Ökonomische Perspektiven Frankfurts

  • Der irische Ingenieurdienstleister H&MV Engineering hat in Frankfurt ein Büro eröffnet, geht aus der heutigen Printausgabe der FNP hervor. Das Unternehmen ist Anbieter für das Design und den Bau von Hochspannungsanlagen und hat sich auf die Infrastruktur von Rechenzentren und Projekte zu erneuerbaren Energien spezialisiert. Die Iren bündeln in Frankfurt die Aktivitäten auf dem europäischen Festland und treiben von hier aus die globale Expansion voran. In den nächsten zwei Jahren sei die Schaffung von 130 neuen Arbeitsplätzen in Deutschland geplant, heißt es in einer Pressemitteilung. H&MV Engineering wurde 1997 gegründet und hat sich in seinem Feld zu einem führenden Anbieter entwickelt. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 1300 Mitarbeiter weltweit, heißt es in dem FNP-Bericht weiter.

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  • Die Europäisch-Amerikanische Handelskammer (EACC) eröffnet ein Büro in Frankfurt. Die Organisation mit Hauptsitz in New York City wird Räume im Westhafen Tower beziehen, voraussichtlich im dritten oder vierten Quartal 2025.


    Für die EACC ist es das erste Büro in Deutschland. Europäische Standorte gibt es noch in Paris, Amsterdam und Lyon. Der Flughafen sei ein wichtiges Argument für Frankfurt gewesen, zitiert die FAZ hier die Geschäftsführerin der Handelskammer, aber nicht das einzige. Die Kammer sei derzeit sehr gefragt, weil viele amerikanische Unternehmen wegen der Zölle Partner in Europa suchten.


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    Ergänzend zu skyliners #615: Die Stadt hat zur Entscheidung des DAX-Konzerns Continental, den Hauptsitz seiner künftig eigenständigen Automotive-Sparte in Frankfurt anzusiedeln, am 26. März eine Pressemitteilung herausgegeben. Ihr findet sie hier.

  • ^ Interessant ist die Tatsache, dass die Europäisch-Amerikanische Handelskammer sich zuerst für einen zweiten Standort in Frankreich (Lyon) entschieden hat, bevor man den ersten Standort in Deutschland bezieht. Eine solche Standortpolitik ist schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass Deutschland die wichtigste Volkswirtschaft Europas ist.

  • Klickt man den zweiten Link und liest auch noch den FAZ-Artikel, weiß man, dass die Organisation ihren Ursprung in Paris hat auf die 1926 gegründete Französisch-Amerikanische Handelskammer zurückgeht. Die Ausweitung auf Europa erfolgte erst 2003. Sollte Erklärung genug sein.

  • ^ Das ist mir klar.


    Stellt sich nur noch die Frage, warum eine Europäisch-Amerikanische Handelskammer ihren Ursprung in einer französischen Institution hat und nicht etwa in einer deutschen, italienischen, norwegischen oder spanischen Institution?

  • Blackstone bündelt sein europäisches Geschäft mit Logistikimmobilien in einer Gesellschaft namens Proxity mit Sitz in Frankfurt: Link.

    Offen ob das echter Geschäftsaufbau ist oder eher eine internes organisatorisches Thema, aber immerhin steht in der PE etwas von Personalaufbau. Falls hier wirklich etwas Neues entstehen würde, wäre das natürlich toll.

  • Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn Frankfurt in den nächsten Jahren einen gewaltigen Boom erlebt.


    Ich sage nur Eurobonds.


    Alles läuft auf gemeinsame europäische Anleihen hinaus.


    Diese Bonds würden eine neue europäische Organisation erfordern, die sich um die Gestaltung, die Überwachung und die Verwendung dieser gemeinsamen europäischen Staatsanleihe kümmert.


    Diese Organisation müsste eng mit der Europäischen Zentralbank zusammenarbeiten.


    Deshalb käme als Sitz eigentlich nur Frankfurt in Frage.


    Dann sprechen wir von einem echten Global Player, denn diese Anleihen werden ein ebenbürtiger Konkurrent für amerikanische Staatsanleihen sein.

  • off topic: Möge der Hergott uns Eurobonds ersparen, das wäre eine Katastrophe epischen Ausmaßes für Deutschland.


    Falls sie doch kämen bräuchte man dafür sicherlich keine Behörde. Falls es sie doch gäbe würde bestimmt nicht in Frankfurt angesiedelt, schon alleine um den durch die räumliche Nähe entstehenden Eindruck der Staatsfinanzierung durch die EZB zu vermeiden.

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    off topic: Möge der Hergott uns Eurobonds ersparen, das wäre eine Katastrophe epischen Ausmaßes für Deutschland.
    Nein, wäre es nicht unbedingt. Wenn die Einführung von Eurobonds gekoppelt wird mit anderen EU-Regeländerungen, die Deutschland begünstigen, dann könnte das Gesamtpaket durchaus neutral oder positiv für Deutschland sein.

    Falls sie doch kämen bräuchte man dafür sicherlich keine Behörde. Falls es sie doch gäbe würde bestimmt nicht in Frankfurt angesiedelt, schon alleine um den durch die räumliche Nähe entstehenden Eindruck der Staatsfinanzierung durch die EZB zu vermeiden.

    Deutschland hat dafür eine eigene "Behörde", die Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH. Wenn sich die Emission von Eurobonds verstetigt (und nicht nur in Ausnahmefällen geschieht), dann bräuchte die Eurozone mit Sicherheit auch eine eigene kleine Behörde dafür. Und die darf auch in Frankfurt sitzen, denn sowohl die Bundesbank als auch die Finanzagentur GmbH sitzen in Frankfurt, ohne dass jemand darin Staatsfinanzierung sähe.

  • EU-Bonds gab es schon und die wurden bisher problemlos von der Kommission platziert. Ich würde jetzt nicht unbedingt auf einen neue Behörde wetten.


    Und eine Behörde im übergeordneten Sinne gibt es immer noch: den Europäischer Stabilitätsmechanismus: https://www.esm.europa.eu/

    Sein Sitz ist übrigens in Luxemburg: Europäischer Stabilitätsmechanismus – Wikipedia

    Er ist auch noch tätig, wie man auf der oben verlinkten Website sehen kann. Es ist ja gleichgültig für die Diskussion hier, ob es sich um eine Behörde im rechtlichen Sinne handelt, aber die Strukturen sind seit 2010 eben längst da und können (und werden bereits) problemlos auch für weitere Instrumente, nennen wir sie Eurobonds, übernommen werden.


    Meiner Meinung nach daher: kein Boom für Frankfurt aus dieser Ecke zu erwarten.

  • Ich wüsste nicht welche Bedingungen Eurobonds für Deutschland jemals attraktiv machen könnten. Seit Jahrzehnten sind sich alle etablierten Parteien einig, dass das schlecht für Deutschland ist und alle deutschen Institutionen kämpfen zu Recht dagegen. Zweckgebunden gab es sie schon, aber dieser Damm darf nicht auch noch brechen, nach Maastricht und 2%-Ziel.


    Was die DFA angeht und die örtliche Nähe zur Bundesbank. Ja, formal stimmt das. Allerdings hatte die BB einen fantastischen Ruf

    , niemand hat jemals an ihrer Solidität und Unabhängigkeit gezweifelt. Das ist bei der EZB bekanntermaßen anders.

  • Der Chef der deutschen Bank Christian Sewing hat am 29.04.2025 einen interessanten Kommentar im Handelsblatt veröffentlicht.


    Es geht um den Plan: ReArm Europa der EU.


    Der Plan sieht vor, bis zu 800 Milliarden Euro zu mobilisieren, um die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union aufzurüsten. Unter anderem, um Europa militärisch unabhängiger von den USA zu machen.


    Dazu sei eine koordinierte Beschaffung in Europa notwendig, um den Unternehmen Planungssicherheit zu geben.


    Bis zu 12 Billionen (nicht Milliarden!) Euro an Investitionskapital könne man für Europa mobilisieren, wenn man privates Kapital mit öffentlichen Garantien kombiniere.


    Als Beispiel nennt er die Corona-Krise, als die Europäische Investitionsbank mit 24 Milliarden Euro an Garantien rund 186 Milliarden an Investitionen mobilisieren konnte.


    Nun will er, dass die EU eine Investitionsbank gründet, die ähnlich vorgeht.


    Nur in einer viel größeren, geradezu gigantischen Dimension.


    Längst gibt es vielversprechende Ideen für eine spezielle Bank für Verteidigung, Sicherheit und Resilienz.


    Was ich damit sagen will: Es läge nahe, eine solche Bank in Frankfurt anzusiedeln.


    Dort, wo bereits die wichtigste nationale Notenbank und die Europäische Zentralbank ihren Sitz haben.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Deutschland diese Bank in Paris, Madrid oder Mailand sehen will, um sie dort dem Einfluss und den Begehrlichkeiten der dortigen Politik auszusetzen.


    Wenn die Beschaffung von Rüstungsgütern und Investitionen in zukunftsträchtige Unternehmen wirklich europäisch organisiert würden - vielleicht über eine europäische Rüstungsagentur - könnten Fehlinvestitionen wie der Bau eines internationalen Flughafens in menschenleeren Halbwüsten vermieden werden.


    Sein Kommentar enthält noch viele weitere Punkte und Gedanken, aber das würde hier zu weit führen.


    Interessant ist noch, dass er von einer Spar- und Investitionsunion spricht.


    Außerdem spricht er von einem gemeinsamen europäischen Kapitalmarkt.