Ich fand eher schade, dass der Film, im Gegensatz zu weiten Teilen der Literatur (warum eigentlich?), nicht wieder ohne den moralisierenden Zeigefinger auskam. Klar gab es Armut in der Altstadt, klar unsanierte Häuser, und klar, ab 1933 gab es in Frankfurt auch die Nazis an der Macht. Dass diese erstmal große Teile der Altstadt abreißen wollten, weil sie als "Nest des linken Proletariats" galt, blieb unerwähnt.
Auch die Leute, die einen in den Filmen dort aus den Gassen anguckten, sicher, es waren keine Flaneure der Goethestraße, aber bitte, man schaue doch mal in die Gesichter von Leuten in Zentralafrika oder aktuell nach Haiti – da sieht man wirkliche Armut und Verzweiflung. Beides habe ich in den Filmen nicht wirklich gesehen, dennoch war immer wieder die Rede davon. Warum wird stattdessen nicht mal thematisiert, ob Leute tatsächlich in der Altstadt "gefangen" waren (so verstehe ich das immer) und nicht in neue Sozialbauwohnungsgebiete wie die Römerstadt ziehen konnten?
Der Kommentar von RobertKWF ist in weiten Teilen inhaltlich unrichtig, ich kann jetzt hier nicht vollständig darauf eingehen, aber der Wert der Altstadt war schon seit dem Kaiserreich durchaus bekannt und geschätzt, auch im Römer, nur der Umgang mit der Substanz war in der Zeit des Historismus einfach ein anderer. Man kann es sich heute nicht mehr vorstellen, aber man glaubte ja, dass ein qualitätvolles historistisches Gebäude kulturhistorisch genausoviel "wert" ist wie ein "Original der Zeit" – das erklärt schon vieles! Weiter ist die Zeit ab 1920 als völlig eigenständig abzugrenzen, und vor allem die Epoche 1933–1945, wo schon ein relativ moderner Denkmalbegriff einerseits, durchmischt mit Vorstellungen von der Stadt, die am ehesten unter die Charta von Athen zu subsumieren sind andererseits, Anwendung fand.