig im Planungsstadium Protest einzulegen. Auch wenn das mal in den Printmedien erschienen ist, hat das wahrscheinlich das Gros der Leser gar nicht zur Kenntnis genommen. Und natürlich drückt jeder seinen Protest im Rahmen seiner Möglichkeiten aus. Das Plakat verstehe ich auch nicht, vermutlich lautet die Diagnose eher Ignoranz der Plakatierer bezüglich der Prinzipien des Rechtsstaats.

  • Wenn ich richtig liege, dann ist die Frau, die das Plakat hält, jene aus dem ZDF-Fernsehbeitrag, worin sie ihrer Empörung über den Abriss der Hänsel-Fassade Ausdruck verlieh (O-Ton: "so einfach wegrumpeln") und die geplante Lösung, also die mit der Alu-Haut, mit Glaspalästen im Emsland, Paris und sonstwo verglich. Nu, denn, das Plakat bläst irgendwie ins gleiche Horn.

  • Völlig unabhängig von der Sinnhaftigkeit dieses Protestes, verstehe ich das arrogante Herabschauen auf die Protestler überhaupt nicht.


    ^^Zustimmung! Es scheint wohl so zu sein, dass einige sich professionell mit Architektur Beschäftigende, mit Geringschätzung auf jene herabblicken, welche sich in ihrer naiven Art erdreisten, zumal als Laien, ihre Meinung öffentlich zu machen und ihren Protest zu bekunden!


    Ein Grundprinzip von Demokratie impliziert auch den Respekt vor anderen Ansichten als den eigenen!

  • Das hatten wir, glaube ich, in diesem Thread, wenn auch implizit, schon oft genug, aber "der Gegenseite" "Ignoranz!", "Arroganz!", "Willkür!" zu unterstellen, zeugt zumeist nicht von Respekt gegenüber anderen Ansichten ;)


    Die Frage, wie denn die Hänsel-Fassade nachträglich sinnvoll in ein schon geplantes und genehmigtes Gebäude integriert werden soll, geht bei diesem hektischen Aktionismus völlig unter - und den scheinen auch die Fans dieser Aktion in diesem Forum nicht beantworten zu können.


    Nun ja, ich glaube, in diesem Thread wurde bezüglich Hänsel-Fassade/Müller-Fassade und wann sich etwas hätte tun müssen um erstere zu erhalten, schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem. Deswegen bin ich auch schon wieder still.

  • VERWALTUNGSBAU AM BRÜHL


    Aktuelle Ansicht vom Verwaltungsbau am Brühl, zumindest das, was noch übrig geblieben ist >>


  • DAS KAUFHAUS MIT ZWEI FASSADEN


    Ich habe eine geniale Idee - die dem ein oder anderen vielleicht auch schon in den Sinn gekommen ist. Da ich nun wirklich an beiden Fassaden, sowohl der Müller- als auch Hänsel-Fassade hänge, könnte man aus diesem Ensemle ein schönes Kunststück draus machen. Geplant waren ganze 15 Meter Hänsel-Fassade im Inneren der Blechbüchse bzw. Höfe am Brühl. Oben Müller und unten Hänsel (jeweils 2 Etagen) sieht blöde aus. Also könnte die Nordseite von der Richard-Wagner-Straße/Tröndlinring bis zur Mitte des Kaufhauses (2. Fassade) die Blechbüchse bleiben, und von dort (1. Fassade) bis zum Brühl die Kaufhaus-Fassade. So hat man von der Haltestelle Goerdelerring weiterhin einen Blick auf die Blechbüchse und am Brühl/vom Markt in Richtung Hainstraße die historische Fassade. Am Richard-Wagner-Platz blickt man dann auf zwie Fassaden. Wo man denken würde, es handle sich um zwei Gebäude, ist aber nur eins, wie das Katharinum zum Beispiel.


    Das Problem ist nur, dass die Nordseite besser erhalten ist, als die Südseite, wenn ich richtig liege. Daher müsste man die Südseite wohl komplett neu aufbauen. Aber ein Kompromiss wäre es doch wirklich, oder?



    Genau so stelle ich mir das ganze vor. Leider habe ich keine Aufnahme, wo das gesamte Gebäude zusehen ist.



    Foto/Grafik: leipziger

    2 Mal editiert, zuletzt von DAvE LE () aus folgendem Grund: Fotos hinzugefügt...

  • ^Finde ich auch eine gute Lösung, wenngleich die Idee schon diskutiert wurde. Das letze Bild erinnert mich an den jüngsten Erweiterungsbau der Deutschen Bücherei (s. hier), mit den weitergeführten oberen Gesimsen - sieht bis auf das Dach schon gut aus.

  • Es sei jedem sein gutes Recht, gegen den Abriss der Hänsel-Fassade zu protestieren, und es ließen sich auch genug gute Gründe für den Beibehalt der Hänsel-Fassade aufführen. Aber bei diesem Protest drängt sich in der Tat der Verdacht auf, hier geht es einigen (ich will nicht sagen allen), die in jüngster Zeit öffentlich zu Wort kamen, einfach nur darum, es "denen da oben" mal wieder zu zeigen. Und es geht auch nicht um das Gebäude oder gar um die Höfe am Brühl allgemein, sondern nur um den Erhalt einer der beiden Fassaden. Das hier gezeigte Plakat ist da nur Sinnbild für einen Protest, der im Grunde völlig am Thema vorbeigeht. Ignorant ist wohl eher, sich vorher in der Sache nicht hinreichend genug zu informieren. Da spielt der späte Zeitpunkt der Proteste auch keine Rolle mehr.

  • ^
    Wie auch immer! Weder Du noch ich sind mächtig genug, um für oder gegen die Wiederherstellung der alten Kaufhausfassade zu entscheiden.


    Ich bin selbstverständlich für die Wiederherstellung, keine Frage und verfolge mit Interesse das Geschehen. Es hilft dabei nicht, mutzumaßen, was die Demonstranten für Absichten haben. Allein, es ist schon so, sie waren mutig und zeigen, was ihre Meinung ist und wie viele denken - auch in diesem Forum finden sich viele Befürworter der Wiederherstellung.

  • Es sei jedem sein gutes Recht, gegen den Abriss der Hänsel-Fassade zu protestieren


    Na klar. Aber die Unterstellungen von Sonnabend waren nun wirklich aberwitzig:

    IGNORANZundWILLKÜRderBEHÖRDEN
    +
    ARROGANZderPOLITIKER
    =
    ENDE desRECHTSSTAATES


    Ein Protest, der sich hinter dieses Transparent stellt, entmündigt sich selbst.

  • Natürlich sollten beide Fassaden erhalten bleiben, und nicht nur eine. Das wäre das beste für alle.


    Nur falls es nicht möglich ist, die Steinfassade zu erhalten sollte die mfi die gesamte abgebrochene Fassade einmotten, denn man darf nicht vergessen, dass die Zeiten sich ändern, und auch ein EKZ nicht unbedingt für immer dort stehen bleibt.


    Menschen schätzen das am meisten, was sie verloren haben.


    So bliebe wenigstens die Möglichkeit einer Rekonstruktion in 10-20 Jahren, wenn die Menschen die Schnauze von solchen eintönigen Konsumtempeln voll haben, und Einkaufen in einem historischen Gebäude als willkommene Abwechslung von Stahl und Glas gesehen wird.


    Erhaltet die Fassade, wenn auch in einem Lager, aber bitte komplett.

  • Aberwitzig ist die Diskussion die von der LVZ und ein paar hundert Leuten befeuert wird (siehe halbe Menschenkette um das Grundstück des zukünftigen Kaufhauses) und den anderen Menschen suggeriert, dass die Mehrheit sich für einen vollständigen Erhalt der Sandsteinfassade ausspräche und nun doch bitte schön die "Rathausführung" endlich handeln möge.


    Mir persönlich ist dieser Punkt relativ egal, hoffe aber inständig, dass Leipzig durch die City-Mall ebenso mit Läden fernab von G-Star und Mondo gesegnet wird und Geschäfte anzieht, die man ansonsten nur in Großstädten wie Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt vorfindet.

  • Das ist ja genau das Problem: Von der Hänselfassade ist nicht viel Erhaltenswertes mehr vorhanden.


    Ich habe gerade Dankwart Guratzschs Artikel in der Welt gelesen. Unfreiwillig werden darin die meisten Missverständliche deutlich. So heißt es, wieder ans Licht gekommen sei ...

    das lange schon vergessene, verloren geglaubte Kaufhaus Knoop. Der siebenstöckige prachtvoll dekorierte Bau mit hochaufragenden Giebeln, 1908 von Emil Franz Hänsel auf dem Grundstück errichtet, auf dem knapp hundert Jahre zuvor Richard Wagner zur Welt gekommen war, tauchte im Innern der von DDR-Nostalgikern innig geliebten "Blechbüchse" auf, einem mit silbern blitzenden Aluminiumplatten verkleideten Bau der DDR-Moderne


    • "Vergessen"? Stimmt nicht. Dass hinter der Fassade eine Fassade schlummerte, war weithin bekannt.
    • "Kaufhaus Knoop"? So hieß das Ding nach der nach der Enteignung der jüdischen Besitzer durch die Nazis.
    • "prachtvoll dekorierter Bau mit hochaufragenden Giebeln"? Dankwart Guratzsch hat offenbar gar nicht oder nur schlecht hingeschaut, sonst hätte er bemerkt, dass Dekoration und Giebel verloren sind.
    • "der von DDR-Nostalgikern innig geliebten 'Blechbüchse'"? Ich kenne Architekten, Designer, Kulturwissenschaftler, Kunsthistoriker und Künstler, welche die Blechbuchse schätzen, weil sie darin gelungene moderne Architektur sehen. Keiner von ihnen ist auch nur im Ansatz Nostalgie verdächtig - was man von denen, die das "Kaufhaus Knoop" zurückwollen, nicht behaupten kann. Das ist ja wirklich nicht mehr als ein nostalgischer Reflex. Die Leute sehen nicht die kümmerlichen Überreste, sie sehen die alten Fotos und sagen: Das will ich wieder haben.


    In der Hoffnung, dass sich Guratzsch gelegentlich googelt, auf diese Zeilen stößt und ins Nachdenken gerät - wobei sich Nachdenken vor allem vor dem Schreiben lohnt.

  • Andreas Tappert von der LVZ ist aber auch nicht schlecht. Heute weiss er zu berichten, dass die "bombengeschädigte Fassade abgetragen werden soll, um den Bau des neuen Einkaufszentrums Brühl-Arkaden möglich zu machen." Andreas Tappert kommt vermutlich nicht oft in die Innenstadt.:D



    Um Artikel für die LVZ schreiben zu dürfen, muss man wohl nicht allzuviel über das jeweilige Thema wissen.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer () aus folgendem Grund: Fehler behoben.

  • Das Stadtforum hat mit dem üblichen Email-Verteiler den Brief der Firma MFI sowie die Antwort geschickt. Ich erlaube mir, alles coram publico zu stellen:





  • Der Abriss am Kaufhaus am Brühl hat nun begonnen. Der Abrissbagger hatte sich heute morgen in die raue Fassade am Tröndlinring gebissen. Bilder gibt's morgen dazu.

  • Weiß irgendjemand wie das "erlebbar machen " der Restfassade von Innen aussehen soll? Ungefähr so wie der unscheinbar lächerliche Rest Reudnitzer Straßenbahnhalle im Kaufland???


    Sehr schön finde ich immer das freundliche Argument der Einlagerung von Bauteilen zur späteren Wiederverwendung ... Zu DDR-Zeiten hat man sich gern Ornamente und hübsche Fassadenelemnte vom Abriss-Polier direkt von der Baustelle in den Garten fahren lassen, für`n Kasten Bier.
    Und wie selbst die zur Einlagerung vorgesehenen Teile transportiert und gelagert wurden ist ja allgemein bekannt - was diese Tortur überlebt hatte, geriet dann auch schnell in Vergessenheit.


    Würde an dieser Stelle herausragende neue Architektur entstehen, würde es kaum Diskussionen geben. Aber offenbar ist das Gegenteil der Fall: man sehnt sich nicht nur nach dem gewohnten Anblick der Aluminiumhülle, nein auch nach der soliden "heile-Welt-Optik" der vorigen Jahrhundertwende.

  • ja, zum glück sind die ddr-zeiten vorbei.
    zum thema einlagerungen: anders als im (von stahlbauer zurecht kritisierten) lvz-kommentar suggeriert, ist es sehr wohl vorgesehen, die geborgenen fassadenelemente des in der ddr abgetragenen deutrichs hof in einen neubau an gleicher stelle zu integrieren. der erker des lotterhauses (ecke brühl/katharinenstrasse) wurde seinerzeit ebenfalls eingelagert. hier stellt sich in der tat die frage nach dessen verbleib und wiederverwendung. von der alten kaufhaus-fassade wird kaum etwas wiederverwendbar sein.


    im übrigen denke ich nicht, dass reko-wünsche abhängig von der qualität entstehender architektur sind. man erinnere sich nur an die diskussionen um die neue uni.