Ökonomische Perspektiven Frankfurts

  • Der heutige Kommentar in der FAZ dazu spricht Bände. Endlich diskutiere man dieses zukunftsweisende Thema auch öffentlich und in allen Parteien mit der nötigen Dringlichkeit. Jetzt wo man in Wiesbaden merkt was alles auf dem Spiel steht, kommt die angemessene, wenn auch reichlich späte, kritische Auseinandersetzung damit. Dies dürfte auch die hessische Börsenaufsicht dazu veranlassen umso gründlicher und kritischer mit ihrer Prüfung umzugehen.


    Bezeichnend war das aggressive Auftreten von Börse-Chef Reto Francioni in den Gesprächen in New York. Der sonst besonnene Schweizer soll mit Fusionskritikern extrem barsch umgegangen sein und die Gräben nur weiter vertieft haben. Da scheint wohl jemand Angst zu haben, dass seine Felle (d.h. ein sicherlich lukrativer Fusions-Bonus) davon schwimmen.


    Bouffier forderte mehr Transparenz über das Jahr 2015 hinaus. So solle gewährleistet sein, dass Frankfurt von einer möglichen Gewinnerhöhung und Mehrgeschäft durch die Fusion auch langfristig profitiert. Doch genau dieser Punkt scheint unwahrscheinlicher denn je zu sein.


    Zum OTC-Market: In diesem risikobeladenen Markt befinden sich die extrem destruktiven Credit Default Swaps, die den Crash 2007 potenzierten. Der 2010 Dodd-Frank Wall Street Reform Act wird das Clearing von einigen Transaktionen einführen. Die Commodity Futures Trading Commission will besonders für Standardisierung, Transparenz und weniger Extremrisiken sorgen. Es zeigt sich also, dass das Derivategeschäft an Bedeutung verlieren soll, daher wäre der Verlust des Börsengeschäfts ein absoluter Bärendienst.

  • BASF & INEOS wollen ihre Styrol-Kunststoff-Geschäftsbereiche in einem JointVenture zusammenlegen, das seinen Sitz in Frankfurt haben soll.


    Das Gemeinschaftsunternehmen hat den Namen Styrolution erhalten. Im Bürohaus Erlenstraße 2, das liegt in der Nähe des Wolkenkratzers Westendstraße 1 der DG, wurde nun 4.000 m² Bürofläche angemietet (Quelle) und auch bereits bezogen. Ein schöner Erfolg, wenngleich natürlich weit weniger Angestellte nach Frankfurt kommen werden als oben in Beitrag #76 spekuliert (die dort genannten Zahlen dürften Beschäftigte in der Produktion einschließen), legt man Durchschnittswerte für Bürofläche pro Arbeitsplatz zu Grunde. Vermieter ist die Generali Deutschland Immobilien GmbH.

  • Manager Magazin sieht ein Scheitern als Gewinn für Frankfurt

    Ein kritischer Artikel zur geplanten 9 Milliarden-Dollar-Börsenhochzeit steht seit dem 16. Dezember im Manager Magazin. Die Tendenz gehe derzeit gegen einen Deal aufgrund des Gegenwindes aus Brüssel, Frankfurt und Wiesbaden. Neben den bereits bekannten Argumenten sind neue Bedenken um den Finanzplatz Frankfurt hinzugekommen, die nicht von der Hand zu weisen sind.


    Weitere Argumente contra Fusion:

    • Trotz Beteuerungen von NYSE und Deutsche Börse wird die Beinahe-Monopolstellung von 90% im Derivatehandel (d.h. das Geschäft mit abgeleiteten Finanzinstrumenten) in Brüssel äußerst kritisch gesehen. Es ist vorstellbar, dass ein Verkauf der NYSE-Tochter Liffe zu einer Bedingung der Fusion werden könnte. Damit wäre ein sehr wichtiger Synergie-Effekt für Frankfurt nichtig geworden.
    • Die Deutsche Börse verkauft sich weiterhin unter Wert, da man relativ zur NYSE Euronext den deutlich höheren Börsenwert, den größeren Umsatz, die höhere Rentabilität und mit Abstand mehr Liquidität besitze. Die NYSE hat vor allem deutlich mehr Schulden, die man dann auf den neuen Partner abladen könnte. Im 8-Personen Vorstand wären aber nur 50% der Manager aus Frankfurt.
    • Die Aktionärsstruktur von 40%-60% zugunsten der Deutschen Börse ist beschönigt, denn die Eschborner befinden sich schon heute zu mehr als 30 Prozent in US-amerikanischer Hand. Daher entstünde von Anfang an ein Ungleichgewicht zum Vortel der Amerikaner von 60%. Zudem würden einige Fonds und institutionelle Anleger aus Deutschland, die dem Dax angehören, wahrscheinlich aussteigen.
    • Die hessische Börsenaufsicht bzw. das zuständige hessische Wirtschaftsministerium beschäftigt sich derweil mit dem neuen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, der durch die neue Holding mit in den Niederlanden entsteht. Die Deutsche Börse würde in dieser Konstellation den Verlust der wirtschaftlichen Eigenständigkeit hinnehmen müssen. Das wäre als ein direkter Versoß des hessischen Börsenrechts zu werten (Paragraph 6) und geht aus einem Gutachten von Ulrich Burgard, Rechtsprofessor an der Universität Magdeburg, hervor.


    Argumente pro Fusion:

    • 400 Millionen Euro Kosteneinsparungen pro Jahr
    • 150 Millionen Euro an zusätzlichen jährlichen Umsatzsynergien
    • Sonderdividende von zwei Euro je Aktie
    • Alternative Märkte wie Chi-X üben starken Druck auf die etablierten Börsen aus


    Es scheint, je länger sich die Experten und zuständigen Gremien mit der Legalität der Fusion auseinander setzen, umso mehr Einwände gibt es. Der Faktor Zeit spricht deutlich gegen die Verschmelzung, die man viel passender als Übernahme der Deutschen Börse durch die NYSE Euronext bezeichnen sollte.

    4 Mal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • Vermutlich wäre es wirklich besser für Frankfurt (was nun besser für das Unternehmen ist, sei dahin gestellt), wenn die Fusion platzen würde. Es ist für mich unbegreiflich, wie sich die Deutsche Börse überhaupt auf eine Fusion "unter gleichen" einlässt, die dann in Wahrheit auch gar keine ist sondern nur so vor Dominanz der amerikanischen Frende strotzt. Das Unternehmen in der Regel nicht mehr "patriotisch" sind, ist nunmal so, aber dann ist es meiner Meinung nach an der Politik ein potenzielles Ausbluten des Finanzplatzes Frankfurt zu verhindern.


    Es wäre vermutlich besser, wenn die Deutsche Börse kleinere Börsenunternehmen aufkaufen würde, anstatt sich auf eine "Fusion unter Gleichen", die im Falle des Fnanzplatzes New York niemals eine sein kann, einzulassen.

  • LEIDER

    Golden Age: sehr guter Beitrag mit richtigen Argumenten.


    In den entsprechenden Etagen in Europa wird man sich auch langsam dieses Kuhhandels bewusst.


    Jedoch: mit Verweis darauf, dass der Finanzplatz Frankfurt ohne diese Fusion keine realistischen Zukunftsaussichten bspw. gegen London haben würde, tendieren die Veto-Holder zur Zustimmung. Deshalb tauchen solche Kompromissverkaufsforderungen auf.


    Die Tendenz, die Golden Age anspricht, wäre die logische, ist aber momentan nicht wirklich die angebahnte.


    Bei allem, wie es z.Zt. aussieht, dürfen die NYSE-ler weiter vor Lachen nicht zu Ruhe kommen. LEIDER

  • Brüssel untersagt Börsenfusion

    Hi Leute, bin am Arbeiten, aber diese Meldung bezüglich der Börsenfusion möchte ich euch nicht vorenthalten:


    http://www.faz.net/aktuell/wir…se-mit-nyse-11633879.html


    Die Fusion der Frankfurter und der New Yorker Börse ist vom Tisch. Brüssel legt sein Veto ein. Als Hauptgrund gegen die Fusion wird das Fastmonopol im Derivatehandel genannt.


    Ich persönlich halte das für den Finanzplatz Frankfurt eine gute Nachricht. Oder wie seht ihr das?

  • Das ist ein guter Tag für den unabhängigen Finanzplatz Frankfurt.


    Ein besonderer Dank geht an Joaquín Almunia, dem Wettbewerbskommissar der EU und der hessischen Börsenaufsicht (Wirtschaftsminister Dieter Posch), die völlig zurecht auf die Risiken hingewiesen haben.

    Wer den Terminhandel bzw. den lukrativen Devisenhandel Europas zu 90% dominiert, hätte eine solche Marktdominanz, dass der Wettbewerb nachhaltig gestört worden wäre. Mittelfristig wäre der Deutschen Börse das selbe Schicksal ereilt wie der Vierländerbörse Euronext in Paris, die alle wesentlichen Kompetenzen abtreten musste und heute als abnickende Dukatenesel fungieren. Die Holding-Gesellschaft in Amsterdam wäre eine Art "trojanisches Pferd" für die Deutsche Börse geworden, da diese Holding nicht nur alle Gewinne, sonder viele Kompetenzen vereinnahmt hätte. Die SEC hätte zudem den Finanzplatz mit "Compliance" Bürokratie überzogen und das Know-How um Xetra wäre unwiderruflich verloren gegangen. Das bleibt Frankfurt nun glücklicherweise erspart.


    Wie geht es weiter?
    Laut Sueddeutscher Zeitung hat die Deutsche Börse bereit 80 Millionen Euro für die gescheiterte Fusion ausgegeben. Die US-Börse will nun die Fusionsvereinbarung auflösen. Eine "termination fee" bzw. ein "break-up agreement" würde weitere 250 Millionen Euro kosten. Herr Francioni, bitte treten Sie zurück!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Golden Age () aus folgendem Grund: Grammatik

  • Eine Strafzahlung ("break-up fee") fällt nach dieser Quelle nicht an wenn Regulierungsbehörden den Zusammenschluss verhindern. Die 250 Millionen Euro wären (jetzt noch) nur dann zu zahlen, wenn sich einer der verhinderten Partner innerhalb der nächsten neun Monate mit einem anderem Unternehmen zusammenschließen würde.

  • Das ist gut zu wissen, danke.


    Für Börsenchef Reto Francioni ist es schon der zweite geplatzte Fusionsversuch nachdem auch schon Zusammenschlüsse mit der britischen LSE (unter Seifert) und der französischen Euronext scheiterten. Der Aufsichtsrat wird ihn hoffentlich endgültig abservieren, denn es wurden schon zu viele Gelder vernichtet und Kapital gebunden um die diversen Fusionen voran zu treiben. Trotzdem wird man sich nun Richtung Asien oder Südamerika orientieren um einen strategischen Partner zu suchen.


    Übrigens ist es bereits der dritte gescheiterte Börsendeal binnen eines Jahres. Ebenso kamen die Fusionen von der australischen ASX und der Börse Singapur sowie der London Stock Exchange und der kanadischen TMX nicht zustande. Daher war es für die Märkte absolut vorhersehbar, dass sich die Tendenz vorerst fortsetzt. Keiner wollte das nächste "Euronext" sein.


    KORREKTUR: Wie garcia anmerkt, handelt es sich bei Francioni nicht um den dritten gescheiterten Anlauf, sondern um den zweiten. Das war auf vielen Webseiten leider nicht fein säuberlich von einander getrennt. Beim nächsten Mal passe ich besser auf...

    3 Mal editiert, zuletzt von Golden Age () aus folgendem Grund: Korrektur

  • Ich schätze Deine Beiträge sonst sehr, GoldenAge. Aber hier geht Dir eindeutig die Sachlichkeit verloren.


    Die gescheiterte Fusion mit der LSE geht noch auf Francionis Werner Seifert zurück. Dieser musste damals tatsächlich seinen Job an den Nagel hängen. Die von Dir genannten internationalen Transaktionen kamen vor allem aufgrund nationaler Interessen nicht zu stande. Der Vergleich hinkt daher erheblich.


    Man kann die Fusion mit der NYSE trotzdem kritisch sehen, aber das sollte dann bitte sachlich richtig begründet werden.

  • Es wird gespart: Einige Beispiele

    In den Druckversionen einiger Lokalzeitungen wurde in den letzten Tagen sehr detailliert berichtet welche Projekte dem Sparzwang ganz oder vorerst zum Opfer fallen. Insgesamt werden €88 Millionen im Ergebnishaushalt eingespart und €97 Millionen im Investitionsprogramm. Das Defizit wird somit auf rund €271 Millionen reduziert nachdem man im Herbst noch mit einem Minus von €340 Millionen gerechnet hatte.


    Hier ist ein Auszug der Streichliste aus dem Journal Frankfurt, der Neuen Presse oder der Rundschau:
    - Bekämpfung von Folgekosten: Bauliche Standards und Standardraumprogramme sollen überarbeitet werden.
    - Sanierungen: Überarbeitung bzw. Verschiebung der Pläne für den Bolongaropalast in Höchst (Kürzung von €37 auf €27 Mill.)
    - Transport: Verzicht auf die Verlängerung der U-Bahnlinie U5 zum Frankfurter Berg (€4,4 Mill. Ersparnis)
    - Altstadt: Verschiebung des Stadthaus-Baus (€20,8 Mill. Ersparnis)
    - Kultur: Erweiterung des Museums der Weltkulturen verschoben (€6,3 Mill. Planungs-Ersparnis für dieses Jahr)
    - Parks: Denkmalgerechte Holzhausenpark-Sanierung entfällt (€1,3 Mill. Ersparnis)


    Projekte, die schon vor den neusten Sparbemühungen unter die Räder gekommen sind:
    - Verschiebung Modernisierung Kleinmarkthalle
    - Umbau Konstablerwache
    - Beseitigung Hauptwachen-Krater
    - Verschiebung Sanierung Alte Brücke
    - Dachsanierung am Römer (Langer Cohn/Kleiner Franz)
    - Arkaden am Rathaus Nord


    Mein Vorschlag:
    Angesichts der vielen Bauprojekte, die in der City gestrichen wurden, sollte die Koalition auch darüber nachdenken die Stadtteile in der Peripherie mehr in die Pflicht zu nehmen. Es ist sicherlich gut, dass Höchst ein (teures) neues Klinikum und der Riedberg eine luxuriöse Infrastruktur erhält, aber die Innenstadt sollte die klare Priorität haben. Damit meine ich Projekte wie der dringend benötigte Umbau der stadtspaltenden Berliner Strasse oder die unabdingbare Sanierung des verkommenen Bahnhofvorplatzes. Zurecht wartet man zudem bei der Einhausung der A661 lieber auf Zusagen des Bunds oder bei einer Multifuntionsarena auf private Investoren. Beim kostspieligen wie auch prestigeträchtigen Kulturcampus Bockenheim wird man sich wohl ebenso auf schmerzhafte Kostensenkungen einstellen müssen.

    11 Mal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • 80 Millionen Euro weniger Neuverschuldung

    Laut FNP berichtete Stadtkämmerer Uwe Becker gestern im Haupt- und Finanzausschuss, dass das Haushaltsdefizit 200 Millionen Euro für 2012 betragen dürfte. Auch wenn ein ausgeglichener Haushalt in absehbarer Zeit nicht in Sicht sei, sind dies immerhin 80 Millionen Euro weniger Neuverschuldung, als man vor kurzem noch im Haushaltsplan kalkulieren bzw. beschließen musste.


    Gründe für das "kleinere" Defizit nennt die FNP nicht. Da die Einnahmequellen der Stadt begrenzt sind, gehe ich mal davon aus, dass man aufgrund der guten Konjunktur - in Deutschland - mit höheren Steuereinnahmen rechnen kann, als bisher gedacht.

  • 100 Millionen Euro für den Osthafen

    Erfreuliche Nachrichten gibts in der FAZ bezüglich des Osthafens. Laut einer Umfrage der Hafengemeinschaft, der 30 von 32 Hafenbetriebe angehören, wollen die ansässigen Unternehmen bis 2020 fast 100 Millionen Euro im Osthafen investieren. Allein das Logistikunternehmen Rhenus will 23 Millionen Euro in einen Containerterminal investieren. Auch die von der Schließung bedrohten Hildebrandmühlen sollen für ca. 9,5 Millionen Euro modernisiert werden. Die fast 100 Jahre alte Mühle soll zu einem "Schmuckstück" umgebaut werden. Ob damit nur die Mühlenanlage sowie deren Produktivität & Rendite gemeint ist oder am Mühlengebäude selbst etwas getan werden soll, geht nicht hervor. Zudem wird Wirtschaftsdezernent Markus Frank vom Vorstandschef der Mühlenbetreiber gelobt, da dieser gezeigt habe "dass man uns bei der Stadt Frankfurt wichtig findet".


    Letzteres war für die Investitionentscheidung der Mühle sicher nicht unerheblich und zeigt wie wichtig es als Wirtschaftsdezernent ist mit den Unternehmen zu kommunizieren. Hoffentlich macht dies der neue OB Feldmann, der ja bekanntlich das Wirtschaftsdezernat übernehmen möchte, genauso gut.

  • Neuansiedlung Braskem

    Es gibt wieder eine Neuansiedlung zu vermelden: Der brasilianische Kunststoffhersteller Braskem hat in der Welle 1.200 qm angemietet, um von dort aus "das Geschäft in Europa zu steuern und weiter auszubauen".



    Quelle: http://www.deal-magazin.com/index.php?cont=news&news=24947

  • weniger Beschäftigte - Gewerbesteuerrekord

    In der FNP gab es zwei kleine Artikel, die Bezug auf die Frankfurter Wirtschaft nehmen.


    In diesem wird erwähnt, dass der DGB Frankfurt ermittelt hat, dass es im Jahr 2011 22.500 weniger sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Frankfurt gab. "Zuletzt" seien 497.200 sozialversichert Beschäftigte in Frankfurt gezählt worden.


    Erfreulicheres wird in diesem Artikel erwähnt: Die Stadt Frankfurt "konnte von April bis Juni dieses Jahres ihre Einnahmen aus der Gewerbesteuer mit 489,3 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahresquartal mehr als verdoppeln".
    In ganz Hessen stiegen die Gewerbesteuereinnahmen übrigens um 41,1% auf 1,2 Millarden Euro - außer in Offenbach, das 12,2% weniger einnehmen konnte.


    Die Mehreinnahmen lassen mich hoffen, dass das bisher einkalkulierte Defizit von über 200 Millionen Euro im aktuellen Frankfurter Haushalt vielleicht deutlich geringer ausfallen wird.


    Nachtrag: Hier erwähnt die FNP nun, dass die oben genannten Zahlen das schlechte 1. Quartal mit "nur" 243 Millionen Euro ausgleichen. Damit ist man ungefährt auf Kurs der veranschlagten 1,39 Milliarden Einnahmen. Deshalb bleibt es wohl beim eingeplanten Defizit.

    Einmal editiert, zuletzt von OffenbacherBub () aus folgendem Grund: Nachtrag eingefügt

  • Der Artikel ist leider unklar geschrieben. Tatsächlich ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Frankfurt um über 10.000 Personen auf 505.707 gestiegen (Stand Dez. 2011). Meines Wissens ein Rekordwert für mind. die letzten 15 Jahre. Die Zahl des DGB von 497.202 spiegelt den Stand im Juni 2011 wieder. Der DGB hat wohl nur darauf hingewiesen, dass 22.500 Beschäftige ihren Job verloren haben. Die dazugehörige Statistik findet sich hier.


    Dass Firmen Mitarbeiter entlassen, weil sie Pleite gehen oder Geschäftsrückgänge verzeichnen wäre aber selbst in einer boomenden Wirtschaft ganz normal. Bei ingesamt steigenden Arbeitskräftezahlen stehen die Chancen nicht schlecht, dass die meisten der genannten Neuarbeitslosen auch wieder eine neue Anstellung gefunden haben.

  • Die Gewerbesteuer-Zunahme ist eine faustdicke Überraschung, das sind wertvolle Fettpolster für die kommenden mageren Jahre. Es wird für mich aber immer ein Rätsel bleiben wie es Offenbach schafft in mitten einer der wirtschaftsstärksten Regionen Europas seit Jahrzehnten eine so blamable Bilanz des Scheiterns vorzuweisen. Eine Gewerbesteuer-Abnahme von 12,2%während Hessen um 41% steigt, muss man erstmal hinkriegen. Man hat sich in Offenbach viel zu sehr ins Schicksal gefügt und das ewige "Underdog" Image akzeptiert. Das ist aber deutlich zu wenig, denn das Potenzial der fünftgrößten hessischen Stadt ist angesichts der Lage eigentlich enorm.

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    Dafür dürfte die Pleite von MAN Roland schon fast alleine ausreichen.


    Und auch für die Ansiedlung von Unternehmen ist die Lebensqualität ein relevanter Faktor - wenn man weder während der Arbeit die Fenster öffnen, noch in der Mittagspause nach draußen gehen kann, ohne dass Gespräche unmöglch werden weil alle zwei Minuten ein Flugzeug kommt, zieht das keine Firmen an.

  • Na ja Xalinai, daran kann es ja nicht liegen. Schließlich beweist man in Gateway Gardens gerade auch, dass man viele Firmen ansiedeln kann, obwohl dort die Flugzeuge so nah und laut wie kaum wo anders sind. Als ich noch am Kaiserlai gearbeitet habe, konnten wir die Fenster offen lassen und haben bei schönen Wetter auch draußen gegessen. Ja man hat die Flugzeuge gehört, aber ich konnte mich trotzdem immer problemlos mit anderen unterhalten.


    Auch die Einwohnerzahl ist in Offenbach die letzten Jahre weiter gestiegen. Aufgrund der hohen Mieten in Frankfurt und den günstigen in Offenbach ziehen auch immer mehr Studenten in die Innenstadt. Ich kenne einen Hausverwalter, der für seinen Chef & Immobilienbesitzer derzeit 2 Häuser nahe dem Hauptbahnhof saniert und zu Studenten-WGs umbaut. Auch an der Waldstraße 10 wird von ihm demnächst eine Hinterhaus zu eine Art Motel für Studenten umgebaut.


    Also so lebensfeindlich kann Offenbach trotz Fluglärm nicht sein, was man auch daran erkennt, dass sich z.B. am Mainufer immer mehr Menschen im freien aufhalten.


    Nun ist die Frage, warum das was bei Privatpersonen funktioniert, nicht mit Firmen passiert. Und hier hilft ein Blick auf die Hebesätze der Gewerbesteuer. Offenbach ist bei 440, Frankfurt bei 460. Auch wenn es die Fluglärmgegner nicht gerne hören, aber das große Pfund von Offenbach ist ja gerade die Nähe zum Flughafen und die gute Verkehrsanbindung dorthin. Aber das trifft auch auf andere Städte nahe Frankfurt zu. Wieso sollte ich als Firma dann ausgerechnet nach Offenbach ziehen? Und genau diese Frage müsste man mit einem guten Standortmarketing für Offenbach klären. Doch ein solches kann ich nicht erkennen. Offenbach hat immernoch einen sehr sehr schlechten Ruf in Deutschland. In Frankfurt erkenne ich zudem, dass man sich im Wirtschaftsdezernat aktiv um Firmenansiedlungen bemüht. In Offenbach sehe ich das nicht wirklich.


    Alternativ könnte man auch mal den Gewerbesteuer-Hebesatz deutlich reduzieren, um Firmen anzulocken. Muss ja nicht so extrem wie in Eschborn werden, aber Eschborn hat bewiesen das es funktionert.


    Offenbachs Probleme sind für mich daher hausgemacht. Anstatt was zu ändern sind aber in Offenbach immer die anderen Schuld, wie OB Schneider es letztens bei "OB vor Ort" im Mathildenviertel kund tat: "institutionelle Verfasstheit in Hessen", der Flughafen und die Frankfurter Millionäre (auf dem Lohrberg), die nicht von Anfang gegen die neue Landebahn gekämpft haben usw.
    Wo so eine Einstellung hinführt sehen wir gerade in Griechenland...

  • Das sehe ich genauso wie OffenbacherBub. Mit 440% Gewerbesteuerhebesatz liegt Offenbach am oberen Ende in Hessen zusammen mit Wiesbaden und Kassel (nur Frankfurt liegt mit 460% noch höher). Mit Kassel konkurriert man ob der unterschiedlichen Lage in Hessen nicht direkt, aber mit Wiesbaden schon und wenn Du Unternehmer und Mitarbeiter fragst, wo sie lieber hin möchten, dann werden die meisten wohl eher WI als OF nennen.


    Gäbe es im RM-Gebiet allerdings nur F, OF und WI wäre das ja noch gut, aber man konkurriert eben auch noch mit Städten wie Eschborn (280%), Bad Vilbel (300%), Bad Homburg (350%), Oberursel (360%), Hanau (430%), Neu-Isenburg (zum 1.1.2012 auf 320% gesenkt), Darmstadt (425%), Rüsselsheim (390%), usw.


    Und die sind eben alle billiger, größtenteils genausogut an den Flughafen angebunden und was die Lebensqualität und das Umfeld angeht teilweise noch deutlich besser als OF.


    Insofern glaube ich nicht, dass sich an der Situation von OF in den nächsten Jahren soviel ändern wird. Der Druck auf die Mietpreise wird sicherlich vermehrt Leute dazu bewegen nach OF zu ziehen, aber ohne Unternehmensansiedlungen wird man aus dem Loch nicht rauskommen.