ThyssenKrupp-Repräsentanz am Schlossplatz [gecancelt]

  • ach...das ist verbale gülle? ich habe doch wohl kaum behauptet das ich vom mittelalter bis zur gründerzeit alles schlecht finde. ich habe lediglich gesagt, das ich einen modernen bau - eigentlich sogar den aktuellen siegerentwurf - genau an dieser stelle toll finde, und wurde dafür von div. forumsteilnehmern angefeindet. eigentlich sollte doch jeder hier seine meinung frei äussern dürfen, das hat sicher nichts mit anfeindung oder verbaler gülle zu tun (wen habe ich angefeindet?)...ich BIN kein architekt (nein, ich habe medizin studiert), ist das so wichtig? ich wohne lediglich in dieser stadt und interessiere mich dafür, wie mein umfeld gestaltet wird. wenn ich darüber meine meinung nicht äussern darf, und zwar in einem sachlichen dialog ohne beleidigend zu sein oder beleidigt zu werden, dann bin ich hier wohl wirklich im falschen forum. ich dachte bis eben, ich wahre genug distanz, habe eine "wohlwollende grundhaltung"...ich hab doch lediglich gesagt, das mir der entwurf gefällt, wäre es nicht auch eine wohlwollende grundhaltung, genau diese meine meinung zu akzeptieren? für eine konstruktive diskussion bin ich immer zu haben...dementsprechend empfinde ich die aussage, ich würde "verbale gülle ergussartig" von mir geben wesentlich beleidigender (auch ich bin kein moderator)

  • Betonkopf, sieh das mal nicht so eng mit dem Umgangston hier. Lies Dir die vergangenen Wortbeiträge aller Beteiligten nochmal durch und versuch es wertneutral zu lesen. Da war wirklich keine großartige Anfeindung. Gut, Reinhard hat ein bisschen spitz geantwortet auf deine Wortbeiträge, aber hier im Architekturforum gibt es regelmäßige Auseinandersetzungen zwischen Modernisten, Rekonstruktionisten, Traditionalisten etc. pp. Der Meinungsaustausch wird teils engagiert geführt und gelegentlich lässt der Ton etwas zu wünschen übrig. Manchmal wird aber auch vergessen, dass das geschriebene Wort anders wirkt als das Gesprochene, weil man die Modulation der Worte nicht mitbekommt und dadurch eigentlich harmlose Redewendungen schnell als beleidigend oder aggressiv empfunden werden können.
    Im übrigen gilt wie immer: Über Geschmack lässt sich vortrefflich streiten, ist aber meist sinnlos. Deswegen beschränkt euch einfach auf den Austausch von Meinungen und fangt nicht an zu missionieren. ;)

  • lach...okok...nun ja...ich bin seit ca. 3 std hier dabei, offensichtlich muß ich mich wohl noch an den umgangston gewöhnen (und an die tatsache, das man es evtl. etwas schwieriger hat, wenn man eben nicht aus der gebäudeschaffenden branche kommt)...obwohl es nicht der reinhardR war, dessen umgangston mich brüskiert hat, ganz im gegenteil...egal...also...öhm...danke dir richard neutra und missionieren war niemals meine absicht :D

  • Passt ja sehr gut, auch ich habe Medizin studiert Herr Kollege. Ich glaube schon, dass eine Kritik an der Form von Beiträgen angemessen ist, wenn in sechs bis sieben kurzen Beiträgen mindestens 20 ganz unterschiedliche Gebäude kurz abgeurteilt werden und dabei nicht ein einziger Satz den Regeln der Grammatik entspricht. Eine minimale inhaltliche und förmliche Qualität sollte gewährleistet sein, sonst verkommt das Forum.


    In Bezug auf den Gegenstand dieses Themas sind wir übrigens einer Meinung (zumindest soweit ich es verstanden habe).

  • Zur Versachlichung hier einmal die Überlagerung ca. 1880 und Planung 2012:



    So ganz aus der Welt und aus dem Stadtgrundriss fällt der Thyssen-Würfel nicht heraus. Erst so ergbigt sich ein Platz.


    Architektonisch bleibt es natürlich bei den Bedenken...


    Und das stand an der Breiten Strasse 1 (Ecke Schloßplatz), sozusagen "eine Ecke weiter" als die frühere Ecke Brüderstrasse/Schloßplatz:



    (C) gemeinfrei

  • Die öffentliche Diskussion beginnt ...

    ... mit einem Beitrag von Florian Mausbach in der Berliner Zeitung. Von 1995 bis 2009 war er Präsident des Bundesamtes für Bauwesen:


    http://www.berliner-zeitung.de…9148,11618908,item,0.html


    Er schlägt einen Verzicht auf den Bau zugunsten des frei stehenden Staatsratsgebäudes vor und bezeichnet ihn als einen Fremdkörper auf dem heiligen Grund des Weltkulturerbes. Er schlägt stattdessen einen Wiederaufbau der Bauakademie als Thyssen-Krupp-Repräsentatz vor und bezeichnet diesen als mäzenatisch.


    Ich schließe mich seiner Meinung nicht an. Die Bauakademie als Repräsentanz würde ich als unwürdig empfinden. Der Bauplatz ist zudem nicht Teil des Weltkulturerbes. Eine Realisierung der Represäntanz an dieser Stelle plus den Wiederaufbau der Bauakademie als echter Mäzen und eben nicht als zukünftiger Nutzer, dass wäre eine noble Geste.

  • Vor einer kleinen Weile hatte ich folgendes an press(at)thyssenkrupp.com geschrieben:


    Ich denke, ThyssenKrupp wird sich mit seiner Repräsentanz an diesem Ort
    und mit dieser Architektursprache keinen großen Gefallen erweisen.
    In Zukunft, nach der Vollendung des Humboldtforums und der Vollendung
    des nahen Schinkelplatzes (wo man historische Strukturen mühevoll
    wiederherstellt), wird ein "Glaskasten" als fremd und sehr
    wahrscheinlich als störend, ja, sogar als provokativ empfunden werden.
    Innerhalb des heutigen Stadtraumes wirkt es so, als setze man den
    geplanten Baukörper fast willkürlich in den Raum, direkt vor die Nase
    des Staatsraatsgebäudes.
    Ich denke, gerade für die Repräsentanz eines angesehenen,
    traditionsreichen Unternehmens, sollte man sich einer etwas
    zurücknehmenderen, vorausschauenderen und weniger provokativen Geste
    bedienen.
    Warum bemüht sich ThyssenKrupp nicht um den Wiederaufbau von Friedrich
    Schinkels gegenüberliegender Bauakademie? Ein absolut herausragender
    Bau des Klassizismus und (passenderweise) der frühen
    Industriearchitektur Deutschlands.
    Die Bauakademie wird heute als Sehenswürdigkeit in kaum einem
    Reiseführer oder einem internationalen Architekturführer ausgelassen,
    dennoch wurde unverständlicherweise noch kein Sponsor und Bauherr
    gefunden.
    Wäre dieser edle Bau nicht der passende Rahmen, um Thyssen-Krupp zu
    repräsentieren?
    Der Schinkelplatz (der vor kurzem originalgetreu rekonstruiert wurde)
    wird in Zukunft eine der feinsten und schönsten Adressen Berlins sein.
    Direkt an Unter den Linden und der Spree gelegen und mit dem freien
    Blick auf das Hauptportal des künftigen Humboldtforums.
    Darüber hinaus bildet die Bauakademie den unangefochtenen Point der Vue
    des Schinkelplatzes, während sich ein Neubau auf dem Schlossplatz nur
    noch zwischen andere große Gebäudemassen drängen und ducken kann.
    ThyssenKrupp gelänge mit dem Wiederaufbau der Bauakademie als seiner
    Firmenrepräsentanz und somit der Vervollständigung des Schinkelplatzes,
    der wirklich große Wurf und DIE für alle sichtbare gute Geste an Berlin.

  • Hmm, ich hoffe mal dass sich ThyssenKrupp als modernes Technologieunternehmen präsentieren will und sich nicht von pathetischer Vergangenheitssehnsucht beeindrucken lässt.


    Was soll an der Ecke eigentlich "Weltkulturerbe" sein, das ehemalige Staatsratsgebäude oder das Außenministerium?

  • Ich hoffe dass die Moderne da bleibt wo sie in dem Fall hingehört, im Denken. Ein auf Krawall und optischen Bruch getrimmten Neubau als Repräsentanz lehne ich an dieser Stelle ab.

  • Hmm, ich hoffe mal dass sich ThyssenKrupp als Technologieunternehmen präsentieren will, das ältere Wurzeln hat als die Glas- und Klapper-Moderne und nicht aufgeregt dem Zeitgeist hinterher hechelt. ;)
    An diese Stelle gehört- wenn sie schon bebaut werden muß - etwas, dass das Schloss-Ensemble arrondiert.
    Brüche sind was für die Chirurgie. :cool:

  • Irgendwie interessant - so einige urteilen hier genauso empört über den Thyssen-Neubau wie die damaligen Zeitgenossen über Schinkels Bauakademie... :D Nur mal so als Denkanstoß.

  • Der Vergleich geht fehl. Die Bauakademie kann man im historischen Kontext gegenüber den mittelalterlich geprägten Stadtkernen als innovativ bezeichnen; nach Bombenkrieg und Wiederaufbau strahlt die Moderne (leider) meist nur noch gähnende Langeweile aus.

  • Irgendwie interessant - so einige urteilen hier genauso empört über den Thyssen-Neubau wie die damaligen Zeitgenossen über Schinkels Bauakademie... :D Nur mal so als Denkanstoß.


    Ein denkbar schlechter Vergleich. Die Bauakademie war zu keiner Zeit modernistischer Klimbim, sondern stilprägend für die klassische Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts.
    Der Thyssenwürfel ist eigentlich garnichts. Eine sinnloses Monument unternehmerischer Selbstdarstellung - unwürdig für diesen Ort.

  • Der Vergleich zielte nicht architektonisch auf Bauakademie und Thyssen-Bau, sondern auf die Rezeption beider Gebäude, die beide bereits im Entwurfsstadium von vielen grundweg abgelehnt worden sind. Die Argumentation war hierbei ähnlich: "Kastenartig" - ungewünschte "architektonische Brüche" - "monotone Fassadengestaltung" etc.


    Ich bin gespannt auf die Wirkung des Thyssen-Baus, und solange das Fassadenmaterial so hochwertig ausfällt wie die Visualisierung verspricht, wird sich hier meiner Meinung nach eine reizvolle Platzsituation ergeben.

  • @ Gurke


    wo hast du denn die Argumentation gegen die Bauakademie von damals gefunden? Ich konnte dazu jetzt im Internet nichts finden. Kannst du da ein Quellenangabe machen? Danke.

  • Ich bin gespannt auf die Wirkung des Thyssen-Baus, und solange das Fassadenmaterial so hochwertig ausfällt wie die Visualisierung verspricht, wird sich hier meiner Meinung nach eine reizvolle Platzsituation ergeben.


    Öhm, gibts denn schon weitere Visualisierungen von den ich nichts weiß? Auf den mir bekannten Bildern ist das Gebäude von innen derart ausgeleuchtet, dass man meiner Meinung nach über die reine Qualität des Materials null Aussagen machen kann.


    PS: Ganz nebenbei würde ich die Fassade der Bauakademie im Vergleich zu dem Thyssen Entwurf als anmaßend prunkvoll bezeichnen^^

  • @ remy:


    Bibliotheken geben zwar mehr her als das Internet, aber hier ist ein Aufsatz, der über Google Books teilweise eingesehen werden kann:


    - Badstübner, Ernst: "Schinkels Bauakademie. Rezeption und Antizipation in einem späten Werk", in: Peik, Susan M.: Karl Friedrich Schinkel. Aspects of his Work, Stuttgart/London 2001



    Zit. S. 47: >>Adler erwähnt aber noch einmal die Reserve gegenüber der Bauakademie in der Öffentlichkeit, den von ihm gespürten Mangel an Akzeptanz der Form und auch des Baumaterials. Er überliefert das Berliner Witzwort "Kasten dieser Stadt ringsum glatt und platt".<<


    Wie im Text steht, wurde also noch 1869 - über 30 Jahre nach Entstehung der Bauakademie-, das Gebäude hinsichtlich Form und Fassadenmaterial nicht gerade positiv von der Bevölkerung aufgenommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Gurke ()

  • Ich kann Gurkes Bericht über die seinerzeitige Rezeption der Schinkelschen Bauakademie nur bestätigen. Nur ist die Glaskiste in dem Sinne modern, als dass sie Historismus der Moderne darstellt.

  • Klapper-Moderne

    Der Vergleich von Gurke geht weniger fehl, als es scheinen mag, denn viele hier im Forum, die den Entwurf kritisiert haben, haben das ja nicht deswegen getan, weil er zu wenig innovativ sei. Ihre Haltung ist vielmehr ähnlich konservativ oder rückwärtsgewandt, wie es jene der Zeitgenossen Schinkels war, die Gurke anführt.


    Man kann sicherlich gute Gründe dafür anführen, warum gerade an dieser Stelle kein 'moderner' und auch kein innovativer Bau kommen sollte. Umso mehr wundere ich mich, dass hier einige offenbar glauben, ihre konservativen Vorbehalte unter der Flagge einer innovationsfreudigen Absage an die "Klapper-Moderne" oder an einen "Historismus der Moderne" segeln lassen zu müssen.

  • ^doch, der Vergleich hinkt ganz gewaltig. Die Schinkelsche Bauakademie hat trotz der für die damalige Zeit sicher gewöhnungsbedürftige Schlichtheit einen Maßstab gesetzt, sie war letztendlich Vorreiter für eine ganz neue und massenhaft kopierte Bauweise. Mal abgesehen davon, dass sie natürlich auch als Bauwerk verschiedenste öffentliche Funktionen erfüllte.
    Die Repräsentanz eines globalen Industriekonzerns steht für nichts von alledem. Weder in architektonischer, noch funktioneller Hinsicht.