Ackermannbogen (2.250 WE; mit Wohnhochhaus 42m) [fertigg. 2016] ]

  • Isek:


    Ich habe kein Geld zu verschenken, weshalb ich mich vor dem Kauf umfassend absichere.


    Du hast zumindest mehr Geld als du brauchst.. :) 1:0 für dich!




    Da die Farbgestaltung hier wesentlichstes Merkmal ist, reicht ein Fehlen der Farbeelemente, um hier vom Kaufvertrag zurückzutreten.


    Wesentlichstes? Das gibt es ja nicht mal im Duden. Ob eine Farbgestaltung ein "wesentliches Merkmal" sein kann, das zum Rücktritt vom Kaufvertrag genügt, wage ich mal sehr zu bezweifeln. Bin aber auch in dieser Sache kein Fachmann.


    Wie gesagt, wird sich sicher der Architekt nicht nur hinsichtlich der Farben an sich (welche RAL-Nummer wird wo hingestrichen?) sondern auch hinsichtlich deren Wirkung abgesichert haben. Und wie eben schon erwähnt, ist es keine Seltenheit, dass eine Architektendarstellung eben im Auge des Betrachters wesentlich von der Wirklichkeit abweicht. Gefühlt müsste das bei jedem 2. Objekten einen Rechtsstreit nach sich ziehen, was mir aber unbekannt ist.



    Im Übrigen haben oder nicht haben, Recht oder Unrecht hin oder her hätte ich - wenn ich das Pulver hätte - das Objekt allein schon aus seiner Bedeutung als städtebauliche Katastrophe nicht unterstützt.

  • ^^


    Städtebauliche Katastrophe, naja, etwas hart ausgedrückt. Es ist eben Durchschnitt (in München ;) ). Vielleicht vergleichen wir die Wirkung mit dem fertigen Objekt.


    Es aufgrund fehlender architektonischer Präsenz nicht zu kaufen, habe ich mir auch überlegt, aber letztendlich würde es dann ein Anderer kaufen, an Nachfrage ist bekanntlich Einiges vorhanden (Hoffnung auf bessere Qualität besteht leider kaum) und so viele Objekte mit diesem Konzept gibt es in München (noch) nicht.

  • Sinnfrei ist es dagegen auch, gleich von "Beschiss" zu sprechen, obwohl das Gebäude wie man sehen kann noch nicht fertig ist.


    "Beschiß" ist eine zu harter Begriff - vermutlich wird man juristisch gegen diese Abscheullichkeit nichts ausrichten können.


    Auch wenn das Gebäude noch nicht fertiggestellt ist, kann man, ausgehend von bisherigen Erfahrungen, erwarten, daß das Ergebnis, verglichen mit dem Rendering, eine Verarschung sein wird.

  • Vielleicht mal etwas entspannter abwarten ... das Büro Steidle scheint vor Ort die Handwerker täglich zu challengen, um die angestrebte Optik zu perfektionieren. Die bunten Elemente waren wesentliches Konzept im Sinne von Otl-Aicher, der dem Olympiapark Farbe gegeben hat. Außerdem seriöser Bauträger, der seit >10 Jahren auf "Wiederholungstäter" setzt ... insofern glaube ich fest an eine positive Überraschung!

  • Update 17.05.15



    Plattenbau 2015:


    Tja, was die Baugemeinschaften so zusammenbasteln ist auch nich immer das Wahre:



    Aber die städtischen Architekten reissen es auch nicht wirklich raus:



    Immerhin scheint man das Areal jetzt endlich fertigbauen zu wollen:


    Und teilweise darf es jetzt sogar richtig hoch werden!




    Wenn es nicht gerade ein Schulneubau ist:


    Eine der größten Qualitäten ist der viele alte Baumbestand auf dem Areal. Er vermag die Durchschnitts-Architektur etwas zu verdecken:


    Immer noch das einizige Gebäude mit Charakter auf dem Areal: Das Wohnhochhaus von Steidle

  • Dreigeschossiger Neubau Seniorenheim Lissi-Kaeser-Str.

    Lissi-Kaeser-Str.



    Quelle: http://www.hbb.de/news/baubegi…en-in-muenchen-schwabing/


    Ansicht:

    Quelle: http://www.awb-ing.de/index.php?iid=133&n1ID=7&n2ID=25


    Hier im PDF gibt es eine weitere Visualisierung

  • Studiomuc:

    Bis auf ein paar kleinere Arbeiten ist das Gebäude nun fertig, erste Bewohner sind eingezogen:



    Die Fenster lassen sich bis zu 90 Grad ausklappen...





    Bilder von mir


    Die Kaltmiete für ein 22qm Apartment beträgt hier gut 700 Euro. Darin sind enthalten: Möblierung (mit Spülmaschine, deren Sinn ich dort nicht ganz nachvollziehen kann), Concierge, Lounge, Waschräume, Garten.
    Also mehr als teuer.
    Ein Blick auf die vorgeschriebenen Rücklagen und Sicherheitszahlungen pro Monat, die dem Vermieter von der Miete abgezogen werden, lässt erkennen warum.

  • Die Steidle Bauten der frühen Bauabschnitte (also Hochhaus samt farbenfroher Wohnbebauung) sind noch gut gelungen und versprühen Urbanität. Aber der gesamte Rest des Areals ist einfach, wenn man sich die Lage einmal ansieht, ein städtebauliches Totalversagen.
    Die Landschaftsplanung könnte man nach Strich und Faden auseinander nehmen. Warum baut man an eine über 400m gekrümmte Straße zwei zurückversetzte Wohnriegel? Dadurch passt es von vorn herein natürlich nicht zum Olympiagelände, zweitens entsteht grausiges Abstandsgrün. Dann wird ein breiter Grünstreifen zwischen den zwei großen Wohnblöcke gelassen, dieser aber mit zwei lächerlichen Bauten vor dem Olympiapark verschlossen. Was soll das? Und so nett der Miniatur Olympiaberg im Westen des Areals auch sein mag, warum braucht es dort einen Park?


    Insgesamt hat die Stadt die Umbauung des Olympiaareals Richtung Süden hin einfach völlig missgestaltet. Man hätte frühzeitig den belebten Olympiapark nutzen müssen, um diese Urbanität in Richtung Schwabing Nord fortziehen zu können. Stattdessen ist dort nun der undurchlässige Ackermannbogen entstanden.
    Mit dem künftigen Kreativquartier noch weiter südlich hätte das in einer Gesamtplanung eine schöne Achse geben können.


    Nach der Funkkaserne, die größte Fehlleistung der jüngeren Münchner Stadtgeschichte.

  • Da geb ich Dir absolut recht.
    Ein Freund von mir wohnt im Steidle HH im 11. Stock.
    Toller Blick über MUC und Alpen aber von oben sieht man noch stärker das Ausmaß dieser kompletten Fehplanung.
    Das hätte ansonsten so toll werden können.

  • Dem ist nichts weiter hinzuzufügen.
    Es ist wirklich unfassbar, wie man dieses privilegierte Gelände verunstaltet hat.
    Ich weiß nicht ob es Dilettantismus, Unfähigkeit, wahrscheinlich sogar Absicht, oder was auch immer ist, was in der Münchener Stadtplanung abläuft.
    Ich empfinde es einfach nur als erbärmlich und einer Großstadt unwürdig.
    Mit irgendeinem Anspruch hat das nichts mehr zu tun. Es reicht einfach nicht, wenn man darauf hinweist, dass die Wohnungen beheizt werden und es fließend warmes Wasser gibt.


    Bei fast jedem Projekt zieht man sich an Minimalergebnissen hoch, so wie hier an dem für sich betrachteten eher mittelmäßigen Steidlehochhaus ('hoch' - im Münchener Dialekt jedes Gebäude dass mehr wie 5 Etagen inklusive EG besitzt) und hält die Farbgestaltung schon für einen Coup.

  • Kein Mensch braucht im Süden, direkt vor dem Olympiapark Hochhäuser. Das schlimme am Ackermannbogen ist einfach die Landschaftsplanung. Das was sonst immerhin einigermaßen klappt bei größeren Neubauarealen in München, wurde hier völlig vergeigt. Ziel war es anscheinend ein eigenes Stadtquartier zu schaffen, möglichst abgeschottet von der Umgebung. Grundsätzlich nicht verkehrt aber an dieser Stelle einfach nur dumm. Die Anordnung der Gebäude erinnert teils an durch ein Erdbeben zufällig verteilte Bauklötzchen, teils an die strenge Rasterform der Messestadt. Dazu kommt eine unglaublich schlechte Höhendifferenzierung, die auf den Luftbildern erst richtig katastrophal zur Geltung kommt.


    @Theseus: Angesichts der hier schon beinahe dramatischen Fehler, könnte man wirklich von Absicht sprechen. Dagegen wüsste ich nicht, dass sich jemand an dem Hochhaus "hochzieht", es ist halt einfach das einzig wirklich nennenswerte Gebäude auf dem Gelände.


    Weiß jemand wann der Bebauungsplan für das Areal aufgestellt wurde?

  • Die Planungen gehen bis in die 1990er Jahre zurück. Das städtebauliche Konzept trägt ganz klar die Handschrift von Christiane Thalgott, die so eindeutig sonst wohl nur auf dem ehem. Messegelände auf der Theresienhöhe, in Teilen der Messestadt Riem, sowie in der Parkstadt Schwabing erkennbar ist.


    Städtebauliches und landschaftsplanerisches Konzept
    Nachdem die Landeshauptstadt München die Planungshoheit für die Waldmann- und die Stettenkaserne erhielt, wurden im Jahre 1994 die grundlegenden Planungsziele formuliert und ein Strukturkonzept erarbeitet. Basierend auf den Untersuchungsergebnissen lobte die Stadt München 1996 einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb aus. Planungsvorgabe für den Städtebau war die Entwicklung eines städtebaulichen Leitbilds unter den Gesichtspunkten eines sparsamen Flächenverbrauchs und eines umweltschonenden Umgangs mit Grund und Boden. Mit dem 1. Preis wurde der Entwurf des Architekten Christian Vogel und der Landschaftsarchitektin Rita Lex-Kerfers ausgezeichnet. Die zentrale Entwurfsidee von vier eigenständigen Quartieren mit „großer Wiese“ und „Stadtwald“ erfüllt alle Wünsche einer ausgewogenen Bevölkerungsstruktur, von Singles bis zur Großfamilie. So konnten freifinanzierte Wohnungen, aber auch Wohnungen, die nach dem München Modell oder im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus konzipiert sind, umgesetzt werden. Im Zentrum des Quartiers wird ein Supermarkt entstehen. Dieser und weitere kleine Läden und Cafes sollen zur Belebung des künftigen Stadtplatzes beitragen. Die unterschiedlich gestalteten Grünflächen entsprechen den verschiedenen Bedürfnissen der Bewohner. Neben dem Stadtwald und der großen Wiese ist ein Rodelhügel vorhanden, der die Landschaft des Olympiaparks mit dem Areal verbindet. Der erhaltenswerte Baumbestand wurde so weit möglich in das neue Konzept integriert.


    Quelle: http://www.muenchen.de/rathaus…jekte/Ackermannbogen.html

  • Danke, Iconic.


    "Die unterschiedlich gestalteten Grünflächen entsprechen den verschiedenen Bedürfnissen der Bewohner. Neben dem Stadtwald und der großen Wiese..."


    Also wurde tatsächlich missachtet, dass daneben der Olympiapark liegt :lach::lach:


    "Die zentrale Entwurfsidee von vier eigenständigen Quartieren mit „großer Wiese“ und „Stadtwald“ erfüllt alle Wünsche einer ausgewogenen Bevölkerungsstruktur..."

    Mag sein, aber sie erfüllt sicher nicht die Anforderungen und Bedürfnisse eines Areals inmitten einer Millionenmetropole. Es ist in den Augen der Planer vielleicht ganz nett, wenn man Familien mit drei Kindern in einem dreistöckigen Ökohaus und ihrem 15qm2 Gartenstück zwischen Zentrum und Olympiapark unterbringen kann und als Ausgleich dazu, fünf völlig identische Wohnriegel für Sozialhilfeempfänger aufstellt, die mehr oder weniger an Jekaterinburg erinnern. Doch wo bleibt dann die städtebauliche Verantwortung?
    Ich weiß es nicht, aber lernen Architekten und Landschaftsplaner denn in ihrem Studium nicht mehr, wie man Flächen effizient und vor Allem dem Bedarf und der Umgebung angepasst gestaltet, wie man "Stadt" gestaltet?

  • Das Design und Konzept des Stadtplatzes mag ja noch ganz ok sein (zumindest wirkt dies aus der Vogelperspektive so) aber der Ackermannbogen ist zum größten Teil bestimmt nicht mehr durchschnittlich, absolut zu anderen Kasernenbebauungen eventuell schon, relativ zu seinem Potential ist er eher das Schlechteste was man aus dem Gelände hat machen können. Da hilft auch der großzügige alte Baumbestand nicht mehr. Für mich wird der Ackermannbogen daher erst fertig sein, wenn in 30 Jahren alles wieder neu bebaut wird.

  • Bin ich der einziger, der den Satz auf der von MiaSanMia verlinkten Seite:


    "In Aufweitungen der wegbegleitenden Pflasterflächen fügen sich Flächen ein, die für Erwachsenenspiele genutzt werden können."


    belustigend findet? Oder kommt da eine sehr verspätete Pubertät bei mir durch?

  • ^^ das ist auch die Schlussfolgerung einer Stadtbesichtigung am Wochenende: http://www.sueddeutsche.de/mue…ie-grosse-wiese-1.2883914


    Zitat: "Wenn genügend Freiraum vorhanden ist, dann müsse es auch dichter gehen, resümiert Rauh zum Schluss, ein paar Stockwerke mehr hätten dem Ackermannbogen nicht geschadet."


    Vor allem der Hinweis, dass die Planungen zum Quartier bereits 19 Jahre zurücklägen ist interessant. Entspricht auch meiner Wahrnehmung, dass tendentiell wieder höher und dichter geplant wird.

  • Das klingt ja interessant: "Wieder höher und dichter geplant wird"
    Wäre schön, wenn wir dieses und nächstes Jahr mal wieder ein paar neue Pläne für Gebäude mit 100m+ oder sogar 150m+ bekommen würden.
    Vor Allem im Münchner Osten würde das sehr gut passen aber auch in der Nähe des O2 Towers, BMW und Fernsehturm, wäre es sehr schön.