Bahnhofsviertel auf Metaebene

  • Die Bahn hat halt nicht verstanden, dass man ein Profitcenter auch entsprechend führen muss. Die Anzahl der Leerstände in der B-Ebene ließen sich sicher deutlich reduzieren, wenn es dort unten heller, freundlicher und sauberer wäre.


    Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass die Bahn allein da nur begrenzt was machen kann, solange die Stadt und das Land das übergeordnete Drogenproblem im Bahnhofsviertel nicht in den Griff bekommen. Und da ist mit dem aktuellen grün-rot-schwarzen Magistrat halt kein Staat zu machen, wenn 2 der 3 Koalitionspartner das Problem halt einfach nur ignorieren wollen.

  • Da muss ich die Bahn mal in Schutz nehmen: die B-Ebene ist - wie fast alle B-Ebenen, Passarellen oder was auch immer dieser Art - ein Fossil aus einer längst untergegangenen Zeit. Da gibts nicht mehr zu retten, einfach weg damit.


    Das Fossil stammt aus einer Zeit, da man glaubte, die A-Ebene bedingungslos dem Autoverkehr vorbehalten und die Fussgänger in den Keller schicken zu sollen. Die zum Störfaktor degradierten Fußgänger und ÖPNV-Beförderungsfälle haben sich gerächt und das Konsumangebot konsquent missachtet - "nur weg hier" war die Devise. Folglich war das Konzept zum Scheitern verurteilt und ist gescheitert, es war nie ein Profitcenter und konnte es auch nicht werden, es war immer nur eine blöde Fussgängerpassage, aufgebohrt zur Einkaufspassage.

  • Bis sich da baulich was ändert wird noch lange dauern. Es wäre aber schon mal ein Fortschritt, wenn alles mal von Grund auf gereinigt wird und man diese scheiß Dealer und scheiß Drogenabhängigen von dort verjagt.
    => Das kann doch keine unüberwindbare Aufgabe sein!

  • => Das kann doch keine unüberwindbare Aufgabe sein!


    Das denke ich mir auch, speziell wenn man in andere Länder blickt, wo es derartige Zustände einfach nicht gibt.
    Und diese Länder liegen oft gar nicht weit weg.


    In Deutschland toleriert man das ganze eben nach dem Motto "irgendwo müssen die Dealer und Drogenabhängigen ja sein, also überlassen wir ihnen bestimmte Bereiche...dann sind sie wenigstens nur dort und nicht überall".
    Anders erklären kann ich mir die (gewollte) Verwahrlosung bestimmter Bereiche in quasi allen deutschen Innenstädten auf die immer gleiche Art nicht....
    Hin und wieder wird dann zur Beruhigung der Spießbürger eine "Zero Toleranz" aktion durchgeführt, nur um dann medienwirksam abgebrochen zu werden mit dem hiweis, dass sie ja doch nichts bringe, und man mit dem Problem eben leben muss. (Wurde hier in Berlin am Görli so praktiziert).


    Ich habe inzwischen für diesen Staat ein Stück weit nur noch Verachtung übrig, wenn ich sehe, wie z.B. in der Kurfürstenstraße morgens die Steuerzahler vom Ordnungsamt abkassiert werden, weil sie 20m über den (7m breiten!) Gehweg statt über die Kopfsteinpflasterstraße radeln und 50m weiter die Drogendealer und Straßenstricher unbehelligt ihr Unwesen treiben.

  • ^Das habe ich auch alles frueher so geglaubt, mittlerweile glaube ich eher dass das einige Leute kraeftig mitverdienen. In anderen Laendern laeuft das so, warum nicht auch bei uns. Korruption gibt es einfach ueberall, also auch bei uns.

  • Wenn man pure Dummheit und Unfähigkeit ausgeschlossen hat, dann bleibt bei einer Gesetzeslage, die Bildung und Erhalt krimineller Strukturen fördert, nur der Vorsatz übrig - und zu dem gehört ein individuell zu erzielender Nutzen aus der herbeigeführten Situation.
    Das Motiv, dass man an der bestehenden Situation der Drogenabhängigen verdient, ist daher auch für mich plausibel.

  • Glaube ich nicht, das Korruption der Grund ist. Meiner Meinung nach ist es zum einen Schlendrian (Drogendealer, Abhängige, Obdachlose und dergleichen kann man nicht so leicht in die Tasche greifen) und zum anderen haben Randgruppen (also Abhängige, Obdachlose, Kriminelle, etc.) eine starke Lobby in der Presse, Sozialverbände, Linksparteien, Gutmenschen, etc.
    Steuerzahler und Autofahrer sind die idealen Opfer. Kein Hahn kräht danach wenn man sie schröpft, außerdem haben sie eine Postadresse und ein Bankkonto. Sie zur Ader zu lassen ist einfach und lukrativ.
    Kriminelle einzukassieren kostet nur Mühe, Nerven, erzeugt Kosten und lange Gerichtsverfahren. Und die Strafen sind keineswegs abschreckend sondern eher eine Einladung für Kriminelle aller Länder nach Deutschland zu kommen.

  • Das Problem ist insofern hausgemacht, als die Drogenhilfe-Infrastruktur konzentriert im Bahnhofsvierteil liegt, und mit Ausnahme der Einrichtung in der Schilestraße und der Heroinambulanz nur im Bahnhofsviertel. Diese Einrichtungen sind gewolltermaßen Anlaufstelle aller Abhängigen - sozusagen umschwirrt vom parasitären Anhang der Kleindealer. Wenn man sie dort haben will, braucht man sich nicht zu wundern, dass sie dann auch kommen. Die Zerschlagung der Szene wird nur durch konsequente Verteilung der Drogenhilfeeinrichtungen über das Stadtgebiet gelingen, in kleinen, leichter kontrollierbaren Portionen - Teile und Herrsche.

  • ^^


    Das sehe ich genau so. Man muss nur Bedenken, wer da so seine Pöstchen verlieren würde wenn all das nicht geben würde => Und schon kommt man auf die Begründung warum nichts effektiv dagegen unternommen wird!

  • ^^


    So einfach ist das auch wieder nicht. Die Einrichtungen waren ja nicht zuerst da, sondern die Drogenszene. Man wollte dann den Abhängigen dort helfen, wo sie sich aufhalten und hat sehr viel Geld in die Gebäude der Drogenhilfe gesteckt. Wenn man das jetzt über die Stadt verteilen würde, ginge das nur mit zusätzlichem finanziellem Aufwand.


    Man hat ja jetzt schon Angst, dass man die Leute nicht mehr erreicht, weil durch Polizeimaßnahmen die Szene unter Umständen verdrängt wird. Wenn man die Einrichtungen verteilt, erreicht man viele nicht mehr. Ein Teil wird die Drogen immer dort konsumieren, wo sie gekauft wurden. Außerdem muss man erst mal eine Gegend finden, wohin man so was verlagern kann. In deiner Nachbarschaft möchtest du so eine Einrichtung wahrscheinlich nicht haben.

  • Natürlich will niemand die Drogenabhängigen in seinem Viertel haben.


    Andererseits hat das Bahnhofsviertel ja auch seine ganz eigenen Anreize. Es ist super verkehrsgünstig gelegen und Frankfurt versorgt quasi nicht nur die Abhängigen der Stadt und des unmittelbaren Umlands, sondern de facto alles im Umkreis von 150km. Wenn man den Drogenkonsum etwas unangenehmer machen würde, würde zumindest dieser Drogentourismus mal etwas zurückgehen und somit das Problem an sich besser zu managen.

  • Mehr Verfolgungsdruck würde das Problem vielleicht ein Stück weit eindämmen, aber in weiten Teilen einfach nur verschieben. Ich erinnere mich noch ganz gut an die 90er Jahre in Limburg. Damals hatten wir da eine sichtbare offene Drogenszene rund um den Bahnhof herum mit mehreren Drogentoten im Jahr, was für so eine kleine Stadt schon beträchtlich war. In den Folgejahren ging das massiv zurück, nachdem die Leute durch den nachlassenden Verfolgungsdruck nicht mehr aus Frankfurt rausgedrängt wurden bzw. sich dort zusammenballten - je nach Sichtweise. Ich nehme an, dass es an anderen Orten entlang der Bahnstrecken im Frankfurter Umlanbd ähnlich war.


    Natürlich ist es müßig darüber zu diskutieren, ob eine Ballung der Szene in Frankfurt besser ist oder eine Verteilung in der Region. Ich will nur darauf hinweisen, dass das Problem keinesfalls weg ist, wenn in Frankfurt schärfer vorgegangen wird. Es ist dann halt woanders.

  • …. Außerdem muss man erst mal eine Gegend finden, wohin man so was verlagern kann.....


    Fand die Idee neulich von Trump gut, die ( illegalen ) Einwanderer ausschließlich auf demokratische Städte zu verteilen.


    Ähnlich sollte man es hier machen: Das Problemklientel in die zwei, drei Stadtteile verteilen, die am meisten für die extrem liberale Drogen- und Migrationspolitik gestimmt haben.

  • Die Frage ist aber was passiert wenn man den Drogenhandel/konsum kontrolliert und sogar eingedaemmt bekommt? Vermutlich erstmal lokale Gangkriege um die letzten lukrativen Ecken und dann vermutlich eher mehr Raubueberfaelle, usw. Die Stadt will das vermutlich daher aussitzen aber eine Loesung ist das auch nicht, weil es so nur noch schlimmer werden wird...

  • ^^


    Dann gehe bitte ins Trump Land wenn Du das alles so gut findest. Was ein schrecklicher polemischer Beitrag. Sorry.

  • Och, wieso? Dann gehen als nächstes auch die ganzen Rechtsausleger in eigene Viertel und wir leben in Parallelgesellschaften nebeneinander her. Dann muss sich niemand mehr am Anderen stoßen. Super Lösung, was kann schon schief gehen? :nono:

  • Da sich das Journal Frankfurt Büro in direkter Nähe zum Bahnhofsviertel befindet (hinter dem komplett verwahrlosten Polizeipräsidium), bekommen sie die dortigen Entwicklungen besonders stark zu spüren.


    Dies schlägt sich nun nieder in einer neuen Titelstory. Beklagt werden nicht nur die Zustände im Bahnhofsviertel, sondern auch im Gallus. Noch schärfer war dann der Kommentar der JF-Chefredakteurin Ronja Merkel, der mehr als Hilfeschrei zu bewerten ist. Es ist lange her, dass man mal aus den scheinbar zu "bequemen Büros" der FAZ, FR, FNP oder Bild Frankfurt solche Worte zu lesen bekam.


    Einige Punkte hierin:

    • Neue Drogen-Hotspots zu den bereits bekannten, seien mittlerweile Platz der Republik und Saar-Carrée (direkt neben der ABG Frankfurt Holding).
    • Für den Kaisersack wird ein Alkoholverbot angestrebt, hierfür werden nun Daten erhoben, so dass ein Beschluss auf Landesebene stattfinden kann.
    • Laut Frankfurter Polizei treiben mittlerweile 400 bis 500 Dealer (!!!) ihr Unwesen im Bahnhofsviertel, die zudem immer angriffslustiger auftreten würden (auch ggü. Rettungskräften und Passanten).
    • Von jährlich 2.500 - 3.000 Verfahren, die in Frankfurt jährlich für Cannabis-Besitz angesetzt werden, stellt die hessische Staatsanwaltschaft den Großteil wieder ein.
    • Die hessische CDU (Justizministerin Eva Kühne-Hormann) will sich nun vom "Kölner Ansatz" bzgl. der Verfolgung von Betäubungsmittelkriminalität inspirieren lassen --> Es soll in Frankfurt zu einem Drei-Säulen-Modell zur Bekämpfung der Drogenkriminalität kommen kommen (neuer Schwellenwert für gewerbsmäßigen Handel, der erwischte Dealer darf die Umsätze aus dem Drogenhandel nicht mehr einbehalten).


    Wenn das so weitergeht, wird es nicht nur beim Wegzug der IAA bleiben.

  • Ja, es ist wirklich beschämend.


    Und noch beschämender ist es, dass die drei großen Parteien dazu keine Antwort finden und alle entweder bocklos (SPD) sind oder in Ihren jeweiligen ideologischen Ecken (Law-and-Order -> CDU bzw. Drogenliberalität --> GRÜNE) verweilen anstatt das zu tun, was die Bürger von Ihnen verlangen, nämlich Probleme zu lösen und mal ganzheitlich zu denken.


    Weder nur verstärkter Druck durch Polizei und Justiz, noch mehr Druckräume und Sozialarbeit jeweils allein werden etwas bringen, sondern nur ein kombinierter Ansatz. Andere Städte sind da auch deutlich erfolgreicher und haben ähnliche Voraussetzungen wie Frankfurt, man müsste halt mal den Allerwertesten hochbekommen und sich mit diesen mal austauschen. Auch das Fingerpointing in Richtung Land greift zu kurz. Natürlich muss auch dort was geschehen, aber es ist nicht so, als könnte Frankfurt alleine nichts bewegen. Man muss halt wollen und auch am Thema dranbleiben. Das ist das Bohren dicker Bretter, was zugegebenermaßen natürlich nicht Fotoshooting-kompatibel ist.


    Was die aktuelle Corona-Krise aber vor Augen führt ist, dass Kompetenz im Amt vom Wähler durchaus goutiert wird.

  • Andere Städte sind da auch deutlich erfolgreicher und haben ähnliche Voraussetzungen wie Frankfurt, man müsste halt mal den Allerwertesten hochbekommen und sich mit diesen mal austauschen.

    In all Fairness: Genau das scheint ja in diesem Fall passiert zu sein. Der Blick über den Tellerrand nach Köln verspricht hoffentlich etwas Besserung. Vor allem bleibt es nicht nur beim Austausch, sondern es wird tatsächlich zur Tat geschritten.


    Übrigens wird selbst das Mainufer auf Höhe des Interconti derzeit wieder stark von den Negativ-Effekten des Bahnhofsviertels beeinträchtigt. Auch hier halten sich mittlerweile größere aggressiv auftretende Männergruppen auf.


    Eines müsste klar sein: In Zeiten von Corona steht der ganze "Frankfurter Weg" mit all seinen Schattenseiten (d.h. Hygiene-Problematik, Abfall, enger Menschenkontakt, Verfall ganzer Staßenzüge) mehr denn je auf dem Prüfstand. Ein offenes Drogen- und Rotlichtviertel in Mitten einer globalen Pandemie ohne Impfstoff ist wohl kaum der Weg der Vernunft.

    Einmal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • ...wie wäre es mit einer Liveprojektion der Zustände von der Ecke Niddastraße/ Moselstraße auf die Fassaden der örtlichen Parteizentralen unserer Magistratsparteien und des Römers?


    Eben wieder vorbeigefahren, es ist unfassbar ....