Leipzig: Höfe am Brühl (eröffnet)

  • Gruß,


    ehrlich gesagt atme ich erst mal auf, in der Hoffnung ein Zwischengrün rettet den Platz erst einmal über die Durststrecke. Auch ich bin sehr verwundert über die Reaktion von Investor (Überraschung! Unser Geldgeber springt ab! Damit habt ihr nicht gerechnet, was?)


    Jeder nur halbwegs sehende Mensch erkennt das mehrere große Ketten (Sinn Leffers, Breuninger ?...) sich aus der Stadt zurückziehen, eine schwere Wirtschaftskrise die Welt getroffen hat und ein riesiges EKZ, welches darauf abzielt mehrere Ketten in die Stadt zu holen, wohl etwas zu weit an der Realität vorbeigeht.
    Der Geldgeber hat das erkannt, meinen Glückwunsch.
    Der Investor anscheinend nicht.
    Durch die Leerstände in der Innenstadt (z.B. Petershof) wird diese Situation nur noch verschärft.

  • Ach ja stimmt Sinn Leffers is ja dicht seit gestern.


    Was könnten wir denn sonst so dahinbauen wenn es schlimmsten´s (aber wohl wünschenswerten ) Fall´s so kommt das MfI kein EKZ baut? Wohnungsbauten mit Läden im Erdgeschoss wie in der Karli? Ein CC oder Museumserweiterungsbau?


    Würde mich mal interessieren. Alles ausser einer weiteren Grünfläche oder Brache bitte.

  • ^ Warum keine schön gestaltete Grünfläche? Genau DIESE Ungeduld ist es, die schon in der Vergangenheit zu überstürzten und daher bescheidenen Ergebnissen geführt hat und wohl auch noch führen wird. Unsere Städte sind in Jahrhunderten gewachsen. Durch den Zwischenfall 2.WK wurde vieles ausradiert. Das ist ein Sonderfall, den es sonst so nirgendwo anders in dem Ausmaß gab und gibt (Natürlich neben Warschau, Rotterdam und Coventry!!). Daher können wir doch hier nicht einfach die internationalen städtebaulichen Strategien auf die deutschen Städte runterbrechen und ableiten, sondern müssen diesen Sonderfall mit aufgreifen und berücksichtigen. Wir können doch nicht alles auf einmal einfach mit irgendetwas zubauen. Hätte man die Strategie der 50er Jahre mit relativ hochwertiger Neubebauung auch danach weitergeführt, würde man heute auf eine Vielzahl von Abrissen verzichten können und unsere Städte würden schöner und "runder" aussehen.
    So aber müssen wir die heutige bescheidene Realität zur Kenntnis nehmen und endlich mal daraus lernen, statt dieses Spiel ewig weiter zu treiben.
    Manchmal kommts mir so vor, als wären uns unsere Vorfahren in Sachen menschenorientierter Städtebau Jahrzehnte voraus gewesen. Wohl auch deshalb, da Städtebau damals noch sehr kleinteilig und kompakt betrieben wurde.


    Wie heißt es so schön: Gut Ding will Weile haben. Da ist schon einiges Wahres dran!

  • Das stimmt so nur zum Teil, gerade die Innenstadt in Leipzig wurde schon immer alle 50 Jahre nahezu komplett abgerissen und neubebaut, natürlich nicht in einem Zug, das war ein stetiger Prozess. Insofern befinden wir uns nicht in einer singulären Situation. Das wird auch weiterhin so sein, deshalb sollte man auch angesichts der "Höfe" nicht verzweifeln. Wenn das Konzept nicht aufgeht oder sich ein Investor für ein anderes Projekt findet, wird das Ding irgendwann, wenn es sich amortisiert hat, auch mal wieder weggerissen, das da jemals jemand die Denkmalschutzplakette drannageln wird, halte ich für ausgeschlossen. Daher mein Appell: das mögliche positive an der Entwicklung sehen, Impulse für die nördliche Innenstadt, Entwicklung z.B. der Hainstraße, wo noch mehrere Baudenkmale auf ihre Wiederbelebung warten. Deiner Diagnose zur gegenwärtigen Baukunst stimme ich zu ca. 90 % zu.

  • Es gibt genug schöne Grünflächen in dieser Stadt. Meine Ungeduld liegt einerseits in meiner menschlichen Natur, andererseits sorge ich mich auch um das Image der Stadt. Ob es so gut ist wenn man so viele bzw, mehere große Brachen/Freiflächen in Innenstadtnähe hat. Als beispiel seien hier die Fläche östlich des Hbf. genannt wo sich seit kurzem ein Hotel befindet, das Gelände des Robotron Gebäudes, der Willi und EVENTUELL die Fläche der Höfe am Brühl.


    Natürlich kann man das auch als zukünftiges Potenzial sehen, Platz für kreative und innovative Ideen z.B.


    Du siehst also lieber LEgende ich bin hin und hergerissen von den Möglichkeiten und Problemen großer freiflächen in Innenstadtlage.

  • Allgemein hier wieder meine Bitte, diesen Projekt-Thread nicht zum netten Plausch gebrauchen, sondern brauchbare Infos posten und die Diskussion an den gegenwärtigen Fakten ausrichten. Für alles andere stehen die Kaffeeklatsch-Stränge zur Verfügung. Danke.

  • Frau Hofmann schreibt heute in der Printausgabe der LVZ, dass die Finanzierung für die Höfe am Brühl mitnichten stehe und die mfi sogar gegenüber der LWB um Stundung der Grundstückskosten gebeten habe. Angedacht sei jetzt eine normale Kreditfinanzierung. Ob die zustandekommt, bleibe abzuwarten. Durchaus differenzierter als in dem letzten von uns beanstandeten Beitrag (da gings um Abrißgenehmigungen für Altbauten) äußert Frau Hofmann hier auch Zweifel an der entwurfsgetreuen Umsetzung wegen der heiklen Finanzsituation. Eine minderwertige Ausführung mit verschiedenen Abstrichen in der Gestaltung könnte von der Stadt zähneknirschend akzeptiert werden, um um jeden Preis eine weitere Investruine zu vermeiden. Eine Befürchtung, die meines Erachtens nicht so ganz aus der Luft gegriffen ist. Die Entscheidung des Stadtrates für das Projekt ist denkbar knapp ausgefallen und wurde vor allem von SPD und Linkspartei getragen (nanu?). Die LWB hat sogar Planspiele über eine mögliche Rückabwicklung in der Schublade.

    Einmal editiert, zuletzt von Lipsius () aus folgendem Grund: Nachtrag

  • Die Linken...es ist genial. :D
    Die, die das sagen haben, haben keinen Arsch in der Hose. Zumindest noch. So siehts aus. Prestigedenken ohne Ende. Und wie von mir angedeutet, wird jetzt schon versucht an allen Ecken und Enden zu sparen. Leute, aufwachen! Ich rechne damit, dass das Ding spätestens im Sommer scheitert, wenn die Krise so richtig durchschlägt. Was wir derzeit erleben ist ja erst der Anfang.


    PS: Ich höre Emil Franz Hänsel schon an die Tür klopfen (Wem das was sagt. ;) ) und verweise auf Cowboys früheren Beitrag auf Seite 1: http://www.deutsches-architekt…php?p=158006&postcount=13 Dann würde wieder das zusammenwachsen, was zusammengehört. Ganz im Sinne der friedlichen Revolution. :D

    3 Mal editiert, zuletzt von LEgende ()

  • ^ Ich habe eher Bedenken, dass irgendwann ein halbfertig gebautes Gebäude als Investruine dasteht. Sobald der Bau erstmal begonnen hat, kann die MFI der Stadt quasi jegliche Zugeständnisse abpressen, weil letztere genau dies eben verhindern möchte und muss. Ich finde es jedenfalls erschreckend, wenn Stadträte wie die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion Peggy Liebscher wie gestern in der LVZ verlautet, sagen „Im Moment habe ich das Gefühl, dass wir sehenden Auges in eine Katastrophe laufen. Niemand will das Projekt rückabwickeln, aber wir als Stadt haben auch keine Handhabe mehr, wenn es nach dem Baustart Probleme geben sollte.“ Genau das Gefühl habe ich auch.


    Grandios. Mit den Stimmen von SPD und Linke wird das Ganze durchgepeitscht und am Ende wird niemand die Haftung übernehmen.


    Wenn selbst die LWB bereits Szenarien für die Rückabwicklung entwickelt, ist da einiges im argen. Im übrigen überlegt man dort auch, dass Grundstück dann bei einem Neuverkauf kleinteiliger zu veräußern. Man denkt sogar, man würde mehr Geld erhalten, da das Grundstück ja inzwischen mit Fördergeldern abgeräumt wurde und damit quasi sofort bebaubar ist.


    Ergänzung: klammheimlich ist in der LVZ nur noch von 700 Parkplätzen die Rede. Weiterhin heißt es laut LVZ unter Branchenkennern, bisher seien deutlich weniger als die Hälfte der Flächen vermietet. Außerdem gab es wohl eine sehr emotionale Debatte, das Abstimmungsergebnis war am Ende 31 zu 27.

    2 Mal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • spannender als ein wm-finalspiel brasilien:argentinien die ganze sache... wenn diese politiker doch nur manchmal über ihren tellerrand schauen würden. hoffen wir, dass am ende das beste für die stadt herauskommt - was immer das sein möge.




  • Ausser im zitierten Beitrag und HIER konnte ich noch keinen Hinweis finden, dass auch Breuninger sich aus Leipzig zurückziehen will. Sollten nicht mal die Informationsquellen genannt werden?

  • Händler befürchten Bauwüste in bester Citylage

    Wie schnell sich angesichts einer noch ungewissen Bebauung am Brühl die Stimmung dreht, zeigt die von Einzelhändlern und Gewerbetreibenden gegründete Bürgerinitiative "Handel und Wandel", die nun für einen schnellen Bau der Höfe am Brühl plädiert. Bis vor einiger Zeit hörte man genau von dieser Klientel noch große Bedenken über das von der mfi vorangetriebenen Großprojekt, da sie einen massiven Verdrängungswettbewerb befürchtete. Jetzt, wo die Neubebauung zu kippen droht und eine Brachlandschaft in der nördlichen Innenstadt auf Jahre hinaus zu befürchten ist, regt sich erneut Widerstand, denn so eine unansehnliche Brache wirft die Entwicklung der Innenstadt um Jahre zurück. Schon jetzt droht der Passantenstrom am Brühl und in der Katharinenstraße zu versiegen und die ersten Geschäfte hätten dort bereits gekündigt.


    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…%C3%A4n-200903182142.html

  • Nunja, ich kann die Händler und deren Vermieter durchaus verstehen. Man denkt recht kurzfristig und sieht nur die Höfe als ultimative Lösung. Aber der Lizzy-Artikel bringt es gut auf den Punkt.


    Sinngemäß: "Städtebauliche Probleme der Innenstadt lassen sich nicht automatisch mit Großprojekten lösen. Vor allem nicht, wenn kleinteilige Projekte kaum eine Chance haben."


    Würde die nördliche Randbebauung des Bildermuseums schon stehen, wäre die Situation auf der Südseite des Brühl sicher weniger dramatisch. Zudem läd eine Baustelle auch nicht wirklich zum Shoppen ein. Aber das kennen die anderen Händler entlang des City-Tunnels schon seit 7 Jahren.
    Letztlich sind das immer noch Folgen des Krieges, die hier beseitigt werden. Und das waren und sind nunmal Sondersituationen, die auch entsprechend Zeit benötigen.
    Wozu "schnell schnell" geführt hat, haben wir ja in den letzten 50 Jahren zu genüge gesehen. Zu "Lösungen", die keine 40 Jahre Bestand haben und somit für neuen "Aufwasch" in der Zukunt sorgen. Wird Zeit, dass wir daraus mal lernen, statt die Fehler wieder und wieder zu begehen. Unsere nachfolgenden Generationen werden es uns danken.

    Einmal editiert, zuletzt von LEgende ()

  • MFI hat die Restlichen 16 Millionen für das Grundstück am Brühl an die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft überwiesen. Laut Leipzig Fernsehen, wird gerade der Bauantrag überarbeitet, da es nur noch eine Zufahrt geben soll.


    Danke für die Info. Hier kann man sich den knappen Videobeitrag anschauen.

  • Die Probleme am Brühl und der zulangsamen Entwicklung dort kommentiert nun auch die LVZ.
    Ich muss jedoch sagen an den genannten Punkten zum Gebiet sit was dran. Zum einen das Erscheinungsbild, zum anderen die Wege, vom Tröndlinring gehts nur noch in die Nikolaistraße oder die Hainstraße.
    Egal wie man zu den Höfen steht, man sollte sie bauen. So wird das Gebiet aufgewertet, es entstehen ein paar Parkplätze, was man nicht unterbewerten sollte und der Zugang vom Ring wird wieder verbessert.


    http://www.lvz.de/aktuell/content/92117.html

  • ^ Gerade angesichts der Tatsache, dass der Zugang vom Ring zum Brühl erschwert wird, kann ich das Geschreie nach einem schnellen baubeginn nicht verstehen. Sobald gebaut wird, ist der Weg wirklich für zwei Jahre dicht. Warum man allerdings seitens der Stadt nicht bereits bei der Verlängerung der mfi-Gnadenfrist zur Bedingung gemacht hat, den Durchgang wieder zu öffnen, entzieht sich absolut meinem Verständnis. Aus diesem und dem bereits geposteten Lizzy-Artikel geht m.E. klar hervor, dass das die verluste hauptsächlich dadurch entstehen, dass dieser Abschnitt des Brühls jetzt auf keinem normalen laufweg mehr liegt. Fielmann und McDonalds werden schon vorher den Braten nicht fett gemacht haben, aber man war eben direkt von der Haltestelle Goerdelerring erreichbar. Aus diesem Grund kann es eigentlich nur zwei Maßnahmen geben: sofortige Sicheurng und Öffnung des Weges sowie die kostenfreie Freigabe der Parkplätze am Brühl für Kurzzeitparker.

  • Volle Zustimmung, Öffnung des Weges zum Ring und freigabe von Parkplätzen im Brühl. Und auch während der Bauphase kann man möglichkeiten Schaffen die Baustelle zu queren, zumindestens zeitweise.

  • So sehr ich Verständnis für die Händler am Brühl habe, die zurecht mit der aktuellen Situation am Brühl unzufrieden sind, sollte auch berücksichtigt werden, dass die Situation vorher auch nicht viel besser war. Ich glaube nicht, dass die Schließung des Jeansgeschäfts an der Hainstraße etwas mit der Schließung besagter Wegeverbindung zu tun hat. Wer in das Geschäft vom Tröndlingring aus hin wollte, ging auch vorher am besten über den Richard-Wagner-Platz dorthin.


    Den Gewerbetreibenden im Bereich Brühl/Katharinenstraße geht es seit Jahren aufgrund der unterentwickelten nördlichen Innenstadt schlecht. Dies wird sich grundlegend ändern, wenn die Höfe am Brühl gebaut sind. Und das weiß die neu gegründete Initiative auch, weshalb sie sich ja auch für eine schnelle Bebauung einsetzt.


    Überhaupt sehe ich in dem Bau der Höfe am Brühl in Verbindung mit der ebenso dringend benötigten Neugestaltung des Richard-Wagner-Platzes eine große Chance für eine deutliche Aufwertung des nördlichen Innenstadtbereichs. Über die Architektur wurde hier viel gestritten, für mich sind die Höfe sicher auch kein Meilenstein in der Architekturgeschichte, von einem 08/15-Shoppingcenter, gerade in der Hinsicht, was mfi sonst so in deutschen Städten verbockt, kann aber auch keine Rede sein. Ich denke, insgesamt werden die Höfe am Brühl eine Bereicherung für den kunderbunten Architekturmix in Leipzigs City sein. Alle Seiten (Stadt, Investor, Architekten, Stadtforum) haben sich bemüht, eine adäquate Lösung herbeizuführen. Mit dem Neubau dürfte sich auch der Investitionsdruck in der Umgebung rasant beschleunigen. Genannt sei hier die noch ausstehende Randbebauung am Bildermuseum, der Neubau der sog. Hainspitze, die Revitalisierung des Stasigeländes und darüber hinaus die dringend benötigte Entwicklung des Robotron-Geländes sowie auch eine mögliche Hochhausbebauung an der Kreuzung Goerdeler Ring/Ranstädter Steinweg (letztgenanntes dauert sicher am längsten).


    Falls das Projekt scheitert, wonach es im Moment Gott sei Dank nicht aussieht, dann verzögert sich eine positive Entwicklung der nördlichen Innenstadt auf viele Jahre hinaus. Ich denke, unter dieser Prämisse sollte ein gut begründeter Bauverzug (Absprung der Allianz als Geldgeber) von derzeit ca. einem Jahr verschmerzbar sein - auch für arg gebeutelte Händler und Gewerbetreibende in der Umgebung.

  • Zusätzlich zu den hier bereits gezeigten Visualisierungen gibt es auf der Seite von mfi eine neue, die die Ecksituation zum Halleschen Tor hin zeigt.



    Quelle: mfi