Leipzig: Höfe am Brühl (eröffnet)

  • ..ob sich einer bereit erklären würde, der mfi ein Angebot zu machen und die Fassade detailgetreu, soweit genug Fotos vorhanden sind, aufzubauen?

  • im artikel stand, dass das kaufhaus im krieg ausbrannte und dabei die oberen schichten der sandsteinfassade abplatzten. die könnte man nicht wieder dranpappen, das müsste alles neu gemacht werden. wird keiner bezahlen, zumal ohnehin die aluhaut wieder darüber kommt.
    (beim gewandhausflügel des städtischen kaufhauses war der fall ähnlich und doch ganz anders gelagert: auch das war ausgebrannt und in der ddr verhüllt. allerdings mit nicht denkmalwertem wellblech und die darunter liegende ehemalige putzfassade konnte relativ problemlos rekonstruiert werden.)


    ich habe mich noch mal etwas näher mit dem wettbewerbstext, dem bebauungsplan und den neueren entwürfen befasst. fazit: wenn man die sache mit dem parkdeck schluckt, ist der bebauungsplan an sich akzeptabel. die bis jetzt vorliegenden entwürfe für die fassadenabwicklungen sind es meines erachtens allerdings nicht.
    bei 2 1/2 fassadentypen (nackten steinlamellen und schwarz bzw. golden bedruckter vollverglasung), die sich ständig wiederholend rings um den gesamten komplex erstrecken, lässt sich kaum von "hochwertiger architektur" und je 12 "deutlich unterscheidbaren fassaden" entlang des brühls und der richard-wagner-strasse sprechen. und ob die geforderte "angemessene erinnerung an richard wagner" dadurch erfüllt wird, dass eine glasfassade mit dessen konterfei zugeklebt wird, halte ich auch für strittig. aber das sind fragen, die erst noch vor erteilung der baugenehmigung beantwortet werden müssen - und sicher beim hearing gestellt werden. zur not durch mich.

  • ich habe ja keine allmachtsfantasien. ich will nur hören, wie die ihre worte und taten in einklang bringen wollen. ein einfaches eingeständnis: "hier wird mist gebaut. aber das ist immerhin besser als nichts" könnte ich ja fast noch akzeptieren. aber wenigstens sollen investor, stadt und architekten nicht das gefühl haben, dabei gute arbeit geleistet zu haben. es geht ja nicht um einzelne fassaden, sondern um selbst formulierte ansprüche, die immer weiter herunter geschraubt werden. wenn grüntuch und ernst es besser können, dann sollen sie es auch zeigen! wenn mfi in der innenstadt bauen will, dann sollen sie auch die bedingungen dafür einhalten! und wenn die stadt bedingungen stellt, dann soll sie auch dafür sorge tragen, dass ihre bedingungen erfüllt werden!
    aber eigentlich gehe ich nach wie vor davon aus, dass die beteiligten selbst wissen, was sie zu tun haben.

  • Meine Rede! Mich stört am Entwurf, wie Du bereits angesprochen hast, die sich ständig wiederholenden Fassaden. Klar sollte eine Linie erkennbar sein aber dies ist für die Größe des Areals dann doch zu eintönig. Es wäre schön wenn beim Hearing möglichst viele Leipziger dabei sind (ich kann leider nicht mal schnell vorbei fahren). Hier geht es schließlich um ein neuralgisches Gebiet im Zentrum - praktisch die Nordfront der Innenstadt, an der eine hohe mobile Frequenz herscht (auch durch Touristen). Auch wenn durch das Hearing nichts Signifikantes mehr geändert werden kann - ein hoher Anteil an Interessierten, die Ihre Meinung kundtun, würde den Stadtoberen zeigen, dass die Leipziger sehr wohl an qualitätvoller Gestaltung im Stadtraum interessiert sind. Die Kritik sollte natürlich dabei immer konstruktiv sein...


    PS: Was ist jetzt eigentlich mit den Leuchtreklamen? Gibts da schon was Konkretes?

  • Archäologen kommen

    Hallo,


    laut der LVZ begannen heute die Archäologen im Gebiet des künftigen Höfe am Brühl. Dies soll rund 4 Monate dauern, also vermutlich im November/Dezember 2008 werden sie fertig sein. Da beginnt am 16.10. wohl eher der Abriss des Flachbaus und der roten Platte ;) und Anfang 2009 beginnt dann der tatsächliche Bau neuen Höfe mit Passagen.


    P.S. mal sehen, ob sich ein Pelzhandel niederlässt :D

  • h&m und konsorten verkaufen doch keine pelze...


    LEonline: alles über werbeanlagen ist im bebauungsplan geregelt. die ddr-leuchtschriften fallen aber nicht darunter. die zählen - wie die silbernen brunnen vom ehemaligen sachsenplatz - laut amt zu den "noch zu klärenden" gestaltungsfragen.

  • h&m und konsorten verkaufen doch keine pelze...


    .


    Korrekt! Das wird ein x-beliebiges Standard-Einkaufszentrum, wo Individualität fehl am Platz ist. Alles wie gewohnt, damit keiner entgegen seiner Gewohnheiten und Erfahrungen das Gefühl hat, hier wäre etwas anders (oder gar besser) als in besagten EKZ. Damit wären die Leipziger doch völlig überfordert! Und Nicht-Leipziger erst recht!

  • andererseits: cabrio-uschis wollen ja auch (bzw. erst recht) shoppen gehen. brühl-nordseite, hain- und katharinenstrasse werden von den neuen parkmöglichkeiten profitieren. dort hochwertigen einzelhandel zu etablieren, ist wohl ein wesentlicher grund für die stadt, das ganze ding überhaupt zu genehmigen. wenn mandy und sandy ihren schnäppchenrausch nicht mehr im nova eventis vor den toren der stadt, sondern in den "höfen am brühl" ausleben, ist das einfach ein willkommener nebeneffekt. nur sollten das die fassaden etwas besser tarnen.

  • Ich schätze, DAvE wollte uns auf die Rauchwarenindustrie aufmerksam machen, die vor dem Zweiten Weltkrieg am Brühl florierte, statt ein Pelzgeschäft in den Höfen wirklich zu befürworten.


    dj tinitus, Mandy und Sandy im Schnäppchenrausch wird es herzlich egal sein, wie die Fassade aussehen wird. Das weiß leider auch die mfi.

  • Ich schätze, DAvE wollte uns auf die Rauchwarenindustrie aufmerksam machen, die vor dem Zweiten Weltkrieg am Brühl florierte... > joar, danke! zu kann man's auch sagen :D

  • komme gerade vom hearing. der saal war voll, aber es war nicht so berauschend:
    einige leute haben darauf hingewiesen, wie beliebig das ganze sei. das wurde aber eher als persönliche geschmacksfrage vorgetragen - und auch als solche abgetan. ausserdem seien details noch nicht entschieden: die lamellen sollen irgendwelche wagner-partituren abbilden - das fand jedoch selbst wagnervereinschef krakow "zu verklausuliert". gegen die lamellen-porträts leipziger musiker hat er sich allerdings auch ausgesprochen. "wir hängen ja auch keine wagnerbilder am thomaskirchhof oder am mendelsohnhaus auf." soll weiter überarbeitet werden. die stadt will die blechbüchsenhülle in gänze erhalten - der diskussionsprozess dauere an. (hoquel hat die ganze zeit geschwiegen.)
    viel wird sich da wohl nicht mehr ändern. einziger kleiner lichtblick: bei den vorgestellten fassadenmodellen war zu erkennen, dass die glasfassaden nicht einfach plan sein werden, sondern wenigstens teilweise in sich reliefartig strukturiert.
    der letzte diskutant fasste zusammen: der bebauugsplan ist okay, aber es bedarf "einfach mehr gestaltung".


    p.s.: die ganze misere hat grüntuch (ungewollt) offenbart. mit dem vorwurf der beliebigkeit konfrontiert, antwortete er sinngemäss: was ist schon beliebig oder einzigartig? venedig wurde auch in las vegas nachgebaut.


    hilf- und ratlosigkeit auf allen seiten.

  • dj tinitus
    Danke für Deinen über das übliche Zeitungsniveau hinaus gehenden Bericht.


    Genau das habe ich befürchtet: Beliebige Fassaden, das Merkmal „Porträts“ sieht sorgt im Wettbewerb für Merkfähigkeit des Entwurfs. Dann gehen diese verloren, weil es alle Beteiligten zu banal finden und die Thomaskirche aus gutem Grund schließlich auch nicht mit großen Bach-Porträts verhangen ist.

    Einmal editiert, zuletzt von leipziger ()

  • Ich befürchte, wir bekommen dort eine ganz schlimme Investorenarchitektur hingesetzt. Leider entwickelt sich in der nördlichen Innenstadt ein bauliches Krebsgeschwür aus Interpelzhaus, Bildermuseum und Brühl-Höfen!!!:Nieder:


    Ich finde das Ding vollkommen unharmonisch. Es geht nicht auf die alten Strassenfluchten ein und die oben beschriebene Diskussion offenbart eine schlimme Einfallslosigkeit bei der Gestaltung. Ich sage nur: das kommt davon, wenn man sich unbedingt Architekten ins Haus holt, die Fließbandarchitektur und übertriebene Mega-Projekte in China und Arabien machen. Die scheitern dann am Anspruch, wirklich lokal relevante wertige Bauten zu entwerfen.
    Die Leipziger Bautradition kann ich nicht erkennen: keine ausgestellten Fenster wie beim P&C-Haus, keine Eleganz, keine Größe, kein Flair. Und das "Konzept der Leipziger Passagen und Durchhöfe" kann man schon mit einer Takko-Aldi-Schlecker-Mall in Merseburg, Emden oder sonstwo umsetzen. Da muss mehr kommen, vor allem an dieser Stelle der Stadt. Stattdessen kriegen wir so ein hässliches Trumm, das keinen Tag länger als die Vorgängerbauten stehen wird.

  • Hallo,


    ich finde die Einfalsllosigkeit in der Fassadengestaltung ebenfalls erschreckend. Ein Armustzeugnis für Grüntuch+Ernst und ein Beispiel dafür, was dabei herauskommt, wenn still und heimlich geplant wird. Die Leipziger Bürger werden mit "wir überarbeiten das noch" vertröstet und am Ende kommt ein banales EKZ raus, ob das nun Arcaden heisst oder nicht. Schade ganz besonders, weil zumindest einer der Entwürfe wirklich ansprechend war.


    Leider stehen die Chancen schlecht, das Ganze noch zu verhindern. Hier haben diverse Leipziger Entscheidungsträger, im Prinzip die gesamte politische Entscheidungseben der Stadt versagt. Und zwar schon vor Beginn des Architektenwettbewerbs. Was bringt die Plauensche Gasse, wenn diese so gestaltet wird, als sei sie Teil des EKZ? (Was sie ja auch ist)


    Für den Kulturpalast in Dresden war mal ein 160 Mio. Projekt (wären jetzt sicherlich eher 200-220 Mio.) geplant, dass eine große Passage (erinnert an die Passage Vittorio Emanuele in Mailand) sowie große Konzerträume für Philharmonie und Staatsoperette vorsah. Weiterhin umfasste diese Projekt einige Rekos und natürlich Verkaufsflächen. Details findet ihr hier: Neumarkt Dresden - Vorschlag für den Umbau des Kulturpalast-Areals


    Natürlich lebe ich nicht auf dem Mond und weiß auch, dass die beiden Projekte nicht voll miteinander vergleichbar sind - trotzdem gibt es Parallelen: die Größe des Areals ist vergleichbar, die Stadt überlegte, öffentliche Einrichtungen (Deutsches Fussballmuseum, Markthalle, etc.) unterzubringen und einige Gebäude würden sich optional als Reko anbieten. Mir stellt sich die Frage, wieso die wenigsten Architekten heutzutage in der Lage sind, in eine solche Richtung zu denken. Selbst ohne Rekos und mit moderner, aber feingegliederter Fassade und moderner Kuppel wäre das Ganze tausendmal ansprechender als das, was wir jetzt wohl vorgesetzt kriegen. Wie es aussieht, würde man nicht mal bei den Kosten soweit auseinanderliegen und nebenbei würde eine solche Passage die Leipziger Passagentradition weiterführen und einen neuen Höhepunkt schaffen. Grüntuch+Ernst bauen eine stinknormale Mall (zumindest im aktuellen Entwurf) und nutzen die Leipziger Passagentradition nur als Ausrede für ihre Einfallslosigkeit.


    Nun gut, das Kind ist in den Brunnen gefallen, trotzdem stellt sich mir die Frage, wozu ein Bürgerforum wenn angebrachte Kritik als Geschmacksfrage abgetan wird? Kann den der Stadtrat einen Bau wirklich noch verhindern?


    Grüße,
    *D

  • Da helfen nur noch fanatische Architekturliebhaber, die sich sprengstoffbeladen in die Baugruben stürzen...


    Spaß beiseite, das einzige, was da überhaupt etwas bewegt ist Presse & öffentliches Interesse. Ansonsten wird die Stadt da sicher nicht mehr eingreifen v.a. aus Kostengründen.


    Ein Vergleich zwischen den einst genannten Zielvorstellungen - Kleinteiligkeit, Wiederherstellung alter Straßenverläufe, etc., vor allem das Versprechen keine "Mall" zu bauen - mit dem aktuellen Bauentwurf durch die lokalen/regionalen Medien könnte durchaus Aufmerksamkeit erregen.

  • Kann den der Stadtrat einen Bau wirklich noch verhindern? > Ja, wenn die meisten Stimmen dagegen sind. Selbst wenn eine Partei einen Antrag stellt, dieses Vorhaben (Fassade oder was auch immer) nochmals genau zu überprüfen und einen Bürgerentscheid zu veranstalten - kann der Baustart um paar Monate verschoben werden.


    Würde dies beispielsweise die SPD oder die Grünen stellen, dann könnte der Bau des EKZ vielleicht erst im Frühling oder Sommer 2009 beginnen.

  • Als damals die Ankündigung kam, in diesem Bereich würde ein neues EKZ entstehen, war ich eigentlich ganz froh. Lag aber wohl daran, dass ich diese abartigen Platten endlich zu Boden stürzen sehen wollte (ging anderen wohl ähnlich). Und so kam es ja dann ja auch. Nun, wo dort wieder freie Sicht ist, muss ich sagen wäre eine Begrünung des Areals gar nicht mal so verkehrt. Man hat einen wundervollen Blick in die Katharinenstraße. Sollte man mit allen Platten machen. ;)


    Also wenn die Stadt bzw. wir Bürger das ganze wirklich stoppen könnten, dann gern! In den nächsten Jahren wird sich in LE noch genügend tun. Gerade bei so einem Filetstück kann man getrost auf qualitativ hochwertige Entwürfe von zahlungskräftigen Investoren warten. Mein Zusatz-Tipp: Grüntuch und Ernst können ja das alte Kaufhaus rekonstruieren. Kostet sicherlich weniger als 200Mio. EUR und man könnte sich auf die Details konzentrieren. Das wäre doch zumindest etwas...neben einem schön gestalteten Park.

  • Ich war gestern auch da. Das was vorgetragen wurde war zwar stellenweise nicht immer neu, der Rest dafür aber sehr interessant. Gestern ist mir auch erst so richtig klar geworden, wie sehr das Ganze in sich verheddert ist. Das Hoquel die ganze Zeit geschwiegen hat, könnte durchaus damit zu tun haben. Vielleicht war er ja sauer auf die Stadt, das wäre ja bei einem solchen Investor ein sehr gutes Zeichen.


    Problem ist meiner Meinung nach, das die Bebauung des Areals dem Stadtrat sehr wichtig ist und das nicht zu unrecht, denn schließlich soll der Bau als Initial dienen, um die gesamte nördl. Innenstadt baulich wachzuküssen. Das hat zur Nedden explizit auch so geäußert und er liegt damit meiner Meinung nach auch wahnsinnig richtig (sieht man ja schon jetzt an Kretschmanns Hof. Wenn man sich die Innenstadt ansieht, gibt es mal abgesehen vom Burgplatz und dem unvollendeten Bau im Magazingäschen südlich der Grimmaischen so gut wie keine Sanierungs oder Baunotwendigkeiten mehr. Im Norden ganz anders. Dort liegen aber auch nur 10-15% der relevanten Einkaufsflächen. - Das der Bau der Stadt aus diesem Grund sehr wichtig ist weiß natürlich auch die Mfi. Die Stadt weiß natürlich aber, dass es der Mfi sehr wichtig ist in der Innenstadt Fuß fassen zu können. Man sitzt also im selben Boot und versucht nun mit völlig unterschiedlichen Vorstellungen ins Stadtbild zu finden und beide Seiten müssen dabei einige Kröten schlucken. Die Stadt die Hochgaragen und die zu große Verkaufsfläche, die Mfi den hohen Anteil der Kleingewerbetreibenden, die zu kleine Verkaufsfläche und einen Bebauungsplan der wirklich sehr gut ist, weil er tatsächlich ein Gebäude definiert, was zur Stadt gehören könnte, weil es zumindest zum Brühl hin sehr offen ist und im Grunde alle Möglichkeiten zur Gestaltung bietet. So man dazu gewillt ist. Natürlich kostet das Geld. Als ich gestern die drei gelackten Mfi Yuppies gesehen habe wurde mir allerdings erst so richtig klar, dass das Stadtbild in deren Planungen nicht die geringste Rolle spielt. Furchtbare Assis, wären die bloß Handyvertragsverkäufer geworden. Aber im Grunde war das ja schon vorher klar. Wer ernsthaft fordert das ein Teil des Promenadenrings geopfert werden soll, nur damit die Kunden von zwei Seiten bis ins Haus rollen können, zeigt deutlich, dass der Standort für den Investor einzig aus Infrastrukturgründen Bedeutung besitzt. Leider setzt sich das in der Gestaltung des Baukörpers fort. Grüntuch selbst war mir vom Typ her doch eher sympathisch. Er war auch ganz schön aufgeregt, zu Beginn waren seine Ähs so dicht gesetzt das kaum zwei Silben dazwischen passten. Ich würde einfach mal vermuten, dass er selbst weiß, dass hier viel mehr herrauszuholen wäre, (freilich nur ne Vermutung) aber er ist ja eben auch nur ein Angestellter der Mfi und die will nun mal eine Shopping Mail bauen. Dass diese auch als soche zu erkennen sein soll sieht man an den Entwürfen ganz deutlich, vielleicht hat man ja Angst, dass die potentiellen Kunden an zu kleinteilig gestalteten Fassaden vorbeiirren könnten. Im Bebauungsplan steht nun aber, dass sich von den 20 Baukörpern 12 erkennbar unterscheiden sollen, tatsächlich gibts aber nur drei "Typen". Ich als letzter Diskutant, an dieser Stelle Grüße an DJ Tinitus, wollte eigentlich wissen, warum sich Bauvorschrift und Bauvorhaben an dieser Stelle so gravierend unterscheiden, hab gleichzeitig auch versucht zu erklären, dass das Gebäude, weder über moderne noch über historische Aspekte verfügt, im Grunde auch über keinerlei nennenswerte Gestaltung. War natürlich auch ziemlich aufgeregt, weil ich eigentlich auch gar nicht vorhatte etwas zu sagen. Aber mir war es dann an negativen Rückmeldungen einfach mal zu wenig vom übrigen Publikum. Ne richtige Antwort hab ich letztlich allerdings nicht erhalten, mag durchaus an der schon vorgerückten Stunde gelegen haben.


    Ich weiß nun nicht so richtig, wie man mit diesem Projekt als Bürger weiter verfahren soll, bin mir aber sicher, dass ich mich die nächsten 40 Jahre jedes Mal wenn ich an dem Gebäude vorbeifahre, darüber ärgern werde. Andererseits ist der Bau wirklich wichtig in seiner Funtion als Schrittmacher. Seit gestern glaube ich aber, man sollte nicht jedem Inverstor die Möglichkeit geben sich zu verewigen (auch wenns in diesem Fall nurn paar Jahrzehnte sind). Und dieser Invesor besticht gerade zu durch Mangel an Kompetenz und Qualität. Außerdem gab es ja noch vier andere Bewerber, wenn ich mich nicht täusche, vielleicht ist ja von denen einer näher an der Stadt dran.
    Die Mfi wollte in Würzburg übrigens ebenfalls Arcaden errichten (ich glaub die Bahnhofsarcaden sollte das Projekt heißen). Ist zweimal durch ein Bürgerbegehren verhindert worden. Wäre vielleicht ne Möglichkeit, kenne mich mit sowas allerdings nicht aus. Da es aber auch einen Vertrag mit der Stadt gibt, der ganz offensichtlich von Seiten der Mfi her sabotiert wird, gäbe es ja vielleicht auch rechtliche Möglichkeiten, kenne mich da leider auch nicht aus. Definitiv könnte man beim Stadtrat Druck ausüben, der schließt ja schließlich die Verträge im Auftrag der Bürger und ist auch für deren Einhaltung verantwortlich. Als Bürger selbst wird man die Mfi wohl nicht anzeigen, wäre in Form einer recht umfangreichen Sammelklage aber zu schön.

  • um mal realistisch zu bleiben:
    das gelände gehört der mfi, der bebauungsplan wurde mit grosser mehrheit (bis auf die grünen) verabschiedet. das ding wird kommen. und das ist prinzipiell auch gut so. o-ton zur nedden: "allein schon die ankündigung dieses vorhabens hat in der nördlichen city mehr investoreninteresse erzeugt, als dies in den gesamten letzten jahren der fall war."


    zu den einzelnen punkten:
    wiederherstellung der alten strassenverläufe - ist gewährleistet.
    kuppeln - grüntuch: "höfe haben keine kuppeln", da hat er recht. durch die veränderte dachkonstruktion wird der "open air charakter" noch deutlicher.
    kleinteiligkeit - ist formal gegeben. es gibt unterschiedliche gebäudehöhen, fasadenvor- und rücksprünge, die höfe und passagen sind unterschiedlich gross.
    klassische mall - durch die "stadthäuser auf dem dach", kindergarten und ähnlichem wird monofunktionalität vermieden. grüntuch: "wir wollten nicht einfach wohnraum schaffen (davon gibt es genug), sondern attraktiven. jede wohneinheit wird über einen eigenen garten verfügen."


    bleibt also die fassadengestaltung. und die ist nun mal tatsächlich geschmackssache. fairerweise muss man sagen, dass etliche redner die entwürfe auch gut fanden.
    ich bin weit davon entfernt, mir das ganze schön reden zu können. aber die intention der architekten (aller am wettbewerb teilgenommenen) leuchtet mir ein: ein komplex dieser grösse und funktion muss von weitem in seiner gänze wirken und von nahem durch details. dies gelingt meiner ansicht nach grüntuch & ernst noch am besten. die entwürfe treffen natürlich nicht jeden geschmack, aber sie sind zumindest durchdacht. was man übrigens auch aus den kritiken heraushören kann: manche finden sie zu modern, andere sehen in ihnen wahlweise eher die wiederkehr der 60er, 70er oder 80er. im umkehrschluss bedeutet dies, dass diese entwürfe sich ja doch gar nicht so einfach in irgendein ästhetisches raster pressen lassen. ohne gleich von "zeitloser" architektur sprechen zu wollen: weder pseudohistorisierende fassaden errichten, noch die diesjährige mode treffen zu wollen, erscheint mir durchaus als legitimer und anspruchsvoller gestalterischer weg. substanz statt gimmicks.
    ob die substanz freilich ausreichen wird, um nachhaltig bestehen zu können, ist eine frage, die sich meines erachtens heute noch nicht beantworten lässt. dies herauszufinden, finde ich allerdings spannender, als von vorn herein vor ihr zu kapitulieren.