Das alte Düsseldorf / Denkmalschutz

  • Blickfang Jugendstil-Fassade

    Zufällig habe ich diese Pressemeldung vom Anfang Juli gefunden - über den Kauf eines Bürohauses an der Jägerhofstraße, nur wenige Hausnummern vom abgerissenen Haus entfernt. Kein Vorteil der Immobilie wird so stark betont wie die Jugendstil-Fassade - ob Büro oder Wohnen, auf sowas zu verzichten ist wertmindernd.


    In dem hier zusammengefassten RP-Artikel fand ich interessant, dass in Krefeld die geringsten Leerstände entweder modernste oder historische (vor 1945 gebaute) Büroobjekte aufweisen. Stil scheint die Vermietbarkeit fast so gut zu garantieren wie modernste Ausstattung.

  • Dieses weitere Projekt auf der Jägerhofstraße halte ich vorallem deshalb für ungewöhnlich, da sich die Baustelle auf die Jägerhofstraße erstreckt, die Jägerhofstraße dafür verschwenkt wurde und sich ein Stück in den Hofgarten reingefressen hat. Und das für die Modernisierung eines Hauses? Großzügig von der Stadt.


    Weiter ist interessant, dass so ein schmales Haus, das zwar in erster Hofgartenreihe aber doch gleichzeitig an einer relativ viel befahrenen Kreuzung mit Straßenbahnverkehr befindet, anscheinend so teuer zu vermarkten ist, dass sich solche doch sehr aufwändigen Umbaumaßnahmen rechnen. Für mich wäre das jedenfalls weder 1. noch 2. noch 3. Wahl: Südseite zur vielbefahrenen Straße und Balkon zur Nordseite.


    Mieten in dieser Lage steigen übrigens gerade auf rund 12 Euro/m² kalt.

    Einmal editiert, zuletzt von nospam () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Wasserkanal zur Kö

    Die RP berichtete vor einer halben Stunde, dass im Verlauf der Arbeiten am Nordende der Kö Teile der 1804 bis 1809 errichteten Wasserzufuhr zum Graben gefunden wurden. Sie befinden sich im überraschend guten Zustand - anders als die zuvor freigelegten Teile auf der anderen Seite des Corneliusplatzes. Ob sie erhalten werden, wird die Stadtverwaltung mit den Denkmalschützern ausdiskutieren.


    Ich wäre für den Erhalt. Gestern sah ich die ausgegrabenen Mauern vor dem Steigenberger Parkhotel, leider habe ich kein Foto gemacht.

  • Sanierung der Bastionsmauer in Kaiserswerth

    Die Stadtverwaltung berichtete heute über die Sanierung der maroden - stellenweise abrutschenden - historischen Bastionsmauer in Kaiserswerth aus dem 16.-18. Jahrhundert. Sie soll 8 Monate dauern und 1,6 Mio. EUR kosten - die Hälfte übernimmt die Bezirksregierung.

  • Sanierung der Bastionsmauer in Kaiserswerth (#2)

    ^ Über die Arbeiten berichtete die WZ am 10. Mai. Die losen Steine wurden zum Teil per Hand abgetragen. Derzeit wird eine Betonwand errichtet, die künftig die Mauer tragen soll. Danach wird vor dieser Stützwand eine zweite Mauer aus den abgetragenen Originalsteinen gemauert - ist ist wichtig, möglichst wenige durch neue zu ersetzen. Über ein Drittel der Arbeiten wurde bereits ausgeführt - Ende September soll alles fertig sein.

  • Denkmalschutz

    Es scheint in Düsseldorf mittlerweile zum Trend zu werden, Gebäude mit gut erhaltenen Gründerzeitfassaden abzureißen (mir fällt direkt die Wasserstraße, die Florastraße und die Jägerhofstraße ein). Bei dem abgerissenen Gebäude in der Inselstraße kann ich mich an einen Artikel erinnern, in dem als Grund für die Abrissgenehmigung genannt wurde, dass es dem Eigentümer nicht zumutbar sei, die Kosten für die Sanierung des Gebäudes zu tragen. Bei dem Anblick des Gebäudes in maps.google ist diese Begründung schwer nachvollziehbar, da das Haus einen soliden Eindruck erweckt und in dieser 1a Lage sicherlich auch nicht so heruntergewirtschaftet wurde, dass einsturzgefährdet gewesen ist. Der Entwurf für den Neubau von Ralf Schmitz ist zwar recht gefällig, allerdings wäre es in der Inselstraße mit sehr viel erhaltener Bausubstanz der Vorkriegszeit passender gewesen, dass z. B. der als Fremdkörper wirkende benachbarte schwarze Kasten durch den neuklassizistischen Neubau ersetzt worden wäre.
    Bei dem vorliegenden Beispiel könnte man den Eindruck gewinnen, als wenn hier gute Freunde des Investors beim Denkmalamt bzw. Bauamt sitzen würden :nono:

  • ^^ Die Fälle häufen sich in der Tat.


    Die Florastraße ist allerdings ein schlechtes Beispiel, da es dort keine echten Gründerzeitler waren. Ralf Schmitz baut übrigens recht viel oder mehr weniger geschmackvolles Retro.

  • Das Beispiel Florastrasse passt aus meiner Sicht sehr gut, weil die dort abgerissenen "nicht echten" Gründerzeitfassaden von Originalen nicht zu unterscheiden waren und perfekt in den Charakter der Florastrasse passten. Ebenso konnte ich mich auch dort beim Lesen der Zeitungsartikel nicht dem Eindruck erwehren, dass nur nach einem noch so dünnen Grund gesucht wurde, um die Unterschutzstellung der Fassaden zu verhindern und deren Abriss zu ermöglichen, damit der Investor seine Tiefgarage bauen kann.

  • Wenn eine Fassade nur dem Stil einer Epoche nachgebildet ist, braucht man den Grund nicht lange zu suchen. Der Denkmalschutz betrifft nur Originale. Die Unterschutzstellung würde vor Gericht sofort gekippt.

  • und deren Abriss zu ermöglichen, damit der Investor seine Tiefgarage bauen kann


    Dazu muss man erinnern, dass ein Investor keine Wahl hat, da bereits bei umfassendem Umbau die städtische Verordnung mit der Stellplatzpflicht greift, die meist nur mit einer TG erfüllt werden kann - was nur bei Abriss und Neubau möglich ist. Einmal habe ich bereits geschrieben, dass dies auf längere Sicht einem Todesurteil für etliche Gründerzeithäuser gleicht - falls die Vorschriften sich nicht ändern.

  • Das geht zwar jetzt langsam am Thema des Strangs vorbei..... aber ist die Erhaltung der bloßen Fassade mit dem vollständigen Neubau incl. Tiefgarage dahinter mit so erheblichen Mehrkosten verbunden, dass dies zum Totschlagargument gereicht, jeden Gründerzeitler nach Gutdünken abzureißen. Also gibt es ungefähre Erfahrungswerte diesbezüglich im Sinne durchschnittlicher Mehraufwand 10 - 20 % ?

  • Dazu muss man erinnern, dass ein Investor keine Wahl hat, da bereits bei umfassendem Umbau die städtische Verordnung mit der Stellplatzpflicht greift, die meist nur mit einer TG erfüllt werden kann - was nur bei Abriss und Neubau möglich ist. Einmal habe ich bereits geschrieben, dass dies auf längere Sicht einem Todesurteil für etliche Gründerzeithäuser gleicht - falls die Vorschriften sich nicht ändern.


    Das stimmt so nicht!
    Umbauen und sanieren kann man soviel man will, die Stellplatzpflicht greift erst, wenn man die Anzahl der Wohnungen erhöht.
    Zudem gibt es auch die Möglichkeit, Stellplätze abzulösen - sonst würde ja kein einziger Speicher mehr in eine Wohnung umgebaut werden können.

  • Das geht zwar jetzt langsam am Thema des Strangs vorbei.....


    Vielleicht sollte man die Beiträge ab #42 nach "Wohnen in Düsseldorf" verschieben.




    Es sind nicht nur Wohngebäude, daher ist das Thema hier wohl am besten verortet. Ec


    aber ist die Erhaltung der bloßen Fassade mit dem vollständigen Neubau incl. Tiefgarage dahinter mit so erheblichen Mehrkosten verbunden, dass dies zum Totschlagargument gereicht, jeden Gründerzeitler nach Gutdünken abzureißen.Also gibt es ungefähre Erfahrungswerte diesbezüglich im Sinne durchschnittlicher Mehraufwand 10 - 20 % ?


    Da muss man unterscheiden (wie Echnaton schon schrieb).
    Wenn es ein echtes Gründerzeithaus ist und dann wohl auch unter Denkmalschutz steht, muss ein Abriss mit diesem vereinbar sein.
    Was beim bloßen Wunsch nach einer Tiefgarage nicht ist - schlechte Bausubstanz und z.B. Hasuschwamm rechtfertigen den einen Abriss schon eher.
    Bei einer nachempfundenen Fassade gibt es keine rechtlichen Möglichkeiten, kein Denkmalschutz - kein Gebäudeschutz.
    Es gibt nur noch den Ensembleschutz, der dann zumindest eine orignalgetreue Rekonstruktion fordern könnte oder auch bei Bestandsgebäuden
    z.B. Sonnenkollektoren (durch den Denkmalpfleger) verbieten kann.
    Hier ein paar Links:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Denkmalschutz
    http://de.wikipedia.org/wiki/Geb%C3%A4udeensemble
    http://www.rechtsprechung.nied…783&st=null&showdoccase=1
    Das es Erfahrungswerte gibt, um die Mehrkosten zu pauschalisieren, glaube ich nicht, dazu dürfte es zu viele beeinflussende Faktoren geben, wie z.B. Gebäudehöhe,
    Art des Neubaus dahinter (u.a. neue Kellertiefe, Gründungsmaßnahmen), schlechtere Bebaubarkeit, wenn das Haus in einer Häuserreihe steht (und alles mit dem Kran über die Fassade gehoben werden muss).
    Zudem muss im Zusammenhang mit Mehrkosten auch noch berücksichtigt werden, dass durch die vorgebene Fassade und die Raumhöhen nicht nur die nutzbare Wohnfläche gegenüber einem kompletten Neubau sinkt, sondern alleine schon durch den umgerechneten Grundstücksanteil erheblich teurer wird.

  • Alte Fassade an der Heinrich-Heine-Allee

    Diese unscheinbare Fassade zwischen dem Breidenbacher Hof und der Trinkaus-Passage hat eine alte Fassade mit üppiger Steinmetzarbeit zugedeckt, die im Verlauf des Umbaus teilweise abgedeckt wurde. Gestern habe ich gesehen, wie die alte Fassade mit einer Spiegelreflex dokumentiert wurde - dann tat ich es für DAF mit meiner Stets-zur-Hand-Billigknipse. Ich glaube nicht, dass die alte Fassade wiederhergestellt wird, wie schön es auch wäre - bestenfalls wird sie eher wieder zugedeckt, wenn nicht gar zerstört.

  • Es wird wohl beabsichtigt, leider nur einen Teil der Sandsteinarbeiten in der Schaufensterzone wiederherzustellen bzw. wieder sichtbar zu machen. Bei dem Vergleich mit der historischen Ansicht des Gebäudes wird klar, dass von der Fassade oberhalb des 1. OG leider nicht allzu viel den Krieg und spätere Veränderungen überdauert haben wird.
    Bei facebook und auf der Seite der Eigentümer ist Einiges über die geplanten Arbeiten zu erfahren.

  • Auch wenn es nur Teilstücke sind, die den Krieg, die Sanierungen und den Zahn der Zeit überstanden haben, sind diese Teile unbedingt erhaltenswert. Was man auf den Bildern sieht, ist zwar schadhaft aber noch immer sehr sehenswert.

  • ^ Die "Alternative Bildzeitung" (RP) schrieb gestern, die freigelegte Jugendstilfassade solle restauriert werden - allerdings nur der untere Teil. Die Fassade der Obergeschosse wurde komplett zerstört - im Krieg und zum Teil nach dem WKII. Das Denkmalamt halte für möglich, dass noch einige alte Fassaden versteckt seien - einige wurden mit dem "Aufkommen des Bauhaus" verunstaltet (hier könnte man wohl die Bezeichnung "alternative Barbarei" wagen - da denke ich gleich an Talibans und IS-Kämpfer, die alte Buddha-Statuen und assirische Ausgrabungen zerstören). Ab dem Wirtschaftswunder bis in die 1980er Jahre wurde "richtig wild" - die Altbauten "reihenweise zerstört".

  • Es ist zwar sehr erfreulich, dass die spärlichen Reste der ursprünglichen Sandsteinfassade erhalten werden sollen und dass laut dem Artikel das Denkmalamt hier sogar den Erhalt fordert. Es ist allerdings erstaunlich, dass hier das Denkmalamt die Entdeckung und Bewahrung der rudimentären Reste als Glücksfall ansieht, andererseits in Düsseldorf aktuell vollständig erhaltene Gründerzeitfassaden, ob nun in Stuck oder in Sandstein ausgeführt, mit Genehmigung des Amtes einfach weggerissen werden, um banalen Neubauten mit zusätzlicher Geschossfläche Platz zu machen. Mir fallen da auf Anhieb die Abrisse der letzten zwei oder drei Jahre in der Wasserstraße, Inselstraße, Jägerhofstraße, Florastraße und Karlstraße ein. Die in dem Artikel dargestellte größere Wertschätzung der Gründerzeitfassaden ab den 80er Jahren kann ich da bei der aktuellen Bautätigkeit in Düsseldorf nicht wirklich erkennen.

  • ... Ab dem Wirtschaftswunder bis in die 1980er Jahre wurde "richtig wild" - die Altbauten "reihenweise zerstört".


    Der Jugendstil hatte das Schicksal, dass er bereits nach kurzer Zeit nur noch als Kitsch entfunden und die Objekte, Kunstwerke und Fassaden daher häufig nicht erhalten blieben.


    Ähnlich geht es teils heute noch der sog. Nachkriegsmoderne, gerade die besseren Bauten der Epoche wurden zerstört oder überformt. Die schlechten Bauten der Zeit haben diesem Baustil wohl den Ruf ruiniert.


    Denkmalschützer diferenzieren in der Regel nicht einfach nach Alter, sondern nach dem individuellem Wert eines Objektes oder der Bedeutung für den Ort;
    nicht jede Gründerzeitfassade ist grundsätzlich erhaltenswert.
    Ich bin allerdings der Meinung, dass Neubauten grunsätzlich eine höhere gestalterische Qualität aufweisen sollten, wenn hierfür ein Altbau weichen sollte, gleiches sollte für Sanierungen von Fassaden gelten.


    Das Dreischeibenhaus ist ja das beste Beispiel für eine gelungen Sanierung eines Denkmals, streng genommen ist die Fassade komplett neu, trotzdem ist die Gestalt und die Qualität des Denkmals erhalten worden - dafür ist ja auch der Mipim Award gerechtfertigt.


    Bei der wiederentdeckten Teilfassade hoffe ich, dass die Fassade nicht zu sehr restauriert wird und damit vermutlich auch künstlich wirkt.
    Vielmehr sollte der Fund mit den Spuren der Zeit konserviert werden (ähnlich ist Foster beim Reichstagsgebäude vorgegangen).
    So könnte das Haus im Schatten des W-Marx-Hauseszu einem besonderen Objekt werden.