Bahnhofsviertel auf Metaebene

  • Der Angang vor'm Subway ist allerdings kein Abgang zur U-Bahn mehr, sondern der Eingang zu einer Notunterkunft für Obdachlose. Der Seitenarm der B-Ebene wurde zu diesem Zweck dicht gemacht und umgenutzt. Diese Lösung war ursprünglich mal nur für die Wintermonate gedacht, wurde aber (wenn ich es recht verstanden habe) im Zuge der Korona-Krise auf unbestimmte Zeit verlängert.

    Das soll jetzt natürlich nicht entschuldigen, dass sich auf offener Straße gespritzt wird, erklärt aber vielleicht ein wenig die plötzliche Ballung von Obdachlosen in der Gegend rund um den Eschenheimer Turm.

  • Zu dem oben verlinkten FAZ-Artikel gibt es noch einen Kommentar ("Die Stadt schaut weg"). Tenor: Frankfurt will Brexit-Banker und die Fashion Week, aber schert sich nicht um das Entrée der Stadt. In den drei Jahren in denen man eigentlich härter hätte durchgreifen wollen hat sich nichts verbessert. Und Peter Feldmann kümmere sich nicht um die Belange des Viertels. Geschäftstreibende liefen ins Leere wenn sie ihn bäten sich der Probleme anzunehmen. Er habe nicht verstanden was das Amt an Verpflichtungen mit sich bringen würde. Stefan Majer müsse ebenfalls endlich handeln. Auch die Justiz verschließe die Augen vor gewerbsmäßigem Drogenhandel. Fazit: "Man fragt sich, worauf die Verantwortlichen warten" und "von alleine lösen werden sich die Probleme nicht". Dem ist nichts hinzuzufügen! Außer, dass Gewaltkriminalität wie zuletzt vergangene Nacht mit einem Toten dem Ruf des Viertels den Rest geben.

  • Eine schlimme Entwicklung. Hier muss die Stadt handeln um einerseits dieses Müllproblem und Scherbenproblem in den Griff zu bekommen

    Hierzu passend hat die FAZ gestern einen Artikel veröffentlicht mit der Statistik der Frankfurter Stadtpolizei für das Jahr 2019, die genau diese Wahrnehmung auch faktisch bestätigt.


    PS: Im Journal Frankfurt kann man in diesem Artikel (vom 29.06.20) heraus finden, dass freitags am Alte Oper Platz übrigens mittlerweile von 2.000 Menschen bzw. Partygängern die Rede ist.

  • Rund 40 Gastronomen und Gewerbetreibende haben sich zusammengeschlossen und in einer Petition mehr Polizei und Sicherheitspersonal gefordert. Viele fürchten um ihre Existenz durch aggressive Obdachlose, Drogensüchtige und organisierte Bettlerbanden, die sich während der Corona-Beschränkungen weiter im Viertel breit gemacht haben. Hier der entsprechende Artikel und ein Video auf hessenschau.de. Berichtet wird von Schlägereien und Belästigungen am helllichten Tag. Während sich in anderen Stadtteilen die Auslastung der Gastronomiebetriebe wieder normalisiert, kommen die Kunden hier nicht wieder zurück. Gestern kam es dann zu einem Krisengespräch unter anderem mit Sicherheitsdezernent Frank und Polizeipräsident Bereswill wie die FAZ berichtet. Man will nun mit einer stärkeren Präsenz der "rechtsfreien Zone" (wie es Anwohner bezeichnen) entgegenwirken. Zu den vor 3,5 Jahren vereinbarten Maßnahmen heißt es von Frank, man stelle fest, dass die Bemühungen von damals "nicht genug" waren Der sicherheitspolitische Sprecher der CDU (Christoph Schmitt) meint: "Das Bahnhofsviertel gehört (....) nicht allein den Suchtkranken, sondern auch denen, die dort leben und arbeiten (....)." Allerdings gibt es im Sicherheitsausschuss unterschiedliche Meinungen: CDU und SPD fordern einen härten Kurs und auch ein Abweichen des "Frankfurter Wegs" ("Neujustierung", "Kick Off") was anscheinend die Grünen (insbesondere der zuständige Dezernent Majer) nicht mittragen wollen (das Problem liege an den Dealern).


    Und noch ein weiterer Artikel heute zum Thema Vermüllung in der Stadt: laut Frank sollen zum 1. Juli die Bußgelder für weggeworfene Kippen, Kaugummis und Flaschen auf 55 Euro erhöht werden. Auch das Abladen von illegealem Sperrmüll soll teurer werden. Das sei die zulässige Obergrenze nach dem Ordnungswidrigkeitsgesetz. Meine Meinung dazu: solange das nicht auch geahndet wird, kann es 10-mal soviel kosten und die Leute wird es nicht interessieren. Dann ist es das Papier nicht wert auf dem es steht. Und welcher Ordnungspolizist will denn über eine weggeworfene Kippe diskuitieren wenn sich schlimmstenfalls duzende andere mit dem Delinquenten solidarisieren und er stattdessen auch den ruhenden Verkehr kontrollieren könnte?

  • Volle Zustimmung Ahligator zum letzten Absatz! Solange die Stadt nicht genügend Ordnungspolizisten einstellt um das Stadtgebiet flächendeckend beim Verkehr zu kontrollieren - was m.E. die Kernaufgabe ist - wird das auch nichts mit der Kontrolle und Ahndung solcher Sachverhalte. Selbstverständlich ist es nicht die Aufgabe des Landes oder der Kommune mit Ordnungs- und Bußgeldern Geld zu verdienen. Wenn aber der Kontrollaufwand damit kostendeckend betrieben werden kann um die Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten dann ist das aus meiner Sicht in Ordnung.

  • Auch das kann man inoffiziell rein wirtschaftlich anlegen: Mehr Personal = mehr Kontrollen = mehr Ahndungen = mehr Gebühren = mehr Ordnung = mehr Sauberkeit = mehr Lerneffekt... etc.


    Vielleicht reicht das Geld dann auch noch für einen Kaercher-Reinigungstrupp... der hätte genügend zu tun.

  • Auch heute ein Artikel in der FAZ (gut, dass sie ausführlich berichten): Auch die Polizei sieht "neue Brennpunkte" (Straßenprostitution, "größere Gruppen junger Männer im Gebiet um die Bahnhofsnordseite" die zunehmend aggressiv auftreten und neben Drogenverkauf auch Frauen belästigen) und listet Missstände wie Müll, Exkremente, öffentlicher Konsum von Drogen/Alkohol, rücksichtsloses Verhalten und Belagern der Gewege durch Drogenabhängige und agressive Bettler auf. Darauf wolle man nun reagieren und 10 Polizeibeamte zusätzlich einsetzen wodurch man sich eine nachhaltige Verbesserung erhofft.

    Und auch hier meine kurze Einschätzung vor allem in Bezug auf die Dealer: solange jemand duzende male wegen Drogenverkaufs erwischt wird, aber daraus keine wirklichen Konsequenzen folgen, kann man da auch 100 Beamte hinstellen und es wird sich nicht nachhaltig etwas ändern. Die Bettler werden vielleicht verschwinden, die Abhängigen zurückziehen, aber grundlegend wird sich die Situation doch nicht verbessern. Was ist denn aus der Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt, Polizei, Justiz und ggf. Ausländerbehörde geworden?

  • Bzgl. der Zusammenarbeit von Ordnungsamt, Polizei und Justiz hatte der Journal Frankfurt Artikel die neusten Ansätze der hessischen Landesregierung aufgegriffen (die FAZ sollte sich da mal in Wiesbaden umhören). Die CDU-Justizministerin Eva Kühne-Hormann will den scheinbar nicht unerfolgreichen "Kölner Ansatz" bzgl. der Verfolgung von Betäubungsmittelkriminalität aufgreifen. So soll es in Frankfurt zu einem zeitgemäßen Modell zur Bekämpfung der Drogenkriminalität kommen (neuer Schwellenwert für gewerbsmäßigen Handel bzw. Eigenkonsum, der erwischte Dealer darf die Umsätze aus dem Drogenhandel nicht mehr einbehalten). Leider bleibt es aber sehr schwammig, ob diese Lösung überhaupt in Frankfurt umgesetzt werden wird. An dieser Stelle würde ich mir vom Qualitätsjournalismus deutlich mehr Neugier, Detailwissen und Hartnäckigkeit wünschen, da die Leser sicherlich daran interessiert sein dürften ab wann Lösungen der Problematik in der gelebten Alltags-Realität ankommen sollen.


    Entscheidend ist scheinbar das Frankfurter Bremsklotz (bzw. Gesundheits)-Dezernat, das auf Biegen und Brechen am Frankfurter Modell festhalten will (ähnlich wie im Bundesrat, wo die Grünen mit Ausnahme von BaWü's Winfried Kretschmann erfolgreich verhinderten, dass Algerien, Marokko und Tunesien als sichere Herkunftsländer eingestuft werden). Es ist bedauerlich, dass die Frankfurter Grünen gerade an dieser Stelle mit mangelndem Pragmatismus und nicht vorhandener Kompromissbereitschaft scheinbar nach dem Prinzip Hoffnung handeln (nach dem Motto: "wir ändern nichts und schauen mal was passiert", also plumpes Durchregieren nach Helmut Kohl Gutsherrenart). Die ideologische "schwarz-weiß" (oder in diesem Fall "rosarote") Brille von Dezernent Stefan Majer wird sicher nicht die benötigte Lösung für die grassierende Crack-, Beschaffungskriminalität- und Dealer-Problematik im Frankfurter Bahnhofsviertel herbei führen. Das jetzige (nicht funktionierende) Frankfurter Säulen-Modell ist an dieser Stelle übrigens recht anschaulich dargestellt.

  • Majer konzentriert sich nahezu ausschließlich auf die Todesfälle, die durch die Drogen entstehen. Und da hat das Frankfurter Modell zu einer deutlichen Senkung beigetragen bzw. trägt immer noch dazu bei.


    Das kann man auch gerne so beibehalten, ist aber aus meiner Sicht kein Grund, nicht an anderen Ecken mal was anderes zu machen. Alles was auf der og. Seite zum Säulen-Modell steht, kann ich unterschreiben. Da steht allerdings nichts von einem notwendigen Trade-Off, der das Bahnhofsviertel komplett verkommen lässt.

  • Alles was auf der og. Seite zum Säulen-Modell steht, kann ich unterschreiben.

    Das grösste Problem mit dem Säulen-Modell sehe ich unter dem Punkt "Beobachtung neuer Trends und Entwicklungen durch Trend und Szenestudie" (mit anderen Worten: Studien medienwirksam beauftragen, durchlesen und dann entweder in den Aktenschrank verschwinden lassen oder gleich in den Aktenschredder damit, wenn hierbei unbequeme Realitäten zutage treten).


    Die Beobachtung der neuen Trends (Crack, Crack und nochmals Crack; oder wie wär's mit globalen Pandemien?) dauert nun schon eine Dekade und der entscheidende Teil des Satzes fehlt "und ggf. Anpassung der Maßnahmen".


    Dieses Modell mag die Drogentoten-Problematik besser in den Griff bekommen haben (also genauso wie jede andere westliche Stadt auf diesem Planeten in den letzten 20 Jahren, keineswegs eine Meisterleistung) und ist leider mittlerweile ein Freifahrtschein zum Nichtstun und daher realitätsfremd und untauglich für die Probleme, die wir jetzt im Viertel sehen. Oder frei nach Bob Dylan's "The Times They Are A-Changin'" --> "If your time to you is worth saving. Then you better start swimmin' or you'll sink like a stone- For the times, they are a-changin'." --> "Wer nicht mit der Zeit geht, wird mit der Zeit gehen und wer seine Zukunft nicht aktiv steuert, steuert in eine ungewisse Zukunft."

  • ...Frankfurter Grünen......

    Da haben wir das Problem - nicht nur in Ffm.


    So lange der Wähler nicht erkennt, daß die Grünen nicht nur als Einzige die (Um)Welt retten, sondern vorrangig eine linksextreme, gegen das Bürgertum gerichtete Partei ist, wird sich an solchen Zuständen nichts ändern - im Gegenteil.


    Gerade mal geguckt, bei der letzten Wahl ( Europawahl 2019 ) : Grüne 31,3%.


    Wie bestellt, so geliefert.

  • ....(ähnlich wie im Bundesrat, wo die Grünen mit Ausnahme von BaWü's Winfried Kretschmann erfolgreich verhinderten, dass Algerien, Marokko und Tunesien als sichere Herkunftsländer eingestuft werden). Es ist bedauerlich, dass die Frankfurter Grünen gerade an dieser Stelle mit mangelndem Pragmatismus und nicht vorhandener Kompromissbereitschaft...

    Ähhh... verstehe ich das jetzt gerde richtig!? Du implizierst, dass wenn die Grünen sich breitschalgen lassen würden – Algerien, Marokko und Tunesien als sichere Herkunftsländer eingestuft werden würden – das Drogenproblem im Bahnhofsviertel eingedämmt würde?

    ...Da haben wir das Problem - nicht nur in Ffm.So lange der Wähler nicht erkennt, daß die Grünen nicht nur als Einzige die (Um)Welt retten, sondern vorrangig eine linksextreme, gegen das Bürgertum gerichtete Partei ist, wird sich an solchen Zuständen nichts ändern - im Gegenteil...

    Linksextreme Partei gegen das Bürgertum? Ist das Euer Ernst?
    Soweit ich mich erinnere, hat die damalige (fast schon revolutinäre) Koalition aus Schwarz/Grün unter Petra Roth, die Stadt ordentlich voran gebracht.

  • Nun hat sich auch SchlOBaZTM himself geäussert: Er lobt die Initiative von Frank und Heilig nicht nur über Imformationskampagnen, sondern auch mittels repressiverer Maßnahmen der Vermüllung der Stadt entgegenzuwirken. Ein zivil gekleidetes Team Stadtpolizisten soll die Bußgelder eintreiben. Auch ein alter Bekannter wird als Berater zurückkommen: Peter Postleb (ehemals Leiter der Stabsstelle "Sauberes Frankfurt" unter Petra Roth). Dass sich Obdachlose und Drogenabhängige im Bahnhofsviertel nicht um Sauberkeit scherten sei bekannt und das eine, meint Heilig, der verdreckte Opernplatz das andere. Und da hat sie vor allem "Banker, Broker und Anwälte" (steht wirklich so im heutigen FAZ-Artikel) als Übeltäter ausgemacht. Das würde alles bisher erlebte in den Schatten stellen. (Wobei ich bisher noch keinen Banker, Broker oder Anwalt auf die Straße hab schei*** sehen; aber sei's drum). Jedenfalls ist sie darüber so verärgert und hat daraufhin ihre Meinung geändert und ist nun auch für Bußgelder und Strafen. Laut Frank sei die Lage zu später Stunde rund um den Opernplatz aufgeheizt (Frank warnt: "die Ereignisse von Stuttgart könnten sich überall wiederholen"). Waren das dort eigentlich auch Banker, Broker und Anwälte? Wie auch immer, ich hoffe, man verfolgt endlich einen ganzheitlichen Ansatz (da wären neben Bahnhofsviertel und Opernplatz ja auch noch das Mainufer, die Wallanlagen, Parks und Plätze und eigentlich der gesamte Straßenraum in der Innenstadt) und konzentriert sich nicht nur auf Teufel komm raus auf den Opernplatz. Hoffentlich nimmt Postleb die richtigen an die Hand und führt sie auch in die richtige Richtung.

  • ^^^ Es ist natürlich wohlfeil, aber mit Verlaub irgendwie dämlich, auf irgendwen einzuprügeln, und seien es die Grünen. Da möchte ich mal @Äpplers Gedächtnis auf die Sprünge helfen: die CDU hat in Frankfurt von 1977 bis 1989 mit absoluter Mehrheit regiert. War damals im Bahnhofsviertel irgendetwas besser als heute? Es war die CDU, die die Auflösung des Drogentreffs in der Taunusanlage betrieben hat. Hat das irgend etwas gebracht, außer dass sich Dealer und Abhängige danach im Bahnhofsviertel und anderswo getroffen haben? Nein, es wurde schlimmer, weil die Zerschlagung des Drogentreffs die Überwachung der Szene erschwert hat. Die Reaktion auf schon damals unhaltbare Zustände war die Schaffung der Druckräume, Café Fix und andere Anlaufstellen, um die Leute von der Straße zu holen. Das war richtig, erweist sich aber inzwischen durch Verbreitung von Drogen, die nicht gespritzt werden, als weniger effektiv. Auf blanke Repression zu setzen ist so hilflos wie nutzlos, wie wir seit 40 Jahren wissen.

  • Ähhh... verstehe ich das jetzt gerde richtig!? Du implizierst, dass wenn die Grünen sich breitschalgen lassen würden – Algerien, Marokko und Tunesien als sichere Herkunftsländer eingestuft werden würden – das Drogenproblem im Bahnhofsviertel eingedämmt würde?

    Ja, da ist etwas falsch verstanden worden. Ich habe das Beispiel der sicheren Herkunftsländer für (manchmal) fehlenden Pragmatismus der grünen Partei aufgeführt. Übrigens gilt das hier nicht als Grünen-Bashing. Wilfried Kretschmann, der äußerst lösungsorientierte und kompromissbereite "Realo" der grünen Partei würde ich sogar als absoluten Vorzeige-Politiker sehen. Er wäre für die Lösung gewesen, die drei nordafrikanischen Länder (völlig zurecht) als sichere Herkunftsländer einzustufen. Macht ihn das jetzt zu einer schlechteren Person, weil er sich hierzu hat breitschlagen lassen? Ich hoffe nicht.


    Es ist kein Wunder, dass die neuen, eher zentrischen Grünen, die das Lebensgefühl der urbanen Bevölkerungen Europas am ehesten treffen, bei der Europawahl und nun sogar auch im nicht gerade für ökologische Themen bekannten Frankreich (Bürgermeister in Lyon, Bordeaux, Strasbourg) die grössten Wahlkampftriumphe ihrer Geschichte feiern. Selbst im konservativ-bürgerlichen Bad Homburg gibt es einen grünen Bürgermeister (der äußerst effektive Michael Korwisi). Im Bundesrat sind die Grünen in 11 der 16 Bundesländer vertreten. Mit Robert Habeck haben die Grünen sogar einen aussichtsreichen Kandidaten auf die Kanzlerschaft. Diese Erfolge leiten sich sicherlich nicht ab vom stumpfen Dogmatismus, sondern wohl doch eher von einer pragmatischen Lösungsorientiertheit.


    Soll heißen, die Grünen haben mehr Macht als je zuvor und sollten demenstprechend auch verantwortungsvoll hiermit umgehen. Wenn die Frankfurter Grünen meinen die unhaltbaren Zustände Frankfurter Bahnhofsviertel verniedlichen, beschwichtigen oder gar weg ignorieren zu können, um ein paar Punkte bei den "Fundis" ihrer Partei zu landen, halte ich das für eine eher engstirnige Haltung. Hier würde ich mir eben mehr Politik à la Kretschmann und Fischer erhoffen und weniger Claudia Roth.


    Ich fordere keine blanke Repression, sondern einen lösungsorientierten Mittelweg, der auf neue Probleme (Crack) eingeht und die Prävention / Therapie / Repression entsprechend anpasst. Das grüne Frankfurter Gesundheitsdezernat hat diesen Mittelweg meines Erachtens allerdings (noch) nicht eingeschlagen. Die Beobachtung neuer Trends scheint eben nicht zu der nötigen Dringlichkeit im Handeln geführt zu haben und das prangere ich an.

  • So lange der Wähler nicht erkennt, daß die Grünen nicht nur als Einzige die (Um)Welt retten, sondern vorrangig eine linksextreme, gegen das Bürgertum gerichtete Partei ist, wird sich an solchen Zuständen nichts ändern - im Gegenteil.

    Fully disagree, die Zentrums-Grünen vertreten das Bürgertum mehr als je zuvor. Sie haben bei der Europawahl ein populistisches Erdbeben von Rechts verhindert und haben dem Friedensprojekt EU zu einem sehr entscheidenden Zeitpunkt nach dem Brexit den Rücken gestärkt (zuvor auch schon in Österreich mit Alexander van der Bellen). Das ist aller Achtung wert und hiervor ziehe ich den Hut. Im ökologjsch rückständigen Frankreich werden sie beispielsweise nun viele Dinge zum Positiven wenden. Die Grünen sind derzeit eher zentrumsextrem und das macht sie derzeit auch so wählbar, zum Glück nicht mehr nur in Deutschland.


    Die Frankfurter Grünen sind derzeit hingegen zu weit entfernt vom goldenen Mittelweg aus den Zeiten von Lutz Sikorski / Olaf Cunitz. Es wird zu doktrinistisch gehandelt und man versucht lieber mit abgedroschener Fundi-Klientelpolitik billiges "Point Scoring" zu erreichen. Anstatt die Frankfurter Bürger gegeneinander auszuspielen, würde ich mir hier deutlich mehr Miteinander wünschen.

  • Kurz nochmal zum aus dem Bahnhofsviertel abwandernden Drogenklientel.


    Es betrifft nun auch das Gutleutviertel wie in den verlinkten Berichten zu lesen ist.


    In der Frankfurter Rundschau:


    https://www.fr.de/frankfurt/gu…20079.html#idAnchComments


    und der FNP:


    https://www.fnp.de/frankfurt/f…ner-bedroht-13820097.html


    Ich selbst musste leider vor 2 Tagen sehen, wie sich eine Ansammlung von 8 Heroinsüchtigen (ich nehme an es war Heroin) an dieser Stelle das Zeug in Arme und Beine gestochen hat. Am hellichten Tag. Kinder spielen in 50m Entfernung.

    Das schreckliche Bahnhofsviertel strahlt mittlerweile in die ganze Stadt aus. Ich will das nicht mehr und fühle mich von Tag zu Tag unsicherer und unwohler.



    Das alles beginnt und endet mit dem Bahnhofsviertel um den Kreis wieder zu schließen. Es MUSS etwas passieren.

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  • Auch die FAZ widmet sich heute einmal mehr mit einem langen Artikel der Situation im Bahnhofsviertel, wo, wie oben beschrieben, ebenfalls erwähnt wird, dass die Probleme mittlerweile auch ins benachbarte Gutleutviertel ausstrahlen. Dazu ein lesenswerter Kommentar von Katharina Iskader in dem sie feststellt, dass es immer wieder bezeichnend ist, dass es, genau wie vor vier Jahren, wieder des Drucks von außen bedarf bis die Stadtpolitik überhaupt tätig wird. Corona hätte die Situation verschärft, die Lage war vorher aber auch schon kritisch. Ohne diesen Druck würden die Probleme kaum angegangen, ausgesessen oder verwaltet, der "Frankfurter Weg" (Majer wird es nicht gerne hören) sei inzwischen überholt. Drogenkonsum und -handel seien nicht mehr statisch, sondern sehr dynamisch wozu neue Denkmuster nötig wären. Andere Städte (es wird auf Zürich verwiesen) hätten die Szene viel besser unter Kontrolle. Kurzfristig die Symptome bekämpfen würde nicht reichen, die Stadt bräuchte eine Politik mit Weitblick und die Bereitschaft sich neuen Konzepten zu öffnen.

  • Die FAZ bleibt weiter am Ball! Heute ist in Auszügen ein offener Brief von einer Anwohnerin (und Ärztin), die als Studentin selbst in einem Konsumraum gearbeitet hat) an Gesundheitsdezernent Majer abgedruckt. Die Zustände seien nicht mehr ertragbar und fordert Majer auf etwas zu tun. Parolen wie "wir müssen das aushalten" seien angesichts der Lage zynisch, die Verantwortlichen machten sich keinen realen Eindruck von der Ausprägung des Elends. Ein Lagebericht den man gelesen haben sollte.